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Was ist was? HIV/AIDS – Welche neurologischen Komplikationen ...

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ASPENeurologie und Psychiatrie – <strong>Was</strong> <strong>ist</strong> <strong>was</strong>?Beide medizinischen Fachgebiete, sowohl dieNeurologie als auch die Psychiatrie, beschäftigensich mit dem Gehirn und demNervensystem des Menschen. Die Neurologie<strong>ist</strong> jenes Teilgebiet der Medizin, das sich mitden Erkrankungen des Nervensystems und derMuskulatur befasst. Die Psychiatrie hingegen<strong>ist</strong> für die Behandlung und Versorgung vonMenschen mit Störungen im Bereich desGemüts- oder Seelenlebens zuständig.<strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> – <strong>Welche</strong> <strong>neurologischen</strong><strong>Komplikationen</strong> können auftreten?<strong>HIV</strong>-EnzephalopathieEine der häufigsten <strong>neurologischen</strong> <strong>Komplikationen</strong>bei Menschen mit <strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> war vorEinführung der hochaktiven antiretroviralenTherapie (HAART, s. ASPEKTE 1 „Kombinationstherapie“)die <strong>HIV</strong>-Enzephalopathie,auch <strong>HIV</strong>-Demenz oder <strong>AIDS</strong>-Demenz genannt.Da es sich dabei um eine Gehirnerkrankunghandelt, die vom HI-Virus direktverursacht wird, kann die Einnahme einer gutwirksamen HAART das Risiko, eine <strong>HIV</strong>-Enzephalopathie zu entwickeln, verringern.Auch bei bereits bestehender Erkrankung kanndurch die HAART zume<strong>ist</strong> ein Rückgang derSymptome erzielt werden.Die Anzeichen der <strong>HIV</strong>-Enzephalopathie entwickelnsich langsam. Es handelt sich dabeium Konzentrations- und Gedächtnisstörungen,Geschicklichkeitsminderung und Antriebslosigkeit,verbunden mit sozialem Rückzug.Da es keine spezifische Methode gibt, die alleineeine <strong>HIV</strong>-Enzephalopathie mit Sicherheitfeststellen würde, muss die Diagnose durchden Ausschluss anderer Ursachen, wie z.B.Opportun<strong>ist</strong>ische Infektionen (s. ASPEKTE 21„Opportun<strong>ist</strong>ische Infektionen und <strong>AIDS</strong>-definierendeErkrankungen“), Medikamentennebenwirkungen(s. ASPEKTE 5 „Nebenwirkungender Kombinationstherapie“), Depressionen(s. ASPEKTE 22 „<strong>HIV</strong> und Depression“)etc., erfolgen.<strong>HIV</strong>- MyelopathieUnter einer Myelopathie <strong>ist</strong> eine Erkrankung desRückenmarks zu verstehen. Im Falle der <strong>HIV</strong>-Myelopathie <strong>ist</strong> diese durch das HI-Virus ausgelöst.Typisch dafür sind Kribbeln in den Füßen,Empfindungsstörungen in den Unterschenkelnund Unterarmen, gesteigerte Reflexe sowieFunktionsstörungen des Harnblasenschließmuskels.Auffallend kann auch der stacksigeGang sein, der dadurch entsteht, dass dieBetroffenen das Gefühl zum Boden verlieren.<strong>HIV</strong>-Myelopathien bessern sich durch dieEinnahme einer effektiven HAART deutlichbzw. treten erst gar nicht auf.


