Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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128 Feldgleichen der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong><br />
erträumt hätte.<br />
6.1.3 Invarianz unter Diffeomorphismen<br />
Wie könnte eine solche “allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>” aussehen? Eine notwendige Voraussetzung<br />
ist, dass die physikalischen Gesetze nicht nur in Intertialsystemen, sondern in beliebigen<br />
Bezugssystemen gelten. Die allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong> muss also in beliebigen Koordinatensystemen<br />
formulierbar sein, ihre Formeln müssen also auch im Bezugssystem eines Achterbahnfahrers<br />
korrekt sein. Intuitiv ist klar, dass man das nur erreichen kann, wenn die ‘normalen’ Bewegungsgleichungen<br />
um Korrekturterme erweitert werden, welche die Beschleunigungseffekte<br />
in solchen Bezugssystemen kompensieren, man benötigt also eine Art Beschleunigungseichfeld.<br />
Dieses Eichfeld ist das Gravitationsfeld.<br />
Wenn die Formeln der allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> in jedem Bezugssystem, also in jedem<br />
Koordinatensystem korrekt sind, müssen sie unter beliebigen Koordinatentransformationen forminvariant<br />
sein. Solche Abbildungen bezeichnet man als passive Diffeomorphismen.<br />
Zur Erinnerung: Ein Diffeomorphismus ist eine bijektiv stetig differenzierbare Abbildung, deren<br />
Umkehrabbildung ebenfalls stetig differenzierbar ist.<br />
Nachdem sich Einstein in die Differentialgeometrie eingearbeitet hatte, war relativ schnell<br />
klar, dass die aus dem metrischen Tensor bestimmten Christoffelsymbole das Gravitationsfeld<br />
codieren <strong>und</strong> dass Teilchen, die nur der Gravitationskraft unterliegen, sich in der gekrümmten<br />
Raumzeit auf geodätischen Linien bewegen. Damit waren bereits wesentliche Elemente der<br />
Theorie fixiert. Dann aber stieß Einstein auf zwei schwierige Probleme. Eines davon war die<br />
geforderte Forminvarianz beim Wechsel zwischen beliebigen Koordinatensystemen, also Kovarianz<br />
unter passiven Diffeomorphismen. Diese Problem lässt sich wie folgt beschreiben.<br />
In Abschnitt 1.3.3 auf S. 11 haben wir den Unterschied zwischen aktiven <strong>und</strong> passiven Transformationen<br />
diskutiert. Angenommen, man würde beschließen, den Nullmeridian nicht mehr<br />
durch Greenwich sondern durch Würzburg laufen zu lassen. Auf einer Karte würden sich durch<br />
solch eine passive Transformation die Koordinaten aller Städte ändern. Alternativ könnte man<br />
aber auch die Städte abreißen <strong>und</strong> weiter westlich wiederaufbauen, – der Effekt einer solchen<br />
aktiven Transformation auf die Koordinaten wäre identisch. Würzburg läge dann allerdings irgendwo<br />
in Frankreich.<br />
Für die allgemeinene <strong>Relativitätstheorie</strong> gilt dies in ganz ähnlicher Weise: Zu jeder passiven<br />
Koordinatentransformation auf der Karte muss es eine entsprechende aktive Transformation auf<br />
der Mannigfaltigkeit (der echten Raumzeit) geben, so dass auf der Karte der gleiche Effekt erzielt<br />
wird. Die Bewegungsgleichungen müssen also sowohl unter passiven als auch unter aktiven<br />
Diffeomorphismen invariant sein. Mit anderen Worten: Eine Lösung der Feldgleichungen muss<br />
durch einen beliebigen Diffeomorphismus wieder in eine andere Lösung übergehen.<br />
Soweit ist das im Prinzip nichts Neues. Auch in der speziellen <strong>Relativitätstheorie</strong> gehen Lösungen<br />
der Bewegungsgleichungen durch Lorentz-Transformation wieder in Lösungen über. In<br />
der allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> ist lediglich die Invarianzgruppe sehr viel größer, sie umfasst<br />
nämlich alle Diffeomorphismen. Aber genau hier liegt das Problem. Man kann nämlich<br />
spezielle Diffeomorphismen konstruieren, die einen Teil der Mannigfaltigkeit identisch, einen<br />
anderen jedoch nichttrivial abbilden. Als Cartoon stellen wir <strong>und</strong> eine 1+1-dimensionale Man-<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>