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1 Carlo Goldoni Der Fächer Italienische Komödie in drei Akten ...

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<strong>Carlo</strong> <strong>Goldoni</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Fächer</strong><br />

<strong>Italienische</strong> <strong>Komödie</strong> <strong>in</strong> <strong>drei</strong> <strong>Akten</strong><br />

Deutsche Textfassung und E<strong>in</strong>richtung<br />

von HEIKO POSTMA<br />

stiftet auf se<strong>in</strong>em Irrweg nichts als Verwirrung, Neid und<br />

Eifersucht. E<strong>in</strong> komödiantisches Feuerwerk und e<strong>in</strong>e<br />

Sozialsatire aus dem Jahre 1764, <strong>in</strong> der auch heutige<br />

Charaktere mühelos zu erkennen s<strong>in</strong>d.<br />

Personen:<br />

Signora Geltruda<br />

E 381<br />

Signor<strong>in</strong>a Candida, ihre Nichte<br />

Bestimmungen über das Aufführungsrecht des Stückes Togn<strong>in</strong>o/a, ihr(e) Hausdiener(<strong>in</strong>)<br />

<strong>Der</strong> <strong>Fächer</strong> (E 381)<br />

Signor Evaristo<br />

Das Recht zur e<strong>in</strong>maligen Aufführung dieses Stückes Conte di Roccamonte<br />

wird durch den Kauf der vom Verlag vorgeschriebenen Barone del Cedro<br />

Bücher und Zahlung e<strong>in</strong>er Gebühr erworben. Für jede Timoteo, Apotheker<br />

Wiederholung bzw. weitere Aufführung des Stückes Susanna, Inhaber<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Modeladens<br />

muß e<strong>in</strong>e vom Verlag -festgesetzte Gebühr vor der Cresp<strong>in</strong>o, Schuster<br />

Aufführung an den Deutschen Theaterverlag- PF 10 02 Moracchio, Bauer<br />

61, 69 442 We<strong>in</strong>heim/Bergstraße gezahlt werden, der Giann<strong>in</strong>a, se<strong>in</strong>e Schwester<br />

dann die Aufführungsgenehmigung erteilt.<br />

Coronato, Gastwirt<br />

Die Gebühr beträgt 10 % der Gesamte<strong>in</strong>nahmen bei Scavezzo, se<strong>in</strong> Kellner<br />

e<strong>in</strong>er im Verlag zu erfragenden M<strong>in</strong>destgebühr.<br />

Limonc<strong>in</strong>o, Kaffeehausbesitzer<br />

Diese Bestimmungen gelten auch für<br />

Bühne:<br />

Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen <strong>in</strong> Das Stück spielt auf der Piazza e<strong>in</strong>er milanesischen<br />

geschlossenen Kreisen ohne E<strong>in</strong>nahmen.<br />

Vorstadt. Sollten die Bühnenverhältnisse es nicht<br />

Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben, zulassen, alle sieben Gebäude auf die Szene zu br<strong>in</strong>gen,<br />

Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als empfiehlt es sich, für die beiden Lokale und deren<br />

Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. (Straßen-) Tische & Stühle Vorbühnen, jeweils rechts und<br />

Den Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt.<br />

l<strong>in</strong>ks von der Hauptbühne, e<strong>in</strong>zurichten.<br />

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung, Die Häuser können aus Leichtmaterialien hergestellt<br />

Rundfunk- und Fernsehübertragung, s<strong>in</strong>d vorbehalten. werden. Wichtig ist dabei, daß die Villa der Signora<br />

Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der Geltruda e<strong>in</strong>e vorgebaute Terrasse mit Balustrade und<br />

Deutsche Theaterverlag,<br />

rückwärtiger Tür besitzt sowie e<strong>in</strong>e sichtbare Haustür.<br />

Postfach 10 02 61, D- 69 442 We<strong>in</strong>heim/Bergstraße. Bei der Apotheke ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er umgitterter Vorbau<br />

Für die e<strong>in</strong>malige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf empfohlen, beim Susannas Laden e<strong>in</strong> größeres<br />

von 12 Textbüchern und die Zahlung e<strong>in</strong>er Gebühr Schaufenster, bei der Schusterei e<strong>in</strong> Arbeitstisch samt<br />

vorgeschrieben. Zusätzliche Rollen können zum<br />

entsprechenden Werkzeugen vor dem Haus.<br />

Katalogpreis nachbezogen werden.<br />

Achtung: Alle szenischen Angaben s<strong>in</strong>d im folgenden<br />

Kurz<strong>in</strong>formation:<br />

stets vom Zuschauer aus gesehen.<br />

Kle<strong>in</strong>e Ursache, große Wirkung: E<strong>in</strong> <strong>Fächer</strong> fällt vom HINTERGRUNDPROSPEKT: ITALIENISCHE STADT<br />

Balkon und zerbricht. Es ist Candidas <strong>Fächer</strong> und er fällt<br />

Evaristo, ihrem Verehrer und Favoriten, <strong>in</strong> die Hände.<br />

Bühnenaufbau:<br />

Evaristo besorgt bei der Händler<strong>in</strong> Susanna e<strong>in</strong>en neuen<br />

Villa mit Terrasse<br />

und möchte ihn Candida über das Bauernmädchen<br />

Apotheke Schusterei<br />

Giann<strong>in</strong>a diskret zukommen lassen. So weit so gut, Bauernhaus Laden<br />

wenn nicht von da an jedes Wort, jede Geste<br />

Café Osteria<br />

mißverstanden würde. Fortan gibt es niemanden <strong>in</strong> Kostüme:<br />

diesem Stück, der nicht mit dem <strong>Fächer</strong> beschäftigt Das Stück stammt zwar aus dem Jahr 1764, wurde aber<br />

wäre. Er wandert von e<strong>in</strong>er Hand <strong>in</strong> die andere und damals als Gegenwartskomödie geschrieben. Schon<br />

1


darum wäre es das beste, es auch heute <strong>in</strong><br />

gegenwärtigen, allerd<strong>in</strong>gs typengerechten Kostümen zu<br />

spielen.<br />

Personen:<br />

GELTRUDA: vornehm, zurückhaltende Eleganz; Kostüm<br />

<strong>in</strong> dezenten Farben; sommerlicher (Stroh-) Hut bei<br />

aushäusigen Auftritten.<br />

CANDIDA: ähnlicher Stil, nur jugendlich; chic; helles<br />

Sommerkleid, <strong>in</strong> jedem Akt e<strong>in</strong> anderes;<br />

Spitzenhandschuhe; frecher Strohhut.<br />

TOGNINA: schwarzes Kleid; weiße Bluse; weiße<br />

Kurzschürze; Häubchen.<br />

(Falls TOGNINO: entsprechend maskul<strong>in</strong>-dienermäßig,<br />

beim<br />

Fegen mit langer grüner Schürze).<br />

EVARISTO: Jagdmontur. Cordhose; Hemd mit chequed<br />

pattern; Tweedkrawatte;<br />

Wax-cotton-Jacket; Tweed-Sportmütze;<br />

Jagdtasche.<br />

CONTE: Heruntergekommene Eleganz. Heller<br />

Le<strong>in</strong>enanzug mit Weste;<br />

Helle Krawatte; breitkrempiger heller Schlapphut.<br />

BARONE: Nobel. Im I. Akt: jagdlich, mit Anorak. Danach:<br />

weiße Hose;<br />

weiße Schuhe; dunkler Blazer; Seidenkrawatte.<br />

TIMOTEO: Mediz<strong>in</strong>er-Kittel, weiß; h<strong>in</strong>ten geknöpft.<br />

SUSANNA: Etwas aufgedonnerter Boutiquen-Chic.<br />

CRESPINO: Jeans; kariertes Hemd; aufgekrempelte<br />

Ärmel; Lederschürze.<br />

MORACCHIO: Im I. Akt: jagdlich; Parka, Mütze. Danach<br />

Strickjacke<br />

GIANNINA: Rustikal. Langer, weiter Rock (mit Taschen!)<br />

; hübsche Le<strong>in</strong>enbluse; Schultertuch.<br />

CORONATO: Kochsmontur. Karierte Hose; weißes<br />

Oberteil; weiße Mütze; rotes Halstuch.<br />

SCAVEZZO: Kellnermontur. Schwarze Hose; weißes<br />

Hemd; schwarze<br />

Schleife; schwarze Weste; lange weiße Wickelschürze.<br />

LIMONCINO: Schwarze Hose; weiße Kellnerjacke;<br />

schwarze Schleife;<br />

Geldkatze.<br />

VORSPIEL<br />

(Für den Fall, daß die beiden Lokale auf Vorbühnen<br />

stehen, ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Vorspiel erforderlich. <strong>Der</strong> Vorhang<br />

bleibt dabei zunächst geschlossen)<br />

Limonc<strong>in</strong>o:<br />

(kommt von draußen l<strong>in</strong>ks und geht zu se<strong>in</strong>em Café. Er<br />

stellt das Radio an: Es erkl<strong>in</strong>gen, sehr laut, italienische<br />

Schlager "Volare", "Buona Sera, Signor<strong>in</strong>a", "Una Festa Sui<br />

Prati" etc.. Er ordnet se<strong>in</strong>e Tassen im Schrank. Kocht<br />

Kaffee. Setzt sich und liest se<strong>in</strong>e Zeitung, am besten: die<br />

rosafarbene Sport-Gazette. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit:)<br />

Scavezzo:<br />

(Kommt aus der Osteria. Setzt sich auf e<strong>in</strong>en Schemel vor<br />

der Tür und beg<strong>in</strong>nt zu arbeiten: Huhnrupfen,<br />

Kartoffelschälen. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit:)<br />

Coronato:<br />

(Kommt aus der Osteria. Er entfernt die Speisekarte von<br />

der Tür. Setzt sich an den draußen stehenden<br />

Wirtshaustisch und beg<strong>in</strong>nt, an der neuen Speisekarte zu<br />

schreiben. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit:)<br />

Barone:<br />

(Kommt aus der Osteria. Er trägt e<strong>in</strong> Gewehr mit sich.<br />

Geht fragend zu SCAVEZZO. <strong>Der</strong> verweist ihn an<br />

CORONATO. <strong>Der</strong> BARONE geht zu CORONATO und<br />

bestellt dort se<strong>in</strong> Mittagessen. CORONATO notiert es<br />

servil auf e<strong>in</strong>em Zettel. <strong>Der</strong> BARONE geht h<strong>in</strong>über zum<br />

Café. Dort begrüßt er EVARISTO, der gerade erschienen<br />

ist).<br />

Evaristo:<br />

(Kommt aus e<strong>in</strong>er Tür h<strong>in</strong>ten l<strong>in</strong>ks. Orientiert sich im<br />

Gelände. Betrachtet die Aktivitäten des BARONE. Geht<br />

ihm, wenn er kommt, e<strong>in</strong> paar Schritte entgegen. Dann<br />

nehmen beide am Außentisch Platz. LIMONCINO serviert<br />

ihnen Kaffee. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit:)<br />

Togn<strong>in</strong>a:<br />

(Blickt, den Besen bei der Hand, <strong>in</strong> der Bühnenmitte<br />

durch den Vorhang und zählt die Zuschauer. Sie w<strong>in</strong>kt<br />

LIMONCINO herbei. Beide öffnen, jeweils an e<strong>in</strong>er Seite<br />

ziehend, den Vorhang. Das Saallicht erlischt).<br />

ERSTER AKT<br />

1. Szene<br />

(Auf der Terrasse vor ihrer Villa sitzen GELTRUDA und<br />

CANDIDA. Sie s<strong>in</strong>d mit Handarbeiten beschäftigt. Vor der<br />

Tür fegt TOGNINA. Vor der Apotheke sitzt der CONTE<br />

und liest e<strong>in</strong> Buch. Auf dem Balkon der Apotheke steht<br />

TIMOTEO und zerstößt (laut!) Kräuter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mörser.<br />

Vor der Tür ihres Hauses sitzt GIANNINA an e<strong>in</strong>em<br />

Sp<strong>in</strong>nrad und arbeitet. In der Nähe füttert MORACCHIO<br />

se<strong>in</strong>en Hund. SUSANNA ist mit dem Dekorieren ihres<br />

Schaufensters beschäftigt. CRESPINO sitzt vor se<strong>in</strong>er<br />

2


Werkstatt an se<strong>in</strong>em Arbeitsplatz und werkelt an e<strong>in</strong>em<br />

