12.07.2015 Aufrufe

Psychotherapie Aktuell 01/2012 - DPtV

Psychotherapie Aktuell 01/2012 - DPtV

Psychotherapie Aktuell 01/2012 - DPtV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser,Journalisten vor den Karrengespannt?Beinahe könnte man meinen, da hatjemand großes Interesse, die Arbeit derPsychotherapeuten in keinem gutenLicht dastehen zu lassen. Wie kann essonst sein, dass ein an sich gut aufgestelltesMagazin, wie der Spiegel, nichtrichtig recherchiert?„Psychisch Schwerkranke finden kaumHilfe, weil Psychotherapeuten lieberleichte Fälle behandeln – echte odervermeintliche Burnout-Opfer blockierendie Praxen.“ Solche und weitausunqualifiziertere Aussagen sind dortzu finden. Das steht einer renommiertenZeitschrift nicht besonders gut zuGesicht.Dabei liegen die Fakten auf der Hand,belegt durch Studien und Statistiken.Sie könnten helfen, jene Mythen, HalbundUnwahrheiten um die <strong>Psychotherapie</strong>schnell zu entlarven – wenn mandenn so will. Die Frage ist nur, warumsich die Journalisten so gerne vor denKarren spannen lassen?Mit dem Beitrag „Mythen und Faktenzur <strong>Psychotherapie</strong>“ von DieterBest stellen wir in dieser Ausgabe der<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> den effektheischendenAussagen objektive undfachliche Daten gegenüber.Wie schon die TK-Studie 2<strong>01</strong>1, bestätigtauch ein aktueller Zwischenberichteiner von der KBV in Auftrag gegebenenStudie zur ambulanten psychosomatischenund psychotherapeutischenVersorgung, dass Psychotherapeutenund psychosomatisch tätige Ärztesich in gleicher Weise multimorbider,schwer erkrankter Patienten mit hoherKrankheitslast annehmen und beidiesen eine wichtige und gute Arbeitleisten. Auch arbeiten Psychotherapeutengenauso viel und engagiert wie alleanderen Ärzte. Mit dem kleinen Unterschied,dass diese Leistungen nicht ingleicher Weise honoriert werden. Dennunter vergleichbaren Bedingungenerzielen Psychotherapeuten lediglich65% des „kalkulatorischen Arztlohnes“.Anders herum ausgedrückt: Dieausschließlich mit zuwendungsorientiertenLeistungen arbeitenden Praxender Psychotherapeuten, Psychosomatikerund Psychiater erzielen bei gleichemArbeitseinsatz ein Einkommen,das 45% unter dem in anderen fachärztlichenVersorgungsbereichen tätigenVertragsärzten liegt. Ist die zuwendungsintensiveArbeit an Beziehungen,Affekten, Wahrnehmungen und Einstellungenweniger wert?Neuropsychologie ist GKV-LeistungWas lange währt, wird endlich gut.Die Neuropsychologie wurde im GemeinsamenBundesausschuss alsanerkannte Untersuchungs- und Behandlungsmethodeverabschiedet undder Beschluss vom Bundesministeriumfür Gesundheit „nicht beanstandet“, sodass sie nun in die Leistungen der gesetzlichenKrankenkassen aufgenommenwurde. Mit der Veröffentlichungim Bundesanzeiger am 23.2.2<strong>01</strong>2haben die Versicherten jetzt einenErstattungsanspruch für neuropsychologischeLeistungen. An den EBM-Leistungsbeschreibungenwird derzeit nochgearbeitet, eine Abrechnung erfolgtdeshalb vorläufig über das Kostenerstattungsverfahrennach § 13 Abs. 3SGB V und über die Gebührenordnungfür Psychotherapeuten. Somit ist dieseBehandlungsmethode tatsächlich dieerste im Bereich <strong>Psychotherapie</strong>, die dieHürde des G-BA genommen hat!PiA-Mitglied Nr. 1.000Zu guter Letzt freue ich mich, gemeinsammit Ihnen unser PiA-MitgliedNr. 1.000 in der <strong>DPtV</strong> zu begrüßen:Herzlich willkommen Mona Permienaus München!Ihnen liebe Kolleginnen und Kollegenwünsche ich eine schöne und sonnigeFrühlingszeit.IhreStellvertretende Bundesvorsitzendeder <strong>DPtV</strong>4<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


4. Jahrgang · Heft 1/2<strong>01</strong>2InhaltGesundheitspolitik61115Dieter BestMythen und Fakten zur <strong>Psychotherapie</strong>Birgit Albs-Fichtenberg, Dieter Best, Sebastian BodenburgAmbulante Neuropsychologie ist Leistung der gesetzlichenKrankenkassenAlessandro CavicchioliDer PNP-Vertrag zwischen <strong>DPtV</strong>, Medi, DGPN, FLund AOK/BKK Bosch in Baden-WürttembergFachbeiträge1924Léonie F. Lange, Claudia D. Spies, Henning KrampeBRIA – Brückenintervention in der Anästhesiologie. Ein psychotherapeutischerStepped-Care-Ansatz in der AnästhesiologieSiegmar StenderDer Borreliosepatient im Fokus des Psychotherapeuten. Zur Komplexitätpsychosomatischen Arbeitens und Bedeutung psychodiagnostisch-psychotherapeutischerAchtsamkeit am Beispieleiner InfektionskrankheitWissenschaft29Tanja Kalytta, Gabriele WilzBenötigen Angehörige von Demenzerkrankten <strong>Psychotherapie</strong>?Ergebnisse einer telefonischen Kurzzeittherapie für Angehörigevon DemenzerkranktenAus der Praxis für die Praxis323537Gudrun KleinSelbstwirksam besser schlafen. Ein Therapieansatz aus der ambulantenPraxis zu SchlafstörungenQualitätsmanagement in psychotherapeutischen PraxenPetra HahnErfahrungsbericht als PraxismanagerinPeter Michael BublitzErfahrungen mit der Mitarbeit einer SekretärinHolger SchmidtDarf das Leben leichter werden?Dieter BestTipps zur AbrechnungAusbildung3844DGPs-Kommission „Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>“Modellversuch Direktausbildung <strong>Psychotherapie</strong>Sabine Trautmann-VoigtMeinungen von PiAs zur Berichtspflicht4. Jahrgang | Heft 1 | 2<strong>01</strong>2<strong>Psychotherapie</strong><strong>Aktuell</strong>Mythen und Fakten zur <strong>Psychotherapie</strong>Ambulante Neuropsychologie ist Leistungder gesetzlichen KrankenkassenDirektausbildung <strong>Psychotherapie</strong>– Diskussionsvorschlag der DPGsHans S. Reinecker49Mario Alexander Kostal: Seele auf der FluchtStefan Röhring49Johannes Lindenmeyer (Hrsg.): Therapie Tools, Offene Gruppen 1Gabriele Sturm50Bob Bertolino, Michael Kiener, Ryan Patterson: Therapie Tools,Lösungs- und ressourcenorientierte TherapieThomas Staudinger50Michaela Pavelka: Im Schatten der StilleLeserbrief zu den Beiträgen51<strong>Psychotherapie</strong> mit älteren MenschenAdressen <strong>DPtV</strong>52Impressum54 KleinanzeigenRechtsfragen46 Rechtsprechungs-Reportzusammengestellt von Dr. Markus PlantholzVeranstaltungenVeranstaltungskalender Mai bis Juli 2<strong>01</strong>248RezensionenLeserbriefVerbandsinternAnzeigen53 Stellenmarkt<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 5


springer.comWissen bewegt, gestaltet,verändert.2<strong>01</strong>2. 172 S. Geb.7 € (D) 29,95€ (A) 30,79 | sFr 37,50978-3-642-05051-02<strong>01</strong>2. 552 S. 30 Abb.Geb.7 € (D) 59,95€ (A) 61,63 | sFr 75,00978-3-642-20295-72<strong>01</strong>2. 157 S. 8 Abb.Brosch.7 € (D) 39,95€ (A) 41,07 | sFr 50,00978-3-642-22471-32<strong>01</strong>2. 522 S. 19 Abb.Geb.7 € (D) 49,95€ (A) 51,35 | sFr 62,50978-3-642-03496-12<strong>01</strong>2. 146 S. Geb.7 € (D) 29,95€ (A) 30,79 | sFr 37,50978-3-642-03609-52<strong>01</strong>2. 232 S. 12 Abb.Geb.7 € (D) 29,95€ (A) 30,79 | sFr 37,50978-3-642-04906-42<strong>01</strong>2. 198 S. 39 Abb.Geb. Mit CD-ROM.7 € (D) 39,95€ (A) 41,07 | sFr 50,00978-3-642-25228-02<strong>01</strong>2. 175 S. 2 Abb.Geb.7 € (D) 39,95€ (A) 41,07 | sFr 50,00978-3-642-19638-62<strong>01</strong>2. 200 S. 15 Abb.Brosch. Mit CD-ROM.7 Ca. € (D) 39,95€ (A) 41,07 | sFr 50,00978-3-642-258<strong>01</strong>-5Topaktuelle Neuerscheinungen.Jetzt bestellen!€ (D) sind gebundene Ladenpreise in Deutschland und enthalten 7% MwSt; € (A) sind gebundene Ladenpreise in Österreich und enthalten 10% MwSt.sFr sind unverbindliche Preisempfehlungen. Preisänderungen und Irrtümer vorbehalten.120052x


Mythen und Fakten zur <strong>Psychotherapie</strong>GesundheitspolitikDieter BestMythen und Faktenzur <strong>Psychotherapie</strong>In den 41 Jahren seit ihrer Anerkennungals Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherunghat sich die <strong>Psychotherapie</strong>im deutschen Gesundheitswesenfest etabliert. In dieser Zeit hat sichauch die Einstellung der Bevölkerungund der Medizin zu psychischen Krankheitenund zur psychotherapeutischenBehandlung positiv verändert. Für vieleBetroffene ist es keine Schande mehr,ihre psychische Krankheit zu erkennenzu geben, und in der Regel reagierenHausärzte angemessen und bieten Hilfean, wenn ein Patient entsprechendeSymptome berichtet.Mit dem Psychotherapeutengesetzvon 1999, das die PsychologischenPsychotherapeuten und Kinder- undJugendlichenpsychotherapeuten indie Kassenärztlichen Vereinigungenintegrierte, nahm die <strong>Psychotherapie</strong>einen starken Aufschwung. Psychotherapeutenleisten ihren Beitrag nicht nurbei der Behandlung von psychischenKrankheiten, sondern unterstützendund begleitend auch bei vielen somatischenKrankheiten. Moderne Krankenbehandlungist interdisziplinär, Ärztearbeiten in Krankenhäusern und alsNiedergelassene eng mit Psychotherapeutenzusammen. Nur ein Beispiel:In einer neuen Patienteninformationzum chronischen Kreuzschmerz weistdie KBV auf die Notwendigkeit einesfachübergreifenden Therapieplans hin,der auch psychotherapeutische Hilfenbeinhaltet.Dass die Erfolgsgeschichte der <strong>Psychotherapie</strong>auch Konkurrenz, Verteilungskämpfe,Ängste und Neid hervorruft,ist kein Wunder – auch nicht, dass deswegenMythen und Vorurteile gepflegtund gestreut werden.In den letzten Jahren konnten vieleneue Erkenntnisse zur <strong>Psychotherapie</strong>gewonnen werden. Diese sollen imFolgenden einigen der Mythen, die imgesundheitspolitischen Raum kursieren,entgegen gestellt werden.„Psychotherapeutenbehandeln überwiegendleichte Störungen…“Seit einigen Jahren behaupten psychiatrischeund Nervenarztverbände,es gäbe eine einseitige Ressourcenverteilungzugunsten der <strong>Psychotherapie</strong>und zu Lasten der Psychiatrie. Protagonistdieser Behauptung ist Dr. med.Heiner Melchinger, Psychiater in einemHannoveraner Krankenhaus. Meistwerden zwei Behauptungen vermischt.Erstens: Psychotherapeuten behandelnüberwiegend leichte Fälle. Zweitens:Sie behandeln wenige Patienten mithohem finanziellem Aufwand.Die Behauptungen Melchingers sindzum Teil in der Politik aufgegriffenworden. So hat sich Jens Spahn, dergesundheitspolitische Sprecher derCDU/CSU-Bundestagsfraktion, imvergangenen Jahr mehrfach entsprechendgeäußert. Auch die universitäreFachwelt sitzt gelegentlich MelchingersBehauptungen auf. In Heft 4/2<strong>01</strong>1der Zeitschrift Verhaltenstherapiebehauptet im Editorial Prof. WinfriedRief, Universität Marburg, dass vielePsychotherapeuten schizophrene Patientenablehnen würden, obwohl neuereErkenntnisse eindeutig belegten,dass <strong>Psychotherapie</strong> bei Personen mitschizophrenen Erkrankungen ähnlicheEffektstärken bringen wie die Behandlungmit Psychopharmaka. Rief führtkeinen Beleg für seine Behauptungder Zurückweisung dieser Patientenan. Trotzdem ist es natürlich richtig,dass bestimmte Personengruppen offenbareinen erschwerten Zugang zur<strong>Psychotherapie</strong> und teilweise zur Psychiatriehaben (z.B. geistig Behinderte,alte Menschen, Migranten). Die Gründedafür sind vielschichtig und bedürfteneiner eigenen Untersuchung 1 . Die platteBehauptung, Psychotherapeutenlehnten diese Patienten ab, ist eineUnterstellung.Fakt ist:Im Abschlussbericht des Modellvorhabensder Techniker Krankenkasse zum1 Walendzik, A., Rabe-Menssen, C., Lux, G.,Wasem, J., Jahn, R.: Erhebung zur ambulantenpsychotherapeutischen Versorgung2<strong>01</strong>0, Berlin, Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung 2<strong>01</strong>1: Geschlechts-, alters- undkohortenspezifische Zugangshemmnissesollten hier genauer untersucht und eventuellZuweisungswege an spezifischeHemmschwellen angepasst werden. Hiererscheint insbesondere die Fortbildung derHausärzte über psychische Erkrankungenund ihre Behandlungsmöglichkeiten wichtig.“(S. 98)Qualitätsmonitoring in der ambulanten<strong>Psychotherapie</strong> von 2<strong>01</strong>1 wird festgestellt,dass „die Patienten in dieserStudie … sich sowohl in allgemeinenals auch in störungsspezifischen Instrumentendurchgängig mindestensgenauso belastet zeigen wie klinischeVergleichsstichproben. Sie überschreitenim Mittel deutlich die Grenzwertefür klinisch relevante Belastung, in einigenInstrumenten liegt der Mittelwertsogar im Bereich für starke Belastung(vergleichbar mit stationär behandeltenPatienten)“ 2 . Mehr als 90% derPatienten wiesen mittelschwer undschwer ausgeprägte psychische Krankheitenauf.Psychotherapeuten und Fachärzte fürPsychosomatische Medizin und <strong>Psychotherapie</strong>behandeln das gesamteSpektrum psychischer Krankheiten,wobei sich übrigens das Diagnosespektrumdieser beiden Gruppen kaumunterscheidet. Nach einer Auswertungder KV Nordrhein des Quartals 2/2<strong>01</strong>1behandeln Psychologische Psychotherapeutenzu 30,0% Reaktionenauf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen,ärztliche Psychotherapeutenzu 26,1%, Psychologische Psychotherapeutenbehandeln zu 14,8%rezidivierende depressive Störungen,ärztliche Psychotherapeuten zu 14,7%,Persönlichkeitsstörungen werden zu2 Qualitätsmonitoring in der ambulanten<strong>Psychotherapie</strong> – Abschlussbericht, Modellvorhabender Techniker Krankenkasse nach§ 63 Abs. 1 SGB V, S. 161<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 7


GesundheitspolitikMythen und Fakten zur <strong>Psychotherapie</strong>7,8% von Psychologische Psychotherapeutenund zu 8,9% von ärztlichenPsychotherapeuten behandelt. Auchbei allen anderen Diagnosen liegen dieZahlen eng beieinander.Dass Psychiater und Nervenärzte zu einemwesentlich höheren Anteil Psychosenbehandeln als Psychotherapeuten,verwundert nicht, sind sie doch Spezialistenauf diesem Gebiet, vor allembei der psycho-pharmakologischenBehandlung. Zwischen Psychiaternund Psychotherapeuten besteht in derrealen Versorgung in der Regel eine gutfunktionierende Arbeitsteilung.Dass somatisch tätige Ärzte wie Psychotherapeutenauch leichte Krankheitenbehandeln, gebietet die Sicherstellungspflicht.Zur Verhinderung vonChronifizierungen ist es auch fachlichsinnvoll, möglichst frühzeitig zu behandeln.So bevorzugt die NationaleVersorgungsleitlinie zur unipolaren Depressionbei leichten depressiven Störungenden Einsatz von <strong>Psychotherapie</strong>statt einer antidepressiven Medikation,wenn aktiv-abwartendes Beobachtennach 2 Wochen nichts gebracht hat. 3Tatsache ist aber auch, dass es eine langeTradition in der <strong>Psychotherapie</strong> gibt,Diagnosen leichter zu kodieren, als esvom Schweregrad und der Komplexitätder Krankheiten her angemessenwäre. Aus der Erfahrung heraus habenVersicherte mit psychischen Diagnosengroße Probleme, z.B. eine privateKrankenversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherungzu erhalten,geschweige denn die Chance, in einBeamtenverhältnis übernommen zuwerden. Erst mit der Einführung desMorbiditätsbezugs in der gesetzlichenKrankenversicherung und der Bedeutungder Abrechnungsdiagnosen fürdie Steuerung der Geldströme setztallmählich ein Umdenken in der Psychotherapeutenschaftein. WelchesAusmaß der Down-Coding-Effekt hat,wird derzeit in einer Studie, die vomZI der KBV in Auftrag gegeben wurde,erforscht. 43 NVL Unipolare Depression 2009, Version 1.0,Langfassung, Empfehlung Nr. 3-394 Mühlig, S. u.a.: Analyse der Konsistenz derDiagnosekodierungen sowie der Berichtqualitätim Rahmen des Gutachterverfahrenszum Antrag auf ambulante <strong>Psychotherapie</strong>,TU ChemnitzEine Vorstudie hatte Hinweise auf diesenEffekt gegeben. 5…und verbrauchendafür drei Viertel derGesamtausgaben.“O-Ton Melchinger: „Nervenärzte behandeln72% aller Fälle, erhalten dafüraber nur ein Viertel der Gesamtausgaben,ärztliche und Psychologische Psychotherapeutenbehandeln 28% derFälle und erhalten dafür rund Dreiviertelder Gesamtausgaben“ und: „Die<strong>Psychotherapie</strong> boomt, doch schwerund chronisch kranke Patienten habendas Nachsehen, wenn es um adäquateBehandlung geht.“ 6Eine Variante, die gelegentlich in derKV-Welt auftaucht, lautet: „Ein Hausarzterhält für die gesamte Betreuungeines Patienten 60 im Quartal, derPsychotherapeut für eine Sitzung <strong>Psychotherapie</strong>81 “.Fakt ist:Die Gesamtausgaben für die vertragsärztlicheVersorgung betrugen im Jahre2009 28,7 Milliarden (zugelasseneÄrzte und Psychotherapeuten). Davonwurden für psychotherapeutischeBehandlungen 1,416 Milliarden aufgewendet, d.h. 4,9% der Gesamtausgaben.Für die psychiatrische undnervenärztliche Behandlung waren es456 Millionen , d.h. 1,6%. Damit werdeninsgesamt für die fachspezifischeambulante Versorgung psychisch Krankernur 6,5% der Gesamtvergütungenaufgewendet!Die psychotherapeutische Versorgungkostete also das 3,1-Fache der nervenärztlich-psychiatrischenVersorgung. 7Fakt ist aber auch, dass es mit 19.504etwa 7-mal mehr Psychotherapeutenals Psychiater bzw. Nervenärzte gibt 8 .Insofern geht an die Psychotherapeuten,bezogen auf ihre Anzahl, ein deutlichkleinerer Teil der Gesamtvergütung5 Best, D. (2008). Diagnosequalität und Häufigkeitspezifischer Vorbehandlungen in derambulanten Verhaltenstherapie, in: ForumPsychotherapeutische Praxis, Heft 3/20086 In: Neurotransmitter, Heft 6/2<strong>01</strong>07 Nicht berücksichtigt ist dabei, dass ein Teilder nervenärztlich-psychiatrischen Versorgungauch <strong>Psychotherapie</strong> umfasst.8 Die Angaben variieren stark zwischen denAngaben der BT-Drucksache 17/4000 mit2.842 Nervenärzten und Psychiatern undden Angaben im Bundesarztregister von2009 mit 5.493, hier allerdings einschließlichder Neurologen.als an die Nervenärzte/Psychiater. Dasliegt an den unterschiedlichen Einkommen,auf die weiter unten eingegangenwird. Die geringe Anzahl vonPsychiatern/Nervenärzten ist übrigensein Ergebnis der Bedarfsplanung undkann nicht den Psychotherapeuten angelastetwerden.Dass die eingesetzten Mittel je Fall(Fallwerte) so unterschiedlich sind, liegtam völlig unterschiedlichen Zeiteinsatzje Patient. Eine Sitzung <strong>Psychotherapie</strong>dauert mit Vor- und Nachbereitung eineStunde. Die psychiatrische Sprechstundekommt in der Regel mit deutlichweniger Zeit je Patient aus. Insofernist es auch logisch, dass die Fallzahlen(Patienten pro Quartal und Arzt) beimPsychiater wesentlich größer sind.Fallzahlen und Fallwerte sind wichtigeKennwerte für das Versorgungsspektrum,das eine Arzt- oder Psychotherapeutengruppeanbietet. Eine Auswertungder offiziellen Abrechnungsstatistikender Kassenärztlichen Vereinigungen9 zeigt, dass die Fallzahlen beiPsychiatern und Nervenärzten um einVielfaches höher liegen (etwa bei 700)und die Fallwerte um ein Vielfaches geringer(etwa 55 ) als bei den Psychotherapeuten(Fallzahl etwa 50, Fallwertetwa 350 ). 10<strong>Psychotherapie</strong> zielt auf eine möglichstdauerhafte Veränderung von Verhaltenund Erleben mit psychologischenMitteln, was einen höheren zeitlichenAufwand voraussetzt als z.B. eine medikamentöseBehandlung.Die psychiatrische und die psychotherapeutischeTätigkeit zu vergleichenohne ihre Besonderheiten zu sehen,heißt Äpfel mit Birnen vergleichen.Ebenso wenig lässt sich ein fachärztlicherGrundversorger mit hohem Zuwendungsanteilmit einem technischgut ausgestatteten Spezialisten vergleichen,der die mehrfache Anzahl vonPatienten behandelt.9 Best, D.: Zahlen und Fakten zur <strong>Psychotherapie</strong>.Erkenntnisse aus dem Bericht des Bewertungsausschusseszur „Entwicklung derVergütungs- und Leistungsstruktur in dervertragsärztlichen Versorgung“, in: <strong>Psychotherapie</strong><strong>Aktuell</strong>, Heft 3/2<strong>01</strong><strong>01</strong>0 Die Fallwerte und -zahlen der PsychologischenPsychotherapeuten und Fachärztefür Psychosomatische Medizin und <strong>Psychotherapie</strong>unterscheiden sich übrigens kaumvoneinander, da beide Gruppen weit überwiegendpsychotherapeutisch arbeiten.Auch der Vergleich der Versichertenpauschalebeim Hausarzt (Honorar fürdie Behandlung eines Patienten in einemQuartal) von 60 mit einer Sitzung<strong>Psychotherapie</strong> für 81 ist unsinnig.Denn dabei wird unterschlagen, dassdie hausärztliche Betreuung bei vielenPatienten in 5-Minuten-Kontakten undim Abholen des Überweisungsscheinesbesteht, so dass in der Mischkalkulationzwischen diesen „Verdünnerfällen“und den intensiv Betreuten ein Einkommenzustande kommt, das demder Fachärzte entspricht (und das weitüber dem Einkommen der Psychotherapeutenliegt).„Psychotherapeuten lassensich am liebsten anattraktiven Standortennieder und nicht dort, woman sie braucht.“Richtig ist, dass die regionale Verteilungder Psychotherapeutensitze unterschiedlicherist als bei jeder anderenGruppe. Die Spreizung der durch dieBedarfsplanung festgelegten Verhältniszahlenreicht derzeit von einem Psychotherapeutenauf 2.577 Einwohnerin Ballungsräumen bis zu einem Psychotherapeutenzu 23.106 Einwohnerin ländlichen Gebieten.Fakt ist:Die sehr ungleiche regionale Verteilungwird durch die Bedarfsplanungbestimmt. Wer sich wo niederlassenkann, richtet sich für jeden Arzt undjeden Psychotherapeuten danach, wooffene Sitze sind. Warum ist dann dieSpreizung der Verhältniszahlen beiden Psychotherapeuten größer alsbei anderen Arztgruppen? Das Psychotherapeutengesetzund mit ihmdie Bedarfsplanung kam zu einem sospäten Zeitpunkt – 20 Jahre nach demersten Entwurf – dass bis dahin bereitsTausende von Psychotherapeuten ihrenindividuellen Weg zur Praxis gesuchtund gefunden haben mussten.Wie bei der Bedarfsplanung für Ärzteim Jahr 1993 wurden nach einemstatistischen Verfahren Versorgungsgradenach dem Ist-Stand der Psychotherapeuten-Einwohner-RelationjeRaumordnungskategorie festgelegt.Dass sich die Psychotherapeuten inden Zeiten vor der Bedarfsplanungam liebsten dort niederließen, wo sie8<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Mythen und Fakten zur <strong>Psychotherapie</strong>Gesundheitspolitikstudiert hatten oder wo sie – damalsnoch wichtig – glaubten, eine Klientelvorzufinden, die ggf. die <strong>Psychotherapie</strong>privat bezahlen konnte, wenn siedie GKV nicht übernimmt, dürfte nachvollziehbarsein.„Psychotherapeuten arbeitenzu wenig und haben deshalblange Wartezeiten.“Diese Aussage wird gegen die von denPsychotherapeuten behauptete Unterversorgungverwendet, und sie eignetsich auch gegen die Klagen der Psychotherapeutenüber das geringe Honorarnach dem Motto „Arbeitet mehr, dannhabt ihr auch mehr“. Auf die finanziellenAspekte, dass Psychotherapeutenauch mit Höchstauslastung nicht mehrverdienen können als Fachärzte imDurchschnitt, wird weiter unten eingegangen.Beschränken wir uns deshalbzunächst auf die Arbeitszeiten.Fakt ist:Vor dem Psychotherapeutengesetzwaren Psychologische Psychotherapeutenund Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenwegen ihresrechtlich unsicheren Status auf andereEinkommensquellen oder auf die desEhepartners angewiesen. In den erstenJahren nach dem In-Kraft-Treten desGesetzes professionalisierten sich diePraxen und dehnten ihre Arbeitszeitenaus. Inzwischen lassen sich die Arbeitszeitennicht mehr von denen der Ärzteunterscheiden. Wie die Studie von Walendziku. a. (a. a. O.) gezeigt hat, leistenPsychotherapeuten bei 10,7 Arbeitswochenim Quartal im Durchschnitt24,5 Sitzungen (Standardabweichung7,9) pro Woche. Dies entspricht einerwöchentlichen Gesamtarbeitszeit vonetwa 36 Stunden 11 , die knapp unterhalbder normalen Arbeitszeit einesvollzeitbeschäftigten Angestellten liegt.Dass die Psychotherapeuten im Mittelfeldaller anderen Arztgruppen liegen,zeigt eine Darstellung der KBV (sieheTabelle unten).Damit dürfte sich der Mythos, Psychotherapeutenarbeiten weniger als somatischtätige Ärzte, in Luft aufgelösthaben.Geringfügig Arbeitende gibt es in jederArztgruppe. Wenn diese ihrem Versorgungsauftragnicht nachkommen,weil sie die Norm des Bundesmantelvertrags12 nicht erfüllen, stehen der KVgeeignete Beratungs- bzw. Disziplinierungsinstrumentezur Verfügung. Diesegelten für alle Arztgruppen gleichermaßen.11 Dieser Rechnung liegt die Festlegung desBewertungsausschusses zugrunde, wonachdie „Produktivität“ bei psychotherapeutischenSitzungen 67,5% beträgt, d.h. dasszusätzlich zurzeit für den reinen Patientenkontaktnoch etwa 1/3 der Zeit für dennicht-direkten Patientenkontakt aufgewendetwerden muss, z.B. für Dokumentation,Berichte, Praxismanagement usw. Dies istvergleichbar mit der reinen Unterrichtszeitbei Lehrern und der zusätzlichen Vor- undNachbereitungszeit.12 20 Stunden Sprechstundentätigkeit bei einemvollen, 10 Stunden bei einem halbenVersorgungsauftrag. Anzumerken ist, dassSprechstundenzeit nicht mit der Anzahl derSitzungen gleich zu setzen ist (s. dazu Best,D.: Wann erfüllen Psychotherapeuten denSicherstellungsauftrag? In: <strong>Psychotherapie</strong><strong>Aktuell</strong>, Heft 2/2<strong>01</strong>1.„<strong>Psychotherapie</strong>n dauernzu lang...“…ist ein Vorwurf, den Krankenkassenvertretergerne vorbringen. VerbringenPsychotherapeuten mit wenigen PatientenJahre, während andere Patientendringend auf einen Therapieplatzwarten?Fakt ist:Eine <strong>Psychotherapie</strong> umfasst im Durchschnitt46 Sitzungen (Standardabweichung34 Sitzungen) und dauert20 Monate (Standardabweichung 16Monate). 13 Die außerordentlich großeVarianz deutet auf einen individuellenund flexiblen Einsatz der psychotherapeutischenRessourcen hin. Bei einemUmsatz von 81 pro Stunde kostet eine<strong>Psychotherapie</strong> demnach im Durchschnitt3.725 .Wie der Report 2007 14 der (ehemaligen)Gmünder Ersatzkasse – „Schwerpunktambulante <strong>Psychotherapie</strong>“– gezeigt hat, wird <strong>Psychotherapie</strong>sparsam eingesetzt. Bei näherer Betrachtungder Häufigkeiten der psychotherapeutischenSitzungen zeigte sich,dass im Verlauf einer <strong>Psychotherapie</strong>die Sitzungszahl schnell sinkt. Die Verlaufskurvehat übrigens bei allen untersuchtenKrankheitsbildern die gleicheForm: eine höherfrequente Behandlungin der Krise, die schnell in eine niederfrequenteübergeht (siehe Diagrammauf nächster Seite). Dies spricht für13 Walendzik u.a., a.a.O, S. 41–4714 GEK-Report ambulant-ärztliche Versorgung2007. Schwerpunkt: Ambulante <strong>Psychotherapie</strong>,S. 206einen zielgerichteten und sparsamenEinsatz der <strong>Psychotherapie</strong>.„Psychotherapeuten sinddie Gewinner der Honorarreform2009…“…wird in Auseinandersetzungen umdie Vergütung der <strong>Psychotherapie</strong> sowohlvon Krankenkassen als auch vonKV-Funktionären behauptet.Fakt ist:Die Honorarreform 2009 (als Teil derGesundheitsreform des GKV-WSG)brachte für die Psychotherapeuten einbundeseinheitliches Honorar von derzeit81,14 (Umsatz je Stunde). Da die<strong>Psychotherapie</strong>sitzungen 90% des Gesamtumsatzeseines Psychotherapeutenausmachen, ist der Stundenlohn(von dem noch die Praxiskosten unddie Vorsorgeaufwendungen abzuziehensind und der noch versteuert werdenmuss), das Maß des Einkommens.Über alle KVen hinweg betrug dieserStundenlohn im Jahre 2008 gewichtetund gemittelt 73,73 . 15 Die Steigerungum 10% entspricht prozentual ziemlichgenau der Steigerung der Gesamtvergütungenum 3 Milliarden und damitder Steigerung der Ärzteeinkommen.Psychotherapeuten profitierten vonder Vergütungsreform also nicht mehroder weniger als alle Ärzte. Währenddie Ärzteeinkommen jedoch seit 2009weiter gestiegen sind, ist der Stunden-15 Weil die Honorare vor der Vergütungsreformvon KV zu KV unterschiedlich waren, warendie Zuwächse unterschiedlich, von 22,5%in Sachsen-Anhalt bis -0,5% in Westfalen-Lippe.KBV Konzept Reform BedarfsplanungKBV Vertreterversammlung 09.12.2<strong>01</strong>1Der Anteil der Vertragsärzte und -psychotherapeuten, die weniger als 25% der Fälle ihrer Gruppe behandeln bzw. weniger als 60 Stunden proQuartal an Leistungen erbringen, schwankt. Anteil der Vertragsärzte/-psychotherapeuten, die pro Jahr weniger als 25% der GKV-Fallzahl ihrer Gruppe behandelnHausärzteAnästhesistenAugenärzteChirurgenFrauenärzteHN0-Ärzte Fallzahl 4.274 1.039 5.726 3.299 4.935 4.610 6.257 3.6<strong>01</strong> 4.473 4.765 2.835 199 7.204 4.73425% 1.068 260 1.432 825 1.234 1.153 1.564 900 1.118 1.191 709 50 1.8<strong>01</strong> 1.183BUND 6,4% 20,8% 6,1% 12,2% 7,0% 6,4% 5,0% 11,9% 5,7% 6,2% 18,3% 6,5% 12,1% 6,3% Anteil der Vertragsärzte/-psychotherapeuten, die pro Quartal weniger als 60 Stunden (gemäß Prüfzeiten aus EBM-Anhang 3) GKV-Patienten behandelnUrologenHausärzteAnästhesistenAugenärzteChirurgenFrauenärzteHN0-ÄrzteAnzahl Ärzte 2.542 359 496 259 3<strong>01</strong> 103 144 335 426 132 88 635 297 69BUND 4,8% 12,7% 9,5% 6,6% 3,0% 2,6% 4,3% 4,1% 7,1% 2,5% 1,9% 3,1% 10,4% 2,6%HautärzteFachinternistenKinderärzteOrthopädenNervenärztePsychotherap.RadiologenHautärzteFachinternistenKinderärzteOrthopädenNervenärztePsychotherap.RadiologenUrologenDie Neukonzeption der Bedarfsplanung sollte den tatsächlichen Versorgungsbeitrag der Ärzte/Psychotherapeuten berücksichtigen.<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 9