KTEEine Neuropathie <strong>ist</strong> eine Funktionsstörung einesNeuropathie / PolyneuropathieNervs. In vielen Fällen sind mehrere Nervengleichzeitig betroffen, man spricht dann von einerPolyneuropathie. Typische Symptome könnensich als Schmerzen, Kribbelgefühl oder Taubheitsgefühldarstellen. Im Unterschied zurMyelopathie sind die Reflexe abgeschwächt.Neuropathien können entweder durch <strong>HIV</strong> selbstoder aber auch durch Medikamente oder Alkoholhervorgerufen werden. Typisch für diese peripherenNeuropathien sind Empfindungsstörungender Füße, die sich durch ein Taubheitsgefühl,Kribbeln, Schmerzen oder Brennen äußern können.Sollten Sie unter Neuropathien leiden undspezielle antiretrovirale Medikamente einnehmen,wird Ihnen Ihr/e <strong>HIV</strong>-Behandler/in möglicherweisezum Umstieg auf eine andere Kombinationstherapieraten.MyopathieDie Infektion mit dem HI-Virus kann Muskelerkrankungen,sogenannte Myopathien, hervorrufen.Für Muskelschwäche oder Muskelschmerzenkönnen jedoch auch Opportun<strong>ist</strong>ische Infektionenoder Medikamente verantwortlich sein. Sollte dieMöglichkeit bestehen, dass es sich um eineNebenwirkung Ihrer Kombinationstherapie handelt,wird Ihr/e <strong>HIV</strong>-Behandler/in vermutlich einesder Medikamente oder mehrere davon durchandere ersetzen.SchwindelViele Menschen, die mit <strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> leben, leidenunter Schwindel. Beide Formen, sowohl Dreh- alsauch Schwankschwindel, können unterschiedlicheAuslöser haben, die auf jeden Fall abgeklärtwerden sollten.Es kann sich bei den Ursachen unter anderem umOpportun<strong>ist</strong>ische Infektionen, durch <strong>HIV</strong> hervorgerufeneEntzündungen des Kleinhirns, Erkrankungendes Gleichgewichtsorgans, Symptomeanderer Krankheiten oder Medikamentennebenwirkungenhandeln.Am Beginn einer Stocrin ® -Therapie kann es zumAuftreten von Schwindel kommen. Es handelt sichdabei um eine vorübergehende Nebenwirkung,die im allgemeinen nach einigen Wochen abklingt.


<strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> – <strong>Welche</strong> psychiatrischen<strong>Komplikationen</strong> können auftreten?Alle in weiterer Folge genannten psychiatrischenErkrankungen kommen selbstverständlichauch bei nicht <strong>HIV</strong>-infizierten Menschen vor.Die Häufigkeit mancher dieser Krankheiten <strong>ist</strong>aber bei <strong>HIV</strong>-positiven Menschen erhöht. Obdies an von <strong>HIV</strong> verursachten Nervenzellschädenliegt, <strong>ist</strong> nicht zur Gänze geklärt.DepressionenDa Depressionen bei <strong>HIV</strong>-Positiven Menschendie häufigste psychiatrische Erkrankung darstellen,wurde zu diesem Thema ein eigenerASPEKTE Folder (22) herausgebracht. Bittefordern Sie diesen bei Interesse bei Ihrer lokalen<strong>AIDS</strong>-Hilfe an.PsychosenPsychotische Störungen sind me<strong>ist</strong> durch dasAuftreten von Wahnvorstellungen gekennzeichnet.Sie können organische Auslöser haben,also körperlich begründbar sein (z.B. beiGehirntumoren), oder körperlich nicht begründbarsein.Organische psychotische Störungen sind z.B.solche, die infolge Opportun<strong>ist</strong>ischer Infektionen,einer <strong>HIV</strong>-Enzephalopathie, einer Syphilis-Erkrankung oder auch verursacht durchMedikamente auftreten. In diesen Fällen wird inerster Linie die Therapie der ursächlichenErkrankung (also der <strong>HIV</strong>-Infektion oder derSyphilis etc.) im Vordergrund stehen bzw. wirdman versuchen, die auslösenden Medikamentedurch andere zu ersetzen. Bei nicht-organischenPsychosen <strong>ist</strong> eine Kombination vonmedikamentöser und psychotherapeutischerBehandlung angezeigt.AngsterkrankungenAngsterkrankungen treten bei <strong>HIV</strong>-positivenMenschen et<strong>was</strong> häufiger auf als in derGesamtbevölkerung. Von einer Angsterkrankungwird gesprochen, wenn es sich beimAuslöser des unangenehmen Gefühlszustandesum eine unbestimmte Bedrohung handelt.Phobien hingegen sind Angstreaktionen, diedurch bestimmte Dinge oder Situationen ausgelöstwerden (also z.B. durch Hunde, engeRäume etc.).