Schuh, den er über e<strong>in</strong>en Leisten gespannt hat. Nach<br />

dem Aufgehen des Vorhangs bleiben die Akteure<br />

zunächst e<strong>in</strong>e kurze Zeit stumm beschäftigt. Dann w<strong>in</strong>kt<br />

der CONTE <strong>in</strong>digniert zu LIMONCINO, das Radio<br />

abzustellen. Das geschieht.)<br />

Evaristo:<br />

(zum BARONE)<br />

Na, wie f<strong>in</strong>den Sie den Kaffee?<br />

Barone:<br />

Hm, ganz anständig.<br />

Evaristo:<br />

Also, ich f<strong>in</strong>de ihn hervorragend.<br />

(zu LIMONCINO)<br />

Bravo, Signor Limonc<strong>in</strong>o. Heute morgen haben Sie sich<br />

ja wirklich Mühe gegeben.<br />

Limonc<strong>in</strong>o:<br />

(mit der Serviette wedelnd)<br />

Gracie. Aber bitte, nennen Sie mich nicht dauernd<br />

"Limonc<strong>in</strong>o". Ich seh' schließlich nicht aus wie 'ne<br />

Limone!<br />

Evaristo:<br />

Ach, Quatsch. Jeder kennt Sie als Limonc<strong>in</strong>o. Sie s<strong>in</strong>d<br />

berühmt als Limonc<strong>in</strong>o. Alle Leute sagen: "Gehen wir<br />

nach Casenuove - kaffeetr<strong>in</strong>ken bei Limonc<strong>in</strong>o." Da<br />

können Sie sich doch nicht beklagen!<br />

Limonr.<strong>in</strong>o:<br />

Signore, das ist nun mal nicht me<strong>in</strong> Name.<br />

Barone:<br />

Na gut, dann werden wir Sie von nun an Orang<strong>in</strong>o<br />

nennen. Oder Zitronello.<br />

(Er schlürft se<strong>in</strong>en Kaffee)<br />

Limonc<strong>in</strong>o:<br />

Signore, ich hab ke<strong>in</strong>e Lust, Ihren Bajazzo zu machen!<br />

Candida:<br />

(lacht laut auf)<br />

Evaristo:<br />

(erhebt sich und blickt zur Terrasse)<br />

Wie me<strong>in</strong>en Sie, Signor<strong>in</strong>a Candida?<br />

Candida:<br />

(fächelt sich Luft zu und legt dann den <strong>Fächer</strong> auf die<br />

Balustrade)<br />

Was soll ich schon dazu me<strong>in</strong>en? Ich f<strong>in</strong>d's komisch.<br />

Geltruda:<br />

(streng)<br />

Bitte, me<strong>in</strong>e Herren, lassen Sie den jungen Mann<br />

zufrieden, ja?! Er macht e<strong>in</strong>en wunderbaren Kaffee, und<br />

außerdem steht er unter me<strong>in</strong>em Schutz.<br />

Barone:<br />

Oh, natürlich, wenn er unter dem Schutz von Signora<br />

Geltruda steht, dann muß man ihn selbstverständlich<br />

respektieren.<br />

(leise zu EVARISTO)<br />

Haben Sie gehört? Die gute Frau hat e<strong>in</strong>en Schützl<strong>in</strong>g.<br />

Evaristo:<br />

(leise zum BARONE)<br />

Bitte lästern Sie nicht über Signora Geltruda. Sie ist die<br />

vernünftigste und anständigste Frau weit und breit.<br />

Barone:<br />

(leise zu EVARISTO)<br />

Jaaa, von mir aus. Aber sie hat dieselben Beschützer-<br />

Attitüden wie der Conte. Und der sitzt da und liest mit<br />

e<strong>in</strong>er Miene wie'n Staatsanwalt.<br />

Evaristo:<br />

(h<strong>in</strong>gehend)<br />

Na ja - bei dem mögen Sie recht haben. Das ist echt 'ne<br />

Witzfigur. Aber doch ke<strong>in</strong> Vergleich mit Signora<br />

Geltruda.<br />

Barone:<br />

Hhhmm, ich f<strong>in</strong>d' alle beide albern.<br />

Evaristo:<br />

Was f<strong>in</strong>den Sie denn an der Signora albern?<br />

Barone:<br />

Zu lehrer<strong>in</strong>nenhaft. Zu steif. Zu süffisant.<br />

Evaristo:<br />

Also, entschuldigen Sie mal, Sie kennen sie doch gar<br />

nicht!<br />

Barone:<br />

(immer noch, wie bisher, leise; aber allmählich hitziger)<br />

Jedenfalls f<strong>in</strong>de ich Signor<strong>in</strong>a Candida hundertmal<br />

besser!<br />

(Die beiden haben während des letzten Dialogs ihre<br />

Tassen auf das Tablett von LIMONCINO gestellt. Jeder<br />

von ihnen will bezahlen. Doch der BARONE kommt<br />

EVARISTO zuvor, der sich leise bedankt. LIMONCINO<br />

geht mit dem Geld und dem Tablett ab <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Lokal.<br />

TIMOTEO stößelt <strong>in</strong>zwischen mit enormer Lautstärke <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Mörser herum)<br />

Evaristo:<br />

Ja, das mag se<strong>in</strong>. Die Nichte hat ihre Reize.<br />

(für sich)<br />

Hm, ich hab ke<strong>in</strong>e Lust, daß mir der Kerl <strong>in</strong> die Quere<br />

3


kommt.<br />

He, Coronato!!!!<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

(streng, laut)<br />

(erregt auf se<strong>in</strong>em Stuhl h<strong>in</strong> und her rutschend)<br />

He!!! Signor Timoteo!!!!<br />

Also, jetzt halt ich es langsam nicht mehr aus!<br />

Timoteo:<br />

Scavezzo:<br />

(kurz <strong>in</strong>nehaltend)<br />

(lachend rufend)<br />

Was befehlen Sie?<br />

Du, Moracchio!<br />

Conte:<br />

Moracchio:<br />

Können Sie nicht mal mit dem Gestampfe aufhören? Das (wendet sich zu SCAVEZZO)<br />

stört mich!<br />

Was ist los, Scavezzo?<br />

Timoteo:<br />

Scavezzo:<br />

(stößt noch heftiger)<br />

(den CONTE nachmachend, während er auf ihn zeigt)<br />

Tschuldigung...<br />

<strong>Der</strong> Signor Conte hält es langsam nicht mehr aus!!<br />

Conte:<br />

(Er kr<strong>in</strong>gelt sich vor Lachen)<br />

Mensch, ich kann dabei nicht lesen. Sie zerdröhnen Moracchio:<br />

e<strong>in</strong>em ja den Kopf!<br />

Na ja, er ist eben vornehm. E<strong>in</strong> Signor ...<br />

Timoteo:<br />

Scavezzo:<br />

(weitermachend)<br />

Kohldampfschieber!!<br />

Tschuldigung, b<strong>in</strong> gleich fertig.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Moracchio?!<br />

(gr<strong>in</strong>send, ohne se<strong>in</strong>e Schusterei zu unterbrechen)<br />

Moracchio:<br />

He, Coronato!<br />

Was gibt's?<br />

Coronato:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Was ist los, Maestro Cresp<strong>in</strong>o?<br />

Was hat Scavezzo eben gesagt?<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Moracchio:<br />

<strong>Der</strong> Herr Graf wünscht nicht, daß gearbeitet wird. Nichts. Gar nichts. Kümmer dich um de<strong>in</strong>en eigenen<br />

(Er hämmert mit gewaltigem Krach auf se<strong>in</strong>en Leisten Kram und sp<strong>in</strong>n weiter.<br />

e<strong>in</strong>)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

Oh, me<strong>in</strong> Herr Bruder hat mal wieder se<strong>in</strong>en höflichen<br />

Also, das ist doch e<strong>in</strong>e verteufelte Impert<strong>in</strong>enz! Wollt ihr Tag. Na ja, so behandelt er mich ja immer.<br />

heute morgen überhaupt nicht mehr aufhören?!<br />

(Sie dreht sich verärgert auf ihrem Stuhl um, so daß sie<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

ihm den Rücken zuwendet, und sp<strong>in</strong>nt wütend weiter.<br />

Oh, Euer Durchlaucht, sehn Sie nicht, was ich mache? Für sich:<br />

Conte:<br />

Hoffentlich kann ich bald heiraten.<br />

(verächtlich)<br />

(sie schnieft)<br />

Na, was können Sie schon machen?<br />

Susanna:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Was ist denn, Giann<strong>in</strong>a? Was haben Sie denn?<br />

Hhmm - ich repariere Ihre alten<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(er betrachtet die Latschen mit gerümpfter Nase)<br />

Ach, nichts. Ha, wenn Sie wüßten, Signora Susanna! Ich<br />

äh - Schuhe.<br />

glaub, auf der ganzen Welt gibt's ke<strong>in</strong>en größeren<br />

Conte:<br />

Klotzkopf als me<strong>in</strong>en Bruder!<br />

(wieder zu se<strong>in</strong>er Lektüre kommend)<br />

Moracchio:<br />

Bä-bä-bä. Impert<strong>in</strong>enter Bursche.<br />

Ha-ha-ha! Und wenn schon! Ich b<strong>in</strong> eben, wie ich b<strong>in</strong>.<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Heeeh, was soll das überhaupt heißen ? Solange du mir<br />

(haut noch lauter auf das Leder, während TIMOTEO noch unterstellt bist, solange wirst du...<br />

kräftiger stößelt)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

4


Dir unterstellt??? Das wird hoffentlich nicht mehr lange losziehen?<br />

dauern!!<br />

Barone:<br />

(Sie sp<strong>in</strong>nt wie verrückt)<br />

Also, aufrichtig gesagt, ganz große Lust hab ich nicht<br />

Evaristo:<br />

mehr, auf die Jagd zu gehen. Ich b<strong>in</strong> noch ziemlich<br />

(aufstehend)<br />

müde von gestern abend, äh - - -<br />

Was gibt's da denn schon wieder?<br />

Evaristo:<br />

(zu MORACCHIO)<br />

Na gut. Aber Sie gestatten, daß ich gehe?<br />

Mensch, müssen Sie das arme Mädchen denn ständig Barone:<br />

schikanieren?<br />

(sche<strong>in</strong>bar zerstreut)<br />

(Er nähert sich GIANNINA)<br />

Ja, ja; bitte, bitte.<br />

Und das arme Mädchen verdient es doch wahrhaftig (für sich, gr<strong>in</strong>send)<br />

nicht.<br />

Na, umso besser. Jetzt kann ich mich ungestört an<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Candida heranpirschen.<br />

(drückt schniefend EVARISTOS dargebotene<br />

Evaristo:<br />

Tätschelhand)<br />

Moracchio?!<br />

Er macht mich ganz verrückt.<br />

Moracchio:<br />

Moracchio:<br />

Signore?<br />

(f<strong>in</strong>ster)<br />

Evaristo:<br />

<strong>Der</strong> Kerl steckt se<strong>in</strong>e Nase auch <strong>in</strong> alles re<strong>in</strong>!<br />

Hat der Hund ausgefuttert?<br />

Evaristo:<br />

Moracchio:<br />

Na, na, na. Jetzt ist es aber genug, ja?<br />

Ja, Signore.<br />

Barone:<br />

Evaristo:<br />

(zu CANDIDA)<br />

Gut. Dann holen Sie Ihre Fl<strong>in</strong>te. Gehen wir.<br />

Signor Evaristo hat eben e<strong>in</strong> sehr teilnahmsvolles Herz. Moracchio:<br />

Candida:<br />

Ich hol sie sofort.<br />

(eifersüchtig)<br />

(zu GIANNINA)<br />

Tatsächlich. Das kommt mir auch so vor.<br />

Festhalten.<br />

Geltruda:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Was diese Menschen für Probleme haben! Jeder meckert Was festhalten?<br />

über das Verhalten der anderen, statt mal auf se<strong>in</strong>e Moracchio:<br />

eigenen Fehler zu achten.<br />

Den Hund natürlich, Mensch. Bis ich wiederkomme.<br />

Barone:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

Nun gib schon her, du Blödmann. Mit Hunden kannst du<br />

Ähhrrgghh, schon wieder diese Lehrer<strong>in</strong>nenmanieren. auch nicht umgehen.<br />

Ich kann sie nicht ausstehen.<br />

(Sie nimmt den Hund, kniet sich h<strong>in</strong> und streichelt ihn,<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

lieb schnurrend. MORACCHIO geht <strong>in</strong>s Haus)<br />

(für sich)<br />

Coronato:<br />

Arme Giann<strong>in</strong>a. Na, wenn sie erst me<strong>in</strong>e Frau ist, wird (die Szene beobachtend; für sich)<br />

der Bursche sie nicht mehr triezen.<br />

Sie ist wirklich e<strong>in</strong> Mädchen mit Herz. Mit e<strong>in</strong>em<br />

