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Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...

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4.1 Elementare Konzepte der Differentialgeometrie 89<br />

Richtungsableitungen <strong>und</strong> Differentiale:<br />

Der Weg des Schiffes als Funktion der Zeit wird durch eine parametrisierte glatte Bahnkurve<br />

c : R → M beschrieben, wobei wir ohne Einschränkung annehmen wollen, dass c(0) = p ist.<br />

Naiv würde man zunächst versuchen, die Geschwindigkeit des Schiffes als Ableitung<br />

c ′ (0) = d<br />

dt c(t)<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� t=0<br />

c(τ) − c(0)<br />

= lim<br />

τ→0 τ<br />

zu definieren, was aber unmöglich ist, da die Mannigfaltigkeit keine Vektorraumstruktur besitzt,<br />

so dass die Differenz von Punkten c(τ) − c(0) gar nicht erklärt ist.<br />

Um diese Schwierigkeit zu umgehen, stellt man sich die Frage, wie sich Funktionen auf der<br />

Mannigfaltigkeit entlang der Bahn ändern, wie sich also beispielsweise die Temperatur beim<br />

Durchfahren des Punktes p als Funktion der Zeit ändert. Für eine in p differenzierbare Funktion<br />

f ∈ F (M ) ist nämlich <strong>für</strong> die verkettete Abbildung f ◦ c : R → R die Ableitung<br />

∂c f := d<br />

dt<br />

�<br />

�<br />

f (c(t))<br />

wohldefiniert (vgl. Gl. 2.64). Für einen gegebenen Punkt p ∈ M hängt der Wert dieser Ableitung<br />

offenbar nur von den lokalen Eigenschaften der Kurve c <strong>und</strong> der Funktion f im Punkt p ab,<br />

nicht aber von deren Beschaffenheit außerhalb dieses Punktes. Man kann deshalb <strong>für</strong> gegebenes<br />

p sowohl <strong>für</strong> die Bahnen als auch <strong>für</strong> die Funktionen Äquivalenzklassen bilden:<br />

� t=0<br />

(4.2)<br />

(4.3)<br />

• Äquivalente Bahnen: c1 ∼ c2 ⇔ ∂c1 f = ∂c2 f ∀ f ∈ Fp(M )<br />

Zwei Bahnen heißen äquivalent in p, wenn sie mit gleicher Richtung <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />

den Punkt p passieren. Die Menge der entsprechenden Äquivalenzklassen bezeichnet<br />

man als Tangentialraum TpM , dessen Elemente Xp ∈ TpM als Richtungsableitungen interpretiert<br />

werden. Man kann zeigen, dass der Tangentialraum TpM ein Vektorraum ist.<br />

• Äquivalente Funktionen: f1 ∼ f2 ⇔ Xp f1 = Xp f2 ∀Xp ∈ TpM.<br />

Zwei Funktionen heißen äquivalent in p, wenn sie in all ihren Richtungsableitungen in<br />

p übereinstimmen. Die Menge der entsprechenden Äquivalenzklassen bezeichnet man als<br />

Kotangentialraum T ∗ p M . Dessen Elemente d fp ∈ T ∗ p M werden als Differentiale interpretiert,<br />

also als 1-Formen auf dem Tangentialraum mit der Wirkungsweise<br />

Tangential- <strong>und</strong> Kotangentialbündel<br />

Jedem Punkt p ∈ M der Mannigfaltigkeit wird ein individueller<br />

Tangentialraum TpM zugeordnet. Obwohl all diese Räume isomorph<br />

zum R n sind, handelt es sich um verschiedene Räume, also<br />

um disjunkte Mengen.<br />

d fp(Xp) = Xp( f ). (4.4)<br />

Die disjunkte Vereinigung aller Tangentialräume, sozusagen der Strauß der Tangentialebenen<br />

aller Punkte p ∈ M , wird als Tangentialbündel T M bezeichnet. Auf ähnliche Weise erhält man<br />

das Kotangentialbündel T ∗ M als disjunkte Vereinigung der Kotangentialräume T ∗ p M .<br />

Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>

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