GesundheitspolitikMythen und Fakten zur <strong>Psychotherapie</strong>umsatz der Psychotherapeuten gleichgeblieben.Der 10%ige Einkommenszuwachs derPsychotherapeuten von 2008 auf 2009fand auf der untersten Einkommensstufealler Arztgruppen statt. Eine Auswertungder Abrechnungszahlen der KVenaus 2009 ergibt einen Durchschnittsertrag(Umsatz minus Kosten) je Psychotherapeutvon 38.400 . Selbst beimaximalem persönlichen Einsatz nachder vom Bundessozialgericht aufgestellten„Vollauslastungsthese“ 16 von36 Sitzungen pro Woche 17 und optimalerPraxisauslastung kann ein Psychotherapeutnur einen Jahresertrag von80.000 bis 85.000 erzielen 18 . Dies isterheblich weniger als der sogenanntekalkulatorische Arztlohn, den der Be-16 z.B. BSG-Urteil vom 28.05.2008, Az B 6 KA41/07 R17 entsprechend 51 Std. Arbeitszeit, was nachden Abrechnungsstatistiken von wenigerals 2% aller Psychotherapeuten geleistetwerden kann.18 36 Stunden pro Woche x 43 Wochen proJahr x 81 abzüglich ca. 42.500 Kostenwertungsausschuss mit 105.571,43 festgelegt hat. Diesen Betrag, der demGehalt eines 43-jährigen Oberarztes imKrankenhaus entspricht, kann ein niedergelassenerArzt als Ertrag nach Abzugder Kosten erwirtschaften, wenn erim Durchschnitt 51 Stunden pro Wochenur mit GKV-Versicherten arbeitet. EinPsychotherapeut könnte diesen Ertragnur mit einem Arbeitseinsatz von 63Stunden <strong>Psychotherapie</strong> pro Wocheerzielen.„Psychotherapeutenbehandeln bevorzugtPrivatpatienten.“Möglicherweise hängt dieser Mythosmit der Meinung zusammen, <strong>Psychotherapie</strong>sei etwas für Betuchte. Er wirdauch gern in Zusammenhang mit derBehauptung verwendet, den Psychotherapeutenginge es finanziell dochganz gut.Abb.: Ambulante Kontakte je Quartal insgesamt: Versicherte mit <strong>Psychotherapie</strong>genehmigungvs. geschlechts- und altersgematchte allgemeine VergleichsgruppeArztkontakte je Quartal (beliebige Arztgruppen)1514131211109876543210Patienten mit <strong>Psychotherapie</strong> (n = 3.607): Kontakte gesamtAllgemeine Vergleichsgruppe (n = 180.350): Kontakte gesamtQ -5 Q -4 Q -3 Q -2 Q -1 Q 1 Q 2 Q 3 Q 4 Q 5 Q 6 Q 7 Q 8 Q 9Quartal >> Genehmigung einer <strong>Psychotherapie</strong>Fakt ist:Der durchschnittliche Ertrag einer KVzugelassenenPraxis aus der privatenBehandlung beträgt etwa 10%. 19 Erliegt damit mit Sicherheit unter demErtrag, den somatisch tätige Ärzte ausder Privatbehandlung, einschließlichsogenannter IGeL-Leistungen 20 erzielen.Dies liegt zum einen daran, dass dieVersicherungs- und Tarifbedingungender privaten Krankenversicherungenweniger gesichert sind als in der GKV.So hatte die Zeitschrift Finanztest inihrer Dezember-Ausgabe 2006 getitelt:„<strong>Psychotherapie</strong>: Magere Leistung“.Dass <strong>Psychotherapie</strong> in der PKV deutlichschlechter wegkommt als in derGKV, ist – leider – immer noch Realität.Nicht nur für den Patienten, son-19 Exakte Zahlen wird die Auswertung derZIPP-Kostenanalysen des ZI der KBV ergeben.20 Individuelle Gesundheitsleistungen, d.h. privateLeistungen bei GKV-Versicherten.Quelle: GEK Reportambulant ärztlicheVersorgung 2007dern auch für den Psychotherapeutenbedeutet es Unsicherheit über dasKostenerstattungsverhalten der Versicherungen.21Diese Nachteile ließen sich mit deutlichhöheren Honoraren kompensieren.Tatsächlich beträgt der Unterschied,bezogen auf eine mindestens 50 Minutendauernde Sitzung nur 14% beider tiefenpsychologisch fundiertenund analytischen <strong>Psychotherapie</strong> und24% bei der Verhaltenstherapie 22 . DieseHonorare sind seit 15 Jahren nichtmehr verändert worden. Hinzu kommtdas Spezifikum, dass mehrfache Sitzungen,wie sie in der Verhaltenstherapiefür Expositionsbehandlungennotwendig sind, nach der GOÄ nichtabrechenbar sind und dass Testleistungensehr gering honoriert werden. Daalle Leistungen der Psychotherapeutenzeitgebunden sind und persönlicherbracht werden, lassen sie sich nichtzusätzlich zu den sonstigen regulärenLeistungen erbringen, sondern substituierensie. Aus diesen Gründen tragendie bei vielen niedergelassenen Ärztenso beliebten IGeL-Leistungen nicht zurErhöhung des Einkommens bei. Privatbehandlungist für Psychotherapeutenalles andere als attraktiv. 21 Zwei Versicherungen (Universa und LKHLüneburg) weigern sich bis heute regelhaft,<strong>Psychotherapie</strong>n durch Psychologische Psychotherapeutenund Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenzu erstatten. EineReihe weiterer Versicherungen setzt dieAufsicht eines Arztes voraus.22 TP/AP nach GOÄ (2,3fach) 92,50 , VT100,55 . Nach EBM bei einem Punktwertvon 3,5 Cent: 81,14 . Die Unterschiedezwischen den Verfahren in der GOÄ liegenin einem historisch bedingten verordnungstechnischenVersäumnis bei der GOÄ-Novelle1996.10<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Ambulante NeuropsychologieGesundheitspolitikBirgit Albs-FichtenbergDieter BestSebastian BodenburgAmbulante Neuropsychologieist Leistung der gesetzlichenKrankenkassenEinleitungEnde November 2<strong>01</strong>1 hat der GemeinsameBundesausschuss (G-BA) nachmehrjähriger wissenschaftlicher undformaler Prüfung entschieden, die ambulanteneuropsychologische Therapiein den Leistungskatalog der gesetzlichenKrankenkassen aufzunehmen. Einenentsprechenden Prüfantrag hattender VdAK und der AEV im Jahr 2003eingebracht. Mit der Veröffentlichungim Bundesanzeiger am 23.2.2<strong>01</strong>2wurde diese Entscheidung rechtskräftig,ihre Umsetzung ist an die entsprechendensozialrechtlichen Regelungengebunden.Mit dieser Entscheidung verbessertsich die Versorgung von Menschen miterworbenen Schädigungen des Gehirnserheblich. Pro Jahr erkranken inDeutschland etwa 550.000 Menschenan einer neurologischen Erkrankungoder erleiden Unfallschäden, die zu Beeinträchtigungender Gehirnfunktionenführen. Jeder 10. – und damit geschätzte40.000 bis 60.000 Patienten – kannvon einer ambulanten neuropsychologischenBehandlung profitieren. Bisherstanden für die Versorgung dieserPatienten im ambulanten Bereich diefachärztlich neurologische Behandlungsowie Heilmittel in Form von Physiotherapie,Ergotherapie und Logopädie zurVerfügung. Diese Möglichkeiten deckenden für diese Erkrankungen spezifischenBehandlungsbedarf jedoch nichtab, diese Lücke wurde durch den G-BABeschluss nun geschlossen.Wer darf behandeln?Eine Behandlungserlaubnis kannbeantragen, wer über eine Doppelqualifikationverfügt. Notwendig istzum einen eine Approbation in einemRichtlinienverfahren gemäß der <strong>Psychotherapie</strong>richtlinie,zum anderendie Zertifizierung als Neuropsychologegemäß der Weiterbildungsordnungeiner Länderpsychotherapeutenkammer.In den Ländern, in denen es keineWeiterbildungsordnung gibt, kann dieQualifizierung als Neuropsychologe mitBezug zu den Anforderungen gemäßder Muster-Weiterbildungsordnungder Bundespsychotherapeutenkammernachgewiesen werden. Zudem beinhaltetetwa die Weiterbildungsordnung inRheinland-Pfalz die Möglichkeit einerZertifizierung von Behandlern aus anderenBundesländern.Welche Erkrankungen/Patienten dürfen behandeltwerden?Indikationen zur neuropsychologischenTherapie sind ausschließlich folgendeDiagnosen (gemäß ICD-10):F04 Organisches amnestisches Syndrom,nicht durch Alkohol oderandere psychotrope Substanzenbedingt,F06.6 Organische emotional labile(asthenische) Störung,F06.7 Leichte kognitive Störung,F06.8 Sonstige näher bezeichneteorganische psychische Störungenaufgrund einer Schädigungoder Funktionsstörung des Gehirnsoder einer körperlichenKrankheit,F06.9 Nicht näher bezeichnete organischepsychische Störungenaufgrund einer Schädigungoder Funktionsstörung des Gehirnsoder einer körperlichenKrankheit,F07 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungaufgrund einerKrankheit, Schädigung oderFunktionsstörung des Gehirns.Diese Diagnosen müssen die Folgeeiner akuten Erkrankung oder Schädigungdes Gehirns sein, etwa einesSchlaganfalles oder eines Schädelhirntraumas.Führen diese Erkrankungenzu Aufmerksamkeits- oder Lern- undMerkfähigkeitsdefiziten, haben sieWahrnehmungsdefizite zur Folge oderbeeinträchtigen das Denken, Planenund Handeln oder führen sie zu psychischenStörungen bei organischenErkrankungen, so ist eine neuropsychologischeBehandlung indiziert. Auchin Hinblick auf die Verarbeitung derschweren Erkrankung oder des Unfallssind positive Behandlungseffekte gesichert.Die Durchführung einer ambulantenneuropsychologischen Behandlungist begrenzt auf die oben genanntenDiagnosen des ICD-10 Kapitels F0, sieist explizit ausgeschlossen bei ADHSoder Intelligenzminderung sowie beidementiellen Erkrankungen im fortgeschrittenenStadium, etwa einer mittel-oder hochgradigen Alzheimerdemenz.Auch Erkrankungen des Gehirnsmit neuropsychologischen Defiziten,die länger als fünf Jahre zurückliegen,sind von der Behandlung grundsätzlichausgeschlossen; Ausnahmen können<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 11


GesundheitspolitikAmbulante NeuropsychologieDr.BirgitAlbs-FichtenbergPsychologische Psychotherapeutin(VT). Promotion in Kognitionspsychologie.Weiterbildungen in Neuropsychologie,Psychodiabetologie,Psychotraumatherapie, Supervisorinund Weiterbildungsermächtigte inNeuropsychologie. Seit 2006 Leitungder Abteilung Psychologischer Fachdienstim Krankenhaus der BarmherzigenBrüder Trier.DieterBestPsychologischer Psychotherapeut,Bundesvorsitzender der DeutschenPsychotherapeutenVereinigung,Vorsitzender des Beratenden Fachausschusses<strong>Psychotherapie</strong> in derKBV und Mitglied in der Vertreterversammlungder KBV.jedoch auf Antrag genehmigt werden.Hintergrund dieser Regelung ist es,dass Effekte der neuropsychologischenBehandlung mehr als fünf Jahre nacheiner Hirnschädigung in den vorliegendenStudien nicht nachweisbar waren;insbesondere mit Blick auf erkrankteKinder und Jugendliche sollten jedochEinzelfallentscheidungen auch nacheiner längeren Erkrankungszeit möglichsein. Bei schubweise verlaufendenErkrankungen wie MS gilt nicht dieErstdiagnose der körperlichen Erkrankung,sondern das erstmalige Auftretenneuropsychologischer Symptome alszeitliches Kriterium im oben genanntenSinn.Die Indikation zur neuropsychologischenTherapie„Der Beginn einer ambulantenneuropsychologischen Behandlung setztkeine Überweisung voraus.“Die G-BA-Richtlinie sieht für die neuropsychologischeTherapie ein zweistufigesdiagnostisches Procedere vor. Ineinem ersten Schritt stellt ein Facharzteine hirnorganische Erkrankung oderSchädigung fest, welche die Ursacheder organisch bedingten psychischenStörung ist. Dies sind z.B. Hirninfarkte,Schädelhirnverletzungen und entzündlicheErkrankungen des Gehirns.Zur Feststellung der hirnorganischenErkrankung sind Fachärzte für Neurologie,Nervenheilkunde, Psychiatrie,Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>, KinderundJugendmedizin mit SchwerpunktNeuropädiatrie, Neurochirurgie undKinder- und Jugendpsychiatrie und-psychotherapie berechtigt. Die Indikationsstellungfür die neuropsychologischeTherapie erfolgt danach in einemzweiten Schritt durch den neuropsychologischqualifizierten Arzt oder Psychotherapeutenauf der Basis einer umfassendenneuropsychologischen Untersuchung,die neben Testbefunden auchdie Erhebung klinischer und anamnestischerDaten beinhaltet. Diese Untersuchung,die Indikationsstellung unddie darauf aufbauende Behandlungkann von approbierten Psychotherapeuten,Psychiatern oder Neurologenmit Fachkundenachweis erbracht werden,die über eine neuropsychologischeZusatzqualifikation gemäß oder gleichwertigder Weiterbildungsordnung derjeweiligen Länderpsychotherapeutenkammeroder der Muster-Weiterbildungsordnungder BPtK verfügen. DieFachärzte brauchen nur die neuropsychologischeZusatzqualifikation, nichtdie PT-Ausbildung.Der Weg zur neuropsychologischenTherapieDer Beginn einer ambulanten neuropsychologischenBehandlung setztkeine Überweisung voraus, ein entsprechenderBefundbrief ist ausreichend.Wurde von einem Facharzt der obengenannten Gruppe eine hirnorganischeErkrankung festgestellt, so soll die neuropsychologischeDiagnostik möglichstzeitnah erfolgen, um die Indikation füreine Behandlung zu prüfen. Die fachärztlicheDiagnostik kann in einemKrankenhaus erfolgt sein – etwa aufeiner Schlaganfalleinheit –, sie kann imEntlassungsbrief einer neurologischenRehaklinik vermerkt sein oder von einemniedergelassenen Facharzt erfolgen– alle Zugangswege sind möglich.Welche Leistungen dürfenerbracht werden?Die neuropsychologische Diagnostikund Therapie dient der Feststellungund Behandlung von hirnorganischverursachten Störungen geistiger (kognitiver)Funktionen, des emotionalenErlebens, des Verhaltens und der Krankheitsverarbeitungsowie der damit verbundenenStörungen psychosozialerBeziehungen. Ihr Ziel ist es, organischbedingte psychische Gesundheitsstörungenund die aus den Störungenfolgenden psychosozialen Beeinträchtigungenund Aktivitätseinschränkungenzu erkennen und zu heilen oder zu lindern.Sie bedient sich unterschiedlicherInterventionsformen mit den Zielenneuronale Reorganisation, Anpassungan kognitive Störungen, Erlernen vonErsatz- und Bewältigungsstrategien,Veränderung von Erwartungen undZielen sowie der Krankheitsverarbeitung,der Anpassung und Reintegrationin das soziale, schulische und beruflicheUmfeld.12<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Ambulante NeuropsychologieGesundheitspolitikDr.SebastianBodenburgNeuropsychologe, niedergelassen inHamburg. Im Jahr 2003 verlieh ihmdie Universität Hamburg die Venialegendi für Klinische Psychologie undNeuropsychologie. Er ist Vorstandsbeauftragterfür ambulante Neuropsychologieder Gesellschaft fürNeuropsychologie (GNP e. V.).Zu Beginn der Behandlung sind biszu fünf probatorische, diagnostischeSitzungen möglich, aber nach derRichtlinie nicht zwingend. Danach solldie zuständige Krankenkasse über denTherapiebeginn informiert werden.Die neuropsychologische Therapiekann in Einzel- und Gruppensitzungenerfolgen. Die Behandlung ist auf maximal60 Sitzungen begrenzt, deren Dauervon 50 Minuten bei Bedarf halbiertwerden kann, in diesem Fall verdoppeltsich die Sitzungszahl auf 120 Einheiten.Innerhalb dieser Höchstgrenze dürfenbis zu 40 Sitzungen als Gruppenbehandlungmit einer Behandlungsdauervon je 100 Minuten durchgeführtwerden, wobei auch diese Therapieeinheitenin der Dauer halbiert werdendürfen. Reichen diese Behandlungseinheitennicht, so kann eine Erweiterungder Behandlungseinheiten um weitere20 Sitzungen erfolgen; dies ist gesondertzu begründen und zu dokumentieren.Dabei ist darzulegen, inwiefern dasBehandlungsziel mit den beantragtenBehandlungseinheiten erreicht werdenkann. Die neue Neuropsychologie-Richtlinie erlaubt somit auch langfristigeTherapien, wie sie bei schwergradigHirngeschädigten erforderlich sein können.Eine Abstimmung und kooperativeKommunikation zwischen dem neuropsychologischenTherapeuten und denbehandelnden Ärzten und anderentherapeutisch Beteiligten ist ausdrücklichmöglich, Angehörige und relevanteBezugspersonen können einbezogenwerden.Gibt es ein Antrags- oderGutachterverfahren?Auf ein Antrags- und Gutachtenverfahrenwurde verzichtet. Zum einenwurde die zweistufige Diagnostik alseine wichtige Maßnahme zur Qualitätssicherungangesehen, zum anderenwurde eine stichprobenartige Prüfungim Einzelfall gemäß der Qualitätsprüfungs-Richtlinievertragsärztliche Versorgungbeschlossen. Hierfür wurdenhohe Anforderungen an die Dokumentationdes Behandlungsverlaufesgelegt. Die Behandlungsanzeige gegenüberder zuständigen Krankenkassevor Beginn der Behandlung dientder Information der zuständigen Kasseüber die Aufnahme der neuropsychologischenBehandlung, sie beinhaltetweder einen inhaltlichen Befund nocheinen automatischen Prüfvorgang. DieNeuropsychologin oder der Neuropsychologesind jedoch verpflichtet, eineninhaltlichen Behandlungsplan zu erstellenund diesen zu dokumentieren: imFall einer Überprüfung im Rahmen derQualitätssicherungs-Richtlinie, mussdieser vorliegen.<strong>Psychotherapie</strong> und andereBehandlungen sind erlaubtEine ambulante neuropsychologischeBehandlung führt auch zu einer Verbesserungder Krankheitsverarbeitung,sodass die Behandlung eines Menschenmit hirnorganischen Erkrankungenmöglichst in einer Hand liegensollte. Die Indikation für eine ambulanteNeuropsychologie ist jedoch keinAusschlussgrund für eine Behandlungmit ambulanter <strong>Psychotherapie</strong> gemäß<strong>Psychotherapie</strong>-Richtlinie, auchalle Behandlungsoptionen gemäßder Heilmittel-Richtlinie stehen denBetroffenen offen. Umgekehrt stellenauch diese Behandlungsformen keineKontraindikation für eine neuropsychologischeTherapie dar. Eine möglichstenge Abstimmung und gegenseitigeInformation und Absprache der Leistungserbringerist gewünscht, um im„Eine möglichst enge Abstimmung undgegenseitige Information und Absprache derLeistungserbringer ist erwünscht.“Sinne des Patienten einen optimalenBehandlungsverlauf zu gestalten.Der Weg zur Abrechnungambulanter neuropsychologischerLeistungenKurz vor Redaktionsschluss zu diesemBeitrag teilte das Bundesministeriumfür Gesundheit mit Schreiben vom 30.Januar 2<strong>01</strong>2 dem Gemeinsamen Bundesauschussmit, dass die Richtlinie zurNeuropsychologischen Therapie nichtbeanstandet wird. Das BMG erteilt demG-BA jedoch die Auflage, dass der G-BAprüfen muss, ob das in § 7 festgelegteMaximalkontingent von 60 Sitzungenin Einzelfällen ausreichend sein kannoder ob eine Öffnungsklausel notwendigist, die eine Überschreitung diesesKontingentes ermöglicht. Allerdingsenthält die Richtlinie eine solche Öffnungsklauselbereits jetzt schon. InAusnahmefällen können bis zu 80 Sitzungenangewandt werden.Außerdem bat das BMG um Prüfungund Stellungnahme,• ob die Versorgung mit den in Fragekommenden Ärzten und Psychotherapeutengewährleistet werdenkann. Außerdem sollen die Gründedargelegt werden, warum sich derG-BA auf diesen Leistungserbringerkreisbeschränkt hat.• Sofern die Versorgung nicht zeitnahgewährleistet werden kann, sollgeprüft werden, ob auch weitere„qualifizierte Personen mit neuropsychologischerAusbildung“ in dieLeistungserbringung einbezogenwerden können, und zwar unbürokratischim Wege der Kostenerstattungnach § 13 Abs. 3 SGB V. DieseVorschrift besagt, dass Versicherte<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 13


PNP-VertragGesundheitspolitikAlessandro CavicchioliDer PNP-Vertrag zwischen <strong>DPtV</strong>,Medi, DGPN, FL und AOK/BKKBosch in Baden-WürttembergZusammenfassung: Am 10.10.2<strong>01</strong>1wurde ein Vertrag zur psychiatrischen,neurologischen, psychosomatischenund psychotherapeutischen Versorgungvon AOK-BW/BKK-Bosch-Patienten inBaden-Württemberg abgeschlossen.Stichworte: Selektivverträge, psychotherapeutischeVersorgung.EinleitungDer § 73b Abs. 4 im SGB V enthältdie Verpflichtung der KrankenkassenHausarztverträge den Versichertenanzubieten: „Zur flächendeckendenSicherstellung des Angebots nachAbsatz 1 haben Krankenkassen alleinoder in Kooperation mit anderen Krankenkassenspätestens bis zum 30. Juni2009 Verträge mit Gemeinschaften zuschließen, die mindestens die Hälfteder an der hausärztlichen Versorgungteilnehmenden Allgemeinärzte des Bezirksder Kassenärztlichen Vereinigungvertreten.“ Im § 73c SGB V erhaltenKrankenkassen die Möglichkeit desAbschlusses ergänzender Facharztverträge.Nachdem bereits ein Hausarztvertragnach § 73b SGB V in 2008 zwischender AOK-Baden-Württemberg, Mediund dem Hausarztverband abgeschlossenwurde, folgten zwei Facharztverträgenach § 73c SGB V für die BereicheKardiologie und Gastroenterologie.Auf eine entsprechende Ausschreibungder AOK-BW zum 31.5.2<strong>01</strong>0, bewarbensich Medi, DGPN, Freie Liste unddie <strong>DPtV</strong> für die Verhandlungen zurVersorgung von AOK-Versicherten mitDiagnosen in den Bereichen Psychiatrie,Neurologie, <strong>Psychotherapie</strong> undPsychosomatik in Baden-Württemberg.Die BKK Bosch kam nach Beginn derVerhandlungen als weitere Krankenkassedazu.Aufgrund der damaligen gesundheitspolitischenRahmenbedingungen sahdie KVBW von einer Bewerbung ab, daohnehin klar war, dass diese neue Ausschreibung,wie bei den anderen Facharztverträgen,an den Hausarztvertraggekoppelt sein würde. Damit wurde einsehr langer Prozess angestoßen, dersein (vorläufiges) Ende am 10.10.2<strong>01</strong>1mit der Unterschrift unter dem PNP-Vertrag fand. Sowohl im Landesvorstand,als auch im Bundesvorstand, inder Delegiertenversammlung und ineiner Arbeitsgruppe zu diesem Vertragwurde auf einem sehr hohen Niveaukontrovers über diesen Vertrag und seineFolgen diskutiert. Am Ende wurdedieses lokale Experiment befürwortet.Die bundesweiten AusgangsbedingungenDie <strong>Psychotherapie</strong> in der GKV kannbeachtliche Erfolge im wissenschaftlichenVergleich zu anderen konkurrierendeBehandlungsmethodenaufweisen. Trotzdem wird sie nicht sogefördert, wie es im Interesse der Patientennotwendig wäre. Insgesamt wirddiese sehr effektive Methode mit einemBruchteil des vorhandenen Honorarvolumensentlohnt.• Die KBV droht mit einer Gesamtdeckelungin einem geschlossenenHonorartopf, selbst die genehmigungspflichtigenLeistungen sindkein Tabu mehr.• Die Psychotherapeuten haben immerweniger Mitwirkungsmöglichkeiten.• Neue Methoden und Erleichterungenfür die angemessene Durchführungvon <strong>Psychotherapie</strong> werdenauf die lange Bank geschoben.• Psychotherapeutische Interventionenohne Gutachterverfahren wurdenbei anderen Gruppen (Kapitel22, psychotherapeutische Medizin)gefördert, bei PP und KJP auf 15 xEinzelintervention à 10 Minuten proQuartal begrenzt.• Die Forderungen nach einem eigenenVersorgungsbereich <strong>Psychotherapie</strong>werden immer lauter.• Es gibt keine KV mit einem PsychologischenPsychotherapeuten oderKinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenim Vorstand.• Die Regierung hat die von allen getrageneForderung nach einer Ausbudgetierungder <strong>Psychotherapie</strong> imGKV-VStG nicht übernommen.• Die Richtlinienverfahren werden inden nächsten Jahren vom GemeinsamenBundesausschuss überprüft.Diese Überprüfung wird aller Voraussichtnach indikationsbezogenerfolgen. Die Kassen haben bereitsangekündigt, dass ihnen die Wirtschaftlichkeitdabei sehr wichtig sei.Demnach steht jedes Verfahren diagnosebezogenzur Disposition.Insgesamt sind die Bedingungen füreine Weiterentwicklung der <strong>Psychotherapie</strong>im KV-System zurzeit denkbarungünstig. Das hat die <strong>DPtV</strong> rechtzeitigerkannt und die Beteiligung an 73c-Verträgen unter bestimmten Bedingungenbeschlossen und konsequentvorangetrieben.Die lokalen FaktorenWeshalb der PNP-Vertrag gerade inBaden-Württemberg zustande gekommenist, hat mehrere Gründe:• Die KVBW war sechs Jahre langdurch eine starke innerärztlicheOpposition und einen weitgehendhandlungsunfähigen Vorstand gelähmt.Medi und der Hausärzteverbandhaben in dieser schwierigenZeit an der KVBW vorbei einen<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 15


