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Mit Behinderung an der Schule deiner Wahl - (556kb) - (pdf)

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InhaltAuf dem Weg zum inklusiven Unterricht 7Angemessene Vorkehrungen 9Was bedeutet <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>?9Was ist eine <strong>an</strong>gemessene Vorkehrung?10Verpflichtung zu <strong>an</strong>gemessenen Vorkehrungen in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>12Einsetzung <strong>an</strong>gemessener Vorkehrungen 13Kostenbeteiligungen und sonstige Hilfestellungen15Unterricht zuhause o<strong>der</strong>im Kr<strong>an</strong>kenhaus16Angemessene Vorkehrungen in <strong>der</strong> Praxis 17Für Schüler mit Körperbehin<strong>der</strong>ung17Für Schüler mit sensorischer <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>19Für Schüler mit geistiger <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>19Für Schüler mit Lernstörungen20Für Schüler mit Aufmerksamkeitsdefizit o<strong>der</strong> Verhaltensstörung20Für Schüler mit einer chronischen Kr<strong>an</strong>kheit20Bericht erstatten, wenn eine <strong>an</strong>gemesseneVorkehrung verweigert wird 22Das Zentrum steht Ihnen zur Seite22Kontakt zum Zentrum23Recht auf Anmeldung23Rechtsquellen 25Kontakt<strong>an</strong>gaben 26Weitere Informationen 26


5EinleitungSchüler mit einer <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> haben einRecht auf <strong>an</strong>gemessene Vorkehrungen in<strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Die vorliegende Informationsschriftsoll Schüler, Eltern, Lehrer, Schuldirektorenund weitere Beteiligte aus demBildungswesen über die rechtlichen Aspektedes Begriffs „<strong>an</strong>gemessene Vorkehrungen“aufklären.Im Zentrum für Ch<strong>an</strong>cengleichheit undRassismusbekämpfung gehen regelmäßigMeldungen von Eltern ein, die ein Kind mit<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> haben und von Schwierigkeitenbei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>an</strong>gemessener Vorkehrungenin <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> berichten. Viele Eltern,Schuldirektoren und Lehrer kennen nichtwirklich die Gesetzestexte, die diese <strong>an</strong>gemessenenVorkehrungen vorschreiben.Dementsprechend gestaltet sich diekonkrete Umsetzung oftmals als schwierig.Zahlreiche Einrichtungen gehen bereits mitgutem Beispiel vor<strong>an</strong>. Dies möchten wir<strong>an</strong> einigen konkreten Beispielen vor Augenführen und auch würdigen. Ein g<strong>an</strong>zesKapitel befasst sich alleine mit solchenBeispielen guter Praxis.Die vorliegende Informationsschrift betrifftsowohl den Pflichtunterricht (Regel- undFör<strong>der</strong>schule) als auch den Unterrichtaußerhalb <strong>der</strong> Schulpflicht (Hochschulen,Universitäten, schulische Weiterbildung). DerEinfachheit halber verwenden wir das Wort„Schüler“, doch sind hiermit auch Studenten<strong>an</strong> Hochschulen o<strong>der</strong> Universitäten sowieKursteilnehmer <strong>der</strong> schulischen Weiterbildunggemeint.Alle männlichen Bezeichnungen geltenauch für die weibliche Form. Lediglich ausGründen <strong>der</strong> Vereinfachung wurde oft nur diemännliche Form gewählt.Am Ende dieser Informationsschriftverweisen wir auf Rechtsquellen und hilfreicheRessourcen o<strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isationen,die Sie näher informieren und begleitenkönnen.


Schüler mit<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> könnenwie jedes <strong>an</strong><strong>der</strong>eKind eine Regelschulebesuchen.


8Der Schüler sichk<strong>an</strong>n auf seinemeigenen Niveau<strong>an</strong> denselbenAktivitätenbeteiligen.


