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DEUTSCHE BAUZEITUNG

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<strong>DEUTSCHE</strong> <strong>BAUZEITUNG</strong>MIT DEN BEILAGEN: STADT UND SIEDLUNG / WETTBEWERBEKONSTRUKTION UND AUSFÜHRUNG / BAUWIRTSCHAFT UND BAURECHTH E R A U SG E B E R :P R O F E S S O R E R I C H B L U N C KSC H R IFTLEITER : R EG .-BAUM STR. FRITZ EISELENAlle R echte Vorbehalten. — Für nicht verlangte Beiträge keine Gewähr.61. JAHRGANG BERLIN, DEN 28. MAI 1927 Nr. 43Die deutsche Schule in der dänischen Stadt Apenrade.A rchitekten: M ag.-Baurat Ziegler und A rchitekt ßieve in Flensburg.Von A rchilekt Paul Schaefer, C harlottenburg.(Hierzu 17 Abbildungen.)a ssie rt d er D eu tsch e die H a d e rsiebene r C haussee in sü d lich erR ic h tu n g auf d as d u rch denW e ltk rie g g e w a ltsam a n D än e­m a rk au sg elieferte A p en rad e, sob e g rü ß t ih n schon v o n w eitemin m itte n sch ö n er L a n d sc h a ft alse rste s g rö ß eres G ebäude dieserd än isch en S ta d t ein freu n d lichro te r B a c k ste in b a u , u n d zw ar istes ein s ta ttlic h e s deutsches H au s, näm lich dieerste deutsche Schule auf n eu d än i­schem Boden.In A penrade, w o s te ts d as D e u tsc h tu m dem D änentumeb enbürtig oder g a r ü b erlegen w ar, b ild ete sich m itsta rk e m V a te rla n d sg e fü h l b a ld n a c h dem K rieg e d erDeutsche Schulverein, dem es je tz t u n te reigenen sch w eren O pfern, u n te r s tü tz t d u rch die h o ch ­herzige H ilfe des sü d lich en M u tterlan d es, g elu n g en ist,eine d eu tsch e S c h u la n s ta lt in A p en rad e zu erb au en .W äh ren d die d än isch e G esetzg eb u n g die E rric h tu n geiner ö ffen tlich -rech tlich en d eu tsch en S chule n ic h t g e ­sta tte t, stellte d er d än isch e S ta a t d e r G rü n d u n g einerd eu tsch en P riv atsch u le k eine S ch w ierig k eiten in denW eg. E s w u rd e ih r das P en su m einer d eutsch en R ealschulezugru n d e g eleg t, zugleich a b er m ußte auch diew ich tig e F o rd e ru n g d er P fleg e einer g u te n d eu tsch enV olk ssch u lb ild u n g erfü llt w erden. A ußerdem solltediese fü r K n ab en u n d M ädchen ein g erich tete U n te r­ric h tsa n s ta lt noch in h e rv o rra g e n d e r W eise dem p a trio ­tisch en Z w eck dienen, d er Sam m el- u nd M ittelp u n k tdes d eu tsch en k u ltu re lle n L ebens fü r A p enrade undU m gegend zu w erden.A us d iesen b em erk en sw erten, w eit g e ste c k te nZ ielen e n tsp ra n g das reichhaltig e B au p ro g ram m d ieserSchule, w ozu n a tu rg e m ä ß viele V o rarb eiten zu e r­led ig en w aren, bis m an im Som m er 1925 endlich a n dieA u fstellu n g eines E n tw u rfs d en k en k o n n te . E in b e ­so n d erer W u n sch d e r A p en rad er D eu tsch en w a r es nun,d aß ihre P a te n s ta d t F le n sb u rg zur P la n u n g u n d A usfüh ru n g des P ro je k te s d as stä d tisc h e H o ch b au am t zurV erfü g u n g ste llte , u n d so erfo lg te d er E n tw u rf u n d dieB au leitu n g d u rch d en F le n sb u rg e r M a g istra tsb a u ra tZiegler u n te r w esen tlicher A n teiln ah m e des d o rtig e nstä d tisc h e n A rc h ite k te n R i e v e , die beide in k u n s t­v o ller Z u sam m en arb eit ih re A ufgabe trefflich lösten.Abb. 1.S tra ß e n a n sic h t von S ü d w esten.