GesundheitspolitikPNP-Vertragbahnbrechenden Hausarztvertragmit eigener Abrechnungsstelle erfolgreichetablieren können. Das hatTatsachen geschaffen. Es sind zweiweitere Verträge, diesmal im fachärztlichenBereich in der Kardiologieund in der Gastroenterologie abgeschlossenund erfolgreich umgesetztworden. Jeder Vertrag setzt die Verwaltungskostender KVBW unterDruck.• Der ehemals höchste Punktwert für<strong>Psychotherapie</strong> in Deutschland imBereich der KV-Nordwürttemberg,ist durch die Fusion zu einer Gesamt-KVBW weiter abgesunken.• Bestrebungen verschiedener Verbände,über die KVBW add-on Verträgemit einzelnen Kassen zu verhandeln,sind bisher gescheitert. Dieeinzigen Verträge, die die psychotherapeutischeVersorgung in einzelneRegionen mit beinhalteten (DAK,BKK Audi, BKK Daimler usw.), warendurch unmögliche Bedingungen fürdie PP und KJP nicht annehmbar.Dass wir auf dem richtigen Weg sind,zeigt auch der Beitritt der DGVT zu diesemVertrag.Die Struktur des Vertrages(nur <strong>Psychotherapie</strong>)GKV) vorgeschrieben. In einer diagnostischenPhase der Therapie bestimmtder Psychotherapeut die Diagnose undsichert sie ab. Danach richtet sich derBehandlungsverlauf mit den jeweiligenZiffern und Zuschlägen. Behandelt wirdzudem sequentiell, also eine Einheitnach der anderen (z.B. zuerst die PTE 2,dann die PTE 3 und dann die PTE 4).Die jeweilige Behandlungsserie nachPTE 1–3 bzw. PTE 6–7 muss innerhalbeiner bestimmten, aber sehr großzügigbemessenen Zeit abgeschlossenwerden.Sollte sich die Diagnose wesentlichändern, so kann erneut von vornebegonnen werden. Dann muss in derICD-Zuordnungstabelle nachgeschautwerden, welche Ziffern und Zuschlägefür die neue Diagnose gelten.Diagnostik/Probatorik(P1, PTE1 / PTE2)Indikationfür Behandlungbei PP/KJPgegeben?jaBei Rückfällen (= gleiche Diagnose)wird die Neubehandlung kurz begründet.Die Kasse erteilt dann dasOkay. Ein Konsiliarbericht, wie in derKV-Versorgung ist nicht mehr notwendig.Vielmehr findet eine somatischeAbklärung, nach den Regeln der Kollegialitätund ausschließlich nach denpsychopathologischen Gegebenheitenausgerichtet statt. Eine regelmäßigeQuartalsüberweisung ist bei laufender<strong>Psychotherapie</strong> nach PTE1 – PTE3 bzw.PTE6-7 nicht notwendig.Wie werden die Leistungen vergütet?Wie aus der neben stehenden Tabelleersichtlich, werden die diagnostischenMaßnahmen und die ersten Behandlungsschrittehöher vergütet als im KV-neinAbschlussgespräch (P1, E1/E2)Ggf. weitere Konsultationdes PP/KJP (P1, E1/E2)Bericht an den Hausarzt (P1)System. Weiterhin erfolgen Zuschlägefür die Zusammenarbeit mit anderenBehandlergruppen. Schließlich wirdauch die Gruppenpsychotherapie höhervergütet. Es wird über eine Abrechnungsgesellschaftabgerechnet.Was bedeutet dies für die Patienten?Es können nur Patienten der beteiligtenKrankenkassen an den Vertragteilnehmen (insgesamt etwas mehrals 50% der Bevölkerung in Baden-Württemberg). Sie können bei Bedarfdie Kasse wechseln. Dadurch entstehtKonkurrenzdruck. Es dürfen nach einerÜbergangsphase nur eingeschriebeneBehandler aufgesucht werden.Wer darf teilnehmen? Praxen (mitund ohne Angestellte) von PsychologischenPsychotherapeuten, KinderundJugendlichenpsychotherapeuten,Fachärzten für Nervenheilkunde mitAbrechnungsgenehmigung für <strong>Psychotherapie</strong>,Fachärzten für Neurologieund Psychiatrie mit Abrechnungsgenehmigungfür <strong>Psychotherapie</strong>,Fachärzten für Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>,Fachärzten für PsychosomatischeMedizin und <strong>Psychotherapie</strong>,Fachärzten für PsychotherapeutischeMedizin, Fachärzten für Kinder- undJugendpsychiatrie und -psychotherapieund Vertragsärzten, die gemäß den Bedarfsplanungsrichtlinienausschließlichpsychotherapeutisch tätig sind (ärztlichePsychotherapeuten).Wie ist die Struktur der Behandlung?Der Patient kann direkt zum Psychotherapeutengehen oder über den Hausarztzum Psychotherapeuten gelangen.Die somatische Abklärung ist gesetzlichbei jeder <strong>Psychotherapie</strong> (PKV undjaGesicherte F-Diagnosedeutet auf zeitnaheVersorgung hin?jaZeitnahe Versorgung(E1, E6, E7)Indikationfür <strong>Psychotherapie</strong>gegeben?jaGesicherte F-Diagnosedeutet auf Kooperationmit Psychiater oder HA hin?Zuschlag Z1Kooperationsvorschlag (Z1)Ggf. additive medikamentöseTherapie (Hausarzt, Psychiater)neinneinjaÜbendes Verfahren?jaBehandlungsleistung(E1, E4, E6, E7)neinHochfrequente APT (E5)Erstversorgung (E2, E6, E7)Abschlussgespräch (P1, E1/E2)Bericht an den Hausarzt (P1)16<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


GesundheitspolitikDr.AlessandroCavicchioliPsychologischer Psychotherapeut,Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut,Systemischer Paartherapeut,Dozent und Supervisor (DVT), Landesvorsitzenderder LandesgruppeBaden-Württemberg der <strong>DPtV</strong>, Mitgliedin verschiedenen Gremien derKV und der KBV.Wir haben Experten zu Rate gezogenbei der Frage, bei welchenICD-Diagnosen die AnalytischeTherapie zur Anwendung kommensoll. Hier hat sich gezeigt, dass dieDenkweise der AOK und die der Psychoanalysenoch nicht kompatibelzu sein scheinen. Selbst einer derVerhandlungsführer der Psychiater,selbst analytischer Psychotherapeut,konnte sich hier nicht durchsetzen.Dadurch konnten wir die AnalytischeTherapie nur bei den Persönlichkeitsstörungenetablieren. Diese noch offeneFrage hoffen wir mit Hilfe einesDialogs zwischen den Experten derAnalytische Therapie und der AOK zuklären. Die <strong>DPtV</strong> hat dazu absichtlichzwei Plätze im Beirat belegt, der denVertrag modifizieren kann.• Durch die Verkürzung des erstenTherapieschrittes (10 statt 25) füreinige Krankheiten haben wir- hinnehmen müssen, dass lediglichein kleiner Teil relativ hoch vergütetwird.- Andererseits konnten wir für dieanderen ICD-Diagnosen ein Modulmit 20 Sitzungen bei dennoch höhererBezahlung, im Vergleich zumEBM, etablieren- und konnten für die diagnostischePhase diese Ziffern öffnen.• Durch die notwendige EDV mit besondererSoftware (angepasst anden Vertrag) und Hardware (gekapselterKern) entstehen neue Kosten.Wir konnten jedoch in Nachverhandlungenhier eine Anschubfinanzierungerreichen.• Ein weiterer schmerzhafter Schritt,war die Koppelung von Behandlungselementenan bestimmte Diagnosen.- Dadurch ist eine Einschränkungdes Handlungsspektrums von Psychotherapeutenentstanden, diePNP-Vertragjedoch im KV-System durch die<strong>Psychotherapie</strong>-Richtlinien ebensogegeben ist.- Die Zuordnung von Behandlungselementenzu bestimmten Diagnosengeht hier dennoch weiter.Dazu haben uns unsere Expertenauf Bundesebene mitgeteilt, dassdiese Entwicklung unvermeidbarist. Wir haben diese Entwicklunglediglich aufgegriffen.- Dieser Weg war jedoch auch durchden Wissenschaftlichen Beiratvorgegeben, da für die neuenVerfahren und Methoden nur eingeschränkteAnwendungsbereicheangegeben werden.- Außerdem war ein Ausschluss der*.*9er und *.*8er ICD-Ziffern notwendig,um die Finanzierung derhöheren Honorierung zu gewährleisten.Denn für diese Diagnosen(NNB bzw. sonstige…) gibt espraktisch keine Gelder vom Gesundheitsfonds.• Einer der Hauptgründe, weshalbandere Verbände sich nicht an denVerhandlungen beteiligt haben, wardie zentrale Stellung von Medi. Wirhaben uns damit auseinander gesetzt:- Zunächst haben wir mehrere Vertragspartner.Medi ist demnach nureiner von vielen.- Medi hat uns den psychotherapeutischenTeil autonom verhandelnlassen. Der Justitiar von Medi hatuns bei Bedarf beraten und beider Umsetzung der Änderungsvorschlägeunseres eigenen Justitiarsunterstützt.- Es ist Fakt, dass in Baden-Württembergeine Mehrheit für Hausarztverband,Medi und der Allianzder Fachärzte in und außerhalb derKVBW besteht. Der Vorsitzende derKVBW ist ein höchstrangiger Medi-Funktionär gewesen. Also könnenwir Medi nicht ignorieren. DieserVertrag wird auch von der KVBWunterstützt!- Die Alternative: die sehr schlechtenVerträge, die ohne uns bisher verhandeltwurden, wollten wir unsallen nicht zumuten.- Gerade der Ausschluss von Medi(40% der Ärzte) in den letztensechs Jahren aus den Gremien derKVBW hat dazu geführt, dass dieserSonderweg entstanden ist.• Wir haben uns Sorgen gemacht umVersicherte anderer Kassen.- Wir haben uns dabei vor Augengeführt, dass diese Versichertenjederzeit ihre Kasse wechseln können.- Und dass eine Kasse, die <strong>Psychotherapie</strong>besser honoriert und unsgute Arbeitsbedingungen anbietet,unterstützt werden sollte.- Zudem können sich andere Kassendem Vertrag gerne anschließen:BKK-Bosch.- Schließlich ist nach dem Abschlussdieses Vertrages ein reges Interesseanderer Kassen für add-onVerträge entstanden. Konkurrenzbelebt das Geschäft.• Die Bereinigung muss noch zwischenAOK/BKK Bosch, den restlichenKassen und der KVBW vereinbartwerden.- Hier haben wir mit der KVBWvereinbart, dass die Kollegen, dieden Vertrag nicht unterschreibenmöchten, auf keinen Fall benachteiligtwerden dürfen.- Auch darf es dadurch nicht zuNachteilen für alle PT-Gruppenkommen.• Im Vertrag ist eine Abendsprechstundevereinbart. Dies mussten wirakzeptieren.Für wen lohnt sichder Vertrag?Der Vertrag lohnt sich aus unsererSicht unter folgenden Voraussetzungenkumulativ (je mehr der unten genanntenPunkte zutreffen, desto höher derVorteil):• Es gibt viele AOK-Patienten im Einzugsgebietder Praxis.• Die Praxis möchte/muss ausweiten(z.B.: Jungpraxis mit vielen Schulden).• Die Praxis hat einen Angestelltenoder ist bereit, einen Kollegen einzustellen.• Die ermittelte „Leistungsumfangdeckelung“durch die KV ermöglichtkeine überlebensfähigen Umsätzefür Praxisinhaber und angestelltenKollegen.• Die Praxis ist besonders flexibel undinnovativ und möchte sich umstrukturieren.• Die Praxis möchte neue Therapieverfahrenzur Anwendung bringen.• Die Grundorientierung ist Verhaltenstherapieoder Tiefenpsychologischfundierte <strong>Psychotherapie</strong> undzu einer „Allgemeinen <strong>Psychotherapie</strong>“hin.• Die Praxis möchte gerne Gruppenanbieten, die Fachkunde dazu erwerben,bietet bereits Gruppen an.• Die Praxis hat den klaren Wunsch,keine Berichte mehr an einen externenGutachter zu schreiben.• Es bestehen gute Netzwerke zu Kolleginnenund Kollegen mit Gruppenzulassungund Kapazitäten für dieDurchführung spezieller Gruppen.• Die Praxis möchte – insbesondereim diagnostischen Bereich – angemessenerals im jetzigen KV-Systemverdienen.Sie haben weitere Fragen zum PNP-Vertrag?Auf der Homepage der <strong>DPtV</strong> unter www.dptv.de und dort unter der Landesgruppe„Baden-Württemberg“ finden Sie hierzu neben FAQs auch andereInformationsmaterialien.18<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


BRIA – Brückenintervention in der AnästhesiologieFachbeiträgeLéonie F. LangeClaudia D. SpiesHenning KrampeBRIA – Brückenintervention inder AnästhesiologieEin psychotherapeutischer Stepped-Care-Ansatz in der AnästhesiologieDieser Beitrag stellt das TherapieprogrammBRIA – Brückeninterventionin der Anästhesiologie – vor. In einemStepped-Care-Ansatz verbindet BRIAScreening, kurze motivationale Interventionen,ein Angebot an kognitivbehavioralenTherapiekontakten übereinen Zeitraum von bis zu drei Monatenund schließlich Unterstützung beider Aufnahme anschließender längererTherapien für operative Patienten allerchirurgischer Fachrichtungen. Die Ergebnisseeiner Feasibility-Studie weisendarauf hin, dass ein hoher <strong>Psychotherapie</strong>bedarfbei operativen Patientenbesteht, die Schwere der psychischenBeeinträchtigung und die Nachfragenach psychotherapeutischen Interventionenassoziiert sind, und BRIA mit einerVermittlungsrate in weiterführendepsychosoziale Therapieprogramme vonüber 30% wirksam ist.Psychische Störungen undBelastungen bei operativenPatientenDepression, Ängste und Suchterkrankungenstellen häufige psychische Belastungenbzw. behandlungsbedürftigepsychische Störungen von operativenPatienten dar. Sie gehen mit peri- undpostoperativen Komplikationen sowiemit erhöhter Morbidität und Mortalitäteinher und tragen deutlich zuschlechteren operativen Ergebnissenund höheren Gesundheitskosten bei[1– 16]. Trotzdem werden psychischeProbleme und Störungen bei Krankenhauspatientenoft nicht erfasst und/oder erkannt [17– 18]. Dementsprechendwird Patienten, die sich einerchirurgischen Operation unterziehen,meist kein adäquates psychotherapeutischesBehandlungsangebot gemacht,obwohl gerade die unmittelbare Zeitvor und nach einer Operation einensogenannten „teachable moment“darstellt. Teachable moments sind gesundheitsbezogeneLebensereignisse,die Patienten dazu motivieren, sich mitihrem Gesundheitsverhalten auseinanderzusetzen,so dass sie eher bereitsind, gesundheitsschädliches Verhaltenzu ändern und Hilfen zur Änderungihres Lebensstils anzunehmen [19].BRIA, die Brückenintervention in derAnästhesiologie, nutzt den teachablemoment „Krankenhausaufenthalt“,um operative Patienten mit unbehandeltenDepressionen, Ängsten und„BRIA, die Brückenintervention in der Anästhesiologie,nutzt den teachable moment ‚Krankenhausaufenthalt’,um operative Patienten mitunbehandelten Depressionen, Ängsten und Suchterkrankungenzur Teilnahme an psychosozialenBehandlungsangeboten zu motivieren.“Suchterkrankungen zur Teilnahme anpsychosozialen Behandlungsangebotenzu motivieren.BRIA ist ein neues Therapie-Programm,das wir in den Anästhesieambulanzender Universitätsklinik für Anästhesiologiemit Schwerpunkt Operative Intensivmedizin,Campus Virchow-Klinikum(CVK) und Campus Charité Mitte(CCM), Charité – UniversitätsmedizinBerlin, entwickelt haben. Die wesentlichenZiele der Brückeninterventionbestehen darin, (1) die Patienten invorhandene psychotherapeutische,psychiatrische, psychosomatische undsuchtmedizinische Therapie-Netzwerkezu vermitteln, oder (2) im Rahmen derBRIA-Therapiekontakte eine klinischrelevante Besserung der psychischenBeschwerden zu erreichen, so dasskeine psychosoziale, psychiatrischeoder suchtmedizinische Weiterbehandlungmehr nötig ist. Indem das BRIA-Programm wesentliche Elemente desMotivational Interviewing (MI) unddes Stepped-Care-Ansatzes kombiniert[20 – 22], soll eine nachhaltige Verbindungzwischen der medizinisch orientiertenKrankenhausbehandlung operativerPatienten und vielfältigen psychosozialenTherapieangeboten hergestelltwerden. Anästhesieambulanzen stellenein optimales Setting für die Implementierungdieses niederschwelligenpsychologischen Therapieangebots dar,weil dort eine große Anzahl von operativenPatienten aus verschiedenenchirurgischen Fachrichtungen erreichtwerden können. Über die therapeutischeArbeit hinaus wird in einem aktuelllaufenden Forschungsprojekt dieNotwendigkeit und Wirksamkeit vonBRIA untersucht.Praktische Durchführungund wesentliche Therapie-Elemente von BRIABRIA besteht aus zwei zentralen Teilbereichen:(1) der computergestütztenpsychologischen Screening-Untersuchungund (2) der psychotherapeu-<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 19


FachbeiträgeBRIA – Brückenintervention in der Anästhesiologietischen Behandlung. Die konkretenSchritte im praktischen Ablauf vonBRIA zeigt Abbildung 1.1. Computergestützte psychologischeScreening-Untersuchung inder AnästhesieambulanzAlle erwachsenen operativen Patienten,die zur Prämedikationsvisite indie Anästhesieambulanz kommen,erhalten das Angebot, an der computergestütztenScreening-Untersuchungteilzunehmen. Das Screening umfasstpsychometrisch bewährte Fragebögenaus folgenden Themenbereichen: Wohlbefinden,Depression, Angst, Stress;Konsum von Alkohol, Nikotin und illegalenDrogen; soziale Unterstützungund Selbstwirksamkeit. ZusätzlicheEinzelfragen ermitteln demographischeInformationen, Größe, Gewicht,Medikamente, Stärke der aktuellenSchmerzen, Schlafprobleme und denComputergestütztespsychologischesScreeningAbbildung 1: Praktischer Ablauf von BRIAsubjektiven Gesundheitszustand. Dieabschließenden Items des Screeningserfassen, ob die Patienten Interesse aneinem persönlichen Gespräch zur Rückmeldungihrer Screening-Ergebnissehaben und/oder psychotherapeutischeBRIA-Kontakte in Anspruch nehmenwollen. Alle Fragen sind multiplechoice-Fragenund können per Mausklickbeantwortet werden, so dass eineEingabe per Tastatur nicht erforderlichist. Die Durchführung des Screeningsdauert pro Patient ca. 25 Minuten. EinMitglied des Studienteams ist immeranwesend, um den Patienten bei technischenProblemen oder inhaltlichenFragen zu helfen.Direkt nachdem sie alle Items beantwortethaben, erhalten die Patienteneine automatisch generierte, kurzeschriftliche Rückmeldung über ihre individuellenFragebogenwerte, die auchEmpfehlungen für Lebensstiländerungen,Therapiemöglichkeiten und anderepsychosoziale Hilfsangebote enthält.Diese schriftliche Rückmeldung istallgemein verständlich formuliert undnach den klientenzentrierten Prinzipiendes MI gestaltet.Sofortige Rückmeldung der Screening-ErgebnisseAlle Patienten erhalten eine schriftliche Rückmeldungund ein Angebot für Beratungs- bzw. TherapiegesprächePatienten mit akuten Problemen erhalten auf Wunschein sofortiges GesprächsangebotAnamnese, Interview, FragebogenerhebungPsychotherapeutische Kontakte1. Individuellen Behandlungsbedarf abklären2. Therapiemöglichkeiten explorieren3. Erste Bewältigungsschritte4. Bei Bedarf Vermittlung geeigneter Therapieangebote6 Monats-Katamnesepsychisches Befinden, Auffrischsitzungen2. Psychotherapeutische BehandlungGibt ein Patient im Screening Interessean therapeutischen Gesprächen an,dann wird er am Tag nach seiner Operationvon einem Mitglied des Therapeuten-Teamsauf Station besucht. DieTherapiekontakte finden während desstationären Aufenthalts und danachbei Bedarf bis zu drei Monate nachEntlassung ambulant statt. Bei akutenProblemen und sehr dringendem Gesprächsbedarf,z.B. bei äußerst starkerAngst vor der Narkose, erhalten die Patientenein Gespräch noch vor der Operation.Das Therapeutenteam setzt sichaus einem leitenden PsychologischenPsychotherapeuten, einer KlinischenPsychologin sowie Psychotherapeutenin Ausbildung zusammen, die Gesprächeunter Supervision selbstständigführen.Während der ersten Gespräche wirdin einer ausführlichen psychologischenAnamnese und einem strukturiertenInterview zunächst abgeklärt, ob bzw.welche psychischen Störungen nachden ICD-10-Kriterien vorliegen, undob nach den BRIA-Kontakten eine weitergehendepsychosoziale Versorgungindiziert ist. Wenn dies der Fall ist, zieltdie Brückenintervention primär daraufab, die Patienten dazu zu motivieren,an einem geeigneten Hilfsangebotteilzunehmen, z.B. <strong>Psychotherapie</strong>,Suchttherapie, psychosoziale Beratung,Selbsthilfe, Programme zur beruflichenReintegration, soziotherapeutischeAngebote, betreutes Wohnen oder betreuteWohngemeinschaften. Patienten,die bereits erfolgreich ein psychosozialesVersorgungsangebot in Anspruchnehmen, werden darin bestärkt, ihreaktuelle Behandlung fortzusetzen.Patienten, die im Screening oder derEingangsuntersuchung schwere psychischeStörungen oder akute Suizidalitätaufweisen, werden direkt in diepsychiatrische oder psychosomatischeRegelversorgung der Charité vermittelt.Die Therapeuten gestalten dieBRIA-Gespräche nach den Prinzipiendes MI und verwenden diverse Methodendieser „klientenzentrierten direktiven“Art der Gesprächsführung [20].Stichwörter zur Kurzcharakterisierungdes MI umfassen: Partnerschaftlichkeit,Empathisches Zuhören, OffeneFragen, Bestätigen und Unterstützen,Zusammenfassungen, Förderung von20<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


BRIA – Brückenintervention in der AnästhesiologieFachbeiträgeSelbstwirksamkeit, Hervorrufen vonVeränderungspotenzial, Betonung derEntscheidungsfreiheit des Patienten,Entwicklung von Diskrepanzen undUmlenken von Widerstand. Vor allemzielt MI darauf ab, Gespräche überVeränderung (sogenannte „Change-Talks“) und über Selbstverpflichtung(„Commitment-Talk“) auszulösen undänderungsbezogene Aussagen zu verstärken.Wenn Patienten sich für weitergehendepsychosoziale Hilfsmöglichkeitenentscheiden, helfen die BRIA-Therapeuten, ein Therapieangebot zufinden, welches die Patienten für sichals passend erachten. In praktischenÜbungen lernen die Patienten z.B., wieman Psychotherapeuten telefonischoder per Internet sucht und welche Unterschiedees zwischen den einzelnentherapeutischen Ansätzen gibt.Weitere wesentliche Elemente der Brückeninterventionsind die Anwendungeinfacher verhaltenstherapeutischerInterventionen (Tabelle 1) und praktischeSozialarbeit in Form von Case Management.Konkrete Ziele sind hierbeiEntlastung, Ressourcen-Aktivierung,Erfahrung erster Therapieerfolge, Symptomreduktionund das Kennenlernenpsychotherapeutischer Prozesse. Wennsich die psychischen Symptome unddas Wohlbefinden eines Patienten währendder BRIA-Gespräche so verbesserthaben, dass kein weiterer Therapiebedarfbesteht, wird – den Prinzipien desStepped-Care-Ansatzes folgend – keineweiterführende psychotherapeutischeBehandlung oder psychosoziale Versorgungempfohlen.Sechs Monate nach dem Screening inder Anästhesie-Ambulanz werden diePatienten erneut kontaktiert, um ihr aktuellespsychisches Befinden zu erfassenund zu erfragen, ob sie weiterführendepsychosoziale Therapieangebotein Anspruch nehmen. Allen Patienten,die noch keinen Therapieplatz gefundenhaben, werden psychotherapeutischeAuffrischsitzungen angeboten.Ergebnisse einer Feasibility-StudieIn einer Feasibility-Studie während derAufbau- und Implementierungsphasevon BRIA untersuchten wir den Bedarf,die Nachfrage und die Inanspruchnahmepsychotherapeutischer Kontakteoperativer Patienten in der Anästhesieambulanz(detaillierte Darstellung derStudie in [23]).Die primären Ziele der Studie waren (1)Bestimmung des Anteils an Patienten„Wenn Patienten sich für weitergehendepsychosoziale Hilfsmöglichkeiten entscheiden,helfen die BRIA-Therapeuten, ein Therapieangebotzu finden, welches die Patienten für sichals passend erachten.“Tabelle 1Wesentliche Therapie-Elemente von BRIAmit klinisch relevanten psychischenProblemen (d.h. Patienten, die dencut-off von einem der angewendetenvalidierten Fragebögen für Depression,Angst, allgemeine psychische Belastungund Suchtprobleme überschritten);(2) Bestimmung des Anteils anPatienten mit Interesse an Therapiekontaktenwährend des Krankenhausaufenthalts;(3) Vergleich der Patientenmit und ohne Interesse an Therapiekontaktenhinsichtlich psychischerBelastung, Wohlbefinden, Depression,Angst, Suchtproblemen und diversenanderen klinischen Variablen; (4) Explorationder Therapieergebnisse derBRIA-Intervention. Detaillierte psychologische Anamnese; strukturiertes klinischesInterview zur Abklärung, inwieweit eine psychische Störung nach denKriterien des ICD-10 vorliegt Beziehungsgestaltung und Aktivierung von Ressourcen Förderung von Änderungs- und Therapiemotivation Abklärung des Bedarfs an <strong>Psychotherapie</strong>; Exploration der psychoundsuchttherapeutischen, sowie anderen psychosozialenBehandlungsoptionen Information über psycho- und suchttherapeutische Behandlungsalternativen,sowie Erlernen konkreter Fertigkeiten zur erfolgreichenInanspruchnahme bestehender Therapie-Netzwerke Emotionale Entlastung und auf individuelle Themen ausgerichteteKrisengespräche Üben von Entspannungstechniken und Stressbewältigung Exploration von Zusammenhängen zwischen Verhalten, Denken,Emotion und organmedizinischen Problemen Elaboration eines biopsychosozialen Störungsmodells Erlernen und Üben erster, einfach einzusetzender Fertigkeiten zurProblemlösung und zur Bewältigung der StörungBedarf, Nachfrage und InanspruchnahmeIm Verlauf von 15 Monaten habeninsgesamt 4.568 operative Patientenan der computergestützten psychologischenScreening-Untersuchung in derAnästhesieambulanz teilgenommen.Es zeigten sich deutliche Unterschiedezwischen dem Bedarf, der Nachfrageund der Inanspruchnahme psychotherapeutischerBehandlung: Der Anteilan Patienten mit klinisch relevantenpsychischen Problemen lässt sich alsSchätzung für den Bedarf an psychotherapeutischenKontakten interpretieren.Er reichte von 7,5% (n = 338) fürillegalen Substanzkonsum bis zu 38%(n = 1698) für klinisch relevante Depressivität,die mit dem KurzfragebogenWHO-5 [24] gemessen wurde. 16,7%der Patienten (n = 762) wünschten einepersönliche Rückmeldung ihrer Screening-Ergebnisse.Die Nachfrage nachpsychotherapeutischer Behandlungliegt niedriger mit 11,6% (n = 526) derBefragten, die ein explizites Interessean BRIA-Kontakten angegeben haben.Schließlich nahmen 6% (n = 189) derPatienten psychotherapeutische BRIA-Kontakte in Anspruch.Vergleich der Patienten mitund ohne Interesse an TherapiekontaktenDie Ergebnisse der Feasibility-Studieweisen darauf hin, dass die Schwereder psychischen Beeinträchtigung unddie Nachfrage nach psychotherapeutischenInterventionen assoziiert sind:Patienten, die sich therapeutische Gesprächewünschten, wiesen im Gegensatzzu Patienten ohne Interesse an <strong>Psychotherapie</strong>signifikant höhere Ratenan klinisch relevanter allgemeiner psy-<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 21


FachbeiträgeBRIA – Brückenintervention in der AnästhesiologieDr.Léonie F.LangeKlinische Psychologin und wissenschaftlicheMitarbeiterin der Klinikfür Anästhesiologie m. S. OperativeIntensivmedizin CVK und CCM,Charité – Universitätsmedizin Berlin.Stellvertretende Leiterin des BRIA-Projekts. Klinische HypnotherapeutinM.E.G., Systemische TherapeutinA.F.S.chischer Belastung, Depression, Angstund Substanzmissbrauch auf (Abbildung2, p