Coronato:<br />

goldenen Herzen. Ja, ich werde sie heiraten.<br />

(für sich)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Hm. Vielleicht sollte ich sie doch heiraten. Alle<strong>in</strong> schon, (die Szene beobachtend; für sich)<br />

um sie ihrem Knilch von Bruder wegzunehmen.<br />

Wie nett sie ihn streichelt. Und wenn sie's schon bei<br />

Evaristo:<br />

e<strong>in</strong>em Hund so nett macht, wie nett wird sie's erst bei<br />

(wieder zum BARONE tretend)<br />

ihrem Mann tun!<br />

So, Signor Barone, sollten wir jetzt nicht langsam<br />

Barone:<br />

5


Scavezzo!<br />

Wenn die Damen nichts dagegen haben, werde ich mich<br />

Scavezzo:<br />

jetzt e<strong>in</strong> bißchen mit dem Rohr amüsieren.<br />

Signore?<br />

Geltruda:<br />

Barone:<br />

Bitte sehr, amüsieren Sie sich.<br />

Br<strong>in</strong>gen Sie die Fl<strong>in</strong>te auf me<strong>in</strong> Zimmer.<br />

Candida:<br />

Scavezzo:<br />

Ich wünsche Waidmannsheil und fette Beute.<br />

Si, Signore!<br />

Evaristo:<br />

(Er geht h<strong>in</strong>über zum Café, holt die Fl<strong>in</strong>te, bekommt e<strong>in</strong>e Oh, wenn Sie das wünschen, werde ich sicher Glück<br />

Münze zugesteckt und geht zurück zum Gasthaus. Auf haben.<br />

dem Rückweg, die Münze <strong>in</strong> die Luft werfend und (Geme<strong>in</strong>sam mit MORACCHIO präpariert er se<strong>in</strong>e<br />

wieder fangend, für sich:<br />

Jagdtasche)<br />

<strong>Der</strong> Bursche ist wenigstens reich. Und großzügig. Ke<strong>in</strong> Candida:<br />

Vergleich mit diesem<br />

(sehr konzentriert auf ihre Handarbeit blickend)<br />

(er zeigt auf den CONTE)<br />

Signor Evaristo ist wirklich sehr liebenswürdig.<br />

abgetakelten Conte!<br />

Geltruda:<br />

(ab <strong>in</strong>s Gasthaus)<br />

Ja, gewiß. Er ist liebenswürdig. Und er hat gute<br />

Evaristo:<br />

Manieren. Aber man darf ke<strong>in</strong>em Mann trauen, den man<br />

Haben Sie die Absicht, heute hierzubleiben?<br />

nicht kennt.<br />

Barone:<br />

Candida:<br />

Ja, ich - äh werde mich <strong>in</strong> der Osteria e<strong>in</strong> wenig zur Ruhe Warum sagen Sie das gerade jetzt, liebe Tante?<br />

begeben.<br />

Geltruda:<br />

Evaristo:<br />

Weil ich gerade jetzt glaube, Grund dafür zu haben,<br />

Gut, dann können wir ja dort zusammen Mittag essen. liebe Nichte!<br />

Barone:<br />

Candida:<br />

Ja natürlich. Äh - gern. Tja, äh - ich erwarte Sie dann. Aber ich glaube nicht, daß ich den Grund gegeben habe.<br />

(zu den Damen)<br />

Geltruda:<br />

Me<strong>in</strong>e Damen - ich empfehle mich.<br />

Ne<strong>in</strong>, und darum habe ich auch nur e<strong>in</strong>en Ratschlag<br />

(für sich)<br />

gegeben.<br />

Ich zieh mich lieber zurück, um ke<strong>in</strong>en Verdacht zu Candida:<br />

erregen.<br />

(für sich)<br />

(zu CORONATO)<br />

Oh. <strong>Der</strong> Ratschlag kommt zu spät. Ich b<strong>in</strong> schon verliebt.<br />

Bitte, decken Sie heute für zwei. Ich gehe jetzt auf me<strong>in</strong> Und wie!<br />

Zimmer.<br />

Evaristo:<br />

(Er geht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>)<br />

(Zu MORACCHIO, mit dem er immer noch an der<br />

Coronato:<br />

Jagdtasche staut)<br />

Bitte sehr, Signor Barone, prego, per favore, gracie. So, ich glaub, jetzt ist alles <strong>in</strong> Ordnung. Gehen wir.<br />

Zweite Szene<br />

(Im Abgehen, zu den Damen)<br />

(Die Vorigen. MORACCHIO kommt mit se<strong>in</strong>er Fl<strong>in</strong>te aus Nochmals, me<strong>in</strong>e Damen, ergebenster Diener!<br />

dem Haus und läßt sich von GIANNINA den Hund geben. Geltruda:<br />

Zu EVARISTO:<br />

(sich knapp erhebend)<br />

Moracchio:<br />

Ihre Diener<strong>in</strong>.<br />

Signore, da b<strong>in</strong> ich.<br />

Candida:<br />

Evaristo:<br />

(sich temperamentvoll erhebend)<br />

Gut. Gehen wir.<br />

Ergebenste Diener<strong>in</strong>!<br />

(Er reicht MORACCHIO se<strong>in</strong>e Jagdtasche und nimmt (Während sie aufspr<strong>in</strong>gt, fällt ihr <strong>Fächer</strong> auf die Straße)<br />

se<strong>in</strong>e Fl<strong>in</strong>te über die Schulter. Zu den Damen:)<br />

Oh!<br />

6


Evaristo:<br />

Oh!<br />

(den <strong>Fächer</strong> aufsammelnd)<br />

Candida:<br />

Das macht doch nichts.<br />

Geltruda:<br />

Bitte, bemühen Sie sich nicht.<br />

Evaristo:<br />

<strong>Der</strong> <strong>Fächer</strong> ist kaputtgegangen. Tut mir wirklich leid.<br />

Candida:<br />

Ach, das ist nicht schlimm. Nur'n alter <strong>Fächer</strong>.<br />

Evaristo:<br />

Aber ich b<strong>in</strong> die Ursache, daß er kaputtgegangen ist.<br />

Geltruda:<br />

Nun machen Sie sich doch ke<strong>in</strong>e Gedanken wegen so<br />

e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>igkeit.<br />

Evaristo:<br />

Erlauben Sie, daß ich ihn äh - - -<br />

(er macht e<strong>in</strong>e Bewegung auf die Villa zu)<br />

Geltruda:<br />

Aber nun machen Sie sich doch nicht so viel Mühe.<br />

Geben Sie ihn unserem Mädchen. Togn<strong>in</strong>a!<br />

Togn<strong>in</strong>a:<br />

(unterbricht ihr Fegewerk)<br />

Hä? Signora?<br />

Geltruda:<br />

Nehmen Sie den <strong>Fächer</strong>.<br />

Togn<strong>in</strong>a:<br />

(zu EVARISTO, fordernd die Hand ausstreckend)<br />

Hä!<br />

Evaristo:<br />

Wenn's die Damen nicht erlauben wollen, daß ich <strong>in</strong>s<br />

Haus - - - da, nehmen Sie.<br />

(Er gibt TOGNINA den <strong>Fächer</strong>. Sie nimmt ihn und geht <strong>in</strong><br />

die Villa)<br />

Candida:<br />

(Zu GELTRUDA)<br />

Sehen Sie nur, wieviel Mühe er auf sich nimmt, bloß,<br />

weil me<strong>in</strong> <strong>Fächer</strong> zerbrochen ist.<br />

Geltruda:<br />

Für e<strong>in</strong>en höflichen Menschen ist das e<strong>in</strong>e<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

(für sich)<br />

Hm. Die Geschichte kenn' ich. Da ist Liebe im Spiel.<br />

Dritte Szene<br />

Evaristo:<br />

(für sich)<br />

Hm. Das ist mir aber echt unangenehm. Vor allem, weil<br />

ich schuld dran b<strong>in</strong>, daß der <strong>Fächer</strong> kaputt ist. Na, ich<br />

will mal sehen, ob ich e<strong>in</strong>en Ersatz f<strong>in</strong>de.<br />

(Er geht zu SUSANNAS Laden. SUSANNA sitzt, seit sie<br />

mit dem Dekorieren fertig ist, vor der Tür und näht.<br />

EVARISTO spricht leise, verschwörerisch:<br />

Evaristo:<br />

Signora Susanna?<br />

Susanna:<br />

(im gleichen Ton)<br />

Signor Evaristo?<br />

Evaristo:<br />

Ich - äh, möchte mit Ihnen reden. Können wir bitte <strong>in</strong><br />

den Laden gehen?<br />

Susanna:<br />

Aber natürlich. Sofort.<br />

Evaristo:<br />

Moracchio?!<br />

Moracchio:<br />

Signore?<br />

Evaristo:<br />

Gehen Sie schon mal vor. Warten Sie am Waldrand auf<br />

mich, ich komm' gleich nach.<br />

(Er geht mit SUSANNA <strong>in</strong> den Laden)<br />

Moracchio:<br />

Wenn der so rumtrödelt, dann können wir Kürbisse<br />

schießen, aber ke<strong>in</strong> Wild.<br />

(Er nimmt se<strong>in</strong>en Hund und geht muffig durch die l<strong>in</strong>ke<br />

Saaltür ab)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(ihm nachsehend; sp<strong>in</strong>nend; für sich)<br />

Gott sei Dank, me<strong>in</strong> Bruder ist weg. Jetzt kann ich<br />

endlich mit Cresp<strong>in</strong>o reden. Aber ich will diesen<br />

Blödkopf Coronato nicht dabeihaben. Dauernd läuft der<br />

mir nach. Aarrgghhh, ich kann ihn nicht ab!<br />

Conte:<br />

(Beim Lesen aufjauchzend)<br />

Oh schön! Schöön!! E<strong>in</strong>e wunderschöne Stelle! Signora<br />

Geltruda!<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Was haben Sie denn da so Wun-der-schö-nes gefunden,<br />

Signor Conte?<br />

Conte:<br />

Ach, was geht Sie das an?! Was verstehen Sie denn<br />

schon von Literatur, Sie Kret<strong>in</strong>! Signora Geltruda!<br />

7


Cresp<strong>in</strong>o:<br />

hab's gleich. Gleich hab ich's.<br />

(für sich)<br />

Candida:<br />

Wetten, daß ich mehr Ahnung hab als der?<br />

(zu GELTRUDA)<br />

(Er hämmert kräftig auf se<strong>in</strong>en Leisten)<br />

Sie lesen doch sonst nur gute Bücher. Und jetzt wollen<br />

Geltruda:<br />

Sie solche Sachen hören?<br />

Was wünschen Sie, Signor Conte?<br />

Geltruda:<br />

Conte:<br />

Ach, warum nicht. Wenn sie witzig geschrieben s<strong>in</strong>d,<br />

Ah! Sie als Frau von Geist! Wenn Sie nur hören könnten, können sie unterhaltsam se<strong>in</strong> und trotzdem lehrreich.<br />

was ich gerade lese! E<strong>in</strong> Meisterwerk!<br />

Conte:<br />

Geltruda:<br />

Ah!! Ich hab's gefunden! Hören Sie!<br />

E<strong>in</strong>e Geschichte?<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Conte:<br />

(für sich)<br />

(verächtlich)<br />

Dieser Kerl!! <strong>Der</strong> will jetzt wirklich dies D<strong>in</strong>g vorlesen.<br />

Ah bah!<br />

Na, der Spaß soll ihm vergehen.<br />

Geltruda:<br />

(Er hämmert wie wild)<br />

E<strong>in</strong> philosophisches Traktat?<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Me<strong>in</strong> Gott, fangen Sie schon wieder zu hämmern an?<br />

(wie oben)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Äh bäh!<br />

(hämmernd, zum CONTE)<br />

Geltruda:<br />

Soll ich Ihre Absätze nicht reparieren?<br />

E<strong>in</strong> hübsches Gedicht?<br />

Timoteo:<br />

Conte:<br />

(fängt wieder an, kräftig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Mörser zu stampfen)<br />

(wie oben)<br />

Conte:<br />

N-e-i-n.<br />

Ne<strong>in</strong>, jetzt kommt der andere Ruhestörer an die Reihe.<br />

Geltruda:<br />

(zu TIMOTEO)<br />

Was ist es denn nun?<br />

Können Sie nicht aufhören damit?<br />

Conte:<br />

Timoteo:<br />

Es ist aus dem Französischen. Ord<strong>in</strong>är ausgedruckt: e<strong>in</strong>e Signore, ich übe nur me<strong>in</strong>en Beruf aus.<br />

Novelle. Fa-bel-haft.<br />

(Er stößelt kraftvoll weiter)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Conte:<br />

