Oktober 2008 - Lebendige Gemeinde
Oktober 2008 - Lebendige Gemeinde
Oktober 2008 - Lebendige Gemeinde
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Information und Orientierung<br />
3. QUARTAL OKTOBER <strong>2008</strong><br />
Vorbilder<br />
Prägende Menschen in Württemberg<br />
Das Vorbild sind Sie!<br />
Geistliches Patenamt<br />
www.lebendige-gemeinde.de
AUS DEM INHALT<br />
»Folgt ihrem Glauben nach!« 4<br />
Ralf Albrecht<br />
Prägende Gestalten und<br />
Bilder im evangelischen Württemberg 6<br />
Rolf Scheffbuch<br />
Karl Wezel (1908-2004) und der Josua 9<br />
Konrad Eißler<br />
»Onkel Paul« – der Prediger 12<br />
im Rollstuhl<br />
Eberhard Silber<br />
Wie Menschen, die eine Vision haben, 14<br />
andere für das Reich Gottes gewinnen<br />
können.<br />
Bernd-Ulrich Barner<br />
Das Vorbild sind Sie! 15<br />
Edgar Kollmar<br />
Konfi rmandenarbeit am Beispiel der 17<br />
Kirchengemeinde Rielingshausen<br />
Ingeborg Bulling<br />
Patenschaft – neu entdeckt 19<br />
Hans Veit<br />
MIK – Mütter in Kontakt 21<br />
Ute Mayer<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER UND BEZUGSADRESSE<br />
Ludwig-Hofacker-Vereinigung, Saalstr. 6<br />
70825 Korntal-Münchingen<br />
Telefon: 0711/83 46 99, Fax: 0711/8 38 80 86<br />
Weitere Exemplare können nachbestellt werden.<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
BANKVERBINDUNGEN<br />
Ludwig-Hofacker-Vereinigung.<br />
Postbank Stuttgart 81149 706<br />
(BLZ 600 100 70) und<br />
LB-BW 2 356 075 (BLZ 600 501 01)<br />
Wir danken allen, die durch ihre Spende die kostenlose<br />
Verteilung dieses Blattes ermöglichen. Wir bitten um vollständige<br />
und deutliche Angabe der Anschrift auf den<br />
Überweisungsvordrucken, damit wir Spendenquittungen<br />
übersenden können. Wir sind ganz auf die Gaben der<br />
Freunde angewiesen.<br />
REDAKTION<br />
Ralf Albrecht, Thomas Binder, Erwin Damson,<br />
Hans-Jörg Gabler,Traugott Messner<br />
GESAMTGESTALTUNG<br />
Krauss Werbeagentur, 71083 Herrenberg<br />
DRUCK UND POSTZEITUNGVERTRIEB<br />
St.-Johannis-Druckerei,<br />
Postfach 5, 77922 Lahr-Dinglingen<br />
BILDNACHWEIS<br />
Titelbild istockphoto.com, LG, privat<br />
Internet www.<strong>Lebendige</strong>-<strong>Gemeinde</strong>.de<br />
eMail info@lebendige-gemeinde.de<br />
Termine<br />
Termine<br />
OKTOBER<br />
12. <strong>Oktober</strong> Familien-und Freundestag, CVJM Walddorf<br />
22. <strong>Oktober</strong> Kirchweihmontagskonferenz, Hülben AGV<br />
25. <strong>Oktober</strong> Christustreff, Württembergischer Brüderbund,<br />
Liederhalle Stgt.<br />
NOVEMBER<br />
01. November Landeskonferenz, AGV, Porschearena Stuttgart<br />
01. November Jahreskonferenz, SV, Harmonie Heilbronn<br />
07. – 08. November Mitarbeiterkongress zum 75 jährigen Jubiläum<br />
des LGV in Bad Liebenzell<br />
16. November Weltweiter Gebetstag für verfolgte Christen, DEA<br />
DEZEMBER<br />
21. Dezember Stuttgarter Jugendgottesdienst, Stiftskirche<br />
24. – 27. November Tagung der Landessynode, Stuttgart<br />
29. November CVJM Treff Walddorfhäslach<br />
31. Dezember Silvesterkonferenz, Hülben, AGV
Deshalb ist die Sache dran...<br />
VORBILDER<br />
Es gab Zeiten, da wurden Vorbilder grundsätzlich und radikal abgelehnt und geradezu verachtet.<br />
Alles, was nach Autorität aussah, wurde verworfen. Heute sind wir, Gott sei Dank,<br />
wieder offener für Vorbilder, manchmal suchen wir sie geradezu und wenn wir keine fi nden,<br />
vermissen wir sie schmerzhaft.<br />
Die Jugendlichen haben zwar ihre so genannten Idole, aber sind diese tatsächlich Vorbilder?<br />
Bei Idolen muss man sich die Frage stellen, ob sie einen guten Einfl uss auf die Jugendlichen<br />
ausüben oder einen schlechten? In der Regel sind diese Idole Fußballstars, Schauspieler<br />
oder Popsänger und als solche haben sie kaum irgendetwas mit der Lebenswelt der Jugendlichen<br />
selbst zu tun und leben in einer ganz anderen Welt und wie sie leben, ist oft alles<br />
andere als nachahmenswert.<br />
Ein echtes Vorbild macht aber aus, dass es Menschen sind, die ich in meinem Umfeld erlebe,<br />
die ihr Leben mit mir teilen und die mich in einer guten Weise beeindrucken und prägen,<br />
weil sie in einer guten Weise ihr Leben leben. Diese Vorbilder brauchen wir wirklich, aber<br />
gibt es sie?<br />
Gerade für die Weitergabe des Glaubens sind Vorbilder von entscheidender Bedeutung.<br />
Denn gerade der Glaube lässt sich nicht nur von der Theorie her verstehen und begreifen,<br />
sondern auch vom Erleben her, von Begegnungen und Erfahrungen. Und dazu braucht es<br />
die Menschen, die echt und unkompliziert den Glauben im Alltag leben und andere Menschen<br />
daran teilhaben lassen. Solche Menschen prägen und sind echte Vorbilder.<br />
Vorbild sein braucht Kraft und den Mut anders zu sein, auch manchmal gegen den Trend zu<br />
sein, indem man an Werten und Traditionen festhält, die den meisten Menschen nicht mehr<br />
viel bedeuten. Aber gerade das Anderssein schafft die Persönlichkeiten und Originale, die<br />
prägen und beeindrucken und werden Vorbild, ohne es bewusst zu wollen.<br />
Von solchen Vorbildern ist in diesem Heft die Rede, von Menschen, die keine<br />
Starallüren hatten, aber in ihrer Schlichtheit und Echtheit gewirkt<br />
haben. Auch die Bibel ist ein Buch voller Vorbilder, das können<br />
Sie im ersten Artikel dieses Heftes lesen. Wie wir als<br />
Christen auch heute noch im positiven Sinne prägen<br />
können, Vorbild auf die unterschiedlichsten Arten und<br />
Weisen sein können, erfahren Sie im zweiten Teil<br />
dieses Heftes.<br />
Ich wünsche Ihnen, dass dieses Heft Lust macht,<br />
das Vorbild in Ihnen zu entdecken,<br />
Ihr
4<br />
»Folgt ihrem Glauben nach!«<br />
Dekan<br />
Ralf Albrecht<br />
Nagold<br />
Wir brauchen Vorbilder im<br />
Glauben.<br />
Eine Zeit, in der Idole geschaffen, aber so<br />
wenig vorbildlich gelebt und geglaubt wird,<br />
verarmt aus verschiedenen Gründen:<br />
• Zum einen fehlt damit die Orientierung,<br />
wie ich mein Leben so anpacken kann, dass<br />
es wirklich geistlich gelingt. Das macht<br />
ja nur scheinbar frei, keine Vorbilder zu<br />
haben. Die Abneigung dagegen, sich an die<br />
Vorgaben und die Glaubensweise anderer<br />
zu binden, ist noch keine Freiheit. Sondern<br />
damit sind wir zunächst mal nichts mehr<br />
als bindungslos. Wer sich an keine Vorbilder<br />
hält, wird haltlos – und schnell sehr ungehalten.<br />
»Ich lasse mir von niemanden was<br />
vorschreiben« – tatsächlich? In Wirklichkeit<br />
ist es doch so, dass wir stark von anderen<br />
Vorbildern abschauen und sie imitieren.<br />
Wer es nicht bewusst macht, den erwischt<br />
es umso heftiger unbewusst. Der macht<br />
sich erst recht abhängig von Vorbildern.<br />
Und oft genug von solchen, die er eigentlich<br />
gar nicht unbedingt will. Ein Vorbild<br />
haben wir immer – suchen wir uns also die<br />
besten Vorbilder!<br />
• Zum anderen lernen Menschen am<br />
meisten durch Menschen. Wer fürs Leben<br />
lernen will, der lerne bei Menschen, die das<br />
Leben bewältigen – und gerade bei denen,<br />
die es aus dem fröhlichen Glauben an Jesus<br />
Christus heraus bewältigen. An Menschen,<br />
die glauben, kann ich lernen meinen Glauben<br />
zu leben, sonst bleibt der Glaube so<br />
unpraktisch, so wenig alltagstauglich.<br />
• Und zum dritten bleiben Leute ohne<br />
Vorbilder ich-bezogen. Sie haben nicht<br />
mehr als sich selbst zum Maßstab. Sie<br />
müssen all zu viel über sich selbst nachdenken,<br />
ihre eigenen Ziele verfolgen und<br />
sind auf sich selbst fi xiert. Wie anstrengend<br />
und letztlich nicht zu leisten ist es, wenn<br />
man alle Werte, Orientierungspunkte, Leitplanken<br />
des Lebens selbst erschaffen muss.<br />
Und welch verquere Standpunkte können<br />
dann dabei heraus kommen, wenn ich alle<br />
Orientierungshilfen daran messen muss:<br />
Kann ich mir das vorstellen? Bin ich aus<br />
meiner Erfahrung heraus damit einverstanden?<br />
