Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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42 Differentialformen Bemerkung: Sie kennen dieses Lemma vielleicht schon als Satz von Riesz aus der Quantenmechanik: Für jedes lineare Funktional F[ψ] auf einer Wellenfunktion ψ existiert eine andere Wellenfunktion φ, so dass F[ψ] = 〈φ|ψ〉 ist. Dieser Satz gilt in jedem Vektorraum und wir wenden ihn nun auf ∧ p V ∗ mit dem dazugehörigen verallgemeinerten Skalarprodukt an. Sei α eine fest gewählte p-Form und β eine beliebige n − p-Form. Folglich ist α ∧ β eine n-Form. Da der Raum ∧ n V ∗ eindimensional ist, muss α ∧ β proportional zur Volumenform sein (siehe 2.1.7), d.h. α ∧ β = fα(β)ω , (2.37) wobei fα eine lineare Funktion ist. Laut Lemma existiert dann eine eindeutige n − p-Form γ, so dass fα(β) = g ∗ (β,γ), also α ∧ β = g ∗ (β,γ)ω ∀β (2.38) Jeder p-Form α wird damit auf eindeutige Weise eine n − p-Form γ zugeordnet. In der Tat sind die Dimensionen der entsprechenden Vektorräume dim �� p (V ∗ ) � = � � n , dim p �� � � n−p � ∗ n (V ) = , (2.39) n − p identisch, da die Binomialkoeffizienten invariant unter der Ersetzung p ↔ n − p sind. Beispiel: Um diese Konstruktion zu verstehen, betrachten wir den R 3 mit kartesischen Koordinaten. Gegeben sei eine 1-Form α und eine 2-Form β mit den Darstellungen Dann ist α = α1e 1 + α2e 2 + α3e 3 (2.40) β = β12(e 1 ∧ e 2 ) + β13(e 1 ∧ e 3 ) + β23(e 2 ∧ e 3 ). (2.41) α ∧ β = α1β23 (e 1 ∧ e 2 ∧ e 3 ) + α2β13 (e 2 ∧ e 1 ∧ e 3 ) + α3β12 (e 3 ∧ e 1 ∧ e 2 = ) (2.42) � � α1β23 − α2β13 + α3β12 e � �� � = fα (β) 1 ∧ e 2 ∧ e 3 . Laut Lemma existiert eine 2-Form γ = γ12(e1 ∧ e2 ) + γ13(e1 ∧ e3 ) + γ23(e2 ∧ e3 ) so dass g∗ 2 (γ,β) = fα(β) ist. Das verallgemeinerte Skalarprodukt auf 2-Formen ist z.B. gegeben durch g ∗ 2 (e1 ∧ e 2 ,e 1 ∧ e 2 � � ) = � � g∗ (e1 ,e1 ) g∗ (e1 ,e2 ) g∗ (e2 ,e1 ) g∗ (e2 ,e2 � � � ) � = � � � �1 0� � �0 1� = 1 und analog durch g ∗ 2 (ei ∧ e j ,e k ∧ e l ) = δ ik δ jl für i �= j. Wir erhalten deshalb g ∗ 2 (γ,β) = fα(β) = γ12β12 + γ13β13 + γ23β23 Durch Koeffizientenvergleich erhält man γ12 = α1 ,γ13 = −α2 und γ23 = α3, womit die antisymmetrische 2-Form γ vollständig bestimmt ist. Bemerkung: Aus der Elektrodynamik wissen Sie, dass es in vielen Fällen praktisch ist, ein orientiertes Flächenelement (∼ 2-Form) durch einen Vektor (∼ 1-Form) auszudrücken, der darauf senkrecht steht und dessen Betrag dem Flächeninhalt entspricht. Der Hodge-Dualität vermittelt zwischen diesen beiden gleichwertigen Beschreibungsweisen, verallgemeinert auf beliebige p-Formen in n Dimensionen. Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie
2.2 Hodge-Dualität 43 2.2.5 Hodge-Stern-Operator ⋆ Um die Hodge-Dualität zu formalisieren, führt man einen speziellen Operator ⋆ ein, der eine p-Form auf eine n − p-Form abbildet. Dieser sogenannte Hodge-Stern-Operator ist definiert als Abbildung ⋆ : � p (V ∗ ) → � n−p(V ∗ ) : α ↦→ ⋆α mit ⋆α := ι α ♯ω (2.43) wobei ω die oben eingeführt Volumenform ist. Der Hodge-⋆-Operator ist also eine lineare Operation. Da sowohl der musikalische Isomorphismus ♯ als auch die Volumenform vom metrischen Tensor abhängen, bezieht sich der Hodge-Stern-Operator per Definition immer auf eine bestimmte Metrik. Beweis: In der Nomenklatur des vorangegangenen Abschnitts ist ⋆α = s|detg|γ. Unter Ausnutzung der Beziehung (2.33) erhält man g ∗ (β,γ)ω = g∗ (β,ι α ♯ω)ω s|detg| d.h. die Definition ist kompatibel mit Gl (2.38). = g∗ (α ∧ β,ω)ω s|detg| 2.2.6 Darstellung des Hodge-Stern-Operators ⋆ In einer gegebenen Basis {ei} wird die p-Form α durch dargestellt. Den dazu dualen Vektor = α ∧ β g∗ (ω,ω) s|detg| = α ∧ β α = 1 p! αi1...ip ei1 ∧ ... ∧ e ip (2.44) α ♯ = 1 p! αi1...ip ei1 ∧ ... ∧ eip (2.45) erhält man durch das Heben der Indices von α. Folglich ist ⋆α = ι α ♯ω = Die n − p-Form ⋆α hat also die Komponenten 1 � |g|εi1...in p!