Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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66 Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />
Bewegungsgleichungen <strong>und</strong> ist damit im Prinzip vorherbestimmbar. Die Lösungen dieser Bewegungsgleichungen<br />
sind als Funktion der Zeit parametrisiert.<br />
Raum <strong>und</strong> Zeit spielen in dieser Welt eine eher passive Rolle. denn sie sind unveränderlich <strong>und</strong><br />
unbeeinflusst von den physikalischen Vorgängen, die sich in ihnen abspielen. Sie beherbergen<br />
das Geschehen, indem sie eine Art Bühne bereitstellen, auf der alles stattfindet.<br />
Um die <strong>Relativitätstheorie</strong> zu verstehen, sind zwei entscheidende Änderungen der Sichtweise<br />
erforderlich:<br />
• Die spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong> gibt den Begriff der globalen absoluten Zeit auf. Vielmehr<br />
hat jedes Objekt seine eigene Zeit, auch Eigenzeit genannt. Die Zeit ist deshalb kein<br />
globaler Parameter mehr, sondern wird zu einer Koordinate, ähnlich wie die Raumkoordinaten.<br />
• In der allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> sind Raum <strong>und</strong> Zeit nicht mehr unveränderlich <strong>und</strong><br />
unbeeinflusst von den physikalischen Vorgängen, sondern werden selbst zu einem physikalischen<br />
dynamischen Objekt.<br />
Wir wollen uns im folgenden zunächst auf den ersten Schritt konzentrieren <strong>und</strong> demonstrieren,<br />
dass man bereits in der Newtonschen <strong>Physik</strong> die Zeit als Koordinate auffassen kann. Außerdem<br />
zeigt sich, dass man Differentialformen bereits in der Mechanik gewinnbringend einsetzen kann.<br />
3.1.2 Klassische Mechanik<br />
Die klassische Mechanik eines Punktteilchens wird in den Kursvorlesungen zur Theoretischen<br />
<strong>Physik</strong> zunächst mit Hilfe des Lagrangeformalismus behandelt. Der Einfachheit halber beschränken<br />
wir uns hier auf ein Teilchen mit der Bahn q(t) in einem zeitunabhängigen Potential. Gr<strong>und</strong>lage<br />
ist das Prinzip der kleinsten Wirkung. Jeder differenzierbaren Teilchenbahn q(t) von (q1,t1)<br />
nach (q2,t2) wird ein Wirkung<br />
� t2<br />
S[q] = dt L(q, ˙q) (3.1)<br />
t1<br />
zugeordnet. Dabei ist L = T − V die Lagrangefunktion, die den Wirkungsverbrauch pro Zeit<br />
beschreibt. In der Natur ist diejenige Bahn realisiert, deren Wirkung extrememal ist. Als notwendige<br />
Bedingung muss das Wirkungsfunktional bei Variation der Bahn in erster Ordnung<br />
invariant bleiben. Dies führt auf die Lagrangeschen Bewegungsgleichung<br />
wobei<br />
p =<br />
˙p = F , (3.2)<br />
∂L(q, ˙q) ∂L(q, ˙q)<br />
, F =<br />
∂ ˙q<br />
∂q<br />
der generalisierte Impuls <strong>und</strong> die generalisierte Kraft sind. Man kann zeigen, dass die Langrangeschen<br />
Bewegungsgleichungen unter Koordinatentransformationen forminvariant sind.<br />
Wechselt man von (q, ˙q) zu den Variablen (q, p), erhält man die Hamiltonschen Bewegungsgleichungen<br />
˙q = ∂H0(q, p)<br />
∂ p<br />
(3.3)<br />
, ˙p = − ∂H0(q, p)<br />
, (3.4)<br />
∂q<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>