Habe ich persönlich den Eindruck,<br />
dass dies vorbildlich ist? Wer ständig so<br />
fragt, belastet sich selbst über alle Maßen.<br />
Und zugleich bildet er sich nur ein, selbst<br />
sein eigenes, bestes, unbestechliches Vorbild<br />
zu sein.<br />
Wir brauchen EIN<br />
Glaubensvorbild.<br />
Nur eines letztlich: Jesus selbst – ER, der<br />
Christus, das Urbild und Vorbild des Glaubens.<br />
»Lasst uns aufsehen zu Jesus, den<br />
Anfänger und Vollender des Glaubens.«<br />
(Hebräer 12,2). An Ihm orientieren wir uns.<br />
Er ist für uns DAS Vorbild schlechthin. Er<br />
ist für uns so sehr Vorbild, dass wir ihm<br />
noch einmal auf eine ganz andere Art<br />
und Weise nachgehen als allen anderen<br />
Vorbildern. Und zwar so, dass er nicht nur<br />
vor uns als zu erreichender Maßstab her<br />
geht, dass er uns als Beispiel vor Augen<br />
steht, wie wir leben und glauben. Sondern<br />
er ist das alles in Person selbst. ER in Person<br />
lebt in denen, die glauben. ER lebt in<br />
uns. Christus ist viel mehr als ein vor uns<br />
liegendes Ziel, er ist eine in uns lebendige<br />
persönliche Realität. »Christus in Euch,<br />
die Hoffnung der Herrlichkeit« (Kolosser
1,27). Jesus ist das einzige Glaubensvorbild,<br />
das auch gleichzeitig alles erfüllt, was es<br />
uns vorlebt. Er gibt uns nicht nur vor, was<br />
wir sein können, Er schenkt uns, was wir<br />
in IHM sind: gerecht, von unserer Sünde<br />
befreit, mit Gottes Gegenwart beschenkt.<br />
Letztlich schenkt sich Jesus uns in Person<br />
ganz. Er spricht uns das zu – und es gilt für<br />
alle, die genau darauf persönlich vertrauen.<br />
Deshalb ist Jesus viel weniger Glaubensvorbild<br />
als vielmehr Glaubensschöpfer und<br />
Glaubensgeschenk in Person. IHN brauchen<br />
wir. Haben wir IHN nicht – und zwar nicht<br />
nur als Anschauungsunterricht, sondern als<br />
lebendigen Motor unseres Glaubens, dann<br />
nützen alle anderen Vorbilder nichts. Leben<br />
wir in IHM – und ER in uns, dann bekommen<br />
wir die Kraft, Vorbildern im Glauben<br />
zu folgen. Zuallererst IHM, und dann vielen<br />
anderen, angefangen von den großen Vorbildern<br />
der Bibel.<br />
Wir brauchen viele Glaubensvorbilder.<br />
Mose, Paulus, Jeremia, Petrus … - und um<br />
nur ein weiteres biblisches Beispiel etwas<br />
genauer unter die Lupe zu nehmen: David.<br />
David! Was für ein Vorbild!<br />
Wie er sich rufen lässt. Vom Hirtenfeld weg<br />
in eine königliche Aufgabe, die er weder<br />
kennt noch der er irgendwie gewachsen<br />
scheint. Doch Gottes Ruf trifft ihn – und er<br />
lässt es geschehen.<br />
Wir er seinem Gott vertraut. David gegen<br />
Goliath, das ist auch deshalb sprichwörtlich<br />
geworden, weil David uns ein Vorbild<br />
gegeben hat: Wir können vertrauensvoll<br />
in schwierigste Situationen gehen. Dank<br />
unseres Gottes sind wir immer in der qualitativen<br />
Mehrheit.<br />
Wie er Feindschaft mit Güte beantwortet.<br />
Anstatt seinen größten Feind abzusägen,<br />
beschämt er ihn durch seine Güte und<br />
Nachsicht. David fordert nicht Sauls Kopf,<br />
sondern er zeigt ihm einen abgeschnittenen<br />
Stofffetzen.<br />
Wie er betet. Wie er sich mit intensivsten<br />
Klangen, verselangem Lob, vertrauensvoller<br />
Bitte seinem Gott nähert und ihm das Herz<br />
ausschüttet.<br />
Wie er sich so gegen jede Heldenverehrung<br />
und Heroisierung sperrt.<br />
Wie er seine Schuld bekennt! Ein Ehebrecher<br />
und Mörder. Lebenslang trägt er an<br />
den Narben seiner Schuld – aber er bekennt<br />
und hängt sich verzweifelt an die Zusage<br />
seines Gottes: Du kannst dennoch vergeben.<br />
Und ihm wird ganz und gar vergeben.<br />
David lebt allein aus der Barmherzigkeit<br />
Gottes.<br />
Glaubensvorbilder brauchen<br />
uns als Nachfolger.<br />
Sie sind für uns eigentlich weniger Vorbild<br />
als Vorgänger. Sie sind einen Weg im<br />
Glauben gegangen, dessen Fußstapfen<br />
im Sand der Geschichte sichtbar zurück<br />
geblieben sind. Und wir können hinterher<br />
gehen. Kierkegaard hat es ja auf den Punkt<br />
gebracht: anstatt zu bewundern braucht es<br />
die Nachfolge. Das gilt zuallererst für Jesus<br />
Christus selbst. Aber dann auch für die,<br />
welche vor uns geglaubt haben. Was sie<br />
hofften, taten, sagten, dachten, gelassen<br />
haben, bewirkten: alles anschauen, alles<br />
prüfen, das Gute behalten. Und dann nachfolgen.<br />
Was so zur Tat wird, das hat Wert.<br />
5
6<br />
Prägende Gestalten und<br />
Bilder im evangelischen<br />
Württemberg<br />
Das verkündigte Wort schafft<br />
Glauben und <strong>Gemeinde</strong><br />
Der schwäbische Volkscharakter ist gegenüber<br />
allem Brimborium misstrauisch.<br />
Darum schlug das verkündigte Wort starke<br />
Wurzeln in Württemberg: Es begann mit<br />
der Gottesdienstordnung des Reformators<br />
Johannes Brenz, die vom verkündigten<br />
Wort geprägt war. Johann Albrecht Bengel<br />
(1687–1752) und einige seiner Denkendorfer<br />
Schüler verstärkten dieses Anliegen.<br />
Unter dem Bild von Bengel im Sitzungssaal<br />
des Oberkirchenrates in Stuttgart ist sein<br />
Wort zu lesen: »Wenn die Kirche wacker<br />
(gesund) ist, dann glänzt die Schrift: Wenn<br />
die Kirche kränkelt, dann setzt die Schrift<br />
Moder an«. Das ehrfürchtig erforschte<br />
und seelsorgerlich verkündigte Bibelwort<br />
»schafft« Glauben und <strong>Gemeinde</strong>. Diese<br />
Grunderkenntnis Luthers verstärkten Bengels<br />
Schüler, zu denen auch Oetinger und<br />
Hiller gehörten. Bis in unsere Tage hinein<br />
stehen Theologen wie Beck, Schlatter,<br />
Heim, Thielicke, Michel und die neuere<br />
Schule Tübinger Biblischer Theologie in dieser<br />
Tradition.<br />
Friedrich Christoph Oetinger (1702 –1782),<br />
der spätere Prälat, führte als junger Pfarrer<br />
in Walddorf um 1750 die morgendliche<br />
Andacht wieder ein, Haus um Haus. Dieser<br />
vom Hausvater gehaltene Kurzgottesdienst<br />
mit gemeinsamem Singen, mit Bibellesen<br />
und Gebet wurde zum festen Bestandteil<br />
christlicher Sitte quer durch das schwäbische<br />
Land – und wurde von dort aus<br />
durch die Auswanderer auch in den Weiten<br />
von Russland und von Amerika heimisch<br />
gemacht.<br />
Das »Liederkästlein« des stimmlos gewordenen<br />
Pfarrers Philipp Friedrich Hiller<br />
(1699–1769) mit seinen 1073 geistlichen<br />
Dichtungen bot die Sing-Hilfe für diese<br />
Andachten, vor allem aber für die Gemeinschafts-»Stunden«.<br />
Dieses Liedgut war im besten Sinn<br />
»biblisch-komprimiertes« Bekenntnis zu<br />
Jesus. Vor allem mit Hillers Liedern wurde<br />
die anspruchsvolle Theologie von Bengel<br />
den Schwaben ins Herz gesungen. Das<br />
geistliche Lied wurde in der Folgezeit<br />
immer mehr zur belebenden Quelle des<br />
geistlichen Lebens Württembergs. Dazu<br />
halfen Dichter wie Albert Knapp, Michael<br />
Hahn, Gebhardt und Otto Riethmüller<br />
ebenso mit wie die Komponisten Knecht,<br />
Silcher, Lang und Metzger.<br />
Das Andachtsbild – und seine<br />
prägende Bedeutung<br />
Die württembergische und speziell die<br />
pietistische Frömmigkeit wird – völlig<br />
unzutreffend - immer wieder als »bilderfeindlich«<br />
denunziert. Durch Jahrhunderte<br />
hindurch haben biblische Szenen auf den<br />
Emporenbrüstungen oder in Fenstermalereien<br />
das verkündigte Wort ebenso<br />
unterstützt wie die biblischen Illustrationen<br />
des Julius Schnorr von Carolsfeld und<br />
von Rudolf Schäfer. Gerade die Bibeln der<br />
Württembergischen Bibelanstalt waren liebevoll<br />
illustriert. Im 19. Jahrhundert haben<br />
sich viele durch das von katholischer Volksfrömmigkeit<br />
inspirierte »Herz-Büchlein« von<br />
Johannes Gossner beeindrucken lassen.<br />
Im 20. Jahrhundert bewährten sich die<br />
Illustrationen im »Gottbüchlein« und die
Prälat i.R.<br />
Rolf Scheffbuch<br />
Korntal<br />
Verteilbildchen der Künstlerin Mink-Born<br />
als geistliches Gegengewicht gegen den<br />
