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1 Das Spielforum - 235 Jürgen R. Kendzia Wie es geschah Eine freie

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<strong>Das</strong> <strong>Spielforum</strong> - <strong>235</strong><br />

<strong>Jürgen</strong> R. <strong>Kendzia</strong><br />

<strong>Wie</strong> <strong>es</strong> g<strong>es</strong>chah<br />

<strong>Eine</strong> <strong>freie</strong> Dramatisierung<br />

der Weihnachtsg<strong>es</strong>chichte nach Matthäus und Lukas<br />

jedoch vorteilhaft<br />

Darsteller: 14 Spieler/innen oder mehr<br />

Spieldauer: Ca. 30 Minuten<br />

Aufführungsrecht: 12 Textbücher<br />

Die Personen<br />

(in der Reihenfolge ihr<strong>es</strong> Auftritts)<br />

ISBN 3-7695-3035-7<br />

Maria<br />

B<strong>es</strong>timmungen über das Aufführungsrecht<br />

Josef<br />

<strong>Das</strong> Recht zur einmaligen Aufführung di<strong>es</strong><strong>es</strong> Stück<strong>es</strong> Erzengel Gabriel<br />

wird durch den Kauf der vom Verlag vorg<strong>es</strong>chriebenen Herod<strong>es</strong><br />

Bücher erworben. Für jede <strong>Wie</strong>derholung bzw. weitere Herod<strong>es</strong> Berater<br />

Aufführung d<strong>es</strong> Stück<strong>es</strong> muß eine vom Verlag<br />

1. und 2. römischer Soldat<br />

f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>etzte Gebühr vor der Aufführung an den Diener d<strong>es</strong> Bankiers in Bethlehem<br />

Deutschen Theaterverlag PF 10 02 61, D-69442<br />

Hoteliere in Bethlehem<br />

Weinheim/Bergstraße gezahlt werden, der dann die Alter Mann in Bethlehem<br />

Aufführungsgenehmigung erteilt.<br />

1.-3. Hirte<br />

Für jede Aufführung in Räumen mit mehr als 300 Plätzen Der Stern von Bethlehem<br />

ist außer dem Kaufpreis für die vorg<strong>es</strong>chriebenen 1. - 3. Weiser<br />

Rollenbücher eine Tantieme an den Verlag zu<br />

(<strong>Das</strong> J<strong>es</strong>uskind wird von einer Puppe darg<strong>es</strong>tellt)<br />

entrichten.<br />

Kurze Anmerkung zum Bühnenbild,<br />

Di<strong>es</strong>e B<strong>es</strong>timmungen gelten auch für<br />

zur Beleuchtung und zur Kostümierung<br />

Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in Als Bühnenbild genügt ein einfach<strong>es</strong>, am b<strong>es</strong>ten<br />

g<strong>es</strong>chlossenen Kreisen ohne Einnahmen.<br />

dunkelblau<strong>es</strong> Tuch. Für die vierte Szene (Herbergssuche)<br />

Unerlaubte Aufführungen, unerlaubt<strong>es</strong> Abschreiben, ist eine einfache Kulisse mit drei Türen oder Fenstern<br />

Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als erforderlich. Man kann sie leicht aus stabiler Pappe<br />

Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Den herstellen. Ein Vorhang sollte vorhanden sein, der nach<br />

Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt.<br />

jeder Szene kurz g<strong>es</strong>chlossen wird, um die Folg<strong>es</strong>zene<br />

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung, vorzubereiten. Natürlich können auch aufwendigere, zu<br />

Rundfunk- und Fernsehübertragung, sind vorbehalten. jeder Szene passende Bühnenbilder herg<strong>es</strong>tellt werden -<br />

<strong>Das</strong> Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der so etwa für die erste Szene eine Darstellung von<br />

Deutsche Theaterverlag PF 10 02 61, D-69442<br />

Nazareth bei Sonnenuntergang.<br />

Weinheim/Bergstraße.<br />

Zur Beleuchtung: Wenn nur eine einfache Lichtquelle<br />

Für die einmalige Aufführung di<strong>es</strong><strong>es</strong> Stück<strong>es</strong> ist der Kauf vorhanden ist, sollte das Licht nicht zu grell sein. In den<br />

von 12 Textbüchern vorg<strong>es</strong>chrieben. Zusätzliche Rollen nächtlichen Szenen können, um die Atmosphäre zu<br />

können zum Katalogpreis nachbezogen werden.<br />

verstärken, nur die agierenden Personen mit einem<br />

Kurzinformation<br />

warmen, goldfarbenen Licht ang<strong>es</strong>trahlt werden. Für die<br />

Der Reiz di<strong>es</strong><strong>es</strong> Krippenspiels liegt nicht zuletzt in der Stallszenen sind Petroleumlampen sehr effektvoll.<br />