9AngemesseneVorkehrungenDas Gesetz besagt, dass je<strong>der</strong>Schüler mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> Rechtauf <strong>an</strong>gemessene Vorkehrungenim Unterrichtswesen hat. Dochwas genau versteht m<strong>an</strong> unter<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> und <strong>an</strong>gemessenenVorkehrungen?SAMIRA hat eine Koordinationsstörung,auch Dyspraxie gen<strong>an</strong>nt. Sie studiert<strong>an</strong> einer Hochschule und benutzt ihrenLaptop, um die Prüfungsfragen zu be<strong>an</strong>tworten,statt ihre Examen schriftlichabzulegen.Was bedeutet <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>?Die UN-Konvention über die Rechte vonMenschen mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>en wurdeauch von Belgien ratifiziert. Sie definiertMenschen mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>en als„Menschen, die l<strong>an</strong>gfristige körperliche,seelische, geistige o<strong>der</strong> Sinnesbeeinträchtigungenhaben, welche sie in Wechselwirkungmit verschiedenen Barrieren <strong>an</strong><strong>der</strong> vollen, wirksamen und gleichberechtigtenTeilhabe <strong>an</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft hin<strong>der</strong>nkönnen“.Die Antidiskriminierungsgesetzgebung bietetkeine Definition des Begriffs <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> <strong>an</strong>,son<strong>der</strong>n setzt auf eine Auslegung im weitenWortsinn, einschließlich chronischer Kr<strong>an</strong>kheiten,Lernstörungen, Aufmerksamkeitsdefizitenund Verhaltensstörungen. Die <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>muss nicht erst als solche von eineroffiziellen Inst<strong>an</strong>z wie dem LIKIV, dem FÖDSoziale Sicherheit o<strong>der</strong> den Regionalfonds(DPB, AWIPH, Phare, VAPH) <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt sein.Im Sinne <strong>der</strong> Antidiskriminierungsgesetzgebungund <strong>der</strong> UN-Konvention entstehteine <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> aus <strong>der</strong> Wechselwirkungzwischen einer Beeinträchtigung, →


11zur Folge haben, dass die Klasse o<strong>der</strong>die <strong>Schule</strong> mit unverhältnismäßigemAufw<strong>an</strong>d umorg<strong>an</strong>isiert werden muss.Dennoch ist ein gewisses Maß <strong>an</strong> Flexibilitätgeboten. Es ist beispielsweisenicht un<strong>an</strong>gemessen, wenn eine Klassenfahrtso org<strong>an</strong>isiert wird, dass einSchüler mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> mitfahrenk<strong>an</strong>n.••Voraussichtliche Häufigkeit und Dauer<strong>der</strong> Vorkehrung: Eine kostspieligeVorkehrung ist nicht sinnvoll, wenn sienur kurze Zeit benötigt wird, beispielsweised<strong>an</strong>n, wenn ein Schüler gegenEnde des Schuljahres plötzlich einenbeson<strong>der</strong>en Bedarf hat und kurz d<strong>an</strong>achohnehin die <strong>Schule</strong> wechseln wird. Einekostspielige Vorkehrung k<strong>an</strong>n hingegen<strong>an</strong>gemessen sein, wenn sie oft genutztwird (z. B. eine Fernrohrbrille, damit einsehbehin<strong>der</strong>ter Schüler die Schrift <strong>an</strong><strong>der</strong> Tafel erkennt).••Auswirkungen <strong>der</strong> Vorkehrungauf die Umgebung und eventuelleweitere Benutzer: Eine Zufahrtsrampebeispielsweise darf die Durchfahrtvon Rettungsfahrzeugen in einer<strong>Schule</strong> nicht behin<strong>der</strong>n. Angemessenist eine Vorkehrung, wenn sie allendient, zum Beispiel klare, wie<strong>der</strong>holteÜbungs<strong>an</strong>weisungen, von denen alleprofitieren.••Alternativlosigkeit: Eine Vorkehrung gilteher als <strong>an</strong>gemessen, wenn sie unumgänglichist, weil es keine gleichwertigenAlternativen gibt.Die Vorkehrung muss aber nicht nuraufgrund dieser Angemessenheitskriterienbewertet werden, son<strong>der</strong>n auch fallspezifischin Rücksprache mit allen Beteiligten.Eine <strong>an</strong>gemessene Vorkehrung ist schließlicheine gezielte, individuelle Maßnahmefür einen bestimmten Schüler. So benötigtein autistischer Schüler nicht unbedingtdie gleichen Vorkehrungen wie ein <strong>an</strong><strong>der</strong>erautistischer Schüler.In einigen Fällen h<strong>an</strong>delt es sich auchum gemeinschaftliche Vorkehrungen (zumBeispiel Simult<strong>an</strong>übersetzung in Gebärdensprachefür mehrere hörgeschädigteSchüler o<strong>der</strong> bauliche Anpassungen fürRollstuhlfahrer).→