(haut lachend aufs Leder)<br />

(Zu GELTRUDA)<br />

Donnerwetter. E<strong>in</strong>e fabelhaft ord<strong>in</strong>äre französische Also, hören Sie: "Es lebte e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Jungfrau von so<br />

Novelle.<br />

hoher Schönheit, daß -<br />

Geltruda:<br />

(der Schuster und der Apotheker machen e<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>e Fabel von Monsieur de La Fonta<strong>in</strong>e?<br />

<strong>in</strong>fernalischen Lärm. Zu TIMOTEO:)<br />

Conte:<br />

Nun geben Sie doch endlich Ruhe, oder suchen Sie sich<br />

Monsieur de was? Den Autor kenn' ich nicht. Das ist e<strong>in</strong>en anderen Ort zum Mörsern!<br />

doch auch wohl nicht so wichtig. Wollen Sie etwas draus Timoteo:<br />

hören?<br />

Verzeihen Sie, Signor, aber hier bezahle ich me<strong>in</strong>e Miete,<br />

Geltruda:<br />

und e<strong>in</strong>en bessern Ort gibt's nicht.<br />

(reserviert)<br />

Conte:<br />

Es wird mir e<strong>in</strong> Vergnügen se<strong>in</strong>.<br />

Ach, dann gehen Sie doch zum Teufel mit Ihrem<br />

Conte:<br />

verfluchten Mörser! Man kann überhaupt nicht lesen,<br />

Warten Sie.<br />

das ist ja nicht zum Aushalten.<br />

(Er sucht im Buch herum)<br />

(Zu GELTRUDA)<br />

Oh, ich habe me<strong>in</strong> Lesezeichen verblättert. Aber ich Signora Geltruda, ich komme zu Ihnen. Dann sollen Sie<br />

8


hören, was für e<strong>in</strong>e Kostbarkeit das ist, was für e<strong>in</strong>e<br />

Novität!<br />

(Er schlägt mit der Hand aufs Buch und geht zur Villa.<br />

TOGNINA läßt ihn e<strong>in</strong> und verschw<strong>in</strong>det mit ihm im<br />

Haus. TIMOTEO zieht sich lachend vom Balkon zurück)<br />

Geltruda:<br />

(Zu CANDIDA)<br />

<strong>Der</strong> Herr Apotheker ist wirklich e<strong>in</strong> bißchen zu<br />

impert<strong>in</strong>ent. Komm, wir wollen den Signor Conte<br />

empfangen.<br />

Candida:<br />

Ach, gehen Sie nur alle<strong>in</strong>. Sie wissen doch: ich mach mir<br />

nichts aus Geschichten.<br />

Geltruda:<br />

Das spielt überhaupt ke<strong>in</strong>e Rolle. Komm. Das verlangt<br />

der Anstand.<br />

Candida:<br />

Ach, dieser Conte!<br />

Geltruda:<br />

Liebe Nichte: du mußt die anderen achten, wenn du<br />

selbst geachtet werden willst. Gehen wir.<br />

(Sie geht <strong>in</strong>s Innere der Villa)<br />

Candida:<br />

(erhebt sich widerwillig)<br />

Jaja. Aber nur Ihnen zuliebe.<br />

Vierte Szene<br />

(Auf der Bühne: CANDIDA, GIANNINA, CORONATO,<br />

CRESPINO. Aus dem Laden kommen SUSANNA und<br />

EVARISTO)<br />

Candida:<br />

Wie?! Signor Evaristo ist noch hier? Ist er doch nicht auf<br />

die Jagd gegangen? Da möcht' ich doch gern wissen,<br />

warum.<br />

(Sie versteckt sich auf der Terrasse)<br />

Susanna:<br />

(sehr eifrig um EVARISTO bemüht)<br />

Da werden Sie bestimmt ke<strong>in</strong>e Klagen über mich haben.<br />

Außerdem haben Sie den <strong>Fächer</strong> zu e<strong>in</strong>em sehr<br />

freundlichen Preis bekommen.<br />

Evaristo:<br />

(für sich)<br />

Oh, Signor<strong>in</strong>a Candida ist gar nicht mehr da.<br />

(zu SUSANNA)<br />

Schade, daß Sie ke<strong>in</strong>en schöneren <strong>Fächer</strong> hatten.<br />

Susanna:<br />

Ich habe gar ke<strong>in</strong>en mehr, weder schönere noch<br />

häßlichere. Dies ist der e<strong>in</strong>zige und letzte, den ich im<br />

Laden hatte.<br />

Evaristo:<br />

Na gut, dann muß ich mich eben damit begnügen.<br />

Susanna:<br />

Ich nehme an, Sie wollen damit e<strong>in</strong> Geschenk machen?<br />

Evaristo:<br />

Na, für mich dürfte ich ihn ja wohl kaum gekauft haben,<br />

oder?<br />

Susanna:<br />

Für Signor<strong>in</strong>a Candida?<br />

Evaristo:<br />

(für sich)<br />

Sie ist mir e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong> bißchen zu neugierig, die Signora<br />

Susanna.<br />

(laut)<br />

Wie kommen Sie darauf, daß ich ihn Signor<strong>in</strong>a Candida<br />

schenken wollen könnte?<br />

Susanna:<br />

Weil ich gesehen hab, daß ihr <strong>Fächer</strong> kaputtgegangen<br />

ist.<br />

Evaristo:<br />

(kurz angebunden)<br />

Ne<strong>in</strong>ne<strong>in</strong>. Über diesen <strong>Fächer</strong> habe ich bereits äh -<br />

anderweitige Verfügungen getroffen.<br />

Susanna:<br />

(e<strong>in</strong>geschnappt)<br />

Aber bitte. Von mir aus schenken Sie ihn doch, wem sie<br />

wollen. Ich kümmere mich nie um anderer Leute<br />

Angelegenheiten.<br />

(Sie setzt sich auf den Stuhl vor ihrem Laden und<br />

beg<strong>in</strong>nt, e<strong>in</strong>e weiße Decke zu säumen)<br />

Evaristo:<br />

(für sich; auf GIANNINA zugehend)<br />

Sie kümmert sich nie darum, aber wissen möcht' sie's<br />

immer gern. Na, diesmal ist es ihr daneben gegangen.<br />

Candida:<br />

(etwas hervortretend)<br />

Sche<strong>in</strong>t ja allerhand Geheimnisse mit der Putzmacher<strong>in</strong><br />

zu haben. Da möcht' ich doch schon gern etwas mehr<br />

erfahren.<br />

Evaristo:<br />

(Zu GIANNINA tretend; charmant:)<br />

Giann<strong>in</strong>a.<br />

9


Giann<strong>in</strong>a:<br />

Hab ich Ihnen denn nicht schon "ja" gesagt? Hab ich<br />

(bleibt sitzen und arbeitet weiter)<br />

nicht gesagt, Sie könnten befehlen? Wenn Sie das<br />

Signore.<br />

Sp<strong>in</strong>nzeug hier stört, dann kann ich's ja wegschmeißen!<br />

Evaristo:<br />

(Sie steht auf und schleudert den Rocken zu Boden)<br />

Würden Sie mir wohl e<strong>in</strong>e Gefälligkeit erweisen?<br />

Evaristo:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

Bitte? Ja, sicher, befehlen Sie nur.<br />

Gott. Am liebsten würd' ich gar nichts mehr sagen, aber<br />

Evaristo:<br />

ich brauch sie nun mal.<br />

Ich äh - weiß, daß - äh Signor<strong>in</strong>a Candida Sie sehr gern Candida:<br />

hat.<br />

(für sich)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Was ist denn das nun wieder für'n Ausbruch?<br />

Ja, Signor, sie ist sehr freundlich.<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Evaristo:<br />

(für sich)<br />

Ja. Sie - äh hat mich sogar mal gebeten, ich möchte Sie hat das Sp<strong>in</strong>nzeug weggeworfen?!<br />

mich bei Ihrem Bruder für Sie e<strong>in</strong>setzen.<br />

(Er steht auf, den Hammer <strong>in</strong> der Hand, und tritt e<strong>in</strong><br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

wenig vor)<br />

(weitersp<strong>in</strong>nend, aber sich <strong>in</strong> fulm<strong>in</strong>ante Wut steigernd) Coronato:<br />

Me<strong>in</strong> Bruder! Ohhhh! Ich b<strong>in</strong> vom Unglück verfolgt! Ich (für sich)<br />

hab weder Vater noch Mutter und b<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bruder Ich glaub', die beiden kommen <strong>in</strong> Hitze!<br />

ausgeliefert, dieser Bestie!! Ja, Signor, das ist e<strong>in</strong>e (Er steht auf, die Speisekarte <strong>in</strong> der Hand, und tritt e<strong>in</strong><br />

Bestie! E<strong>in</strong>e wahre Bestie veramente una bestia, Signore! wenig vor)<br />

(Sie heult, sp<strong>in</strong>nt aber dabei wütend weiter)<br />

Susanna:<br />

Evaristo:<br />

(für sich; die Vorgänge scharf beobachtend)<br />

Ja, gewiß, aber bitte, äh, so hören Sie doch weiter . Wenn er ihr bloß e<strong>in</strong> Geschenk machen wollte, würde<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

sie sich doch nicht so aufregen. Hm.<br />

(mit künstlicher Fassung und Überlegenheit)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Dann reden Sie doch! Ich sp<strong>in</strong>ne ja nicht mit den Ohren, (zu EVARISTO, sehr vernehmlich)<br />

oder?<br />

Also. Hier b<strong>in</strong> ich. Nun befehlen Sie schon.<br />

Evaristo:<br />

Evaristo:<br />

(muß heimlich gr<strong>in</strong>sen; für sich)<br />

(leiser, abwiegelnd)<br />

Ihr Bruder ist'n ziemlicher Verrückter. Aber sie hat da Nun seien Sie doch friedlich. Giann<strong>in</strong>a.<br />

offenbar auch e<strong>in</strong>iges zu bieten.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Susanna:<br />

Ich wüßte nicht, daß ich jemals kriegerisch war!!<br />

(für sich; halsreckend)<br />

Evaristo:<br />

Hat er den <strong>Fächer</strong> etwa für Giann<strong>in</strong>a gekauft? Das kann Ne<strong>in</strong>. Äh - ja. Giann<strong>in</strong>a, äh - Sie wissen, daß Signor<strong>in</strong>a<br />

ich nicht glauben.<br />

Candida ihren <strong>Fächer</strong> zerbrochen hat?<br />

Coronato/Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(beide bemühen sich krampfhaft, hälsereckend, etwas (störrisch)<br />

von dem Gespräch mitzubekommen)<br />

Ja, weiß ich.<br />

Candida:<br />

Evaristo:<br />

(sich immer weiter aus ihrem Versteck wagend)<br />

Ich habe ihr e<strong>in</strong>en neuen gekauft, bei der<br />

Er hat was mit der Modist<strong>in</strong>! Und er hat was mit<br />

Modehändler<strong>in</strong> dort.<br />

Giann<strong>in</strong>a! Ich begreif das nicht!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Evaristo:<br />

(störrisch)<br />

Darf ich Sie nun wohl um den Gefallen bitten?<br />

Da haben Sie e<strong>in</strong>e gute Tat begangen.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Evaristo:<br />

10


Nun möchte ich aber nicht, daß es Signora Geltruda bis auf e<strong>in</strong> paar Schritte herangekommen s<strong>in</strong>d)<br />

erfährt.<br />

was macht ihr denn hier, verdammt noch mal! Das ist ja<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

wohl e<strong>in</strong>e Frechheit!!<br />

(störrisch)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Da haben Sie recht.<br />

Ich - äh, ich arbeite hier, das sehen Sie doch, Signor.<br />

Evaristo:<br />

(Er setzt sich blitzartig wieder an se<strong>in</strong>e Schuhe)<br />

Und darum möchte ich, daß Sie ihr den <strong>Fächer</strong> heimlich Coronato:<br />

zustecken.<br />

Man kann doch beim Schreiben der Speisekarte mal auf<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

und ab gehen, oder?<br />

(noch störrischer)<br />

(Er schreitet zurück an se<strong>in</strong>en Platz)<br />

Damit kann ich nicht dienen.<br />

Candida:<br />

Evaristo:<br />

(immer aufgeregter; für sich)<br />

(für sich)<br />

Die sche<strong>in</strong>en ja enorme Geheimnisse mite<strong>in</strong>ander zu<br />

'ne ziemlich kratzige Antwort.<br />

haben.<br />

Candida:<br />

Susanna:<br />

(für sich)<br />

(für sich)<br />

Mir erzählt er, daß er auf die Jagd geht, und dann steht Ich möchte, zum Teufel nochmal, wissen, was die an<br />

er hier heimlich rum.<br />

sich hat, daß ihr sämtliche Männer nachrennen!<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

