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Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...

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74 Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Hendrik Anton Lorentz gelang es zwischen 1895 <strong>und</strong> 1904, Transformationen zu konstruieren,<br />

unter denen die Maxwellgleichungen forminvariant sind. Die volle Transformationsgruppe<br />

wurde schließlich von Henri Poincaré 1905 identifiziert, der den Lorentz-Transformationen ihren<br />

Namen gab. Damit ist der wesentliche mathematische Kern der speziellen <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

schon vor Einsteins Arbeiten bekannt. Allerdings gelingt es Lorentz <strong>und</strong> Poincaré nicht, die Ergebnisse<br />

richtig zu interpretieren. Zwar erkennt schon Lorentz Effekte wie die Längenkontraktion.<br />

Zusammen mit George Francis Fitzgerald experimentiert er mit einer ad-hoc-Hypothese,<br />

derzufolge bewegte Objekte kürzer werden, also keine geometrische, sondern eine echte physikalische<br />

Kontraktion erfahren, sobald sie sich relativ zum Äther bewegen. Es bleibt aber bei<br />

einer Hypothese, da mehrere Widersprüche entstehen.<br />

Einsteins Leistung besteht vor allem darin, die Ätherhypothese aufzugeben <strong>und</strong> die Längenkontraktion<br />

als eine beobachterabhängige geometrische Kontraktion des Raumes anstatt der Objekte<br />

zu deuten. Nicht die physikalischen Objekte werden kürzer, sondern der Raum selbst wird<br />

kontrahiert <strong>und</strong> mit ihm die darin eingebetteten physikalischen Objekte. Bereits hier verliert<br />

der Raum teilweise seinen statischen Charakter, in dem er durch Bezugssystemwechsel kontrahierbar<br />

wird. Schnell erkennt Einstein, dass der Preis der Verlust der Gleichzeitigkeit ist. Dem<br />

positivistischen Zeitgeist entsprechend versucht er, die Theorie von möglichst wenigen gr<strong>und</strong>legenden<br />

Postulaten abzuleiten:<br />

• Prinzip der Relativität: Die physikalischen Gesetze nehmen in allen Bezugssystemen<br />

die gleiche Form an<br />

• Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Licht breitet sich im Vakuum in jedem Bezugssystem<br />

isotrop mit der Geschwindigkeit c aus, unabhängig vom Bewegungszustand der<br />

Lichtquelle.<br />

Mit Bezugssystemen sind hier Intertialsysteme gemeint, in denen sich kräftefreie Körper geradlinig<br />

gleichförmig bewegen.<br />

3.2.2 Lorentz-Transformation<br />

Wir betrachten zunächst eine 1+1-dimensionale Raumzeit <strong>und</strong> konstruieren eine einfache Uhr.<br />

Diese Uhr besteht aus zwei idealen parallelen Spiegeln mit konstantem Abstand, die einen Lichtblitz<br />

hin- <strong>und</strong> zurückreflektieren (siehe Abb. 3.1). Mit S ′ bezeichnen wir das Eigensystem der<br />

Uhr, in dem die beiden Spiegel ruhen. In diesem Eigensystem ‘tickt’ die Uhr mit der Schwingungsdauer<br />

τ ′ = 2a ′ /c, wobei a ′ der Abstand der beiden Spiegel ist.<br />

Diese Uhr bewege sich nun gleichförmig mit der Geschwindigkeit v nach rechts. Im Laborsystem<br />

S misst man den Spiegelabstand a <strong>und</strong> die Schwingungsdauer τ, die nicht mit a ′ bzw. τ ′<br />

übereinstimmen müssen. Wegen der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist die benötigte Zeit τR<br />

<strong>für</strong> den Weg nach rechts länger als die Zeit τL <strong>für</strong> den Weg zurück:<br />

τR =<br />

wobei<br />

a + vτR<br />

c<br />

, τL =<br />

a − vτL<br />

c<br />

, ⇒ τ = τR + τL = a a<br />

+<br />

c + v c − v = 2γ2a c<br />

γ =<br />

1<br />

� 1 − v 2 /c 2<br />

Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

, (3.35)<br />

(3.36)

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