FachbeiträgeDer Borreliosepatient im Fokus des Psychotherapeutenschaftlichen Positionierungen ab, daDiagnostik- und Behandlungskostenbei einer chronischen Erkrankung nachz.B. berufsbedingter Exposition und Infektionerhebliche Größenordnungeneinnehmen können. Letztendlich stelltaber gerade die persistierende (chronische)Borreliose mit der immensenSymptomvielfalt das Kernproblem ineiner ärztlichen und/oder psychotherapeutischenPraxis dar, wenn nichtausreichend oder gar nicht behandeltwurde, wobei unter Behandlung hierim engeren Sinne zunächst eine Antibiotikaverordnungverstanden wird(Hassler, 2006). Hat ein Patient einechronische Borreliose, so zeigt er immerwieder Krankheitsschübe mit dem ihmoffenbar eigenen Symptomspektrum,wobei Intensität und Lokalisation auchwechseln können. Die folgende Symptomauflistunggeht deutlich über das inder Stadieneinteilung (Stadium I bis III)Genannte hinaus. Sie ist dennoch nichtvollständig und lässt erkennen, wieaufmerksam und kritisch im Rahmenvon (Psycho-)Diagnostik und Therapiemit dem zu arbeiten ist, was uns Patientenund/oder (Konsiliar-)Ärzte imtherapeutischen Alltag anbieten. Zumal,wenn die Ursachen für die Symptomgenesenicht bekannt sind, dieSymptome bei verschiedensten Krankheitenauftreten können und/oder suggeriertwurde, es würde mit Sicherheitkeine Borreliose (mehr) vorliegen:• Vegetative SymptomeFrösteln, Frieren, Zittern, Schweißausbrüche,Müdigkeit, Erschöpfbarkeit(Fatigue!), Nahrungsmittel- und/oderAlkoholunverträglichkeit, Fieberschübe• Muskulo-skelettale SymptomeGelenkschmerzen, Gelenkschwellungen,Nackenschmerzen, Kiefergelenkschmerzen,Muskelschmerzen mitKrämpfen oder messerstichartig einschießend• Internistische SymptomeKardiale Beschwerden wie Herzrhythmusstörungenund/oder Erregungsleitungsstörungen,gastrointestinaleBeschwerden mit diffusen Bauchschmerzen,Übelkeit, Appetitstörungen,häufige Durchfälle, urogenitaleBeschwerden mit Blasenentleerungsstörungen,Inkontinenz, sexuelle Beeinträchtigung,endokrine Veränderungen• Dermatologische SymptomeRezidivierende Ausschläge, Erythemrezidive,pilzartige Hautveränderungen,diffuser Haarausfall, entzündliche Veränderungdes Unterhautfettgewebesmit schmerzhafter Knötchenbildung(Pannikulitis), Acrodermatitis chronicaatrophicans (ACA) als typisches Spätsymptombei chronischer Borreliose• Neurologische SymptomeSensible Polyneuropathien im Sinneverstärkter Hautsensibilität, Neuritidenmit entsprechender Symptomatik jenach betroffenen Hirnnerv, Bannwarth-Syndrom (lymphozytäre Meningoradikulitis)mit zum Teil sehr lange anhaltendenSchmerzen• Psychische/neuropsychologischeSymptomeAntriebsschwäche, dysthyme Stimmungsausrichtungbis hin zur Depressionin Abgrenzung zur neurotischenDepression, reaktiv neurotische Symptomeals Verarbeitungsproblem derInfektionsfolgestörungen, verstärkteReizbarkeit, diffuse Angstgefühle, zumTeil auch Panikattacken, kognitive Einschränkungen(Gedächtnis, Aufmerksamkeit,Konzentration…), Tics, ADStypischeSymptomatik, Verhaltensstörungen…„Die persistierende (chronische) Borreliosemit der immensen Symptomvielfalt istdas Kernproblem in der Praxis.“Diese begrenzte Symptomauflistungkönnte durch eine Vielzahl weitererProblembereiche und Diskussionsschwerpunkteergänzt werden. Damitwürde der Rahmen dieses Beitragesaber gesprengt. So wären das Problemund die Besonderheiten einer Borreliosebei Kindern ein beachtenswertesThema (Shea und Leventhal, ohneJahresangabe; Weitkus, 2009). Auchist von äußerstem Interesse, wie inFachkreisen zur Neuroborreliose diskutiertwird, wobei gerade auch dieserBereich stark die psychiatrisch-psychotherapeutischeArbeitsebene tangiert(Brainsfield, 2007; Büttner-Teleagá,2<strong>01</strong>0; Grossmann, 2008; Hartmann,2008, Hopf-Seidel, 2008; Leitlinien derDGN, 2008). Sehr beachtenswert sindauch die Erkenntnisse über Auswirkungenvon Infektionen (Borreliose!)auf den Neurotransmitterhaushalt.Hierzu sei nur erwähnt, dass beispielsweiseein Mangel an der AminosäureL-Tryptophan als Vorstufe des Serotoninseine ausreichende Synthesedieses spezifischen Neurotransmittersverhindert. L-Tryptophan wird aberverbraucht für die Ausbildung der beiInfektionen notwendigen Abwehrstoffe(Entzündungsmediatoren). Das resultierendeSerotonindefizit begünstigtnun wiederum anteilig die Genese vondepressiven und anderen psychiatrischenund vegetativen Symptomen(Hopf-Seidel, 2008; Lorenz, 2009; Lorenz,2<strong>01</strong>0). So vielgestaltig und zumTeil unspezifisch somit die Beschwerdeneines infizierten Patienten sind, sokontrovers Krankheitsverlauf und Stadienausprägungbei der Borreliose diskutiertwerden, genauso erschreckendunausgereift sind medizinische Diagnostikund Behandlung (Burrascano,2008). Vordergründig sollte daher dasklinische Bild, das Gesamtbild der vorgetragenenBeschwerden, betrachtetwerden. Die Labordiagnostik erweistsich bis heute eher als Glücksspiel, sagendoch die Tests zum Immunglobulinnachweis(IgM und IgG) letztendlichkaum etwas aus, da diese zu einemhohen Prozentsatz zu falsch negativenErgebnissen führen. Es fehlen einheitlicheLaborstandards, was auch durchdie zusätzliche Nutzung von Bestätigungstests(Immunoblot oder Westernblot)nicht wesentlich verbessert wird,da nicht alle Antigene im Testspektrumerfasst werden können (Gerritzen,2008; Hopf-Seidel, 2008). Ob durchden Beleg anderer Immunantwortenwie beim Lymphozytentransformationstest(LTT) oder beim Nachweis derVerminderung der CD-57-Zellen letztendlichmehr diagnostische Sicherheitgegeben ist, bleibt im Einzelfall zu diskutieren.Bei aller diagnostischen Unsicherheitsollte von ärztlicher Seite demPatienten ein therapeutisches Angebotgemacht werden, wenn auch nur derVerdacht auf eine gerade stattgehabteund/oder chronische Infektion besteht.Manchmal bedarf es hierzu auch einerkritischen Nachfrage durch einen Psychotherapeuten.Dieses ärztlich-therapeutischeAngebot heißt in der Regel,dass eine antibiotische Behandlungerfolgen muss. Aber nicht jedes An-26<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Der Borreliosepatient im Fokus des PsychotherapeutenFachbeiträgetibiotikum kann in jedem Infektionsstadiumwirksam eingesetzt werden(Liquorgängigkeit notwendig? Bakteriostatischeoder bakteriozide Wirkungzweckmäßig?...). Das klinische Bildsollte auch hier richtungsleitend seinund nicht die Labordaten. UnauffälligeIgM- und/oder IgG-Titer, sollten wederden Arzt noch den Psychotherapeutendazu verleiten, unkritisch und gutgläubigvon einer absoluten Infektionsbewältigungauszugehen.PsychotherapeutischeAufgabenDie Komplexität des beschriebenenKrankheitsbildes, die Schwierigkeitenin der Diagnosestellung und Verlaufsdiagnostik,die völlig unausgereiftenTherapien und das vielfach noch unzureichendePraxiswissen führen dazu,dass Patienten zum Psychotherapeutenkommen und eine Symptomatik vortragen,die bei unkritischer Betrachtungsehr schnell zu einer Fehlbewertungund Fehlbewichtung der Beschwerdengeneseführen können und damit nichtfachgerecht behandelt werden.Die Patienten bieten eine unterschiedlicheDatenbasis und lassen sich dreiClustern (Borreliosecluster/BC) zuordnen:I. Es kann sich im besten Fall um Patientenmit manifester Borreliose handeln,die das Glück hatten, mit hoherFachkompetenz ärztlich untersuchtund sehr differenziert behandeltworden zu sein oder noch behandeltzu werden. Es wird um eine Mitbehandlungund/oder Nachsorge aufGrund persistierender (Rest-)Symptomatikgebeten. Einige Patientenzeigen trotz fachgerechter ärztlicherBehandlung noch Beschwerdenoder Verarbeitungsprobleme bezogenauf die Borrelioseerkrankungund/oder auf Grund der Nebenwirkungenbei Langzeitantibiose odereben aus anderen, ggf. psychischen(borrelioseunabhängigen) Gründen.II. Es kommen aber auch Patienten indie psychotherapeutische Praxis, beidenen zwar im Rahmen der ärztlichenAnamneseerhebung eine früherstattgehabte Borrelieninfektionzur Sprache kam, ggf. sogar schonfrüher oder zeitnah eine Behandlungerfolgte, die aber als austherapiertgelten, weil davon ausgegangenwird, dass diese Erkrankungantibiotisch behandelt worden seiund damit keine Borrelienaktivitätmehr gegeben sein könne. So wirdsogar versucht, dies labordiagnostischzu untermauern. Ein erhöhterIgG-Titer bei fehlendem IgM-Titerwird als bewältigte Borreliose interpretiert.Hierfür hat sich der Begriffder Seronarbe eingebürgert. Selbstfür behandelte Borreliosepatientenentsteht damit trotz des Wissens umeine durchgemachte Infektion undtrotz der hohen Wahrscheinlichkeit,„Unkritische Betrachtung vorgetragenerSymptome führt sehr schnell zueiner Fehlbewertung und Fehlbewichtungder Beschwerdengenese.“dass die Borrelien noch oder wiederaktiv sein könnten, eine Art luftleererRaum. Es wird davon ausgegangen(seitens der Ärzte oder auch Therapeutenund ggf. auch im Rahmen sozialrechtlicherBegutachtung), dassdie beklagten Beschwerden andereUrsachen haben, die außerhalb derBorreliose liegen. Es wird auf einenausschließlich neurotischen Hintergrundgeschlossen. Dass dieser auch(zusätzlich) gegeben sein kann, istnatürlich nicht auszuschließen.III. Schließlich finden wohl die meistenPatienten mit oder ohne ärztlichesAnraten den Weg in die psychotherapeutischePraxis, ohne dassüberhaupt in Erwägung gezogenwurde, dass hinter den beklagtenBeschwerden eine Borreliose alsursächliche (und/oder konditionale)Bedingungsvariable stehen könnte.Die Beschwerden ließen sich vonsomatischer Seite nicht erklären. Esergab sich kein richtungsweisenderBefund. Diese Patienten unterliegenganz besonders der Gefahr, einerpsychopathologischen Kategorie zugeordnetzu werden. Liegt hierbei eine(verdeckte) Komorbidität vor (derPatient hat neben der unerkanntenBorreliosesymptomatik tatsächlichein „separates“ psychisches Problemverhalten),wird alles nochschwieriger.Für jeden Cluster gilt die Feststellung,dass von psychodiagnostischerSeite keine vorschnellen Schlüssegezogen und hieraus Behandlungsstrategienabgeleitet werden sollten,die dann ggf. in eine Sackgasse führenkönnten. Psyche und Infektionwirken in jeweils unterschiedlicherKonstellation am Krankheitsgeschehenmit. So sind für jeden Clustervier Varianten denkbar. Beispielhaftsei dies am Borreliosecluster I aufgezeigt.• BC-Ia:Patient mit fehlender psychischer Alterationoder bestenfalls leichter, nachvollziehbarerpsychischer Belastungsempfindung.Körperliche Beschwerden<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 27


Benötigen Angehörige von Demenzerkrankten <strong>Psychotherapie</strong>?WissenschaftTanja KalyttaGabriele WilzBenötigen Angehörige vonDemenzerkrankten <strong>Psychotherapie</strong>?Ergebnisse einer telefonischen Kurzzeittherapiefür Angehörige von DemenzerkranktenZusammenfassung: Pflegende Angehörigevon Demenzerkrankten sind mitäußerst belastenden Anforderungenund Lebensveränderungen konfrontiert,die gravierende Auswirkungenauf die Gesundheit und Lebensqualitäthaben können. Die Intervention Tele.TAnDem bietet pflegenden Angehörigenvon Demenzerkrankten die Möglichkeit,unter psychotherapeutischerAnleitung Lösungsmöglichkeiten zurBewältigung der Pflegeanforderungenzu erarbeiten.EinleitungDer Anteil der über 80-jährigen Bevölkerungin Deutschland betrug 2<strong>01</strong>0 ca.5%. Im Jahr 2050 werden es etwa 15%sein (Peters, Pritzkuleit, Beske & Katalinic,2<strong>01</strong>0). Schätzungen zufolge wird2050 etwa jede dritte Person über 65Jahre alt sein (Peters, Pritzkuleit, Beske& Katalinic, 2<strong>01</strong>0). Damit einhergehendist mit einer wachsenden Anzahlvon chronischen und altersspezifischenKrankheiten, darunter auch neurodegenerativenErkrankungen wie Demenz,zu rechnen. Während in Deutschlandim Jahr 2007 etwa 1,1 Millionen derüber 60-Jährigen unter einer mittlerenbis schweren Demenz litten, sagen epidemiologischePrognosen vorher, dasses bis zum Jahr 2050 mehr als doppeltso viele sein werden (Peters, Pritzkuleit,Beske & Katalinic, 2<strong>01</strong>0).Angesichts der Tatsache, dass sichmindestens zwei Drittel der Demenzerkranktenin informeller, das heißt inhäuslicher Pflege befinden, sind auchdie Familienangehörigen betroffen(BMFSFJ, 2<strong>01</strong>0). Die zusätzlich zurmedizinischen Versorgung benötigteUnterstützung bei der Bewältigung alltäglicherAktivitäten wird vornehmlichdurch Ehepartner/innen oder weiblicheFamilienangehörige wie Töchter oderSchwiegertöchter geleistet (Schneekloth& Wahl, 2005).Belastungserleben pflegenderAngehörigerMenschen mit dementiellen Erkrankungenzeigen im Laufe der Krankheitteilweise stark verändertes Verhalten,das von den Pflegenden meist als problematischempfunden wird. Dadurchkann sich die Beziehungsqualität zwischenPflegenden und Erkrankten verschlechtern(de Vugt et al., 2003).Insbesondere die durch die Demenzbedingten Verhaltensauffälligkeiten(BPSD, Behavioral and Psychological„Im Gegensatz zu den hohen Pflegeleistungenund Belastungen nehmen pflegende Angehörigenur in geringem Ausmaß professionelle Unterstützungin Anspruch.“Symptoms of Dementia) und der damitverbundene hohe Betreuungsbedarfsowie die Veränderungen in der Beziehungzum Erkrankten verursachen beiden Angehörigen starke Belastungen,die häufig zu gesundheitlichen Folgebeeinträchtigungenwie einer geringenLebensqualität und depressiven Symptomenführen (Pinquart & Sörensen,2006).Die folgenden Beispiele aus qualitativenInterviews mit Angehörigen sollendiese Belastungen veranschaulichen.Beispiel – Kommunikationsdefizite:„Manchmal ist es ganz schwer, weil eseben doch sehr bösartige Worte sinddie auch so auf’s Gemüt gehen, alsowenn ich mich in übelster Art und Weisebeschimpfen lassen muss, dann tutdas schon einfach weh.“ (K73), „Wenner sich nicht wohl fühlt, kann man’sihm ansehen, weil er die Stirn runzelt,aber mehr an Äußerungen stehen ihmeigentlich kaum zur Verfügung.“ (K74)Beispiel – Anschuldigungen:„Also dass sie manchmal jetzt so Anschuldigungenan mich setzt ja, indemsie sagt: ‚Du hast mich lange liegengelassen im Bett, deswegen kann ichnicht gut laufen’ oder ‚Du nimmst mirdas ganze Geld ab’ und ‚Deswegenhab ich keins’“ (K13).Beispiel – Angst und Abwehrverhalten:„Na neulich ist mir so ein Ding passiert[…], da hab ich den Rasensprenger angemachtund er läuft unten durch, weiler mich suchte und hat sich dann alsoangegriffen gefühlt, hat zufällig dieSchere in der Hand gehabt und wirftdie Schere dann hinter mir her unddroht mit einem Schimpfwort und ja,da hat ich dann schon ein bissel Angst[…], ja, weil er gedacht hat, ich hab ihnmit nass gespritzt und da ist er dannschon, muss ich aufpassen, also unberechenbar“(K4).<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 29


WissenschaftBenötigen Angehörige von Demenzerkrankten <strong>Psychotherapie</strong>?Beispiel – Veränderungen der Beziehungsqualität:„Aber was mich also ganz besondersgetroffen hat, war die mangelndeAufmerksamkeit und die mangelndeZärtlichkeit, die für mich ganz bestimmendin unserer Ehe gewesen sind“(PP3121).Um den dargestellten komplexen Belastungentherapeutisch gerecht zuwerden, können Interventionen, dieauf Ansätzen der kognitiv-behavioralen<strong>Psychotherapie</strong> basieren, aufgrund ihrernachgewiesenen Wirksamkeit beipsychischen Belastungen und ihrerMethodenvielfalt als geeignete Interventionsformbetrachtet werden (Kurz& Wilz, 2<strong>01</strong>1; Kalytta & Wilz, 2008).Unterstützungsangebote fürpflegende AngehörigeDie Ergebnisse von Metaanalysen undEinzelstudien zeigen, dass wirksame Interventionensich durch therapeutischeVerfahren wie das aktive Einbeziehender Angehörigen durch Verhaltensübungen,das Einüben von Problemlösetechnikensowie Interventionen zurStärkung der sozialen Unterstützungauszeichnen. Interventionen, die vorwiegendauf Wissensvermittlung angelegtsind, konnten nur eine geringe Wirkungauf das psychische Wohlbefindenoder die Lebensqualität der Angehörigenaufweisen (Thompson et al., 2007).In einer eigenen Studie konnte nachgewiesenwerden, dass ein kognitivverhaltenstherapeutischesProgramm,das problem-, kognitions- und emotionsorientiertepsychotherapeutischeInterventionsstrategien gleichermaßenumfasste, nicht nur positive Effekte aufdie Gesundheit der Angehörigen erzielte,sondern darüber hinaus die Institutionalisierungder Patienten verzögernkonnte (Große, Kalytta & Wilz, 2<strong>01</strong>0).Telefonbasierte psychotherapeutischeInterventionTelefonische Interventionen ermöglichenes, zeitlich und örtlich flexibelauf die Bedürfnisse der pflegendenAngehörigen einzugehen (Colantonio,Kositsky, Cohen & Vernich, 20<strong>01</strong>).Besonders in ländlichen Regionen istdiese Form der Intervention ein effektivesund ökonomisches Instrument,um eine bestmögliche Unterstützungzu gewährleisten (Schopp, Demiris &Glueckauf, 2006). Insgesamt zeigtesich, dass es am Telefon besondersgut möglich ist, über persönliche undbelastende Themen zu sprechen (Haas,Benedict & Kobos, 1996) und diese Gesprächesehr gut in den zeitintensivenPflegealltag integriert werden können.Entsprechend zeigen auch die Ergebnissevon Brown et al. (1999), dassdie Zufriedenheit der Teilnehmer in derTelefonbedingung im Vergleich zu einerFace-to-Face Intervention sogar etwasstärker ausfiel. Aufgrund der höherenAnonymität entsteht im Vergleich zumpersönlichen Kontakt meist leichter einGefühl der Vertraulichkeit und Offenheitim telefonischen Gespräch (Haas,Benedict & Kobos, 1996). Trotz der Vorteilevon telefonischen Interventionenfür pflegende Angehörige liegen zumjetzigen Zeitpunkt kaum Studien zur Effektivitätdieser Interventionsform vor.Tele.TAnDemTelefonische Therapie fürAngehörige von DemenzerkranktenIm Projekt Tele.TAnDem wurde dahereine kognitiv-behaviorale Telefoninterventionzur Prävention von gesundheitlichenBeeinträchtigungen für pflegendeAngehörige von Demenzerkranktenkonzipiert und evaluiert (Wilz, Schinköthe& Soellner, 2<strong>01</strong>1; Schinköthe &Wilz, 2<strong>01</strong>0).Das theoretische Konzept der Telefoninterventionberuht auf psychotherapeutischenPrinzipien der kognitivenVerhaltenstherapie, welche für dieAnwendung für Angehörige von Demenzerkranktenmodifiziert wurden.„Eine für pflegende Angehörige gesundheitsförderndeUnterstützung ist nur durch auf ihreBedürfnisse zugeschnittene, flexible unddifferenzierte therapeutische Angebotezu gewährleisten.“Die Therapie erfolgt nach einem manualisiertvorliegenden Interventionskonzept,das aus zehn Modulen besteht,welche durch die Therapeutinnenbedarfsgerecht und entsprechend derProblematiken der Angehörigen ausgewähltund kombiniert miteinandereingesetzt werden können:(1) Basiselemente, (2) Erstgespräch, (3)Psychoedukation, (4) Förderung vonProblemlösefähigkeiten, (5) Veränderungdysfunktionaler Kognitionen, (6)Steigerung der Inanspruchnahme professionellerUnterstützung bei der Betreuung,(7) Umgang mit Veränderung,Trauer und Verlusterleben, (8) Aufbauangenehmer positiver Aktivitäten, (9)Verbesserung sozialer Fertigkeiten, (10)Abschlussgespräch.Die Intervention besteht aus siebenTerminen. Nach dem Erstgespräch, indem mittels einer Problemanalyse dieHauptproblembereiche identifiziertund die Interventionsziele festgelegtwerden, folgen sechs telefonische Interventionen(jeweils 1-stündig) in denersten drei Wochen in wöchentlichemAbstand, danach in zweiwöchigem Abstandund eine abschließende telefonischeIntervention nach einem Monat,so dass sich die Interventionsphase aufdrei Monate erstreckt.Bewertung der telefonischenKurzzeittherapieIm Ergebnis konnte die Effektivität undAkzeptanz der Intervention Tele.TAn-Dem nachgewiesen werden. Die Mehrheitder teilnehmenden Angehörigen(78%) konnte durch die Interventionpositive Veränderungen in Bezug aufdie zu Beginn formulierten Problembereicheerzielen (Goal Attainment Scaling,GAS; Wilz, Schinköthe & Soellner,2<strong>01</strong>1).Die Bewertungen der Interventionsteilnehmerbelegen in übereinstimmenderund nachdrücklicher Weise, dass dieIntervention zu einer deutlichen Entlastunggeführt und sich das körperlicheBefinden der Interventionsteilnehmerverbessert hat. Als Erklärung für dieseVerbesserungen wurden folgende Aspekteder Intervention hervorgehoben:• die Modifikation der Bewertungvon Krankheitssymptomen zur Förderungdes Verstehens und Akzeptierensder Erkrankung (KognitivesUmstrukturieren):„Die telefonische Beratung Tele.TAn-Dem hat mir sehr weitergeholfen.Ich konnte viele Dinge dadurch erst30<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Benötigen Angehörige von Demenzerkrankten <strong>Psychotherapie</strong>?WissenschaftTanjaKalyttaProf. Dr.GabrieleWilzDiplom-Psychologin, wissenschaftlicheMitarbeiterin an der Friedrich-Schiller Universität Jena mit Schwerpunkt<strong>Psychotherapie</strong> im Alter,Gruppeninterventionen, telefonischeInterventionen für Angehörige vonDemenzerkrankten.Leiterin der Abteilung Klinisch-Psychologische Intervention an derFriedrich-Schiller-Universität Jenasowie des WeiterbildungsstudiengangsPsychologische <strong>Psychotherapie</strong>der Friedrich-Schiller-UniversitätJena.verstehen, wie sich mein Angehörigerfühlt. Ich habe versucht, meineSichtweise und Verhaltensweisen zuändern.“ (ID 4026)„Mein Befinden hat sich verbessert,ich habe neue Denkweisen über dieDinge, die man nicht ändern kann.Ich habe weniger Wutanfälle, ichdenke mehr nach in schwierigen Situationen.“(ID 3113)• die Unterstützung der Verarbeitungdes Beziehungswandels und derkrankheitsbedingten Verluste (EmotionsorientierteInterventionen)„Von Anfang an Verständnis. Ichhatte sofort Vertrauen. Sie gab mirHilfe, neue Perspektiven, Zeit zu mirselbst zu finden und half mir beiSchuldgefühlen, diese zu verstehen.Angst vor bestimmten Dingen hatsie mir durch ihre „helfende, verstehende,verständnisvolle“ Argumentation(ziemlich) nehmen können.“(ID 3124)• die Vermittlung von Strategien undHilfen für den Umgang mit Verhaltensauffälligkeitenund die Förderungvon Problemlösekompetenzen(Problemlösekompetenz)„Mir geht es jetzt besser, ich binsicherer im Umgang mit der Erkrankunggeworden, habe mich fürmehrere Möglichkeiten geöffnet,dann wird auch einiges leichter, dieÄngste nehmen ab.“ (ID 2028)• die Modifikation von behinderndenEinstellungen zur Inanspruchnahmevon Unterstützung und die Anleitungzur Selbstfürsorge.„Als ich mich bei Tele.TAnDem beworbenhabe, dachte ich, so richtigkönne man mir nichts mehr beibringen.Die Pflege habe ich primaim Griff. Dass ich während der Gesprächegelernt habe, mich selbstwichtig zu nehmen und auch fürmich zu sorgen – ohne die Pflege zuvernachlässigen – ist ein ganz großerGewinn!“ (ID 1026)Zusammenfassend zeigen die Ergebnisseeine sehr hohe Zufriedenheit mitden Rahmenbedingungen und Inhaltender Intervention, der Gestaltung derTherapiebeziehung und den wahrgenommenenInterventionseffekten.Dieses Ergebnis unterstreicht, dass dastelefonische Setting und das therapeutischeVorgehen dem Unterstützungsbedarfvon pflegenden Angehörigengerecht werden, wenngleich bei denAngehörigen der Wunsch nach einerlängerfristigen und kontinuierlichenBeratung besteht.FazitDas Potential, das psychotherapeutischeInterventionen zur Entlastungpflegender Angehöriger von Demenzerkranktenbieten können, wird bisherin der Routineversorgung wenig genutztbzw. kaum berücksichtigt. Mittelspsychotherapeutischer Interventionenwie Tele.TAnDem könnte zukünftig einwesentlicher Beitrag zur Entlastungpflegender Angehöriger und zur Stabilisierungder häuslichen Pflege geleistetwerden.Aus diesem Grund startet im Mai 2<strong>01</strong>2das Projekt: „Tele.TAnDem.Transfer –Praxistransfer einer telefonischen The-rapie für Angehörige von Demenzerkrankten.“Dabei handelt es sich umdie Umsetzung der Studienergebnisseaus dem Projekt „Tele.TAnDem“ inder Versorgung. In dem neuen Projektsollen Möglichkeiten des Praxistransfersder telefonbasierten Therapie fürAngehörige von Demenzkranken bewertetwerden. Langfristiges Ziel derIntervention ist es, eine bundesweitetelefonische psychotherapeutische Beratungfür Angehörige zu etablieren. LiteraturhinweisDas umfangreiche Literaturverzeichnisfinden Sie im Internetunter www.dptv.de.Bayerische Gesellschaft für Verhaltenstherapie,Verhaltensmedizin und Sexuologie e.V.Nettelbeckstr. 14, 90491 Nürnbergwww.ivs-nuernberg.deIVSInstitut für VerhaltenstherapieVerhaltensmedizin und- staatlich anerkannt - Sexuologiezertifiziert n. ISO 90<strong>01</strong>:2008Fortbildung in Klinischer Hypnose: (MEG-Regionalgruppe): 8 Wochenenden (B1- B8), Beginn: 13. Oktober 2<strong>01</strong>2C-Seminare: 1. – 02.12.2<strong>01</strong>2 „Akute und chronische Schmerzen“, Dipl.-Psych. Dr. phil.Burkhard Peter12. – 13.04.2<strong>01</strong>3 „Hypnotherapie bei Depression“, Dipl.-Psych. Ortwin MeissVerhaltenstherapie bei Kindern und Jugendlichen: Ergänzungsqualifikation für die fachliche Befähigung zurAbrechnung von VT bei Kindern u. Jugendlichen, 200 Std. in 12 Blöcken, Beginn: 5. Oktober 2<strong>01</strong>2Curriculum Sexualtherapie / Sexualmedizin: 100 Std. in 5 Blöcken, Beginn: 28. April 2<strong>01</strong>2Fachtagung: <strong>Psychotherapie</strong> - eine Vielfalt (II); Samstag, den 3. November 2<strong>01</strong>2Weitere Angaben zu unseren Fort- und Weiterbildungen finden Sie auf unserer Homepage: www.ivs-nuernberg.deINFOS: Psychotherapeutische Ambulanz des IVS, Rudolf-Breitscheid-Str. 43, 90762 Fürth, Tel. 0911-950991-13, Fax: 0911-950991-23<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 31