12M<strong>an</strong>chmal kommen <strong>an</strong>gemessene Vorkehrungenauch Schülern ohne <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>zugute, so beispielsweise Unterrichtsunterlagenim Dateiformat für einen hörgeschädigtenSchüler, die <strong>an</strong>schließend <strong>an</strong> alleSchüler <strong>der</strong> Klasse weitergeleitet werden.In diesem Fall können die Schüler die Dateibenutzen, um eine Zusammenfassung zuerstellen o<strong>der</strong> das Layout g<strong>an</strong>z nach Wunschzu än<strong>der</strong>n.Verpflichtung zu <strong>an</strong>gemessenenVorkehrungen in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>Die <strong>Schule</strong> ist gesetzlich verpflichtet, inRücksprache mit den Schülern und Familien<strong>an</strong>gemessene Vorkehrungen zu treffen, wiees die Antidiskriminierungsgesetzgebungund die UN-Konvention über die Rechte vonMenschen mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>en verl<strong>an</strong>gen.Verweigert eine <strong>Schule</strong> einem Schüler mit<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> die nötigen <strong>an</strong>gemessenenVorkehrungen, gilt dies als Diskriminierung.Für solche Fälle sieht die AntidiskriminierungsgesetzgebungRechtsmittel undStrafen vor.Im Schulwesen gilt diese Pflicht für sämtlicheStufen, Unterrichtsarten und Bildungsnetzwerke:ob Pflichtunterricht (Grund- undSekundarschule) o<strong>der</strong> Unterricht außerhalb<strong>der</strong> Schulpflicht (Hochschulen, Universitäten,schulische Weiterbildung), ob Regel- o<strong>der</strong>För<strong>der</strong>unterricht, und dies ungeachtet desjeweiligen Bildungsnetzes.Der einzig legitime Verweigerungsgrund ist<strong>der</strong>, dass die betreffende Vorkehrung nicht<strong>an</strong>gemessen ist. Erweist sich <strong>der</strong> Antrag alsun<strong>an</strong>gemessen, gilt die Verweigerung nichtals Diskriminierung. Dies ist auch <strong>der</strong> Fall,wenn keine Vorkehrung möglich ist, wasallerdings selten vorkommt. Wie dem auchsei, die <strong>Schule</strong> muss eine eventuelle Verweigerungstets begründen und nach besterMöglichkeit Alternativen <strong>an</strong>bieten.Die <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> des Schülers darf keinVerweigerungsgrund für die Anmeldung in<strong>der</strong> <strong>Schule</strong> sein.Wenn eine <strong>an</strong>gemessene Vorkehrungverweigert wird, können verschiedene Institutioneneinschreiten. Nähere Auskünftehierzu finden Sie <strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>er Stelle in dieserInformationsschrift.Wenn die Eltern sich nicht mit <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>über <strong>an</strong>gemessene Vorkehrungen einigwerden, können sie einen Richter <strong>an</strong>rufen,<strong>der</strong> d<strong>an</strong>n gegebenenfalls die Unterlassung<strong>der</strong> Diskriminierung und die Entschädigungdes erlittenen Schadens <strong>an</strong>ordnet. ¬CARLOG ist Autist und muss nichtwie die <strong>an</strong><strong>der</strong>en Schüler jeden Monat denSitzplatz wechseln. Er fühlt sich sicherer,wenn er seinen gewohnten Platz behält.Außerdem wird eine Vertrauens- o<strong>der</strong>Begleitperson bezeichnet, <strong>an</strong> die er sichwenden k<strong>an</strong>n, sobald er Ängste verspürt.


