Villigster Medien 3/2005 - Pädagogisches Institut der EKvW

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12.07.2015 Aufrufe

B ANDACHTENSEITE 8Wenn Du den Himmel entdecken willst, wirst Du auf der Erde landen. Indem Du nachoben schaust, wechselt sich Deine Perspektive. Wenn Du den Himmel suchst, entdeckstDu den Menschen, vielleicht den, der sich nicht rühren kann, vielleicht den,der Dich braucht. Vielleicht den, den Du eigentlich gar nicht entdecken wolltest.Christlicher Glaube ist nicht die Projektion unerfüllter Wünsche an den Himmel.Glaube ist nicht Opium für das Volk, um es politisch ruhig zu stellen. Im Gegenteil:wer den Himmel sucht, wird die Erde entdecken.II)„Die Tür“: Ein zweiter Gang durch das Bild:Wahrnehmung:Dann ist da noch diese braune Eingangstür, in deren Fenster sich der Himmel spiegelt.Der zu einem Viertel geöffnete Türflügel rechts gibt den Blick nicht frei. Wir sehenins Schwarze. Drei farbige Schmetterlinge tanzen davor. Auf und ab? Kommen heraus?Wollen hinein? Ich vermag es nicht zu entscheiden. Wo führt sie hin, diese Tür,in der sich der Himmel spiegelt? Vielleicht näher zu dem, den der Blick zum Himmelmir aus der Vogelperspektive gezeigt hat? Ich vermag es nicht zu beantworten. Diebunten Schmetterlinge wirken einladend, machen Mut hineinzugehen, auch ohne zuwissen, wo das hinführen wird.Theologische Assoziation:Den Himmel vermagst Du nicht in Bildern zu erfassen, nicht einmal in seinem Spiegelbild.Du musst Dich entscheiden, ob Du ihn entdecken willst. Du musst Dich aufden Weg machen, um ihn zu entdecken. Du musst Türen aufstoßen auf der Suchenach dem Himmel. Aber Du weißt nicht im Voraus, was Du entdecken wirst und wohindas führt. Zugesichert ist Dir als Christ allerdings, dass Du nicht vergeblich suchenwirst.III)„Klopfet an, so wird euch aufgetan“: ein biblischer Text„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euchaufgetan“ (Mt. 7,7 par.). Damit unterstreicht Jesus die Worte des Gebetes, das er dieJünger gerade gelehrt hat: „Vater unser im Himmel“. Bitten, suchen, anklopfen, dassind die Bewegungen des Glaubens, der sich gen Himmel wendet. Was dem Bittendengegeben wird, bleibt offen. Was der Suchende finden wird, wird nicht gesagt, wohindie Tür führt, die sich öffnet, bleibt im Dunkeln. Aber wie die Schmetterlinge vor derTür im Bild Zuversicht signalisieren, so bestärkt Jesus seine Jünger: Der Glaube dersich auf den Weg macht, der betet oder sucht oder auch an Türen anklopft, von denener noch nicht einmal weiß, wo sie hinführen, wird das nicht vergeblich tun. E-vangelischer Religionsunterricht kann deshalb eine spannende Angelegenheit werden,weil er, auch wenn er sich mit dem Himmel beschäftigt, ja gerade weil er sich mitdem Himmel beschäftigt, allemal auf der Erde landet, beim Menschen und bei dem,was ihn im Tiefsten beschäftigt, bewegt und umtreibt. Und der Unterricht kann deshalbspannend sein, weil er nicht mit vorgefertigten Antworten daherkommt.(Klaus Rudolph)VILLIGSTER MEDIEN 3/2005 „MEIN LEBEN IST WIE ...“

B ANDACHTENSEITE 9Haus auf dem KopfManchmal steht alles auf dem Kopf, und manchmal täuscht der erste Eindruck.Ich sehe den Innenhof eines großen Hauses, Treppen, Türen, Säulen und Gänge. ImBildvordergrund links eine Jugendliche. Sie schaut hinauf. Im oberen Bereich entdeckeich einen jungen Mann, er steht an einem Geländer. Schmetterlinge fliegen zu einergeöffneten Tür. Überall schaut von außen der Himmel in dieses Haus.Mit einem an Maurits Cornelis Escher erinnernden Motiv sind wir als Betrachtendezum Perspektivenwechsel eingeladen. Wie durch einen Zauberspiegel blicken wir ineine phantastische und rätselhafte Welt.Oben und unten scheinen ineinander überzugehen und irritieren unsere Sehgewohnheiten,ja stellen sie gar auf den Kopf.Himmel und Erde treten in eine neue Beziehung, wie es uns in den Bildern des SehersJohannes verheißen wird:Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und dieerste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt,das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückteBraut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thronher, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnenwohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gottsein. (Offbg. 21, 1-3)Noch einmal schaue ich auf das Bild, aus dem Blickwinkel der Jugendlichen.Schon hier und jetzt möchten Kinder und Jugendliche in unserer Kirche Wohnungfinden in der Welt, ein Angebot zum Heimatfinden bei Gott.Da muss das Haus groß genug sein, und Umbaumaßnahmen tun Not, in unseren Gemeinden,aber auch in der Schule und im Religionsunterricht.Alle sind eingeladen, in aller Farbigkeit, Entwicklungsträume zu ermöglichen undEntwicklungsräume zu eröffnen, damit aus Raupen Schmetterlinge werden können,die die Freiheit des Lebens Gottes spüren.Verheißungsvoll weist das Bild über sich hinaus. An allen vier Seiten scheint derHimmel durch, ein Einblick in Gottes neue Welt, die Kindern und Jugendlichen imGlauben angeboten wird.So wie in den Worten der Offenbarung ist, scheinbar paradox, im Aufblicken beideszu erkennen: der Himmel und der feste Boden unter den Füßen.„Zwei Dinge sollen Kinder bekommen: Wurzeln und Flügel.“ Ein altes Sprichwort bietetuns Bilder für die Begleitung der Kinder und Jugendlichen, die in unserer Mitteaufwachsen.Sie wollen in ihren – manchmal verrückten – Fragen nach dem Woher und Wohinermutigt werden und suchen nach verlässlicher Begleitung. Sie brauchen Erwachsene,die sich ihrer mit Liebe annehmen und sie in ihrer Suche nach Weltdeutung und ihremFragen nach Gott begleiten. Sie suchen Menschen, die mit ihnen auf die Suchenach Orten und Zeiten gehen, wo der Himmel die Erde berührt.VILLIGSTER MEDIEN 3/2005 „MEIN LEBEN IST WIE ...“

