Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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104 Differentialgeometrie Abbildung 4.8: Konstruktion des Riemannschen Krümmungstensors. Ein Vektor Z (orange) wird auf zwei verschiedenen Wegen parallel transportiert, nämlich durch Anwendung von ∇X ◦ ∇Y entlang ADE und durch Anwendung von ∇Y ◦∇X entlang ABC. Wenn die Zielorte nicht übereinstimmen, muss der Vektor noch zusätzlich durch Anwendung der Lie-Klammer ∇ [X,Y] über die rot gestrichelte Distanz von C nach E parallel verschoben werden. Am Zielort E werden beide Vektoren verglichen. Die Differenz gibt Auskunft darüber, wie stark die Mannigfaltigkeit auf dem umrundeten Gebiet gekrümmt ist. 4.3 Krümmung Krümmung äußert sich dadurch, dass die Winkelsumme eines Dreiecks ungleich 180 ◦ ist. Wie groß die Abweichung ist, kann der Kapitän eines Schiffes mit Hilfe der Parallelverschiebung feststellen. Wenn er wie in der nebenstehenden Abbildung einen aus drei Viertelgroßkreisen bestehenden geschlossenen Weg befährt (rot) und dabei einen Tangentialvektor (grün) transportiert, zeigt dieser Vektor am Zielort in eine um 90 ◦ verdrehte Richtung. Dieser Drehwinkel entspricht genau der Abweichung der Winkelsumme von 90 ◦ . Eine solche Messung ist auch auf abstrakten (nicht eingebetteten) Mannigfaltigkeiten möglich. 4.3.1 Riemannscher Krümmungstensor Die oben beschriebene Prozedur ermöglicht es, die Krümmung der Mannigfaltigkeit auf dem umrundeten Gebiet zu beschreiben. Mathematisch kann dieser Vorgang folgendermaßen beschrieben werden: Man nehme zwei linear unabhängige Vektorfelder X,Y und bewege sich zunächst entlang einer geodätischen Linie zuerst in Y-Richtung und dann entlang einer anderen geodätischen Linie in X-Richtung. Danach wiederhole man den Vorgang in umgekehrter Reihenfolge (siehe Abb. 4.3.1). Falls die Vektorfelder so beschaffen sind, dass die Zielorte un- Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie
4.3 Krümmung 105 terschiedlich sind, ist die verbleibende Differenz zurückzulegen, um einen geschlossenen Weg herzustellen. Diese Differenz ist in niedrigster Ordnung durch die Lie-Klammer [X,Y] gegeben, siehe Abschnitt 2.4.6 auf S. 59. Auf diesen beiden Wegen ist nun ein Tangentialvektor Z mitzunehmen und nach dem üblichen Protokoll parallel zu verschieben und die Ergebnisse am Zielort zu vergleichen. Mathematisch wird diese Prozedur durch alternierende Anwendung der entsprechenden kovarianten Ableitungen ausgedrückt 2 . Die Krümmung wird also beschrieben durch die Abbildung R(X,Y)Z = ∇X∇YZ − ∇Y∇XZ − ∇ [X,Y]Z, (4.55) die als Riemannscher Krümmungstensor bezeichnet wird. Es handelt sich um einen Tensor der Stufe (1,3), der drei Vektoren als Argumente besitzt und einen Vektor ausgibt. 4.3.2 Darstellung des Riemannschen Krümmungstensor In einer gegebenen Basis kann der Krümmungstensor als vierkomponentige Größe R µ ναβ dargestellt werden. Diese Komponenten sind gegeben durch eµR µ ναβ = � � [∇α,∇ β ] − ∇ [eα,eβ ] eν = � ∇α∇β − ∇β ∇α − c ρ αβ ∇ρ � eν , (4.56) wobei c ρ αβ die Strukturkoeffizienten sind. Durch Einsetzen der kovarianten Ableitung und Koeffizientenvergleich gelangt man zu R µ ναβ = Γµ νβ,α − Γµ να,β + Γρ νβ Γµ ρα − Γ ρ ναΓ µ ρβ − cρ αβ Γµ νρ . (4.57) In Koordinatenbasen entfällt der letzte Term. Da die Christoffelsymbole über Gl. (4.31) von der Metrik abhängen, kann der Riemannsche Krümmungstensor bei gegebener Metrik durch geduldiges Differenzieren berechnet werden. Allerdings sind, wie wir sehen werden, nicht alle seiner 4 4 = 256 Komponenten unabhängig. 