P a s S chulgebäude is t auf h ak en fö rm ig er G ru n d ­rißform (Abb. 12, S. 363) in n ied erd eu tsch er B ack stein ­a rc h ite k tu r aus gelben H in term aueru n g sstein en m itro ten H an d strich v erb len d ern e rric h te t u n d m it ro te nholländischen P fannen ein g ed eck t. Die H au p ttassad e,,,.a ll„. d er m it b re ite r U m rah m u n g d u rc h schlichte,flächige D re ie c k sm u ste ru n g d e r S tein sch ich ten lebendigg e s ta lte t ist u n d d u rc h eine d u n k e lg e b e iz te E ichentürv ersch lo ssen w ird. D a rü b e r sp rin g e n in reizvoll g raziöserE rfin d u n g k o n so la rtig d rei sch lan k e kleine- f i -Abb. 2.10 15 ^V orderansicht.Abb. 3. H o fan sich t.Schrillt a-bS c h n itt c - dAbb. 6—8. S ch n itte in 1 : 300die p arallel zur L a n d stra ß e nach W esten b lic k t, h a t ind er M ittelachse eine in te re ssa n t h er v o r tre te n d e , effe k t­volle B eto n u n g e rh a lte n (Abb. 1, S. 361), w odurch deinB au w erk d as A nsehen eines öffentlichen G ebäudes v e r­liehen ist. E ine zw ölfstufige T rep p e, ebenfalls in derw arm ro ten F a rb ig k e it des B acksteins, fü h rt zum E in-362Erdgeschoßgrundriß Abb. 9, S. 363.)E rk e r au s d er M au erflu ch t h e rv o r, die, in K u p fer eing e d e c k t, hier sp ä te r in d er schönen g rü n e n P a tin a harnionisch zum B ack stein schim m ern w erd en . U nd blickm an höher, so s tre b t als D u rc h b re c h u n g d e r geradeiIra u flin ie ein d reifach g e tre p p te r G iebel in einfachenm ehr b reitg ezogenen U m rissen im G leich g ew ich t zuNr. 43.


lan g g estre ck ten H a u p tfro n t frei in die H öhe hinauf,b e k rö n t von einer schm iedeeisernen D reiecksspitze. Imo bersten G iebelfelde b em erk en w ir w ied er die w ieein zartes W eb em u ster aussehende D reieck sschichtu n gder Ziegel, ein g u tes M ittel, um die F läch e unau ffälligu nd doch w irk u n g sv o ll zu schm ücken. D ad u rchzeichnet sich ü b e rh a u p t d as G ebäude innen u nd au ß enaus, daß die A rc h ite k te n n u r an w enigen, m it K u n stverstän d n is rich tig erw ählten S tellen sch m ü ck en d e Zu-in d e r D reik u p p elu n g ein erseits von b ester W irk u n gsind u n d a n d e re rse its die w ag e re c h te T en d en z u nd denla n g g e stre c k te n E in d ru c k d er F ro n t steig ern . E s m ußd ire k t ein h ü b sch er A nblick sein, w enn die vielenF e n ste r n ach E in b ru ch d er D äm m erstu n d e ihren heilenG lanz in die D u n k elh eit h in au sstrah len . A uch die au sdem D ach freundlich h erau ssch au en d en F e n ste r, dieeiner im D achgeschoß u n te rg e b ra c h te n S chülerh erb erg eL ich t spenden, b rin g e n als seitliche T ra b a n te n des inAbb. 9.E rdgeschoß-G rundriß.V laßstab d er G rundrisse 1 : 500.n Hdaers'ebenC h a u ssee — — — n. A penra c/eAbb. 11. K ellergeschoß-G ru n d riß .taten an b rach ten , u n d zw ar in ein er b esch eid en en undstets für den straffen Z iegelbau c h a ra k te ristisc h e n F orm .D aher zeig t a u c h im ü b rig en die V o rd e rfro n t d asreine G esicht eines B a c k ste in g e b ä u d e s u n d n u r diep lastische Z ickzacklinie a u f dem G esim s des K e lle r­geschosses u n d die q u e rg e ste llte n Q u a d ra tm u ste r au fder M auerfläche zw ischen E rd - u n d O bergeschoß bildenhier die einzigen V erzieru n g en , die zudem ebenfalls au sZ iegelsteinen h e rg e s te llt sind. D ie F a ssa d e e rh ä lt jag en ü g en d B elebung d u rch die w eiß en F u g e n u n d diereichlichen, g u t v e rte ilte n w eiß u m rah m ten F e n ste r, dieAbb. 12. L ag ep lan . (M aßstab 1 : 1000.)d er M itte a u frag en d en H au sg ieb els L e b e n d ig k e it in dieru h ig a n ste ig e n d e D achfläche.T re te n w ir n u n in den H of u n d S pielplatz derS chule ein, so e n td e c k e n w ir a u c h hier, d aß die A rch i­te k te n gleichfalls d er R ü c k a n sic h t, die k ü n stlerischso n st so leich t v e rn a c h lä ssig t w ird , ein in te re ssan te sG iebelm otiv ein zu fü g en v e rsta n d e n . A n d er re c h te nE ck e, w o die M au erflu ch t des eig entlichen S ch u l­g e b äu d es sich rech tw in k lig m it dem n ied rig eren B a u ­k ö rp e r des T u rn sa a le s sch n eid et, sind die T re p p e n ­h a u sfe n ste r a rc h ite k to n isc h als d reifach se n k re c h t


Abb. 13.H ofansicht von Südw esten.2595939323995> i. r^ ' ” "Abb. 14 V ortrep p e m it H au p tein g an g .Die deutsche Schule der dänischen Stadt A penrade.364Nr. 43.


