Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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4 Mathematische Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Ein Beispiel <strong>für</strong> eine kontinuierliche Gruppe sind die Drehungen in n Dimensionen, SO(n), die über<br />
kontinuierliche Drehwinkel parametrisiert wird. Wie wir weiter unten besprechen werden, kann man<br />
infinitesimale Drehungen betrachten, die SO(n) ist also eine Lie-Gruppe.<br />
1.1.2 Nebenklassen<br />
Verknüpft man alle Elemente einer Untergruppe U ⊂ G mit einem anderen Gruppenelement<br />
a ∈ G, das nicht zu dieser Untergruppe gehört, so wird man aus der Untergruppe herausgeführt.<br />
Die Bildmenge wird als Nebenklasse (engl. coset) bezeichnet. Je nachdem, ob die Elemente der<br />
Untergruppe von links oder rechts mit a verknüpft werden, unterscheidet man<br />
Linksnebenklasse: aU = {a ∗ u | u ∈ U}<br />
Rechtsnebenklasse: Ua = {u ∗ a | u ∈ U}<br />
Verschiedene Gruppenelemente a,b ∈ G können die gleiche Nebenklasse aU = bU bzw. Ua =<br />
Ub erzeugen, in diesem Fall gilt a ∗ b −1 ∈ U. Nebenklassen (mit Ausnahme von eU = Ue = U)<br />
sind keine Untergruppen, da sie kein neutrales Element besitzen.<br />
Beispiel: Wir betrachten die Gruppe der Translationen in zwei Dimensionen, repräsentiert durch<br />
einen Verschiebungsvektor (∆x,∆y). Die Menge aller Translationen in x-Richtung u = (∆x,0) bilden<br />
eine Untergruppe U. Das Gruppenelement a = (0,3), das drei Einheiten in y-Richtung verschiebt,<br />
induziert die Nebenklasse aU aller Verschiebungen von der Form (∆x,3), die sich als Parallele<br />
zur x-Achse auffassen lässt. Da die Gruppe kommutativ ist, sind Rechts- <strong>und</strong> Linksnebenklassen<br />
identisch. Verschiedene Gruppenelemente können die gleiche Nebenklasse erzeugen, z.B. induziert<br />
das Gruppenelement b = (5,3) die gleiche Nebenklasse wie a, d.h. aU = bU. In diesem Fall gilt<br />
a ∗ b −1 = a − b = (−5,0) ∈ U.<br />
1.1.3 Normalteiler<br />
Eine Untergruppe N ⊂ G heißt Normalteiler (engl. normal subgroup), wenn ihre Links- <strong>und</strong><br />
Rechtsnebenklassen identisch sind, wenn also gN = Ng <strong>für</strong> alle g ∈ G gilt. Man schreibt in<br />
diesem Fall N ⊳ G bzw. N � G. Normalteiler sind invariant unter Konjugation, d.h. N = gNg −1<br />
<strong>für</strong> alle g ∈ G. In einer kommutativen Gruppe sind alle Untergruppen automatisch Normalteiler.<br />
Beispiel: Als Beispiel betrachten wir die nichtkommutative Gruppe der orthogonalen Transformation<br />
in drei Dimensionen O(3), die bekanntlich Drehungen <strong>und</strong> Achsenspiegelungen umfasst. Wie man<br />
sich leicht überzeugen kann, bilden die Drehungen um die z-Achse zwar eine Untergruppe, aber keinen<br />
Normalteiler, weil Drehungen um verschiedene Achsen nicht kommutieren. Die zu Z2 isomorphe<br />
Untergruppe der Achsenspiegelung ist dagegen ein Normalteiler, weil Spiegelungen mit Drehungen<br />
kommutieren.<br />
1.1.4 Quotientengruppen<br />
Die Menge aller Nebenklassen eines Normalteilers N � G bildet wiederum eine Gruppe mit der<br />
Verknüpfung aN ∗bN = (a∗b)N <strong>und</strong> dem neutralen Element eN = N, die als Quotientengruppe<br />
bzw. Faktorgruppe G/N bezeichnet wird. Bei endlichen Gruppen gilt <strong>für</strong> die Anzahl der Elemente<br />
|G/N| = |G|/|N|.<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>