(n − p)! αi1...ip ip+1 in e ∧ ... ∧ e . (2.46) [⋆α]ip+1...in 1 � = |g|εi1...in p! αi1...ip (2.47) Man kann auf diese Weise beispielsweise die Komponenten von ⋆ ⋆ α [⋆ ⋆ α]in−p+1...in = |g| p!(n − p)! εi1...in gi1 jp+1 ···g in−p jn ε j1... jn g j1k1 ···g jpkp αk1...kp berechnen, woraus mit etwas Geduld folgt, dass ⋆ ⋆ α = ±α ist. Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie (2.48)
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42 Differentialformen<br />
Bemerkung: Sie kennen dieses Lemma vielleicht schon als Satz von Riesz aus der Quantenmechanik:<br />
Für jedes lineare Funktional F[ψ] auf einer Wellenfunktion ψ existiert eine andere Wellenfunktion φ,<br />
so dass F[ψ] = 〈φ|ψ〉 ist.<br />
Dieser Satz gilt in jedem Vektorraum <strong>und</strong> wir wenden ihn nun auf ∧ p V ∗ mit dem dazugehörigen<br />
verallgemeinerten Skalarprodukt an. Sei α eine fest gewählte p-Form <strong>und</strong> β eine beliebige n −<br />
p-Form. Folglich ist α ∧ β eine n-Form. Da der Raum ∧ n V ∗ eindimensional ist, muss α ∧ β<br />
proportional zur Volumenform sein (siehe 2.1.7), d.h.<br />
α ∧ β = fα(β)ω , (2.37)<br />
wobei fα eine lineare Funktion ist. Laut Lemma existiert dann eine eindeutige n − p-Form γ, so<br />
dass fα(β) = g ∗ (β,γ), also<br />
α ∧ β = g ∗ (β,γ)ω ∀β (2.38)<br />
Jeder p-Form α wird damit auf eindeutige Weise eine n − p-Form γ zugeordnet. In der Tat sind<br />
die Dimensionen der entsprechenden Vektorräume<br />
dim �� p (V ∗ ) � =<br />
� �<br />
n<br />
, dim<br />
p<br />
�� � �<br />
n−p � ∗ n<br />
(V ) = , (2.39)<br />
n − p<br />
identisch, da die Binomialkoeffizienten invariant unter der Ersetzung p ↔ n − p sind.<br />
Beispiel: Um diese Konstruktion zu verstehen, betrachten wir den R 3 mit kartesischen Koordinaten.<br />
Gegeben sei eine 1-Form α <strong>und</strong> eine 2-Form β mit den Darstellungen<br />
Dann ist<br />
α = α1e 1 + α2e 2 + α3e 3<br />
(2.40)<br />
β = β12(e 1 ∧ e 2 ) + β13(e 1 ∧ e 3 ) + β23(e 2 ∧ e 3 ). (2.41)<br />
α ∧ β = α1β23 (e 1 ∧ e 2 ∧ e 3 ) + α2β13 (e 2 ∧ e 1 ∧ e 3 ) + α3β12 (e 3 ∧ e 1 ∧ e 2 =<br />
) (2.42)<br />
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α1β23 − α2β13 + α3β12 e<br />
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= fα (β)<br />
1 ∧ e 2 ∧ e 3 .<br />
Laut Lemma existiert eine 2-Form γ = γ12(e1 ∧ e2 ) + γ13(e1 ∧ e3 ) + γ23(e2 ∧ e3 ) so dass g∗ 2 (γ,β) =<br />
fα(β) ist. Das verallgemeinerte Skalarprodukt auf 2-Formen ist z.B. gegeben durch<br />
g ∗ 2 (e1 ∧ e 2 ,e 1 ∧ e 2 �<br />
�<br />
) = �<br />
� g∗ (e1 ,e1 ) g∗ (e1 ,e2 )<br />
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�0 1�<br />
= 1<br />
<strong>und</strong> analog durch g ∗ 2 (ei ∧ e j ,e k ∧ e l ) = δ ik δ jl <strong>für</strong> i �= j. Wir erhalten deshalb<br />
g ∗ 2 (γ,β) = fα(β) = γ12β12 + γ13β13 + γ23β23<br />
Durch Koeffizientenvergleich erhält man γ12 = α1 ,γ13 = −α2 <strong>und</strong> γ23 = α3, womit die antisymmetrische<br />
2-Form γ vollständig bestimmt ist.<br />
Bemerkung: Aus der Elektrodynamik wissen Sie, dass es in vielen Fällen praktisch ist, ein orientiertes<br />
Flächenelement (∼ 2-Form) durch einen Vektor (∼ 1-Form) auszudrücken, der darauf senkrecht<br />
steht <strong>und</strong> dessen Betrag dem Flächeninhalt entspricht. Der Hodge-Dualität vermittelt zwischen diesen<br />
beiden gleichwertigen Beschreibungsweisen, verallgemeinert auf beliebige p-Formen in n Dimensionen.<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>