Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...
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100 Differentialgeometrie<br />
Beweis: Wir beschränken uns auf zeitartige Kurven mit ds ≥ 0, so dass wir die Betragstriche weglassen<br />
können, d.h. L = � gµν(x) ˙x µ ˙x ν . Wir bilden zunächst<br />
∂L 1 ∂gµν<br />
=<br />
∂xρ 2L ∂xρ ˙xµ ˙x ν ∂L 1<br />
,<br />
=<br />
∂ ˙x ρ 2L (gρν ˙x ν + gµρ ˙x µ ) = 1<br />
L gρκ ˙x κ<br />
Vom zweiten Term ist die totale Ableitung nach λ zu bilden, die wir mit der Kettenregel durch<br />
d<br />
�<br />
∂L<br />
dλ ∂ ˙x ρ<br />
�<br />
= ∂<br />
∂xτ �<br />
∂L<br />
∂ ˙x ρ<br />
�<br />
dxτ ∂<br />
+<br />
dλ ∂ ˙x τ<br />
�<br />
∂L<br />
∂ ˙x ρ<br />
�<br />
d ˙x τ<br />
dλ = ∂ 2L ∂xτ ∂ ˙x ρ ˙xτ + ∂ 2L ∂ ˙x τ ¨xτ<br />
∂ ˙x ρ<br />
ausdrücken. Die beiden Summanden enthalten die Ableitungen<br />
∂ 2L ∂xτ ∂ ˙x ρ =<br />
1<br />
−<br />
2L3 ∂gµν<br />
∂xτ ˙x µ ˙x ν gρκ ˙x κ + 1 ∂gρκ<br />
L ∂xτ ˙x κ<br />
∂ 2L ∂ ˙x τ∂ ˙x ρ =<br />
1<br />
−<br />
L3 gρν ˙x ν gτµ ˙x µ + 1<br />
L gρτ<br />
so dass die auf beiden Seiten mit 2L multiplizierten Lagrange’schen Gleichungen lauten:<br />
∂gµν<br />
∂xρ ˙xµ ˙x ν = − 1<br />
L2 ∂gµν<br />
∂xτ ˙x µ ˙x ν gρκ ˙x κ ˙x τ + 2 ∂gρκ<br />
∂xτ ˙x κ ˙x τ − 2<br />
L2 gρν ˙x ν gτµ ˙x µ ¨x τ + 2gρα ¨x α<br />
Diese recht komplizierten Gleichungen beschreiben den kürzesten Weg <strong>für</strong> eine beliebige Parametrisierung<br />
der Kurve. Man kann jetzt eine spezielle Parametrisierung wählen, so dass die Gleichungen<br />
einfach werden (ähnlich wie man in der Elektrodynamik eine spezielle Eichung <strong>für</strong> die Wellengleichung<br />
wählt). Wir wollen die Parametrisierung so wählen, dass die Kurve mit einer konstanten Geschwindigkeit<br />
durchlaufen wird, dass also ds/dλ = const bzw. L = const ist. Diese Eichung ist natürlich<br />
erst nach erfolgter Variationsrechnung zulässig <strong>und</strong> führt dazu, dass in der obigen Gleichung<br />
der erste <strong>und</strong> dritte Term auf der rechten Seite verschwinden. Die Gleichungen lauten nun<br />
gρα ¨x α + 1<br />
�<br />
2<br />
2<br />
∂gρκ<br />
∂xτ ˙x κ ˙x τ − ∂gµν<br />
∂xρ ˙xµ ˙x ν�<br />
= 0<br />
bzw.<br />
¨x α + 1<br />
2 gαρ�<br />
�<br />
2gρµ,ν − gµν,ρ ˙x µ ˙x ν = 0<br />
was sich in die gewünschte Form bringen lässt. Wir sehen daran, dass die geodätischen Differentialgleichungen<br />
geodätische Linien mit einer speziellen Parametrisierung erzeugen, die so beschaffen ist,<br />
dass die Kurve bezüglich ihres Parameters mit konstanter Geschwindigkeit durchlaufen wird.<br />
Beispiel: R 2 in Polarkoordinaten<br />
Eine Ebene kann durch Polarkoordinaten (x1 ,x2 ) = (r,φ) dargestellt werden. In dieser Darstellung<br />
ist der metrische Tensor durch<br />
�<br />
1 0<br />
gµν =<br />
0 r2 �<br />
, g µν �<br />
1 0<br />
=<br />
0 r−2 �<br />
(4.32)<br />
gegeben. Die einzige nicht-verschwindende partielle Ableitung der Tensorkomponenten ist g22,1.<br />
Die nicht-verschwindenden Christoffelsymbole sind<br />
Γ 1 22 = 1<br />
2 g11 (g12,2 + g12,2 − g22,1) = − 1<br />
2 g11g22,1 = −r (4.33)<br />
Γ 2 12 = Γ 2 21 = 1<br />
2 g22(g21,2 + g22,1 − g12,2) = 1<br />
2 g22g22,1 = 1<br />
.<br />
r<br />
(4.34)<br />
Die Gleichungen <strong>für</strong> eine geodätische Linie lauten in diesem Fall<br />
¨x t + Γ 1 22 ˙x 2 ˙x 2 = ¨r − r ˙φ 2 = 0 (4.35)<br />
¨x 2 + 2Γ 2 12 ˙x 1 ˙x 2 = ¨φ + 2<br />
r ˙r ˙φ = 0 (4.36)<br />
Damit haben wir zwei relativ komplizierte Differentialgleichungen <strong>für</strong> eine Gerade im R 2 erhalten.<br />
Haye Hinrichsen — Allgemeine <strong>Relativitätstheorie</strong>