Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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6 Feldgleichen der Allgemeinen<br />
<strong>Relativitätstheorie</strong><br />
6.1 Konzept der Allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong><br />
6.1.1 Historische Entwicklung<br />
Unser Verständnis von Wechselwirkungen lässt sich rückblickend als ein Konflikt zwischen Lokalität<br />
<strong>und</strong> Relativität deuten. In diesem Abschnitt wollen wir diesen sehr interessanten Teil der<br />
Wissenschaftsgeschichte ein wenig beleuchten.<br />
Im Mittelalter ist die Wissenschaft stark religiös geprägt <strong>und</strong> ist eher an einem gesamtheitlichen<br />
Weltverständnis als an Einzelphänomenen interessiert.<br />
“Mitten im Weltenbau steht der Mensch. denn er ist bedeutender<br />
als alle übrigen Geschöpfe. An Statur ist er zwar klein, an Kraft<br />
seiner Seele jedoch gewaltig. Sein Haupt nach oben gerichtet, die<br />
Füße auf festem Gr<strong>und</strong>, vermag er alles in Bewegung zu setzen.<br />
Was er mit seinem Werk bewirkt, das durchdringt das All. Wie<br />
nämlich der Leib des Menschen das Herz an Größe übertrifft, so<br />
sind auch die Kräfte der Seele gewaltiger als die des Körpers,<br />
<strong>und</strong> wie das Herz des Menschen im Körper verborgen ruht, so ist<br />
auch der Körper von den Kräften der Seele umgeben, da diese<br />
sich über den gesamten Erdkreis erstrecken. [...]” a<br />
a Hildegard von Bingen, Liber Divinorum operum (1163-1170).<br />
Die Kugel im Zentrum der obigen Abbildung stellt den Erdball dar. Im Zentrum der Welt steht<br />
der Mensch <strong>und</strong> definiert in diesem Sinne ein absolutes Bezugssystem. Kraft seines Glaubens<br />
verfügt der Mensch über eine Seele, die “das All durchdringt”, wie es die in der Abbildung von<br />
der Erdkugel ausgehenden Strahlen symbolisieren sollen. Im weitesten Sinne handelt es sich um<br />
eine Art nichtlokale Fernwirkung, wenn diese auch eher religiöser als physikalischer Natur ist,<br />
obwohl durchaus auch reale Phänomene wie die Gravitation in diesem Kontext gesehen werden.<br />
Mit der Renaissance wächst das Bedürfnis, die infeffiziente Wissenschaft des Mittelalters zu<br />
überwinden. Einer der Exponenten ist Galileo Galilei (1564-1642), der zum einen die zentrale<br />
Rolle der Mathematik hervorhebt:<br />
“Die Philosophie steht in diesem großen Buch geschrieben, dem Universum, das<br />
unserem Blick ständig offen liegt. Aber das Buch ist nicht zu verstehen, wenn man<br />
nicht zuvor die Sprache erlernt <strong>und</strong> sich mit den Buchstaben vertraut gemacht hat,<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>