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Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...

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126 Feldgleichen der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong><br />

Insbesondere seine Experimente mit polarisiertem Licht führten Faraday zu der Vorstellung,<br />

dass der Raum in der Umgebung eines Magneten oder einer Ladung nicht etwa leer, sondern<br />

von einem Feld erfüllt sei, wie sonst hätte denn das Licht, das ja nicht einmal der Gravitation<br />

unterliegt, abgelenkt werden können? Die elektrische <strong>und</strong> magnetische Kraft mussten also<br />

anderer Natur sein <strong>und</strong> nicht als instantane Fernwechselwirkung, sondern über ein Medium in<br />

Form eines ‘Feldes’ vermittelt werden. Während diese Felder anfangs als ein mathematisches<br />

Hilfswerkzeug eingeführt wurden, betrachtete Faraday die Feldlinien im Lauf seines Lebens zunehmend<br />

als reale physikalische Objekte. Mit der Entdeckung, dass sich Ursache <strong>und</strong> Wirkung<br />

bei elektromagnetischen Phänomenen nur mit endlicher Geschwindigkeit ausbreiten, verfestigte<br />

sich diese Vorstellung weiter.<br />

Damit entstand das Modell eines nichtrelativistischen elektromagnetischen Äthers, der in<br />

Newtons halbrelativistischer Raumzeit lebt, dort aber ein bestimmtes Bezugssystem auszeichnet<br />

<strong>und</strong> deshalb die wesentliche Symmetrie der Newtonschen Theorie verletzt. Wie bereits beschrieben,<br />

verbreitete sich diese Vorstellung mit der Entdeckung elektromagnetischer Wellen, die auch<br />

ohne Anwesenheit von Ladungen existieren können <strong>und</strong> deshalb zwangsläufig ein ‘Ausbreitungsmedium’<br />

zu benötigen schienen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> war es <strong>für</strong> <strong>Physik</strong>er am Ende des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts keine Überraschung, dass die Maxwellgleichungen nicht Galilei-invariant sind.<br />

6.1.2 Gravitation<br />

Mit der speziellen <strong>Relativitätstheorie</strong> löst Einstein den scheinbaren Widerspruch zwischen Elektrodynamik<br />

<strong>und</strong> Newtonscher Mechanik auf. Im mathematischen Jargon würde man sagen, dass<br />

Einstein eine kontinuierliche Deformation der Galilei-Transformationen mit einem Parameter c<br />

findet, die der Lorentz-Transformation entspricht. Das Resultat ist eine kovariante Theorie, die<br />

allerdings ein Hauptproblem der alten Newtonschen Theorie geerbt hat. Sowohl die Newtonsche<br />

Mechanik als auch die spezielle <strong>Relativitätstheorie</strong> erfüllen zwar das Relativitätsprinzip <strong>für</strong><br />

Positionen <strong>und</strong> Geschwindigkeiten, verletzen es aber <strong>für</strong> Beschleunigungen. Dieser Sachverhalt<br />

kommt in beiden Theorien dadurch zum Ausdruck, dass die physikalischen Gesetze nicht in allen,<br />

sondern nur in Intertialsystemen invariant sind, welche die Eigenschaft haben, gegenüber<br />

dem ‘absoluten Raum’ unbeschleunigt zu sein. Das Relativitätsprinzip ist also in der speziellen<br />

<strong>Relativitätstheorie</strong> nach wie vor nur teilweise realisiert. Nimmt man das relativistische Konzept<br />

ernst, sind wir also hier noch nicht am Ziel, sondern müssen die Theorie so erweitern, dass auch<br />

Beschleunigungen als relativistische Begriffe integriert werden. Dieses Ziel erreicht Einstein mit<br />

der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> nach etwa 10-jähriger harter Arbeit.<br />

Den anschaulichen Zugang zur Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> pflegte Einstein anhand eines<br />

Fahrstuhls zu erklären. Hier ist eine von Rovelli [14] vorgeschlagene kosmologische Variante<br />

dieses Gedankenexperiments. Stellen wir uns vor, dass wir in einem kugelförmigen Galaxienhaufen<br />

leben würden. Unter dem Einfluss der Gravitation wird sich dieser Haufen kontrahieren.<br />

Offensichtlich befindet sich dabei die Galaxie im Zentrum in einem unbeschleunigten, eine Galaxie<br />

am Rand dagegen in einem beschleunigten Bezugssystem.<br />

Wie bewegt sich ein Teilchen mit der Masse m innerhalb dieses Haufens gemäß der Newtonschen<br />

Theorie? Wenn r(t) der Abstand des Teilchens vom Mittelpunkt ist <strong>und</strong> der Haufen eine<br />

räumlich konstante Massendichte ρ(t) besitzt, ist die auf das Teilchen wirkende Gravitationskraft<br />

F = GmM/r 2 (t) durch die in der Kugel mit Radius r(t) anwesende Masse M = 4<br />

3 πr3 (t)ρ(t)<br />

Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>

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