Alltagssprache von heute, in der <strong>Jürgen</strong> R. <strong>Kendzia</strong> die <strong>Eine</strong> historische Kostümierung ist nicht notwendig. Ob<br />

alte G<strong>es</strong>chichte wiedererzählt. Auch Maria und Josef, in historischen oder in moderner Bekleidung g<strong>es</strong>pielt<br />

Herod<strong>es</strong> und die Hirten, selbst der Engel, treten auf wie wird, hängt davon ab, wie die jeweilige Gruppe das<br />

unsere Zeitgenossen, so daß das Ereignis der Nacht in Stück auffaßt.<br />

Bethlehem den Zuschauern unmittelbar und<br />

gegenwärtig erscheint.<br />

ERSTE SZENE<br />

Spieltyp: Krippenspiel<br />

(Maria sitzt nachdenklich auf einer Bank; dann Josef)<br />

Spielanlaß: Weihnachtsfeiern, auch in der Kirche<br />

JOSEF:<br />

Spielraum: Einfach Bühne, Vorhang wäre<br />

Guten Abend, Maria. Da bist du ja. Ich habe dich in ganz<br />

1


Nazareth g<strong>es</strong>ucht. Was machst du so allein an di<strong>es</strong>em JOSEF:<br />

einsamen Ort?<br />

Also, ich wüßte nicht, was ich falsch mache.<br />

MARIA:<br />

MARIA:<br />

Guten Abend, Josef. Ich denke nach.<br />

Auch du, lieber Josef, hast deine kleinen Fehler. Aber ich<br />

JOSEF:<br />

will nicht an dir herumnörgeln.<br />

Ach, Maria, immer denkst du nach. Und mich vergißt du JOSEF:<br />

dabei ganz. Du wollt<strong>es</strong>t mit mir heute abend doch Fehler? Was denn für Fehler?<br />

tanzen gehen.<br />

MARIA:<br />

MARIA:<br />

Dein Unpünktlichkeit zum Beispiel.<br />

Ich weiß. Aber mir ist nicht zum Tanzen zumute.<br />

JOSEF:<br />

JOSEF:<br />

(Kratzt sich am Kopf)<br />

(Setzt sich neben Maria und legt seinen Arm um ihre Hast du ein Beispiel für di<strong>es</strong><strong>es</strong> Beispiel?<br />

Schulter)<br />

MARIA:<br />

Aber warum denn? Die ganze Stadt ist fröhlich und Nun, du kommst fast jeden Morgen zu spät zur Arbeit,<br />

voller Frühling. Alle Menschen lachen und tanzen, und du alter Langschläfer.<br />

niemand denkt nach.<br />

(Gibt ihm einen Kuß auf die Wange)<br />

MARIA:<br />

JOSEF:<br />

<strong>Das</strong> ist ja das Schlimme.<br />

Ach, die paar Minuten.<br />

JOSEF:<br />

MARIA:<br />

Also, ich verstehe dich nicht. Immer bist du anders als Dennoch muß sich dein Meister jeden Morgen über dich<br />

alle anderen.<br />

ärgern.<br />

MARIA:<br />

JOSEF:<br />

Es wäre gut, wenn <strong>es</strong> noch mehr Menschen gäbe, die (Steht wütend auf)<br />

anders sind.<br />

Der alte Giftzwerg! Menschenschänder! Geizhals!<br />

JOSEF:<br />

Irgendwann frißt der noch einmal seine Hobelspäne auf!<br />

Dann wäre die Welt ein Irrenhaus. Verzeih, so habe ich MARIA:<br />

<strong>es</strong> nicht gemeint.<br />

Du kannst ja ganz schön fluchen.<br />

MARIA:<br />

JOSEF:<br />

Ich bin dir nicht böse, Josef. Aber mach doch die Augen Ist doch wahr!<br />

auf: Ist nicht di<strong>es</strong>e Welt mit den sogenannten normalen (Setzt sich wieder neben Maria)<br />