!IAbb. 15. E rdgesch o ß h alle m it H au p ttrep p e.A bb. 16.W indfang.n ebeneinander h o c h stre b e n d e s E le m e n t g e sc h ic k t zu ­sam m engefaßt, d as p fe ile ra rtig em p o rsch n ellt, so daßsich, d u rch au s o rg an isch em pfunden, a n dieser Stelleüber d er u n teren D achlinie ein reizv o ll w irk e n d e r U hrgiebelals ab sch ließende B e k rö n u n g a u fb a u t (Abb. 13,S. 364). U nd d am it d e r S p ielp latz se lb st ebenfalls einegeeignete stim m u n g sv o lle B eleb u n g fü r die Ju g e n dfindet, ist in d e r M itto ein o rig in eller B ru n n en a u f­g estellt m it d er h u m o ristisch g e h a lte n e n P la s tik einesF roschkönigs (A bb. 17, S. 366). Bei d ieser B runncnanlageist fern er m it g u tem S tilg efü h l eine B auw eiseg ew ählt, die in d er u n te re n F u g u n g des S ockels undin dem g e sc h ic h te te n P fe ile r einheitlich m it dem B a c k ­stein g efü g e des S ch u lg eb äu d es zu sam m engeht. Sotrifft m an ü b erall au f b em erk en sw erte E in zelh eiten, died eu tlich d a fü r Z eugnis ablegen, m it w elch er feingefü h lten Ü b erlegung die A rc h ite k te n ih ren E n tw u rfb e a rb e ite t haben.In d e r G ru n d riß g e sta ltu n g w u rd e fü r eine g u teA n o rd n u n g d er S ch u lräu m e, fü r h a lle n a rtig e K o rrid o re28. Mai 1927. 365


und gesunde V erh ältn isse m it reich er L uft- und L ichtzufuhrS orge g etrag en (Abb. 9 bis 11, S. 363). D as zuebener E rd e gelegene U ntergeschoß en th ält au ß er denH eizungs- u n d K ohlenräum en eine dreizim m erige Schuldienerwohnung n eb st K üche sow ie N ebengelaß und fürdie S chüler H an d fertig k eitsräu m e, eine B rau seb ad ­anlage m it anschließenden W asch- und A nkleideräumen. Im E rdgeschoß liegen fünf K lassen räu m e sowieein L ehrm ittelzim m er u nd im O bergeschoß sind \ie iK lassenräum e, fern er eine K lasse für den P hysik- undC hem ieunterricht, ein Zim m er für den S chulleiter undein L ehrer- und K onferenzzim m er u n terg eb rach t.A ußerdem lehnt sich hakenförm ig an d as V o rderhausnoch ein linker F lü g elan b au an, in dem durchgehendund etw as g rü n ä b g e se tz t. In den K lassentürum rahm ungen ließ m an fern er fa rb en freu d ig ein rotesB a c k ste in g e fü g e .sic h tb a r w erd en , u n d a u ß erd em stelltem an als treffliche p lastische Z ierde in d er N ische amT rep p en au fg an g einen M ajolika - W A ndbrunnen auf.D enselben S chm uck h a t a n g leich er S telle d as Obergeschoßerh alten. D er p ra k tisc h e G ed an k e, die T u rn ­halle, die 6,10 m H öhe h at, zugleich als A u la und alsF e stsa a l fü r allgem eine d eu tsche V e ran staltu n g en zubenutzen, erg ab den n a tü rlic h e n W u n sch , diesen Raum ,d er zu diesem Z w eck au ch m it ein er kleinen Bühne,einer G alerie u n d den erfo rd erlich en N ebenräum en ausge s ta tte t ist, a rc h ite k to n isc h u nd farb ig reicher zu gestalten. Die W andflächen sind h ellb rau n m it rötlichemAbb. 17.d urch das U nter- u n d E rd g esch o ß sich eine g ro ß e T u rn ­halle, die zugleich als A ula u n d F e stsa a l d ient, sow ied arü b er im O bergeschoß ein Z eichensaal m it einer F ü n f­fensterfron t. befindet, die nach N orden lieg t u nd som itd as g ü n stig ste L icht für einen solchen K lassen rau m ermöglicht. Um den Spielplatz herum g ru p p ieren sichnach O sten u nd Süden einzelne B aulichkeiten, so daßer fü r sich ringsum fest abgeschlossen ist. M an h a td o rt näm lich für die B edürfn isan stalten , g e tre n n t vond er Schule, sow ie für die A ufnahm e d er F a h rrä d e r jeein besonderes