Dateidownload als PDF - des TuS Wieren von 1921 eV
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Das kleine Bauerndorf am Ilmenauknie hatte plötzlich einen Bahnhof erhalten. Die Fläche, die<br />
dieses neue Unternehmen beanspruchte, war so groß wie das gesamte alte Dorf. Da die<br />
Reichsbahn dam<strong>als</strong> das einzige Transportmittel über weite Strecken war, wurde sie rege<br />
genutzt. An den Bahnhöfen entstanden Wirtschaftszentren.<br />
Von weither kamen dam<strong>als</strong> die Kutscher mit ihren Pferdewagen nach <strong>Wieren</strong>, um hier etwas<br />
abzuholen oder abzuliefern. Tag und Nacht wurde auf dem Güterbahnhof verladen. Viele<br />
Fahrzeuge kamen aus dem Raume Bodenteich-Wittingen. Sie hatten einen weiten Weg und<br />
mussten über Nacht in <strong>Wieren</strong> bleiben. Reger Betrieb war in den Gaststätten, bis zu 100 Pferde<br />
waren nachts in den Ställen der großen Gasthäuser keine Seltenheit.<br />
Diesen regen Verkehr durch den Ort nutzten unternehmungsfreudige Handwerker. Sie bauten<br />
an der Durchgangsstraße ihre Häuser. Wer nun zum Bahnhof in <strong>Wieren</strong> fuhr, konnte gleich beim<br />
Handwerker vorsprechen, beim Schneider, Schuster, Stellmacher, Sattler, Tischler oder<br />
Dachdecker, um nur die Handwerker zu nennen, die es heute im Orte nicht mehr gibt.<br />
Geld kam ins Dorf. Am Bahnhof entstanden Genossenschaften für die Vermarktung<br />
landwirtschaftlicher Produkte. Sie alle haben sich weiterentwickelt und waren nicht das letzte<br />
Wort in der sind heute noch präsent. Diese wirtschaftliche Kraft und sicher auch eine große<br />
Portion Selbstbewusstsein veranlassten <strong>Wieren</strong>er, schon 1892 den Bau einer neuen Kirche zu<br />
fordern.<br />
"Unaufhaltsames Reißen der Mauern und Gewölbe <strong>des</strong> Chores"<br />
Um die Pläne für einen Kirchbau zu begründen, wurde ein Gutachter bestellt. Maurermeister<br />
Behne aus Uelzen erhielt den Auftrag. Er lieferte den <strong>Wieren</strong>ern die gewünschten Argumente,<br />
indem er feststellte, die alte Kirche mache einen ärmlichen Eindruck, habe nicht ausreichend<br />
Licht, der hölzerne Turm sei schadhaft, es sei auch nicht genügend Platz vorhanden. Außerdem<br />
stellte er ein unaufhaltsames Reißen der Mauern und Gewölbe <strong>des</strong> Chores auf dem sumpfigen<br />
Wiesengelände fest.<br />
Die Antwort der beiden Kirchenkommissarien Propst Beer und der amtierende Landrat, waren<br />
recht gelassen. Man lehnte ab, machte dem Kirchenvorstand jedoch zur Pflicht die Risse im<br />
Mauerwerk genauestens zu beobachten.<br />
Zu den baulichen Gründen: Wenn die vom historischen Museum Hannover angegebene Zahl<br />
stimmt, so steht die alte <strong>Wieren</strong>er Kirche schon seit dem 12. Jahrhundert in diesem "sumpfigen<br />
Wiesengelände". Der Chor dürfte später, wahrscheinlich 1433, angebaut worden sein. Die<br />
Kirche steht heute noch, trotz der damaligen Risse.<br />
Zu der räumlichen Enge: die damalige Kirche hatte 226 Plätze, die reichten dam<strong>als</strong> nicht aus.<br />
Besonders auf der Mannerprieche war bedrückend eng.<br />
Neue Belebung der Kirchbaupläne<br />
Die ablehnende Antwort <strong>von</strong> Propst und Landrat im Jahre 1892 waren nicht das letzte Wort in<br />
der Kirchbausache.<br />
Fast zehn Jahre später, es war das Jahr 1901, gab das Konsistorium die Anregung, mit dem<br />
Kirchbau zu beginnen. In einer Gemeindeversammlung wurde jedoch beschlossen, das<br />
Vorhaben bis 1915 zu vertagen. Die Gründe hierfür? Sie sind in der Chronik nicht angegeben,<br />
wir sind <strong>als</strong>o auf Vermutungen angewiesen. Es könnte sein, dass der 1896 erstellte Schulanbau<br />
finanziell noch zu schaffen machte. Außerdem hatte die rasante wirtschaftliche Entwicklung<br />
<strong>Wieren</strong>s plötzlich ein vorläufiges Ende erfahren. Was war geschehen? Im September Jahres<br />
1900 fuhr der erste Zug auf der neuen Eisenbahnlinie Uelzen - Bodenteich - Wittingen - Gifhorn.<br />
Die Kundschaft aus dem Raume blieb nun aus. Wirtschaftliche Einbußen waren die Folge. Sie<br />
haben sicher zu dem dam<strong>als</strong> ablehnenden Beschluss der Gemeindeversammlung beigetragen.<br />
Diesmal gaben sich die beiden Kirchenkommissarien, Probst und Landrat, damit nicht zufrieden.<br />
Im September 1901 fand in <strong>Wieren</strong> die entscheidende Sitzung statt.