4.3.3 Symmetrien des Krümmungstensors Der Krümmungstensor dargestellt in Komponenten erfüllt folgende Symmetrien. Dabei benutzen wir die Kompaktschreibweise mit eckigen Klammern, die eine Summe über die zyklischen Permutationen der darin enthaltenen Indices symbolisieren soll. • Erste Bianchi-Identität: • Zweite Bianchi-Identität: R µ [ναβ] R µ ν[αβ;γ] = Rµ ναβ + Rµ βνα + Rµ αβν = Rµ ναβ;γ + Rµ νγα;β + Rµ νβγ;α = 0 (4.58) = 0 (4.59) 2 Bei einem Koordinantenbasisvektorfeld entfällt der letzte Term, da die Lie-Klammer verschwindet. Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie
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terschiedlich sind, ist die verbleibende Differenz zurückzulegen, um einen geschlossenen Weg<br />
herzustellen. Diese Differenz ist in niedrigster Ordnung durch die Lie-Klammer [X,Y] gegeben,<br />
siehe Abschnitt 2.4.6 auf S. 59. Auf diesen beiden Wegen ist nun ein Tangentialvektor Z mitzunehmen<br />
<strong>und</strong> nach dem üblichen Protokoll parallel zu verschieben <strong>und</strong> die Ergebnisse am Zielort<br />
zu vergleichen.<br />
Mathematisch wird diese Prozedur durch alternierende Anwendung der entsprechenden kovarianten<br />
Ableitungen ausgedrückt 2 . Die Krümmung wird also beschrieben durch die Abbildung<br />
R(X,Y)Z = ∇X∇YZ − ∇Y∇XZ − ∇ [X,Y]Z, (4.55)<br />
die als Riemannscher Krümmungstensor bezeichnet wird. Es handelt sich um einen Tensor der<br />
Stufe (1,3), der drei Vektoren als Argumente besitzt <strong>und</strong> einen Vektor ausgibt.<br />
4.3.2 Darstellung des Riemannschen Krümmungstensor<br />
In einer gegebenen Basis kann der Krümmungstensor als vierkomponentige Größe R µ<br />
ναβ dargestellt<br />
werden. Diese Komponenten sind gegeben durch<br />
eµR µ<br />
ναβ = � �<br />
[∇α,∇ β ] − ∇ [eα,eβ ] eν = � ∇α∇β − ∇β ∇α − c ρ<br />
αβ ∇ρ<br />
�<br />
eν , (4.56)<br />
wobei c ρ<br />
αβ die Strukturkoeffizienten sind. Durch Einsetzen der kovarianten Ableitung <strong>und</strong> Koeffizientenvergleich<br />
gelangt man zu<br />
R µ<br />
ναβ<br />
= Γµ<br />
νβ,α − Γµ<br />
να,β + Γρ<br />
νβ Γµ ρα − Γ ρ ναΓ µ<br />
ρβ − cρ<br />
αβ Γµ νρ . (4.57)<br />
In Koordinatenbasen entfällt der letzte Term. Da die Christoffelsymbole über Gl. (4.31) von<br />
der Metrik abhängen, kann der Riemannsche Krümmungstensor bei gegebener Metrik durch<br />
geduldiges Differenzieren berechnet werden. Allerdings sind, wie wir sehen werden, nicht alle<br />
seiner 4 4 = 256 Komponenten unabhängig.<br />
4.3.3 Symmetrien des Krümmungstensors<br />
Der Krümmungstensor dargestellt in Komponenten erfüllt folgende Symmetrien. Dabei benutzen<br />
wir die Kompaktschreibweise mit eckigen Klammern, die eine Summe über die zyklischen<br />
Permutationen der darin enthaltenen Indices symbolisieren soll.<br />
• Erste Bianchi-Identität:<br />
• Zweite Bianchi-Identität:<br />
R µ<br />
[ναβ]<br />
R µ<br />
ν[αβ;γ]<br />
= Rµ<br />
ναβ + Rµ<br />
βνα + Rµ<br />
αβν<br />
= Rµ<br />
ναβ;γ + Rµ<br />
νγα;β + Rµ<br />
νβγ;α<br />
= 0 (4.58)<br />
= 0 (4.59)<br />
2 Bei einem Koordinantenbasisvektorfeld entfällt der letzte Term, da die Lie-Klammer verschwindet.<br />
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