niedriges G ebäude errich tet.E ine g u te In n e n a u ssta ttu n g d er Schule in säm t­lichen R äum en w urde in d er H auptsach e durch eined ekorativ e F a rb ig k e it erzielt. So ist z. B. bei d er g e ­räum igen, au f A bb. 15, S. 365, w iedergegebenen E rd ­geschoßhalle d er W an d to n hellbraun m it einfachenL inienornam enten an den P feilern in d u n k elb raun, ro t366H ofbrunnen.Schim m er u nd m it d u n k e lb ra u n e n E in fassu n g en gehalten. D ie T ü ren u n d d as 2V* hohe H olzpaneel sindd u n k elb rau n g eb eiz t u n d ro t bzw . g ra u b la u abgesetzt.Die H olzdecke ersch e in t p o m pejanisch ro t m it seitlichenb lau u n d g ra u a b g e se tz te n o rn am en talen Verstäbu n g en . A uf d er E m p o re is t die W an d fläch e blaugrau , u n d die im g leich en W a n d to n w ie die H au p t­halle b eh an d elten P feiler sin d m it sch lich ten Linienorn am en ten in d u n k e lb ra u n , r o t u n d b lau g rau abgesetzt. A uf diese W eise is t h ier, d e r B estim m unge n tsp rech en d , eine a u ß e ro rd e n tlic h feierliche undw ü rd ig e S tim m ung erreich t. F e rn e r is t am H of zueben er E rd e ein b eso n d erer Z u g an g m it V orhalle angeleg t, d u rch den m an, a b g esch lo ssen v on d er Schule,zum S aal bei F e st V ersam m lungen g e la n g e n k an n .D ie innere E in ric h tu n g d e r S chule ist praktischund m u s te rh a ft a u sg e fü h rt, w obei alle G egenständeNr. 43.


sich jew eils in F a rb e dem G esam tto n des b etreffen d enR aum es an passen, u nd alle B a u a rb e ite n w u rd en aufsso rgfältigste d u rchgefü h rt. S äm tliche D ecken, m itA usnahm e d er K o rrid o r-H allen d ecken, sind als H olzbalkendeckenv e rle g t, u n d zw ar w u rd en in d er T u rn ­halle die gro ß en U n terzü g e sic h tb a r gelassen . D asH auptgesim s d er V o rd erfro n t ist in E isen b eto n m itV orsatzbeton h erg estellt. D ie H a u p ttre p p e is t in B etong estam p ft u nd m it eichenen T ritts tu fe n b elegt. DieFußböden der K lassen- und V e rw a ltu n g srä u m e sind inP itchpine au sg efü h rt, w äh ren d die g ro ß en H allen desErd- und O bergeschosses sow ie die T u rn h a lle Z em entestrichm it L inoleum belag erhielten.W enn m an m it offenem k ritisc h e n A uge au ß enund innen den S ch u ln eu b au g en au b e tra c h te t, so m ußman vollends an erk en n en , d aß die A rc h ite k te n m itG eschm ack u nd m it g rö ß te r H in g ab e ihr W erk v o llendethaben, u n d sicher h a t bei d e r L ö su n g dieser A ufgabedas B ew ußtsein die sch ö p ferisch e K ra ft g e ste ig e rt,hier eine vorbildliche H e im stä tte zu r P flege und A usbreitungd eu tsch en G eistes u n d d e u tsch e r Z usam m engehörigkeitzu schaffen. D er B au des S ch u lg eb äu d esw urde im H erb st 1925 b eg o n n en und seine E in w eih u n gk ö n n te E n d e O k to b er 1926 erfolgen, die in feierlich sterW eise als ein k ra ftv o lle s B ekenntn is des n o rdschleswigschen D eu tsch tu m s zu d e u tsc h e r K u ltu r undV o lksgem einschaft b eg an g en w urde.D ie S chule, die, w ie schon an fan g s g e sa g t, insch ö n er lan d sch aftlich er U m gebung lieg t, ist, um denL ärm d e r C haussee fern zu h alten , 35 m von d er L a n d ­stra ß e a b g e rü c k t, u n d dieser gew o n n en e V o rp latz istzu einem regelm äßig g e sta lte te n S ch m u ck g arten m itd rei Z u g än g en reizvoll au sg en u tzt. Ö stlich von d ereig en tlich en S chulanlage ist noch ein d azu g eh ö rig er,m ehrere H e k ta r g ro ß e r P latz fü r Spiel- u n d S p o rtzwecke gelegen, auf dem ein b