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Fragen an den Zeitzeugen Wilhelm Wiebke - Volksbank Mindener Land eG

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<strong>Fragen</strong> <strong>an</strong> <strong>den</strong> <strong>Zeitzeugen</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Wiebke</strong><strong>Wilhelm</strong> <strong>Wiebke</strong>, geboren 1925 in Petershagen-Bierde, war ab 1963 ehrenamtlichesVorst<strong>an</strong>dsmitglied der „Spar- und Darlehnskasse Bierde <strong>eG</strong>muH“. Am 31.05.1978wechselte er in <strong>den</strong> Aufsichtsrat der Volksb<strong>an</strong>k Bierde-Frille. Im September 1981 beriefm<strong>an</strong> <strong>Wilhelm</strong> <strong>Wiebke</strong> wieder in <strong>den</strong> ehrenamtlichen Vorst<strong>an</strong>d der B<strong>an</strong>k. Diese Tätigkeitübte er bis zum 23.5.1990 (Alter 65 Jahre) aus. Für seine Verdienste imGenossenschaftswesen erhielt er 1989 die Silberne Ehrennadel des WestfälischenGenossenschaftsverb<strong>an</strong>des (WGV).Beschreiben Sie die Zeit, in der Sie beim Bierder Spar- und Darlehnskassenverein<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen sind:Mit dem Wirtschaftswunder der 1950er und 60er Jahre hatte sich die sozialeMarktwirtschaft bewährt und etabliert. Der Wohlst<strong>an</strong>d wuchs, und es herrschteVollbeschäftigung. Viele Menschen strebten <strong>den</strong> Bau ihres eigenen Hauses <strong>an</strong>, es gabalso einen hohen Fin<strong>an</strong>zierungsbedarf. In der L<strong>an</strong>dwirtschaft f<strong>an</strong>d so etwas wie die„Industrialisierung“ statt. Pferde wur<strong>den</strong> auf dem Acker durch Traktoren ersetzt, dieErntegerätschaften wur<strong>den</strong> immer größer und moderner. Das alles musste <strong>an</strong>geschafftwer<strong>den</strong>. Das waren natürlich auch für „die Kasse“ gute Zeiten.Wie wurde m<strong>an</strong> damals ehrenamtlicher Vorst<strong>an</strong>d?Das hatte viel mit Stellung und Ruf im Ort und in <strong>den</strong> Gremien der Spadaka zu tun.Natürlich war ich auch Mitglied und Kunde beim Spar- und Darlehnskassenverein. DerAufsichtsrat und der Vorst<strong>an</strong>d wur<strong>den</strong> damals von der Generalversammlung gewählt.1963 galt noch die persönliche Haftung. Als L<strong>an</strong>dwirt mit Grundbesitz und alsMühlenbesitzer mit Kenntnissen in kaufmännischer Buchhaltung hielt m<strong>an</strong> mich wohlfür geeignet.Gleichzeitig wur<strong>den</strong> Christi<strong>an</strong> Ernsting aus Quetzen und Karl Brinkm<strong>an</strong>n aus Ilserheidein <strong>den</strong> Aufsichtsrat gewählt. Daraus wurde eine jahrel<strong>an</strong>ge vertrauensvolleZusammenarbeit.Gab es in Ihrer Familie eine genossenschaftliche Tradition?Ja. Unsere Familie st<strong>an</strong>d von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> hinter der genossenschaftlichen Idee. MeinGroßvater war Gründungsmitglied in Bierde, seine Unterschrift steht unter demGründungsprotokoll. Mein Vater war von 1934 bis 1951 als ehrenamtlicher Vorst<strong>an</strong>dtätig. Und meine Kinder sind heute ehrenamtlich bzw. hauptberuflich mitGenossenschaften verbun<strong>den</strong>.Wie sah Ihr Berufsalltag damals aus: Womit haben Sie sich beschäftigt?Den Lebensunterhalt verdiente meine Familie mit der der L<strong>an</strong>dwirtschaft. D<strong>an</strong>ebengab es noch <strong>den</strong> „Zweigbetrieb“ Bierder Mühle. Die Vorst<strong>an</strong>dstätigkeit in derVolksb<strong>an</strong>k war wie schon gesagt ein Ehrenamt. Auf <strong>den</strong> Sitzungen des Vorst<strong>an</strong>desging es vor allem um Entscheidungen zur Kreditvergabe. Damals fiel der Ruf einesKreditnehmers noch viel stärker ins Gewicht als heute. Jeder k<strong>an</strong>nte je<strong>den</strong>. Wer imGeschäftsbezirk als zuverlässig und arbeitsam galt, hatte schon die meistenVoraussetzungen für eine Kreditzusage erfüllt. Auf <strong>den</strong> Sitzungen wurde plattdeutschgesprochen. Das war sozusagen unsere „Muttersprache“. Nur wenn dieVerb<strong>an</strong>dsprüfer dabei waren, sprachen wir hochdeutsch. Die großen Entscheidungen


