Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...

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82 Spezielle Relativitätstheorie Abbildung 3.3: Schematische Skizze der wesentlichen Komponenten klassischer Theorien. Im Zentrum steht der Hamiltonsche Formalismus als Näherung der Quantenphysik im Limes ¯h → 0. Ob ein System relativistisch ist oder nicht, hängt von der gewählten Geometrie (Metrik) des Konfigurationsraums und damit der Struktur des gewählten Phasenraums ab. Die konkreten physikalischen Eigenschaften (Harmonischer Oszillator, Wasserstoffatom usw.) werden durch eine Hamiltonsche Zwangsbedingung H = 0 implementiert. wobei H0 die gewöhnliche nichtrelativistische Hamiltonfunktion ist. In diesem Fall haben die Bewegungsgleichungen für t und pt die Form ∂ ∂H t = ∂τ ∂ pt = 1, ∂ ∂τ pt = − ∂H . (3.72) ∂qt Die erste Gleichung besagt, dass die Zeit t entkoppelt und nichts weiter tut als mit konstanter Geschwindigkeit 1 bezüglich des Parameters τ voranzuschreiten, so dass man τ = t setzen darf. Die zweite Gleichung besagt, dass man pt als negative Energie −E interpretieren darf, die erhalten ist, sofern H0 nicht explizit von der Zeit abhängt. Die übrigen Bewegungsgleichungen reduzieren sich auf die üblichen Hamiltonschen Bewegungsgleichungen in der nichtrelativistischen Physik. 3.3.3 Relativistisches freies Teilchen Im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie ist ein relativistisches mechanisches System definiert durch • einen Konfigurationsraum mit Minkowski-Metrik, • durch Hinzunahme der generalisierten Impulse einen dazugehörigen Phasenraum, • eine skalare Funktion H auf dem Phasenraum. Lorenz-Invarianz kommt dadurch zum Ausdruck, dass die Funktion H skalar ist, also invariant unter Wechseln des Koordinatensystems bezüglich der gewählten Metrik. Wir betrachten zunächst ein freies relativistisches Teilchen. Der Konfigurationsraum ist der 4-dimensionale Minkowskiraum, in dem wir ein Koordinatensystem x 0 ,x 1 ,x 2 ,x 3 wählen. Dieser Konfigurationsraum wird durch Hinzunahme der generalisierten Impulse p 0 , p 1 , p 2 , p 3 zu einem relativistischen 8-dimensionalen Phasenraum erweitert. Punkte in diesem Phasenraum werden also durch den Viererortsvektor x = (x 0 ,x 1 ,x 2 ,x 3 ) und den Viererimpuls p = (p 0 , p 1 , p 2 , p 3 ) charakterisiert. Die Hamiltonfunktion H eines freien relativistischen Teilchens muss translationsinvariant (x-unabhängig) und skalar sein, d.h. konstant oder durch Kontraktion von p gebildet sein. Die einzige Möglichkeit ist H(p 0 , p 1 , p 2 , p 3 ) = p · p + m 2 c 2 = p µ pµ + m 2 c 2 . (3.73) Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie

3.3 Relativistische Mechanik 83 Die Konstante m bezeichnet man als Masse des Teilchens. Die Bewegungsgleichungen für dieses Problem lauten: p µ pµ = −m 2 c 2 , d dτ pµ = 0, d dτ xµ = p µ mit der Lösung (3.74) x(τ) = pτ + x0 bzw. x µ (τ) = p µ τ + x µ 0 . (3.75) Die Hamiltonian constraint H = 0 impliziert, dass der Viererimpuls auf der Impulsschale (engl. momentum shell) p 2 = −m 2 c 2 liegen muss. Man beachte, dass τ weder die Zeit noch die Eigenzeit des Teilchens ist. Bemerkung: Um im gewählten Bezugssystem den Teilchenort �x als Funktion der tatsächlich gemessenen Zeit t zu erhalten, muss der artifizielle Parameter τ durch Auswertung der Hamiltonschen Zwangsbedingung eliminiert werden. In Komponenten lautet die obige Bewegungsgleichung ⎛ ⎞ ct ⎜ x ⎟ ⎝ y ⎠ z = ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ E/c ct0 ⎜ px ⎟ ⎜ ⎟ ⎝ py ⎠τ + ⎜ x0 ⎟ ⎝ y0 ⎠ . (3.76) pz z0 Die erste Komponente entspricht der Gleichung t = t0 + E c 2 τ, wobei E die Teilchenenergie ist. Die Teilchenenergie erhält man aus der Hamiltonschen Zwangsbedingung −m 2 c 2 = p µ pµ = �p 2 − E 2 /c 2 mit der positiven Lösung E = � p 2 c 2 + m 2 c 4 . Durch Einsetzen lässt sich τ eliminieren: �p �x(t) = � �p 2 c2 + m2 t (3.77) An diesem Ergebnis sieht man: Auch wenn man einem Teilchen wie am CERN durch enorme Beschleunigung einen riesigen Impuls gibt, wird das Teilchen nie die Lichtgeschwindigkeit überschreiten können. Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie

82 Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Abbildung 3.3: Schematische Skizze der wesentlichen Komponenten klassischer Theorien. Im Zentrum steht der<br />

Hamiltonsche Formalismus als Näherung der Quantenphysik im Limes ¯h → 0. Ob ein System relativistisch<br />

ist oder nicht, hängt von der gewählten Geometrie (Metrik) des Konfigurationsraums<br />

<strong>und</strong> damit der Struktur des gewählten Phasenraums ab. Die konkreten physikalischen Eigenschaften<br />

(Harmonischer Oszillator, Wasserstoffatom usw.) werden durch eine Hamiltonsche Zwangsbedingung<br />

H = 0 implementiert.<br />

wobei H0 die gewöhnliche nichtrelativistische Hamiltonfunktion ist. In diesem Fall haben die<br />

Bewegungsgleichungen <strong>für</strong> t <strong>und</strong> pt die Form<br />

∂ ∂H<br />

t =<br />

∂τ ∂ pt<br />

= 1,<br />

∂<br />

∂τ pt = − ∂H<br />

. (3.72)<br />

∂qt<br />

Die erste Gleichung besagt, dass die Zeit t entkoppelt <strong>und</strong> nichts weiter tut als mit konstanter Geschwindigkeit<br />

1 bezüglich des Parameters τ voranzuschreiten, so dass man τ = t setzen darf. Die<br />

zweite Gleichung besagt, dass man pt als negative Energie −E interpretieren darf, die erhalten<br />

ist, sofern H0 nicht explizit von der Zeit abhängt. Die übrigen Bewegungsgleichungen reduzieren<br />

sich auf die üblichen Hamiltonschen Bewegungsgleichungen in der nichtrelativistischen <strong>Physik</strong>.<br />

3.3.3 Relativistisches freies Teilchen<br />

Im Rahmen der speziellen <strong>Relativitätstheorie</strong> ist ein relativistisches mechanisches System definiert<br />

durch<br />

• einen Konfigurationsraum mit Minkowski-Metrik,<br />

• durch Hinzunahme der generalisierten Impulse einen dazugehörigen Phasenraum,<br />

• eine skalare Funktion H auf dem Phasenraum.<br />

Lorenz-Invarianz kommt dadurch zum Ausdruck, dass die Funktion H skalar ist, also invariant<br />

unter Wechseln des Koordinatensystems bezüglich der gewählten Metrik.<br />

Wir betrachten zunächst ein freies relativistisches Teilchen. Der Konfigurationsraum ist der<br />

4-dimensionale Minkowskiraum, in dem wir ein Koordinatensystem x 0 ,x 1 ,x 2 ,x 3 wählen. Dieser<br />

Konfigurationsraum wird durch Hinzunahme der generalisierten Impulse p 0 , p 1 , p 2 , p 3 zu einem<br />

relativistischen 8-dimensionalen Phasenraum erweitert. Punkte in diesem Phasenraum werden<br />

also durch den Viererortsvektor x = (x 0 ,x 1 ,x 2 ,x 3 ) <strong>und</strong> den Viererimpuls p = (p 0 , p 1 , p 2 , p 3 ) charakterisiert.<br />

Die Hamiltonfunktion H eines freien relativistischen Teilchens muss translationsinvariant<br />

(x-unabhängig) <strong>und</strong> skalar sein, d.h. konstant oder durch Kontraktion von p gebildet sein.<br />

Die einzige Möglichkeit ist<br />

H(p 0 , p 1 , p 2 , p 3 ) = p · p + m 2 c 2 = p µ pµ + m 2 c 2 . (3.73)<br />

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