Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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166 Kosmologie<br />
Bemerkung: Die in der obigen Abbildung gezeigten filigranen Strukturen der Verteilung der Gala-<br />
xien werden gegenwärtig mit Hilfe der sogenannten Inflationstheorie erklärt. Dieser Theorie zufolge<br />
hat sich das Universum kurz nach dem Urknall wegen eines Phasenübergangs schlagartig über viele<br />
Größenordnungen ausgedehnt. Die kurz nach dem Urknall präsenten Quantenfluktuationen wurden<br />
auf diese Weise kausal getrennt <strong>und</strong> auf einer Skala eingefroren, die heute etwa 100 Mpc entspricht.<br />
Damit ergaben sich Regionen mit minimal unterschiedlicher Dichte, die als Anisotropie im Mikro-<br />
wellenhintergr<strong>und</strong> nachweisbar sind. Diese eingefrorenen Dichtefluktuationen sind mit der heutigen<br />
Dichteverteilung der Galaxien korreliert.<br />
Die Metrik, die ein homogenes, rotationssymmetrisches Weltall beschreibt, wurde bereits im<br />
Zusammenhang mit dem Gravitationskollaps diskutiert (siehe Abschnitt 7.3.4 auf S. 157). Hier<br />
gingen wir ebenfalls von Rotationsinvarianz des Problems <strong>und</strong> einer homogenen Massenverteilung<br />
(d.h. konstanten Krümmung der Raumzeit) aus. Wenden wir diese Metrik nun nicht auf das<br />
Innere eines Sterns, sondern auf das gesamte Universum an, so nennen wir sie die Friedmann-<br />
Robertson-Walker (FRW)-Metrik1 :<br />
ds 2 = c 2 dt 2 �<br />
dr2 − R(t)<br />
1 − kr2 + r2 � dθ 2 + sin 2 θdφ 2��<br />
. (8.1)<br />
In dieser Darstellung hat der so genannte Skalenparameter R(t) die Dimension einer Länge <strong>und</strong><br />
beschreibt die momentane Ausdehnung des Universums, während k = 0,±1 <strong>und</strong> r ∈ [0,1] ist.<br />
8.1.2 Herleitung der FRW-Metrik<br />
Obwohl die FRW-Metrik bereits in Abschnitt 7.3.4 hergeleitet wurde, wollen wir hier eine alternative<br />
Herleitung vorstellen, die das Modell eines isotropen, gleichmäßig gekrümmten Raumes<br />
auf andere Weise veranschaulicht. Dazu betten wir <strong>für</strong> gegebenes t den durch die Koordinaten<br />
x1,x2,x3 beschriebenen räumlichen Anteil der Raumzeit in einen höherdimensionalen ebenen<br />
Raum ein. Bei positiver konstanter Krümmung hat dieser Anteil die Form der Oberfläche einer<br />
vierdimensionalen Kugel <strong>und</strong> kann deshalb problemlos in einen R 4 eingebettet werden. Bei<br />
negativer Krümmung ist dies nach einem Resultat von David Hilbert nicht möglich, doch kann<br />
man einen Raum mit konstanter negativer Krümmung in einen pseudoeuklidischen Raum ebenen<br />
Raum, den R 3 1 , einbetten, wobei wir die zusätzliche Koordinate als x4 bezeichnen wollen 2 .<br />
Zur Erinnerung: Der pseudoeuklidische Raum Rn k ist ein (n+k)-dimensionaler Raum mit dem Skalarprodukt:<br />
n n+k<br />
〈x,y〉 = ∑ xiyi − ∑ xiyi ,<br />
i=1 i=n+1<br />
d.h. er besitzt eine diagonale Metrik, wobei die Signatur der ersten n Dimensionen positiv <strong>und</strong> die der<br />
folgenden k Dimensionen negativ ist.<br />
In diesem Einbettungsraum definieren wir nun eine Hyperfläche durch<br />
x 2 4 = x 2 1 + x 2 2 + x 2 3 − κR(t) 2 . (8.2)<br />
Dabei ist R(t) die aktuelle Ausdehnung (Skalenparameter) des Universums <strong>und</strong> κ = ±1 ist ein<br />
Parameter, der das Vorzeichen der Krümmung der Hyperfläche angibt. Bei einer infinitesimalen<br />
1 benannt nach Howard Percy Robertson, US-amerikanischer Mathematiker <strong>und</strong> <strong>Physik</strong>er, <strong>und</strong> Arthur Geoffrey<br />
Walker, britischer Mathematiker<br />
2 nach [19], Kap. 7a, Bsp. Nr 7.3.<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>