Menschen ein Irrenhaus?<br />

MARIA:<br />

JOSEF:<br />

Ist der Meister locker, schreinert der Lehrling nur<br />

<strong>Wie</strong>so? Ist doch all<strong>es</strong> in Ordnung.<br />

krumme Hocker. Außerdem: Wenn du nicht so faul<br />

MARIA:<br />

wärst, hätt<strong>es</strong>t du schon längst deine G<strong>es</strong>ellenprüfung<br />

<strong>Wie</strong> bitte? Unsere Welt soll in Ordnung sein? Alle<br />

gemacht.<br />

sprechen von Frieden und führen Krieg. Sie sprechen von JOSEF:<br />

Gerechtigkeit und lassen die Armen hungern. Sie<br />

Man kann doch nicht immer nur lernen.<br />

sprechen von Gastfreundschaft und b<strong>es</strong>chimpfen die MARIA:<br />

Ausländer. Sie gehen in die Synagoge und mißachten <strong>Das</strong> verlangt ja auch niemand. Aber du weißt genau,<br />

Gott<strong>es</strong> Gebote. Sie ...<br />

was mein Vater g<strong>es</strong>agt hat: Du darfst mich erst heiraten,<br />

JOSEF:<br />

wenn du Zimmermann bist. Erst dann kannst du unsere<br />

Ja, du hast ja recht. Aber nicht alle sind so.<br />

Familie ernähren.<br />

MARIA:<br />

(Rückt ein Stück von Josef ab)<br />

Du verstehst mich nicht. Selbstverständlich ist nicht jeder Aber vielleicht waren das all<strong>es</strong> nur leere<br />

so, aber jeder von uns sagt oder denkt oder macht Versprechungen. Vermutlich willst du mich gar nicht zur<br />

irgend etwas, das nicht ganz in Ordnung ist.<br />

Frau und auch keine Kinder mit mir haben. Langsam<br />

2


gebe ich die Hoffnung auf. Soll ich mir wirklich einen<br />

anderen Mann suchen?<br />

JOSEF:<br />

Jetzt hast du mir aber den Kopf gewaschen. Gut, ich<br />

verspreche dir, mich zu b<strong>es</strong>sern. Und morgen melde ich<br />

mich gleich zur Prüfung an.<br />

MARIA:<br />

Versprochen?<br />

JOSEF:<br />

Versprochen. Dafür verrätst du mir aber, warum du dich<br />

manchmal so zurückziehst.<br />

MARIA:<br />

Weil ich eine Lösung suche: <strong>Eine</strong>n Weg aus der<br />

Finsternis. Ich glaube nämlich, daß <strong>es</strong> möglich ist, ein<br />

Licht zu erzeugen: <strong>Eine</strong>n hellen, fröhlichen, gerechten<br />

und friedlichen Stern, der über allen Menschen strahlt<br />

und ihnen in der Nacht den Weg leuchtet. Jetzt habe ich<br />

dir mein Geheimnis verraten. Begleit<strong>es</strong>t du mich noch<br />

bis zu meinem Haus? Es ist spät geworden.<br />

JOSEF:<br />

Klar, Maria. Laß mich dein Sternchen sein, das dich hell<br />

und leuchtend führe bis zu deiner Eingangstüre.<br />

MARIA:<br />

Spotte nur. Aber ich fühle, ich glaube, ja ich weiß, daß<br />

der große Stern bald kommt. Laß uns jetzt gehen.<br />

JOSEF:<br />

Ja. Ich muß schließlich morgen rechtzeitig aufstehen.<br />

MARIA:<br />

Versprochen ist versprochen!<br />

ZWEITE SZENE<br />

(Maria in ihrem Bett; Gabriel erscheint)<br />

MARIA:<br />

Wer bist du? <strong>Wie</strong> kommst du herein? Die Tür ist doch<br />

verschlossen!<br />

GABRIEL:<br />

Fürchte dich nicht, Maria. Ich bin ein Bote Gott<strong>es</strong>. Mein<br />

Name ist Gabriel.<br />

MARIA:<br />

O Gott! Ist etwas Schlimm<strong>es</strong> g<strong>es</strong>chehen?<br />

GABRIEL:<br />

Fürchte dich nicht. Es ist all<strong>es</strong> gut. Gott beobachtet dich<br />

schon seit langem und lauscht deinen Gedanken. Er<br />

sagte mir:<br />

Maria hat ein rein<strong>es</strong> Herz. Sie wünscht sich einen Stern<br />

für alle Menschen. Sie soll ihn erhalten in di<strong>es</strong>er<br />

Märzennacht. Sie soll ihn austragen und der Menschheit<br />

schenken in einer Dezembernacht. Es wird die Heilige<br />

Nacht sein, denn <strong>es</strong> wird durch dich der M<strong>es</strong>sias<br />