Aus der PraxisSelbstwirksam besser schlafenGudrun KleinSelbstwirksam besser schlafenEin Therapieansatz aus der ambulanten Praxis zu SchlafstörungenSchlafstörungen betreffen ein Viertelder Erwachsenen. Gefühle und Verhaltenam Tag beeinflussen den Schlaf.Bei der Entstehung der Schlafstörungfinden sich meist lebensbelastendeEreignisse. Der negative Kreislauf derSchlafstörung und seine Auswirkungenfür den Betroffenen werden in diesemBeitrag dargestellt. Als hilfreicher Therapieansatzin der psychotherapeutischenBehandlung von Schlafstörungenwerden Methoden der EnergetischenPsychologie beschrieben. DieBearbeitung der Belastungen am Tagdient als Modell für das selbstwirksameHandeln des Patienten in der Nacht.EpidemiologieUngefähr ein Viertel aller Erwachsenenmittleren Alters haben ein Problemmit dem Schlaf. Dies belegt auch in2<strong>01</strong>0 recht eindrucksvoll der DAK Gesundheitsreportmit dem SchwerpunktSchlafstörungen! 1 Einer von zehn hatsogar häufig ein Schlafproblem. Frauenbetrifft es tendenziell öfter als Männer.In dem Report wurden nur Menschenim mittleren Alter erfasst, da Jugendlicheund ältere Menschen andere Bedingungendes Schlafens haben.Jugendliche haben entwicklungsbedingtfast regelmäßig Probleme mit1 DAK Gesundheitsreport 2<strong>01</strong>0, Robert KochInstitut 2005; Statistisches Bundesamt, Heft27: Schlafstörungendem Einschlafen und der nötigen Mengean Schlaf. Sie können auf Grundvon Hormonen (das Schlafhormon Melatoninwird ca. zwei Stunden späterausgeschüttet) erst später einschlafenals die sie umgebenden Erwachsenen.Das führt regelmäßig zu Streit in derFamilie.Aber auch ältere Menschen habeneinen anderen Schlafrhythmus, siebrauchen meist weniger Schlaf; odersollten sie sehr alt (ca. über neunzigJahre) werden, brauchen sie sehr vielmehr Schlaf. Daher wurden auch sie indieser oben genannten Statistik außenvor gelassen.Klassifikation und DiagnostikIn der Klassifikation des ICD-10 findensich die für den Psychotherapeutenrelevanten Schlafstörungen unter demKapitel F5. Im vorliegenden Beitrag istbesonders die nichtorganische Insomnievon Interesse, da sie einen Großteilder Schlafstörung der Patienten in der<strong>Psychotherapie</strong> ausmacht und mit demzu schildernden Behandlungsansatzgut therapierbar ist.Die nichtorganische Insomnie (F 51.1)diagnostiziert man wie folgt:1. Klagen über Ein- bzw. Durchschlafstörungenoder eine schlechteSchlafqualität;2. Symptome treten wenigstens dreimalpro Woche mindestens einenMonat lang auf;3. Überwiegendes Beschäftigtsein mitder Schlafstörung und nachts undwährend des Tages eine übertriebeneSorge über deren negative Konsequenzen;4. Unbefriedigende Schlafdauer oder-qualität verursacht entweder einendeutlichen Leidensdruck oder wirktsich störend auf die Alltagsaktivitätenaus.Differentialdiagnostisch ist zu klären,ob die Schlafstörung ein Symptom begleitendzu anderen psychischen Störungenwie z.B. affektive, neurotische,organische, schizophrener Störungen,Essstörungen, Abhängigkeit ist.Bei der nichtorganischen Insomnie istnoch zu beachten, dass sie meistensin Zusammenhang mit belastendenLebensereignissen entstanden ist undsich dann chronifiziert hat. So definierenStaedt und Riemann 2 chronischeInsomnie wie folgt: „Die häufigsteForm der chronischen Insomnie ist diesogenannte psychophysiologische Insomnie.Die Betroffenen klagen überEin- und Durchschlafstörungen, diezeitlich koinzidierend mit einem belastendenLebensereignis erstmals auftra-2 Zitiert nach Stadt, J., Riemann, D.: Diagnostikund Therapie von Schlafstörungen, Kohlhammer,Stuttgart, 2007ten und nach Wegfall des auslösendenEreignisses persistierten….“.Die Internationale Klassifikation derSchlafstörungen (ICSD) 3 definiert denSchweregrad der Schlafstörung basierendauf der Häufigkeit der Beschwerdenund auf dem Grad der Beeinträchtigung:Therapeutisch relevant ist nun einerseits,was nachts in den Betroffenenvorgeht, aber auch, was tagsüber belastendwar oder welches die auslösendebelastende Lebenssituation war.Reaktionen in der NachtWer nicht schlafen kann, reagiertnachts häufig mit starken Gefühlen,welche sich irrational immer höher steigern.Gefühle der Verzweiflung, jetztnicht schlafen zu können, aber auchbezüglich der fehlenden Erholung fürden nächsten Tag. Gefühle des Ärgers,schon wieder so eine Nacht ohne ausreichendenSchlaf zu haben. Ärger übersich und Vorwürfe gegen sich selbst,jetzt nicht schlafen zu können, tretenauf. Dabei engt sich das Denken immermehr auf das Nichtschlafenkönnen ein.Die Fixierung auf das Nichtschlafen istdas Problem.3 ICSD: International classification of sleepdisorders in American Academy of SleepMedicine, Rochester, Minnesota, 20<strong>01</strong>32<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Selbstwirksam besser schlafenAus der PraxisAber auch Gedanken, zum Teil sehrquälende, halten vom Schlaf ab. Estauchen Dinge auf, die am Tag vergessenwurden und nun erinnert werden.Sie halten den Betroffenen davonab, wieder einzuschlafen. Es könnenaber auch Gedanken an die Arbeit, anbedeutsame Menschen oder an Problemesein, die am Tag nicht gelöstwurden. Manchmal erscheinen sie alsdie ideale Lösung und kreisen als Gedankenschleifenim Kopf, um ja nichtvergessen zu werden und stören damitden Schlaf.Folgebeschwerden am TagDie meisten Menschen mit Schlafstörungenfühlen sich am nächsten Tagnicht wohl und sind nicht ausgeruht.Sie sind erschöpft und oft reizbar. Sieüberreagieren bei Kleinigkeiten. Konzentrationsstörungenund eine eingeschränkteLeistungsfähigkeit sind dieFolge. Tagesmüdigkeit und Problemeam Arbeitsplatz können daraus resultieren.Man spricht von einer Schlafstörung,wenn das Befinden am Tagbeeinträchtigt ist und ein deutlicherLeidensdruck besteht.Die Schlafstörung kann eine Depressionauslösen oder auch ein Begleitsymptomeiner Depression sein; oft geht sieauch psychosomatischen Beschwerdenvoran.KriterienBeschwerde des nichterholsamen Schlafes inForm von Reizbarkeit,Ruhelosigkeit, Angst,Müdigkeit, ErschöpfungSoziale und beruflicheBeeinträchtigungGefühle und Verhaltenam TagAlles, was am Tag erlebt und dort nichtverarbeitet wird, hat das Potential, einStörfaktor in der Nacht zu werden.Denn das Tagesgeschehen beeinflusstdie Qualität und Quantität desSchlafes. Werden starke Gefühle amTag abgewehrt, so neigen sie dazu, inder Nacht beim Einschlafen zu stören,oder sie drängen sich auf, wenn in derTraumphase das Bewusstsein beginnt,ab und zu wach zu werden. Solche Gefühlekönnen Ärger, Wut, Sorgen, Ängste,Scham, Peinlichkeit, Schuldgefühle,Ohnmachtsgefühle, Kränkungen oderregressives Erleben sein.Aber auch Konflikte mit anderen Menschenoder auch mit eigenen widerstrebendenGefühlen und Bedürfnissenkönnen den Schlaf massiv stören.Werden die Gefühle und Konflikte nichtbewusst wahrgenommen und verarbeitet,sondern verdrängt, verschoben,verleugnet, projiziert oder sonst irgendwieaus der bewussten Wahrnehmungfern gehalten, dann ist die Wahrscheinlichkeitgrößer, dass nachts Problememit dem Schlafen auftreten. Dies istoft am Beginn der Entwicklung einerSchlafstörung der Fall. Der Mensch reagiertgestresst, ein anhaltender Hyperarousaletabliert sich, der nicht nur dieNacht, sondern auch den Tag betrifft.So kann ein Teufelskreis der Schlafstörungentstehen.Negativer Kreislauf von gereizterStimmung und SchlafstörungBeim chronisch schlafgestörten Menschenfindet im Tiefschlaf etwas Problematischesstatt: ihr Großhirn wird nichtgenügend von äußeren Reizen abgeschirmt.Das heißt, das Großhirn mussdauernd Informationen verarbeiten. Einechtes Abschalten ist so nicht möglich.„Man spricht von einer Schlafstörung,wenn das Befinden am Tag beeinträchtigt istund ein deutlicher Leidensdruck besteht.“Schweregrad der Schlafstörungleicht mittel schwernahezuallnächtlichkeineoder geringeallnächtlichgeringbis mäßigallnächtlichschwerDie Erholungsfunktion des Tiefschlafesist somit deutlich gestört. Man nimmtan, dass durch den Stress am Beginnder Schlafstörung eine sich immer wiederholendeErregungsschleife in Ganggesetzt wird. Hierbei spielt die Amygdalaeine wichtige Rolle. Sie ist eineHirnregion, in der innerhalb von 200Millisekunden in rasender Geschwindigkeiterlebte Begebenheiten gefühlsmäßigbewertet werden. Die Amygdalawird beim Beginn der Schlafstörungüberaktiviert, sie wird sozusagen überreizt.Schlafmangel und Müdigkeitverringern die Aufmerksamkeitsspanne.Dadurch wird der Stress und dieBelastung des Tages stärker gespürt.Jetzt geht eine Kopie jedes Erlebnissesinnerhalb von 200 Millisekunden an dieAmygdala und wird dort als potentiellstressig abgespeichert. Danach erst erreichtdie bewusste Wahrnehmung diesesEreignisses erneut die Amygdala,welche nun schon vorurteilsbeladendieses Ereignis als Stress an das Großhirnweitergibt. „Der negative Kreislaufvon gereizter Stimmung und Schlafstörungverstärkt sich.“ 4SchlafhygieneIm Alltag können sich Gewohnheitenherausbilden, welche die Schlafstörungungünstig verstärken. Diese Gewohnheitenkönnen Ursache oder auch Folgeeiner Schlafstörung sein. Hier gehtes für den Betroffenen darum, schlafhygienischeInformationen zu bekommenund das eigene Verhalten darauf hin zuanalysieren, ob es sich problematischauf den Schlaf auswirkt. Hierzu zählendie Frage der Regelmäßigkeit des Tagesbeginnsund -endes, regelmäßigeMahlzeiten, nicht bzw. wenig am Tagschlafen, Gebrauch von Substanzenwie Kaffee, Tee, Nikotin und Alkohol,Bewegung am Tag und Abend, Herunterfahrenam Abend und für eine guteSchlafumgebung zu sorgen. Dies sindnur einige Beispiele für Schlafhygiene.Die prozessorientierte energetischePsychologie als hilfreicheMethode bei SchlafstörungenIn der 60er Jahren war es der Arzt undChiropraktiker Georg Goodheart, derdas Klopfen von Akupunkturpunktenzur Auflösung von Stress als Ersterbeschrieben hat. Eine konsequente4 Zitiert nach Staedt, J., Riemann, D.; 2007<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 33


Aus der PraxisSelbstwirksam besser schlafenGudrunKleinPsychologische PsychotherapeutinPraxis in Ettlingen mit SchwerpunktSchlafstörungen und Psychosomatik.Mitbegründerin des methodenintegrativeAusbildungsinstituts: TiefenpsychologischesInstitut Baden (TIB),Supervisorin, Selbsterfahrungsleiterin,Dozentin, Durchführung vonSchlafcoaching Workshops.Anwendung auf die <strong>Psychotherapie</strong>erfolgte dann durch den australischenArzt und Psychoanalytiker John Diamondund den amerikanischen PsychologenRoger Callahan. In Deutschlandmachte es der amerikanische PsychologeFred Gallo und der Ingenieur undCoach Gary Craig bekannt. Craig nannteseine Methode Emotional FreedomTechniques (EFT); unter diesem Namenist die Energetische Psychologie vielenKolleginnen und Kollegen als Selbsthilfemethodebekannt. In den Anfängender energetischen Psychologie herrschteeine mechanistische Grundhaltungvor: der Therapeut behandelte aktivden Patienten und wollte psychischeund körperliche Blockaden lösen. ZurDiagnostik diente der Muskeltest, denman wie eine Art Biofeedback-Test verstehenkann, der wenig transparent fürdie Patienten war und den Therapeutenin der aktiven Rolle positionierte.Die hier bei den Schlafstörungen genutzteneuere Form der energetischenPsychologie (prozessorientierte embodimentfokussiertePsychologie) verzichtetauf einen Muskeltest, der Therapeutlässt sich sensibel auf den psychischenProzess und die Beziehungsgestaltungdes Patienten ein und nutzt die Technik,auf bestimmten Akupunkturpunktenzu klopfen. Darüber hinaus gehören zuden Techniken der energetischen Psychologieu.a. Selbstakzeptanzübungenanzuleiten, um dem Patienten modellhafteine Selbstregulation seiner Gefühleund Gedanken zu ermöglichen.Dabei spielt dieTransparenz und somitauch das Erklären dessen, was hierwirkt und warum es gemacht wird, eineentscheidende Rolle.„Da dies eine Technik ist, die jeder lernenund selbst anwenden kann, ist es einewirksame Selbsthilfethechnik bei dysfunktionalenGefühlen.“Dieser Ansatz kann auch zur Traumabearbeitung5 genutzt werden. ImUnterschied zum EMDR, das durchden Therapeuten durchgeführt wird,berührt hier nur der Patient selbst seinenKörper und nutzt diese und andereÜbungen zwischen den Stunden alsSelbsthilfemethode.Die Energetische Psychologie hat sichbei der Auflösung unangenehmer, störenderund belastender Gefühle alshilfreiche Technik in der psychotherapeutischenBehandlung bewährt, insbesonderezur emotionalen Selbsthilfebei Stress, Angst, Ärger, Hilflosigkeitund vielen anderen unangenehmenGefühlen. M. Bohne und ich habenverschiedenen Behandlungstools derEnergetischen Psychologie nun auchauf Schlafstörungen angepasst unddabei sehr gute Behandlungserfolgeerzielt. Im Sinne einer Anleitung zurSelbsthilfe für Betroffene mit Schlafstörungenwurden diese Erkenntnisse ineinem Buch 6 anwendbar gemacht: Eswird auf zwei Ebenen gearbeitet: demGefühl und dem Verstand. Der Patient5 Bohne, M. (Hrsg.): Klopfen mit PEP; ProzessorientierteEnergetische Psychologie inTherapie und Coaching, Carl Auer Verlag,Heidelberg, 2<strong>01</strong>06 Bohne, Klein: Feng Shui gegen das nächtlicheGerümpel im Kopf. Schlafen mit EnergetischerPsychologie, Rowohlt, Reinbek 2<strong>01</strong>2beklopft, während er Stress, Angst, Ärger,Hilflosigkeit, Schlaflosigkeit oderandere unangenehme Gefühle empfindet,bestimmte Akupunkturpunkte,nutzt positive Affirmationen und andereStrategien, die das Gehirn in einenlösungskompetenten Zustand versetzen.Bei dysfunktionalen Beziehungsmusternund Kognitionen lernt derPatient u.a. die Selbstakzeptanzübunganzuwenden. Während er den sogenanntenSelbstakzeptanzpunkt auf derlinken Seite des Brustkorbes mit derflachen Hand reibt, spricht er dezidierteSelbstakzeptanzsätze aus, die sich mitdem jeweiligen belastenden Themabeschäftigen. Dadurch nimmt er sichselbst damit, dass er das Problem hat,an, anstatt sich dafür auch noch abzuwerten,unter einem Problem zu leiden,was nachts beim Nichtschlafenkönnenhäufig der Fall ist. Die Folge ist in derRegel eine starke psychische Beruhigungund wiederum ein lösungskompetentererZustand.Bei starken negativen Gefühlen, z.B.dem Ärger über das Wachliegen, ist daslimbische System aktiviert. Es machtsich so „unabhängig“ vom Großhirn,um evolutionsbiologisch ohne großeUmwege überlebenserhaltend handelnzu können. So aktiviert, sollen wir fliehenoder angreifen können, nicht aberdiskutieren. Dieser alte Mechanismusdes Gehirns macht es uns nun unmöglich,nachts vom Verstand auf dasNichtschlafenkönnen Einfluss nehmenzu können. Wir können uns nicht sagen:„Reg Dich doch nicht so auf, sorgeDich nicht um alles, hab keine Angst“.Die Schlaflosigkeit wird zusätzlich alsStress erlebt, das Großhirn ausgeschaltetund der Betroffene bleibt in diesemteufelskreisähnlichen Erregungszustand„hängen“.Hier setzt die Energetische Psychologiean. Mit der Arbeit auf dem Körper undder gleichzeitigen emotionalen Fokussierungauf das Problem, wird nachklinischer Beobachtung eine Beeinflussungdes limbischen Systems erzielt, sodass sich die unangenehmen Gefühlereduzieren und das Großhirn wiederzugänglich ist. Da dies eine Technik ist,die jeder lernen und selbst anwendenkann, ist es eine wirksame Selbsthilfethechnikbei dysfunktionalen Gefühlen.Diese Technik kann im Rahmeneiner <strong>Psychotherapie</strong> bei dysfunktionalenGefühlen eingeübt werden, um dieBelastung des Schlafes durch Gefühledes Tages zu entlasten. Die Patientenlernen, Gefühle zu identifizieren, welchesie belasten. Sie lernen, diese inRichtung von Beruhigung selbst zubeeinflussen.Die Technik des Klopfens, der Selbstakzeptanzund anderes mehr gibt denPatienten etwas an die Hand, was siemodellhaft nachts nutzen können.Der Schlaf setzt meist nach ein biszwei Durchgängen der Selbstakzeptanzübungund des Klopfens ein. DiePatienten lernen so, selbstwirksamEinfluss auf den Schlaf zu nehmen, wasden negativen Kreislauf von gereizterStimmung und Schlafstörung bei derchronischen Schlafstörung unterbrechenhilft.Im Unterschied zu anderen dysfunktionalenGefühlen, die mit der Methodeder Energetischen Psychologie bearbeitetwerden können, sind Schlafstörungenin der therapeutischen Situationnur mittelbar über die begleitendendysfunktionalen Kognitionen und Gefühlebearbeitbar. Das Loslassen undEinschlafen selber sind in der therapeutischenSituation nicht reproduzierbar.Dies muss also in der Therapie eingeübtwerden, und dann als Selbsthilfemaßnahmevom Patienten selbst in derNacht durchgeführt werden. Hierzu bedarfes einer besonderen MotivationsundNachbesprechungsarbeit. DieseTechniken werden in der Einzeltherapieangewandt oder ggf. auch in Seminarenam Wochenende vermittelt.Abschließend sei angemerkt, dass ichals tiefenpsychologisch fundiert arbeitendeKollegin diese Technik selbsterfolgreich in meiner Praxis anwendeund diese Selbsthilfemaßnahme nichtnur Patienten in einer Verhaltenstherapieangeboten werden kann. 34<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Qualitätsmanagement in psychotherapeutischen PraxenAus der PraxisPetraHahnDiplom-Kauffrau nach Ausbildungenzur Justizfachangestellten und Medizinisch-technischenRadiologieassistentin,Studium der Betriebslehre fürEinrichtungen im Gesundheitswesen.Praxismanagerin für niedergelassenePsychotherapeuten im Angestelltenverhältnisund in selbstständigerTätigkeit.Qualitätsmanagement inpsychotherapeutischen PraxenPetra HahnErfahrungsbericht als PraxismanagerinZur meiner Tätigkeit als Praxismanagerinfür gleich mehrere Psychotherapeutenbin ich eher zufällig gekommen.Ich hatte (nach einer Ausbildung zurMedizinisch-Technischen Radiologieassistentin)gerade mein FH-Diplomals „Betriebswirtin für Einrichtungenim Gesundheitswesen“ abgeschlossenund suchte nach einer Tätigkeit, dieich mit der Erziehung meiner damalssieben Jahre und neun Monate altenKinder vereinbaren konnte. Da fragtemich eine niedergelassene PsychologischePsychotherapeutin, ob ich mirvorstellen könnte, sie in ihrer Praxisbei der Bewältigung der Büroarbeitenzu unterstützen. Ich nahm ihr Angebotan und habe das bis heute nicht bereut.Inzwischen arbeite ich auf unterschiedlicherBasis und in unterschiedlichemUmfang für mehrere Psychotherapeuten:als Festangestellte, auf 400 -Basisund als Selbstständige. Teilweisemanage ich deren komplette Praxis,in anderen Fällen kümmere ich michauch nur um die Abrechnungen oderdie Buchführung, je nach Bedarf. Nebenden relativ flexiblen Arbeitszeiten,die für mich – als inzwischen dreifacheMutter – essentiell sind, schätze ich anmeinem Beruf vor allem den Abwechslungsreichtum.Welche Arbeiten kann ich in einer PsychotherapeutischenPraxis übernehmen?Sicher nicht die <strong>Psychotherapie</strong>n,aber alles andere drum herum:Zunächst ist da die organisatorischeKomponente: Ich verwalte Anträge,erstelle Abrechnungen für die Kassen-und Privatpatienten, überwacheden Eingang der Honorare, kläre offeneFragen mit Krankenkassen, derKassenärztlichen Vereinigung, Rentenversicherungenetc., führe den Terminkalender,die Fortbildungskontenbei der Psychotherapeutenkammer,erledige die Finanz- und Lohnbuchhaltung,kümmere mich um das Qualitätsmanagementder Praxen inklusiveErstellung des Handbuches – kurz: icherledige alle anfallenden Verwaltungsaufgaben.Dabei bringe ich mein Organisationstalentzur Geltung, indem ichdie Abläufe strukturiere und optimiere.Dadurch, dass ich in mehreren PsychotherapeutischenPraxen arbeite, kannich hier auch eine Art Wissensstransfergewinnberingend für alle einbringen:Ich habe mich u.a. in Veranstaltungender der Kassenärztlichen Vereinigung,der Krankenkassen und der <strong>DPtV</strong> überpraxisrelevante Fragen fortgebildetund unterstütze so die PsychotherapeutInnen,auf dem neuesten Stand zubleiben. Bei dem laufend steigendenVerwaltungsaufwand im Gesundheitswesenkann ich so einen Beitrag dazuleisten, dass die Therapeuten sich weiterhinauf ihre Kernaufgaben konzentrierenkönnen, je nachdem wie viel anmich in einer Praxis delegiert wird.Der zweite Aspekt meiner Arbeit ist derpersönliche Kontakt zu den Patienten,für die ich häufig die erste Ansprechpartnerinin den Praxen bin. Dabei istEinfühlungsvermögen gefragt, schließlichist die Kontaktaufnahme zu einemPsychotherapeuten für viele Patientenein schwerer Schritt. Wenn ich merke,dass es mir gelingt, den Patienten dieUnsicherheit zu nehmen und diese sichin den Praxen wohlfühlen, ist das eineschöne Bestätigung für mich. Es gibtgerade im betriebswirtschaftlichenBereich nicht viele Tätigkeiten, die einesolch persönliche Form der Interaktionermöglichen.Dazu bilden die ruhigen und standardisiertenTätigkeiten wie das Führen derBücher einen angenehmen Kontrast.Dank dieser Kombination arbeite ichseit inzwischen zwölf Jahren mit großerFreude in meinem Beruf.Besonders wichtig ist für mich das Vertrauenmeiner Arbeit- bzw. Auftraggeber.Ich habe das Glück, dass „meine“Therapeuten mir in organisatorischenFragen freie Hand lassen, sodass ich dieAbläufe weitgehend selbstverantwortlichgestalten kann und mich auch alsDiplom-Kauffrau nicht überqualifiziertfühle.Das gute Verhältnis, das ich zu meinerersten Arbeitgeberin hatte, setzt sichauch in der Zusammenarbeit mit einemweiteren Therapeuten fort, denich zunächst als Krankheitsvertretungkennengelernt hatte und für den ichseit dieser Zeit arbeite. Vor fünf Jahrenverstarb eine Arbeitgeberin. AlsFestangestellte in der Praxis mussteihr Praxisnachfolger mich damals auchmit übernehmen. Seitdem arbeite ichauch mit ihm zusammen, obwohl erzunächst der Meinung war, langfristigkeine organisatorische Unterstützungzu brauchen.Ich glaube, dass beide Seiten sehr vonder Arbeitsteilung profitieren. MeinenAuftrag- und Arbeitgebern bleibtmehr Zeit und Kraft für die therapeutischeTätigkeit und sie müssen nichtjemanden in einem großen Umfangeinstellen. Auch ist dieses Modell eineMöglichkeit, sich eine Arbeitskraftin gewisser Weise zu teilen und vondem Wissenstransfer zu profitieren. Ichprofitiere auch von diesen unterschiedlicheneher kleinen Stellen: Ich habeeinen abwechslungsreichen Beruf, denich gut mit meiner Rolle als Mutter vereinbarenund in dem ich meine Qualifikationensinnvoll einbringen kann. <strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 35


Aus der PraxisQualitätsmanagement in psychotherapeutischen PraxenDr.Peter-MichaelBublitzPsychologischer Psychotherapeut(TP) und Supervisor. Seit 1986 ineigener Praxis, überwiegend Einzeltherapiesowie Paartherapie undTeamsupervision in therapeutischenInstitutionen.Peter Michael BublitzErfahrungen mit der Mitarbeit einer SekretärinSeit Mitte 1980 habe ich begonnen, einepsychologische Praxis aufzubauen,damals überwiegend mit Privatzahlernund zunehmend im sogenannten Kostenerstattungsverfahren.Die Nachfragenach <strong>Psychotherapie</strong> war gut, abernicht – wie heute – übermäßig, derVerwaltungsanteil war dementsprechendnoch gering und wurde von mirselbst erledigt. Mit dem Inkrafttretendes PsychThG und meinem Eintritt indie Kassenärztliche Versorgung stiegdie Nachfrage kontinuierlich an undhat heute einen Stand erreicht, dassTherapiesuchende bei mir eine Wartezeitvon in der Regel ca. 9 Monaten inKauf nehmen müssen.Seit ca. 10 Jahren absolviere ich wöchentlichca. 35 Therapiestunden, dazukommen ca. 5 Stunden Supervision indiversen Institutionen, meine wöchentlicheGesamtarbeitszeit liegt deutlichüber 50 Stunden. Da ich meine Arbeitals hochinteressant und erfüllend erlebe,fühle ich mich selten überfordert,allerdings geht man mit einer voll ausgelastetenPraxis oft an den Rand seinerKräfte, da bleibt für Anderes kaumnoch Zeit oder Energie.Mit zunehmender Auslastung der Praxisentstand die Notwendigkeit, Arbeitenzu delegieren, da ansonsten dieWochenenden ausgefüllt waren mitder Erstellung von Gutachten und densonstigen Verwaltungstätigkeiten. Esfiel mir jedoch lange schwer, mir vorzustellen,dass eine Verwaltungskraftmich tatsächlich bedeutsam entlastenkönnte, ich hatte vielmehr die Devise:„das bisschen Verwaltung, das kannstdu doch auch schnell in den Pausenwegarbeiten…“ oder auch: „bis ichdas jemandem erklärt habe, hab iches auch schon selber gemacht…“ Dashatte jedoch zur Folge, dass die Pausenkeine Pausen mehr waren, dass sich dieArbeit bis in den späten Abend hinzogund immer weniger Raum für Erholungblieb. So wagte ich endlich den Schritt,Frau Hahn – die bereits bei einer befreundetenKollegin als Sekretärinarbeitete – vor ca. 4 Jahren auch fürmeine Praxis zu engagieren. Sie ist anzwei Vormittagen wöchentlich mit je4 Stunden anwesend. Heute weiß ich:das hätte ich mal viel früher tun sollen!Die neue Mitarbeiterin brachte nichtnur ein achtsam-waches und freundlichesWesen mit, sondern auch eineprofunde Sachkenntnis sowie das Interesse,immer auf dem aktuellen Informationsstandzu sein. Es gab fast keineEinarbeitungsphase, vielmehr stelltesich bald heraus, dass durch sie die anstehendenArbeiten schneller, kompetenterund sorgfältiger erledigt wurdenals durch mich. Dies war sicherlich auchschon ein Wissens- und Kenntnistransferaus anderen Praxen, in denen siearbeitet, denn in gewisser Weise teileich meine Mitarbeiterin mit anderenPsychotherapeuten. Wenn es Fragenzur Antragstellung oder Abrechnunggab, kannte sie sich bestens aus oderhat sie geklärt, ich brauchte nicht mehrselbst hinterher zu telefonieren, z.B. beiPrivatkassen. Das ganze Procedere beider Antragstellung – vom Ausdruckender Formulare über die Formatierungdes Gutachtens bis zum Losschicken– dauert locker eine halbe Stunde, dieich an Arbeitszeit spare, bzw. abgebe.Eine große Erleichterung ist auch dieWahrnehmung der mit QM verbundenenAufgaben, die anfänglich sehrzeitaufwendig waren. Meine Ablage istinzwischen so überschaubar geordnet,dass ich immer schnell alles finde, wasich brauche. Probleme mit dem Rechneroder dem Verwaltungsprogramm?– ist alles nicht mehr mein Problem,darum kümmert sich Frau Hahn. Rechnungenerstellen, den Zahlungseingangüberprüfen und schließlich auch dieErstellung der Unterlagen fürs Finanzamt– all das brauche ich nicht mehrzu tun. Da Frau Hahn sich zusätzlichnoch in Finanz und Lohnbuchhaltungfortgebildet hat, erstellt sie bereits diejährliche Gewinnrechnung, klärt in Kooperationmit meiner Steuerberaterinalle anstehenden Fragen, sodass meineSteuererklärungen nun immer termingerechtund ohne Stress für mich beimFinanzamt sind. Die Liste der sonstigenTätigkeiten ist zu lang, um sie hier aufzuführen,jede/r Kollegin/Kollege kenntsie zudem aus eigener Erfahrung.Wichtig ist aber noch, dass mein Büroan zwei Tagen in der Woche vormittagsbesetzt ist, so können telefonischeTerminvereinbarungen getroffen oderTherapieanfragen beantwortet werden.Aus heutiger Sicht denke ich, dass einePsychotherapeutische Praxis, die mehrals 50% ausgelastet ist, in jedem Falleine Verwaltungskraft haben sollte, dader Verwaltungsanteil nun schon erheblichist. Die hohe Qualifikation alsPsychotherapeut sollte auch dementsprechendgenutzt werden, d.h. mansollte sich demnach auf die „Kerntätigkeit“konzentrieren und Tätigkeiten, dieandere Qualitäten und Qualifikationenhaben, delegieren. Durch die Abgabedieser Arbeiten bleibt mehr Raum fürunsere eigentliche Aufgabe und auchfür die notwendige Erholung, da dieArbeit viel Energie benötigt. Ich fühlemich durch die Delegation von diesenBürotätigkeiten an eine kompetenteMitarbeiterin in der Praxis spürbarentlastet und frei, mich auf das Wesentlichezu konzentrieren. Das beständigeGefühl des Unerledigten imVerwaltungsbereich von früher gibtes nicht mehr! Auch nicht mehr dieGefahr, etwas zu vergessen oder ausdem Blick zu verlieren: Frau Hahn hates im Blick und erinnert mich daran.Aus ihrer Mitarbeit ist eine Zusammenarbeitgeworden, auf die ich heute aufkeinen Fall mehr verzichten würde bzw.könnte. Ich würde jedem Kollegen raten,frühzeitig die Verwaltungsarbeit zudelegieren. Erwartungsgemäß machenPersonen, die für diese Tätigkeiten ausgebildetsind, die Arbeit sachkundigerund schneller als Therapeuten, die hierfürkeinerlei Qualifikation mitbringen.Sicherlich gibt es einige wichtige zentraleAnforderungen für diese Mitarbeit:an erster Stelle steht die Vertrauenswürdigkeit.Die Person arbeitet mitsensiblen Daten, angefangen von denPatientenakten bis hin zu der Einsichtin die Konten und Steuererklärung.Sie sollte fachlich eine Ausbildung fürVerwaltungstätigkeiten haben und sichbereits mit der Abrechnung auskennen.Sie sollte das Interesse und die Bereitschaftzur Fortbildung mitbringen. Undsie sollte möglichst auch ein positivesund verständnisvolles Wesen haben,weil dies nicht nur für uns, sondernauch die Mitarbeiter eine notwendigeQuelle der Kraft ist, die in unserer Arbeitbenötigt wird.Fazit: Eine qualifiziert-professionellgeführte psychotherapeutische Praxisbenötigt sowohl für die Kerntätigkeit<strong>Psychotherapie</strong> als auch für den Verwaltungsbereicheine ausreichende,bzw. bestens geschulte Fachlichkeit,d.h. die Verwaltung sollte nicht vomTherapeuten selbst, sondern einerFachkraft gewährleistet werden. 36<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Qualitätsmanagement in psychotherapeutischen PraxenAus der PraxisHolger SchmidtDarf das Leben leichter werden?HolgerSchmidtIch bin ein inzwischen 44jähriger Verhaltenstherapeut,seit gut drei Jahrenin eigener Praxis in Osnabrück niedergelassen.Bei der Praxisübernahmewäre ich im Leben nicht von alleinedarauf gekommen, Büro- und Verwaltungstätigkeiten,Sprechzeiten undTerminvergabe sowie einen Teil derBuchführung an jemand anderen zudelegieren. Nein, ich war bis auf Friseur-und Zahnarztbesuche sowie zurNot auch die Inanspruchnahme einesHeizungsmonteurs kein Freund vonDienstleistungen: im Gegenteil pflegte,lebte und beherzigte ich kognitiveOberpläne wie „Man muss es alleineschaffen!“, „Das Leben ist eines derschwersten.“ und „Mühsam ernährtsich das Eichhörnchen!“.Zur Bedingung der Praxisübernahme,meine Vorgängerin war leider verstorben,wurde allerdings gemacht, dasssowohl die Verwaltungskraft (Diplom-Kauffrau) auf 400 -Basis, die Reinigungskraftals auch die Räumlichkeitenfür ein Jahr übernommen werdenmussten.Während die ersten Gedanken ehrlicherweisedarum kreisten, wie ich alldas und all die nur wieder so schnellwie möglich loswerden könnte, kannich heute nur sagen: Asche auf meinHaupt! Denn in der praktischen Zusammenarbeit,die gute acht Stundenin der Woche umfasst, erfuhr ich immermehr die angenehmen und nützlichenSeiten, wenn ich als selbstständigerPsychotherapeut von einer Diplom-Kauffrau unterstützt werde. Ich möchtediese Zusammenarbeit nicht mehr missen,da die Vorteile bzw. der „Gewinn“die natürlich notwendige „Investition“bei weitem überwiegen.Der „harte“/rechnerische Fakt ist, dassich die durch meine Mitarbeiterin eingesparteZeit für Organisatorischeseffizienter und gewinnbringender fürdie Tätigkeit einsetzen kann, die icherlernt habe und in der meine Hauptkompetenzenliegen. In diesen dreiJahren konnte ich im Schnitt um die30 PatientInnen in der Woche behandelnund bewältige diese Zahl anSitzungen müheloser und leichter, alsmeine ca. 22 PatientInnen pro Wochein den vorherigen sechs Jahren meinerAmbulanztätigkeit. Damals habeich ebenfalls freiberuflich gearbeitet,jedoch alles an Organisation, Abrechnung,Patientenkontakten/-verwaltungselbst erledigt. Es mag TherapeutInnengeben, die gerade in diesen Tätigkeitenihren Ausgleich, ihre Freude und sogarErfüllung und Glück finden, zu denengehörte ich nie: im Gegenteil hatte ichwie unangenehme Kaufhausmusik immerim Hinterkopf, was noch (dringend)zu erledigen sei und ich bin nicht einPsychologischer Psychotherapeut,Psychologiestudium an der UniversitätOsnabrück und ab 1999 dreijährigeVerhaltenstherapieausbildungin Münster. Seit 2003 ambulant alsVerhaltenstherapeut für Erwachsenetätig, seit 2008 in eigener Praxis inOsnabrück. Ein Schwerpunkt: Traumatherapie/EMDR.Mensch, der sehr gut von diesen Dingenabschalten kann.Auf der finanziellen Ebene kann sichalso jeder ausrechnen, dass sich qualifizierteprofessionelle Hilfe in diesemPunkt mehr als nur refinanziert. Undhinsichtlich der Reduktion von krankmachendemchronischem Stress habeich eine spürbare Erleichterung erfahren.An sogenannten „weicheren“ Faktoren/Vorteilenmöchte ich z.B. erwähnen,wie angenehm und hilfreich esist, im Arbeitsalltag ein kompetentesGegenüber zu haben in Entscheidungssituationen,um einer Betriebsblindheitzu begegnen, die sich in einer Einzelpraxisschnell einstellen kann. MeineMitarbeiterin weist mich u.a. auf Abrechnungsziffernhin, die ich vorher vernachlässigthabe. Sie sorgt dafür, dasswir beim Thema Qualitätsmanagementam Ball bleiben und macht mich aufneue Entwicklungen aufmerksam, diesie in ihren Fortbildungen erfahrenhat. Nicht zu unterschätzen ist auchdas übergreifende Gefühl, nicht alleinemit den vielen nicht enden wollendenHerausforderungen des Praxisalltagsdazustehen und tatsächlich im Teamzu arbeiten.Voraussetzung ist natürlich, dass beideSeiten eine entsprechende Teamfähigkeitmitbringen und der Praxisinhaberbzw. die Inhaberin bereit ist, Hilfe undAnregungen auf Augenhöhe auch annehmensowie tatsächlich etwas ausder Hand geben zu können.Zu guter Letzt ist natürlich eine Weihnachts-/Betriebsfeierwesentlich spannender,wenn ich mit meinen Mitarbeiterinnenbeim Italiener speise undwir auf ein weiteres gemeinsamesArbeitsjahr zurückblicken können, alswenn ich alleine auf den Erfolg anstoßenwürde.Dieter BestTipps zur AbrechnungKönnen probatorische Sitzungen beigesetzlich Versicherten als Doppelsitzungenabgerechnet werden?Probatorische Sitzungen können nicht als Doppelsitzungenabgerechnet werden. Mit der Bezeichnung„mind. 50 Min.“ in der Legende sind auch Sitzungenabgedeckt, die länger als 50 Minuten dauern. Findetjedoch in direktem zeitlichem Zusammenhang z.B.im Anschluss bzw. vorausgehend eine Sitzung mitder Bezugsperson statt, kann einmal die EBM-Nr.„35150“ und zusätzlich eine Sitzung „35150 B“abgerechnet werden.Kann die Gesprächsleistung nach derEBM-Nummer 23220 telefonisch oderper E-Mail erbracht werden bzw. kannich Leistungen überhaupt abrechnen,wenn sie telefonisch oder per E-Mailerbracht wurden?Die Leistung nach der Nummer 23220 setzt den persönlichenArzt-Patienten-Kontakt voraus. Das heißt,die Anwesenheit des Patienten ist Voraussetzung zurAbrechnung der Nummer 23220.Ein telefonischer oder E-Mail-Kontakt kann nurabgerechnet werden bei der unvorhergesehenenInanspruchnahme nach der Nr. <strong>01</strong>100 (werktagsvon 19.00 bis 20.00 Uhr und an Samstagen, Sonntagenund gesetzlichen Feiertagen), bei der Nr. <strong>01</strong>1<strong>01</strong>(zwischen 22.00 und 7.00 Uhr sowie an Samstagen,Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen zwischen19.00 und 7.00 Uhr). Die Nr. <strong>01</strong>100 kann mit 555Punkten, die Nr. <strong>01</strong>1<strong>01</strong> mit 885 Punkten abgerechnetwerden. Voraussetzung für die Abrechnung derunvorhergesehenen Inanspruchnahme ist, dass dieInitiative vom Patienten ausgeht.<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 37