zu Themen wie Neubauten oder Fusion wur<strong>den</strong> ebenfalls in diesen Gremienvorgedacht. Insgesamt waren die Sitzungen trotz m<strong>an</strong>cher Diskussion immer vongegenseitigem Vertrauen und Respekt getragen.Größere Kreditentscheidungen bedurften der Zustimmung des Aufsichtsrates.Vorbereitet wur<strong>den</strong> die Sitzungen vom Rend<strong>an</strong>ten und später vom hauptamtlichenVorst<strong>an</strong>d.Welche „Meilensteine“ haben Sie miterlebt, und wie haben sie sich auf die B<strong>an</strong>k undIhre Arbeit ausgewirkt?Der wichtigste Meilenstein war sicherlich die Entscheidung, in Lahde ein<strong>eG</strong>eschäftsstelle zu bauen, die im Jahr 1969 ihren Geschäftsbetrieb aufnahm. Damalshatten wir in Bierde erhebliche Widerstände zu überwin<strong>den</strong>. Rückblickend <strong>den</strong>ke ich,dass wir genau <strong>den</strong> richtigen Weg eingeschlagen haben, <strong>den</strong>n das hat der Entwicklungder B<strong>an</strong>k sehr gutget<strong>an</strong>. Der Neubau -die spätere Hauptstelle der Volksb<strong>an</strong>k Bierde-Frille - liegt mitten im Geschäftszentrum von Lahde, und sie nimmt alsHauptgeschäftsstelle auch heute noch eine wichtige Stellung in der Volksb<strong>an</strong>kMin<strong>den</strong>er L<strong>an</strong>d ein.Erlebten Sie Ihre Jahre in der Volksb<strong>an</strong>k als beschauliche Zeit?Das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> wohl nicht sagen! Wirtschaftlich ging es zwar immer nach oben – abermit Auswirkungen Die „B<strong>an</strong>k für Jederm<strong>an</strong>n“, so unser damaliger Werbeslog<strong>an</strong>,weitete ihre Geschäfte erheblich aus. Dazu kamen Personalaufstockungen,Verbesserungen der EDV und neue Anforderungen <strong>an</strong> die Leitung der B<strong>an</strong>k. ImGenossenschaftsgesetz gab es 1976 eine Novelle, die die Eigenver<strong>an</strong>twortung desVorst<strong>an</strong>des betonte. Für ehrenamtliche Vorst<strong>an</strong>dsmitglieder bedurfte es großerAnstrengungen, mit <strong>den</strong> Anforderungen auf allen Gebieten Schritt zu halten.Welche Fusionen haben Sie miterlebt? Bei welcher Fusion gab es die größtenHindernisse und Be<strong>den</strong>ken?Die Einführung des Vier-Augen-Prinzips 1976 zw<strong>an</strong>g uns zum H<strong>an</strong>deln. Unserdamaliger hauptamtlicher Vorst<strong>an</strong>d Herm<strong>an</strong>n Wiese brauchte einen weiterenhauptamtlichen Kollegen. Und in Frille mit Dieter Volkening war es genauso.1978 schlossen sich die Volksb<strong>an</strong>ken Bierde und Frille zusammen. Diese Entscheidungtrugen alle Mitglieder mit, und alles verlief reibungslos.Die Fusion 1992 mit der Volksb<strong>an</strong>k Windheim-Heimsen zur „Volksb<strong>an</strong>k PetershagenBierde-Frille-Windheim-Heimsen <strong>eG</strong>“ habe ich auch voll mitgetragen, allerdings nichtmehr in leitender Funktion, die ich bis 1990 innehatte. Diese Meinung „pro Fusion“vertraten allerdings nicht alle Mitglieder, es war viel Überzeugungsarbeit zu leisten.Aus heutiger Sicht war es der richtige Schritt für die Zukunft der B<strong>an</strong>k.Herr <strong>Wiebke</strong>, wir d<strong>an</strong>ken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute!

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