»bibel- und judenfeindlichen Ungeist« der<br />
hitlerzeiteit.<br />
Kitschige Großformat-Drucke von segnenden<br />
Engeln oder von »Jesus im Kornfeld«<br />
waren in der bürgerlichen Wohnung<br />
als Wandschmuck üblich. Zwei andere<br />
Motive waren es jedoch im pietistisch und<br />
auch kirchlich geprägten Haus, die als<br />
Andachtsbilder weit verbreitet waren.<br />
»Die Erscheinung des Herrn Jesus und seiner<br />
Heiligen auf weißen Rossen«. Das ist<br />
nach Offb 19,14 das Thema des Andachtsbildes,<br />
das in unzähligen Nachdrucken als<br />
Wandbild anzutreffen war. Gemalt hatte<br />
es der Stuttgarter Malerprofessor Heinrich<br />
Franz Gaudenz von Rustige (1810–1900).<br />
1861 kam dies Wandgemälde in das<br />
Korntaler Knabeninstitut. Der Essener<br />
Jugendpfarrer Wilhelm Weigle (1862–1932)<br />
brachte im Eingangsbereich des von ihm<br />
geschaffenen modellhaften Jugendhauses<br />
einen Abdruck an. Etwas befremdet fragte<br />
ein Besucher: »Ist das nicht etwas kitschig,<br />
fast frömmlerisch? Sie haben doch hier mit<br />
ganz modernen jungen Burschen zu tun!<br />
Weigle antwortete: »Nach einem Sonntag<br />
hier in diesem Haus müssen die Burschen<br />
wieder in die gottlose und gnadenlose<br />
Arbeitswelt unter Tage oder bei Krupp. Da<br />
soll dies Bild mit ihnen gehen und sie daran<br />
erinnern: Der letzte Herr der Welt wird einmal<br />
Jesus sein!« Dr. Gustav Heinemann, der<br />
spätere Bundespräsident, war lange Jahre<br />
Vorsitzender des Weigle-Haus-Vereins. Als<br />
Oberbürgermeister von Essen brachte er<br />
beim Kirchentag 1950 die Botschaft dieses<br />
alten Bildes auf die einprägsame Formel:<br />
»Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr<br />
aber kommt!«<br />
Der breite und der schmale<br />
Weg - mehr als nur ein Bild<br />
Noch prägender war jedoch das Andachtsbild<br />
»vom breiten und vom schmalen Weg«.<br />
Vertieft hatte es der englische Erweckungsschriftsteller<br />
John Bunyan (1628–1688)<br />
in seinem Erbauungsbuch »The Pilgrim’ s<br />
Progress« (Pilgerreise zur seligen Ewigkeit).<br />
Bunyans Darstellung der üppig-lärmenden<br />
Stadt »Vanity« und ihrem »Jahrmarkt der<br />
Eitelkeiten« inspirierte den Schriftsteller<br />
Thackeray (1811–1863). Er übertrug den<br />
»Jahrmarkt der Eitelkeiten« in die viktorianische<br />
Welt des 19. Jahrhunderts und animierte<br />
damit manche Künstler zur Darstellung<br />
der zweifelhaften und vergänglichen<br />
Pracht des »breiten Weges«.<br />
7
8<br />
Die Stuttgarter Kaufmannsfrau Charlotte<br />
Reihlen (1805–1868) war allerdings<br />
mit der Darstellung des<br />
»schmalen Weges« nicht<br />
zufrieden. Da ging es<br />
nämlich um die Ideale<br />
von Fleiß und Gehorsam,<br />
von Sparsamkeit<br />
und von Familienglück.<br />
All diese anschaulich<br />
dargestellten puritanischen<br />
Tugenden<br />
verströmten Prüderie<br />
und pharisäische Überheblichkeit<br />
über die »ach so böse<br />
Welt«! Charlotte Reihlen jedoch<br />
wollte veranschaulichen, dass der Weg<br />
mit Jesus voll faszinierender Herausforderungen<br />
ist. So gab sie einem Stuttgarter<br />
Künstler den Auftrag: »Gestalten Sie den<br />
schmalen Weg so, das deutlich wird, wie<br />
rechter Glaube in der Liebe tätig wird!« So<br />
sind auf der Lithographie Sonntagschule,<br />
Kinder-Rettungshaus, Diakonissenanstalt,<br />
Jugendunterweisung, Alkoholikerfürsorge,<br />
Freiluftevangelisation, Herberge<br />
für Obdachlose u.a. zu sehen. All diese<br />
Aktionen und Werke hatte die pietistische<br />
Unternehmerin entweder selbst ins Leben<br />
gerufen oder gefördert. Daneben rief Charlotte<br />
Reihlen eine Privatschule für Höhere<br />
Mädchenbildung ins Leben, aber auch eine<br />
»Anstalt für alternde Mägde«. Sie setzte<br />
durch, dass in der Stuttgarter Stiftskirche<br />
ein jährliches Missionsfest eingerichtet<br />
wurde. Ein Hilfsverein sollte auch ärmeren<br />
<strong>Gemeinde</strong>gliedern zu einem eigenen<br />
Gesangbuch verhelfen. Von Stuttgart, der<br />
Residenzstadt, sollten gesundmachende<br />
Kräfte in das ganze Land hinein strömen.<br />
Zugleich sollten Menschen auch einen Ekel<br />
bekommen vor allem, was nicht hilfreich<br />
ist. Deshalb ist auf dem »breiten Weg« auch<br />
dargestellt, wie abstoßend es ist, Zeit<br />
totzuschlagen, dem eigenen Körper<br />
durch maßlosen Genuss zu schaden,<br />
oder auf wehrlose Kreatur<br />
hinein zu prügeln. Neben einer<br />
abschreckenden Darstellung<br />
kriegerischen Mordens<br />
überquert ein dampfender<br />
Eisenbahnzug den »breiten<br />
Weg«. Charlotte Reihlen war<br />
nicht technikfeindlich, aber sie<br />
litt unter dem ständigen Abbröckeln<br />
des Gottesdienstbesuches,<br />
seitdem die Stuttgarter am Sonntag<br />
mit der Bahn »ins Freie« fuhren. Weil<br />
sie einst selbst in einem Gottesdienst von<br />
Jesus ergriffen worden war, wollte sie ihre<br />
Zeitgenossen wecken: Lasst euch nicht<br />
vom wahren Leben weglocken! Mit dem<br />
allem wollte sie nicht belehren, sondern<br />
mit ihrem eigenen Vorangehen viele in<br />
Württemberg ermutigten, auf den Weg mit<br />
Jesus zu kommen und auf diesem Weg zu<br />
bleiben. Sie wusste – auch dies ist auf dem<br />
Bild dargestellt -, dass es auf dem Weg mit<br />
Jesus auch Durststrecken gibt und dass er<br />
oft an Abgründen vorbei führt. Umso mehr<br />
blieb sie bei der Parole, die ihr ganzes Leben<br />
prägte: »Nicht weg von Jesus, sondern vielmehr<br />
nur noch näher hin zu Jesus!«<br />
Mit dieser Botschaft des auf sie zurückgehenden<br />
Andachtsbildes hat sie Württemberg<br />
ebenso stark geprägt wie mancher<br />
der meist als prägend genannten Prediger<br />
und auch wie mancher der einfl ussreichen<br />
Leiter diakonischer Initiativen.
KARL WEZEL (1908-2004) UND DER JOSUA<br />
Karl Wezel hätte auch Josua heißen<br />
können. So wie dieser Gottesmann<br />
zu einer entscheidenden<br />
Figur in der Geschichte Israels<br />
geworden ist, so wurde Karl<br />
Wezel zur entscheidenden Person<br />
in der Geschichte des CVJM. Ohne<br />
ihn ist der württembergische Landesverband<br />
nicht zu denken. Für<br />
beide gilt Gottes Zusage:<br />
«Ich lasse dich nicht fallen und<br />
verlasse dich nicht.«<br />
Pfarrer i.R.<br />
Konrad Eißler<br />
Hülben<br />
Der Helfer<br />
Eigentlich hat Josua Hosea geheißen, das<br />
heißt Helfer. Diesem Namen hat er<br />
alle Ehre gemacht. Er hat als Adjudant<br />
geholfen und das Schwert getragen.<br />
Er hat als Sekretär geholfen und die<br />
Gesetzestafeln geschleppt. Er hat als<br />
Spion geholfen und reife Weintrauben<br />
geschultert. So war er Hilfe, Helfer,<br />
Handlanger, eben der Hosea, so wie Karl<br />
Wezel auch.<br />
Zuerst hat der Maler Wezel dem kleinen<br />
CVJM Walddorf geholfen. Weil der<br />
kein Dach überm Kopf hatte, kaufte er im<br />
Jahr 1937 das »Scheuerle«. Diese<br />
»alte Hütt« wurde zur Herberge der Jugendarbeit.<br />
Auf Vorschlag von Wilhelm<br />
Schäfer, einem Landesmitarbeiter, begannen<br />
dort im Jahre 1946 die Jungmännerfreizeiten.<br />
Im Waschkessel wurde gekocht,<br />
im Wasserkübel gewaschen und im Stroh<br />
geschlafen.<br />
Dann hat der Maler Wezel endgültig den<br />
Pinsel aus der Hand gelegt und hat dem Ev.<br />
Jungmännerwerk geholfen. Zuerst sollte er<br />
nur für zwei Jahre im Landesdienst aushel-<br />
9
10<br />
fen. Daraus wurde ein lebenslanger Dienstauftrag<br />
- ohne Ausbildung, Fortbildung,<br />
Weiterbildung und Einbildung. »Karl Wezel<br />
war Träger eines echten Charismas, ein<br />
Mann ohne Ausbildung. Glücklich ein Werk,<br />
das solche Menschen in seiner Mitte hat«<br />
(Theo Sorg). Er fuhr mit seinem »Motorrädle«<br />
kreuz und quer durchs Ländle und<br />
evangelisierte. Fritz Grünzweig bemerkte<br />
einmal: »Wenn du durch‘s Land gehst und<br />
triffst junge Männer, die aus kernigem Holz<br />
geschnitzt ihren Glauben leben, dann sind<br />
das junge Männer, die durch Karl Wezel<br />
zum Glauben kamen.«<br />
