Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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3 Spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />
Die von Einstein 1905 veröffentlichte <strong>Relativitätstheorie</strong>, die später von ihm in spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong><br />
(SRT) umbenannt wurde, befasst sich mit der Struktur von Raum <strong>und</strong> Zeit<br />
<strong>für</strong> den Fall, dass Gravitationseffekte vernachlässigt werden können. In diesem Kapitel werden<br />
wir uns mit den wesentlichen Konzepten der speziellen <strong>Relativitätstheorie</strong> befassen, wobei der<br />
Übergang zur allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> vorbereitet wird. Für eine ausführlichere Darstellung<br />
existiert eine Vielzahl von Lehrbüchern mit unterschiedlichen didaktischen Schwerpunkten,<br />
z.B. [1, 2].<br />
3.1 Nichtrelativistische Mechanik<br />
3.1.1 Raum <strong>und</strong> Zeit<br />
Die Alltagserfahrung zeigt uns, dass die Welt aus Einzelerscheinungen<br />
besteht, die in räumlicher <strong>und</strong> zeitlicher Beziehung zueinander stehen.<br />
Ein wesentliches Ziel der <strong>Physik</strong> ist es, räumliche <strong>und</strong> zeitliche Beziehungen<br />
zu quantifizieren <strong>und</strong> mit Hilfe geeigneter Theorien vorherzusagen.<br />
Das Faszinierende an der <strong>Physik</strong> ist, dass solche Theorien existieren<br />
<strong>und</strong> dass diese mit Hilfe relativ einfacher mathematischer Aussagen<br />
formuliert werden können. Natürlich kann keine Theorie beanspruchen,<br />
eine vollständige Beschreibung dieser Welt zu sein, sondern sie ist lediglich<br />
eine mehr oder weniger gute Approximation.<br />
In der Newtonschen nichtrelativischen <strong>Physik</strong> wird der Ortsraum als dreidimensionaler affiner<br />
Vektorraum R 3 über dem Körper der reellen Zahlen aufgefasst. Dieser Vektorraum ist mit<br />
einem euklidischen Skalarprodukt g : R 3 × R 3 → R versehen. Damit wird es möglich, Abstände<br />
<strong>und</strong> Winkel zu definieren, also Geometrie zu betreiben. Die Zeit wird dagegen als separater<br />
eindimensionaler Vektorraum über R interpretiert, in dem Zukunft <strong>und</strong> Vergangenheit durch den<br />
Zeitpunkt der Gegenwart strikt voneinander getrennt sind. Newton selbst beschreibt die Zeit so:<br />
„Die absolute, wahre <strong>und</strong> mathematische Zeit verfließt an sich <strong>und</strong> vermöge ihrer<br />
Natur gleichförmig <strong>und</strong> ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.“<br />
Isaac Newton, 1687<br />
Im Gegensatz zum dreidimensionalen Ortsraum, der Bewegungen in alle Richtungen zulässt, ist<br />
die Zeit orientiert. Sie ‘verfließt’ von selbst, – ein Sachverhalt, den man in der <strong>Physik</strong> bis heute<br />
nicht wirklich versteht. In der Newtonschen <strong>Physik</strong> wird die Zeit darüber hinaus als ‘absolut’<br />
angenommen, d.h. sie ist <strong>für</strong> alle Objekte gleich <strong>und</strong> kann deshalb durch einen globalen Parameter<br />
t beschrieben werden. Der Raum dagegen beherbergt die physikalischen Objekte, idealisiert<br />
als Massepunkte, die sich in ihm bewegen können. Die Bewegung unterliegt deterministischen<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>