eso n d eres S tall- undR em isengebäude e rric h te t ist zu r U n terb rin g u n g vonP ferd u n d W ag en fü r die vom L an d e kom m endenS ch u lb esu ch er sow ie fü r die d eu tsch en L an d leu te beid er T eilnahm e an d eu tsch en F estv ersam m lu n g en .O hne G ru n d stü c k sw e rt haben die reinen G esam t­b aukosten 185 000 M. b etra g e n , w obei zum S chlußn och b em erk t sei, d aß säm tliche A rb eiten von o rtsansässig en deutschen H an d w erk ern a u sg e fü h rtw u rd en u n d ein g län zendes Z eugnis fü r d eren L e istu n g s­fäh ig k eit d arstellen. —Fritz Schumacher, „Das bauliche Gestalten“.Von A rchitekt Johannes Bartschat, Berlin.Vorbemerkung. W ir müssen unsere L eserschaft um Entschuldigung bitten, daß wir erst jetzt dazu kommen, den großangelegtenersten A bschnitt des neu erschienenen „H andbuches der A rchitektur“, IV. Teil, 1. Halbband, einer Besprechungzu unterziehen. Indem wir in den folgenden A usführungen die Fachw elt m it dem Inhalt der Schum acher’schen Ideenbekannt machen, wollen wir zum A usdruck bringen, daß diese geeignet erscheinen, die A nsichten der A rchitektenschaftüber die künstlerische Seite ihres Faches w esentlich zu klären.Der H erausgeber.as uns der V erfasser, der selbst alsschaffender K ünstler seit Jahrzehnten inder vordersten Reihe der deutschen A rchitektenschaftsteht, m it dem Buch, dasobigen Titel*) träg t, zu sagen hat, ist mehrals eine aus persönlichem Empfindengeborene Anschauung. Auch nicht ein von mehr oderweniger Schulmeinungen getragenes T heoretisieren überKunst und Ä sthetik tu t sich vor uns auf; wir sehen einenfestgefügten Bau vor uns, der als abgerundetes Ganzeslogisch und organisch auf tragbarstem Grunde steht undsich bis in die höchsten Sphären hinaufreckt.Es sei vorweggenommen, daß die E igenschaften, dieSchumacher als K riterium zur E rkennung einer Sache alsKunstwerk aufstellt, wohl in hohem Maße auch diesem,seinem literarischen Erzeugnisse zugesprochen zu werdenverdienen. Nur in der W irkung offenbart sich die K rafteines Kunstwerkes. Steigert sich das Empfinden über denästhetischen Genuß hinaus zu einer seelischen Erhebung,so treten wir in den Bereich w ahrer K unst ein, derenhöchsten W ertung wir den E indruck des Genialen zusprechen.Auch eine Lehre, die als entscheidendeFaktoren die im Menschentum w urzelnden psychischenKräfte einsetzt und mehr ist als eine m athem atischeTheorie, kann in dieser A uffassung A nspruch darauferheben, als K unstw erk gew ertet zu werden. „K unstist die Kraft lebendige Organismen zuschaffen (S. 1Ü). A u f diesem geweihtenGebiete bewegen wir uns nur dann, wenndiese Vermählung von Innenwelt undAußenwelt, von Geistigem und Sinnlichemzu einem beseelten Dritten führt“(S. 11).Das Gebäude, das Fritz Schum acher m it seiner grundsätzlichenK unstbetrachtung aufführt, ist kein totesSchema. Mehr als das E rkennen bei anderen philosophischenund w issenschaftlichen System en bildet hier dasFühlen den Leitstern. So bew undern w ir m it R echt dieaus intuitiven Bezirken der Seele geborene Schöpfung, dieaus diesem Grunde auch die tiefe W irkung ausübt einerOffenbarung gleich für jeden, der auf diese hohe Stufehinaufsteigt.Wenden wir uns jetzt d er G liederung des Aufbaues,der Disposition zu, so wie sie vom V erfasser als K apitel-*) „H andbuch d e r A rc h ite k tu r“. V ierter T e il, I. H albband. Ar*chitektonische K om position, I. A b sc h n itt „D as b au lich e G e s ta lte n “ vonOr.-Infif. E .h . D r. m ed. h. c. F ritz Schumacher, I. M. G eb h ard s V erlagLeipzig. —28. Mai 1927.