(zu EVARISTO)<br />

Ich gäb was drum, wenn ich's e<strong>in</strong> bißchen besser<br />

Wenn Sie mir sonst nichts zu sagen haben, dann kann<br />

verstehen könnte.<br />

ich ja wohl weiterarbeiten.<br />

(Er geht noch e<strong>in</strong>en Schritt näher und versucht zu<br />

(Sie holt ihr Sp<strong>in</strong>nzeug zurück)<br />

lauschen)<br />

Evaristo:<br />

Coronato:<br />

Nun hören Sie mir doch mal zu. Signor<strong>in</strong>a Candida<br />

(für sich)<br />

me<strong>in</strong>te, ich sollte Ihnen e<strong>in</strong>e Mitgift verschaffen, damit<br />

Me<strong>in</strong>e Neugier frißt mich auf!<br />

Sie Cresp<strong>in</strong>o heiraten können.<br />

(Er w<strong>in</strong>det sich näher, tut dabei so, als würde er eifrig an Giann<strong>in</strong>a:<br />

se<strong>in</strong>er Speisekarte schreiben)<br />

So. Me<strong>in</strong>te sie das.<br />

Evaristo:<br />

Evaristo:<br />

(zu GIANNINA)<br />

Ja. Und ich hab's versprochen.<br />

Warum wollen Sie mir diesen kle<strong>in</strong>en Gefallen denn Giann<strong>in</strong>a:<br />

nicht tun?<br />

(wirft das Sp<strong>in</strong>nzeug wieder weg)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Wo haben Sie den <strong>Fächer</strong>?<br />

(resolut)<br />

Evaristo:<br />

Weil ich solche Geschäfte nicht gelernt hab.<br />

Hier <strong>in</strong> der Tasche.<br />

Evaristo:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Ach, Sie müssen die Sache nicht so schwarz sehen. Geben Sie her. Nun geben Sie ihn schon her, aber so,<br />

Signor<strong>in</strong>a Candida hat Sie doch gern.<br />

daß niemand es sieht.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Evaristo:<br />

Ja, schon. Aber <strong>in</strong> solchen D<strong>in</strong>gen...<br />

Da.<br />

Evaristo:<br />

(Er praktiziert ihr mit auffälliger Unauffälligkeit den<br />

Sie hat mir auch erzählt, daß Sie gern Signor Cresp<strong>in</strong>o <strong>Fächer</strong> <strong>in</strong> ihre Rocktasche, e<strong>in</strong>e Aktion, bei der die<br />

heiraten würden, und da - - -<br />

beiden sehr eng ane<strong>in</strong>ander geraten)<br />

(durch e<strong>in</strong> Niesen CORONATOS aufmerksam geworden, Cresp<strong>in</strong>o:<br />

dreht er sich um und bemerkt die beiden Lauscher, die (für sich; den Hals reckend)<br />

11


Er hat ihr etwas geschenkt!<br />

Geltruda reden und um die Hand ihrer Nichte anhalten.<br />

Coronato:<br />

Aber jetzt geh ich erstmal jagen.<br />

(für sich; den Hals noch weiter ausfahrend)<br />

(Er geht zur l<strong>in</strong>ken Saaltür h<strong>in</strong>aus zum Jagen)<br />

Was kann er ihr nur geschenkt haben?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Susanna:<br />

(für sich)<br />

(für sich)<br />

Eigentlich muß ich Signor<strong>in</strong>a Candida ja dankbar se<strong>in</strong>.<br />

Bestimmt hat er ihr den <strong>Fächer</strong> geschenkt!<br />

Sie gibt sich solche Mühe. Na, da muß ich wohl auch<br />

Candida:<br />

etwas für sie tun. Wir Mädchen müssen uns e<strong>in</strong>fach<br />

(für sich)<br />

gegenseitig helfen. Auch ohne H<strong>in</strong>tergedanken.<br />

Oh!! Also doch!!! Evaristo betrügt mich!<br />

Coronato:<br />

Evaristo:<br />

(erhebt sich und geht zu GIANNINA)<br />

(verschwörerisch)<br />

Naaa?? Wir haben wohl <strong>in</strong>teressante D<strong>in</strong>ge vor?<br />

Aber ja heimlich, bitte!<br />

Wichtige Geheimnisse mit Signor Evaristo??<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Ke<strong>in</strong>e Sorge, lassen Sie mich nur machen.<br />

Was geht Sie das an? Sie haben mir ke<strong>in</strong>e Vorschriften<br />

Evaristo:<br />

zu machen!<br />

Addio, Giann<strong>in</strong>a.<br />

Coronato:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Noch nicht. N-o-c-h nicht. Aber es könnte schon bald so<br />

Ciao.<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Evaristo:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Ich verlaß mich auf Sie!<br />

(steht leise auf und schleicht sich h<strong>in</strong>ter CORONATO, um<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

zu horchen)<br />

Und ich verlaß mich auf Sie!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(Sie nimmt ihr Sp<strong>in</strong>nzeug wieder auf und arbeitet) (auffahrend)<br />

Evaristo:<br />

Wer hat das gesagt????<br />

(will abgehen, bemerkt aber CANDIDA auf der Terrasse; Coronato:<br />

für sich:<br />

Gesagt, versprochen und bestätigt hat mir das jemand,<br />

Oh, sie ist wieder da. Hm. Ich glaub, ich müßte ihr wohl den es sehr wohl "angeht" und der Ihnen sehr wohl<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>k geben.<br />

"Vorschriften" machen darf.<br />

(Er sieht sich vorsichtig um)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Äh - Signor<strong>in</strong>a Candida?!<br />

(schrill auflachend)<br />

Candida:<br />

Etwa me<strong>in</strong> Bruder?<br />

(dreht ihm abrupt den Rücken zu und geht brüsk <strong>in</strong>s Coronato:<br />

Haus)<br />

Jawohl. Ihr Bruder. Und ich habe ihm e<strong>in</strong>e Menge zu<br />

Evaristo:<br />

berichten von Geheimnissen, Vertraulichkeiten,<br />

(für sich)<br />

Geschenken - - -<br />

Was ist denn das nun wieder? Das ist ja das Neueste! Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Das sieht ja fast aus wie e<strong>in</strong>e Zurückweisung? Aber das Augenblick, Signor!!<br />

ist doch vollkommen unmöglich. Ich weiß doch, daß sie (Er tritt zwischen die beiden, CORONATO zur Seite<br />

mich liebt. Und sie weiß, daß ich sie anbete. Und<br />

schiebend)<br />

trotzdem. Merkwürdig. Aaaahhh! Jetzt wird mir alles Was für Ansprüche haben Sie auf dieses Mädchen???<br />

klar! Ihre Tante!!! Die hat sie eben wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

Coronato:<br />

beobachtet, und vor der wollte sie's nicht so offen Darüber b<strong>in</strong> ich Ihnen doch wohl ke<strong>in</strong>e Rechenschaft<br />

zeigen. Ja. Ja, so muß es se<strong>in</strong>. So und nicht anders. schuldig!<br />

Kluges Mädchen, Candida. Aber dieses Schweigen darf Cresp<strong>in</strong>o:<br />

nicht so weitergehen. Ich muß unbed<strong>in</strong>gt mit Signora (zu GIANNINA)<br />

12


Und du? Was für Geheimnisse hast du mit diesem (lachend)<br />

Evaristo?<br />

Also, das ist ja nun nicht schwer zu erraten: den <strong>Fächer</strong><br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

natürlich.<br />

Laßt mich doch alle beide <strong>in</strong> Ruhe! Ihr macht mich ja im Giann<strong>in</strong>a:<br />

Kopf verrückt!<br />

(böse; zu SUSANNA herüber schreiend)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Gar nicht wahr!!<br />

Ich will das wissen! Sofort!<br />

Susanna:<br />

Coronato:<br />

(aufspr<strong>in</strong>gend; noch böser, zu GIANNINA)<br />

Was heißt hier "ich will"?! Sie haben hier überhaupt Was soll das heißen: "gar nicht wahr"??<br />

nichts zu wollen! Mir ist Giann<strong>in</strong>a von ihrem Bruder Coronato:<br />

versprochen worden. Er hat mir se<strong>in</strong> Wort gegeben. (zu GIANNINA)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Zeigen Sie sofort den <strong>Fächer</strong> her!<br />

Und ich hab ihr Wort! Und das Wort e<strong>in</strong>er Schwester gilt Cresp<strong>in</strong>o:<br />

mehr als hundert Worte von e<strong>in</strong>em Bruder!<br />

(gibt CORONATO e<strong>in</strong>en Stoß)<br />

Coronato:<br />

Das geht dich e<strong>in</strong>en Dreck an!! Ich will den <strong>Fächer</strong><br />

Ich fordere Sie <strong>in</strong> aller Ruhe auf: br<strong>in</strong>gen Sie mich nicht sehen!<br />

zur Weißglut!!<br />

Coronato:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

(geht drohend <strong>in</strong> Boxer-Positur; mit drohendem Knurren)<br />

(zu GIANNINA)<br />

Duuuuu - - -<br />

Was hat dir Signor Evaristo gegeben?<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(geht ebenfalls <strong>in</strong> drohende Boxer-Positur; knurrend:<br />

Schert euch zum Teufel, alle beide!<br />

Duuuuu - - -<br />

Coronato:<br />

(Beide umtänzeln e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> der Bühnenmitte. Die<br />

Moment! Ei-nen-Mo-ment!!! Ich hab vorh<strong>in</strong> gesehen, beiden Frauen stehen außen und giften e<strong>in</strong>ander an)<br />

wie er aus dem Laden da gekommen ist. Die Modefrau Giann<strong>in</strong>a:<br />

wird's uns schon sagen!<br />

(Zu SUSANNA)<br />

(Er eilt zu SUSANNA)<br />

Daran s<strong>in</strong>d nur Sie schuld!<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Susanna:<br />

(für sich)<br />

(zu GIANNINA)<br />

Ob er ihr irgendwas Erotisches gekauft hat?<br />

Daran b<strong>in</strong> nur ich schuld?<br />

(Er geht ebenfalls h<strong>in</strong>)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Klatschtante!<br />

(für sich)<br />

Susanna:<br />

Ich verrat bestimmt nichts. Aber hoffentlich hält Susanna Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Klatschtante??<br />

dicht.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Coronato:<br />

(hebt drohend den Sp<strong>in</strong>nrocken)<br />

(zu SUSANNA)<br />

Mach bloß, daß du weiterkommst!! Ich schwör dir beim<br />

Signora Susanna, sagen Sie mir bitte: was hat Signor heiligen Himmel - - -<br />

Evaristo grad bei Ihnen gekauft?<br />

Susanna:<br />

Susanna:<br />

(zieht sich zu ihrem Laden zurück)<br />

(lachend)<br />

Ich gehe lieber. Dazu b<strong>in</strong> ich mir denn doch zu schade.<br />

E<strong>in</strong>en <strong>Fächer</strong>.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Was soll das heißen: "zu schade"??!!<br />

Und wissen Sie auch, was er eben Giann<strong>in</strong>a geschenkt Susanna:<br />

hat?<br />

Gehn Sie lieber mit Ihresgleichen um! Sie<br />

Susanna:<br />

Bauerntrampel!<br />

13


Giann<strong>in</strong>a:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Ooohhhh!!!<br />

Sie s<strong>in</strong>d äh - impert<strong>in</strong>ent.<br />

(Sie rast auf SUSANNA los, die aber rasch <strong>in</strong> ihren Laden Coronato:<br />

flüchtet. CRESPINO hält GIANNINA am Arm fest)<br />

(tänzelnd und knurrend)<br />

Laß mich los, du!!<br />

Br<strong>in</strong>gen Sie mir nicht me<strong>in</strong> Blut zum Kochen, Sie - - - !<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Zeig mir den <strong>Fächer</strong>!<br />

(steht ruhig da, während ihn CORONATO unaufhörlich<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

umtänzelt)<br />

Ich hab ke<strong>in</strong>en <strong>Fächer</strong>!<br />

Ich hab doch vor Ihnen ke<strong>in</strong>e Angst.<br />

Coronato:<br />

Coronato:<br />

(zu GIANNINA, die noch immer <strong>in</strong> CRESPINOS<br />

Giann<strong>in</strong>a wird die me<strong>in</strong>e!!!<br />

Klammergriff steckt)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Also, was hat Ihnen Signor Evaristo denn sonst<br />

Nie im Leben. Und falls doch, dann schwör ich beim<br />

gegeben?<br />

Himmel - - -<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Coronato:<br />

Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> unverschämter fetter Kerl, Sie!<br />