geboren werden.<br />

MARIA:<br />

Aber ich bin doch nur eine einfache Frau. Und noch<br />

nicht einmal verheiratet.<br />

GABRIEL:<br />

Mach dir keine Gedanken darüber. Freue dich auf deinen<br />

ersten Sohn.<br />

MARIA:<br />

Ein Sohn! Im Dezember. Der M<strong>es</strong>sias! Mir wird ganz<br />

schwindelig.<br />

GABRIEL:<br />

Sei guten Mut<strong>es</strong>!<br />

MARIA:<br />

Hat Gott noch etwas g<strong>es</strong>agt, das ich wissen soll?<br />

GABRIEL:<br />

Gott hat g<strong>es</strong>agt: Heute erzeuge ich meinen<br />

auserwählten Sohn. An ihm werde ich meine Freude<br />

haben. Auf ihn lege ich meinen Geist. Durch ihn werde<br />

ich sprechen zu den Menschen.<br />

MARIA:<br />

Welchen Namen soll ich ihm geben?<br />

GABRIEL:<br />

Nenne ihn J<strong>es</strong>us. Und nun fürchte dich nicht mehr. Ich<br />

bin zu deinem Schutz gekommen. Ich bin bei dir, auch<br />

wenn du mich nicht siehst.<br />

(Gabriel entfernt sich)<br />

MARIA:<br />

Ich bekomme ein Kind. J<strong>es</strong>us. <strong>Wie</strong> ich mich freue. <strong>Wie</strong><br />

ich Gott danke. Ich habe <strong>es</strong> nicht verdient, aber ich bin<br />

die glücklichste Frau der Welt.<br />

DRITTE SZENE<br />

(Herod<strong>es</strong> und sein Berater; dann zwei Römer)<br />

HERODES:<br />

Was sagst du da? Römische G<strong>es</strong>andte sind eingetroffen?<br />

BERATER:<br />

Ja, göttlicher Herod<strong>es</strong> Antipas, Herrscher über Galiläa<br />

und Peräa. Es sind zwei G<strong>es</strong>andte. Sie sagen, daß sie<br />

direkt aus Rom angereist sind.<br />

HERODES:<br />

Weißt du Genauer<strong>es</strong>?<br />

BERATER:<br />

Nur soviel: Kaiser Augustus Octavianus hat sie g<strong>es</strong>chickt.<br />

Sie haben den Befehl, euch eine Botschaft zu<br />

3


übermitteln.<br />

in etwa neun Monaten mit der Eintragung beginnen.<br />

HERODES:<br />

Nun wünsche ich euch eine angenehme Rückreise. Grüßt<br />

Hast du sie gastfreundlich empfangen? Ich will keine mir Augustus und die Ewige Stadt. Valete Romani!<br />

Probleme mit dem römischen Kaiser!<br />

BEIDE RÖMER:<br />

BERATER:<br />

Vale Herod<strong>es</strong>! Es lebe Galiläa!<br />

Es wurde ihnen ein f<strong>es</strong>tlicher Empfang bereitet.<br />

(Beide Römer entfernen sich)<br />

HERODES:<br />

HERODES:<br />

Gut. Sehr gut. Führe sie zu mir!<br />

Der Teufel soll ihn holen, di<strong>es</strong>en Augustus samt seiner<br />

(Berater geht die G<strong>es</strong>andten holen)<br />

Steuerlisten!<br />

HERODES:<br />

BERATER:<br />

Die spinnen, die Römer. Zum Teufel mit ihnen. Und zum Die spinnen, die Römer.<br />

Teufel mit Kaiser Augustus. Was ist ihm denn jetzt schon VIERTE SZENE<br />

wieder eingefallen? Immer muß er seine Macht unter (Neun Monate später - in einer nächtlichen Gasse<br />

Beweis stellen. Aber ich werde all<strong>es</strong> tun, was er verlangt. Bethlehems)<br />

Nur so kann ich meine eigene Macht f<strong>es</strong>tigen und<br />

JOSEF:<br />

erweitern.<br />

Siehst du, Maria, gleich haben wir <strong>es</strong> g<strong>es</strong>chafft. Wir sind<br />