Überschriften gew ählt w orden ist, so sehen w ir neben derEinleitung, „Das Bauen als K unst“, eine T rennung desStoffes in zwei U nterabteilungen: I. das Erfassen des baulichenK unstw erks, II. Das Entstehen des baulichen K unstwerks.I gliedert sich in: V erstandesm äßige W irkungendes baulichen K unstw erks, sinnliche W irkungen des baulichenK unstw erks, seelische W irkungen des baulichenK unstw erks; II in: Der V organg des Entw erfens, dieMittel des Entw erfens, die Ziele des Entw erfens.Die Einleitung „Das Bauen als K unst“ beantw ortetin tiefgründiger W eise die Frage, was K unst ist. N icht vonsubjektiven, beweislosen A nsichten ausgehend, wie es beiden K unstschreibern nur mit ganz wenigen Ausnahmensonst stets der Fall ist, sondern m it dem R üstzeug philosophischerForschungsm ethoden, aus tiefer K enntnis, wasauf dem Gebiete schon geleistet worden ist, m it K ant’s„K ritik der U rteilskraft“ angefangen, hat Schum acher sichan die Lösung des Problems gemacht. E r selbst sagt(S. 9) über das von ihm geschaffene System in bescheidenerWeise, daß es nur eine Gliederung in rohem Umriß wäre,„die zu ihrer B egründung im Rahm en einer allgemeinenÄsthetik vieler Einzelausführungen und E rklärungenbedürfte“. Ausgehend von dieser festen Grundlage kannerst der Frage näher getreten werden, w ann ein Bauwerkals K unstw erk zu bezeichnen ist.Dem Leser w ird gleich zu Anfang vor Augen geführt,wie auseinandergehend der Begriff „A rchitektur“ ist.Neben „der K ette repräsentativer G lanzleistungen, Bautender G ottes- und Menschen-Verehrung . . . vergegenw ärtigeman sich daneben die Eindrücke, die man etw a beimDurchw andern eines alten Städtchens gehabt h a t .. W aseinen dabei als A rchitektur entzückte, hat wenig gemeinmit jenen Leistungen der „offiziellen“ Baukunst. W andertman vollends w eiter durch ländliche Gebiete und sieht alteBauernsiedlungen aus der Scholle aufw achsen, so blicktman wiederum in eine ganz andere W elt.“ Dagegenscheidet das bunte Gemisch w iderstrebenster Erscheinungender Bauten zumal in der modernen G roßstadt ein für allemalaus. „Diese Leistungen, die offensichtlich unter demNiveau ihrer eigenen Zeit stehen und Sache eines m echanischarbeitenden U nternehm ertum s darstellen, haben mitA rchitektur ebensowenig etw as zu tun, wie der K olportage-Roman m it L iteratur.“Wo ist aber die Grenze, das geistige Merkmal, wonachein B auw erk zum K unstw erk wird? „ Im Thema derAufgabe kann es nicht liegen, denn wirwissen, daß auch das einfachste Bedürfniskünstlerisch gestaltet werden kann,367


wir müssen es also im Wesen der Losun gdes jeweiligen Themas suchen.“ Ein verhaltniszum Begriff des Schönen hat man aufzustellen gestrebt,da man glaubte, daß von hier aus der W eg zum Begriff„K unst“ nicht mehr schwer zu finden sei. K ant hat hierzuin seiner ..K ritik der U rteilskraft“ entscheidend Stellunggenommen und durch die zwingende Logik seiner philosophischenSchlüsse uns die R elativität des Schönheitsbegriffesvor Augen geführt. Da also auf diesem W egeeine K lärung sich nicht erreichen läßt, führt vielleicht einVergleich mit den „bildenden K ünsten“ und deren V erhältniszur N atur zum Ziele. „Aber wir sehen, daß sie(die Natur) die Baukunst gar nicht berührt. —_W eder dasErgründen ihrer Eigenart, noch das Steigern ihrerErscheinung, noch das Spiegeln ihrer W irkung kommt fürsie (die Baukunst) in B etracht.