AusbildungModellversuch Direktausbildung <strong>Psychotherapie</strong>DGPsDeutsche Gesellschaftfür PsychologieDiskussionsvorschlag der DGPs-Kommission„Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>“ModellversuchDirektausbildung <strong>Psychotherapie</strong>Ein mit dem Beschluss des Psychotherapeutentags kompatibler Vorschlag1. VorbemerkungDieser Text wurde von der Kommission„Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>ausbildung“der Deutschen Gesellschaftfür Psychologie (DGPs) verfasst undvom Vorstand der DGPs befürwortet.Mitglieder der Kommission sind: Prof.Dr. Thomas Fydrich (Humboldt-Universitätzu Berlin), Prof. Dr. Jürgen Margraf(Ruhr-Universität Bochum), Prof.Dr. Winfried Rief (Philipps-UniversitätMarburg, Sprecher der Kommission);Prof. em. Dr. Dietmar Schulte (Ruhr-UniversitätBochum). Das Konzept wurdemit fast allen Vertretern PsychologischerInstitute in der Bundesrepublikdiskutiert und erfährt bisher breite Zustimmung.Er stellt in erster Linie eineDiskussionsvorlage vor. Ausführlicherwird dabei darauf eingegangen, wieein „Direktausbildungsmodell <strong>Psychotherapie</strong>“in ein Psychologie-Studiumintegriert werden könnte.2. EinführungDie aktuellen Regelungen zur <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungwerden zurzeitkritisch diskutiert, da zum einen eineAnpassung an die gestuften Studiengängeerfolgen sollte, zum anderendiverse Konstruktionsfehler und Umsetzungsprobleme(z.B. Entlohnungvon Ausbildungskandidaten) vorliegen.Das Bundesministerium für Gesundheit(BMG) präferiert hierbei ein Modelleiner Hochschul-Direktausbildung, diemit dem Abschluss des Studiums zurApprobation führt, da dadurch eineVergleichbarkeit zur Rechtssystematikdes Medizin- und Zahnmedizinstudiumshergestellt wird und die Zugangsvoraussetzungenzur <strong>Psychotherapie</strong>ausbildunggeklärt werden. Die Chancenund Risiken einer universitärenDirektausbildung mit dem Abschlusseiner Approbation für <strong>Psychotherapie</strong>werden jedoch von Kammern, Fachverbändenund Wissenschaftlern kontroversdiskutiert. In dieser Situationist die Durchführung eines Modellversuchssinnvoll, in dessen Rahmen Erfahrungengesammelt und Ergebnisseevaluiert werden könnten.Nachfolgend wird ein Vorschlag füreinen Modellversuch vorgestellt. Erberücksichtigt sowohl die bisherigenpositiven Erfahrungen mit der aktuellenAusbildung zum PsychologischenPsychotherapeuten und Kinder- undJugendlichen psychotherapeutenals auch die zentralen Elemente einesentsprechenden Vorschlags derBundespsychotherapeuten kammer(BPtK). Das Modell ist mit dem Vorschlagdes 16. Deutschen Psychotherapeutentages(DPT) vom Mai 2<strong>01</strong>0sowie mit dem Gesetzentwurf derBPtK, in dem ein Modellstudiengangvorgesehen ist, kompatibel.Der vorgeschlagene Studiengangzielt darauf ab, das Qualitätsniveaueiner akademischen <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungfür eine wissenschaftlichfundierte Heilbehandlung zu erhaltenund zu stärken. Die Qualität soll unteranderem dadurch gesichert und weiterverbessert werden, dass im Studiumeine engere Vernetzung von <strong>Psychotherapie</strong>forschungund <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungrealisiert wird. Deshalbsollen am Modellversuch bevorzugtsolche Universitäten beteiligt werden,die sich bereits jetzt durch internationalanerkannte <strong>Psychotherapie</strong>forschungauszeichnen (z.B. durch einschlägigeinternationale Publikationen,DFG- oder BMBF-geförderte Projekteaus dem Bereich <strong>Psychotherapie</strong>) unddie über die institutionellen Ressourceneiner Hochschulambulanz sowiemöglichst auch über eine enge Kooperationmit einer staatlich anerkanntenAusbildungsstätte für Psychologische<strong>Psychotherapie</strong> und/oder Kinder- undJugendlichenpsychotherapie verfügen.Für die Durchführung bieten sich daherPsychologie-Studiengänge an Institutenmit angegliederten Hochschulambulanzenfür <strong>Psychotherapie</strong> nach §117SGB V und postgradualen Ausbildungsgängenfür <strong>Psychotherapie</strong> an, da sieschon jetzt die Struk turen einer engenVernetzung von Lehre, Forschung undPraxis in <strong>Psychotherapie</strong> vorhalten.Bereits jetzt gelangen etwa 85% allerangehenden Psychologischen Psychotherapeutenund Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutenüber dasStudium der Psychologie zur <strong>Psychotherapie</strong>.Die dabei erworbene psychologischeund methodisch-wissenschaftlicheGrundkompetenz wird allgemeinhervorgehoben und geschätzt (vgl. zumBeispiel Stellungnahmen der DGPPN,Wiss. Beirat <strong>Psychotherapie</strong>, Gutachtergruppe).Die Kommission „Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>“der DGPs schlägt deshalbvor, ein Modellprojekt zur Direktausbildung<strong>Psychotherapie</strong> an einigen dieserUniversitäten durchzuführen und zuevaluieren.Vorgeschlagen wird eine zweigliedrigeAusbildung, so wie sie auch für andereakademische Heilberufe gilt. Nach eineminsgesamt mindestens fünf Jahredauernden Studium der Psychologie(mit Schwerpunkt Klinische Psychologieund <strong>Psychotherapie</strong>) wird nachzusätzlich bestandenem Staatsexamendie Approbation erteilt. Daran anschließendfolgt eine mindestens zweijäh-38<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Modellversuch Direktausbildung <strong>Psychotherapie</strong>Ausbildungrige verfahrens- und altersbezogeneWeiterbildung, in deren Rahmen diefachkunde-spezifischen psychotherapeutischenKenntnisse und Fertigkeitenvermittelt werden. Damit ist die erfolgreichabgeschlossene WeiterbildungVoraussetzung für den Erhalt des Fachkundenachweises.Unter Berücksichtigung der derzeitgültigen Zulassungsregeln zur <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungsowie den vom16. Deutschen Psychotherapeutentagverabschiedeten möglichen Zugangsbedingungenfür eine postgraduale<strong>Psychotherapie</strong>ausbildung wird vorgeschlagen,den Modellstudiengang alsBachelor- und Masterstudiengang inPsychologie mit Wahlanteilen in KlinischerPsychologie/<strong>Psychotherapie</strong> soauszugestalten, dass die Anforderungenan eine Approbation erfüllt werden.Bereits derzeit werden in großemUmfang wesentliche Teile der theoretischenGrundkenntnisse für die psychotherapeutischeTätigkeit entsprechendAnlage 1 der derzeitigen AusbildungsundPrüfungsverordnungen (APrV)gelehrt.3. Ziele des Modellstudiengangs„Direktausbildung<strong>Psychotherapie</strong>“Mit dem Studiengang sollen die folgendenZiele verfolgt werden:• Erhalt bzw. Verbesserung des Qualitätsniveausder <strong>Psychotherapie</strong>ausbildung• Enge Vernetzung von <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungund <strong>Psychotherapie</strong>forschung(vergleichbar mit demMedizin-Studium an medizinischenFakultäten)• Enge Vernetzung grundständigerLehre, klinisch-psychotherapeutischerAusbildung und praktischerErfahrungen bereits im Studium• Nach Möglichkeit Verkürzung derGesamtausbildungsdauer sowohlfür angehende Psychotherapeutenals auch für den wissenschaftlichenNachwuchs in Klinischer Psychologie• Angleichung an die Struktur derAusbildungsgänge in Medizin undZahnmedizin• Berücksichtigung der bewährtenStrukturen des Psychologiestudiums(Bedeutung der Grundlagenfächer,Fächervielfalt, Einheit des FachesPsychologie etc.) durch eine engeVerknüpfung und Parallelisierungder wissenschaftlichen Ausbildungin Psychologie und in <strong>Psychotherapie</strong>• Berücksichtigung der Inhaltsbereicheder gesamten Psychologie alsGrundlage psychotherapeutischerTätigkeit• Erhalt der derzeitigen Ausbildungsinstituteals Weiterbildungsstättenfür altersspezifische und verfahrensbezogenevertiefte Inhalte und Kompetenzerwerb• Herstellen von Rechtssicherheit fürpsychotherapeutische Tätigkeiten imRahmen der <strong>Psychotherapie</strong>-Weiterbildung(Praktische Tätigkeit 1 und2) durch eine Approbation am Endedes Studiums; Basis für Regelungenzur adäquaten Finanzierung von Assistenzstellenin der <strong>Psychotherapie</strong>-Weiterbildung• Evaluation des Modellprojekts. ErsteZwischenevaluation nach drei Jahren.4. Eckpunkte des Modellprojekts„Direktausbildung<strong>Psychotherapie</strong>“• Die Ausbildung zum Psychotherapeutenist zweigliedrig. Auf das <strong>Psychotherapie</strong>studiummit Staatsexamensprüfung(Psychologie-Studiummit Schwerpunkt klinischer Psychologieund <strong>Psychotherapie</strong>) und anschließenderApprobation folgt einewie in der Medizin zwingend vorgeschriebeneWeiterbildung an dazuermächtigten Weiterbildungsstätten.Nach erfolgreichem Abschlussder Weiterbildung erfolgt die sozialrechtlicheAnerkennung (Erwerb derFachkunde).• Das <strong>Psychotherapie</strong>studium erfolgtanalog dem konsekutiven Bachelor-und Masterstudium in Psychologie.Der erste Studienabschnitt des<strong>Psychotherapie</strong>studiums entsprichtweitgehend, ggf. sogar vollständigdem Bachelorstudiengang Psychologie,der zweite dem Masterstudiengangmit einem Schwerpunkt KlinischePsychologie / <strong>Psychotherapie</strong>;es folgt der Abschluss des Studiumsmit Masterprüfung und Staatsexamensprüfungmit anschließenderApprobation.• Ein Wechsel zwischen den Studienschwerpunktenwird ermöglicht;damit bleibt möglichst bis zum MasterstudiumFlexibilität in der Berufsfeldwahlder Studierenden erhalten.• Die Inhalte des Studiums entsprechenim Wesentlichen dem derzeitigenBachelorstudium in Psychologieund dem Masterstudium mitSchwerpunkt Klinische Psychologieund <strong>Psychotherapie</strong>, ergänzt umeine „Patientenorientierte Lehre“(s.u.).Tabelle:Schematische Darstellung der zweigliedrigen Aus- und WeiterbildungUniversitätsstudium (mind. 5 Jahre) Psychologische Grundlagen Methodisch-wissenschaftl. Kompetenz Klinisch-psychologische Vertiefung Patientenorientierte Lehre Wahl der Approbation als Ausbildungszielkann auch erst im Verlauf des Studiumserfolgen; keine Festlegung schon beiStudienaufnahmeAbschluss:Master undStaatsexamenmit anschließenderApprobationWeiterbildung in den bisherigen staatlichanerkannten <strong>Psychotherapie</strong>-Ausbildungsinstituten (mind. 2 Jahre)Alters- und verfahrensspezifische VertiefungAusbildungstherapien unter SupervisionSelbsterfahrungAbschluss:Fachkundenachweis/SozialrechtlicheAnerkennung<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 39


AusbildungModellversuch Direktausbildung <strong>Psychotherapie</strong>- Es wird sichergestellt, dass imStudium die Inhalte der grundlegendentheoretischen Ausbildung(200 der 600 Stunden) aus derbisherigen postgradualen <strong>Psychotherapie</strong>ausbildung(nach §3 APrV) vermittelt werden: Dazuzählen u.a. alle wesentlichen psychologischenGrundlagen; Kenntnisseund Fertigkeiten wissenschaftlicherForschungsmethodender Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>;Diagnostische Kenntnisseund Kompetenz; Grundkenntnisseauch in anderen Anwendungsbereichender Psychologie; Kenntnisseder Psychopathologie undwesentlicher psychotherapeutischerAnsätze. Dabei werden geschlechts-und altersspezifischeBesonderheiten berücksichtigt.Es ist sicher zu stellen, dass allewissenschaftlich-anerkannten<strong>Psychotherapie</strong>verfahren vorgestelltwerden.- Die Ausbildung in wissenschaftlichenForschungsmethodenschließt eine Mitwirkung an entsprechenderForschung ein. Siekann daher nur an Universitätsinstitutenstattfinden, an denenentsprechende Forschung stattfindet.- Ein Teil der „praktischen Tätigkeit/Famulatur“(im Vorschlag derBPtK: Praktische Ausbildung I) findetim Rahmen des Studiums inForm von „PatientenorientierterLehre“ (äquivalent zum „Studiumam Krankenbett“ in der Ausbildungvon Ärzten) statt (s. u.).• Im Rahmen der anschließenden Weiterbildungerfolgen die Vertiefung ineinem oder mehreren wissenschaftlichanerkannten <strong>Psychotherapie</strong>verfahrenund eine Spezialisierung aufErwachsenen-<strong>Psychotherapie</strong> und/oder Kinder-und Jugendlichenpsychotherapie.• Die Weiterbildung umfasst die bisherige„Praktische Ausbildung“vollständig (Prakt. Ausbildung 2 lt.BPtK-Vorschlag; 600 bis 700 StundenTherapie unter Supervision),die Selbsterfahrung und vertiefendetheoretische Ausbildung (400Stunden) für die entsprechendenSchwerpunkte. Die praktische TätigkeitII wird in der Weiterbildung absolviert,jedoch kann eine Reduktiondes Umfangs um den Anteil der „PatientenorientiertenLehre“ erfolgen.• Die Weiterbildung findet an ermächtigtenWeiterbildungsinstitutenstatt, die die bisherigen Kriterienfür die staatliche Anerkennung alsAusbildungsinstitute erfüllen. Die Finanzierungder supervidierten Therapienim Rahmen der PraktischenAusbildung in den Lehrambulanzender Weiterbildungsstätten muss wiebisher sozialrechtlich gesichert sein.5. PatientenorientierteLehre (PAL)(analog zum „Studium am Krankenbett“im Studium der Medizin)Für den während des Direktstudiumsstattfindenden Teil der praktischenAusbildung sollen unterschiedlicheModelle je nach Standort möglich sein.Gemeinsame Merkmale aller Modellesind:• Angeleitete Praxis: Die Vernetzungdes <strong>Psychotherapie</strong>studiums mitHochschul- und Lehrambulanzen ermöglichtes, dass Studierende durchapprobierte Psychotherapeuten undLehrtherapeuten in die Fallarbeit mitPatienten mit unterschiedlichen Störungsbilderneingewiesen werden.Sie werden in der Durchführungvon Anamnesegesprächen, Verwendungstrukturierter und evaluierterDiagnostik-Verfahren sowie in derDurchführung therapeutischer Basiselementeangeleitet und könnendiese anschließend praktisch durchführen.• Störungsvielfalt: Erfahrungen in derDiagnostik und in der Behandlungsplanungvon Personen mit Störungsbildern,die für <strong>Psychotherapie</strong> relevantsind, werden ermöglicht.• Hospitation bei einer länger dauernden,möglichst vollständigen Behandlungdurch einen approbiertenPsychotherapeuten• „Problemorientiertes Lernen POL“:Um die notwendige Übertragungwissenschaftlicher Erkenntnisse aufpraktische Problemstellungen zuermöglichen, werden Elemente desPOL eingesetzt (z.B. im Rahmen entsprechenderFallseminare).Mögliche Formate für PatientenorientierteLehre (PAL) sind u.a.:• Fallseminare• angeleitete Praxis in den Hochschulambulanzen(unter Verwendung vonPOL-Methoden)• Übungen zur Diagnostik, Anamneseerhebungund Gesprächsführung.Je nach örtlicher Gegebenheit kanndies auch in enger Kooperation mitmedizinischen Einrichtungen (z.B. psychiatrischenund psychosomatischenKliniken) erfolgen. Auch sei daraufhingewiesen, dass die meisten Studienordnungender Psychologie weitere,über den hier vorliegenden Vorschlaghinausgehende Praktika fordern, diezur Vertiefung der Praxiserfahrungenbeitragen (lt. DGPs-Vorschlag 15 ECTSim Bachelor- sowie 15 ECTS im Master-Studium; entspricht zusammen 900Stunden Workload).6. Stellenwert derApprobationBei der derzeitigen Ausbildung zumPsychologischen Psychotherapeuten(ähnlich bei Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten)wird dieApprobation nach Abschluss einesPsychologiestudiums und der anschließendenpostgradualen Ausbildung zumPsychotherapeuten an einem staatlichanerkannten Institut und bestandenerAbschlussprüfung erteilt. Vergleichbarmit der zweigliedrigen Aus- undWeiterbildung in der Medizin erfolgtnach dem hier vorgestellten Modellvorschlagdie Approbation bereits nachder ersten Phase, dem Studium. Mitdiesem Qualifikationsniveau könnenalle wichtigen wissenschaftlichen undpraktischen Basiskenntnisse und Basiskompetenzender <strong>Psychotherapie</strong>erreicht werden. Dieses Qualifikationsniveauentspricht jedoch nicht derfachkundlichen Qualifikation, welchederzeit mit dem Abschluss der postgradualenAusbildung (vergleichbar etwadem Facharztniveau) erreicht wird. Mitdem Modellvorschlag wird nach demStudium und damit mit der Approbationein Niveau sichergestellt, welches– analog zum Assistenzarzt – als „Assistenzpsychotherapeut“bezeichnetwerden kann. Die sozialrechtlicheAnerkennung als selbstständig tätigerPsychotherapeut (entsprechend „Facharztniveau“)bleibt dem erfolgreichenAbschluss der Weiterbildung (Fachkunde)vorbehalten.Hieraus folgt, dass nach dem Studiumsowohl die Möglichkeiten, aberauch die Grenzen und Risiken psycho-40<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Modellversuch Direktausbildung <strong>Psychotherapie</strong>Ausbildungtherapeutischen Vorgehens bekanntsein müssen. Zudem folgt aus der besonderenQualifikation der Direktausbildungmit dem Abschluss einesStaatsexamens für alle beruflichenTätigkeiten im Rahmen der Weiterbildung,dass dort eine der Approbationund Qualifikation entsprechendeVergü tung vorzusehen ist.7. Qualifikationsmerkmalefür teilnehmende UniversitätenUm einen Modellstudiengang „Direktausbildung<strong>Psychotherapie</strong>“ anbietenund durchführen zu können, müssendie Institutionen und Studiengängefolgende Voraussetzungen erfüllen:• Universitäres Lehrangebot für Bachelorund Master in Psychologie• Lehrangebot, welches die von derBPtK entworfenen Voraussetzungenzur Zulassung zur derzeitigen<strong>Psychotherapie</strong>ausbildung umfasst(vgl. z.B. Zulassungskriterien imVorschlag der BPtK); ergänzt um die200 Stunden Grundkenntnisse dertheoretischen Ausbildung nach Anlage1 der aktuellen APrV• Vorhandensein einer ermächtigtenHochschulambulanz nach § 117SGB V, in welcher patientenorientierteLehre durchgeführt werden kann• Forschungsaktivität im Bereich<strong>Psychotherapie</strong>forschung, um dieVernetzung von <strong>Psychotherapie</strong>forschungund -ausbildung zu gewährleisten• Kooperation mit einem staatlichanerkannten (universitären oderprivaten) <strong>Psychotherapie</strong>-Ausbildungs-(ggf. auch Weiterbildungs-)Institut, um eine Abstimmung vonLehrinhalten aus dem Studium mitnachfolgender Weiterbildung zu gewährleisten• ggf.: Vernetzung mit weiteren Praxiseinrichtungen(z.B. psychiatrischeKliniken mit Aus- und Weiterbildungsermächtigungen).8. Ergänzungena. Möglichkeit zu Supplementär-VeranstaltungenIn einem limitierten Umfang soll esmöglich sein, dass an den entsprechendenUniversitäten während und nachdem Master-Studium in Praxis- undAusbildungsblöcken einige der gefordertenAusbildungsleistungen für dieStaatsexamensprüfung (Approbation)nachträglich erbracht werden können.Hierdurch soll eine Flexibilität erreichtbzw. erhalten werden, so dass Kenntnisseund Kompetenzen auch bei vorherigeranderer Schwerpunktsetzungim Studium über Supplementär-Veranstaltungenerbracht werden können.b. PromotionsstudiengängeEine verbesserte Förderung des wissenschaftlichenNachwuchses im BereichKlinische Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>ist dringend anzustreben. Deshalbwird vorgeschlagen, dass eine gleichzeitigeBeteiligung an Promotionsprogrammenund die Teilnahme an einer<strong>Psychotherapie</strong>weiterbildung möglichsein soll. Approbierte Teilnehmer vonklinisch-psychologischen Promotionsprogrammenkönnen substantielle Teileder Praktischen Ausbildung I Teil B auchin Hochschulambulanzen absolvieren,soweit diese ein entsprechend breitesDiagnosen- und Behandlungsspektrumvorhalten.c. EvaluationEntsprechend dem Vorgehen bei Modellprojektenist eine Evaluation nacheinem zu definierenden Zeitpunktvorzusehen. Eine erste Zwischenevaluationsollte nach 3 Jahren durchgeführtwerden, um die Realisierbarkeit und dieQualität der Studiengänge zu überprüfen.Evaluationskriterien und Institutionzur Durchführung der Evaluation werdenzu gegebener Zeit festgelegt.9. Möglichkeiten der Integrationeiner Direktausbildungin konsekutive BSc-/MSc-Studiengänge derPsychologieUm die Möglichkeit zur Realisierungder vorgeschlagenen Direktausbildungim Rahmen bestehender Strukturendes Psychologie-Studiums aufzuzeigen,NUMERUS CLAUSUS PROBLEME?Z.B. bis heute im StudienfachPsychologie: Erfolgsquote 100%bei Studienplatzklagen mit unserer Strategie!außerdem: Sonderanträge · Zulassung zum MasterstudiumBAFÖG · PrüfungsrechtWir haben die Erfahrung: www.meisterernst.dewird nachfolgend vom Vorschlag derDGPs für BSc- und MSc-Studiengängeausgegangen und es werden modellhaftdie Ausbildungsteile für eineDirektausbildung integriert. Inhaltlichumfassen die beiden Studiengänge dieim Gesetzesvorschlag für die Reformdes Psychotherapeutengesetzes derBPtK formulierten Zulassungskriterienfür die <strong>Psychotherapie</strong>ausbildung.Darüber hinaus werden weitere zehnECTS theoretische Ausbildung der<strong>Psychotherapie</strong>-Ausbildung im Studiumintegriert (entsprechend dem gefordertenUmfang und dem Inhalt der200 Stunden Grundkenntnisse der Theorieausbildungder jetzigen <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungnach Anlage 1, APrV).Hinzu kommen zehn ECTS (= WorkLoad 300 Stunden) für die patientenorientierteLehre. Diese Maßnahmensind möglich, ohne dass bestehendeStrukturen des Bachelor-Studiengangsverändert werden; im Master-Studiumsollte jedoch eine entsprechendeSchwerpunktsetzung in Klinischer Psychologie/ <strong>Psychotherapie</strong> erfolgen.Kapazitätsberechnungen für die umzusetzendeLehre im Bachelor- undMasterstudium zeigen, dass der hiervorgestellte Modellvorschlag für dieDirektausbildung ohne substantiellestrukturelle Veränderungen in die aktuellenuniversitären Bachelor- undMEISTERERNSTDÜSINGMANSTETTENRechtsanwältinnenRechtsanwälte · NotarinGeiststraße 248151 MÜNSTERTel. 0251/5 20 91-0duesing@meisterernst.de<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 41