13Einsetzung<strong>an</strong>gemessenerVorkehrungenIm Idealfall werden alle, die vonden Vorkehrungen betroffensind, in die Entscheidungeinbezogen. Die Einsetzung <strong>der</strong>nötigen Vorkehrungen solltemöglichst sorgfältig gepl<strong>an</strong>t sein,vor allem d<strong>an</strong>n, wenn sie mitadministrativen o<strong>der</strong> fin<strong>an</strong>ziellenFormalitäten verbunden ist.Es empfiehlt sich, wie folgt vorzugehen:••Der Schüler o<strong>der</strong> die Eltern legen denLehrpersonen, dem PMS-Zentrum(nur für den Pflichtunterricht) o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Schuldirektion klar und deutlich dieBedürfnisse des Schülers dar. Hierzumuss nicht die gesamte medizinischeAkte des Schülers offengelegt werden.Nur <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>bedarf aufgrund seiner<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> ist <strong>an</strong>zugeben.••Alle Beteiligten kommen zu einerKonzertierung (gemeinsamen Besprechung)zusammen: <strong>der</strong> Schüler, seineEltern, die Lehrpersonen, die Schuldirektion,<strong>der</strong> Bildungsträger, dasPMS-Zentrum und eventuell Fachkräfte,die den Schüler im Unterricht begleiten,sowie Mediziner, die ihn beh<strong>an</strong>deln(Hausarzt, Neuropädiater, Neuropsychologe,Logopäde, Physiotherapeut ...).Sie überlegen gemeinsam, mit welchenVorkehrungen <strong>der</strong> Bedarf des Schülersam besten zu decken ist. Auch <strong>der</strong>Schüler selbst muss so weit wie möglichin diese Überlegungen einbezogenwerden.→


14Alle die von denVorkehrungenbetroffen sind,werden in dieEntscheidungeinbezogen.


17AngemesseneVorkehrungenin <strong>der</strong> PraxisIn diesem Kapitel sind Beispiele<strong>an</strong>gemessener Vorkehrungenaufgeführt, die bereits in <strong>Schule</strong>nzum Einsatz kommen, auchwenn sie nicht immer auf <strong>an</strong><strong>der</strong>eSchüler in ähnlichen Situationenübertragbar sind. Jede Situationmuss fallspezifisch untersuchtwerden. Bei <strong>der</strong> Lösung ist oftmalsKreativität gefragt.Für Schüler mitKörperbehin<strong>der</strong>ung••Marie studiert im zweiten Jahr Medizin.Sie hat eine neuromuskuläre Beeinträchtigung,die sich durch starkeSchmerzen bei größeren Muskelbelastungen,beispielsweise beim Schreiben,äußert. Die Universität erlaubt ihr, diePrüfungen mündlich o<strong>der</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d vonMultiple-Choice-Fragebogen abzulegen,bei denen keine große Muskel<strong>an</strong>strengungerfor<strong>der</strong>lich ist.••Malik, 4 Jahre, hat eine Bewegungsbeeinträchtigungund Gleichgewichtsstörung.Die Kin<strong>der</strong>gärtnerin hat den<strong>an</strong><strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n erklärt, dass Malikbestimmte Hilfen braucht. Seine Elternkönnen die Gruppe auch auf Ausflügenbegleiten. Außerdem ist Maliks Stundenpl<strong>an</strong>so eingeteilt, dass seine Physiotherapeutinihn zweimal pro Woche in <strong>der</strong><strong>Schule</strong> beh<strong>an</strong>deln k<strong>an</strong>n.• • Gino ist auf einen Rollstuhl <strong>an</strong>gewiesen.Seine Klasse in <strong>der</strong> Sekundarschule hatdaher immer im selben Raum Unterricht,im Gegensatz zu den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Klassen. →


18Jede Situationmuss fallspezifischuntersuchtwerden.