Über Jahrzehnte hinweg hat er jeden Sommer<br />
dem Zeltlager bei Birnau geholfen,<br />
dass dieses »Bola« zu einer geistlichen<br />
Bodenseewasserversorgung für sehr viele<br />
CVJM geworden ist. Nicht einmal seinen<br />
Geburtstag am 14. August konnte ihn<br />
davon abhalten, diesen Festtag auf dem<br />
Zeltplatz zu feiern. Ihm waren die »neuen<br />
Geburten« von jungen Männern viel wichtiger<br />
als seine eigene Geburt. »Seht ihr«,<br />
sagte er, »das bewegt mich. Ich darf jungen<br />
Leuten die Botschaft des Heilands sagen,<br />
der uns so lieb hat, der uns haben möchte<br />
und der uns segnen will.«<br />
Und Karl Wezel hat Fritz Liebrich in Eßlingen<br />
geholfen, dass es zur Gründung des<br />
CVJM-Landesverbandes gekommen ist.<br />
Beiden war es ein wichtiges Anliegen, dass<br />
der CVJM nicht ausgelöscht werden darf,<br />
sondern als freies Werk im EJW seinen<br />
Platz behalten muss. Die Helferqualitäten<br />
eines Karl Wezel sind nicht zu überschätzen.<br />
Der Diener<br />
Josua war nicht Mose. Diese überragende<br />
Gestalt trug einen Herrenanzug, der<br />
ihn als Chef zeigte. Eine Uniform, die ihn<br />
als Feldherr auswies. Einen Talar, der ihn<br />
als Mittler zwischen Gott und seinem Volk<br />
erkennbar machte. Josua aber trug zeitlebens<br />
den Schurz des Dieners. Aber Gott<br />
sagte zu ihm: »Ich beachte dich.« Gerade<br />
der demütige Diener passt in Gottes Personalpolitik,<br />
so wie Matthias Claudius an<br />
seinen Freund geschrieben hat: »Wir sind<br />
nicht groß, Andres, aber unser Glück ist<br />
groß, dass wir an einen großen Gott glauben,<br />
der Kleine sieht. Und dieser große Gott<br />
stellt uns in seinen Dienst unabhängig von<br />
unseren Qualitäten.«<br />
Ein Mann mit dem Schurz war Karl Wezel<br />
auch. Als er einmal nach der Konfi rmation<br />
zum Gottesdienst ging, fi el ihm ein Zettel<br />
aus dem Gesangbuch. Sofort erkannte<br />
er die Handschrift seiner Mutter. »Mein<br />
Kind, bleib gern im niedrigen Stand.» Und<br />
darunter der Vers: »Stolze müssen selbst<br />
gestehen, wenn sie Fromme um sich sehen,<br />
dass doch Demut edler ist, als ein frecher,<br />
stolzer Christ.« Diesen Zettel hat er immer<br />
in seinem Tagebuch aufbewahrt. Sein<br />
Outfi t blieb der Schurz und sein Wesen die<br />
Demut.<br />
Es gibt wenig Dinge, zu denen man so<br />
viel Mut braucht wie zur Demut. Demut<br />
ist der Mut zum Dienen, Mut für andere<br />
da zu sein, Mut für den steinigen Weg.<br />
Dass Karl Wezel dafür die richtige Frau an<br />
seiner Seite hatte, war eine Sonderration<br />
des Himmels. Karl am Pult und Lina in der
Küche, ein unvergessenes Duo. Sie verwirklichten<br />
Paul Deitenbecks Wunsch »Lange<br />
Würste - kurze Predigten« auf ihre Weise:<br />
Riesen Schnitzel und riesige Bibelarbeiten!<br />
Die Erweiterung des Vereinshauses und der<br />
Saalneubau ermöglichten unzähligen<br />
CVJMern dort zu tanken, »bei Karl Ramsayer<br />
und Paul Müller Super, bei mir Normal«<br />
(Wezel).<br />
Augustin wies daraufhin: »In der Demut<br />
liegt Kraft.« Im Kreis der Landesmitarbeiter<br />
war Karl Wezel der, der am wenigstens<br />
geredet hat. Er hat selten das Wort genommen,<br />
aber wenn er gesprochen hat, dann<br />
war es klärend und wegweisend. Eine<br />
seiner Kraftquellen war nicht Geisteskraft,<br />
Muskelkraft oder Herzkraft, sondern die<br />
Kraft der Demut. Ihm ist viel Hochmut<br />
begegnet: »Evangelisation ist out«. Ihm ist<br />
auch viel Unmut begegnet: »Walddorf?<br />
Nein danke.« Ihm ist erst recht viel Kleinmut<br />
begegnet: »CVJM-Arbeit? Das war‘s!«<br />
Dem allem begegnete er mit Demut. Dabei<br />
erfuhr er: »Den Demütigen gibt er Gnade.«<br />
Karl Wezels Lebenszeit war eine Gnadenzeit<br />
für junge und erwachsene Menschen im<br />
Land.<br />
Der Hörer<br />
Gott hat dem Josua ins Stammbuch<br />
geschrieben: »Lass das Buch nicht von deinem<br />
Munde kommen, sondern betrachte es<br />
Tag und Nacht.« Daran hat er sich gehalten<br />
und so gute Erfahrungen damit gemacht,<br />
dass er in seiner Lebensbilanz besonders<br />
vermerkt hat: »So haltet nur ganz fest<br />
daran, dass ihr nur das tut, was geschrie-<br />
ben steht.« Josua hätte sich fragen können:<br />
»Keine Vision, keine Audition, kein Wunder<br />
von oben? Nur das Wort? Ist das alles?« Es<br />
war alles. Mehr brauchte er nicht. Das Wort<br />
genügt zum Leben und Sterben.<br />
Auch Karl Wezel war ein Liebhaber der<br />
Bibel. Als er im Alter von 13 Jahren sehr<br />
krank wurde, besuchte ihn der Pfarrer und<br />
hielt ihm Konfi rmandenstunde im Bett.<br />
»Damals hat das Wort mich entdeckt.« Seither<br />
blieb er beim leidenschaftlichen Ruf:<br />
»Halt deine Bibel als den kostbaren Schatz.«<br />
Hosea heißt Helfer. Mose hat ihn zum<br />
Josua umgetauft. Das heißt: »Der Herr<br />
ist mein Helfer.« Und der hat dem Karl<br />
Wezel auch durchgeholfen bis zum<br />
ewigen Leben.<br />
11
12<br />
»Onkel Paul«<br />
– der Prediger im Rollstuhl<br />
Eberhard Silber<br />
Korntal<br />
So lernte ich Dr. Paul Müller, von mir und<br />
anderen Onkel Paul genannt, kennen und<br />
überaus schätzen: in seinem Hauskreis<br />
in der Heslacher Wand in Stuttgart, bei<br />
Bibelfreizeiten im CVJM-Heim in Walddorfhäslach,<br />
bei Vorträgen da und dort.<br />
Er beeindruckte mich als reifer, stets fröhlicher<br />
Christ, als scharfer Denker, als bibelgläubiger<br />
Naturwissenschaftler. Besonders<br />
jungen Menschen hatte er Entscheidendes<br />
zu sagen, lebte vor, worüber er sprach, und<br />
das stets aktuell und fundiert.<br />
Es ging ihm um konsequente Nachfolge,<br />
um Stärkung im Glauben, um Umgestaltung<br />
in das Bild Jesu, um Befestigung<br />
in der biblischen Hoffnung. Keineswegs<br />
klammerte er die Bewährung des Christen<br />
im Leiden aus. Gerade hier predigte er<br />
nicht vom grünen Tisch, sondern aus<br />
eigenem Erleben und persönlicher Betroffenheit.<br />
Von besonderer Bedeutung für<br />
ihn und seine Zuhörer war die Verbindung<br />
naturwissenschaftlicher Kenntnisse mit<br />
den Aussagen der Bibel. Hier sah er keine<br />
Widersprüche und half dadurch besonders<br />
jungen Menschen, die in der Schule<br />
mit ausschließlich evolutionärem Denken<br />
konfrontiert wurden über Glaubenszweifel<br />
hinweg.<br />
Durch sein Leben und Wirken, durch sein<br />
Schrifttum und sein seelsorgerliches Handeln<br />
wurde er mir und vielen anderen zum<br />
lockenden Vorbild, dem man gerne nach-<br />
eiferte, das man liebte, nicht zuletzt wegen<br />
seiner Güte und seinem Verständnis, aber<br />
auch wegen seiner physischen Opfer.<br />
In seiner inzwischen vergriffenen Selbstbiographie<br />
»In der Schule des Meisters« schreibt<br />
er wie sein Leben ihn geprägt hat.<br />
Im Jahr 1896 wurde er als ältester Sohn<br />
geboren. Seine Eltern und viele seiner Vorfahren<br />
waren entschiedene Christusnachfolger.<br />
Im Elternhaus und bei Verwandten<br />
war es üblich Tischgebete zu sprechen,<br />
Andachten zu halten und häufi g kniend zu<br />
beten. Schon für den Zehnjährigen waren die<br />
Besuche der Hahn´schen Gemeinschaft in<br />
Stuttgart beeindruckend. Vom Wort Gottes<br />
und von seelsorgerlichen Menschen angesprochen,<br />
wurde es ihm mit 15 Jahren klar,<br />
sein Leben ohne Vorbehalt seinem Gott und<br />
Herrn zu übergeben.<br />
Beim Ausbruch des 1.Weltkrieges 1914 meldeten<br />
sich viele seiner Altersgenossen freiwillig<br />
zum Wehrdienst. Ein gläubiger Onkel,<br />
bei dem er mit seinen Geschwistern immer<br />
wieder Ferien verbringen konnte, riet ihm<br />
davon ab. Bald nach der Reifeprüfung und<br />
dem Beginn seines naturwissenschaftlichen<br />
Studiums wurde er als 19-jähriger zum Militär<br />
eingezogen. Nach<br />
schlimmen Kriegsjahren an der französischen<br />
Front geriet er 1916 verwundet in<br />
englische Kriegsgefangenschaft. Nachdem<br />
er 1919 von dort entlassen wurde, setzte er<br />
sein Studium in Stuttgart und Tübingen fort.
