Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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6.2 Feldgleichungen 135<br />
Warum benötigt man überhaupt einen Tensor zur Beschreibung des Energie-Impuls-Inhaltes?<br />
Würde nicht ein Vektor ausreichen? Um das zu verstehen, stellen wir uns zunächst eine homogene<br />
Wolke parallel fliegender Teilchen im R 3 mit Geschwindigkeit �v vor. Ferner sei ein<br />
Flächenelement gegeben, dessen Größe <strong>und</strong> Ausrichtung durch den Normalvektor �n festgelegt<br />
ist. Es ist anschaulich klar, dass der Teilchenfluß pro Zeiteinheit durch dieses Flächenelement<br />
gleich dem Skalarprodukt �v ·�n ist. Jedes Teilchen trägt einen Impuls �p, so dass der Impulsfluß<br />
durch die Fläche durch �p(�v ·�n) = m�v(�v ·�n) gegeben ist.<br />
Diese Abbildung kann man als einen Tensor T mit der Wirkungsweise<br />
T (�n) = m�v(�v ·�n) interpretieren. Dieser Tensor ist<br />
also das dyadische Produkt T = m�v ◦�v bzw. in Dirac-Notation<br />
T = m|v〉〈v|, projeziert also den Normalvektor auf die Geschwindigkeit<br />
<strong>und</strong> gibt den entsprechenden Impuls zurück.<br />
Nicht immer kann der Tensor als dyadisches Produkt geschrieben<br />
werden. Wenn man z.B. eine Wolke nichtwechselwirkender<br />
Teilchen betrachtet, von denen die eine Hälfte nach oben mit<br />
Geschwindigkeit �v1, die andere nach rechts mit Geschwindigkeit<br />
�v2 fliegen (<strong>und</strong> die als Punktteilchen dabei nicht kollidieren),<br />
ist der entsprechende Tensor T = 1<br />
2m(|v1〉〈v1| + |v2〉〈v2|) die<br />
Summe aus den beiden Bestandteilen. Dieser lässt sich nicht<br />
mehr dyadisch darstellen <strong>und</strong> damit wäre diese Mischung von<br />
dem vorhergehenden Beispiel durch Messung an der Testfläche<br />
unterscheidbar. Ein Vektor könnte diesen Sachverhalt nicht<br />
ausdrücken.<br />
Bemerkung: Eine ähnliche Situation kennen Sie vielleicht aus der Quantentheorie. Ein statistisches<br />
Ensemble von Quantensystemen wird dort durch eine Dichtematrix beschrieben. Für einen reinen Zustand<br />
hat diese Matrix die Form eines dyadischen Produkts |ψ〉〈ψ|, während sich allgemeine Mischzustände<br />
nicht so schreiben lassen. Die Dichtematrix enthält die maximale Teilinformation über die<br />
Wahrscheinlichkeitsverteilung der Zustände, die durch Messung extrahierbar ist. In ähnlicher Weise<br />
enthält der Energie-Impuls-Tensor die maximale Teilinformation der Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />
der Flugrichtungen, die durch Messung mittels Testflächen extrahierbar ist.<br />
Einzelne Teilchen<br />
Die obigen Überlegungen im R3 treffen in analoger Weise auch auf die 4-dimensionale ART<br />
zu. Der Energie-Impuls-Tensor T µν eines einzelnen Teilchens, dass sich entlang der Bahn y(τ)<br />
bewegt, ist also proportional zu mu µ uν , wobei u µ = d<br />
dτ yµ die Vierergeschwindigkeit des Teilchens<br />
ist, die ihrerseits als Ableitung der Trajektorienkoordinate y µ (τ) nach der Eigenzeit τ<br />
definiert ist. Weil das Teilchen in vier Dimensionen nicht durch einen Punkt, sondern durch eine<br />
Trajektorie (Weltlinie) beschrieben wird, muss man über diese Trajektorie integrieren. Der<br />
Energie-Impuls-Tensor eines einzelnen Teilchens, das sich auf der Bahn y(τ) bewegt, ist also<br />
durch<br />
T µν �<br />
(x) = m dτ δ 4 (x − y(τ)) dyµ (τ) dy<br />
dτ<br />
ν (τ)<br />
(6.18)<br />
dτ<br />
gegeben. Sofern das Teilchen keinen äußeren Kräften unterliegt, gilt der Erhaltungssatz<br />
∂µT µν = 0. (6.19)<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>