Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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6.1 Konzept der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> 127<br />
bestimmt, d.h.<br />
Abbildung 6.1: Kontraktion eines Galaxiehaufens (siehe Text).<br />
d<br />
�r(t) = −4π<br />
dt 3<br />
Gρ(t)�r(t). (6.1)<br />
Eine ähnliche Gleichung erhält man auch <strong>für</strong> das homogene flache Universum bei relativistischer<br />
Behandlung. Weil diese Gleichung homogen im Ort ist, ist sichergerstellt, dass die Dichte<br />
ρ(t) innerhalb des Haufens zwar zunimmt, jedoch ortsunabhängig bleibt. Ferner folgt aus der<br />
Homogenität, dass sich nicht nur der Abstand zum Mittelpunkt, sondern beliebige Abstände<br />
gemäß der obigen Gleichung zeitlich entwickeln. Bei endlicher Beobachtungsreichweite wäre<br />
also die Kontraktionsdynamik im Mittelpunkt (beobachtet im grünen Kreis) von der bezüglich<br />
eines anderen Punkts im freien Fall (beobachtet z.B. im roten Kreis) nicht zu unterscheiden.<br />
Ein Beobachter hat also in diesem Beispiel keine Möglichkeit zu erkennen, ob er sich in einem<br />
beschleunigten Bezugssystem befindet oder nicht. Einstein löst diesen Widerspruch durch<br />
folgendes Postulat:<br />
Beschleunigung <strong>und</strong> Gravitation sind identisch.<br />
Gravitation erfordert also keine zweite Masse, von der sie ausgeht, sondern kann schon bereits<br />
mit einem Wechsel in ein beschleunigtes Bezugssystem erreicht werden. Ebenso kann die Gravitation<br />
wie im obigen Beispiel eliminiert werden, in dem man in ein ‘frei fallendes’ Bezugssystem<br />
wechselt. Man kann diesen Paradigmenwechsel plakativ so formulieren:<br />
Das Gravitationsfeld befindet sich nicht in Raum <strong>und</strong> Zeit,<br />
es ist Raum <strong>und</strong> Zeit.<br />
Damit kann man Newtons Wassereimer so deuten, dass sich die Wasseroberfläche wölbt, wenn<br />
er relativ zum lokalen Gravitationsfeld rotiert. Was Newton also als ‘absoluten Raum’ identifiziert,<br />
ist nichts anderes als ein homogenes Gravitationsfeld von einem Beobachter im freien<br />
Fall aus gesehen. Newtons ‘Fehler’ bestand darin, auf diesem neutralen Gravitationsfeld eine<br />
zweite Gravitationskraft als instantane Fernwechselwirkung zu postulieren. In der allgemeinen<br />
<strong>Relativitätstheorie</strong> ist das nicht länger notwendig. Indem das neutrale Gravitationsfeld zu einem<br />
dynamischen Feld wird, können alle Gravitationseffekte ohne Zuhilfenahme einer mysteriösen<br />
Fernwechselwirkung erklärt werden. Die Gravitationseffekte werden dabei mit endlicher Geschwindigkeit<br />
durch lokale Wechselwirkungen vermittelt, so wie es sich Descartes vielleicht<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>