01.12.2012 Aufrufe

Stadtspiegel 10 11 2010 - der Stadt Eisenhüttenstadt

Stadtspiegel 10 11 2010 - der Stadt Eisenhüttenstadt

Stadtspiegel 10 11 2010 - der Stadt Eisenhüttenstadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Leinen- und Baumwollweberei<br />

von Karl Book, Buchwaldstraße<br />

37. (Bis 1915 Anilinfabrik Bayer<br />

& Kegel, danach wurde das<br />

Areal zeitweise als Korbwarenfabrik<br />

einer Genossenschaft<br />

genutzt.) Nach einer zeitweiligen<br />

Zurückdrängung <strong>der</strong><br />

Rotarmisten bot sich auf dem<br />

Anwesen des Ehepaares<br />

Jüttner und Linke, dem sog.<br />

Grubenhaus, Buchwaldstraße,<br />

ein schreckliches Bild: Die<br />

älteren Leute und Frau Linke<br />

waren nicht nur erschossen,<br />

son<strong>der</strong>n verstümmelt und mit<br />

Gegenständen verschandelt.<br />

Hier wurde nach Angaben von<br />

Helmut und Georg Padel,<br />

Buchwaldstraße 23a bzw. 28,<br />

eine Kommission für Kriegsverbrechen<br />

tätig und eine<br />

Wochenschau berichtete<br />

darüber. Doch bei diesen Toten<br />

blieb es nicht. Als die Einwohner<br />

nach dem Vorrücken <strong>der</strong><br />

Roten Armee Richtung Berlin<br />

wie<strong>der</strong> nach Fürstenberg<br />

zurückkehrten, fanden sie den<br />

alten Schiffer Otto Hartwig in<br />

seiner Wohnung Buchwaldstraße<br />

37b tot und zugerichtet<br />

vor. Das Haus <strong>der</strong> Familie Hans<br />

Schulz war zwar Anfang Februar<br />

durch Beschuss und Feuer<br />

zerstört worden, doch wegen<br />

eines Säuglings und eines<br />

weiteren Kleinkindes wollten<br />

<strong>der</strong>en Mutter und ihr alter<br />

Schwiegervater im Keller das<br />

Ende <strong>der</strong> schrecklichen Zeit<br />

abwarten. Doch daraus wurde<br />

nichts, sie fanden in dieser<br />

schrecklichen Zeit selbst ein<br />

gewaltsames Ende. Später<br />

wurden mehrere skelettierte<br />

Leichen in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong><br />

in Resten heute noch vorhandenen<br />

Ruine gefunden.<br />

Vergewaltigt, erschlagen,<br />

erschossen?<br />

Eine Nachkriegsbehörde dürfte<br />

die Todesursache kaum<br />

interessiert haben. Stattdessen<br />

die Legende, Schulz sei<br />

Kommunist gewesen und<br />

wollte die Rotarmisten mit<br />

einem Stalinbild empfangen.<br />

Da die Angreifer noch mal<br />

zurückgeworfen wurden,<br />

haben SS-Soldaten das<br />

Stalinbild entdeckt und<br />

deshalb alle Kellerbewohner<br />

erschossen.<br />

Sich <strong>der</strong> Gefahr auszusetzen,<br />

im Frontgebiet sowie nah an<br />

<strong>der</strong> Hauptkampflinie (HKL) und<br />

entgegen dem Räumungsbefehl<br />

aufzuhalten, war sträflicher<br />

Leichtsinn. Doch bislang<br />

wird nur jener mit Ehrungen<br />

gedacht, die durch deutsche<br />

Kugeln starben. Es ist endlich<br />

an <strong>der</strong> Zeit, sich auch jener<br />

Fürstenberger Bürger ehrend<br />

zu erinnern und ihrer zu<br />

gedenken, die durch Misshandlung<br />

und Kugeln von<br />

Rotarmisten einen grausamen<br />

Tod fanden. (Siehe: MOZ/O<strong>der</strong>-<br />

Spree-Journal v. 19.<strong>11</strong>.01;<br />

<strong><strong>Stadt</strong>spiegel</strong> <strong>Eisenhüttenstadt</strong>,<br />

<strong>10</strong>/<strong>11</strong>-2003, S. 14 -16. Hier habe<br />

ich die durch Rotarmisten<br />

verschuldeten zivilen Opfer<br />

zwar erwähnt, aber nicht<br />

Blick auf die ausgebrannte Kirche. Zeichnung von Mierke, 1948<br />

versucht, eine Parallele zu den<br />

Fellerts zu ziehen.)<br />

Die Sprengung <strong>der</strong> Zwillingsschachtschleuse<br />

wurde verhin<strong>der</strong>t<br />

Einen grausamen Tod fand<br />

auch Georg Grund, obwohl er<br />

Ehrungen verdient hätte.<br />

Georg Grund war Wärter <strong>der</strong><br />

Zwillingsschachtschleuse und<br />

wohnte laut Adressbuch für<br />

Fürstenberg von 1937 am<br />

Schöpfwerk. Durch seine<br />

kriegswichtige Tätigkeit war er<br />

u. k. gestellt, d.h. unabkömmlich<br />

auf seiner Arbeitsstelle.<br />

Er war es, so wurde mir<br />

u. a. von Günter Slosarek<br />

berichtet und so steht es auch<br />

in seinem Bericht im Heimatkalen<strong>der</strong><br />

für das Jahr 2002 auf<br />

Seite 74: „Als 9-Jähriger<br />

erlebte ich die Schrecken des<br />

Krieges in Fürstenberg -<br />

Erinnerungen eines 65-<br />

Jährigen“ <strong>der</strong> die Zwillingsschachtschleuse<br />

vor <strong>der</strong><br />

Zerstörung durch Sprengung<br />

bewahrte. Georg Grund war<br />

allerdings Mitglied <strong>der</strong> NSDAP.<br />

Das war aber sicher noch kein<br />

Anlass für eine Verschleppung<br />

durch die Sowjets in eines<br />

ihrer Lager. Er muss noch eine<br />

Funktion in <strong>der</strong> Nazi-Partei<br />

gehabt haben. Vielleicht war<br />

er Blockwart? (Eine Art<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> eines Wohnbezirksauschusses<br />

des Nationalen<br />

Front wie es sie in <strong>der</strong> DDR<br />

gab. Diese ehrenamtliche<br />

Funktion reichte ab Mitte 1945<br />

nicht mehr aus zur Verschleppung.<br />

Zu spät für G. Grund) Oft<br />

war es auch so, dass u. k.-<br />

Gestellte diese ehrenamtliche<br />

Parteifunktion übergeholfen<br />

bekamen, weil die „Altgedienten“<br />

zum Kriegsdienst einberufen<br />

worden waren. Jedenfalls<br />

wurde Grund, sicherlich<br />

nach einer Denunziation,<br />

abgeholt und starb wie viele<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!