Relativitätstheorie - Fakultät für Physik und Astronomie - Universität ...

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96 Differentialgeometrie Transformation benachbarte Tangentialräume miteinander ‘verklebt’ sind, wie also die Raumpunkte zusammenhängen. Wie wir später sehen werden, kann man sich intrinsische Krümmung vorstellen als eine Art Verdrehung in dieser Verklebung. Zusammenhänge können auf unterschiedliche Weise eingeführt und darstellt werden. Wir beginnen hier mit einer darstellungsfreien Formulierung, die von Koszul 1950 eingeführt wurde. Demnach ist ein Zusammenhang definiert als Abbildung ∇, die auf zwei stetig differenzierbare Vektorfelder X und Y wirkt. Die Wirkungsweise lässt sich anschaulich so beschreiben: ∇XY ist die Änderungsrate des VektorfeldesY bezüglich eines parallel mitgeführten Vektors, wenn man sich in Richtung X bewegt. Der Zusammenhang ∇ erfüllt folgende Axiome: (1) ∇X1+X2Y = ∇X1Y + ∇X1Y (2) ∇X(Y1 + Y2) = ∇XY1 + ∇XY2 (3) ∇ f XY = f ∇XY (4) ∇X(gY) = g∇XY + X(g)Y, wobei f ,g stetig differenzierbare Funktionen auf der Mannigfaltigkeit sind. Die ersten drei Axiome besagen, dass ∇ ein bilinearer Operator ist. Auch (4) ist eine Art Linearitätsgesetz, wobei es aber wegen der möglichen Ortsabhängigkeit von g zu einer Art Produktregel kommt. Stellt man sich das Vektorfeld X als Führungsfeld für Bahnen vieler Schiffe vor, die jeweils einen Tangentialvektor Y richtungserhaltend mit sich führen, dann würde der im vorherigen Abschnitt beschriebene Paralleltransport zu einem Vektorfeld Y führen, dessen Zusammenhang gleich Null ist: ∇XY = 0. (4.13) Das Vektorfeld X beschreibt geodätische Linien, wenn sich seine eigene Richtung bei Bewegung entlang dieser Linien nicht ändert, wenn also gilt: 4.2.5 Darstellung des Zusammenhangs ∇XX = 0 (4.14) Sei {ei} ein beliebiges Basisvektorfeld auf T M . Da die Abbildung ∇ bilinear ist, kann man sie vollständig durch ihre Wirkungsweise auf die Basisvektoren charakterisieren, d.h. die Tangentialvektoren ∇ei e j =: ∇ie j legen den Zusammenhang ∇ vollständig fest. Diese durch i, j indizierten Ergebnisvektoren kann man wiederum als Linearkombination über den Basisvektoren darstellen, d.h. ∇ jei = Γ k i jek . (4.15) Die Linearfaktoren Γk i j bezeichnet man als Zusammenhangskoeffizienten. Sie beschreiben, mit welcher Rate sich die k-te Komponente des Basisvektorfeldes ei ändert, wenn man sich in Richtung e j bewegt. Stellt man die im letzten Abschnitt verwendeten Vektorfelder in dieser Basis durch X = X j e j , Y = Y i ei , ∇XY = [∇XY] k ek (4.16) Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie

4.2 Paralleltransport 97 dar, so ergibt sich mit den Axiomen (3) und (4) die Darstellung [∇XY] k = � ∇ (X j e j)(Y i ei) � k = X j � ∇ j(Y i ei) � k � k = X j� Y i ∇ jei + e j(Y i )ei = X j Y i Γ k i j + X j e j(Y i ) [ei] k ���� =δ k i = X j e j(Y k ) + Y i Γ k i jX j (4.17) Der erste Term in der letzten Zeile enthält den Basisvektor ei, der als Richtungsableitung interpretiert werden kann, – dieser Term beschreibt also die Richtungsableitung der Vektorkomponente Y k in der gegebenen Darstellung. Da man Ableitungen als Generatoren von Translationen auffassen kann, beschreibt der erste Term eine Verschiebung des Vektors Y derart, dass er seine Richtung in der gewählten Darstellung nicht ändert. Im zweiten Term können die Zusammenhangskoeffizienten als eine von der Verschiebungsrichtung abhängige lineare Abbildung interpretiert werden, welche den verschobenen Vektor der gewählten Darstellung gerade so korrigiert, dass ‘in Wirklichkeit’ eine Parallelverschiebung stattfindet. Den gesamten Ausdruck bezeichnet man, wie bereits erwähnt, als kovariante Ableitung des Vektorfeldes. 4.2.6 Darstellung des Zusammenhangs in der Koordinatenbasis Die Resultate des letzten Abschnitts gelten für jede Basis. Wir betrachten jetzt den Spezialfall einer Darstellung in der Koordinatenbasis {∂µ} eines gegebenen Koordinatensystems. Wie bereits zuvor erwähnt, sind solche Basen dadurch ausgezeichnet, dass die Lie-Klammer der Richtungsableitungen verschwindet. Um hervorzuheben, dass es sich um eine Koordinatendarstellung handelt, benutzen wir griechische Indices. In einer Koordinatenbasis ist eµ = ∂µ, so dass die Gl. (4.17) die Form [∇XY] α = X ν ∂νY α +Y µ Γ α µνX ν (4.18) annimmt. Die Koeffizienten Γ α µν werden in der Koordinatendarstellung als Christoffelsymbole bezeichnet. Man kann durch eine Auswertung der Lie-Klammer zeigen, dass die Christoffelsymbole im Gegensatz zu Zusammenhangskoeffizienten in allgemeinen Basen symmetrisch in den beiden unteren Indices sind: Γ α µν = Γ α νµ . (4.19) Man spricht hier auch von einem Levi-Civitá-Zusammenhang. Genauer: Ein Levi-Civitá-Zusammenhang ist (a) winkeltreu, d.h. der relative Winkel zwischen zwei Vektoren bezüglich der Metrik ändert sich unter Parallelverschiebung nicht, und (b) torsionsfrei, d.h. die transportierten Vektoren rotieren nicht schraubenartig um die Transportrichtung. Die Raumzeit der allgemeinen Relativitätstheorie erfüllt diese Eigenschaft, was sich in einer Koordinatendarstellung in einer Symmetrie der beiden unteren Indices äußert. In der Differentialgeometrie haben sich in der koordinatenbasierten Indexnotation folgende Schreibweisen durchgesetzt: Y α ,ν Komma: Richtungsableitung Y α ,ν = ∂ν(Y α ) Y α ;ν Semikolon: kovariante Ableitung Y α ;ν = [∇eν Y]α = ∂ν(Y α ) +Y µ Γ α µν Mit diesen Abkürzungen kann Gl. (4.17) kurz geschrieben werden als Y α ;ν = Y α ,ν +Y µ Γ α µν (4.20) Haye Hinrichsen — Allgemeine Relativitätstheorie

