Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...

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90 Differentialgeometrie Bemerkung: Man sollte sich vergegenwärtigen, dass der Tangentialraum • stets flach ist, während die Mannigfaltigkeit gekrümmt sein kann. • nicht die Existenz eines Einbettungsraums voraussetzt und deshalb – anders als es die obige Abbildung suggeriert – nicht als Teilraum eines Einbettungsraums interpretiert werden sollte. • genau wie die Bildräume der Karten isomorph zum R n ist, jedoch keinesfalls mit Karten verwechselt werden darf. Exkurs: Faserbündel Tangential- und Kotangentialbündel sind sogenannte Faserbündel. Um diesen Begriff anhand eines einfachen Beispiels zu verstehen, stelle man sich die in Abb. 4.3 gezeigte xy-Ebene vor. Diesen Totalraum E = R 2 kann man interpretieren als einen Basisraum B = R (x-Achse), an dem in jedem Punkt eine senkrechte Faser in y-Richtung angebracht ist, so dass der Totalraum die disjunkte Vereinigung aller Fasern ist und deshalb als Faserbündel (engl. fiber bundle) bezeichnet wird. In diesem Raum gibt es eine natürliche Projektionsabbildung π : E → B, die sogenannte Bündelprojektion, die jeder Faser ihren Basispunkt. also den entsprechenden Punkt auf der x-Achse zuordnet. Wir stellen uns nun eine Funktion f (x) in der xy-Ebene vor. Diese Funktion schneidet jede Faser in zwei Hälften und definiert damit einen Schnitt im Faserbündel. Ist die Funktion stetig differenzierbar, spricht man von einem glatten Schnitt. In der Mathematik kann der Basisraum ein beliebiger topologischer Raum sein, im Kontext der allgemeinen Relativitätstheorie handelt es sich in der Regel um eine differenzierbare Mannigfaltigkeit, nämlich die gekrümmte Raumzeit. Je nachdem, wie die Fasern beschaffen sind, d.h. welche Art von mathematischen Objekten in den Punkten des Basisraums angeklebt werden, unterscheidet man unterschiedliche Typen von Faserbündeln. Im Normalfall handelt es sich um Vektorräume, in diesem Fall spricht man von Vektorbündeln oder Vektorraumbündeln, also Familien von Vektorräumen, die durch die Punkte einer Mannigfaltigkeit parametrisiert sind. Ein Tangentialbündel T M ist ein spezielles Vektorraumbündel, dessen Fasern gerade die Tangentialräume TpM sind. Die Fasern des entsprechenden Kotangentialbündels T ∗ M sind die dazu dualen Kotangentialräume T ∗ p M . Ein Vektorfeld ist ein Kontinuum von Vektoren in T M , Abbildung 4.3: Einfaches Beispiel eines Faserbündels (siehe Text). Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie

4.1 Elementare Konzepte der Differentialgeometrie 91 deren Komponenten auf allen Karten stetig differenzierbare Funktionen der Koordinaten sind. Ein Vektorfeld ist also ein Schnitt im Tangentialbündel. Ein Feld von 1-Formen oder Differentialen ist dementsprechend ein Schnitt im Kotangentialbündel. Koordinatenbasis Eine differenzierbare Mannigfaltigkeit wird durch eine Kollektion von Karten dargestellt. Sei ϕ : U → R n eine solche Karte von einer Teilmenge U ∈ M . Die Vektorkomponenten x µ auf der Karte können dann als n differenzierbare Funktionen x µ : U → R aufgefasst werden, die Koordinaten genannt werden. Wie bereits in Abschnitt 2.3.4 auf S. 51 beschrieben, wird dadurch eine Basis ausgezeichnet: • Die Kurven, für die alle Koordinaten bis auf x µ konstant sind, repräsentieren in jedem Punkt p ∈ M Richtungsableitungen eµ = ∂µ = ∂ ∂x µ , die eine Basis von TpM sind. • Die Differentiale dx ν der Koordinatenfunktionen erfüllen wegen (4.4) die Relation dx ν (∂µ) = ∂µx ν = δ ν µ und bilden deshalb die dazugehörige Basis des Dualraums T ∗ p M . Die so definierte Koordinatenbasis hängt stark von der Wahl der Kartenabbildung ab. Bezüglich einer gegebenen Metrik g sind die Basisvektoren ∂µ im allgemeinen weder normiert noch orthogonal. In der allgemeinen Relativitätstheorie ist es üblich, Indices bezüglich der Koordinatenbasis durch griechische Indices zu kennzeichnen. Darstellung in Koordinatenbasis ⇔ Griechische Indices Koordinatenbasen zeichnen sich, wie wir im folgenden Abschnitt sehen werden, durch verschwindende Strukturkoeffizienten aus und spielen deshalb eine besondere Rolle. Strukturkoeffizienten Die Wahl der Darstellung bzw. Basis ist beliebig und hat keinen Einfluss auf die Physik, wohl aber auf den Rechenaufwand. In manchen Fällen kann es vorkommen, dass sich die Koordinatenbasis als unzweckmäßig erweist und man lieber mit einer anderen Basis {ei} arbeiten möchte, die wir – um sie von der Koordinatenbasis unterscheiden zu können – wie am Anfang der Vorlesung mit lateinischen Indices versehen wollen. Eine solches Basisvektorfeld lässt sich natürlich wiederum in der Koordinatenbasis darstellen: Die Umkehrabbildung lautet ei = e µ i ∂µ (4.5) ∂µ = e k µek , (4.6) wobei e k µ die zu e µ i inverse Matrix ist. Was zeichnet die Koordinatenbasis gegenüber einer beliebigen Basis aus? Dazu bilden wir die Lie-Klammer zweier Basisvektoren. Zur Erinnerung: Vektoren ergeben angewandt auf eine Funktion die Richtungsableitung, also wiederum eine Funktion. Das ermöglicht die Mehrfachanwendung von Vektoren, doch ist eine solche Mehrfachverknüpfung im allgemeinen kein Vektor mehr, da höhere Ableitungen entstehen. Bei der Lie-Klammer (Kommutator) heben sich allerdings die zweiten Ableitungen heraus, so dass die Lie- Klammer zwei Vektoren auf einen neuen abbildet. Vgl. Abschnitt 2.4.6 auf S. 59. Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie

90 Differentialgeometrie<br />

Bemerkung: Man sollte sich vergegenwärtigen, dass der Tangentialraum<br />

• stets flach ist, während die Mannigfaltigkeit gekrümmt sein kann.<br />

• nicht die Existenz eines Einbettungsraums voraussetzt <strong>und</strong> deshalb – anders als es die obige<br />

Abbildung suggeriert – nicht als Teilraum eines Einbettungsraums interpretiert werden sollte.<br />

• genau wie die Bildräume der Karten isomorph zum R n ist, jedoch keinesfalls mit Karten verwechselt<br />

werden darf.<br />

Exkurs: Faserbündel<br />

Tangential- <strong>und</strong> Kotangentialbündel sind sogenannte Faserbündel. Um diesen Begriff anhand<br />

eines einfachen Beispiels zu verstehen, stelle man sich die in Abb. 4.3 gezeigte xy-Ebene vor.<br />

Diesen Totalraum E = R 2 kann man interpretieren als einen Basisraum B = R (x-Achse), an<br />

dem in jedem Punkt eine senkrechte Faser in y-Richtung angebracht ist, so dass der Totalraum<br />

die disjunkte Vereinigung aller Fasern ist <strong>und</strong> deshalb als Faserbündel (engl. fiber b<strong>und</strong>le) bezeichnet<br />

wird. In diesem Raum gibt es eine natürliche Projektionsabbildung π : E → B, die<br />

sogenannte Bündelprojektion, die jeder Faser ihren Basispunkt. also den entsprechenden Punkt<br />

auf der x-Achse zuordnet.<br />

Wir stellen uns nun eine Funktion f (x) in der xy-Ebene vor. Diese Funktion schneidet jede<br />

Faser in zwei Hälften <strong>und</strong> definiert damit einen Schnitt im Faserbündel. Ist die Funktion stetig<br />

differenzierbar, spricht man von einem glatten Schnitt.<br />

In der Mathematik kann der Basisraum ein beliebiger topologischer Raum sein, im Kontext<br />

der allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> handelt es sich in der Regel um eine differenzierbare Mannigfaltigkeit,<br />

nämlich die gekrümmte Raumzeit. Je nachdem, wie die Fasern beschaffen sind,<br />

d.h. welche Art von mathematischen Objekten in den Punkten des Basisraums angeklebt werden,<br />

unterscheidet man unterschiedliche Typen von Faserbündeln. Im Normalfall handelt es sich<br />

um Vektorräume, in diesem Fall spricht man von Vektorbündeln oder Vektorraumbündeln, also<br />

Familien von Vektorräumen, die durch die Punkte einer Mannigfaltigkeit parametrisiert sind.<br />

Ein Tangentialbündel T M ist ein spezielles Vektorraumbündel, dessen Fasern gerade die<br />

Tangentialräume TpM sind. Die Fasern des entsprechenden Kotangentialbündels T ∗ M sind die<br />

dazu dualen Kotangentialräume T ∗ p M . Ein Vektorfeld ist ein Kontinuum von Vektoren in T M ,<br />

Abbildung 4.3: Einfaches Beispiel eines Faserbündels (siehe Text).<br />

Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>

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