Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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6.1 Konzept der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> 129<br />
Abbildung 6.2: Einsteins Problem: Die Mannigfaltigkeit wird durch eine raumartige Fläche (gestrichelte Linie) in<br />
zwei Bereiche unterteilt. Ein aktiver Diffeomorphismus bildet dann ausschließlich den oberen Teil<br />
in nichttrivialer Weise ab. Die neue Trajektorie muss dann auch Lösung der Gleichungen sein. Da<br />
aber die Anfangsbedingung unverändert bleibt, ist nicht klar, warum verschiedene Trajektorien<br />
mit gleichen Anfangsbedingungen entstehen können. Siehe Text.<br />
nigfaltigkeit vor, die durch eine raumartige Hyperfläche in zwei zeitliche Bereiche geteilt wird<br />
(siehe Abb. 6.2). Im unteren Bereich, in dem auch die Anfangsbedingung festgelegt ist, bildet<br />
der Diffeomorphismus identisch ab, modifiziert also die Lösung bzw. den Verlauf der Trajektorien<br />
nicht, Im obeneren Bereich dagegen kommt es zu Verschiebungen der Trajektorie. Weil<br />
aber ein aktiver Diffeomorphismus eine Lösung auf eine andere Lösung abbildet, müssen beide<br />
Trajektorien müssen aber Lösungen zu den gleichen Anfangsbedingungen sein. Wie aber kann<br />
es in einer deterministischen Theorie zu einer einzigen Anfangsbedingung mehrere Lösungen<br />
geben?<br />
6.1.4 Die physikalische Bedeutung der Mannigfaltigkeit<br />
Einstein kostet dieses “Ringen um die Bedeutung von Koordinaten” mehrere Jahre. Er verwirft<br />
frühere Publikationen <strong>und</strong> experimentiert erfolglos mit nicht-kovarianten Ansätzen. Erst 1915<br />
kehrt er zur kovarianten Formulierung zurück <strong>und</strong> dann geht alles ganz schnell. Er realisiert<br />
nämlich, dass die beiden Lösungen im obigen Beispiel zwar auf der Mannigfaltigkeit verschieden<br />
aussehen, aber dennoch dieselbe physikalische Situation beschreiben. Die Folgerung:<br />
Die Punkte der Mannigfaltigkeit haben<br />
keine direkte physikalische Bedeutung.<br />
Man darf also nicht die Punkte der Mannigfaltigkeit mit den physikalischen Ereignissen identifizieren.<br />
Wenn man also liest (wie auch in diesem Skript), dass die allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong><br />
auf einer gekrümmten Raumzeit beruht die durch eine differenzierbare Mannigfaltigkeit M beschrieben<br />
wird, dann stellt man sich vor, dass M diese Raumzeit ist, doch diese Vorstellung ist<br />
falsch!<br />
Was aber ist dann die Mannigfaltigkeit? Sie ist eine Art Projektionsfläche <strong>für</strong> die Theorie, auf<br />
der die gleiche <strong>Physik</strong> auf unendlich viele verschiedene Weisen abgebildet werden kann. Sie ist<br />
eine Art mathematisches Vehikel, mit dem wir die <strong>Physik</strong> nur auf eine hochgradig red<strong>und</strong>ante<br />
Weise darstellen können. Sie existiert aber nicht wirklich.<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>