19••Bei <strong>der</strong> Suche nach einer geeignetenLehrstelle für Peter wird auch berücksichtigt,ob <strong>der</strong> Arbeitsplatz für ihnzugänglich ist.••Flori<strong>an</strong> ist kleinwüchsig. Für ihn wurdeeine <strong>an</strong>gemessene Toilette installiert.••Damit M<strong>an</strong>uel sich frei bewegen k<strong>an</strong>n,hat seine <strong>Schule</strong> einen Aufzug einbauenlassen. Im nächsten Schuljahr k<strong>an</strong>nauch Karima diesen Aufzug benutzen.Für Schüler mit sensorischer<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>••Florence ist sehbehin<strong>der</strong>t und imdritten Sekundarschuljahr. Ihre Unterrichtstexte,einige Schulbücher sowieTests und Prüfungen werden <strong>an</strong>gepasst(in Braille-Schrift, Großschrift o<strong>der</strong>Audio-Format).••Verena ist hörgeschädigt und studiertKr<strong>an</strong>kenpflege. Die Hochschule hat fürsie ein <strong>an</strong>gepasstes Stethoskop gekauft,das später auch <strong>an</strong><strong>der</strong>e hörgeschädigteStudenten benutzen können.••Max studiert <strong>an</strong> einer Hochschuleund benutzt Gebärdensprache. Er hateinen Antrag auf Simult<strong>an</strong>übersetzungsstundeneingereicht, doch wurdedie Bezuschussung von behördlicherSeite abgelehnt, weil seine Beeinträchtigunghierfür nicht stark genug ist. DieHochschule hat daraufhin beschlossen,die Simult<strong>an</strong>übersetzungsstunden selbstzu fin<strong>an</strong>zieren.Für Schüler mit geistiger<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>••Elena hat das Down-Syndrom. Daserste Grundschuljahr absolviert sie imRegelunterricht. Wenn die Lehrerin mitihr spricht, drückt sie sich in einfachen,kurzen Sätzen aus und gibt immer nureine Anweisung auf einmal. Oft benutztsie auch eine konkrete Unterrichtshilfemit Bild. So wird <strong>der</strong> Stundenpl<strong>an</strong> jedenMorgen mit Piktogrammen dargestellt(Lesen, Pause, Essen, H<strong>an</strong>darbeit ...).Zur Unterstützung kommt ein Lehreraus einer För<strong>der</strong>schule. Außerdemfinden regelmäßig Besprechungen mitallen Beteiligten statt.••Paul, 16 Jahre, hat gute Noten inkonkreten Schulfächern, wie Biologie,aber nicht in abstrakteren Fächern, wieMathematik. Grund hierfür ist eine geistigeBeeinträchtigung. So wurde vereinbart,dass er nur diejenigen Fächerbelegen muss, die für seine Zukunftwichtig sind. Er hat jetzt drei Tage in <strong>der</strong>Woche Schulunterricht und die restlicheZeit Lehrfächer in Gemüse- undGartenbau.••Lola hat eine Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung.Während die <strong>an</strong><strong>der</strong>en Schüler einen Testschreiben, wird sie mündlich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d einesMultiple-Choice-Fragebogens geprüft.Lola zeigt dabei auf die gewählte Antwort.••Beim Leseverständnis geht es darum,Textauszüge in die richtige Reihenfolgezu bringen, damit die Geschichte logischabläuft. Gary hat das Down-Syndromund bekommt eine <strong>an</strong>gepasste Übung.Er muss Bil<strong>der</strong> in die richtige Reihenfolgebringen, damit eine logischeGeschichte daraus entsteht.→