Ha, leere Drohungen! Was glauben Sie denn, wen Sie<br />

Coronato:<br />

vor sich haben?!<br />

(tritt dicht an GIANNINA heran)<br />

(Er produziert weiterh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Side-Steps und Box-F<strong>in</strong>ten)<br />

Ich will es wissen!<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ehrenmann, das ist bekannt.<br />

(läßt GIANNINA los und stößt CORONATO heftig zurück) Coronato:<br />

Und ich will dir sagen: das geht dich gar nichts an! Und ich, hä?! Was glauben Sie wohl, was ich b<strong>in</strong>? Hä?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

So behandelt man ke<strong>in</strong> anständiges Mädchen!<br />

Ke<strong>in</strong>e Ahnung.<br />

(Sie geht auf ihr Haus zu)<br />

Coronato:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> ehrlicher Gastwirt!!<br />

Ach, bitte, sag's mir doch, Giann<strong>in</strong>a.<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

(Er folgt ihr)<br />

Ehrlich?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Coronato:<br />

Ne<strong>in</strong>, Signore.<br />

Was soll das heißen "ehrlich"? Wagen Sie etwa, daran zu<br />

(Sie erreicht langsam ihre Haustür)<br />

zweifeln???<br />

Coronato:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

(hat sich aufgerappelt, stürzt sich auf CRESPINO und tritt Ich nicht.<br />

den beiseite)<br />

Coronato:<br />

Ich! Ich! Ich muß es wissen!!<br />

Wer denn?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Gehn Sie zum Teufel!<br />

<strong>Der</strong> ganze Ort.<br />

(Sie schlägt die Haustür h<strong>in</strong>ter sich zu. Kurz darauf guckt Coronato:<br />

sie noch e<strong>in</strong>mal wieder heraus. Zu CRESPINO:<br />

Haha, Freundchen! Nicht mit mir! Nicht mit mir!! Über<br />

Und du auch!<br />

mich sagt ke<strong>in</strong>er was Übles! Ich verkauf schließlich ke<strong>in</strong><br />

(Sie verschw<strong>in</strong>det endgültig im Haus)<br />

altes Schuhleder und geb's für neues aus! Ich nicht!<br />

Coronato:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Das mir?? So e<strong>in</strong>e Beleidigung?!<br />

Und ich verkauf ke<strong>in</strong> Wasser für We<strong>in</strong>. Und ke<strong>in</strong>en alten<br />

(Zu CRESPINO)<br />

Hammel für'n Osterlamm. Und ich geh auch nachts ke<strong>in</strong>e<br />

Das ist ganz alle<strong>in</strong> Ihre Schuld!<br />

Katzen klauen, um sie am nächsten Mittag als<br />

(Er bezieht wieder knurrend Boxerhaltung)<br />

Kan<strong>in</strong>chenbraten auf den Tisch zu br<strong>in</strong>gen!<br />

14


Coronato:<br />

(tritt ganz nah an CRESPINO heran)<br />

Ich schwör dir beim Himmel - - -<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

(holt aus)<br />

Heee !<br />

Coronato:<br />

Corpo di Bacco!<br />

(Er greift <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Hosentasche und wird blaß)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Wie? Du greifst zum Messer?<br />

(Er rennt zu se<strong>in</strong>er Werkstatt und sucht se<strong>in</strong>en Hammer)<br />

Coronato:<br />

Verdammt, ich hab das Messer nicht bei mir!<br />

(Er rennt zu se<strong>in</strong>em Tisch und schnappt sich den Stuhl)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

(läßt den Hammer fallen und holt sich den Stuhl des<br />

Apothekers, auf dem der CONTE gesessen hatte. Die<br />

beiden stürzen schreiend mit hocherhobenen Stühlen<br />

aufe<strong>in</strong>ander los)<br />

Fünfte Szene<br />

Bedank du dich lieber beim Signor Conte. Ich hätte dir<br />

sämtliche Knochen zertrümmert.<br />

Conte:<br />

Na, nun reicht es aber wohl, ja? Ich möchte wissen,<br />

weshalb hier derart gestritten wurde. Und ihr andern<br />

macht jetzt, daß ihr weggkommt. Ich b<strong>in</strong> da, das<br />

genügt.<br />

Limonc<strong>in</strong>o/Scavezzo:<br />

(schleichen sich murrend, unter Mitnahme ihrer Waffen,<br />

dah<strong>in</strong>, woher sie kamen)<br />

Timoteo:<br />

(praktiziert unter se<strong>in</strong>em Kittel e<strong>in</strong>en Rote-Kreuz-Kasten<br />

hervor)<br />

Ist jemand verwundet?<br />

Conte:<br />

Sie möchten wohl am liebsten, daß man sich hier die<br />

Schädel e<strong>in</strong>geschlagen und Arme und Be<strong>in</strong>e zerbrochen<br />

hätte, was? Ihr Apotheker seid doch alle übere<strong>in</strong>. Ihr<br />

wartet nur auf solche Unfälle!<br />

Timoteo:<br />

Ich wünsche ke<strong>in</strong>em etwas Böses! Aber wenn's<br />

notwendig ist, wenn's Verwundete oder Verstümmelte<br />

oder Zerstückelte gibt, dann b<strong>in</strong> ich eben gern behilflich.<br />

Insbesondere würde ich, von ganzem Herzen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

(CRESPINO und CORONATO kämpfen schreiend<br />

solchen Fall Eure Exzellenz verpflastern.<br />

gegene<strong>in</strong>ander. LIMONCINO rast, vom Schlachtenlärm Conte:<br />

angelockt, aus se<strong>in</strong>em Café und wirft sich, schreiend, He, sag mal, was erlaubst du dir eigentlich?! Ich laß dich<br />

mit e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er Stühle bewaffnet, <strong>in</strong>s Getümmel. zum Teufel jagen!<br />

SCAVEZZO stürzt, mit e<strong>in</strong>em Bratspieß gerüstet, aus der Timoteo:<br />

Osteria. TIMOTEO, se<strong>in</strong>en Stößel schw<strong>in</strong>gend, rennt aus Ehrenmänner kann man nicht fortjagen!<br />

der Apotheke. Alle lärmen ungeheuer und prügeln<br />

Conte:<br />

aufe<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>. Nach e<strong>in</strong>iger Zeit kommt der CONTE aus Ne<strong>in</strong>, aber ignorante, freche und gaunerhafte<br />

der Villa und versucht, zwischen die Kämpfenden zu Apotheker! Die kann man fortjagen!<br />

treten, andererseits aber auch, ihren Schlägen<br />

Timoteo:<br />

auszuweichen)<br />

Ich b<strong>in</strong> aufrichtig erstaunt über Ihre Worte, Signor. Ohne<br />

Conte:<br />

me<strong>in</strong>e Pillen wären Sie doch schon längst tot.<br />

Halt! Halt! Ich befehle euch: halt!!! Ich b<strong>in</strong> es, ihr<br />

Conte:<br />

Idioten, der Conte di Roccamonte! Hört endlich auf, ihr Also, das ist doch e<strong>in</strong>e Infamie!<br />

Verrückten! Aufhören!!!<br />

Timoteo:<br />

(Auf das letzte Kommando h<strong>in</strong> hört der Kampf abrupt Und diese Pillen haben Sie noch nicht e<strong>in</strong>mal bezahlt.<br />

auf, der Lärm verstummt)<br />

(Er dreht sich um und geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Haus)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Coronato:<br />

(zu CORONATO)<br />

(für sich)<br />

De<strong>in</strong> Glück, daß ich den Signor Conte so hochachte. Ach. Den Apotheker hat er auch nicht bezahlt. Hm,<br />

Coranato:<br />

<strong>in</strong>teressant. Wenn das so ist, könnte mir der Herr Graf<br />

(zu CRESPINO)<br />

womöglich von Nutzen se<strong>in</strong>.<br />

15


Conte:<br />

Conte:<br />

Also, was war hier los? Was war der Grund für euren Naja. Aber sorgen Sie dafür, daß sie morgen fertig s<strong>in</strong>d.<br />

Streit?<br />

(Während CRESPINO die Stühle wieder herrichtet)<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Und bitte, machen Sie es sorgfältig.<br />

Ich will's Ihnen sagen, Signor. Ich sag's allen <strong>in</strong>s Gesicht. Coronato:<br />

Ich, äh, ich liebe Giann<strong>in</strong>a, und ...<br />

Und nehmen Sie nicht wieder Uralt-Leder.<br />

Coronato:<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Ich werde sie heiraten.<br />

(geht auf CORONATO zu)<br />

(CRESPINO will sich sofort wieder auf CORONATO<br />

Wenn ich neues Leder brauche, komm ich zu Ihnen.<br />

stürzen, aber der CONTE tritt elegant dazwischen)<br />

Coronato:<br />

Conte:<br />

(selbstgefällig)<br />

Aahh! Jetzt versteh ich! E<strong>in</strong> Liebeskrieg! Una battaglia Ich b<strong>in</strong> Gottseidank weder Sattler noch Schuster.<br />

amorosa! Zwei Fechter Cupidos! Zwei kühne Rivalen um Cresp<strong>in</strong>o:<br />

die Gunst der Venus von Casenuove!<br />

Macht nichts. Dann geben Sie mir eben 'ne Pferdehaut.<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Oder e<strong>in</strong> Katzenfell.<br />

Wenn Sie glauben, daß Sie mich hier verscheißern (Er verschw<strong>in</strong>det <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus)<br />

können, dann - - -<br />

Coronato:<br />

(er will gehen)<br />

(ihm h<strong>in</strong>terherfluchend)<br />

Conte:<br />

<strong>Der</strong> stirbt noch mal von me<strong>in</strong>er Hand!<br />

Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>; nun bleiben Sie schon.<br />

Conte:<br />

(Er erwischt ihn noch am Ärmel)<br />

Sagen Sie mal, hab ich da eben was von "Katzen"<br />

Coronato:<br />

gehört? Servieren Sie uns am Ende Katzenbraten?<br />

Die Sache ist ernst. Todernst. Das dürfen Sie mir<br />

Coronato:<br />

glauben.<br />

Signor! Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ehrenmann! Und dieser Flickschuster<br />

Conte:<br />

da ist e<strong>in</strong> äh - impert<strong>in</strong>enter Bursche, der mich ohne<br />

Ja, ich glaub's doch. Ihr seid Liebhaber und Rivalen. jeden Grund verfolgt!<br />

Merkwürdig. So e<strong>in</strong> Zufall. Das ist ja genau wie <strong>in</strong> der Conte:<br />

fabelhaften Novelle, die ich gerade Signora Geltruda Ja, das ist das Resultat der Leidenschaft! <strong>Der</strong> Eifersucht!<br />

vorgelesen habe. Moment.<br />

S<strong>in</strong>d Sie wirklich <strong>in</strong> Giann<strong>in</strong>a verliebt?<br />

(Er holt das Buch aus der Tasche, sucht die Stelle und Coronato:<br />

liest)<br />

Ja, Signor Conte. Und ich möchte mich gern Ihrer äh -<br />

"Es lebte e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Jungfrau von so hoher Schönheit, Protektion unterstellen.<br />

daß -<br />

(Er zieht den CONTE langsam <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Osteria und nötigt<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

ihn am Tisch vor dem Gasthaus zum Sitzen. Auf e<strong>in</strong>en<br />

Ich hab schon verstanden.<br />

kurzen Pfiff h<strong>in</strong> kommt SCAVEZZO aus dem Lokal<br />

(zum CONTE)<br />

gedienert: er hat e<strong>in</strong>e Karaffe We<strong>in</strong> und zwei Gläser bei<br />

Sie gestatten -<br />

sich, die er den beiden kredenzt, um dann gleich wieder<br />

(er will gehen)<br />

abzugehen. Währenddessen:)<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Woh<strong>in</strong> wollen Sie denn nun schon wieder? Sie bleiben Me<strong>in</strong>er Protektion.<br />

da, und zwar sofort. Ich lese Ihnen die Stelle vor. Die (arrogant)<br />

paßt genau auf Sie: "Es lebte e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Jungfrau von Nun gut. Man wird sehen. S<strong>in</strong>d Sie sich der Gegenliebe<br />

so hoher Schönheit, daß - "<br />

des Mädchen sicher?<br />

Cresp<strong>in</strong>o:<br />

Coronato:<br />

Wenn Sie nichts dagegen haben, repariere ich jetzt Ihre Also, wenn ich die Wahrheit sagen soll, mir schwant<br />