Während der Semesterferien nahm er an<br />
christlichen Lehrerkonferenzen teil. Redner<br />
wie Pfarrer Kühn, Pfarrer Coerper, Walter<br />
Martin Borngräber sprachen ihn stark an,<br />
erweiterten seinen Blick in Gottes Heilsplanungen<br />
und vertieften sein Glaubensleben.<br />
In starkem Maße prägten ihn auch Vorlesungen<br />
des Tübinger Theologieprofessors<br />
Karl Heim über das Thema »Christentum<br />
und Naturwissenschaft«.<br />
1922 begann er seine Lehrtätigkeit als<br />
Studienreferendar in Ulm. In dieser Zeit<br />
legte er auch seine Doktorprüfung ab. »Die<br />
Foraminiferen des Schwäbischen Jura« war<br />
Thema seiner Doktorarbeit. Dann wurde er<br />
an das Lehrerseminar in Backnang abgeordnet,<br />
eine für den Junglehrer schwierige<br />
Aufgabe.<br />
1924 setzte bei Paul Müller, zunächst kaum<br />
bemerkbar, die heimtückische Multiple<br />
Sklerose ein. Die Körperkräfte ließen langsam<br />
nach und die Gehfähigkeit allmählich<br />
eingeschränkt. Ermüdungserscheinungen<br />
und Schwächeanfälle traten verstärkt auf.<br />
Trotz vieler Heilversuche, Krankenhausaufenthalten<br />
und Kuren, trotz gesunder<br />
Ernährung und der Befolgung vieler guter<br />
Ratschläge traf keine anhaltende Besserung<br />
ein. Nun galt es für ihn zu lernen, sich<br />
in Gottes Willen zu fügen, das Leben neu<br />
zu durchdenken und bewusst nach Gottes<br />
Willen Ausschau zu halten. Ein schwerer<br />
Kampf für den noch jungen, tatkräftigen<br />
Mann mit großer berufl icher Zukunft!<br />
1928 konnte er als Studienrat die Stelle am<br />
Nagolder Lehrerseminar antreten. Dunkel<br />
lag vor ihm die weitere persönliche und<br />
berufl iche Lebensführung. Zur unentbehrlichen<br />
Hilfe wurde ihm die von Gott<br />
zugeführte junge Frau Martha, geb. Kern,<br />
die er 1930 heiratete. Sie war ihm Zeit seines<br />
Lebens die entscheidende Stütze, die<br />
die gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
geduldig mittrug, die ihn umsorgte und ihn<br />
in guten und schweren Zeiten hingebungsvoll<br />
pfl egte. Sie war ihm Gattin, Sekretärin,<br />
Krankenpfl egerin und Chauffeurin in einer<br />
Person und als »Tante Martha« von uns<br />
sehr geschätzt.<br />
Da Paul Müller nicht in die Nationalsozialistische<br />
Deutsche Arbeiterpartei Adolf<br />
Hitlers eintrat, musste er Nagold verlassen.<br />
Er kam an die Realschule nach Urach. Auf<br />
Wunsch der Eltern Kern wurde es ihm<br />
1938 ermöglicht als Chemielehrer an der<br />
Friedrich-Eugen-Oberschule in Stuttgart zu<br />
beginnen.<br />
Der 2. Weltkrieg brachte große Einschnitte<br />
im privaten und berufl ichen Bereich. Die<br />
Müllers wurden wiederholt in Stuttgart<br />
ausgebombt. Sie erlebten viele Bewahrungen.<br />
Der geregelte Unterricht litt stark.<br />
1944 konnten sie wegen der schweren<br />
Fliegerangriffe in Stuttgart in die Wohnung<br />
eines Onkels nach Nagold ziehen.<br />
Ein Jahr später in Stuttgart zurück, konnte<br />
Paul Müller seinen Lehrdienst unter<br />
schwierigsten Umständen wieder aufnehmen.<br />
Doch wurde er 1948 ohne Angabe<br />
genauerer Gründe als angeblicher »Mitläufer«<br />
mit anderen Lehrern plötzlich vom<br />
Dienst suspendiert und zur Ruhe gesetzt.<br />
Als Karl Wezel, ein Verwandter seiner Frau<br />
Martha davon erfuhr, lud er ihn als Redner<br />
zu einer Bibelwoche über den Epheserbrief<br />
nach Walddorfhäslach ins CVJM-Freizeithaus<br />
ein. Türen taten sich auf, vor allem<br />
bei jungen Männern, besonders wenn es<br />
um Fragen von Bibelglaube und Schöpfung<br />
ging. So begann ein bis in sein hohes Alter<br />
überaus wirkungsvoller Dienst an Jung<br />
und Alt bei Bibelwochen, Freizeiten, Konferenzen,<br />
Vorträgen in Kirchen, Gemeinschaften<br />
und Freizeitheimen.<br />
1983 wurde er im 88. Lebensjahr nach<br />
einem Schlaganfall und letzten schweren<br />
Leidenstagen von seinem Herrn heimgerufen.<br />
13
14<br />
Wie Menschen, die eine Vision haben, andere<br />
für das Reich Gottes gewinnen können.<br />
Bernd-Ulrich Barner<br />
Ohmden<br />
Als Kind bin ich lange und gerne in die Kinderkirche<br />
gegangen.<br />
Mit ca. 13 Jahren wurde ich nach der Kinderkirche<br />
von einem Mitarbeiter angesprochen:<br />
Morgen fängt eine neue Jungbläsergruppe<br />
an, das wäre doch etwas für dich.<br />
Da ich mit Begeisterung die biblischen<br />
Geschichten, die er erzählt hatte, verfolgte,<br />
konnte ich nicht nein sagen. Ich folgte seiner<br />
Einladung und brachte zum Ausdruck,<br />
dass ich mir die Sache einmal ansehen<br />
werde.<br />
Einige Jahre später: Nach der Posaunenchorprobe<br />
kam ein anderer Bläser auf<br />
mich zu und erzählte mir, dass es doch in<br />
der <strong>Gemeinde</strong> bald wieder eine Jungschar<br />
geben könnte. Er war der Meinung, dass ich<br />
als Jungscharleiter für diese neue Gruppe<br />
(die es noch nicht gab) genau der Richtige<br />
wäre. Ich konnte mir das überhaupt nicht<br />
vorstellen und hatte alle möglichen Argumente,<br />
ihm abzusagen. Mit allen meinen<br />
Argumenten war er (glücklicherweise) nicht<br />
zufrieden.<br />
Er ließ nicht locker und kündigte an, dass<br />
er mich in den nächsten Tagen besuchen<br />
werde um noch mal darüber zu reden.<br />
Diese »Androhung« nahm ich aber nicht<br />
ernst.<br />
Er stand wie angekündigt vor meiner<br />
Haustür und fragte noch mal: »Hasch Dir’s<br />
jetzt überlegt?« Meine Mutter kam hinzu<br />
und selbst Ihr Argument, dass ich doch<br />
lernen müsste, konnte ihn nicht überzeugen.<br />
Er ging auf’s Ganze und teilte mir mit,<br />
dass er mich bereits schon zum Grundkurs<br />
des Ev. Jugendwerks angemeldet hätte.<br />
Er ließ nicht locker und sagte mir zu, dass<br />
er mich auch zu den Grundkurswochenenden<br />
fahren würde. So blieb mir nichts<br />
anderes übrig, als mich darauf einzulassen.<br />
Tatsächlich holte er mich an jedem Kurswochenende<br />
mit dem Auto ab und brachte<br />
mich danach wieder nach Hause. Dieser<br />
Grundkurs hat mein Leben verändert. Mir<br />
wurde klar, dass es wirklich meine Aufgabe<br />
ist, diese Jungschar zu beginnen um<br />
Gottes Wort und Liebe an junge Menschen<br />
weiter zu geben.<br />
Vermutlich überzeugte mich sein Engagement,<br />
seine Hartnäckigkeit, seine Vision,<br />
dass es in der <strong>Gemeinde</strong> wieder eine Jungschar<br />
bzw. eine lebendige Jugendarbeit<br />
geben könnte.<br />
Ich bin dankbar, dass es in meinem Leben<br />
Leute gab, denen ich wichtig war, die mich<br />
sowohl im Gebet als auch im praktischen<br />
Leben begleitet, gefördert und gefordert<br />
haben.<br />
Viele Jahre durfte ich mich in der ev.<br />
Jugendarbeit in <strong>Gemeinde</strong> und Bezirk einbringen<br />
Heute nach 34 Jahren blase ich noch<br />
immer gerne im Posaunenchor und arbeite<br />
in der Kirchengemeinde mit.
Das Vorbild sind Sie!<br />
»Ach, unserer Jugend fehlen einfach Vorbilder,<br />
an denen sie sich orientieren kann«.<br />
Diesen Seufzer höre ich jedes Mal, wenn<br />
in einem christlichen Kreis das Gespräch<br />
auf die Situation unserer jungen Menschen<br />
kommt. Ich antworte darauf: »Das stimmt<br />
nicht. Das Vorbild, an dem sich junge Menschen<br />
orientieren, sind Sie!« Als Reaktion<br />
erfolgt meistens ein Erstauntes: »Ich? Ich soll<br />
ein Vorbild sein? Nein, ich tauge doch nicht<br />
als Vorbild.«<br />
Damit befi nden wir uns an dem Punkt, wo<br />
das theoretische Gespräch plötzlich persönlich<br />
und konkret wird. In dem zitierten Seufzer<br />
stecken zwei unausgesprochene Denkfehler,<br />
die zu klären sind. Der erste lautet: Es<br />
handelt sich um ein neues Problem, das es<br />
früher nicht gab. Der zweite Denkfehler lautet:<br />
Vorbilder im Glauben sind große, ferne<br />
Helden, die etwas Besonderes leisten. Um<br />
sich klar zu machen, wie falsch diese weit<br />
verbreiteten Ansichten sind, müssen wir an<br />
die Anfänge der Christenheit zurückgehen.<br />
Wie hat Paulus auf diese entscheidende<br />
Frage reagiert? Hat er auf die fernen Glaubensgrößen<br />
Petrus und Johannes verwiesen?<br />
Edgar Kollmar,<br />
Oberstudienrat<br />
Nürtingen<br />
Unser Leben ist wie ein Spiegel<br />
Nachdem Menschen aus allen Altersgruppen<br />
und Berufen zum Glauben an Jesus<br />
Christus gekommen waren, stellten sie<br />
Paulus genau diese Frage: »Welche sichtbaren<br />
Vorbilder haben wir, an denen wir<br />
uns orientieren können? Wer lebt es uns<br />
vor, wie man als Christin und Christ in einer<br />
heidnischen Gesellschaft seinen Alltag in<br />
der Familie und im Beruf gestaltet?«<br />
Nein, er stand zu seiner Verantwortung, die<br />
er den jungen <strong>Gemeinde</strong>n gegenüber hatte<br />
und sagte: »Schaut meinen Lebenswandel<br />
an und folgt ihm nach.« (Phil. 3,17). Auch<br />
seinen beiden jungen Mitarbeitern Timotheus<br />
(1.Tim. 4,12) und Titus (Tit. 2,7) verbot<br />
er es ausdrücklich, sich aus dieser Verantwortung<br />
heraus zu stehlen und ermahnte<br />
sie, Vorbilder für andere Christen zu sein,<br />
damit sie an ihnen Halt und Orientierung<br />
fi nden können.<br />
Dieses biblische Prinzip bestätigt die<br />
Entwicklungspsychologie, aus deren Forschungen<br />
wir wissen, dass wir Erwachsenen<br />
für junge Menschen Vorbilder sind,<br />
an denen sie sich orientieren – ob wir das<br />
wollen oder nicht.<br />
15
16<br />
Das negative Beispiel von Christen, die<br />
Paulus in 2. Thess. erwähnt, habe ich in<br />
jungen Jahren selbst erlebt. Ich lernte in<br />
zwei verschiedenen <strong>Gemeinde</strong>n Bibel- und<br />
Gemeinschaftsstunden kennen, in denen<br />
es vordergründig geheuchelt fromm – und<br />
hintenherum lieblos und giftig zuging.<br />
Ich lernte ältere Christen kennen, die sehr<br />
herrschsüchtig und rechthaberisch waren,<br />
bei deren Erscheinen die Ehefrau und die<br />
Kinder verstummten. Damals schwor ich<br />
mir: »Wenn so ein Christenleben aussieht,<br />
dann möchte ich nie in meinem Leben<br />
Christ werden!« Bis auf den heutigen Tag<br />
begegnen mir Menschen, deren Herzen hart<br />
und verschlossen sind, weil sie durch negative<br />
Glaubensvorbilder für ihr ganzes Leben<br />
geprägt wurden.<br />
Als Christ habe ich<br />
Verantwortung<br />
Verstehen Sie jetzt, warum mir diese Wahrheit<br />
so wichtig ist: Das Vorbild sind Sie! Wir<br />
müssen uns als erwachsene Christen dieser<br />
Verantwortung stellen und sie bewusst<br />
bejahen. Es geht dabei nicht einfach um ein<br />
moralisch einwandfreies Leben oder um eine<br />
aufgesetzte Freundlichkeit, die den anderen<br />
nicht ernst nimmt, sondern um die Echtheit<br />
unseres Glaubenslebens. Diese Echtheit<br />
wollen junge Menschen an uns sehen und<br />
uns abspüren; dass wir Fehler haben, dass<br />
wir manchmal mit unseren Plänen scheitern,<br />
das Alles gehört dazu. Das macht uns glaubwürdig,<br />
menschlich und verlässlich.<br />
Echtheit und Vollmacht<br />
gehören zusammen<br />
Der alte Pastor Heinrich Kemner, den heute<br />
leider schon viele nicht mehr kennen,<br />
konnte zu uns in einer Jugendevangelisation<br />
sagen: »Wenn du ein Spatz bist, dann wirst<br />
du durch den Glauben an Jesus Christus<br />
keine Nachtigall, sondern ein richtiger Spatz.<br />
So wie ihn Gott gewollt hat! Und dann sei<br />
auch dieser Spatz – sei ihn ganz, dann bist du<br />
echt! Das Echte zieht andere Menschen an,<br />
das Echte verleiht Vollmacht.«<br />
Wie lebe ich meinen Glauben als Bäcker?<br />
Wie lebe ich ihn als Schüler oder als Lehrer?<br />
Wie lebe ich ihn im Laden oder im Büro mit<br />
schwierigen Kollegen? Wie lebe ich ihn im<br />
Krankenhaus? Wie lebe ich ihn in einer Familie,<br />
in der man nicht mehr miteinander redet?<br />
Wie lebe ich ihn, wenn es berufl ich bergab<br />
geht und ich am Verzweifeln bin? Wie lebe<br />
ich ihn in Anfechtungen, in Depressionen usw.?<br />
Unsere jungen Menschen wachsen in immer<br />
komplexere Lebenssituationen hinein. In<br />
einer Gesellschaft, in der jeder nach seiner<br />
Fasson glücklich werden darf, in der es immer<br />
schwieriger wird, zwischen richtig und falsch,<br />
gut und böse, hilfreich und schädlich zu<br />
unterscheiden – in einer solchen Gesellschaft<br />
sollen sie ihren Glauben bewahren und verantwortlich<br />
leben. Das ist wahrhaftig nicht<br />
einfach!<br />
Sie suchen unter uns Erwachsenen Menschen,<br />
die beispielhaft wirken in dem, wie<br />
sie sich in schweren Situationen bewährt<br />
haben, wie sie andere begleiten und in der<br />
Fürbitte mittragen. Nach solchen im Glauben<br />
gewachsenen Persönlichkeiten sehen sich<br />
junge Christen. Von ihnen schreibt Paulus in<br />
1. Thess. 1,6 und 7.<br />
»Und ihr seid unserem Beispiel gefolgt und<br />
dem des Herrn, und habt das Wort aufgenommen<br />
in großer Bedrängnis mit Freuden<br />
im heiligen Geist, so dass ihr ein Vorbild<br />
geworden seid für alle Gläubigen nicht nur<br />
in Mazedonien und Achaja, sondern an allen<br />
Orten.«<br />
Leben Sie Ihren Glauben schlicht, erkennbar<br />
und echt – und Sie werden staunen,<br />
wie unser HERR Sie als Vorbild und Halt für<br />
andere gebrauchen wird.