(Berater führt die römischen G<strong>es</strong>andten herein)<br />

bereits in Bethlehem und müssen nur noch eine<br />

ERSTER RÖMER:<br />

Herberge finden.<br />

Salve Herod<strong>es</strong>!<br />

MARIA:<br />

HERODES:<br />

Aber <strong>es</strong> ist doch schon zu spät. Sieh, alle Hotels und<br />

Salvete Romani. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Herbergen sind bereits g<strong>es</strong>chlossen. Es ist meine Schuld,<br />

Reise. Hat man euch an meinem Hof zufriedenstellend wenn wir hier draußen jämmerlich erfrieren müssen. Ich<br />

bewirtet?<br />

hätte mich eben etwas mehr zusammennehmen sollen.<br />

ERSTER RÖMER:<br />

JOSEF:<br />

Danke, hervorragend. Du bist sehr gastfreundlich. <strong>Das</strong> Nicht doch! Du hast getan, was du konnt<strong>es</strong>t. Schließlich<br />

wird unser Kaiser mit Wohlwollen vernehmen.<br />

bist du hochschwanger. Und schuld bist du schon<br />

HERODES:<br />

überhaupt nicht. Wenn jemand schuld ist, dann die<br />

Ihr wißt ja, daß ich ein Freund der Römer bin. Was darf Politiker, Augustus und Herod<strong>es</strong>. Sie muten schließlich<br />

ich für euch tun?<br />

dem Volk di<strong>es</strong>e b<strong>es</strong>chwerliche Wanderung an den<br />

ERSTER RÖMER:<br />

Heimatort zu.<br />

Augustus Octavianus grüßt dich. Er hat uns einen Brief MARIA:<br />

für dich mitgegeben, den wir dir vorl<strong>es</strong>en sollen.<br />

Oh, Josef, ich bekomme die Wehen!<br />

HERODES:<br />

JOSEF:<br />

Bitte!<br />

Großer Gott, was soll ich nur tun? In solch einem Notfall<br />

ZWEITER RÖMER:<br />

muß der Nächstb<strong>es</strong>te helfen.<br />

Salve Herod<strong>es</strong>. Ich, Ca<strong>es</strong>ar Augustus Octavianus,<br />

(Josef klopft an eine Tür; Diener mit Kerze erscheint)<br />

Herrscher über das Römische Weltreich, erlasse an meine DIENER:<br />

Provinzen folgenden Befehl: Alle Bewohner sollen sich in Was für ein Lärm zu solch nächtlicher Stunde! Mein Herr<br />

ihre Heimatstädte begeben, um sich in eine Liste<br />

braucht seinen Schlaf!<br />

einzutragen: ihren Namen, ihren Beruf, ihren Verdienst JOSEF:<br />

und ihren B<strong>es</strong>itz. Ich will mir einen Überblick über alle Guter Mann, meine Frau bekommt gleich ein Kind.<br />

Steuerzahler verschaffen. Es lebe das Römische Reich! DIENER:<br />

Augustus.<br />

Und mein Herr gleich einen Wutanfall, wenn er<br />

HERODES:<br />

aufwacht.<br />

Es lebe Rom! Es lebe Augustus! Meldet ihm, daß ich JOSEF:<br />

noch heute die Steuerlisten anfertigen lasse. Wir können Habt doch Erbarmen!<br />

4


DIENER:<br />

Und wer hat Erbarmen mit meinem Herrn, wenn er<br />

morgen schlechte G<strong>es</strong>chäfte macht, weil er<br />

unausg<strong>es</strong>chlafen ist? Macht euch bloß aus dem Staub!<br />

(Diener entfernt sich)<br />

JOSEF:<br />

Ersticken soll er an seinem Geld, dein Herr!<br />

MARIA:<br />

Josef, bitte fluche nicht in di<strong>es</strong>er Nacht. Die Wehen<br />

verstärken sich. Versuche <strong>es</strong> doch an di<strong>es</strong>er Tür.<br />

