Stadtspiegel 10 11 2010 - der Stadt Eisenhüttenstadt

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22 Sabine Siegel (Mitte) führt Regie Gesamtschule 3, der Kooperationsgrundschule Astrid Lindgren, dem „Tanzverein Fire & Flame“ und Gästen aus Österreich und Polen - bereiten sich im Unterrichtsgeschehen und in ihrer Freizeit auf ihr mittlerweile achtes Singspiel vor. Wir erinnern uns: da gab es die „Vogelhochzeit“, „Ein Tag im Straßenverkehr“, „Die vier Jahreszeiten“ “, mächtig viel „Aufregung im Märchenwald“, „Die Zeitreise des Till Eulenspiegel“, „Die Dinosaurierhitparade“, „Die Abenteuer von Bim, Bam und Bum“ – eine Schwalbengeschichte, „Kinder, wie die Zeit vergeht“ und nun „Ferien für den Nintendo DS“. ENDLICH! Sicher nicht nur mir persönlich hat dieses Glückshormone vermehrende, bunt und liebevoll zusammengestellte Treiben im Eisenhüttenstädter Kulturangebot gefehlt! Inzwischen aber strahlt das Friedrich-Wolf-Theater wieder in neuem Glanz und so kann es nach einer längeren Spielpause auch für die Pestalozzi – Schule endlich mit Trommeln, Klangcollagen, Tanz und anderen musikalischen Einlagen zu einer neuen Singspielaufführung weiter gehen. Am 6. November und am 8. November, jeweils um 10 Uhr ist es im Friwo wieder soweit und das Lampenfieber aller Mitwirkenden steigt. „Ferien für den Nintendo DS“ – welch ein multimedialer Titel! Ich frage bei Projektleiterin Sabine Siegel nach, wie sie seit Jahren Titel und Stoff für Geschichten findet, die Jung und Alt anturnen? Sabine Siegel In erster Linie suchen wir nach einer Geschichte, die zu unseren Kindern passt, die gefällt, die vermittelt und auch umgesetzt werden kann. Die Anregungen für meine Geschichten bekomme ich vor allem von meinen Enkelkindern und dann von den Kindern unserer Pestalozzi Schule. Diese Anstöße und Aufhänger sind für mich der entscheidende Einstieg. Eine „verkrampft“ zu Papier gebrachte Geschichte löst keine Funken der Begeisterung aus. Und Themen, wie Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Weltall oder Naturer- eignisse lassen sich im Spiel viel besser veranschaulichen, als verbale Vorträge. Wichtig ist für unsere Kinder, dass etwas in einfacher Art und Weise vermittelt und jeder, gleich welcher Behinderung, einbezogen wird. Alle Kinder der Pestalozzi Schüler wirken in zwei Rollen in unserem neuen Singspiel mit und sei es in der kleinsten Statistikrolle, aber sie sind dabei! Welcher Titel und welche Geschichte Steffen Kraft in seinem Element dann letztendlich das Rennen macht, entscheiden unsere Schüler und Pädagogen gemeinsam. „Ferien für den Nintendo DS“ macht neugierig und das wollen wir. „Nintendo DS“ bedeutet auch „mobiles Spielen mit Stil“ – Steffen Kraft, Sie haben seit dem ersten Singspiel die musikalische Leitung inne, welches Ziel steht für Sie als Musikpädagoge an der Pestalozzi –Schule vorn an? Steffen Kraft Ich möchte vor allem mit Hilfe der Musik Begeisterung schaffen, einen AHA – Effekt erzeugen. Dazu gehört Musik hören, Musik machen, Musik umsetzen, Musik in ihrer ganzen Vielfalt erlebbar machen und das nicht nur zur Vorbereitung eines Singspiels. Unser gesamtes Schulteam wird aktiv, wenn ein neues musikalisches Projekt entsteht, Die unterschiedlichsten Musikgenres werden heraus- und ausgesucht, Texte und Musikpassagen mitunter verändert, manchmal auch eigene Lieder hinzu komponiert. Letzteres und das stimmige Zusammenlaufen aller musischen Bestrebungen ist dann meine Aufgabe, die ich mit ebensolcher Freude übernehme, wie jeder andere die seine. Wenn das Arrangement fertig gestellt ist, bringen wir das Ganze als Hörspiel auf eine CD, für die Schüler und Pädagogen zum Kennlernen. So steht wohl weder einer großen Jubiläumsfeier noch einer mitreißenden Singspielpremiere etwas im Wege. Wünschen wir der Schule mit dem Sonderpädagogischen Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ein andauerndes Fortbestehen und grenzenlosen (NDS) Spielspaß einschließlich einem außer Rand und Band erfreutes Publikum bei ihrem achten Singspiel „Ferien für den Nintendo DS“ Juliane Fechner