Eine Idee wird umgesetzt<br />
Vor etwa acht Jahren erfuhr ich zufällig,<br />
dass es in einer mir unbekannten <strong>Gemeinde</strong><br />
für jeden Konfirmanden einen »Paten« gab.<br />
Diese Idee faszinierte mich, aber ich vergaß<br />
sie wieder.<br />
Als dann vor einigen Jahren in unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> (1500 ev. <strong>Gemeinde</strong>glieder) die<br />
Konzeption der Konfirmandenarbeit neu<br />
überdacht wurde, griff unser Kirchengemeinderat<br />
auch die Idee der Konfirmandenbegleitung<br />
durch <strong>Gemeinde</strong>glieder<br />
auf. Das war 2002.<br />
Die Jugendlichen sollten die Möglichkeit<br />
haben, viele unterschiedliche Christen kennen<br />
zu lernen und von ihnen begleitet zu<br />
werden, um auf diese Weise den Lebensraum<br />
»<strong>Gemeinde</strong>« zu erfahren und das<br />
Priestertum aller Gläubigen mitzuerleben.<br />
Sie sollten erfahren, dass es außer dem<br />
Pfarrer (zu dessen Beruf ja auch die Konfirmandenarbeit<br />
gehört) noch andere<br />
<strong>Gemeinde</strong>glieder gibt, die sich für das<br />
Miteinander in der <strong>Gemeinde</strong> interessieren<br />
und engagieren, und das auch noch ehrenamtlich!<br />
Durch praktische Mitarbeit die<br />
<strong>Gemeinde</strong> kennen lernen<br />
Da gehört es dann auch dazu, als Begleiter<br />
den Konfirmanden das eigene Ehrenamt<br />
vorzustellen (so man eines hat) und sie<br />
vielleicht sogar praktisch mit einzubezie-<br />
Konfirmandenarbeit<br />
am Beispiel der<br />
Kirchengemeinde<br />
Rielingshausen<br />
Ingeborg Bulling<br />
Rielingshausen<br />
hen. (Mithilfe beim Deko-Team für einen<br />
Zweitgottesdienst; Teilnahme an einer<br />
Gruppe oder einem Kreis, den der Begleiter<br />
leitet oder an dem er teilnimmt...) So<br />
erleben die Konfirmanden, was aktive Teilnahme<br />
am Gemeinleben bedeutet.<br />
Weg-Begleitung war angesagt. Die Jugendlichen<br />
sollten erleben, dass sie uns wichtig<br />
sind und wir deshalb Zeit für sie haben. Sie<br />
sollten Wertschätzung spüren.<br />
Wir Mitarbeiter sind ganz normale<br />
Leute<br />
Neben einigen Konfirmandeneltern beteiligten<br />
sich »ganz normale« Leute aus der<br />
<strong>Gemeinde</strong> von 16 bis 70 Jahren, darunter<br />
auch einige Kirchengemeinderäte. Es gab<br />
kaum Probleme, jeweils für zwei Konfirmanden<br />
einen Begleiter zu finden. Es<br />
sollten zwei Konfirmanden sein, um besser<br />
miteinander ins Gespräch zu kommen. Die<br />
Aufgabe der Konfirmanden bestand darin,<br />
sich in Zweiergruppen zu finden. Aufgabe<br />
der Begleiter war es dann, eine Gruppe für<br />
sich auszuwählen.<br />
Wir legten fest, dass im Konfirmandenjahr<br />
drei Mal der Konfirmandenunterricht aus<br />
dem Pfarrhaus in die Häuser der Begleiter<br />
verlegt wird. Soweit möglich sollte der<br />
Unterricht zur üblichen Zeit am Mittwochnachmittag<br />
abgehalten. Berufstätige<br />
Begleiter regeln die Zeit individuell.<br />
17
18<br />
Die begleitende Unterstützung<br />
durch den Pfarrer ist unerlässlich<br />
Damit sich kein Begleiter überfordert fühlt,<br />
bekommt jeder vom Pfarrer eine Materialsammlung<br />
zum vorgegebenen Thema,<br />
aus der er auswählen kann. Das Thema der<br />
ersten Einheit war »Unsere <strong>Gemeinde</strong>«, das<br />
der zweiten »Unser Gottesdienst« und das<br />
letzte »Die Konfirmation«.<br />
Jeder Begleiter wählt nun das aus, was ihm<br />
liegt und von dem er sich Erfolg verspricht.<br />
Die Materialsammlung soll nur eine Fundgrube<br />
sein.<br />
Sie muss nicht »abgearbeitet« werden. Dazu<br />
würden 60 Minuten auch kaum reichen.<br />
Zwischen den Thementreffen sollten je<br />
nach Vermögen der Begleiter weitere<br />
unterrichtsfreie Begegnungen stattfinden,<br />
um sich näher kennen zu lernen um eine<br />
Beziehung aufzubauen.<br />
Nach dem ersten Unterricht bei den<br />
Begleitern trafen sich diese zum Erfahrungsaustausch.<br />
So verschieden wie die<br />
Konfirmanden und die Begleiter waren, so<br />
unterschiedlich liefen diese Treffen ab. Es<br />
gab sowohl Sympathie auf den ersten Blick<br />
als auch anfängliche Reserviertheit bei den<br />
Konfirmanden. Meist war das Eis schon<br />
nach der ersten Begegnung gebrochen.<br />
Manche Jugendlichen, die zu Beginn des<br />
Hausunterrichts betonten, pünktlich heim<br />
zu wollen, hatten es am Ende kein bisschen<br />
eilig.<br />
Grillen, Eis und Pizza gehören<br />
mit dazu<br />
Vor den Sommerferien wurde ein kleines<br />
Grillfest mit allen Beteiligten angeboten.<br />
Ein Mitglied des Kirchengemeinderates<br />
stellte seine Wiese zur Verfügung. Beim<br />
Grillen und Schwätzen lernten sich Konfirmanden<br />
und Begleiter gegenseitig kennen.<br />
Leider konnten oder wollten nicht alle<br />
Eingeladenen dabei sein. Der Pfarrer interviewte<br />
einige der Begleiter darüber, wie sie<br />
ihren Glauben leben und erleben, mit allen<br />
Höhen und Tiefen.<br />
Wir Begleiter bekommen Noten<br />
Am Ende der Konfirmandenzeit beim letzten<br />
gemeinsamen Unterricht wurde ein<br />
Fragebogen ausgeteilt. Zu gewissen Stichworten<br />
sollten Zeugnisnoten von 1 bis 6<br />
gegeben werden. Uns Mitarbeiter freute es<br />
besonders, dass wir alle gute Noten bekamen.<br />
Die Jugendlichen schätzten vielleicht<br />
den Unterricht als solchen nicht immer;<br />
war er doch Pflicht. Aber den Menschen,<br />
der sich um sie persönlich immer wieder<br />
kümmerte, den schätzten sie sehr. »Da<br />
ist jemand, der sich Zeit für mich nimmt,<br />
obwohl der mich doch gar nicht gekannt<br />
hat«.<br />
Unser neuer Pfarrer fügte eine<br />
weitere Variante hinzu:<br />
Es treffen sich nicht nur alle Konfirmanden<br />
mit ihren Begleitern, sondern auch die<br />
Familien werden mit einbezogen. Bei<br />
einem Abend der Begegnung verging die<br />
gemeinsame Zeit mit Abendessen, singen<br />
und spielen wie im Flug. Auf meine kleine<br />
Befragung hin äußerten sich die Eltern sehr<br />
positiv über dieses Konfirmanden-Begleitmodell.<br />
Sie empfinden es als Bereicherung<br />
und Abwechslung wie auch die Konfirmanden<br />
selber.<br />
Wie war doch der Konfirmandenunterricht<br />
dieser Eltern und auch meiner so ganz<br />
anders! Ob unsere Konfirmanden heute mit<br />
meinem damaligen Unterricht tauschen<br />
wollten?<br />
Ich glaube es nicht.
