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Vogelschutz und Vogelkunst

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<strong>Vogelschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Vogelkunst</strong><br />

Das B<strong>und</strong>esgesetz über Jagd <strong>und</strong> <strong>Vogelschutz</strong><br />

vom 17. September 1875 proklamierte<br />

den Schutz nützlicher Vögel, die<br />

in Artikel 17 des Gesetzes (siehe Kasten)<br />

detailliert aufgezählt werden. Artikel 18<br />

weist dann die Erziehungsbehörden an,<br />

die Jugend in den Volksschulen auf die<br />

genannten Vögel <strong>und</strong> ihren Nutzen hinzuweisen.<br />

Dieser Gesetzestext hat den Lausanner<br />

Verleger Daniel Lebet (1845–1913) auf<br />

die Idee gebracht, Tafeln mit Darstellungen<br />

der aufgezählten nützlichen<br />

Vögel drucken zu lassen <strong>und</strong> namentlich<br />

für die Schulen herauszubringen. Als<br />

Illustrator für dieses Projekt konnte er<br />

den jungen Künstler Léo-Paul Robert<br />

(1851–1923), der seit seiner frühen<br />

Jugend Vögel beobachtet, gezeichnet<br />

<strong>und</strong> gemalt hatte, gewinnen. Das Werk,<br />

mit 60 Chromolithografien (Farblithografien)<br />

nach Aquarellen Léo-Paul<br />

Roberts <strong>und</strong> erklärenden Texten des<br />

Künstlers selbst, ist 1879 in Lausanne<br />

unter dem Titel Les amis de l’agriculteur,<br />

also Die Fre<strong>und</strong>e des Bauern, erschienen.<br />

Im Untertitel heisst es: «Cette<br />

collection est recommandée aux cantons<br />

par le Département fédéral de l’agriculture<br />

et du commerce. Medaille d’or,<br />

Paris, 1879.»<br />

Der Erfolg dieser ersten Publikation veranlasste<br />

Lebet <strong>und</strong> Robert, eine verbesserte<br />

Auflage mit denselben 60 Chromolithografien<br />

<strong>und</strong> zusätzlichen 30 Tafeln<br />

mit Holzstichen sowie 122 Zeichnungen<br />

im Text, Initialen <strong>und</strong> Schlussvignetten<br />

herauszubringen, diesmal mit Texten,<br />

Ingrid Ehrensperger<br />

59<br />

die literarischen Ansprüchen genügen<br />

sollten. Für diese Aufgabe konnte Robert<br />

im Januar 1879 den Schriftsteller Eugène<br />

Rambert gewinnen, <strong>und</strong> so erschien<br />

die dreibändige Luxuspublikation in<br />

Folio unter den Namen Eugène Rambert,<br />

Paul Robert, Les oiseaux dans la nature,<br />

Paris-Lausanne, 1879 bis 1881. Dieses<br />

Abb. 1. Les Oiseaux dans la nature,<br />

Kapitel 12: Wiedehopf<br />

Chromolithografie aus dem Atelier<br />

Thurwanger, Paris, nach einem Aquarell von<br />

Léo-Paul Robert. Stiftung Sammlung Robert


mehrfach international ausgezeichnete<br />

Werk (Abb. 1 <strong>und</strong> 4) ist 1880 bis 1883<br />

in Leipzig in deutsch unter dem Titel<br />

Gefiederte Fre<strong>und</strong>e erschienen <strong>und</strong> in<br />

englisch mit Texten von R. B. Sharpe<br />

als Birds in nature, allerdings nur mit<br />

39 Chromolithografien.<br />

Lebet selbst, publizierte verschiedene<br />

Auszüge aus Les oiseaux dans la nature,<br />

zunächst 1885 eine französischsprachige<br />

einbändige Schwarz-Weiss-Ausgabe in<br />

Folio ohne die 60 Chromolithografien.<br />

Es folgen 1886 – handlich, bescheiden,<br />

volkstümlich – zwei Büchlein im<br />

Taschenformat, das Deutsche mit dem<br />

Titel Die nützlichen Vögel oder die<br />

Fre<strong>und</strong>e des Landmannes, mit Texten<br />

nach C. G. Friedrich, <strong>und</strong> das Französische<br />

Les Oiseaux utiles ou les Amis de<br />

l’agriculteur, mit Texten von Léo-Paul<br />

Robert. Zur Illustration beider Bändchen<br />

dienen die 60 Schlussvignetten der<br />

grossen Ausgabe von Les Oiseaux dans<br />

la nature, die in den Büchlein je eine<br />

Abb. 2. Seite aus Les Oiseaux utiles,<br />

L’Hirondelle de cheminée (Rauchschwalbe).<br />

Stiftung Sammlung Robert<br />

60<br />

B<strong>und</strong>esgesetz über Jagd <strong>und</strong> <strong>Vogelschutz</strong><br />