4.2 Paralleltransport 97<br />

dar, so ergibt sich mit den Axiomen (3) <strong>und</strong> (4) die Darstellung<br />

[∇XY] k = � ∇ (X j e j)(Y i ei) � k = X j � ∇ j(Y i ei) � k<br />

� k<br />

= X j� Y i ∇ jei + e j(Y i )ei<br />

= X j Y i Γ k i j + X j e j(Y i ) [ei] k<br />

����<br />

=δ k<br />

i<br />

= X j e j(Y k ) + Y i Γ k i jX j<br />

(4.17)<br />

Der erste Term in der letzten Zeile enthält den Basisvektor ei, der als Richtungsableitung interpretiert<br />

werden kann, – dieser Term beschreibt also die Richtungsableitung der Vektorkomponente<br />

Y k in der gegebenen Darstellung. Da man Ableitungen als Generatoren von Translationen<br />

auffassen kann, beschreibt der erste Term eine Verschiebung des Vektors Y derart, dass er seine<br />

Richtung in der gewählten Darstellung nicht ändert. Im zweiten Term können die Zusammenhangskoeffizienten<br />

als eine von der Verschiebungsrichtung abhängige lineare Abbildung interpretiert<br />

werden, welche den verschobenen Vektor der gewählten Darstellung gerade so korrigiert,<br />

dass ‘in Wirklichkeit’ eine Parallelverschiebung stattfindet. Den gesamten Ausdruck bezeichnet<br />

man, wie bereits erwähnt, als kovariante Ableitung des Vektorfeldes.<br />

4.2.6 Darstellung des Zusammenhangs in der Koordinatenbasis<br />

Die Resultate des letzten Abschnitts gelten <strong>für</strong> jede Basis. Wir betrachten jetzt den Spezialfall<br />

einer Darstellung in der Koordinatenbasis {∂µ} eines gegebenen Koordinatensystems. Wie<br />

bereits zuvor erwähnt, sind solche Basen dadurch ausgezeichnet, dass die Lie-Klammer der<br />

Richtungsableitungen verschwindet. Um hervorzuheben, dass es sich um eine Koordinatendarstellung<br />

handelt, benutzen wir griechische Indices.<br />

In einer Koordinatenbasis ist eµ = ∂µ, so dass die Gl. (4.17) die Form<br />

[∇XY] α = X ν ∂νY α +Y µ Γ α µνX ν<br />

(4.18)<br />

annimmt. Die Koeffizienten Γ α µν werden in der Koordinatendarstellung als Christoffelsymbole<br />

bezeichnet. Man kann durch eine Auswertung der Lie-Klammer zeigen, dass die Christoffelsymbole<br />

im Gegensatz zu Zusammenhangskoeffizienten in allgemeinen Basen symmetrisch in<br />

den beiden unteren Indices sind:<br />

Γ α µν = Γ α νµ . (4.19)<br />

Man spricht hier auch von einem Levi-Civitá-Zusammenhang.<br />

Genauer: Ein Levi-Civitá-Zusammenhang ist (a) winkeltreu, d.h. der relative Winkel zwischen zwei<br />

Vektoren bezüglich der Metrik ändert sich unter Parallelverschiebung nicht, <strong>und</strong> (b) torsionsfrei, d.h.<br />

die transportierten Vektoren rotieren nicht schraubenartig um die Transportrichtung. Die Raumzeit der<br />

allgemeinen <strong>Relativitätstheorie</strong> erfüllt diese Eigenschaft, was sich in einer Koordinatendarstellung in<br />

einer Symmetrie der beiden unteren Indices äußert.<br />

In der Differentialgeometrie haben sich in der koordinatenbasierten Indexnotation folgende Schreibweisen<br />

durchgesetzt:<br />

Y α ,ν Komma: Richtungsableitung Y α ,ν = ∂ν(Y α )<br />

Y α ;ν<br />

Semikolon: kovariante Ableitung Y α ;ν = [∇eν Y]α = ∂ν(Y α ) +Y µ Γ α µν<br />

Mit diesen Abkürzungen kann Gl. (4.17) kurz geschrieben werden als<br />

Y α ;ν = Y α ,ν +Y µ Γ α µν (4.20)<br />

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