AusbildungModellversuch Direktausbildung <strong>Psychotherapie</strong>Master-Studiengänge für Psychologieintegriert werden könnte.Dabei ist zu beachten, dass als einschlägigfür die <strong>Psychotherapie</strong>-Ausbildunggeltenden Inhalte nicht nurdie Lehrveranstaltungen der KlinischenPsychologie und <strong>Psychotherapie</strong> imengeren Sinne, sondern auch entsprechendeVeranstaltungen aus derDiagnostik, Gesprächsmethoden, Veranstaltungenaus dem Bereich Präventionund Gesund heitsförderung, ggf.auch aus „Occupational Health“ oderaus Nebenfächern (z.B. Pädagogik) zuwerten sind. Damit ist die Direktausbildungsogar mit einer mehrfächrigenVertiefung im Studium (z.B. paralleleVertiefung von Arbeits- und Organisationspsychologie,neurokognitivePsychologie) kompatibel und kann indieser Form umgesetzt werden. Dabeimüssten bis zu 10 ECTS für denBereich „Patientenorientierte Lehre“vorgesehen werden. Diese könnengegebenenfalls aus Optionen im Rahmenvon klinischen Praktika, freienWahlmöglichkeiten, zusätzlichen fakultativenMöglichkeiten und weiterenortsspezifischen Kooperationen (z.B. inKooperation mit psychiatrischen oderpsychosomatischen Kliniken) in dasStudium integriert werden.Weitere Fragenund AntwortenWie durchlässig und kompatibel istein solcher Studiengang mit demPsychologie-Studium?Eine möglichst vollständige Kompatibilitätmit bestehenden BSc-und MSc-Studiengängen wird angestrebt. Fürdie Studierenden soll ein möglichsthoher Grad an Flexibilität erhaltenbleiben, so dass eine frühe Festlegungauf Klinische Psychologie/<strong>Psychotherapie</strong>nicht notwendig ist und auch einInteressenswechsel zwischen klinischpsychologisch/psychotherapeutischemSchwerpunkt und anderen Schwerpunktender Psychologie möglichstlang im Studium möglich bleibt.Sollte man einen solchen Studiengangnicht komplett außerhalb derPsychologie anbieten, damit anderepsychologische Teildisziplinennicht davon tangiert werden?Ein eigener Studiengang „<strong>Psychotherapie</strong>“außerhalb der Psychologiewürde nicht nur zu einer strukturellenTrennung der psychologischen Instituteführen, sondern auch zu einer inhaltlichenTrennung von Psychologie und<strong>Psychotherapie</strong>. Für die <strong>Psychotherapie</strong>ist damit die Gefahr verbunden, dassihre wissenschaftlichen Grunddisziplinen(v.a. Lernpsychologie, KognitivePsychologie, Motivation, Emotion,Sozialpsychologie, Persönlichkeit, Entwicklungspsychologie)und die wissenschaftlicheGesamtkompetenz derPsychologie-Absolventen an Bedeutungverlieren. Für die Psychologie alsGanzes würden bei einer Trennung vonPsychologie und <strong>Psychotherapie</strong> alsStudiengänge in der nicht-klinischenPsychologie viele Studienbewerberfehlen. Mehrere Tausend Studienplätzewären außerhalb des Psychologie-Studiumszu kreieren und zu finanzieren,ggf. primär auf der Basis der vorhandenenRessourcen der Psychologie-Institute. Die Verortung des <strong>Psychotherapie</strong>studiumsim Psychologie-Studiumwie hier vorgeschlagen erhält demgegenüberdie Stärke der <strong>Psychotherapie</strong>als wissenschaftliche akademische Disziplingenauso wie der akademischenPsychologie in ihren Grundlagen- undanderen Anwendungsbereichen, underlaubt eine weitgehende Flexibilitätsowohl für das Fach als Gesamtes alsauch für Studierende, die sich nichtgleich zu Beginn des Studiums für einenSchwerpunktbereich entscheidenmöchten.Welche Kosten sind für Länder undUniversitäten mit der Einführungeines Direktstudiums verbunden?Im Gegensatz zur Neueinführung einesvon der Psychologie getrennten Studiengangeskönnen beim vorliegendenVorschlag die bestehenden Finanzierungs-und Kapazitätsberechnungendes Psychologie-Studiums mit nurgeringen Änderungen fortgesetzt werden.Bei der Einführung eines eigenenStudiengangs <strong>Psychotherapie</strong> wärenNeuverhandlungen mit den Landesregierungenund Universitätsleitungenzu Fragen der Kapazitätsberechnung,Studienplatzfinanzierung, Zulassungsregelungen,Lehrtransfers u.a. sowohlfür das Psychologie-Studium als auchfür ein solches neues <strong>Psychotherapie</strong>-Studium notwendig.Wird bezüglich der Vertiefungsmöglichkeiteninnerhalb des Psychologiestudiumszu Studienbeginnoder im Studium ein „Wahldruck“in Richtung „Klinische Psychologie“entstehen?Derzeit geben bei Studienbeginn jenach Studienort bis zu 80% der Studierenden<strong>Psychotherapie</strong> / KlinischePsychologie als Berufswunsch an. ImStudium wählen momentan im Mittel2/3 der Studierenden die VertiefungKlinische Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>.Es ist nicht zu erwarten, dass sichdiese Rate erhöht. (Anmerkung: Selbstin der Medizin gehen nach dem Studiumca. 30% der Absolventen in dienicht-klinischen Berufsfelder). Durchden unveränderten Regelabschluss desMaster-Studiengangs Psychologie mitoptionalem Staatsexamen und optionalerApprobation wird ein künstlicherWahldruck verhindert.Welche Vorteile bringt die Approbationdenjenigen, die nach demPsychologie-Studium keine <strong>Psychotherapie</strong>-Weiterbildungmachenwollen?Die Approbation ermöglicht eine adäquateAnstellung im klinischen Bereichsowie in assoziierten Bereichen,auch wenn nicht direkt mit einer<strong>Psychotherapie</strong>-Weiterbildung begon-„ Vernetzung wiṙkt gegen das Eiṅzelkämpfertumwährend der Ausbi . ldung!“www. piaportal.de Jetzt kostenlos registrieren – und von einem starken Netzwerk profitieren !42<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Modellversuch Direktausbildung <strong>Psychotherapie</strong>Ausbildungnen wird. Die Frage des Approbationsvorbehaltsbei assoziierten Aufgaben(z.B. Gutachten, Forensik) ist damitentschärft. Psychologie-Absolventenmit Approbation haben eine besseregesetzliche Absicherung für viele Tätigkeiten.Zudem können Absolventennach einem erfolgreich abgeschlossenenBachelor- und Masterstudium entscheiden,sich nicht der Staatsprüfungzu unterziehen.Ist dies das Ende der bisherigenprivaten und universitären Ausbildungsinstitutefür <strong>Psychotherapie</strong>?Keinesfalls! Die Kompetenzen derderzeitigen staatlich anerkanntenAusbildungsinstitute werden für diesich anschließende und zur Fachkundeführende Weiterbildung unbedingtbenötigt. Die zum Erhalt einer fachlichnotwendigen Gesamtqualität der <strong>Psychotherapie</strong>aus-und -weiterbildungintensive praktische und theoretischeAusbildung (inklusive Supervision undSelbsterfahrung sowie verfahrensspezifischervertiefender Theorie) soll undkann weiterhin nur durch diese Institutegeleistet werden. Für die Finanzierungder Weiterbildung müssen diesozialrechtlichen Rahmenbedingungenangepasst werden, jedoch ist wie bisherin der postgradualen <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungeine entsprechende Finanzierungder Leistungen im Rahmenvon Weiterbildungstherapien durch dieKrankenkassen vorzusehen.Welche Rolle spielt die (bisherige)praktische Tätigkeit I und II im Rahmender gesamten Ausbildung?Es muss sichergestellt sein, dass imRahmen der gesamten Aus- und Weiterbildungausreichend viele Patientenmit unterschiedlichen Diagnosen sowieauch unterschiedliche Behandlungssettingskennengelernt werden. Hierzuist in der Regel eine Kooperation u.a.mit psychiatrischen und psychosomatischenstationären und/oder ambulantenEinrichtungen notwendig.Sollte man ein praktisches Jahr vorder Approbation fordern?In unserem Vorschlag wird der größteTeil der praktischen Tätigkeit weiterhinin der Weiterbildung nach dem Studiumallokiert, nicht in der Direktausbildungselbst. Auch wenn mehr Praxiserfahrunggrundsätzlich wünschenswertist, muss eine Integration in der Ausbildungabgewogen werden mit der damitgenuin verbundenen Verlängerungder Ausbildungszeit. Ein solches „praktischesJahr“ führt zu einer Vorverlagerungder schwierigen finanziellen Situation,die viele Ausbildungskandidatenzurzeit während des sogenannten„Psychiatriejahres“ erleben. Im Gegensatzzur Medizin wird in der Zahnmedizinkein praktisches Jahr gefordert, undbei anderen Hochschulabschlüssenwird die Praxiserfahrung ebenfalls erstnach dem Staatsexamen in finanziellgesicherten Positionen erwartet. Ausdiesen Gründen wird der hier vorliegendeVorschlag präferiert. Über denvorliegenden Vorschlag hinausgehendfordern lokale Studienordnungen derPsychologie bis zu 30 ECTS „Praktika“,die jedoch auch in angrenzenden Gebietenabsolviert werden können (z.B.Gesundheitsförderung in Betrieben).Die zum Fachkundenachweis notwendigePraxiserfahrung, die über die „PatientenorientierteLehre“ sowie weiterePraktika im Studium hinausgeht, sollentsprechend im Rahmen der Weiterbildungsordnungbezüglich Inhaltenund Umfang präzisiert werden.Würden durch eine universitäre Direktausbildungpsychodynamische,humanistische und systemischeAnsätze noch stärker benachteiligtals bisher?Zur Grundausbildung in Psychologischer<strong>Psychotherapie</strong> und Kinder- undJugendlichenpsychotherapie gehört,dass die wesentlichen Grundlagen allerwissenschaftlich anerkannten <strong>Psychotherapie</strong>verfahrengelehrt werden.Damit gehören diese Inhalte in jedemFall auch in die Direktausbildung. Wennsich etwas ändert, dann insofern, dassnunmehr die Grundlagen all dieser Verfahrenwährend des Studiums gelehrtwerden müssen, was bisher wenigerzwingend war. Da die wissenschaftlichanerkannten <strong>Psychotherapie</strong>verfahrenin der Approbationsordnung als wichtigerInhalt enthalten sein sollen, isteine Orientierung für die Studierendenbesser gegeben als bisher, Eine verfahrensbezogeneFestlegung erfolgt nachdem Modellvorschlag erst nach demStudium bzw. nach der Approbation.Das weitere VorgehenBereits erfolgt ist:• Zustimmung durch die Vertreter derpsychologischen Institute an Universitäten• Zustimmung durch Fachgruppen-Vertreter anderer Fächer der Psychologie• Zustimmung durch Nachwuchswissenschaftlerder klinischen Psychologieund <strong>Psychotherapie</strong>• Zustimmung der universitären Ausbildungsgängefür Psychologische<strong>Psychotherapie</strong> und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.Als weitere Schritte der Diskussion werdenvorgeschlagen:• Gespräche mit der BPtK, den Länderkammern,den Trägerverbändenfür Ausbildungsinstitute (BAG), den<strong>Psychotherapie</strong>verbänden, der DG-PPN, Vertretern der PsychosomatischenMedizin, der Gutachtergruppe,PiAs und Jungwissenschaftlern,Bundesministerium für Gesundheitund den Landesministerien• Weitere Konkretisierung des Vorschlagsunter Einbeziehung der Anregungenaus den Gesprächen• Ausformulierung einer (Modell-)Approbationsordnung• Schaffen einer (Modell-)Weiterbildungsordnung• Schaffen der rechtlichen Rahmenbedingungen• Erarbeiten eines Konsens für Evaluationskriterien• Sicherung der Vergütung von Weiterbildungstherapien• Schaffen der organisatorischen Rahmenbedingungenin den Universitäten(inklusive Anpassung/Erstellungvon Studien- und Prüfungsordnungen)• Anpassen der Strukturen in ausgewählten(bisherigen) staatlich anerkanntenAusbildungsinstituten. <strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 43


AusbildungMeinungen von PiAs zur BerichtspflichtSabine Trautmann-VoigtMeinungen von PiAszur BerichtspflichtAn der Köln-Bonner Akademie für <strong>Psychotherapie</strong>wurde eine Umfrage zumThema „Berichtspflicht – Pro und Kontra?“gestartet. 32 der befragten jungenKollegen meldeten sich bis Februar2<strong>01</strong>1 zurück. Ohne Anspruch auf empirischeVollständigkeit soll im Folgendenein Einblick in das Meinungsbild derjungen Ausbildungskollegen gegebenwerden.Übereinstimmend wurde das Aufschreibenund notwendigerweise strukturierteDurchdenken der Lebensgeschichtedes Patienten als sinnvolle Aufgabe bewertet,die zwar zunächst Unmut hervorrufe,aber letztlich dazu beitrage, dieProblematik des Patienten zu verstehenund zur Klärung der Psychodynamikund des Behandlungsplanes beizutragen.Im Sinne der Qualitätssicherungkönne dies aber auch in die Supervisionbzw. später in die Intervision verlagertwerden, da die wichtigsten Impulse fürdie praktische Arbeit sowieso durch diedirekten Rückmeldungen der Kollegenkämen.Häufig geäußerte Kritik lässt sich folgendermaßenzusammenfassen:• Die Wartepause bis zur Bewilligungsei nicht gerade „bindungsförderlich“für Patient und Therapeut.• Der Zeitpunkt, zu dem der Berichterstellt werden muss, ist zu früh, dadie tiefere Einsicht in die Psychodynamikoft erst zu einem späterenZeitpunkt wirklich möglich sei.• Das häufig als notwendig erlebte„Taktieren“ wird als teilweise unerträglichund unzumutbar erlebt (Verzichtauf pränatale Anmutungen,aber auch Verzicht auf „nicht anerkannteMethoden“, Verschweigenvon Details aus Angst, der Gutachterwürde sie als „falsche Indizien“ bewerten).• Die Vergütung für die – gerade fürAnfänger – langwierige Arbeit, seizu gering.Für einige junge Kollegen stellt sich dieFrage, ob die Zeit, die auf den Berichtverwendet werden muss, nicht sinnvollerim Kontakt mit den Patientenverbracht werden könnte. Zudem sei,da das ganze Verfahren für die Berichtschreibenden Kollegen intransparentDer Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages Schattauer GmbH.Trautmann-Voigt S. Meinungen von PiAs zur Berichtspflicht. PDP 2<strong>01</strong>1; 10: 175-7.sei, eine diffuse Angst mit dem Berichteschreibenverbunden. Es herrschedie ständige Sorge, etwas „falsch“zu machen und dann möglicherweisekein Geld für eine selbst als notwendigeingestufte Arbeit am Patienten zuerhalten. Die Gutachter gäben sich sowohlbei Akzeptierungen als auch beiAblehnungen oder Stundenkürzungensehr oft mit kurzen Standardsätzenzufrieden; eine ausführliche Rückmeldungdurch die man als junger Kollegelernen könne, werde so gut wie niegegeben. So entstehe häufig der Eindruck,ein „ominöses, omnipotentes,hierarchisch nicht erreichbares Vaterobjektbedienen“ zu müssen. In einerZeit, in der es ständig und überall umEvidenzbasierung und um operationalisierbareKriterien ginge, sei es wenignachvollziehbar, dass ausgerechnet dasGutachterverfahren kaum transparentAbonnieren Sie kostenlos unserenNEWSLETTERMit diesem neuen Service für Mitglieder informieren wir Sieregelmäßig über aktuelle Themen aus Berufspolitik, Wissenschaftund Forschung, über Verbandsinternes und wichtige Termine.Bereits 2200 Mitglieder freuen sich über aktuelle Infos in ihremE-Mail-Postfach. Als Infomail-Abonnent erhalten Sie denNewsletter kostenlos direkt in Ihr E-Mail-Postfach.So geht’s: Loggen Sie sich auf www.<strong>DPtV</strong>.de ein, klicken Sie<strong>DPtV</strong>-Newsletter für Mitglieder an und melden sich auf derfolgenden Seite für Infomail/Newsletter an (einfach aufdie Überschrift klicken; hier können Sie auch Ihre Abosverwalten). Gern erledigen wir das für Sie, schickenSie einfach eine E-Mail an bgst@dptv.de.Nur für<strong>DPtV</strong>-Mitglieder44<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Meinungen von PiAs zur BerichtspflichtAusbildungDr.SabineTrautmann-VoigtPsychologische Psychotherapeutinund Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinin eigener Praxis. Leitungder Köln-Bonner Akademie für<strong>Psychotherapie</strong> (KBAP), entwickelteeine Konzeption und Leitlinien füreine psychodynamische Eltern-Säuglings-Kleinkind-<strong>Psychotherapie</strong>.Lehrbeauftragtean der Universität Bonn,Forschungsbeauftragte der DFT.sei und die Kriterien inhaltlich nichtnachvollziehbar seien. Es wurden vonzwei jungen Kollegen Beispiele dafürangeführt, dass man bei „bestimmtenGutachtern“ schon wisse, wie manschreiben müsse und z. B. Inhalte ausmodernen Lehrwerken (Die strukturbezogene<strong>Psychotherapie</strong> nach GerdRudolf wurde ausdrücklich als Beispielbenannt) von bestimmten Gutachtern„nicht gerne gesehen“ würden: Sonährten sich Fantasien darüber, dassauch die Gutachter wohl unterschiedlicheSchulen vertreten und um die„richtige Meinung“ kämpfen würden.Das Tauziehen um die „richtige“ Schulebeziehe sich nicht nur auf die genehmigtenStundenkontingente, sondernauch auf das bewilligte Therapieverfahren!„Sicher sind die Gutachteralle erfahrene Praktiker, aber ich weißnicht, ob sie verpflichtet sind, neue Erkenntnisseaus der PT-Forschung in ihreBeurteilungen einfließen zu lassen.“„Wer kontrolliert eigentlich die altenGutachter, müssen die sich mit neuerenRichtungen der psychodynamischen<strong>Psychotherapie</strong> überhaupt noch auseinandersetzen?“Ein spezieller Vorschlag war, die Kosten,die das Gutachterverfahren mit sichbringt, zu überdenken und diese ggf.zu reduzieren: z. B. jeden fünften Antragzu begutachten. Mehrfach wurdeUnverständnis darüber geäußert, dasssinnvolle Kombinationen von GruppenundEinzelpsychotherapie nicht genehmigtwürden und dass hier eine Reformdes Gutachterverfahrens im Rahmender TP notwendig erscheine.Im Vergleich zu somatischen Medizinernstellten sich einige junge Kollegendie Frage, warum überhaupt eineRechtfertigung für eine psychotherapeutischeDiagnose erfolgen müsse.„Muss ein Chirurg, der – so wie wirnach der Approbation – ein Studiumplus Zusatzausbildung nachweisenkann, immer einen Bericht an einenGutachter schreiben, bevor er anfängtzu operieren? Muss ein Orthopädeeinen Bericht an den Gutachterschreiben, bevor er Spritzen in denRücken eines Patienten setzt?“ Verwaltungsaufwandund Kosten für dasGutachterverfahren seien erheblich,nicht eingerechnet der große „graueMarkt“ von Anbietern, die Berichte fürGeld schreiben. Nicht selten sind esz. B. Psychologiestudenten, die mit demBerichteschreiben für Niedergelasseneihr Studium finanzieren, das überhaupterst die Voraussetzung für die Aufnahmeeiner <strong>Psychotherapie</strong>ausbildungdarstellt! Da fragt man sich ernsthaft,ob die Verantwortlichen über dieseAbsurdität jemals nachdenken würdenoder ob die „aufrecht erhaltenden finanziellmitbedingten Faktoren denndoch zu lukrativ“ seien. Schließlichwerde bei diesem Verfahren, „sichereBerichte“ zu fabrizieren, nicht seltendie Schweigepflicht verletzt!Soweit ein kleiner Einblick in die Hintergründejunger Kollegen – sicherlichnicht repräsentativ, aber erstaunlichehrlich und vielleicht auch ernst zunehmen für weitere Diskussionen – alsSignal der „Jugend“ unserer Profession.RezensionsangeboteNachfolgende Veröffentlichungen stehen derzeit als kostenlose Besprechungsexemplarezur Verfügung. Sie verpflichten sich zur Rezension innerhalb vondrei Monaten. Die Beiträge sollen 2.500 bis max. 3.500 Zeichen (inkl. Leerzeichen)umfassen. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Da jeweils nur einRezensionsexemplar zur Verfügung steht, können nicht alle Anfragen berücksichtigtwerden. Die Bücher können angefordert werden beiRedaktion <strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong>Fon 0208 62827<strong>01</strong> · Fax 0208 6282702E-Mail psychotherapieaktuell@dptv.deFaustBurnout: erschöpft, verbittert, ausgebranntAudio CD / S. Hirzel VerlagHerpertz / Herpertz-Dahlmann / Fichter / Tuschen-Caffier / ZeeckS3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung der Essstörungen284 Seiten / SpringerLandolt / HenselTraumatherapie bei Kindern und Jugendlichen479 Seiten / HogrefePreißmannAsperger – Leben in zwei WeltenTRIAS StuttgartStoll / ZiemainzLaufen psychotherapeutisch nutzenGrundlagen, Praxis, Grenzen172 Seiten / SpringerZarbrock / Ammann / RingerAchtsamkeit für Psychotherapeuten und Berater240 Seiten / BeltzWeitere Rezensionsangebote finden Sie im Internet unter www.dptv.de.<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 45


RechtsfragenRechtsprechungs-ReportRechtsprechungs-Reportzusammengestellt von RA Dr. Markus Plantholz,Justiziar der <strong>DPtV</strong>Nachbesetzung einer ärztlichenPsychotherapeutenstelledurch PsychologischePsychotherapeutenEin MVZ hat einen Anspruch auf Genehmigungder Anstellung eines PsychologischenPsychotherapeuten alsNachfolger einer Fachärztin für PsychosomatischeMedizin und <strong>Psychotherapie</strong>.Dies hat (erneut) das SG Düsseldorf(Urteil vom 11.5.2<strong>01</strong>1 – S 14 KA184/09) entschieden. Zuvor hatte sichbereits das LSG NRW im Eilverfahren(Beschluss vom 17.6.2009 – L 11 B6/09 KR ER) so geäußert.Die mittelbare Bedeutung dieses Urteilsliegt darin, dass es Rückschlüsseauf die Frage erlaubt, ob auch ein zurNachbesetzung ausgeschriebener Sitzeines psychotherapeutisch tätigenVertragsarztes durch einen PsychologischenPsychotherapeuten nachbesetztwerden kann. Dies dürfte generell derFall sein (vgl. auch SG Marburg – Urteilvom 11.10.2006, Az.: S 12 KA 732/06;LSG Hessen, Beschluss vom 23.5.2007– L 4 KA 72/06; LSG Baden-Württemberg,Beschluss vom 5.5.2009 – L 5 KA599/09 ER-B), soweit nicht das für vertragsärztlichePsychotherapeuten reservierteMindestkontingent aufgrundeiner Nachbesetzung durch einenPsychologischen Psychotherapeutenunterschritten wird.Verkehrswertbestimmung imNachbesetzungsverfahrenBereits an anderer Stelle berichtetwurde über ein Urteil des LSG Baden-Württemberg (Az. L 5 KA 1323/09),wonach die Zulassungs- und Berufungsausschüssezur Bestimmung desVerkehrswertes der Praxis im Nachbesetzungsverfahrenauch dann befugtseien, wenn sich der auszuwählendeErwerber und der Abgeber über denKaufpreis einig sind. Das LSG Baden-Württemberg hatte zugleich der Standard-Bewertungsmethode,der modifiziertenErtragswertmethode, eineAbsage erteilt und sie für grundsätzlichungeeignet gehalten. Dies widersprachetwa der Rechtsprechung des BGH.Das Bundessozialgericht hat die Entscheidungdes LSG nun durch Urteilvom 14.12.2<strong>01</strong>1 (B 6 KA 39/10 R) aufgehoben.Die Vorinstanzen haben denBerufungsausschuss zu Unrecht fürberechtigt gehalten, den Verkehrswertder Praxis von Amts wegen festzusetzen.Für eine solche Entscheidungder Zulassungsgremien sei nur Raum,wenn zwischen dem Abgeber und denBewerbern Streit über den Verkehrswertbesteht. Die Regelung, dass dieInteressen des Abgebers nur insoweitzu berücksichtigen sind, als der Kaufpreisdie Höhe des Verkehrswertes derPraxis nicht übersteigt, soll verhindern,dass aus einer Mehrheit von geeignetenBewerbern derjenige auszuwählenist, der den höchsten Kaufpreis zahlt.Jeder Bewerber muss andererseitsbereit zur Zahlung eines Kaufpreisesmindestens in Höhe des Verkehrswertessein. Ist zwischen allen Bewerbernund dem ausscheidenden VertragsarztEinigkeit über den Kaufpreis erzieltworden, besteht keine Notwendigkeitzur Festsetzung des Verkehrswertes,weil die Bereitschaft zur Zahlung einesbestimmten Kaufpreises dann keinAuswahlkriterium mehr ist. Soweitvon den Zulassungsgremien der Verkehrswertermittelt werden darf bzw.muss, steht ihnen kein gerichtlich nureingeschränkt überprüfbarer Beurteilungsspielraumzu. Zur Ermittlung desVerkehrswertes vertragspsychotherapeutischerPraxen ist auch die sogenanntemodifizierte Ertragswertmethodegrundsätzlich geeignet.Die Urteilsgründe liegen noch nichtvor. Die Pressemitteilung des BSGentspricht aber den Erwartungen, diewir für die Revision formuliert hatten.Das Urteil dürfte eine große Tragweitehaben. Denn insbesondere dürfte auchdeutlich werden, dass ein abfindungsfähigerGoodwill einer Psychotherapeutenpraxis,der eben grundsätzlichnicht aus der Übernahme laufenderTherapien besteht, bei einer betriebenenPraxis vorhanden ist.Auswahlermessen des Zulassungsausschussesbei partiellerEntsperrungDas SG Hannover (Beschluss vom18.2.2<strong>01</strong>1 – S 65 KA 775/10 ER) hattesich im Eilverfahren mit der Auswahlzwischen mehreren Bewerbern aufeinen frei gewordenen Sitz nach einersogenannten Entsperrung zu befassen.Unter Entsperrung versteht man, wennein Bedarfsplanungsgebiet nicht mehrüberversorgt ist und deshalb Sitzewieder neu besetzt werden können.Nach den Bedarfsplanungs-Richtlinienerfolgt die Auswahl unter mehrerenBewerbern im Kern nach dem Approbationsalterund der beruflichen Erfahrung.Insbesondere, nachdem dieAltersgrenzen für eine Neuzulassungentfallen sind, sind jüngere Bewerberin Auswahlverfahren häufig mit derBewerbung älterer Kollegen konfrontiert,die durch Träger von MVZ „vorgeschickt“scheinen. Das SG hatte ineinem solchen Fall entschieden, dasszu berücksichtigen sei, ob der ältereBewerber die Zulassung als Existenzgrundlagefür sich selbst benötigt oderdie Zulassung lediglich für die Ausübungeines „Hobbys“ oder zur Umgehungdes Zulassungsverfahrens fürdie Übergabe der Zulassung an einenjüngeren Kollegen oder eine jüngereKollegin beantragt werde. In solchenFällen komme dem älteren Bewerber inder Regel ein geringerer Schutz zu als46<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


Rechtsprechungs-ReportRechtsfragenden anderen jüngeren Mitbewerbern.Der Antrag auf Zulassung lediglich zumZwecke der Übergabe der Zulassung aneinen jüngeren Kollegen oder eine jüngereKollegin, also zur „Ausschaltung“von Mitbewerbern, könne als rechtsmissbräuchlichangesehen werden.Entziehung der Zulassung beiLeistungserbringung durchnicht registrierte ÄrzteNach einer Entscheidung des LSG Berlin-Brandenburg(Urteil vom 23.2.2<strong>01</strong>1– L 7 KA 62/10) ist die Entziehung derZulassung eines MVZ rechtmäßig, dasLeistungen von Ärzten, die entwederzu keinem Zeitpunkt bei diesemangestellt waren oder deren Anstellungsgenehmigungerst zu einemspäteren Zeitpunkt Wirkung entfaltete,abgerechnet hat. Die Bedeutung derEntscheidung für Psychotherapeutenliegt darin, dass es auch für sie einenfundamentalen Verstoß gegen die mitdem Zulassungsstatus verbundenenPflichten darstellt, wenn Leistungenin der Quartalsabrechnung zur Abrechnunggelangen, die von einemHonorar-Psychotherapeuten unter derlebenslangen Arztnummer des Praxisinhaberserbracht werden. Der BundesmantelvertragÄrzte (BMV-Ä) stellt klar,dass abrechnungsfähige Leistungennur solche sind, die entweder durchden Praxisinhaber oder durch einenAngestellten nach Erteilung einer Anstellungsgenehmigungoder durch einenrechtskonform bestellten Vertretererbracht werden.Haftung der Partner einer GemeinschaftspraxisgegenüberKV und KassenDas LSG Nordrhein-Westfalen (Urteilvom 9.2.2<strong>01</strong>1 – L 11 KA 49/09, Nichtzulassungsbeschwerdeanhängig unterdem Az. des BSG B 6 KA 57/11 B) hatfür den Fall von Regressen wegen einerunzulässigen Verordnung von Sprechstundenbedarfbestätigt, dass alle Partnereiner Gemeinschaftspraxis gesamtschuldnerischauf Rückforderungen derKrankenkassen haften. Zwar verordnenPsychotherapeuten keinen Sprechstundenbedarf,doch gibt das Urteil nochmalsAnlass für den Hinweis, dass diePartner einer Gemeinschaftspraxis imAußenverhältnis zur KV auch gemeinsamfür Honorarregresse haften, weilsie die Quartalserklärung gemeinsamabgeben. Im Innenverhältnis der Partnerkönnen Regresse hingegen danachverteilt werden, wer sie verursacht hat.Deshalb sollte diese gesamtschuldnerischeHaftung gegenüber der KV niemandendavon abhalten, eine Gemeinschaftspraxiszu begründen. Artikel gesucht?Ab sofort stehen die Jahresinhaltsverzeichnisse2009 bis 2<strong>01</strong>1der <strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong>unter www.dptv.de zum Download bereit.<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 47


Veranstaltungen Veranstaltungskalender Mai bis Juli 2<strong>01</strong>2Mai3.5.2<strong>01</strong>2 – 5.5.2<strong>01</strong>2 (Göttingen)1. Symposium des DachverbandesSalutogeneseChronisch krank und doch gesund –eine salutogenetische OrientierungAuskünfte/Kontakt:Dachverband Salutogenese e.V.info@salutogenese-dachverband.de05382 95547304.5.2<strong>01</strong>2 – 8.5.2<strong>01</strong>2 (Dresden)94. VerhaltenstherapiewocheWie kommuniziert der Verhaltenstherapeut?– Gesprächstechnikender VerhaltenstherapieAuskünfte/Kontakt:IFT, Elke Wirgeswirges@ift.de089 3608049411.5.2<strong>01</strong>2 – 12.5.2<strong>01</strong>2(Kreuzlingen/Schweiz)3. FachtagungAlltagsorientierte Rehabilitationemotionaler und kognitiverStörungenAuskünfte/Kontakt:Akademie bei König & Müllerakademie@koenigsmueller.de0931 460790-3316.5.2<strong>01</strong>2 – 20.5.2<strong>01</strong>2(Rolandseck/Remagen)27. EntspannungstherapietageSynergie & PotenzialeAuskünfte/Kontakt:Deutsche Gesellschaft für Entspannungsverfahren(DG-E e.V.)Elisabeth WesthoffEtt2<strong>01</strong>2@dg-e.de0221 5905678 (9.30 – 11.00 Uhr)16.5.2<strong>01</strong>2 – 18.5.2<strong>01</strong>2(Luxemburg/Luxemburg)30. Symposium der FachgruppeKlinische Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>The mind-body connectionAuskünfte/Kontakt:Université du Luxembourg – CampusWalferdangeIsabell Meierinfo@symposium-klinische-psychologie-2<strong>01</strong>2.eu17.5.2<strong>01</strong>2 – 18. 5.2<strong>01</strong>2 (Berlin)Frühjahrstagung der DeutschenPsychoanalytischen VereinigungSpaltung, Entwicklung undStillstandAuskünfte/Kontakt:DPV Geschäftsstellegeschaeftsstelle@dpv-psa.de030 2655250418.5.2<strong>01</strong>2 – 20.5.2<strong>01</strong>2 (Bonn)Jahrestagung der Deutschen Vereinigungfür Gestalttherapie e.V.Anerkennung – sehen undgesehen werdeninfo@dvg-gestalt.de18.5.2<strong>01</strong>2 – 19.5.2<strong>01</strong>2 (Potsdam)9. Kongress für WirtschaftspsychologieBest Practice in der Wirtschaftspsychologieinfo@wirtschaftspsychologie-bdp.de31.5.2<strong>01</strong>2 – 2.6.2<strong>01</strong>2 (Berlin)Jahrestagung der DeutschenPsychoanalytischen GesellschaftAuskünfte/Kontakt:DPG-Geschäftstellegeschaeftsstelle@dpg-psa.deJuni3.6.2<strong>01</strong>2 – 7.6.2<strong>01</strong>2(Stockholm/Schweden)28th World Congress of the InternationalCollege of NeuropsychopharmacologyAuskünfte/Kontaakt:CPO Hanser Servicecinp2<strong>01</strong>2@cpo-hanser.de15.6.2<strong>01</strong>2 – 16.6.2<strong>01</strong>2(Raum München)WorkshopEinführung in die systemisch-konstruktivistischeAufstellungsarbeitAuskünfte/Kontakt:Istob-Zentruminfo@istob-zentrum.de089 523697822.6.2<strong>01</strong>2 – 25.6.2<strong>01</strong>2 (Lübeck)95. VerhaltenstherapiewocheMetakognitive VerfahrenAuskünfte/Kontakt:IFT, Elke Wirgeswirges@ift.de089 3608049429.6.2<strong>01</strong>2 – 30.6.2<strong>01</strong>2(Raum München)Workshop: Systemisches Arbeitenmit inneren AnteilenZwei (?) Seelen wohnen achin meiner BrustAuskünfte/Kontakt:Istob-Zentruminfo@istob-zentrum.de089 5236978Juli5.7.2<strong>01</strong>2 – 7.7.2<strong>01</strong>2 (München)8. Internationaler Kongress überTheorie und Therapie von PersönlichkeitsstörungenDer optimierte MenschAuskünfte/Kontakt:Schattauer GmbH, Cornelia Martinoinfo@ikttp.de0711 22987466.7.2<strong>01</strong>2 – 8.7.2<strong>01</strong>2 (München)96. VerhaltenstherapiewocheVerhaltenstherapie mitSchwerpunkt SuchtAuskünfte/Kontakt:IFT, Elke Wirgeswirges@ift.de089 3608049416.7.2<strong>01</strong>2 – 17.7.2<strong>01</strong>2(Raum München)Workshop: Einführung in dasKonflikt-Lösungs-ModellMit Lösungen spielenAuskünfte/Kontakt:Istob-Zentruminfo@istob-zentrum.de089 5236978„ Wiṙ PiȦ brauchen diė Unterstützungder berei ṫs etabliėrten PP und KJP!“www. piaportal.de Jetzt kostenlos registrieren – und von einem starken Netzwerk profitieren !48<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