Schuhe zu Ende.<br />

irgendwie, daß sie den - andern etwas mehr äh - schätzt<br />

16


als mich.<br />

komplett bei Ihnen versorgen.<br />

Conte:<br />

Coronato:<br />

Das sieht nicht gut aus.<br />

(für sich)<br />

Coronato:<br />

Hhm. Schlechtes Geschäft. Bei se<strong>in</strong>en<br />

Aber ich hab das Wort ihres Bruders.<br />

Zahlungsgewohnheiten.<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Das will nicht viel heißen.<br />

Haben Sie verstanden?<br />

Coronato:<br />

Coronato:<br />

Moracchio hat sie mir fest versprochen.<br />

(abwesend)<br />

Conte:<br />

Jaja. Hab verstanden.<br />

Und wenn schon. Man kann e<strong>in</strong>e Frau nicht zur Ehe Conte:<br />

zw<strong>in</strong>gen.<br />

Was me<strong>in</strong>en Sie, soll ich mit dem Mädchen reden? Und<br />

Coronato:<br />

sie zu überzeugen versuchen?<br />

Ihr Bruder kann es.<br />

Coronato:<br />

Conte:<br />

(abwesend)<br />

Auch ihr Bruder kann es nicht.<br />

Jaja. Versuchen Sie.<br />

Coronato:<br />

(begreift plötzlich)<br />

Aber Ihre Protektion - - -<br />

Aaahhh! Ja, ja, ja! Ihre Worte, Signor Conte, könnten<br />

Conte:<br />

vielleicht wirklich etwas zu me<strong>in</strong>en Gunsten bewirken.<br />

Me<strong>in</strong>e Protektion ist bedeutsam! Me<strong>in</strong>e Protektion ist Conte:<br />

wertvoll! Me<strong>in</strong>e Protektion ist mächtig! Aber e<strong>in</strong> Kavalier Unbed<strong>in</strong>gt. Ihre Verdienste rechtfertigen jeden Vorzug<br />

wie ich würde sich niemals anmaßen, über das Herz vor dem anderen.<br />

e<strong>in</strong>er Frau zu kommandieren.<br />

Coronato:<br />

Coronato:<br />

Ja, ich denke, daß zwischen mir und diesem Cresp<strong>in</strong>o - -<br />

Me<strong>in</strong> Gott, sie ist doch nur e<strong>in</strong> Bauernmädchen.<br />

-<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Was ändert das? Ich unterscheide nach Rang und Stand Oh, überhaupt ke<strong>in</strong> Vergleich, E<strong>in</strong> Mann wie Sie: ehrlich,<br />

und Klasse. Aber ich respektiere das Geschlecht!<br />

aufrichtig, anständig - - -<br />

Coronato:<br />

Coronato:<br />

(für sich)<br />

Zu großzügig.<br />

Ich verstehe - se<strong>in</strong>e Protektion ist nichts wert.<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Kommt h<strong>in</strong>zu: ich respektiere die Frauen. Aber gerade,<br />

Und, äh - - - wie steht's mit Ihren We<strong>in</strong>vorräten? Gut weil ich sie so behandle, tun sie für mich Sachen, die<br />

e<strong>in</strong>gekellert?<br />

würden sie für ke<strong>in</strong>en andern tun, da können Sie mal<br />

Coronato:<br />

ganz sicher se<strong>in</strong>.<br />

Alles vom Besten. Vom Delikatesten. Vom Exquisitesten. Coronato:<br />

Sie tr<strong>in</strong>ken grad von e<strong>in</strong>em.<br />

Danke.<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Hhhhmm - hhhmmm. Davon könnte ich eventuell noch Vertrauen Sie mir.<br />

mehr brauchen. Me<strong>in</strong>e eigene We<strong>in</strong>ernte ist <strong>in</strong> diesem Coronato:<br />

Jahr äh - nicht so gut ausgefallen.<br />

Ich begebe mich ganz unter Ihre Obhut.<br />

Coronato:<br />

Conte:<br />

(für sich)<br />

Ich gewähre sie Ihnen.<br />

Vor zwei Jahren mußte er se<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg verkaufen. Coronato:<br />

Conte:<br />

Und wenn Sie sich die Mühe machen wollen, noch mehr<br />

Wenn Ihr übriger We<strong>in</strong> auch so gut ist, werde ich mich von me<strong>in</strong>em We<strong>in</strong> zu kosten, äh - - -<br />

17


Conte:<br />

Sehr gern. Das dürfte ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten bereiten.<br />

Coronato:<br />

Ich stehe vollkommen zu Ihren Diensten.<br />

Conte:<br />

Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Ehrenmann.<br />

(Er steht auf und klopft ihm auf die Schulter)<br />

Dann gehen wir doch gleich <strong>in</strong> Ihren We<strong>in</strong>keller.<br />

(Er geht h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>)<br />

Coronato:<br />

(schaut e<strong>in</strong> bißchen perplex)<br />

Äh na ja, zwei oder <strong>drei</strong> Fäßchen We<strong>in</strong> dürften wohl<br />

ke<strong>in</strong>e schlechte Anlage se<strong>in</strong>. Sagen wir: zwei.<br />

(Er geht ihm nach)<br />

V O R H A N G<br />

ZWEITER AKT<br />

Erste Szene<br />

(Die Bühne ist leer. SUSANNA kommt aus ihren Laden<br />

und beg<strong>in</strong>nt, die Dekoration zu ordnen)<br />

Susanna:<br />

An diesem Ort ist überhaupt ke<strong>in</strong> Geschäft zu machen.<br />

Nichts als e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen mickrigen <strong>Fächer</strong> hab ich bis<br />

jetzt verkauft, und den auch nur zu e<strong>in</strong>em Preis - wirklich<br />

nur, um ihn loszuschlagen. Echt: die Leute mit Geld<br />

fahren zum E<strong>in</strong>kaufen nach Mailand, und bei den<br />

kle<strong>in</strong>en Leuten ist nichts zu verdienen. Ich b<strong>in</strong> ehrlich<br />

verrückt, daß ich hier me<strong>in</strong>e Zeit verschwende. Und dann<br />

noch unter diesen ord<strong>in</strong>ären Menschen. Ke<strong>in</strong>e Manieren.<br />

Ke<strong>in</strong> Respekt, bäh! Die beiden Damen da<br />

(sie schaut zur Villa)<br />

bilden vielleicht 'ne Ausnahme. Aber auch nur 'ne kle<strong>in</strong>e.<br />

'ne sehr kle<strong>in</strong>e. Doch diese impert<strong>in</strong>ente Giann<strong>in</strong>a, hm,<br />

die hält sich für was Besonderes, weil die da oben sie 'n<br />

bißchen protegieren. Jetzt hat sie 'nen <strong>Fächer</strong> geschenkt<br />

gekriegt! Was soll so'n Bauerntrampel schon mit 'nem<br />

<strong>Fächer</strong> anfangen?! Sie wird sich Kühlung zufächeln so<br />

(sie fächelt sich karikierend Kühlung zu)<br />

na, wohl bekomm's. Über sowas kann man doch nur<br />

lachen. Aber manchmal macht es mich auch wütend. Ich<br />

b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach zu gut erzogen für solche Manieren.<br />

(Sie setzt sich auf ihren Schemel vor der Tür und näht an<br />

an e<strong>in</strong>er weißen Schirmmütze)<br />

Zweite Szene<br />

(SUSANNA. CANDIDA kommt aus der Villa. Sie bleibt<br />

zunächst vor der Tür stehen)<br />

Candida:<br />

Ich komm' e<strong>in</strong>fach nicht zur Ruhe, solange ich ke<strong>in</strong>e<br />

Klarheit habe. Ich hab doch genau gesehen, wie Evaristo<br />

aus dem Laden der Putzmacher<strong>in</strong> kam. Und dann g<strong>in</strong>g er<br />

zu Giann<strong>in</strong>a. Und dann hat er ihr was gegeben, das weiß<br />

ich ganz sicher. Vielleicht kann mir Susanna sagen, was<br />

es war. Me<strong>in</strong>e Tante hat schon recht: man soll ke<strong>in</strong>em<br />

Mann trauen, den man nicht genau kennt. Ach, ich b<strong>in</strong><br />

schon arm dran. Wenn ich nun herausf<strong>in</strong>de, daß er<br />

untreu ist? Dabei ist er me<strong>in</strong>e erste Liebe! Vor ihm hab<br />

ich noch ke<strong>in</strong>en geliebt. Er ist der erste!<br />

(Leicht schniefend nähert sie sich nach und nach dem<br />

Laden SUSANNAS)<br />

Susanna:<br />

(steht auf)<br />

Oh, Signor<strong>in</strong>a Candida. Womit kann ich dienen?<br />

Candida:<br />

Guten Tag, Signora Susanna. Was machen Sie da<br />

Hübsches?<br />

Susanna:<br />

Dies hier? E<strong>in</strong>e Le<strong>in</strong>enkappe.<br />

(Sie setzt sie zur Vorführung chic-verwegen auf)<br />

Candida:<br />

Verkaufen Sie die?<br />

Susanna:<br />

Ja. Die verkauf ich. Aber weiß der Himmel, wann.<br />

Candida:<br />

Vielleicht könnte ich so e<strong>in</strong>e brauchen.<br />

Susanna:<br />

Oh. Ich hab e<strong>in</strong> paar fertige Modelle im Laden. Soll ich<br />

sie Ihnen zeigen?<br />

Candida:<br />

Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>. Es hat ke<strong>in</strong>e Eile. E<strong>in</strong> andermal vielleicht.<br />

Susanna:<br />

Woll'n Sie sich nicht e<strong>in</strong> bißchen setzen?<br />

(Sie bietet ihr den Stuhl an)<br />

Candida:<br />

Und Sie?<br />

Susanna:<br />

Och, ich hol mir 'nen andern.<br />

18


(Sie geht <strong>in</strong> den Laden und holt sich e<strong>in</strong>en Hocker)<br />

Nehmen Sie lieber den, der ist bequemer.<br />

Candida:<br />

Danke.<br />

Susanna:<br />

Aber ich will wirklich nichts gesagt haben.<br />

Candida:<br />

Über wen?<br />

Susanna:<br />

(Beide setzen sich. SUSANNA nimmt ihre Arbeit wieder Oh, ich möchte nicht, daß Sie - - - äh - ich glaub fast, Sie<br />

auf)<br />

haben e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Schwäche für Signor Evaristo?<br />

Susanna:<br />

Candida:<br />

Das ist aber nett von Ihnen, daß Sie mir Gesellschaft Ich? Ke<strong>in</strong> bißchen! Ich kenne ihn flüchtig, weil er - - -<br />

leisten. Man merkt doch gleich, daß Sie aus e<strong>in</strong>em guten Er kommt manchmal <strong>in</strong> unser Haus. Er ist - - - äh - - - e<strong>in</strong><br />

Hause s<strong>in</strong>d. Dies Bauernvolk hier ist e<strong>in</strong>gebildeter als der Freund - - - äh - - - me<strong>in</strong>er Tante. Ja.<br />

Teufel, und besonders diese Giann<strong>in</strong>a.<br />

Susanna:<br />

Candida:<br />

Na, dann kann ich Ihnen ja die Wahrheit sagen.<br />

Apropos, Giann<strong>in</strong>a: haben Sie gesehen, wie Signor (für sich)<br />

Evaristo mit ihr gesprochen hat?<br />

Da wird sie hoffentlich nicht gleich ausrasten.<br />

Susanna:<br />

(laut)<br />

Gesehen? Und wie!<br />

Ich hab gedacht, äh - sozusagen, daß zwischen Ihnen<br />

Candida:<br />

und Signor Evaristo, vielleicht, gewisse Beziehungen,<br />

Er hat sich ziemlich lange mit ihr unterhalten, nicht? also: ehrenwerte natürlich, äh - erlaubte, äh - bestünden.<br />

Susanna:<br />

Aber nach allem, was hier heute morgen bei mir<br />

Na, aber hallo! Und dann! Wissen Sie, was dann passiert vorgefallen ist, also da s<strong>in</strong>d mir dann doch die Augen<br />

ist? Wissen Sie was von dem Krach, den's dann gegeben aufgegangen.<br />

hat?<br />

Candida:<br />

Candida:<br />

Er ist heute morgen bei Ihnen gewesen?<br />

Ich hab den Lärm gehört. Man hat mir erzählt, daß<br />

Susanna:<br />

Cresp<strong>in</strong>o und Coronato aufe<strong>in</strong>ander los wollten.<br />

Ja, Signor<strong>in</strong>a. Er hat e<strong>in</strong>en <strong>Fächer</strong> bei mir gekauft.<br />