ASPEAls Sucht wird umgangssprachlich eineSuchterkrankungenAbhängigkeit von bestimmten Substanzen(z.B. Alkoholsucht) oder Verhaltensweisen (z.B.Spielsucht) bezeichnet. Substanzabhängigkeitenkommen bei Menschen mit <strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong>einerseits häufig vor, andererseits erhöhendiese das Risiko sich mit <strong>HIV</strong> zu infizieren.Psychische Probleme – An wen kann ichmich wenden?Ihre erste Ansprechperson <strong>ist</strong> ihr/e <strong>HIV</strong>-Spezial<strong>ist</strong>/in, die gegebenenfalls neurologischebzw. psychiatrische Diagnostik und Behandlungveranlassen wird. Im Zuge dessen kann aucheine Psychotherapie empfehlenswert sein.Suchen Sie, wenn möglich, eine/n Psychiater/inoder eine/n Therapeutin/en auf, die/der mit <strong>HIV</strong>Erfahrung hat. Ihre lokale <strong>AIDS</strong>-Hilfe unterstütztund berät Sie gerne bei der Suche. Eine L<strong>ist</strong>e dereingetragenen Psychotherapeut/innen finden Siedarüber hinaus unter www.psychotherapie.at.Psychotherapie bei freiberuflichen Ärzt/innen oderTherapeut/innen <strong>ist</strong> mit Kosten verbunden.Jede/r Pflichtversichert/e kann allerdings beiseiner/ihrer Krankenkasse einen Zuschussbeantragen. Einige wenige freiberuflichePsychotherapeut/innen verfügen auch übereinen Kassenvertrag mit voller Kostenübernahme.In diesen Fällen kann die Therapieauf Krankenschein durchgeführt werden.In vielen Städten gibt es kostenloseBeratungsangebote von öffentlichen Stellenoder Vereinen, so auch bei den <strong>AIDS</strong>-Hilfen.


KTEHAART und neuropsychiatrische<strong>Komplikationen</strong> – <strong>Was</strong> sollte ich beachten?Palla, Koblinger_ProximityPsychiatrische <strong>Komplikationen</strong> können dieEinnahme einer HAART, für deren optimaleWirksamkeit eine gewisse Regelmäßigkeit unerlässlich<strong>ist</strong> (s. ASPEKTE 1 „Kombinationstherapie“),erschweren. Sprechen Sie mit IhrerÄrztin / Ihrem Arzt ausführlich über diesesThema und versuchen Sie, mit ihr/ihm gemeinsamdie Therapie so gut wie möglich auf IhreLebensumstände abzustimmen.Da es zwischen vielen Arzneimitteln, die imBereich der Neurologie und Psychiatrie zumEinsatz kommen, und antiretroviralen Medikamentenzu Wechselwirkungen kommen kann,<strong>ist</strong> es wichtig, dass die Ärzt/innen, bei denenSie in Behandlung sind, über alle Medikamente,die Sie einnehmen, informiert sind (s. ASPEKTE10, „Wechselwirkungen mit <strong>HIV</strong>-Medikamenten“u. ASPEKTE 20 „Antiretrovirale Medikamente“)!Dieser Folder ersetzt nicht das Gesprächmit einem Arzt/einer ÄrztinKontakteSteirische <strong>AIDS</strong>-Hilfe Tel: 0316/81 50 50<strong>AIDS</strong>HILFE OBERÖSTERREICH Tel: 0732/21 70<strong>AIDS</strong>-Hilfe Tirol Tel: 0512/56 36 21aidsHilfe Kärnten Tel: 0463/55 128Aidshilfe Salzburg Tel: 0662/88 14 88<strong>AIDS</strong>-Hilfe Vorarlberg Tel: 05574/46 5 26Aids Hilfe Wien Tel: 01/599 37Homepage der <strong>AIDS</strong>-Hilfen Österreichs: http://www.aidshilfen.atImpressum: © Die <strong>AIDS</strong>-Hilfen Österreichs, 2005Text: Dr. Sigrid OfnerGestaltung: PK_PKTE


SPENr. 23/STAND MAI 2005ASPEKTE<strong>HIV</strong>: Neurologische und psychiatrische <strong>Komplikationen</strong>

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