vom 17. September 1875<br />

Bestimmungen über den <strong>Vogelschutz</strong><br />

Art. 17<br />

Nachfolgend bezeichnete Vogelarten sind unter<br />

den Schutz des B<strong>und</strong>es gestellt:<br />

Sämtliche Insektenfresser, also alle Grasmücken<br />

(Sylvien)-Arten, alle Schmäzer-, Meisen-,<br />

Braunellen-, Pieper-, Schwalben-, Fliegenfänger-<br />

<strong>und</strong> Bachstelzen-Arten.<br />

Von Sperlingsvögeln die Lerchen, Stare, die<br />

Amsel- <strong>und</strong> Drosselarten, mit Ausnahme der<br />

Krammetsvögel (Rekholdervögel), die Buch<strong>und</strong><br />

Distelfinken.<br />

Von Spähern <strong>und</strong> Klettervögeln die Kuckucke,<br />

Baumläufer, Spechtmeisen, Wendehälse, Wiedehopfe<br />

<strong>und</strong> sämtliche Spechtarten.<br />

Von Krähen die Dohlen <strong>und</strong> Saatkrähen.<br />

Von Raubvögeln die Mäusebussarde <strong>und</strong><br />

Turmfalken sowie sämtliche Eulenarten, mit<br />

Ausnahme des grossen Uhus.<br />

Von Sumpf- <strong>und</strong> Schwimmvögeln der Storch<br />

<strong>und</strong> der Schwan.<br />

Es dürfen dieselben weder gefangen noch<br />

getötet, noch der Eier oder Jungen beraubt oder<br />

auf Märkten feilgeboten werden.<br />

Sperlinge, Stare <strong>und</strong> Drosseln, welche in Weinberge<br />

einfallen, dürfen vom Eigentümer im<br />

Herbst bis nach beendigter Weinlese geschossen<br />

werden.<br />

Art. 18<br />

Die Erziehungsbehörden haben vorzusorgen,<br />

dass die Jugend in der Volksschule mit den<br />

genannten Vögeln <strong>und</strong> deren Nutzen bekannt<br />

gemacht <strong>und</strong> zu ihrer Schonung ermuntert<br />

wird.<br />

Art. 19<br />

Aller Vogelfang mittels Netzen, Vogelherden,<br />

Lockvögeln, Käuzchen, Leimruten, Schlingen,<br />

Bogen <strong>und</strong> anderen Fangvorrichtungen ist im<br />

ganzen Gebiet der Schweiz unbedingt verboten.<br />

ganze Seite füllen (Abb. 2 <strong>und</strong> 3). Und<br />

1894 erschienen in einem noch kleineren<br />

Format ausschliesslich die Texte von<br />

Eugène Rambert, ohne Illustrationen,<br />

mit dem Titel Chants d’oiseaux.