“ Es muß also für denBegriff „K unst“ eine andere, eine allgemein gültigeDefinition gefunden werden. Es heißt hier, tiefer zuschürfen. Und nun entw ickelt der Verfasser den K ernseiner Theorie. Im menschlichen W esen liegt das Reichder V ernunft und das Reich des Sinnlich-Faßbaren umschlossen,eine W elt, aus der wir nehmen und eine W elt,aus der w ir geben. „Alles G estalten ist ein W echselspielzwischen ,Geben1 und ,Nehmen1, zwischen der K raft, diedem Reiche der V ernunft entspringt und dem Stoff, derdem Reiche des Sinnlichen entstammt. Ein W echselspielunserer ,Innenw elt1 mit der ,Außenwelt1. Ein Ringenzweier sich begattenden W elten. Das Erzeugnis, dasdabei entsteht, nemien wir K unst.“ Aus der V ernunftweltentsteht die Formenidee, aus der Sinnenwelt dieForm gestalt. „Auf dem verschiedenen Gradihrer Mischung beruhen nicht nur dieverschiedenen Formen künstlerischerÄußerung, die dem Menschen gegebensind, sondern innerhalb jeder einzelnendieser künstlerischen Äußerungsartendas, was wir in ihrem Rahmen alswechselnde Kunstströmung empfinden“.Aber es ist keine einfache Mischung, sondern derZeugungsakt der D urchdringung beider ist erforderlich,so daß diese Vermählung von Innenw elt und Außenwelt,von Geistigem mit Sinnlichem zu einem beseelten D rittenführt. Die drei W orte „Mens, Sensus, Anima“, dieHerman Sörgel, der V erfasser einer vortrefflichenA rchitektur - Ästhetik, zu einem Diagramm vereinigt,stellen auch nach Schumacher’s Auffassung das Symboleines künstlerischen Glaubensbekenntnisses dar.„K unst ist die Kraft, lebendigeOrganismen zu schaffen aus Tönen, ausWorten, aus Farben, aus Formen, ausRäumen, aus Körpern“.***Der erste H auptabschnitt, das Erfassen des baulichenKunstwerkes, beginnt mit der Auffassung eines Bauwerksvom Standpunkt des Betrachtenden und vom Standpunktdes Schaffenden. Hierbei ergibt sich leider meist, daß diefachwissenschaftliche Betrachtung das bauliche W erk alsEinzelobjekt, als absolute Leistung w ertet, w ährend es nurim Rahmen seiner Umgebung betrachtet werden muß.„So steht die äußere Erscheinung des Bauwerks, dieman leicht geneigt ist als den eigentlichen Kern des K unstwerksmit seinem Begriff zu identifizieren, in W ahrheitzwischen zwei W elten, für deren Aufbau diese äußere E r­scheinung nur ein dienendes Glied ist: die W elt der innerenRäume und die W elt des äußeren Raumes. N u r w e rdiese beiden Raumfunktionen des Kunstwerkesals etwas Gleichzeitiges und Einheitlichesmit seiner Körperlichkeit zusehen und zu erkennen versteht, betrachtetarchitektonische Werke in einerWeise,dieihr Wesen zu enthüllen vermag.“W ollen wir aber eindringen in den ganzen Komplexder Probleme, so müssen wir jedes Problem einzeln betrachten.ausgehend einm al von den verstandesmäßigen Elem enten und dann von den sinnlichenElementen. „Aus beiden B etrachtungsreihen suchen wirendlich zu entw ickeln, wie die verstandesm äßigen und sinnlichenElem ente m it den seelischen Elem enten in Verbindungstehen, die dem W erke der B aukunst seine tiefereW irkung geben.“I. D a s Erfassen des baulichen Kunstwerks.A) Verstandesmäßige Wirkungen,Die Forderung der Zw eckm äßigkeit nicht nur für denGrundriß, sondern auch in städtebaulicher und hygienischerBeziehung kann zu einem W ohlgefallen an dem Eindruckvollendeter Zweckerfüllung führen, das w ir ganz „interesselos“genießen können, w odurch nach K ant das Merkmaldes K ünstlerisch-Schönen gegeben ist. Hierbei dürfen wirbeim Grundriß keinesfalls an eine sogenannte akademischeLösung denken, sondern an eine ausgeprägte Individualisierung,die ein organisches, starken Gesetzen gehorchendesGebilde darstellt.Den Aufbau m it den Mitteln der T echnik nennen wirK onstruktion und fordern von ihm W ahrheit. Hierbeimüssen wir aber M aterial-W ahrheit, Form -W ahrheit undFunktions-W ahrheit der K onstruktion unterscheiden, fernerdaß es keine K onstruktion schlechthin gibt.