20Für Schüler mit Lernstörungen••Justin ist im 6. Grundschuljahr undLegastheniker. In einer gemeinsamenBesprechung zwischen <strong>Schule</strong>, PMS-Zentrumund Eltern hat m<strong>an</strong> beschlossen,dass die Lehrerin die Übungen jedes Malmündlich vorliest, um sicher zu sein, dassJustin alles verst<strong>an</strong>den hat. Außerdemwerden die Unterrichtsblätter nureinseitig bedruckt, und Justin muss auchnicht laut in <strong>der</strong> Klasse vorlesen. Die<strong>Schule</strong> wird eine Anpassung des Grundschulzeugnissesbe<strong>an</strong>tragen, wie dies in<strong>der</strong> Schulordnung vorgesehen ist.••Pablo möchte die Aufnahmeprüfungfür das Medizinstudium ablegen. Da ereine Lese- und Rechtschreibschwächehat, erhält er zusätzliche Zeit.••Eva ist wegen ihrer Rechenschwäche inBeh<strong>an</strong>dlung. Im Unterricht darf sie einenTaschenrechner benutzen und bekommtbei Tests und Prüfungen auch mehr Zeit.••Amal, 12 Jahre, hat eine LeseundRechtschreibschwäche. In denPrüfungen darf sie ein Spracherkennungsprogrammbenutzen, das ihr dieRechtschreibung deutlich erleichtert.Für Schüler mitAufmerksamkeitsdefizit o<strong>der</strong>Verhaltensstörung••Br<strong>an</strong>don k<strong>an</strong>n einen getrennten Raumbenutzen, wenn er sich in einer Hyperaktivitätskriseausruhen o<strong>der</strong> beruhigenmöchte.••Julia darf durch einen Nebeneing<strong>an</strong>gin das Schulgebäude, damit sie vor demUnterricht nicht durch die Menschenmassehindurch muss. Julia leidet <strong>an</strong>Agoraphobie. Sie hat Angst vor großenPlätzen und fühlt sich unwohl, wenn siedurch einen großen Haupteing<strong>an</strong>g muss.Sie darf auch ihre schriftlichen Prüfungenalleine in einem kleinen Raum ablegenund wird zudem nicht gezwungen, sichin großen Räumen wie <strong>der</strong> K<strong>an</strong>tine o<strong>der</strong>dem Turnsaal aufzuhalten.••Ari<strong>an</strong> ist Autist. Damit er nicht in eineBlockade verfällt, werden die Aufgabenim Voraus <strong>an</strong>gekündigt und sehrausführlich erklärt, sowohl mündlich alsauch schriftlich.••Nina hat ein Aufmerksamkeitsdefizit.Ihre Aufgaben werden vorausgepl<strong>an</strong>tund zeitlich so verteilt, dass sie siezusammen mit den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Schülernmachen k<strong>an</strong>n.Für Schüler mit einer chronischenKr<strong>an</strong>kheit••Lily, 13 Jahre, darf im Klassenzimmeressen, wenn sie unterzuckert ist.••Florenz hat Asthma und muss imSportunterricht nicht das Tempo <strong>der</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>en einhalten. Er legt regelmäßigPausen ein, um wie<strong>der</strong> zu Atem zukommen. Bei Schulreisen nimmt erseinen <strong>an</strong>tiallergischen Matratzenüberzugund sein eigenes Kopfkissen mit.• • Fatima hat wegen ihrer chronischenMüdigkeit einen <strong>an</strong>gepassten Stundenpl<strong>an</strong>.Sie k<strong>an</strong>n auch ihr Praktikum über einenlängeren Zeitraum verteilen. Außerdemwurde darauf geachtet, dass die Lehrstellefür sie problemlos zu erreichen ist. ¬


22Bericht erstatten,wenn eine <strong>an</strong>gemesseneVorkehrungverweigert wirdWenn Sie ein Problem haben,weil eine <strong>an</strong>gemesseneVorkehrung o<strong>der</strong> dieSchul<strong>an</strong>meldung eines Schülersaufgrund einer <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>verweigert wurde, könnenSie sich <strong>an</strong> das Zentrumfür Ch<strong>an</strong>cengleichheit undRassismusbekämpfung wenden.Das Zentrum ist ein unabhängigeröffentlicher Dienst,<strong>der</strong> allen Bürgern kostenlosUnterstützung bietet. Wenn Siesich <strong>an</strong> das Zentrum wenden,bedeutet dies nicht automatisch,dass offiziell Klage eingereichtwird (wie es in einer Polizeio<strong>der</strong>Gerichtsdienststelle <strong>der</strong>Fall wäre).Das Zentrum steht Ihnen zur SeiteDas Zentrum steht Ihnen zur Seite, wennSie:••eine Auskunft, einen Rat o<strong>der</strong> eineEinschätzung zu Situationen wünschen,die Sie als diskriminierend erlebt haben;••g<strong>an</strong>z einfach Meldung erstattenmöchten (ohne Antrag auf Tätigwerden);• • Anzeige erstatten o<strong>der</strong> einen Antrag aufTätigwerden stellen möchten.