B ANDACHTENSEITE 8Wenn Du den Himmel entdecken willst, wirst Du auf <strong>der</strong> Erde landen. Indem Du nachoben schaust, wechselt sich Deine Perspektive. Wenn Du den Himmel suchst, entdeckstDu den Menschen, vielleicht den, <strong>der</strong> sich nicht rühren kann, vielleicht den,<strong>der</strong> Dich braucht. Vielleicht den, den Du eigentlich gar nicht entdecken wolltest.Christlicher Glaube ist nicht die Projektion unerfüllter Wünsche an den Himmel.Glaube ist nicht Opium für das Volk, um es politisch ruhig zu stellen. Im Gegenteil:wer den Himmel sucht, wird die Erde entdecken.II)„Die Tür“: Ein zweiter Gang durch das Bild:Wahrnehmung:Dann ist da noch diese braune Eingangstür, in <strong>der</strong>en Fenster sich <strong>der</strong> Himmel spiegelt.Der zu einem Viertel geöffnete Türflügel rechts gibt den Blick nicht frei. Wir sehenins Schwarze. Drei farbige Schmetterlinge tanzen davor. Auf und ab? Kommen heraus?Wollen hinein? Ich vermag es nicht zu entscheiden. Wo führt sie hin, diese Tür,in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Himmel spiegelt? Vielleicht näher zu dem, den <strong>der</strong> Blick zum Himmelmir aus <strong>der</strong> Vogelperspektive gezeigt hat? Ich vermag es nicht zu beantworten. Diebunten Schmetterlinge wirken einladend, machen Mut hineinzugehen, auch ohne zuwissen, wo das hinführen wird.Theologische Assoziation:Den Himmel vermagst Du nicht in Bil<strong>der</strong>n zu erfassen, nicht einmal in seinem Spiegelbild.Du musst Dich entscheiden, ob Du ihn entdecken willst. Du musst Dich aufden Weg machen, um ihn zu entdecken. Du musst Türen aufstoßen auf <strong>der</strong> Suchenach dem Himmel. Aber Du weißt nicht im Voraus, was Du entdecken wirst und wohindas führt. Zugesichert ist Dir als Christ allerdings, dass Du nicht vergeblich suchenwirst.III)„Klopfet an, so wird euch aufgetan“: ein biblischer Text„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euchaufgetan“ (Mt. 7,7 par.). Damit unterstreicht Jesus die Worte des Gebetes, das er dieJünger gerade gelehrt hat: „Vater unser im Himmel“. Bitten, suchen, anklopfen, dassind die Bewegungen des Glaubens, <strong>der</strong> sich gen Himmel wendet. Was dem Bittendengegeben wird, bleibt offen. Was <strong>der</strong> Suchende finden wird, wird nicht gesagt, wohindie Tür führt, die sich öffnet, bleibt im Dunkeln. Aber wie die Schmetterlinge vor <strong>der</strong>Tür im Bild Zuversicht signalisieren, so bestärkt Jesus seine Jünger: Der Glaube <strong>der</strong>sich auf den Weg macht, <strong>der</strong> betet o<strong>der</strong> sucht o<strong>der</strong> auch an Türen anklopft, von denener noch nicht einmal weiß, wo sie hinführen, wird das nicht vergeblich tun. E-vangelischer Religionsunterricht kann deshalb eine spannende Angelegenheit werden,weil er, auch wenn er sich mit dem Himmel beschäftigt, ja gerade weil er sich mitdem Himmel beschäftigt, allemal auf <strong>der</strong> Erde landet, beim Menschen und bei dem,was ihn im Tiefsten beschäftigt, bewegt und umtreibt. Und <strong>der</strong> Unterricht kann deshalbspannend sein, weil er nicht mit vorgefertigten Antworten daherkommt.(Klaus Rudolph)VILLIGSTER MEDIEN 3/<strong>2005</strong> „MEIN LEBEN IST WIE ...“

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