„Es gibt nur Holz-, Stein-, Eisen-, Backstein-, Beton-K onstruktionen usw. Jedes dieser M aterialien entwickeltfür den gleichen Zweck völlig verschiedene Konstruktionsmethoden.Das w ird in der Praxis oft verw ischt.“ Nur inganz seltenen Anläufen beginnt unsere Zeit die hieraus sichergebenden Forderungen zu erfüllen. Das Charakteristikumder vorw ärtsdrängenden A rchitektur des Beton und desEisens, die m it dem Prinzip der A ntike von Stütze und Lastnichts mehr zu tun hat, w ird noch zu unausgeschöpftenMöglichkeiten führen. V or Augen müssen wir uns aberstets halten, daß die statisch-verstandesm äßige Zweckformund die künstlerisch-gefühlsm äßige Zweckform sich oftmalsnicht decken. Aber nur die zweite empfinden wir als„W ahrheit“ in künstlerischem Sinne. Die Normen desGefühls, „gemäß den Erfahrungen im elastischenAufbaumaterial unseres eigenenKörper s“, sind m aßgebend. In dieser Vermenschlichungdes starren M aterials liegt das Geheimnis künstlerischerBelebung. Die Logik der verstandesm äßig erreehnetenForm bleibt dem B etrachtenden doch verborgen. Weiterläßt sich folgern, daß bei einem B auw erk die Übermachtder K onstruktion durch die Ü berm acht des Geistigen bedingtwird, wie die Ü berm acht der Form auf die des Sinnlichenhinweist. W ir können die ganze Kunstgeschichteauffassen als eine W ellenlinie, die das W iderspiel dieserbeiden G egensätze beschreibt. Der Gegensatz zwischender geistig-herben und der sinnlich-schm iegsam en Art istnicht eine Frage ästhetischen Beliebens, sondern hängt engmit den seelischen Ström ungen unserer Zeitepoche zusammen.(Schluß folgt.)W ettbewerbe.Ein W ettbew erb zur E rlan gu n g v o n V oren tw ü rfen fürein e Trink- und W an d elh alle in B ad N eu en ah r schreibt dieA.-G. Bad Neuenahr unter reichsdeutschen A rchitekten mitFrist zum 15. Juli 1927 aus. Preise von 5000, 3000, 2000 M.Ankäufe zu je 1000 M. können stattfinden. Im Preisgericht:Geh. R at Dr.-Ing. M u t h e s i u s , Berlin, Arch. B. D. A.Reg.Bmstr. a, D. F a b r i c i u s , Köln, Prof. AlfredFischer, Essen, Prof. Haussmann, Aachen, S tadtbauratMay, Frankfurt a. M. Unter den genanntenHerren, mit Ausnahme von Geh. R at Dr.-Ing. Muthesius,entscheidet das Los, wer ausübender und wer E rsatzpreisrichterist. Das Amt des Vorprüfers übernimmt Architekt Heinrich O e b e 1. Bad Neuenahr. U nterlagen gegen10 M. von der A.-G. Bad Neuenahr. —B lauring-W ettbew erb Ulm a .d .D . Bei unserer Besprechungin der W ettbewerbs-Beilage in Nr. 8, S. 46, istder Name des Verfassers des Entw urfes m it dem K ennwort „Ulmer Stadtw appen“ falsch. Es muß heißen:A rchitekt Gustav G 1 ö c k 1 e. —368E inen W ettb ew erb zur E r la n g u n g v o n E ntw ürfen fürden N eubau e in e s V e r w a ltu n g sg e b ä u d e s der Landw irtschaftsk am m er O b ersch lesien in O ppeln schreibt die Landwirtschaftskam m er Oberschlesien m it F rist zum 20. Juni1927 unter den oberschlesischen A rchitekten aus. Preisevon 2500, 2000, 1500 M., für evtl. A nkäufe je 750 M. ImPreisgericht die H erren: Oberreg. u. B aurat Wittler,S tadtbaurat Schmidt, R eichsbahnrat Großardt,Oppeln, S tadtbaurat Schabick, Gleiwitz. ErsatzpreisrichterReg.- u. B aurat Niemeyer, Oppeln. Unterlagenkostenlos durch die H auptverw altung der Landw irtschaftskamm er Oberschlesien, Oppeln, V ogtstraße (Handwerkskamm ergebäude). —Inhalt: Die deutsche Schule in der dänischen Stadt Apenrade.— Fritz Schumacher, „Das bauliche Gestalten“. — Wettbewerbe.—V erlag der D eutschen B auzeitung, G .m .b .H . in Berlin.F ü r die R edaktion v erantw ortlich: i. V. A rch. Jo h . Bartschat,Berlin. — D ruck: W . Büxenstein, B erlin SW 48.Nr. 43.

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