(Josef klopft an; Hoteliere im Nachthemd)<br />

JOSEF:<br />

Seid gegrüßt, gute Frau. Seht, meine Gattin bekommt<br />

gleich ein Kind. Bitte, vermietet uns noch ein Zimmer,<br />

auch wenn der Empfang bereits g<strong>es</strong>chlossen ist.<br />

HOTELIERE:<br />

(Gähnt laut und lange)<br />

Was könnt ihr zahlen?<br />

JOSEF:<br />

<strong>Eine</strong>n Silberling. Ich bin nur ein einfacher<br />

Zimmermannsg<strong>es</strong>elle.<br />

HOTELIERE:<br />

(Lacht laut auf)<br />

Dafür vermiete ich ja nicht einmal einen Stehplatz im<br />

Kohlenkeller.<br />

JOSEF:<br />

Habt Erbarmen!<br />

HOTELIERE:<br />

Erbarmen! Wenn ich das schon höre! Stell dir folgend<strong>es</strong><br />

vor: Deine Frau bekommt ihr Kind, das Kind schreit die<br />

ganze Nacht, meine Hotelgäste werden in ihrem Schlaf<br />

beeinträchtigt, sie ziehen aus und kommen nie mehr in<br />

mein Hotel. Fazit: Ich mache Bankrott. Nein, nein!<br />

Macht, daß ihr davonkommt, sonst zeige ich euch<br />

wegen nächtlicher Ruh<strong>es</strong>törung und<br />

G<strong>es</strong>chäftsschädigung an und lasse sofort die Wachen<br />

holen!<br />

(Hoteliere entfernt sich)<br />

JOSEF:<br />

Schlaflosigkeit über dein ganz<strong>es</strong> Hotel, du geldgierig<strong>es</strong><br />

Aas!<br />

MARIA:<br />

Du sollst doch nicht fluchen! Schnell, versuche <strong>es</strong> noch<br />

einmal an di<strong>es</strong>er Tür. Oh, meine Wehen, mein arm<strong>es</strong><br />

Kind!<br />

JOSEF:<br />

<strong>Das</strong> Haus sieht sehr ärmlich aus. Die Leute, die darin<br />

wohnen, werden selbst nichts b<strong>es</strong>itzen.<br />

MARIA:<br />

Versuche <strong>es</strong> trotzdem! Beeile dich! Oft sind <strong>es</strong> die<br />

Armen, die ein mitleidig<strong>es</strong> Herz haben.<br />

(Josef klopft an; ein schäbig gekleideter Alter erscheint)<br />

JOSEF:<br />

Bitte, gebt uns Unterkunft! Meine Frau bekommt in<br />

jedem Augenblick ihr erst<strong>es</strong> Kind.<br />

ALTER:<br />

O welch frohe Botschaft in di<strong>es</strong>er traurigen Nacht.<br />

JOSEF:<br />

Warum traurig, alter Mann?<br />

ALTER:<br />

Meine Frau liegt im Sterben und wird di<strong>es</strong>e Nacht wohl<br />

nicht überstehen. Wir haben nur eine winzige Kammer.<br />

Die würden wir gerne mit euch teilen, wenn sich nicht<br />

bereits der Tod eingeladen hätte.<br />

JOSEF:<br />

Du hast ein gut<strong>es</strong> Herz, alter Mann. Wir werden für<br />

deine Frau beten. Wir finden b<strong>es</strong>timmt noch ein<br />

Plätzchen. Komm, Maria.<br />

ALTER:<br />

Wartet! Neben unserer Kammer befindet sich ein kleiner<br />

Stall. Ich gebe ihn euch kostenlos als Unterschlupf. Es ist<br />

zwar nicht bequem dort, aber <strong>es</strong> gibt wenigstens<br />

weich<strong>es</strong> Stroh und sogar eine Krippe, in die ihr euer Kind<br />

legen könnt. Und eine Kuh und ein Esel geben<br />

ausreichend Wärme. Kommt doch! Sicherlich seid ihr<br />

hungrig. Ich werde euch Brot und Milch bringen; mehr<br />

habe ich leider nicht.<br />

MARIA:<br />

Gott wird dich belohnen, guter Mann.<br />

FÜNFTE SZENE<br />

(Drei Hirten auf dem Feld; dann Gabriel)<br />

ERSTER HIRTE:<br />

Di<strong>es</strong> ist schon eine seltsame Nacht. Es ist bitterkalt, aber<br />

dennoch friere ich nicht.<br />

ZWEITER HIRTE:<br />

Und <strong>es</strong> ist stockdunkel, aber dennoch kommt mir all<strong>es</strong> so<br />

hell vor.<br />

DRITTER HIRTE:<br />

Die Nächte auf dem Feld erfüllen mich immer mit<br />

Traurigkeit, aber in di<strong>es</strong>er Nacht fühle ich eine<br />

unb<strong>es</strong>chreibliche Freude. Ja, di<strong>es</strong>e Nacht ist wundersam.<br />

(Gabriel erscheint)<br />

5

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