„Lebensbilder“ Und immer noch hat er einen Traum... Mit den Erinnerungen von Dieter Konrad schließt der Stadtspiegel seine Interviewreihe „Lebensbilder“ ab. Dieter Konrad - ein echter Fürstenberger, der 1942 in der Oderstraße 21 geboren und mit Oderwasser getauft ist, erzählt aus seinem einfachen, harten Leben, das vom Familienzusammenhalt aber auch von Notzeiten geprägt war. Herr Konrad, erzählen Sie mir von Ihrer Familie, sind alle Ihre Familienangehörigen Ur-Fürstenberger? Teils, teils. Mein Vater Fritz Konrad stammt aus Güntersberg bei Crossen und war vor dem Krieg Schiffer. Meiner Mutter Frieda, geborene Schneider, ist in Fürstenberg geboren. Ihre Familie lebte seit Generationen hier am Oderstrom. Meine Eltern heirateten 1937 in Fürstenberg und im selben Jahr kam mein Bruder Horst zur Welt, der leider schon verstorben ist. Es waren ja damals schon politisch unruhige Zeiten, als sich ihre Eltern das Jawort gaben, kamen trotzdem noch weitere Kinder, zur Welt? Ja klar, wir waren fünf Kinder insgesamt. Nach meinem Bruder Horst kam Schwester Inge, dann Bruder Lothar und schließlich meine Wenigkeit und nach dem Krieg kam noch mein Bruder Jürgen zur Welt. Schlimm war nur, dass Vater, der als Schiffer unabkömmlich eingestuft war und vorerst nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde, dann doch noch, sozusagen als letztes Aufgebot 1944, einrücken musste und schwer verwundet wurde. Haben auch Sie, der sie noch nicht mal drei Jahre alt waren, eine Erinnerung daran, wie Ihre Mutter mit den Kindern Fürstenberg verlassen musste, da Fürstenberg Anfang Februar 1945 zur Festung erklärt wurde? Ich habe natürlich nicht alle Einzelheiten von damals behalten. Mutter erzählte, dass am 3. Februar 1945 ein Auto vor unserer Tür stand und wir zum Bahnhof gebracht wurden. Von dort aus ging es mit dem Zug nach Großräschen. Wir, das waren meine Mutter, wir vier Kinder, eine Tante mit ihrem 10-jährigen Sohn und meine Oma Schneider, die schon damals Witwe war. Wir kamen in einem leer stehenden Haus unter. Im Mai 1945 kehrten wir wieder zurück in unserer Fürstenberg in die Oderstraße. Das Haus hatte Gott sei Dank kaum Schaden genommen, nur die Ehebetten meiner Eltern, die fehlten. Wie muss man sich das Heranwachsen Ihrer Generation in dieser vom Umbruch geprägten Zeit vorstellen? Trotz allen Mangels versuchten meine Eltern das ihnen Mögliche für unser Heranwachsen zu tun. In unserem Spiel- und Bewegungsdrang hatten wir sehr viel Freiheit. Unser Spielterrain zog sich bis zur Nikolaikirche, dort sollten wir natürlich nicht spielen, denn die Kirche war ja eine Ruine. Später versuchten wir auch mal zu rauchen, natürlich keine richtigen Zigaretten, das waren zusammen gedrehte Eichenblätter. Noch ehe wir zu Hause waren, wusste Mutter schon Bescheid. Ansonsten waren wir viel am Wasser und fuhren mit dem Kahn herum, luden Holz ein, das wir fanden und sorgten somit auf unsere Art für den Winter vor. Die Tour von der Fähre bis zur Werft reichte schon, dann war der Kahn voll. Es herrschte damals ein unwahrscheinlicher Betrieb auf der Oder. Ich brachte mir selbst das Schwimmen im Kanal bei. Angeln, das war auch so ein schönes Abenteuer, denn die Oder barg immer etwas Geheimnisvolles und Faszinierendes – sie ist eben ein unberechenbarer Strom. Ansonsten mussten wir, wie viele Fürstenberger Kinder, nachmittags im Eichwald Ziegen hüten. Erinnern Sie sich noch an Ihre Einschulung und Schulzeit – an Mitschüler und ehemalige Lehrer? 23
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