Sämtliche im Gesetz aufgeführten<br />

Vogelarten werden von Lebet <strong>und</strong><br />

Robert dargestellt, mit Ausnahme der<br />

Sumpf- <strong>und</strong> Schwimmvögel (siehe<br />

Kasten). Jede der 60 Tafeln zeigt eine<br />

einzige Vogelart. Diese Darstellungsweise<br />

hat Robert gegen den Willen des<br />

Verlegers erwirkt, der mehrere Vogelarten<br />

auf einer Tafel vereinen wollte:<br />

«Daniel Lebet me demanda d’entreprendre<br />

une collection d’oiseaux pour<br />

les écoles. Il ne s’agissait alors que de<br />

quatre planches, si je ne fais erreur, où<br />

douze ou quinze espèces d’oiseaux<br />

devaient faire ménage ensemble de leur<br />

mieux. Cette pensée m’horrifia!» (Auszug<br />

aus dem Brief von Léo-Paul Robert<br />

an Eugène Burnand vom 27. November<br />

1893).<br />

Auf den ersten Tafeln stellt Robert den<br />

Vogel vor neutralem Hintergr<strong>und</strong> dar<br />

(Abb. 4), später inmitten seiner natürlichen<br />

Umgebung (Abb. 1).<br />

Die Schweiz ist wohl eines der ersten<br />

Länder, das einen strengen <strong>Vogelschutz</strong><br />

gesetzlich verankert hat. Sie tat dies<br />

1875 nicht aus tierschützerischen Gründen,<br />

sondern wegen des Nutzens, den<br />

diese Vögel für die Landwirtschaft darstellen,<br />

weil sie zahlreiche Schädlinge<br />

(Insekten, kleine Nager) vertilgen.<br />

Weder das bezaubernde Gezwitscher<br />

unserer Singvögel noch die Erhaltung<br />

der Artenvielfalt haben das Gesetz veranlasst,<br />

sondern der praktische Nutzen<br />

für die Versorgung der Bevölkerung mit<br />

Nahrungsmitteln.<br />

Durch die grossen Umwälzungen in der<br />

Landnutzung während des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

– Intensivierung der Landwirtschaft,<br />

Einsatz von Pestiziden, Verlust<br />

von kleinflächigen Strukturen, Trockenlegung,<br />

Überbauungen <strong>und</strong> anderes –<br />

haben viele Vögel ihre Lebensgr<strong>und</strong>lagen<br />

verloren <strong>und</strong> der Artenreichtum in<br />

61<br />

Abb. 3. Seite aus Die nützlichen Vögel,<br />

Die Schwanzmeise. Stiftung Sammlung Robert<br />

unserem Land hat erschreckend abgenommen.<br />

Heute steht in den Bestrebungen<br />

zur Erhaltung <strong>und</strong> Förderung der<br />

Vögel nicht mehr der direkte Nutzen im<br />

Vordergr<strong>und</strong> wie zu Roberts Zeiten, sondern<br />

man hat erkannt, dass eine grosse<br />

Biodiversität (das heisst Artenvielfalt<br />

nicht nur der Vögel, sondern aller Organismen)<br />

Ausdruck einer ökologisch<br />

intakteren Umwelt ist <strong>und</strong> dass sie für<br />

eine lebenswerte Zukunft in vielfältiger,<br />

zum Teil noch unbekannter Weise von<br />

grossem Wert sein wird.<br />

Auch schöne, gute Vogelbilder sind<br />

heute gefragter denn je, denn die Beobachtung<br />

von Vögeln bereitet vielen<br />

Menschen glückliche Momente <strong>und</strong><br />

Befriedigung.<br />

Das Gesetz von 1875 hat nicht nur eine<br />

Pionierrolle im Tierschutz gespielt, es


hat indirekt auch zur Entdeckung einer<br />

der weltweit grössten Begabungen für<br />

die Vogelmalerei, Léo-Paul Robert,<br />

geführt. Der Künstler hätte wohl auch<br />

ohne diesen Auftrag sein Leben lang<br />

Vögel gemalt, wie zahlreiche spätere<br />

Publikationen <strong>und</strong> Werke beweisen,<br />

doch war dieser ruhmreiche Start (drei<br />

Goldmedaillen: Paris 1879 <strong>und</strong> 1881<br />

sowie Wien 1884) für die Karriere des<br />

noch nicht 30-jährigen Künstlers sicher<br />

von grosser Bedeutung.<br />

Abb. 4. Les Oiseaux dans la nature,<br />

Kapitel 1, Kohlmeise.<br />

Chromolithografie aus dem Atelier<br />

Thurwanger, Paris, nach einem Aquarell<br />

von Léo-Paul Robert. Stiftung Sammlung Robert<br />

62<br />

Abb. 5. Léo-Paul Robert, Stare, um 1919 bis<br />

1923, Aquarell aus seinem Spätwerk.<br />

Diese Traubenfresser hätten gemäss Gesetz<br />

von 1875 bis zum Ende der Weinlese vom<br />

Besitzer des Weinberges abgeschossen werden<br />

dürfen. Stiftung Sammlung Robert<br />

Zum Thema siehe:<br />

Die Welt der Vögel, Werke von Léo-Paul <strong>und</strong> Paul-André<br />

Robert, herausgegeben von der Stiftung Sammlung<br />

Robert mit Beiträgen von Ingrid Ehrensperger, Lucie<br />

Girardin-Cestone, Blaise Mulhauser, Nicole Quellet-<br />

Soguel, André Robert, Benteli Verlag, Wabern/Bern<br />

2006.<br />

ISBN 3-7165-1401-2, 58 Franken.<br />

Für wertvolle Hinweise dankt die Autorin Hans-Rudolf<br />

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