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Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ II und ... - Vascularcare.de

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OriginalieCHRISTIAN VON HEYMANN, HELGE SCHÖNFELD, THOMAS VOLK, KLINIK FÜR ANÄSTHESIOLOGIE MIT SCHWERPUNKT OPERATIVE INTENSIVMEDIZIN,CHARITÉ – UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN, CAMPUS VIRCHOW-KLINIKUM UND CAMPUS CHARITÉ MITTESind HIT-<strong>II</strong>-Antikörper nachweisbar,muss bei einer Reexpositionmit <strong>Heparin</strong> voneiner akuten Immunreaktionausgegangen wer<strong>de</strong>n ...Für die Antikoagulation während HLM ist dasVorliegen von HIT-<strong>II</strong>-Antikörpern, also die Aktivierung<strong>de</strong>s Immunsystems, entschei<strong>de</strong>nd:Akute HIT <strong>II</strong> (positiver Antikörpernachweis)Sind HIT-<strong>II</strong>-Antikörper nachweisbar, muss beieiner Reexposition mit <strong>Heparin</strong> von einer akutenImmunreaktion ausgegangen wer<strong>de</strong>n; dabeikann es zu einer Boosterung <strong>de</strong>r Antikörperbildungkommen [17], es können sich intrakardialeThromben bil<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ein Clotting <strong>de</strong>r extrakorporalenZirkulation auftreten [14]. Bei Patientenmit positivem o<strong>de</strong>r unbekanntem, aber wahrscheinlichpositivem Antikörperstatus sollte einealternative Antikoagulation ohne <strong>Heparin</strong> (Lepirudin,Bivalirudin o<strong>de</strong>r Danaparoid) o<strong>de</strong>r eine<strong>Heparin</strong>gabe unter <strong>de</strong>m „Schutz“ einer vorherbegonnenen thrombozytenaggregationshemmen<strong>de</strong>nTherapie mit GP-<strong>II</strong>b/<strong>II</strong>Ia-Inhibitoren [15]o<strong>de</strong>r Prostazyklin bzw. <strong>de</strong>m Prostaglandin-AnalogonIloprost [1, 4] erfolgen. Tabelle 2 fasst dieDosierungen von Lepirudin, Danaparoid <strong>und</strong>Bivalirudin zur Antikoagulation bei HLM zusammen.Subakute HIT <strong>II</strong> (kein Antikörpernachweis)Patienten mit anamnestisch bekannter HIT <strong>II</strong>, diekeine Reexposition von <strong>Heparin</strong> erfahren haben,zeigen einen zeitabhängigen Abfall <strong>de</strong>s Antikörpertiters<strong>und</strong> weisen in <strong>de</strong>r Regel nach ca. 100Tagen keine Antikörper mehr auf [37]. Bei diesenPatienten besteht die Option einer <strong>Heparin</strong>-Reexposition,da B-Lymphozyten in <strong>de</strong>r Regel dreibis fünf Tage für die Bildung klinisch relevanterAntikörpertiter benötigen [22, 23]. Die Patientenkönnen mit <strong>Heparin</strong> während HLM antikoaguliertwer<strong>de</strong>n, sollten aber postoperativ aufgr<strong>und</strong><strong>de</strong>s getriggerten Pathomechanismus einealternative Prophylaxe erhalten. Dieses Vorgehenist publiziert [22, 23] <strong>und</strong> wird als Behandlungsstandardfür Patienten mit anamnestischbekannter HIT <strong>II</strong> ohne zirkulieren<strong>de</strong> Antikörper in<strong>de</strong>n ACCP-Gui<strong>de</strong>lines von 2004 empfohlen.Die Gabe von <strong>Heparin</strong> unter <strong>de</strong>m Schutz einerthrombozytenaggregationshemmen<strong>de</strong>n Therapiemit Prostazyklin/Iloprost ist klinisch effektiv<strong>und</strong> sicher [3, 4, 29, 44], auch wenn bislang fürdieses Behandlungsprotokoll nur wenige Datenpubliziert sind. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r vasodilatieren<strong>de</strong>nEigenschaften <strong>de</strong>s Prostazyklins kommt es regelhaftnach Infusionsbeginn zu einer Hypotension,die eine Infusion von Vasopressoren zur Stabilisierung<strong>de</strong>r Hämodynamik erfor<strong>de</strong>rt. Nach Antagonisierung<strong>de</strong>r <strong>Heparin</strong>wirkung mit Protaminwird das Prostazyklin schrittweise reduziert<strong>und</strong> parallel dazu auch die Vasopressoren-Dosisgesenkt [30]. Zu beachten ist, dass die genanntenPräparate keine Zulassung für diese Indikationhaben.Die Reexposition von HIT-<strong>II</strong>-Patienten mit <strong>Heparin</strong>unter laufen<strong>de</strong>r Therapie mit einem GP <strong>II</strong>b/<strong>II</strong>Ia-Inhibitor (sog. „platelet anesthesia“) ist ebenfallsals effektiv beschrieben wor<strong>de</strong>n [15]. Ähnlichwie bei <strong>de</strong>r Therapie mit Prostazyklin/Iloprostmuss die postoperative Antikoagulation bei mitTirofiban/<strong>Heparin</strong> behan<strong>de</strong>lten Patienten miteinem HIT-<strong>II</strong>-sicheren Antikoagulans erfolgen,um die Antikörperbildung <strong>und</strong> Plättchenaktivierungnicht zu unterhalten. Beson<strong>de</strong>re Vorsichtist bei <strong>de</strong>r Anwendung von Tirofiban bei niereninsuffizientenPatienten geboten, da Tirofibankumulieren <strong>und</strong> refraktäre Blutungen verursachenkann. Aufgr<strong>und</strong> von drei tödlich verlaufenenAnwendungen von Tirofiban zur Antikoagulationwährend HLM bei niereninsuffizientenHIT-<strong>II</strong>-Patienten, weist <strong>de</strong>r Hersteller (MSD Sharp& Dohme, Haar, Deutschland) ausdrücklich daraufhin, dass Tirofiban für diese Indikation keineZulassung besitzt <strong>und</strong> daher nicht angewen<strong>de</strong>twer<strong>de</strong>n sollte.Die Abbildungen 1 bis 3 geben eine Übersichtüber die Antikoagulation mit Prostazyklin,Iloprost <strong>und</strong> Tirofiban während extrakorporalerZirkulation bei HIT-<strong>II</strong>-Patienten.52 Vascular Care 1/2009 Vol. 16

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