für Sie gelesen ...RezensionenRezensionenMario Alexander KostalSeele auf der Flucht2009, novum164 SeitenISBN 978-3-85251-909-818,90 Rezensiert von Hans S. ReineckerDie Beschäftigung mit Traumata unterschiedlicherArt steht neuerdings imMittelpunkt der Forschung und Publikationin unterschiedlichen Disziplinen;in Psychologie und <strong>Psychotherapie</strong>geht es vor allem um die Frage von„Bewältigung“ bzw. „Verarbeitung“eines traumatischen Erlebnisses.Mario Kostal beschreibt das von ihmerlebte „life event“ aus der Innensichtund macht dabei deutlich, dass eszwar um den CRASH ging, dass aberTeile des Traumas auch mit der vonihm beschriebenen Odyssee zu tunhaben, mit dem Aufenthalt auf der Intensivstation,mit der Unfallstation desKrankenhauses, der Psychiatrie, der Zeitder Rehabilitation, der Neurologie undNeuropsychologie, und nicht zuletztmit der Psychosomatik und <strong>Psychotherapie</strong>.Der Autor hat hier unterschiedlicheErfahrungen gemacht, wobei vorallem eine sehr kritische Darstellungvon hierarchischer Struktur gemischtmit Inkompetenz im Medizinsystemsowie im System der Sozialversicherungauffällt. Gerade aus dieser Sichtsagt die Diagnose „PosttraumatischeBelastungsstörung“ (PTSD) alles – undwiederum nichts aus: In der späteren<strong>Psychotherapie</strong> (und der durchaussinnvollen Konfrontation mit relevantenStimuli als Teil der Bewältigung)bildet nicht so sehr der Unfallwagendas zentrale Problem, sondern ein existentiellerBruch eines Lebensentwurfes.Aus einem hoch aktiven, engagiertemManager, für den das Multitasking zumAlltag gehörte, wurde ein Mann mitKonzentrations- und Gedächtnisproblemen.Das wirft für ihn unablässigdie Frage auf: Warum muss geradeMIR das passieren? Hier erlebte derAutor sehr kompetente Unterstützungim Verlauf des Aufenthaltes an einerPsychosomatischen Klinik und durchdie hier durchgeführte längerfristige<strong>Psychotherapie</strong>.Die Beschreibung in dem Buch ist fürMario Kostal eine Form der Bewältigung,damit knüpft er an frühereKompetenzen an – ganz im Sinne vonJ. Pennebaker: „Putting stress intowords!“ Auch die erlebte Hilflosigkeitin den Mühlen des Medizinsystemswar Teil seines Traumas, durch das erdiesen Bruch der „Lebenslinie“ (A. Adler)ganz besonders drastisch erlebenmusste. Rehabilitation jedoch, der Versuchdie verschiedenen Funktionen desGehirns wieder mit der Verbesserungdes körperlichen Zustandes in Einklangzu bringen, war ein komplexes Geschehenauf unterschiedlichen Ebenen, eineArt Wieder-anknüpfen an ein Seil, dasfast gerissen wäre. Dass hier das partnerschaftliche(„Fels in der Brandung“)und das soziale Stützsystem wesentlicheHilfestellungen auf dem Weg derBesserung waren, wird an verschiedenenStellen der Ausführungen sehrdeutlich.Ein Trauma, ein „life event“ ist immereine sehr persönliche und individuelleErfahrung. Das kleine Büchlein vonMario Kostal ist lesenswert, nicht nurfür Betroffene mit einem ähnlichenSchicksal, sondern auch und gerade fürFachleute aus Disziplinen, die sich inForschung und Praxis mit Traumatisierungen,deren Folgen und deren Bewältigungbeschäftigen. Die Beschreibungder „Innensicht“ bietet eine sinnvolleErgänzung zu unserer oft durch fachlicheDistanz einseitigen Sichtweise undsie vermittelt eine durchaus kritischePerspektive, die wir sehr ernst nehmensollten.Johannes Lindenmeyer (Hrsg.)Therapie ToolsOffene Gruppen 12<strong>01</strong>0, Beltz288 SeitenISBN 978-3-621-27787-734,95 Rezensiert von Stefan RöhringSeit 2<strong>01</strong>0 gibt es die Reihe „Therapie-Tools“ des Beltz-Verlags. Das Programmsoll nach Auskunft von SvenjaWahl, Programmleiterin Psychologiedes Verlags, vor allem „Arbeitsblätterfür den Therapeuten, Hausaufgaben fürden Klienten, Übungen und Fragebögen“beinhalten, „die direkt einsetzbarsind.“Der Band „Offene Gruppen 1“ gehörtzu den ersten Bänden dieser Reihe. DerPsychologe Johannes Lindenmeyer, Direktorder Salus Klinik Lindow, ist derHerausgeber des Buches. Ein Blick insAutorenverzeichnis verrät, dass dieüberwiegende Mehrheit seiner Mitautorenzu seinen Mitarbeitern gehört.Das Buch gliedert sich in zwei Abschnitte:Auf den ersten sechzehneinführenden Seiten beschreibt Lindenmeyerallgemeine Aspekte wiebeispielsweise die Vorzüge themenzentrierterGruppen aus seiner Sichtund vor allem eine mögliche zeitlicheStrukturierung einer Gruppentherapieoffener Gruppen, d.h. von Gruppen, zudenen Patienten jederzeit oder zu bestimmtenZeitpunkten hinzustoßen undaus ihnen ausscheiden können. Diesespsychotherapeutische Gruppensettingist, vor allem aus organisatorischenund ökonomischen Gründen, in vielenpsychosomatischen Kliniken üblich. Unmittelbaranschließend an diese kurzeEinführung beginnt der zweite Teil desBuches mit den Arbeitsmaterialien.Dieser Teil wiederum ist in elf sehr unterschiedlicheThemenbereiche untergliedert,welche alphabetisch geordnetsind und von „Alkoholmissbrauch“über „Ernährung und Gesundheit“ biszu „Weibliche Identität“ reichen. DieThemenbereiche werden auf jeweilsgut 20 Seiten abgehandelt, wobei zunächstauf ein bis zwei Seiten eine kurzeEinführung zum Themenbereich gegebenwird und sich dann auf jeweilseiner Seite abgedruckt die Arbeitsblätterzum Thema anschließen. Dem Buchist weder eine CD-ROM beigefügt nochenthält es einen Verweis auf eine kostenloseMöglichkeit im Internet, umdie Materialien herunterzuladen. DasKopieren der Arbeitsblätter ist jedochausdrücklich erlaubt, wenn auch die<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 49


Rezensionen für Sie gelesen ...Broschierung des Buches dies nichtallzu lange mitmachen wird. Für einegedruckte Version der Arbeitsblätterwird auf eine Übungsfirma der Klinikverwiesen, bei der diese kostenpflichtigbestellt werden kann.Positiv fallen an dem Buch zum einendie hilfreichen Überlegungen Lindenmeyerszur zeitlichen Struktur einerGruppensitzung auf. Zum anderenerscheinen die Arbeitsblätter in allerRegel durchdacht, brauchbar und imtherapeutischen Alltag gut einsetzbar.Die Fülle an Themenbereichen beeindrucktzunächst stark.Die fehlende digitale Bereitstellung derMaterialien wird vermutlich vielen Lesernbereits beim ersten Gebrauch desBuches unangenehm auffallen. Weitauskritischer ist jedoch aus meinerSicht das Grundkonzept des Buches,und damit vermutlich auch der neuenBuchreihe des Beltz-Verlags, zu sehen:Es besteht im Wesentlichen darin, demLeser für die Gruppentherapie eineFülle an weitgehend unkommentiertenund inhaltlich nicht näher eingeordnetenMaterialien zur Verfügung zustellen. Dabei stellt sich die Frage, wensolch ein Buch am ehesten ansprechenwird: Für den erfahrenen Gruppentherapeutenwäre es vermutlich geeignet,um sich vor einer Gruppensitzung nochrasch mit brauchbaren Arbeitsblätternzu versorgen. Jedoch wird der „erfahreneGruppentherapeut“ bereits überausreichend Literatur zum entsprechendenStörungsbild verfügen undsich daraus bedienen. Somit bleibt vorallem der Gruppentherapie-Anfänger,der – vermutlich schlecht bezahlt –vielleicht gerade in einer psychosomatischenKlinik oder einer Psychiatrie„ins kalte Wasser“ geworfen wurdeund rasch seine erste Gruppentherapiehalten soll. Für ihn stellt dieses Buch(elf Themenbereiche für knapp 35 !)eine verlockende Quelle an Anregungendar, aus denen er sich für sehr vieleunterschiedliche Gruppentherapienbedienen kann. Jedoch fehlen geradefür diese Zielgruppe die unbedingtnotwendigen theoretischen und praktischenHintergründe zur oft anspruchsvollenArbeit mit Gruppen einerseits alsauch eine Auffrischung störungsspezifischenWissens. Von daher besteht dieGefahr, dass die vermutlich wichtigsteZielgruppe des Buches damit keine guteTherapie machen wird. Ein Buch mitweniger Themenbereichen und dafürwesentlich breiteren Hintergrundinformationenhätte somit auf dem bislangwenig besetzten Markt für Literatur zuGruppentherapien sicherlich mehr Gutesbewirken können als der vorliegendeBand.Bertolino, Bob / Kiener, Michael / Patterson,RyanTherapie-ToolsLösungs- und ressourcenorientierteTherapie2<strong>01</strong>0, Beltz384 SeitenISBN 978-3-621-27782-234,95 Rezensiert von Gabriele SturmMit der Reihe „Therapie-Tools“ bietetder Beltz Verlag zu speziellen Settingsoder Ansätzen einen „Werkzeugkastenfür Praktiker mit Ideen, Übungen, Arbeitsblättern“.Der vorliegende Band enthält nacheiner „ultrakurzen“ Einführung in denressourcen- und lösungsorientiertenAnsatz eine Sammlung von 97 daranorientierten Übungen. Diese sollen denKlienten ermutigen, unkonventionellund spielerisch an seinen Zielen undVeränderungswünschen zu arbeiten.Anwendbar sind die Tools in der psychotherapeutischenEinzel- und Gruppenbehandlung,in Teams und/oderzur Selbstreflexion des Therapeuten/Beraters, der z.B. aufgefordert wird, seineeigenen Anschauungen im Zusammenhangmit Problemen, Lösungen,Ressourcen und der therapeutischenArbeit zu reflektieren und ggf. sein Therapeutenverhaltenzu flexibilisieren.Sieben Bereichen sind die Übungenzugeordnet: „einen Kontext für Veränderungschaffen“, „das Sammelnvon Informationen“, „Erfahrung, Affektund Emotion“, „die Veränderungvon Wahrnehmung und Perspektive“,„die Veränderung von Aktions- undInteraktionsmustern“, „Veränderung,Fortschritt, Übergang und Ende“ sowie„Beratungsgespräch, Supervisionund Organisationsentwicklung“. DieBandbreite der Angebote reicht dabeivon Bekanntem wie einer Abwandlungder „Wunderfrage“ oder Übungenzum Reframing bis zu unkonventionellerenIdeen mit Bezeichnungen wie„Lobgesang auf mich selbst“, „TherapeutischeTattoos“ oder „Elefantenzu Mücken machen“. Zu jeder Übungwird einleitend dargestellt, welchenHintergrund sie hat, welches Ziel sieverfolgt, wie und wo sie angewendetwerden kann und welche Instruktionenzu geben sind. Danach folgt das eigentlicheArbeitsblatt, das kopiert und vomKlienten oder vom Berater ausgefülltwerden kann. (Noch praktischer zumAusdrucken wäre eine beigefügte Materialien-CDgewesen.)Grundsätzlich sind die Übungsvorschlägeals Experiment angelegt, siebieten Wege zu neuen Möglichkeitenund sind dabei maximal ergebnisoffen.Gerade diese ergebnisoffene,prozessorientierte Herangehensweiseist charakteristisch für den lösungsorientiertenAnsatz. Fraglich muss jedocherscheinen, inwieweit die „Tools“ zurreinen Technik werden, wenn sie ohneeinen fundierten theoretischen bzw.fachlichen Hintergrund angewandtwerden. Schädlich ist die Verwendungder Werkzeuge auch dann vermutlichnicht. Trotzdem sind lösungsorientierteBerater/Therapeuten i.a. der Überzeugung,dass lösungsorientierte Therapieeine spezifische Haltung auf Seiten derpsychosozialen Fachleute voraussetzt,was zu einem Umdenken im Hinblickauf Pathologie/Probleme und <strong>Psychotherapie</strong>/Beratungführt. Hier sei z.B.die Annahme des kundigen Klientengenannt, der über das gesamte notwenigeLösungswissen verfügt und wederInterpretation noch Belehrung durchden Helfer benötigt, sondern lediglicheine prozessorientierte Begleitung aufseinem individuellen Weg zu seinemindividuellen Ziel. Der Fachmann mit eineranderen Ausbildung muss sich dazuvon vielen seiner gewohnten Ideenverabschieden, wie Probleme zu lösensind und die Kompetenz der Klientenrespektieren ihr Problem selbst lösenzu können. Das ist zwar ganz einfach,aber überhaupt nicht leicht. Michaela PavelkaIm Schatten der Stille2<strong>01</strong>0, Rotblatt Verlag262 SeitenISBN: 978-3-940063-46-518,95 Rezensiert von Thomas StaudingerDas neue Buch „Im Schatten der Stille“von Michaela Pavelka (2<strong>01</strong>1) beschreibtauf sehr einfühlsame Weisedas Erleben und Verhalten eines kriegstraumatisiertenMannes innerhalbseiner Familie mit Frau und Kindern.Seine innere Isolation, seine depressiveStimmung und seine unerklärlichen aggressivenÄußerungen lassen eine düstereAtmosphäre entstehen, die nochdadurch hervorgehoben wird, dass erhäufig auf dem Sofa sitzt und melancholischeMusik hört: „Immer wiederdieselbe Musik, sehnsüchtig und leidvoll.Für ihn ist sie wie ein Ruf. Wennsie erklingt, fällt er in tiefes Schweigenund seine innere Versunkenheit mutetan, als sei er von unsichtbaren Geisternverschleppt worden in eine entfern-50<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


KleinanzeigenJobsharingBerlin: Jobsharing. PsychotherapeutischePraxis (VT, Erw.) im Stadtteil PrenzlauerBerg bietet Jobsharing ab 3. oder4. Quartal 2<strong>01</strong>2, ca. 15 Behandlungsstundenpro Woche abzugeben.Chiffre PA-2<strong>01</strong>2<strong>01</strong>02PraxisabgabeVerkaufe ½-Praxisanteil für Kinderund Jugendliche in Marburg an tiefenpsychologischoder verhaltenstherapeutischenKollegen. KV-Zulassungvorhanden.kjp-praxis2<strong>01</strong>3@gmx.deKinder- und Jugendlichen-<strong>Psychotherapie</strong>-Praxisin Bonn-Süd, alt eingesessenund in guter Lage, ohne KV-Zulassung,mit komplettem Inventar undgünstigem Mietvertrag (evtl. auch nurInventar), bisher von zwei Therapeutengenutzt, gegen einen geringen Ablösebetrag,Mitte 2<strong>01</strong>2 abzugeben.Chiffre PA-2<strong>01</strong>2<strong>01</strong>04Praxis(-anteil) (VT, Erw.) in München/Oberbayern zu kaufen gesucht, KV-Zulassung erwünscht, gern übergangsweisemit Sicherstellungsassistenz oderJobsharing.Tel. <strong>01</strong>76 64887573 oderE-Mail kv-zulassung@gmx.netNicht suchen.Finden.Mit einerAnzeige hier.Hinweis an unsere Anzeigenkundenzum Praxiskauf/-verkaufDer sogenannte KV-Sitz ist eine vom regionalen Zulassungsausschuss erteilteZulassung zur vertragsärztlichen Versorgung. Diese Zulassung ist keinBesitz und kann weder verkauft, noch abgegeben, noch gekauft werden.Alle frei werdenden KV-Sitze werden von den KVen bekannt gemacht.Es wird häufig jenem Bewerber die Abrechnungsgenehmigung erteilt, dereine Absprache hat mit demjenigen, der den Sitz aufgibt, d. h. zurückgibt.Das muss aber nicht sein und es gibt keinen Rechtsanspruch.Bitte verwenden Sie daher folgende Formulierungen, wenn Sieeine Praxis kaufen oder verkaufen möchten:· Praxis zu verkaufen, KV-Zulassung vorhanden· Praxisanteil zu verkaufen, KV-Teilzulassung vorhanden· Praxis zu kaufen gesucht, KV-Zulassung erwünscht· Praxisanteil zu kaufen gesucht, KV-Teilzulassung erwünscht.Mit diesen Formulierungen sind alle relevanten Optionen abgedeckt undes wird allen Formalien entsprochen. Wir erlauben uns, Ihre Anzeige ohneRücksprache entsprechend anzupassen. Welche weiteren Beschreibungender Praxis Sie hinzufügen, ist selbstverständlich Ihnen anheimgestellt.PraxisgemeinschaftLange bestehende nette psych. Praxengemeinschaft(2 Frauen/1 Mann) hatRaumkapazität in Hamburg Winterhudefrei und sucht Mitarbeiter/in bzw.Mieter/in.Tel. <strong>01</strong>76 57331077PraxisgesuchMünchen: Psychotherapeutin (TP)sucht zum 1.6.12 Therapieraum (ca. 20qm) in psychotherapeutischer Praxisgemeinschaft,vorzugsweise Innenstadt,auch Schwabing, Neuhausen.Tel. 089 21568690StellenangeboteHochfrequente psychologische Praxisfür Verhaltenstherapie sucht ab sofortPsychologische/n Psychotherapeut/infür Erwachsene und/oder Kinder undJugendliche mit Approbation/Fachkundenachweisoder Arztregistereintrag.Bewerbung bitte anDr. Hans-Jürgen Hartmann,Heinrichstr. 15, 36037 FuldaRosenheim: Psycholog. Psychotherapeut/in(VT) oder VT-Ausbildungsassistent/inzur Mitarbeit in VT-Praxis (Erwachsene)für 10 – 20 Wo.-Std. gesucht.E-Mail: gadan@gmx.deTel. 08031 288583Ihr Anzeigenteam des medhochzwei VerlagesMit Ihrer Anzeige im Stellenmarktder <strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> erreichen Sierund 8.500 Psychologische Psychotherapeutenund Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.Psych. Psychotherapeutin (VT) suchthalbe oder ganze Praxis im RaumBraunschweig ab sofort oder späterzu kaufen. KV-Zulassung erwünscht.Gern auch Jobsharing oder Anstellungim Vorlauf. Arztregistereintrag undGruppenzulassung vorhanden, Schwerpunktein Schmerz- und Paartherapie.Chiffre PA-2<strong>01</strong>2<strong>01</strong><strong>01</strong>Hamburg:Halbe oder ganze TP/VT-Praxis zu kaufengesucht, KV-Zulassung erwünscht,klarer Kaufweg vorhanden.Zuschriften:TP-Praxis@gmx.deFreiburg/Breisgau: PsychologischePsychotherapeutin (VT/Erwachsene)sucht ganze oder halbe Praxis, KV-Zulassungerwünscht, vorzugsweise zum1.1.2<strong>01</strong>3/1.4.2<strong>01</strong>3 oder Tausch mit guteingeführter Praxis im Lahn-Dill-Kreis.Alternativ wäre auch Mitarbeit alsJobsharing-Partner denkbar.Chiffre PA-2<strong>01</strong>2<strong>01</strong>03Suche Entlastungsassistenz, 15–18Std. pro Woche, Voraussetzung: Approbationals KJP oder PP mit Zusatzqualif.Sowie Fachkunde in VT, ausschließlichzur Behandlung von Kindern und Jugendlichen.Biete Mitarbeit in neu zugründender Praxis in Dresden. Dauermind. 1 Jahr, ab sofort.Kontakt: <strong>01</strong>51 56958241Weiterbildungsassistent/in gesucht,ab sofort.Verhaltenstherapeutische Praxisin WiesbadenKontakt: <strong>01</strong>77 4918826StellengesuchKi.- u. Ju.psychotherapeutin, VT, suchtab 1/2<strong>01</strong>3 Kassensitz, Jobsharing o.Sicherstellungsassistenz in Mittel- o.Südhessen. Ich freue mich auf IhreNachricht unter <strong>01</strong>76 60024216 o.kjp-wagner@gmx.de<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12 53


KleinanzeigenVerschiedenesZuverlässige, kompetenteund qualifizierteSupervision bei VT-Antragstellungvon Dipl.-PsychologinTel. 02234 949170E-Mail ju_bender@t-online.deDiplom-PsychologinbietetSupervision beiVT-AntragsberichtenTel. 02371 9650720supervision-vt-berichte@web.deUnterstützung beim Qualitätsmanagementund der ErstellungIhres Praxishandbuches:zeitsparend, kompetent und individuelldurch niedergelassene PsychologischePsychotherapeutin.Tel. 0221 16958377E-Mail silkelandwehr@gmx.deSie wollen Ihr Qualitätsmanagementsystem(QMS) aufbauen, aktualisierenoder zertifizieren lassen?Sie möchten Ihre Praxisorganisationverbessern? Ich biete Ihnen hierzuindividuelle Unterstützung/Beratungan. Kompetent, flexibel, vertrauensvoll.Hinweis: Das Bundeswirtschaftsministeriumbezuschusst auf Antrag 50%der Beratungskosten zum AufbauIhres QMS. Bei der Antragstellung binich gerne behilflich.Clemens ThammTel. 040 88128615qms@clemensthammDas erfolgreiche Praxishandbuchvon Udo Boessmann:TP-Berichte an den Gutachterschnell und sicher schreibenÜberarbeitete Neuauflage ab Mai:www.berichte-an-den-gutachter.detrustKarten – „einfach, effektiv undressourcenorientiert“Neu ab April: trustBilder –64 inspirierende Bildmotivefür neue PerspektivenMehr Informationen:www.trustandgo.deNicht suchen.Finden.Mit einerAnzeige hier.PRADIA Ihre PraxishelferReduzieren Sie massiv IhrenZeitaufwand und konzentrieren sichauf Ihre Patienten. Durch unsereSupervision mittels individuellzugeschnittener Berichtsentwürfeerstellen Sie unkompliziert Ihrenperfekten Bericht (alle Verfahren).Erfahrene Psychotherapeutin.info@pradia.de, www.pradia.deNicht suchen.Finden.Mit einerAnzeige hier.Liebe <strong>DPtV</strong>-Mitglieder,wir haben im Jahr 2<strong>01</strong>0 den Anzeigenverkauffür die <strong>Psychotherapie</strong><strong>Aktuell</strong> übernommen.Die <strong>DPtV</strong> hat die Kleinanzeigenihrer Mitglieder bislang als Servicebehandelt und daher sehrniedrig bepreist. Bitte haben SieVerständnis, dass wir die Anzeigenpreiseseit dem 1.4.2<strong>01</strong>1 aufein Niveau angehoben haben,das die damit verbundenenKosten deckt. Die Mindestgrößemit 20 mm (bzw. 6 Zeilen) kostet46,00 zzgl. MwSt.Bitte geben Sie Ihre Anzeige überunser Portal www.medhochzwei-verlag.deoder direkt unterwww.ptv-anzeigen.de ein. FürAufträge, die nicht über ein Portalgehen, müssen wir 15,00 Bearbeitungskosten in Rechnungstellen. Kleinanzeigen könnenwie gewohnt auch im Bundesmitgliederbriefder <strong>DPtV</strong> erscheinen.Hierzu kontaktieren Sie bittedie <strong>DPtV</strong> (bgst@dptv.de).Ihr Anzeigenteamdes medhochzwei VerlagesAnzeigenClaudia Kampmann-SchröderGlockenzehnten 769124 HeidelbergFon 06221 437 042Fax 06221 437 109anzeigen@psychotherapieaktuell.deDie Mediadaten unserer Zeitschriftfinden Sie unter www.psychotherapieaktuell.de.InserentenverzeichnisDeutscher Psychologen Verlag, Berlin ....................................................25EMDR-Institut, Bergisch-Gladbach .........................................................13IGW, Würzburg ........................................................................................27IVS Institut für Verhaltenstherapie, Verhaltensmedizinund Sexuologie, Nürnberg ......................................................................31Kanzlei Meisterernst, Münster ................................................................41Klinik für Psychiatrie und Psychotraumatology, CH-Zürich ...................43Ruhr Universität Bochum,Hochschulverband <strong>Psychotherapie</strong> NRW, Bochum ................................23Springer Verlag, Heidelberg .....................................................................6Verlag Klett-Cotta, Stuttgart ........................................... Umschlagseite 4Einer Teil- oder der Gesamtauflage sind Beilagen folgender Institutionenbeigelegt:Psychologische Psychotherapeutische Praxis Dr. W. Zimmermann, BernauKlingenberger Institut für Klinische Hypnose, KonstanzNicht suchen.Finden.Mit einer Anzeige hier.Die nächste Ausgabe von<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong>erscheint am 13. Juli 2<strong>01</strong>2.Für ein individuelles Angebot nehmenSie gerne Kontakt zu unsererAnzeigenabteilung auf.Chiffre-Zuschriften richten Sie bitte ineinem zweiten verschlossenen Umschlagan:medhochzwei VerlagFrau Sabine HornigChiffre PA ………………….Alte Eppenheimer Straße 42/169115 Heidelberg54<strong>Psychotherapie</strong> <strong>Aktuell</strong> 1/12


PsychotherapeutenkalenderJetzt zum günstigenSubskriptionspreisbestellen!€19, 90(zzgl. Versandkosten)FAXANTWORT030 - 235 00 944Deutsche PsychotherapeutenVereinigungAm Karlsbad 15 · 10785 Berlin · Tel. 030/235 00 90 · Fax 030/235 00 944E-Mail: bgst@dptv.deHiermit bestelle ich den Psychotherapeutenkalender 2<strong>01</strong>3:______________Exemplar/-e in der Farbe RotExemplar/-e in der Farbe Anthrazitzum Subskriptionspreis von € 19,90*Dieser Preis ist gültig bis einschließlich 30. September 2<strong>01</strong>2, danach € 24,90*zur jährlichen Fortsetzung bis auf Widerruf, Preis/Jahr € 19,90**Zuzüglich € 2,50 Porto- und Versandkosten pro Exemplar, bei Mehrfachbestellung einmalig € 4,50.Name: ____________________________________ Straße: _____________________________________PLZ/Ort: ___________________________________ E-Mail: _____________________________________Ich erteile Ihnen eine Abbuchungserlaubnis von folgendem Konto:Kontonummer: ______________________ BLZ: __________________ Bank: _____________________________________________________________________________________________________________(Datum, Unterschrift / ggf. Stempel)


www.klett-cotta.de / fachbuchNEU272 Seiten, broschiert€ 27,95 (D). ISBN 978-3-608-89121-8280 Seiten, broschiert€ 27,95 (D). ISBN 978-3-608-89125-6139 Seiten, broschiert, inkl. CD€ 22,95 (D). ISBN 978-3-608-89123-2Björn RiegelWilhelm GerlNachhaltigeRaucherentwöhnungmit HypnoseTherapie-Manual für Einzelneund für GruppenInklusive CDmitArbeitsblättern240 Seiten, broschiert€ 24,95 (D). ISBN 978-3-608-89126-3Katherina GiesemannHungern im Überfluss –Essstörungen in derambulanten <strong>Psychotherapie</strong>Ambulante <strong>Psychotherapie</strong>mit essgestörten PatientInnenerfolgreich zugestalten heißt, vieleAspekte im Auge zubehalten. Das Buchversammelt als einzigartigerPraxisleitfaden alle wichtigenThemengebiete undTherapieansätze aller»therapeutischen Schulen«.Roland WeberNavigieren auf Sicht -weite – Prozesssteuerungin der PaartherapieEin Handbuch für die PraxisPaartherapie wirkt.Klärungsbedürftig ist nachwie vor die Frage, wie derTherapeut den therapeutischenProzess steuert. DieAntwort heißt Navigierenauf Sichtweite und basiertauf dem Prinzip Therapie alsBegegnung.Stefanie Weimer,Maureen PöllBurnout –ein BehandlungsmanualBaukastenmodul für Einzeltherapieund Gruppen,Klinik und PraxisDas erste Behandlungsmanualfür Burnout-Patientenunterstützt es Betroffenedarin, ihre Grenzen zuakzeptieren und bisherigeWerte zu überdenken sowieein gesünderes Maß vonAn- und Entspannung zuleben.Björn Riegel, Wilhelm GerlNachhaltige Raucherentwöhnungmit HypnoseTherapie-Manuale für Einzelneund für GruppenMit dem eigenen Unbewusstenim Bunde kann es auchstark Nikotinabhängigengelingen, das Rauchenaufzugeben. Das »SmokeX ® »-Programm und das hypnotherapeutischeGruppenmanualzeigen Schritt für Schritt,wie Therapeuten vorgehen.ca. 280 Seiten, gebunden mit SU€ 34,95 (D). ISBN 978-3-608-94725-0238 Seiten, gebunden€ 32,95 (D). ISBN 978-3-608-94730-4Karl Heinz Brisch (Hrsg.)Bindungen – Paare,Sexualität und Kinder294 Seiten, gebunden mit SU€ 37,95 (D). ISBN 978-3-608-94717-5272 Seiten, gebunden€ 32,95 (D). ISBN 978-3-608-94684-0Werner BohleberWas Psychoanalyseheute leistetIdentität und Intersubjektivität,Trauma und Therapie,Gewalt und GesellschaftVorwort von Peter FonagyBohleber betont dieFähigkeit der Psychoanalyse,Antisemitismus, Nationalismus,religiösen Fundamentalismusund die darausentstammende Gewalttätigkeitzu erklären.Inge Seiffge-KrenkeTherapieziel IdentitätVeränderte Beziehungen,Krankheitsbilder undTherapieDie veränderte Identitätsentwicklungerfordert neuetherapeutische Maßnahmen.Seiffge-Krenke analysiertdiese Entwicklungenund ihre Ursachen undbeschreibt, wie die therapeutischenKonsequenzenaussehen können.Karl Heinz Brisch (Hrsg.)Bindungen – Paare,Sexualität und KinderPsychodynamischeEntwicklungspsychologieWelchen Einfluss hat dieBindungsqualität auf Sexualität,Partnerschaft derEltern und auf die Entwicklungder Kinder? Wie wirkensich Trennungen des Elternpaaresauf die Bindungsfähigkeitder Kinder aus?Jeremy HolmesSichere Bindung undPsychodynamischeTherapieMit einem Vorwort vonKlaus GrossmannAus dem Englischen vonTobias NolteJeremy Holmes stellt dasMentalisierungskonzeptvor und untersucht wichtigeKomponenten einereffizienten therapeutischenArbeit.Bestellen Sie im Webshop www.klett-cotta.deWir liefern portofrei nach D, A, CH

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!