Patenschaft – neu entdeckt<br />
Einander geistliche Mütter und Väter sein<br />
Ich habe es selbst erlebt. Es ist schon viele<br />
Jahre her. Ich war damals frisch konfi rmiert.<br />
Ein Mitarbeiter fragte mich, ob ich<br />
ihm in der Jungschar helfen kann. Und so<br />
kam ich in Kontakt mit dem CVJM. Ohne<br />
dass es mir zunächst bewusst wurde,<br />
erlebte ich in dieser Zeit zum ersten Mal<br />
geistliche Patenschaft. Ein für mein Empfi<br />
nden alter Mann (er war damals vielleicht<br />
55 Jahre alt) begleitete mich. Unbemerkt<br />
hat er sich in mein Leben »geschlichen«.<br />
Er fragte einfach nach, wie es mir geht. Er<br />
interessierte sich für die Schule, für meine<br />
Fragen und Gedanken, für meine Person<br />
und für meine Beziehung zu Gott. Nicht<br />
aufdringlich, sondern einfach interessiert<br />
war er für mich da. Gab es Fragen, wusste<br />
ich: bei ihm fi nde ich ein offenes Ohr. Erst<br />
später erfuhr ich, dass er jeden Tag für<br />
mich betete und sogar einmal in einem<br />
Konfl ikt mit meinem Vater sprach, um<br />
mich zu stärken. Dieser väterliche Begleiter<br />
prägte mein Bild von Christsein und Mitarbeitersein<br />
entscheidend. Es war später für<br />
mich selbstverständlich, dass ich das auch<br />
für Teenies sein wollte – ein geistlicher<br />
Begleiter.<br />
Viele Jahre später, ich machte meine erste<br />
Schritte als Bezirks-Jugendreferent, stellte<br />
sich die Frage nach geistlicher Patenschaft<br />
neu. Im Grund- und Aufbaukurs<br />
begegneten uns jugendliche Mitarbeiterinnen,<br />
viele aus nichtchristlich-geprägten<br />
Pfarrer<br />
Hans Veit,<br />
Knittlingen<br />
Mitglied der Landessynode<br />
Elternhäusern, die keinerlei Erfahrung mit<br />
geistlicher Begleitung hatten. Oft wurden<br />
sie in den <strong>Gemeinde</strong>n als Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter kaum wahrgenommen. Die<br />
Idee: Parallel zum Kursprogramm sollten<br />
sie in ihrer Heimatgemeinde geistliche<br />
Begleitung erfahren. Ich suchte für jede<br />
und jeden eine erfahrene Mitarbeiterin<br />
und Mitarbeiter. Ein Altersunterschied von<br />
mindestens 5 Jahren war gewollt – viele<br />
der Christen waren aber wesentlich älter.<br />
So wuchs ehemaligen Mitarbeitern aus der<br />
Jugendarbeit eine neue Aufgabe zu. Die<br />
Paten verpfl ichteten sich, einmal im Monat<br />
sich mit dem Jugendlichen zu treffen. Ob<br />
zum Abendessen oder Spazierengehen –<br />
der Rahmen war weit gefasst. Auch zum<br />
Inhalt der Gespräche der Gespräche wurde<br />
wenig gesagt. Beide sollten sich kennen<br />
lernen und einfach die Chancen solch einer<br />
offenen Begleitung erfahren. Interessant<br />
waren die Rückmeldungen nach der ersten<br />
Runde: Die Jugendlichen waren alle total<br />
begeistert. Niemand wollte seinen Paten<br />
wechseln. Für die Älteren hatte dieses Projekt<br />
zunächst eine hohe Hemmschwelle,<br />
aber nach den ersten Treffen berichteten<br />
alle von guten Erfahrungen. Vier Gespräche<br />
waren verpfl ichtend – aber die meisten<br />
Beziehungen gingen nach einem Vierteljahr<br />
von selbst weiter.<br />
Viele Jahre später übertrugen wir diese<br />
Erfahrungen in die Konfi rmandenarbeit.<br />
19
20<br />
Auch hier entdeckten wir, dass die Jugendlichen<br />
kaum Erfahrungen in der Begleitung<br />
durch Erwachsene haben. Ihre eigentlichen<br />
Paten, die ihnen bei der Taufe Begleitung<br />
auf dem Weg des Glaubens versprochen<br />
haben, kamen dieser Aufgabe kaum nach.<br />
Und so entstand das »Patenmodell«, das<br />
wir später nach Protest einiger Taufpaten<br />
in »Begleitmodell« umbenannten. Beim<br />
Vorstellungsgottesdienst zu Beginn der<br />
Konfi rmandenzeit wurde jeder Konfi rmandin<br />
und jedem Konfi rmanden eine Begleitperson<br />
ausgelost. Sie wurden von mir nach<br />
inhaltlichen Gesichtspunkten ausgesucht<br />
(Christen, die ein Herz für Jugendliche<br />
haben und die fähig sind, sie »zwecklos« zu<br />
begleiten). Auch hier galt: Frauen begleiten<br />
Mädchen, Männer die Jungen. Wichtig<br />
war eine schriftliche »Dienstanweisung«.<br />
Einmal im Monat treffen sich die beiden<br />
zum Gespräch oder unternehmen etwas<br />
zusammen. Inhalte und Ziel der Gespräche<br />
bleiben offen. Manchmal gab ich aber im<br />
Konfi rmandenunterricht den Jugendlichen<br />
Fragen mit, die sie mit ihrer Begleitperson<br />
ansprechen können (z.B. persönliche Erfahrungen<br />
mit dem Beten).<br />
Interessant war: Die Rückmeldungen waren<br />
bis auf ganz wenige Ausnahmen positiv. In<br />
den Gesprächen kamen alle auf christliche<br />
Inhalte zu sprechen (Anknüpfungspunkt<br />
war meist die Frage, wie es den Jugendlichen<br />
im Konfi rmandenunterricht geht).<br />
Die Jugendlichen erfuhren Wertschätzung<br />
durch die <strong>Gemeinde</strong> und es entstanden<br />
teilweise tiefe Beziehungen, die weit über<br />
die Konfi rmandenzeit Bestand hatten.<br />
Wenn Landesbischof July im letzten<br />
Bischofsbericht vom »Mehrgenerationenhaus<br />
Kirche« und von »Erzählgemeinschaften«<br />
spricht, könnte eine praktische<br />
Auswirkung das Wiederentdecken geistlicher<br />
Mütter und Väter in der <strong>Gemeinde</strong><br />
sein. Es wächst bestimmt nicht von alleine<br />
– da sind Geburtshelfer nötig. Älteren<br />
Christen werden junge Menschen ans Herz<br />
gelegt. Sie übernehmen Gebetspatenschaften<br />
und Gesprächspatenschaften – je<br />
nach Gaben und Alter. Sie entdecken neu,<br />
wie wichtig sie für <strong>Gemeinde</strong> und für die<br />
Jugend sind.<br />
Zum Gelingen bedarf es verantwortliche<br />
»Beziehungsknüpfer«. Nicht jede und jeder<br />
ist als geistlicher Pate geeignet. Wer sein<br />
Gegenüber als Objekt seiner missionarischen<br />
Begierde sieht, wird der Aufgabe<br />
eher nicht gerecht – er bewirkt meist<br />
Befürchtungen und Rückzug beim Jugendlichen.<br />
Geistliche Patinnen und Paten<br />
sind Christen, die ein Herz für Jugendliche<br />
haben, die ihr Gegenüber einfach<br />
lieb gewinnen, in der Stille für sie beten.<br />
Sie erwerben zuerst das Recht, gehört zu<br />
werden. Und auf dem gemeinsamen Weg<br />
werden sie Vorbilder und Zeugen. Meine<br />
Erfahrung ist, dass in solch einer<br />
Patenbeziehung Gott viele<br />
Anknüpfungspunkte für<br />
das geistliche Gespräch<br />
schenkt – aber zu seiner<br />
Zeit.
»Wenn ich an meine Mutter denke, die mich<br />
sehr geprägt hat, erinnere ich mich, dass<br />
ich sie als Kind oft an ihrem Bett betend<br />
gefunden habe!«, berichtet Martina Kersten,<br />
Bundeskoordinatorin von Mütter in Kontakt<br />
Deutschland. »Auch während meiner<br />
Teenagerjahre hat sie für mich gebetet. Was<br />
hätte da alles schief gehen können, ich habe<br />
so viel Bewahrung erlebt! Heute betet sie<br />
weiter für Kinder und Enkelkinder.<br />
Das ist natürlich auch meine Aufgabe, deshalb<br />
hat mich die Idee von Mütter in Kontakt<br />
auch elektrisiert! Was für eine Aufgabe:<br />
Jede Woche eine Stunde mit anderen Müttern<br />
für unsere Kinder und deren Schulen zu<br />
beten!«<br />
Die Gebetsinitiative Mütter in Kontakt (MIK)<br />
hat genau dieses Ziel: Kinder und deren<br />
Schulen umbeten.<br />
MIK ist eine überkonfessionelle Bewegung<br />
von Müttern, die überzeugt sind, dass Gott<br />
durch unsere Gebete Menschen und Situationen<br />
verändert. Wir treffen uns wöchentlich<br />
zu zweit oder in größeren Gruppen für eine<br />
Stunde, um für unsere Kinder, deren Schulen<br />
und Lehrer zu beten.<br />
Jede Frau, die für ihre Kinder, Enkel, Patenkinder,<br />
Nachbarskinder und deren Schulen<br />
beten möchte, ist bei MIK willkommen.<br />
Die Idee für MIK stammt aus den USA. Fern<br />
Nichols traf sich 1984 mit anderen Müttern,<br />
um für ihre Kinder an einer amerik. Highschool<br />
zu beten. Aufgrund ihres Beispiels<br />
und der erlebten Gebetserhörungen begannen<br />
sich weitere Gebetsgruppen zu bilden.<br />
Der entstandene Gebetsdienst erhielt den<br />
Namen Moms in Touch.<br />
Das wertvollste<br />
Geschenk dass wir<br />
Kindern machen können, ist<br />
für sie zu beten.<br />
Ute Mayer<br />
2. Vorsitzende<br />
Mütter in Kontakt e.V.<br />
Inzwischen gibt es diese Gebetsbewegung in<br />
ca. 120 Ländern. Das MIK-Heft, dass die vier<br />
Schritte des Gebets erläutert, gibt es inzwischen<br />
in 37 Sprachen.<br />
In Deutschland gibt es ca. 1035 Gruppen mit<br />
je 2-10 Teilnehmerinnen.<br />
Unsere Vision oder unser Traum: Jede Schule<br />
in Deutschland soll eine Gebetsgruppe hinter<br />
sich haben.<br />
Unrealistisch? Menschlich gesehen sicher –<br />
