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Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...

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7.3 Dynamische Lösungen der Feldgleichungen 163<br />

• Mittelschwere schwarze Löcher entstehen durch Sternkollisionen. Sie besitzen etwa 1000<br />

Sonnenmassen <strong>und</strong> haben einen Radius bis zu 1000 km. Die Existenz mittelschwerer<br />

schwarzer Löcher ist noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen, doch gibt es konkrete Kandidaten<br />

dieses Typs.<br />

• Supermassive schwarze Löcher mit 10 5 bis 10 9 Sonnenmassen <strong>und</strong> befinden sich im Zentrum<br />

von Galaxien. Es wird vermutet, dass sich im Zentrum von Galaxien in der Regel ein<br />

supermassives schwarzes Loch befindet.<br />

• Primordiale schwarze Löcher sind Raumzeit-Singularitäten, die sich unmittelbar nach<br />

dem Urknall gebildet haben könnten <strong>und</strong> einen Radius von einem Zehntel Millimeter<br />

besitzen. Die Existenz solcher Mikrolöcher ist allerdings bis heute nicht nachgewiesen.<br />

Wie sieht man schwarze Löcher? Die in Abb. 7.6 gezeigte Simulation ist in der praktischen<br />

Astrophysik unrealistisch. Selbst Sterne in der Milchstraße sind zu weit weg, um ihre Größe<br />

optisch zu messen, wie soll man da erst ein schwarzes Loch sehen? Ein direkter Nachweis ist<br />

also mit heutigen Mitteln praktisch unmöglich. Allerdings gibt es eine Vielzahl indirekter Nachweismethoden,<br />

die sich wie ein Puzzle ergänzen <strong>und</strong> es uns ermöglichen, schwarze Löcher zu<br />

lokalisieren <strong>und</strong> ihre Eigenschaften zu bestimmen. Schwarze Löcher sind in der Regel nicht<br />

völlig schwarz, sondern es kommt in den Randbereichen nahe am Schwarzschildradius wegen<br />

Drehimpulsen <strong>und</strong> elektrischen Ladungen zu komplexen physikalischen Phänomenen. Schwarze<br />

Löcher können beispielsweise Jets emittieren oder Radiowellen aussenden.<br />

Ein wichtiges Beispiel ist das supermassive schwarze Loch unserer eigenen Galaxie, mit ca. 4<br />

Millionen Sonnenmassen. Es befindet sich im Sternbild des Schützen <strong>und</strong> wird mit dem Namen<br />

Sagittarius A* bezeichnet. Das schwarze Loch wird von einem weiteren Stern mit dem Namen<br />

S2 umkreist <strong>und</strong> erlaubt so eine präzise Bestimmung der Masse, Da der extrem schwere Zentralkörper<br />

nicht sichtbar ist, geht man davon aus, dass es sich um ein schwarzes Loch handelt.<br />

Inzwischen sind die Messungen so genau, dass man in unmittelbarer Nähe sogar ein zweites<br />

mittelschweres schwarzes Loch vermutet.<br />

Théorème de calvitie<br />

J. A. Wheeler verdanken wir das “no hair theorem”. Ein schwarzes<br />

Loch wird demnach vollständig durch drei Zahlen beschreiben,<br />

nämlich seine Masse M, seinen Drehimpuls L <strong>und</strong> seine elektrische<br />

Ladung Q (die Ladung dürfte sich allerdings durch bevorzugte Anziehung<br />

entgegengesetzter Ladungsträger schnell neutralisieren). Der<br />

Gr<strong>und</strong> ist, dass der Schwarzschildradius eine unüberwindbare Informationsbarriere<br />

darstellt, es ist also prinzipiell unmöglich, etwas über<br />

das “Innenleben” eines schwarzen Lochs zu erfahren.<br />

Dieses Theorem ist bemerkenswert, weil sich hier ein makroskopisches Objekt genau so verhält<br />

wie ein Elementarteilchen, das ja ebenfalls durch wenige Zahlen vollständig charakterisiert<br />

werden kann. Besteht hier eine tieferer Zusammenhang zwischen schwarzen Löchern <strong>und</strong> Elementarteilchen?<br />

Das no-hair-Theorem wirft aber auch ein f<strong>und</strong>amentales Problem auf. Da ein<br />

schwarzes Loch keine Information ausser M,L,Q besitzt, ist seine Entropie praktisch gleich<br />

Null. Damit wird allerdings der 2. Hauptsatz der Thermodynamik verletzt: Ein Objekt mit einer<br />

positiven Entropie S > 0, das sich durch den Schwarzschildradius bewegt, wird vom schwarzen<br />

Loch irreversibel verschluckt. Da das schwarze Loch selbst keine Entropie besitzt, würde sich<br />

Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>

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