23Kontakt zum Zentrum••Telefonisch: unter <strong>der</strong> gebührenfreienHotline des Zentrums 0800 12 800 o<strong>der</strong>unter <strong>der</strong> allgemeinen Rufnummer 02212 30 00••Per Fax: 02 212 30 30••Per E-Mail: epost@cntr.be••Auf unserer Website www.diversite.bekönnen Sie ein Kontaktformularausfüllen (auf <strong>der</strong> Homepageoben rechts: „Beschwerdeformular”).Die Website des Zentrums ist auchfür Benutzer mit Sehbehin<strong>der</strong>ungzugänglich.••Auf dem Postweg:Zentrum für Ch<strong>an</strong>cengleichheit undRassismusbekämpfungRue Royale 1381000 Brüssel••In den Räumlichkeiten des Zentrumssteht jeden Donnerstag von 9.30 bis12.00 Uhr ein Bereitschaftsdienst (mito<strong>der</strong> ohne Terminvereinbarung) zurVerfügung.Recht auf AnmeldungDie <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> des Schülers darf keinVerweigerungsgrund für die Anmeldungin <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> sein. Nur eine Regelschule(Grund- o<strong>der</strong> Sekundarschule) darf dieAnmeldung eines Schülers aus folgendenGründen verweigern:••Die Eltern des Schülers (o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Schüler selbst, wenn er volljährig ist)weigern sich, dem erzieherischen undpädagogischen Projekt <strong>der</strong> Bildungseinrichtungbeizupflichten.••Der Schüler erfüllt nicht die Bedingungen,um als Regelschüler zugelassenzu werden.••Die Bildungseinrichtung hat keine freienSchulplätze mehr.Die <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> des Schülers ist also keinGrund, eine Anmeldung zu verweigern.Geschieht dies doch, so können sich dieEltern o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schüler in <strong>der</strong> DeutschsprachigenGemeinschaft <strong>an</strong> das Ministerium <strong>der</strong>DG wenden.¬


Das Zentrumsteht Ihnen zur Seite,wenn Sie einen Ratzu Situationenwünschen, die Sieals diskriminieren<strong>der</strong>lebt haben.


25RechtsquellenDie UN-Konvention über die Rechte vonMenschen mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>en soll dieMenschenrechte und Grundfreiheitenvon Personen mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> stärken,schützen und gewährleisten. Belgien hatdie UN-Konvention im Jahre 2009 ratifiziert.Gemäß Artikel 24 dieser Konvention dürfenbehin<strong>der</strong>te Menschen nicht aufgrund ihrer<strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> vom allgemeinen Bildungssystemausgeschlossen werden. Sie müssenohne jegliche Diskriminierung Zug<strong>an</strong>g zuinklusiver Bildung und Weiterbildung haben.Je nach Bedarf <strong>der</strong> betreffenden Personmüssen <strong>an</strong>gemessene Vorkehrungengeschaffen werden.Das Protokoll zum Konzept <strong>der</strong> <strong>an</strong>gemessenenVorkehrung wurde am 19. Juli 2007zwischen Fö<strong>der</strong>alstaat, Flämischer Gemeinschaft,Fr<strong>an</strong>zösischer Gemeinschaft,Deutschsprachiger Gemeinschaft, WallonischerRegion, Region Brüssel Hauptstadt,Gemeinsamer Gemeinschaftskommissionund Fr<strong>an</strong>zösischer Gemeinschaftskommissionzugunsten <strong>der</strong> Personen mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>geschlossen. Es definiert den Begriff<strong>der</strong> <strong>an</strong>gemessenen Vorkehrung und führtdie Kriterien auf, die eine solche Vorkehrungerfüllen muss.Das Dekret vom 19. März 2012 zur Bekämpfungbestimmter Formen von Diskriminierungschützt eine Reihe persönlicher Merkmale- darunter auch <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> - vorDiskriminierung in diversen Bereichen, wiedem Bildungswesen. Das Dekret unterscheidetzwischen mehreren Formen vonDiskriminierung, zu denen auch die Verweigerung<strong>an</strong>gemessener Vorkehrungen füreine Person mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> zählt.Das Dekret vom 11. Mai 2009 über dasZentrum für För<strong>der</strong>pädagogik org<strong>an</strong>isiertdie Unterstützung für Schüler mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>im Regel- und För<strong>der</strong>unterricht.Die Rechtstexte, die in <strong>der</strong> Flämischen undFr<strong>an</strong>zösischen Gemeinschaft gelten, sindin <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen und fr<strong>an</strong>zösischenFassung dieser Informationsschrift aufgeführt.¬