aber Gott kann!<br />
Fern Nichols, Gründerin und Präsidentin<br />
von Moms in Touch International, erzählt<br />
von einer Begegnung nach einem ihrer Vorträge:<br />
Gerade war sie im Gespräch mit einer<br />
Mutter, die ihr das Herz ausschüttete, das<br />
sie schon so lange für ihre fast erwachsene<br />
Tochter bete – und nichts würde geschehen.<br />
In diesem Moment bahnte sich ein Mann<br />
den Weg zu ihnen und sprudelte einfach<br />
los: »Ich kann Ihnen den Kummer, den ich<br />
meiner Mutter machte, nicht erzählen. Alle<br />
hielten mich für einen hoffnungslosen Fall<br />
und haben meiner Mutter geraten, mit dem<br />
Beten aufzuhören. Ich hätte meinen Weg<br />
nun einmal gewählt. Doch meine Mutter hat<br />
mich niemals aufgegeben! Sie betete weiter<br />
für mich – 18 lange Jahre! Heute liebe ich<br />
Jesus und bin als Lehrer ein Licht Gottes für<br />
meine Schüler!«<br />
21
22<br />
Solche »Spätfolgen« kann auch Ihr Gebet<br />
haben!<br />
Zugegeben – es braucht manchmal fast<br />
übermenschliche Kraft, am Gebet dranzubleiben,<br />
wenn die Situation so sehr verfahren<br />
aussieht, alles scheinbar nicht mehr zu<br />
ändern ist.<br />
Aber Gebet bewegt auch heute noch Gottes<br />
Arm. Davon bin ich überzeugt – und mit mir<br />
viele, viele Mütter in Deutschland und auf<br />
der ganzen Welt!<br />
Wir prägen unsere Kinder – ob wir es wollen<br />
oder nicht. Kein Kind kann in einem wertfreien<br />
Vakuum aufwachsen. Entweder ich<br />
präge mein Kind – oder das Umfeld wird es<br />
tun.<br />
»Wir als betende Mütter prägen eine ganze<br />
Generation von Kindern!« - Davon ist auch<br />
Martina Kersten überzeugt: »Deshalb beten<br />
wir auch für ihre Freunde und die zukünftigen<br />
Ehepartner. Wenn die Kinder damit<br />
aufwachsen, prägt das auch ihre eigene<br />
Einstellung zum Gebet. Sie bekommen mit,<br />
dass Gott Gebet erhört und werden mutig,<br />
es auch selbst zu versuchen! Wie kann<br />
man mehr Einfl uss nehmen, dass auch die<br />
kommende Generation eine Generation von<br />
Betern und Beterinnen wird, als wenn man<br />
selbst und zusammen mit anderen für sie im<br />
Gebet einsteht?<br />
Unsere Kinder beobachten sehr genau, ob<br />
unser Glaube hält, was er verspricht, ob er<br />
trägt, wenn es schwierig wird! Wenn wir<br />
anhaltend im Gebet bleiben, auch bei Dingen,<br />
die nicht sofort beantwortet werden,<br />
bleibt das nicht ohne Auswirkung! Vor allem<br />
auch, wenn wir die Kinder mit einbeziehen!<br />
Das Gebet ist eine echte Alternativlösung bei<br />
Problemen. Nichts ist so ausweglos, als dass<br />
man damit nicht zu Jesus gehen könnte.«<br />
Familie, Beruf, Ehrenamt in der <strong>Gemeinde</strong><br />
und Schule ... – Wo soll da noch Zeit für<br />
Gebet bleiben?<br />
Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass<br />
unsere Kinder, dass jedes Kind unser Gebet<br />
benötigt.<br />
Zeit habe ich genau genommen nie – ich<br />
muss sie mir immer nehmen. Und erfahrungsgemäß<br />
nehme ich mir für das Zeit, was<br />
mir wichtig ist.<br />
Unsere MIK-Stunde läuft immer nach einem<br />
bestimmten Schema ab. (Routine hat auch<br />
ihre guten Seiten, vermittelt Geborgenheit<br />
und Sicherheit!)<br />
Die »vier Schritte des Gebets« geben den<br />
Rhythmus jedes Treffens vor:<br />
Anbetung: Wir kommen aus der Hektik des<br />
Alltags an und können in Gottes Gegenwart<br />
zur Ruhe und Einstimmung auf ihn kommen,<br />
ihn dafür anbeten, wie er ist.<br />
Schuld bekennen: In der Stille legen wir<br />
Gott das hin, was uns von ihm trennt, was<br />
nicht gut gelaufen ist (in der Beziehung zu<br />
unserem Ehepartner, zu unseren Kindern<br />
oder was auch immer es ist).<br />
Dank: Hier danken wir Gott, für das, was er<br />
getan hat – seien es konkrete Gebetserhörungen<br />
oder einfach Dinge, die »dankenswert«<br />
sind, aber oft so selbstverständlich<br />
hingenommen werden. (Dass unsere Kinder<br />
unversehrt von der Schule nach Hause kommen,<br />
ist z.B. keine Selbstverständlichkeit!)<br />
Fürbitte: So wie die Freunde ihren kranken<br />
Freund auf einer Matte zu Jesus brachten –<br />
und sich auch durch widrige Umstände nicht<br />
zurückhalten ließen -, bringen wir gemeinsam<br />
unsere Kinder im Gebet vor Gott.<br />
Interessiert? Material und Informationen<br />
erhalten Sie bei unserer Geschäftsstelle:<br />
Mütter in Kontakt e.V., Faullederstr. 3, 70186<br />
Stuttgart, Telefon: 0711/220 12 35, Fax:<br />
0711/220 14 58,<br />
info@muetterinkontakt.de<br />
www.muetterinkontakt.de
Neue Horizonte entdecken. Menschen begegnen. Urlaub genießen.<br />
Kreuzfahrten und Reisen<br />
Vorschau 2009<br />
30. Mai bis 6. Juni 2009<br />
Pfi ngstkreuzfahrt auf Rhein,<br />
Neckar, Mosel und Saar<br />
Vier-Flüsse-Kreuzfahrt mit MS OLYMPIA –<br />
exklusiv gechartert<br />
Mit an Bord: Dr. Rolf Hille, Albrecht-Bengel-Haus, Tübingen;<br />
Traumschiffpianist Waldemar Grab; Reinhold Ruthe, Psychotherapeut<br />
und Autor<br />
8. bis 15. Juni 2009<br />
Sommerkreuzfahrt auf der Donau<br />
Flusskreuzfahrt mit MS FIDELIO –<br />
exklusiv gechartert<br />
Mit an Bord: Pfarrer Winrich und Beate Scheffbuch, Stuttgart;<br />
Christliche Theaterbühne „Die Boten“, Schweiz<br />
4. bis 9. Juli 2009<br />
Nostalgie Pur auf dem Göta Kanal<br />
Romantische Flusskreuzfahrt durch Schweden<br />
von Göteborg bis Stockholm<br />
Mit an Bord: Pfarrer Ulrich Scheffbuch, Filderstadt<br />
Außerdem bei hand in hand tours:<br />
Südafrika, Nil, Mittelmeer, Portugal, Chagall-Reise,<br />
St. Petersburg, Nordkap-Spitzbergen, Alaska, Kanada<br />
Auf ein Wiedersehen oder<br />
Kennenlernen freuen sich Ihre<br />
Heiner und Marlene Zahn,<br />
hand in hand tours<br />
Jetzt Katalog vorbestellen<br />
LudwigHofacker������<br />
6. bis 17. August 2009<br />
Große Sommerkreuzfahrt<br />
in der Ostsee<br />
Durchs Baltikum und zu den Hansestädten<br />
bis nach St. Petersburg mit MS VISTAMAR –<br />
exklusiv gechartert<br />
Mit an Bord: Eva Herman, Journalistin und Buchautorin;<br />
Friedrich Hänssler, Verleger; Erwin Damson, Geschäftsführer der<br />
Ludwig-Hofacker-Vereinigung; Pastor Sven Findeisen, Kunstexperte<br />
und Baltkum-Kenner<br />
15. bis 26. September 2009<br />
Auf den Spuren des Apostels<br />
Paulus durch Griechenland<br />
Mit Verlängerungsmöglichkeit:<br />
3-Tageskreuzfahrt in der Ägäis<br />
Mit: Pfarrer Winrich und Beate Scheffbuch<br />
26. <strong>Oktober</strong> bis 1. November 2009<br />
Auf Neckar und Rhein von<br />
Stuttgart bis Köln<br />
Flusskreuzfahrt mit MS SWISS DIAMOND –<br />
exklusiv gechartert<br />
Mit an Bord: Pfarrer Winrich und Beate Scheffbuch, Stuttgart;<br />
Rainer Haak, Schriftsteller und Theologe; Waldemar Grab,<br />
Traumschiffpianist<br />
Heiner Zahn GmbH<br />
Postfach 65 . 72222 Ebhausen<br />
Tel. 07458 / 99 99-0 . Fax 07458 / 99 99-18<br />
info@handinhandtours.de<br />
www.handinhandtours.de
Postvertriebsstück<br />
E 7094 DPAG<br />
<strong>Lebendige</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />
Ludwig-Hofacker-Vereinigung<br />
Saalstr. 6<br />
70825 Korntal-Münchingen<br />
Entgelt bezahlt<br />
Welchen Einfl uss können<br />
Christen nehmen?<br />
Veranstaltung am<br />
9. November <strong>2008</strong><br />
ab 15.00 Uhr<br />
im Haus der Begegnung<br />
Leonberg, Eltinger Strasse 23<br />
Ein Tag der Medien mit<br />
der <strong>Lebendige</strong>n <strong>Gemeinde</strong>/<br />
Ludwig-Hofacker-Vereinigung<br />
und dem Pressedienst IDEA<br />
Veranstalter: <strong>Lebendige</strong> <strong>Gemeinde</strong>/Ludwig-Hofacker-<br />
Vereinigung Bezirke Leonberg und Ditzingen und IDEA<br />
Programm<br />
15.00 Uhr<br />
15.30 Uhr<br />
15.40 Uhr<br />
16.15 Uhr<br />
Podium<br />
18.00 Uhr<br />
19.30 Uhr<br />
Ankommen und Stehkaffee<br />
Begrüßung und Einführung<br />
Erwin Damson, Geschäftsführer<br />
Ludwig-Hofacker-Vereinigung<br />
Einführendes Referat<br />
medien.macht.meinung<br />
Martin Gerstner, Journalist, Stuttgarter Zeitung<br />
medien.macht.meinung<br />
Leitung: Manuel Liesenfeld, Leiter Kommunikation,<br />
Evangelische Brüdergemeinde Korntal<br />
Teilnehmer: Thomas Slotwinski, Chefredakteur<br />
Leonberger Kreiszeitung; Martin Gerstner,<br />
Journalist, Stuttgarter Zeitung; Helmut<br />
Matthies, Leiter des Pressedienstes IDEA;<br />
Dan Peter, Kirchenrat, Evang. Landeskirche;<br />
Imbiss - Pause der Begegnung<br />
Präsentation von IDEA und der<br />
Ludwig-Hofacker-Vereinigung<br />
Vortrag von IDEA – Leiter Helmut Matthies<br />
»Unsere Zukunft als Christen in Deutschland«<br />
Musikalisches Beiprogramm Projektchor<br />
Weissach/Friolzheim