Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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56 Differentialformen<br />
2.4.1 Verallgemeinertes Differential<br />
Wirkungsweise:<br />
Im Abschnitt 2.3.2 auf S. 48 haben wir bereits gesehen, wie man Funktionen f : U → R differenziert.<br />
Das Ergebnis ist ein Feld von 1-Formen, das sogenannte Differential d f . Das Differential<br />
d fp am Punkt p ∈ U ist Element des Kotangentialraum T ∗ p U, den man sich als einen im Punkt p<br />
angehefteten Vektorraum vorstellen kann. Wendet man die 1-Form d fp auf einen Richtungsvektor<br />
an, liefert sie als Ergebnis die Änderung von f in linearer Näherung entlang dieser Richtung<br />
(vgl. Gl. Abschnitt 2.79 auf S. 53):<br />
d f (∂ j) = ∂ j f ⇒ d f = (∂ j f )dx j .<br />
Wir wollen im folgenden nicht nur Funktionen, sondern Felder beliebiger p-Formen α differenzieren.<br />
Das Ergebnis ist ein verallgemeinertes Differential ˜dα (die Schlange ist eine vorläufige<br />
Notation, von der wir uns im folgenden Abschnitt wieder trennen werden). In Analogie zu d f<br />
soll dieses Differential Auskunft darüber geben, wie sich das Feld der p-Formen α entlang einer<br />
vorgegebenen Richtung ändert. Da α eine lineare Maschine ist, die p Vektoren auf eine Zahl abbildet,<br />
muss ˜dα eine Maschine sein, die p Vektoren sowie einen weiteren Richtungsvektor, also<br />
insgesamt p+1 Vektoren, auf eine Zahl abbildet. Weil das Differenzieren eine lineare Operation<br />
ist, erwarten wir, dass ˜dα ein kovarianter Tensor vom Rang p + 1 ist.<br />
Merke: Differenzieren erhöht den Rang eines Tensors um 1.<br />
Einbettung in die äußere Algebra:<br />
Wenn man die Ableitung im oben beschriebenen Sinne einführt <strong>und</strong> beispielsweise auf eine<br />
1-Form α wirken lässt, würde der Tensor 2. Stufe ˜dα in einer gegebenen Basis die Darstellung<br />
( ˜dα)i j = ∂iα j<br />
annehmen. Wie man an diesem Beispiel leicht sehen kann, ist dieser Tensor nicht notwendigerweise<br />
antisymmetrisch, d.h. er würde aus der äußeren Algebra, die sich auf antisymmetrische<br />
Tensoren beschränkt, herausführen. Also scheint das Konzept der Ableitung auf den ersten Blick<br />
nicht mit der äußeren Algebra vereinbar zu sein.<br />
Bei genauerer Betrachtung lässt sich dieses Problem jedoch lösen. Jeder Tensor lässt sich<br />
nämlich als Summe eines symmetrischen <strong>und</strong> eines antisymmetischen Bestandteils schreiben,<br />
also z.B.<br />
( ˜dα)i j = 1<br />
2 (∂iα j + ∂ jαi) + 1<br />
2 (∂iα j − ∂ jαi).<br />
Wenn man nun aber <strong>Physik</strong> auf der Basis antisymmetrischer Tensoren macht, wird man irgendwann<br />
messbare Größen, also Skalare, durch Kontraktion erzeugen müssen. Kontrahiert man<br />
allerdings den obigen Tensor mit einem anderen antisymmetrischen Tensor, fällt der symmetrische<br />
Anteil heraus, da ein symmetrischer Tensor kontrahiert mit einem antisymmetischen Tensor<br />
stets Null ergibt. Was dieses Beispiel ohne jeden Anspruch auf mathematische Stringenz plausibel<br />
macht, stellt sich als durchgängiges Prinzip heraus: <strong>Physik</strong>alische Theorien sind so gebaut,<br />
dass der symmetrische Anteil einer Ableitung keinen Einfluss auf Skalare hat <strong>und</strong> damit nicht<br />
messbar ist.<br />
Man kann deshalb den symmetrischen Anteil auch einfach weglassen. Dies kann dadurch<br />
erreicht werden, dass man immer nach dem Differenzieren das Ergebnis antisymmetrisiert. Eine<br />
solche antisymmetrisierte Ableitung<br />
d = A ( ˜d)<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>