26Kontakt<strong>an</strong>gabenDienststelle für Personen mit <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong>T 080 22 91 11F 080 22 90 98www.dpb.beinfo@dpb.beZentrum für För<strong>der</strong>pädagogik (ZFP)T 087 32 93 30www.zfp.beinfo@zfp.beMinisterium <strong>der</strong> DGGospertstraße 14700 EupenBelgienT 087 59 63 00F 087 55 28 91www.dglive.beministerium@dgov.beDie Kontakt<strong>an</strong>gaben <strong>der</strong> Einrichtungen undVereinigungen für die Flämische und Fr<strong>an</strong>zösischenGemeinschaft sind in <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischenund fr<strong>an</strong>zösischen Fassung dieserInformationsschrift aufgeführt.Weitere InformationenIntegrative För<strong>der</strong>ung in RegelschulenZentrum für För<strong>der</strong>pädagogikwww.zfp.be


32<strong>Mit</strong> <strong>Behin<strong>der</strong>ung</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> <strong>deiner</strong> <strong>Wahl</strong>.Angemessene Vorkehrungen im Bildungsbereich.Brüssel, Juni 2013Autor:Zentrum für Ch<strong>an</strong>cengleichheit und RassismusbekämpfungRue Royale 138, 1000 BrüsselT: 02 212 30 00F: 02 212 30 30epost@cntr.be—Wir d<strong>an</strong>ken allen die <strong>an</strong> dieser Broschüre mitgewirkt haben.—Übersetzung: DiceGrafische Gestaltung und Layout: d-artagn<strong>an</strong>Fotografie: Norbert Maes (im Auftrag von Ou<strong>der</strong>s voor Inclusie)Ver<strong>an</strong>twortlicher Herausgeber: Jozef De Witte, Direktor des Zentrums für Ch<strong>an</strong>cengleichheit undRassismusbekämpfung—Diese Brochüre ist auch im Pdf- und Wordformat verfügbar (www.diversiteit.be).Cette brochure est également disponible online en l<strong>an</strong>gue des signes de fr<strong>an</strong>cophone belge (www.diversiteit.be).Deze brochure is ook online beschikbaar in de Vlaamse Gebarentaal (www.diversiteit.be).Cette brochure est également disponible en fr<strong>an</strong>çais (www.diversiteit.be).Deze brochure is ook beschikbaar in het Ne<strong>der</strong>l<strong>an</strong>ds (www.diversiteit.be).—Wie können Sie diese Publikation bestellen?Auf <strong>der</strong> Website des Zentrums: www.diversiteit.be.Die Broschüre k<strong>an</strong>n auch telefonisch 02 212 30 00 o<strong>der</strong> per Email epost@cntr.be bestellt werden.–Das Zentrum ist grundsätzlich dafür, seine Informationen mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en zu teilen. Es besteht jedoch darauf,dass die Rechte <strong>der</strong> Autoren aller Texte dieser Veröffentlichungen gewahrt werden. Dieser Text darf dahernur d<strong>an</strong>n als Informationsquelle genutzt werden, wenn Autor und Quelle zitiert werden. Eine Vervielfältigung,kommerzielle Verwertung, Veröffentlichung, teilweise o<strong>der</strong> vollständige Anpassung <strong>der</strong> Texte o<strong>der</strong> jedes <strong>an</strong><strong>der</strong>enurheberrechtlich geschützten Elements ist nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Zentrumszulässig. Das Zentrum verfügt nicht über die Bildrechte. Der Gebrauch <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> ist daher nicht gestattet.—Diese Publikation wurde auf FSC-Papier / SGS-COC-004434 / FSC-mixed gedruckt.

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