Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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3.1 Nichtrelativistische Mechanik 69<br />
Eine kanonische Transformation {q i , p i } → {Q i ,P i } wird durch eine erzeugende Funktion<br />
S(q 1 ,...,q m ,Q 1 ,...,Q m ,t) generiert, die folgende Eigenschaften erfüllt:<br />
Pi = − ∂S<br />
∂Qi , pi = ∂S<br />
. (3.14)<br />
∂qi Bei gegebenem S ergibt die erste Gleichung direkt den neuen Impuls P i . Die neue Koordinate<br />
Qi erhält man dagegen, wenn man die zweite Gleichung nach Qi auflöst, also invertiert. Der<br />
Hamiltonoperator in den neuen Koordinaten lautet<br />
˜H0 = H0 + ∂S<br />
. (3.15)<br />
∂t<br />
Beispiel: Als Beispiel betrachten wir den harmonischen Oszillator H0(q, p) = 1 2 (p2 + q 2 ), den wir<br />
mit der erzeugenden Funktion S(q,Q,t) = qQt transformieren wollen. Man erhält −P = ∂QS = qt<br />
<strong>und</strong> p = ∂qS = Qt, also<br />
q, p ↔ Q,P : q = −P/t; p = Qt bzw. P = −qt; Q = p/t .<br />
Die Hamiltonfunktion in den neuen Koordinaten lautet<br />
˜H0(Q,P,t) = 1<br />
�<br />
P2 2 t2 + Q2t 2�<br />
− PQ<br />
t<br />
<strong>und</strong> ist in diesem Beispiel explizit zeitabhängig. Die Hamiltonschen Bewegungsgleichungen lauten<br />
Eine mögliche Lösung ist<br />
˙Q = ∂ ˜H<br />
∂P<br />
P Q<br />
= −<br />
t2 t ,<br />
˙P = ∂ ˜H<br />
∂Q = −Qt2 + P<br />
t .<br />
Q(t) = 1<br />
t eit , P(t) = ite it .<br />
Natürlich ist dieses Koordinatensystem denkbar ungeeignet <strong>für</strong> den harmonischen Oszillator, aber das<br />
Beispiel soll hier nur den praktischen Umgang mit einer gegebenen erzeugenden Funktion illustrieren.<br />
Hamilton-Jacobi<br />
Die Hamilton-Jacobi-Theorie ist <strong>für</strong> praktische Anwendungen recht akademisch, hat aber, wie<br />
wir noch sehen werden, eine tiefe konzeptionelle Bedeutung. Die Kernaussage ist, dass man eine<br />
erzeugende Funktion finden kann, <strong>für</strong> die ˜H0 = 0 ist, dass man also sozusagen durch eine geschickte<br />
Wahl der Koordinaten die Hamiltonfunktion eliminieren kann. In diesem Fall sind dann<br />
sämtliche Koordinaten Q i <strong>und</strong> Impulse P i Erhaltungsgrößen, also Konstanten der Bewegung.<br />
Der Einfachheit halber betrachten wir hier nur einen Freiheitsgrad m = 1. Die Bedingung<br />
˜H = 0 in Gl. (3.15) nimmt wegen p = ∂S<br />
∂q die Form<br />
∂S(q,Q,t)<br />
∂t<br />
+ H0<br />
�<br />
q, ∂S(q,Q,t)<br />
∂q<br />
�<br />
= 0 (3.16)<br />
an. Diese sogenannte Hamilton-Jacobi-Gleichung ist eine partielle Differentialgleichung <strong>für</strong> die<br />
erzeugende Funktion S(q,Q,t), wobei die Konstante Q die Lösungen parametrisiert. Hat man<br />
diese Lösungen gef<strong>und</strong>en, so führt man die entsprechende kanonische Transformation von den<br />
Konstanten Q,P auf die ursprünglichen Variablen q(t), p(t) durch.<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>