Susanna:<br />

Candida:<br />

Ja, genau. Und alles nur wegen dieser süßen Unschuld Er hat e<strong>in</strong>en <strong>Fächer</strong> gekauft?<br />

vom Lande, dieser Piazza-Perle.<br />

Susanna:<br />

Candida:<br />

Ja, sicher. Und weil ich doch gesehen hatte, daß Ihr<br />

Aber warum?<br />

<strong>Fächer</strong> zerbrochen war, und auch noch, sozusagen,<br />

Susanna:<br />

durch die Schuld dieses Herrn, da hab ich mir natürlich<br />

Warum? Pure Eifersucht. Die s<strong>in</strong>d beide eifersüchtig auf gedacht: er kauft ihn als Geschenk für Signor<strong>in</strong>a<br />

Evaristo.<br />

Candida.<br />

Candida:<br />

Candida:<br />

Glauben Sie, daß Signor Evaristo etwas hat mit<br />

(erfreut)<br />

Giann<strong>in</strong>a?<br />

Dann hat er ihn für mich gekauft?<br />

Susanna:<br />

Susanna:<br />

Ich weiß gar nichts. Ich kümmer mich nie um ander' Ne<strong>in</strong>, Signor<strong>in</strong>a! Leider nicht. Ich hab mir sogar erlaubt,<br />

Leute Angelegenheiten. Ich nicht. Ich rede auch über den Herrn direkt zu fragen, ob der <strong>Fächer</strong> für Sie<br />

ke<strong>in</strong>en Menschen Böses. Aber wenn der Wirt und der bestimmt sei. Na ja. Er hat mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise<br />

Schuster auf ihn eifersüchtig s<strong>in</strong>d, dann werden sie wohl geantwortet, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise - - - als hätte ich ihn<br />

schon ihre Gründe dafür haben.<br />

beleidigt! Das geht Sie gar nichts an, hat er gesagt! Was<br />

Candida:<br />

habe ich mit dieser Candida zu schaffen, hat er gesagt!!<br />

(für sich)<br />

Dieser <strong>Fächer</strong> ist für ganz jemand anderes bestimmt, hat<br />

Gott. Es ist also wahr.<br />

er gesagt!!!<br />

19


Candida:<br />

Und was hat er mit dem <strong>Fächer</strong> getan?<br />

Susanna:<br />

Was er damit getan hat? Er hat ihn Giann<strong>in</strong>a geschenkt.<br />

Candida:<br />

(für sich; aufgeregt)<br />

Ne<strong>in</strong>! Ne<strong>in</strong>!<br />

Susanna:<br />

(CANDIDAS Unruhe bemerkend)<br />

Signor<strong>in</strong>a! Signor<strong>in</strong>a Candida!<br />

Candida:<br />

(wütet vor sich h<strong>in</strong>)<br />

Dieser Undankbare! Dieser Treulose! Und warum?<br />

Wegen e<strong>in</strong>es Bauernmädchens!<br />

Susanna:<br />

Signor<strong>in</strong>a! Signor<strong>in</strong>a Candida!<br />

Candida:<br />

(weiter wütend)<br />

Das ist e<strong>in</strong>e Beleidigung! Das ist e<strong>in</strong>e unerträgliche<br />

Beleidigung!!!<br />

Susanna:<br />

(für sich)<br />

Oh je. Oh je. Was hab ich denn jetzt angestellt?<br />

(laut)<br />

Signor<strong>in</strong>a! Beruhigen Sie sich doch! Vielleicht war's ja<br />

gar nicht so schlimm!<br />

Candida:<br />

Me<strong>in</strong>en Sie, daß er Giann<strong>in</strong>a den <strong>Fächer</strong> nicht geschenkt<br />

hat?<br />

Susanna:<br />

Oh. Äh, was das betrifft: das hab ich nun mit me<strong>in</strong>en<br />

eigenen Augen gesehen.<br />

Candida:<br />

Was erzählen Sie mir dann, daß es nicht so schlimm sei?<br />

Susanna:<br />

Na ja, äh, ich weiß nicht, also, ich möchte jedenfalls<br />

nicht, daß Sie durch me<strong>in</strong>e Schuld, also, äh - - -<br />

Dritte Szene<br />

Ke<strong>in</strong>e Sorge.<br />

(für sich)<br />

Und sie wollte es noch leugnen. Hm. Selber schuld. Was<br />

sagt sie nicht die Wahrheit.<br />

Geltruda:<br />

Candida, was machst du hier?<br />

(CANDIDA und SUSANNA stehen auf)<br />

Susanna:<br />

Sie leistet mir e<strong>in</strong> bißchen Gesellschaft.<br />

Candida:<br />

Ich wollte mal gucken, ob sie äh - e<strong>in</strong>e Le<strong>in</strong>enkappe hat.<br />

Susanna:<br />

Ja, das stimmt. Danach hat sie mich gefragt. Sie<br />

brauchen sich ke<strong>in</strong>e Sorgen zu machen. Bei mir ist sie<br />

gut aufgehoben. Ich b<strong>in</strong> nicht so e<strong>in</strong>e Person, die - - -<br />

äh - - -<br />

Geltruda:<br />

Sie müssen sich nicht rechtfertigen, Susanna. Ich hab<br />

doch gar nichts gesagt.<br />

Susanna:<br />

Oh, ich b<strong>in</strong> da etwas empf<strong>in</strong>dlich, Signora.<br />

Geltruda:<br />

(nähertretend)<br />

Candida, warum hast du mir denn nicht gesagt, daß du<br />

so e<strong>in</strong> Käppchen haben willst?<br />

Candida:<br />

Oh, Sie - äh waren gerade <strong>in</strong> Ihrem Arbeitszimmer am<br />

Schreiben. Da wollte ich nicht stören.<br />

Susanna:<br />

Wollen Sie e<strong>in</strong>s sehen? Ich hol's her. Nehmen Sie doch<br />

solange Platz.<br />

(Sie gibt GELTRUDA ihren Stuhl und geht <strong>in</strong> den Laden)<br />

Geltruda:<br />

(sich setzend)<br />

Hast du etwas von dem Streit erfahren zwischen dem<br />

Wirt und dem Schuster?<br />

Candida:<br />

Man sagt: aus Liebe. Und Eifersucht.<br />

(Sie nimmt wieder Platz)<br />

(Die Vorigen. GELTRUDA taucht an der Tür ihrer Villa auf) Man sagt: Diese Giann<strong>in</strong>a soll dran schuld se<strong>in</strong>.<br />

Susanna:<br />

Geltruda:<br />

(erleichtert aufatmend)<br />

Oh, das tut mir leid. Sie ist e<strong>in</strong> nettes Mädchen.<br />

Ah, da kommt ja Ihre liebe Tante!<br />

Candida:<br />

Candida:<br />

Nett?? Entschuldigung, Tante, aber ich hab D<strong>in</strong>ge über<br />

Um Gottes willen, sagen Sie ihr nichts!<br />

sie erfahren, also - - - . Jedenfalls ist es besser, daß sie<br />

Susanna:<br />

künftig nicht mehr <strong>in</strong> unser Haus kommt.<br />

20


Geltruda:<br />

Wieso? Was hat man dir denn erzählt?<br />

Candida:<br />

Das erzähl ich Ihnen später. Bitte, tun Sie's mir zuliebe.<br />

Lassen Sie die nie mehr <strong>in</strong>s Haus.<br />

Geltruda:<br />

Na ja, sie ist ja sowieso öfter zu dir als zu mir<br />

gekommen. Von mir aus kannst du tun, was du für<br />

richtig hältst.<br />

Candida:<br />

(für sich)<br />

Dies Miststück! Die soll's nur wagen, mir vor die Augen<br />

zu kommen!<br />

Susanna:<br />

(mit mehreren Le<strong>in</strong>enmützen aus dem Laden tretend)<br />

Hier s<strong>in</strong>d die Sachen, Signora. Sie können Sie sich <strong>in</strong> aller<br />

Ruhe anschauen. Bitte!<br />

(Die <strong>drei</strong> Frauen beschäftigen sich <strong>in</strong>teressiert, das e<strong>in</strong>e<br />

oder andere Modell aufprobierend, mit den Mützen)<br />

Vierte Szene<br />

Sie tun mir also den Gefallen?<br />

Conte:<br />

Verlassen Sie sich drauf.<br />

(Die beiden setzen sich an den Gasthaustisch)<br />

Ich spreche mit ihr und bitte um die Hand ihrer Nichte<br />

für e<strong>in</strong>en mit mir befreundeten Kavalier. Und wenn ich<br />

das tue, dann wird sie nicht den Mut haben, ne<strong>in</strong> zu<br />

sagen.<br />

Barone:<br />

Sagen Sie ihr doch, wer ich b<strong>in</strong>.<br />

Conte:<br />

Aber wozu? Ich kenne doch schließlich Ihre Titel, Ihre<br />

Verdienste, Ihre Fähigkeiten. Oh - wir Aristokraten<br />

untere<strong>in</strong>ander, wir kennen uns doch!<br />

Barone:<br />

(für sich)<br />

Gott, dieser Verrückte. Aber ich brauch ihn nun mal.<br />

Conte:<br />

(plötzlich, da er die Damen entdeckt hat, mit<br />

übertriebenem Pathos und hoher Lautstärke)<br />

Ja me<strong>in</strong> verehrter Freund und Standesgenosse - - -<br />

Barone:<br />

Was ist denn nun los?<br />

Conte:<br />

(leise; verschwörerisch)<br />

(Die Vorigen. <strong>Der</strong> CONTE und der BARONE treten aus der Sehen Sie denn nicht? Die Damen! Signora Geltruda mit<br />

Osteria. Sie bleiben zunächst, im Gespräch, vor der Tür ihrer Nichte.<br />

stehen, dann gehen sie langsam zum Außentisch)<br />

Barone:<br />

Conte:<br />

Sie wirken beschäftigt. Ich glaub, die sehen uns gar<br />

Es war vollkommen richtig, daß Sie mir Ihr Vertrauen nicht.<br />

geschenkt haben. Lassen Sie mich das für Sie erledigen. Conte:<br />

Barone:<br />

Ne<strong>in</strong>, bestimmt nicht. Wenn Signora Geltruda mich<br />

Ich weiß, Sie s<strong>in</strong>d mit Signora Geltruda befreundet. gesehen hätte, wäre sie augenblicklich aufgesprungen<br />

Conte:<br />

und zu mir geeilt.<br />

Na ja: "befreundet". Ich will's Ihnen sagen: sie ist e<strong>in</strong>e Barone:<br />

Frau von gewissem Wert. E<strong>in</strong> bißchen besser als die Wann reden Sie mit ihr?<br />

andern hier. Übrigens nicht unbed<strong>in</strong>gt reich. Ihr Mann Conte:<br />

hat ihr das Häuschen dort h<strong>in</strong>terlassen. Und um die Wenn Sie wünschen, auch sofort.<br />

Achtung der Leute zu bekommen, benötigt sie me<strong>in</strong>e Barone:<br />

Protektion.<br />

Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>. Es ist besser, wenn ich nicht dabei b<strong>in</strong>. Ich<br />

Barone:<br />

geh <strong>in</strong>zwischen zum Apotheker und warte dort.<br />

Sehr lobenswert, der Signor Conte, der die Witwen und Conte:<br />

schönen Damen protegiert.<br />

Wieso denn grad beim Apotheker?<br />

Conte:<br />

Barone:<br />

Na ja - - -<br />

Ich brauch, äh - e<strong>in</strong> - - - bißchen Rhabarber - - -<br />

Barone:<br />

Conte:<br />

21


Hä?<br />

Barone:<br />

(leise; verlegen)<br />

Äh - für - - - me<strong>in</strong>e Verdauung - - -<br />

Conte:<br />

(laut)<br />

Rha-bar-ber?? <strong>Der</strong> gibt Ihnen bestimmt Riz<strong>in</strong>us!<br />

Barone:<br />

Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>. Mit diesen Sachen kenn ich mich aus.<br />

Rhabarber. Etwas anderes nehme ich nicht. Also dann -<br />

ich verlasse mich ganz auf Sie.<br />

(Er ist aufgestanden. <strong>Der</strong> CONTE spr<strong>in</strong>gt gleichfalls auf<br />

und umarmt ihn dramatisch)<br />

Conte:<br />

Me<strong>in</strong> liebster Freund und Standesgenosse!<br />

Barone:<br />

Äh, ja. Addio, me<strong>in</strong> Bester. Äh - Standesgenosse.<br />

(Während er zur Apotheke geht:)<br />

Das ist der größte Knallfrosch der ganzen Welt.<br />

(Er verschw<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der Apotheke. <strong>Der</strong> CONTE setzt sich<br />

wieder an den Tisch)<br />

Conte:<br />

(laut h<strong>in</strong>überrufend)<br />

Signora Geltruda?!<br />

Geltruda:<br />

(aufstehend)<br />

Oh, Signor Conte. Verzeihen Sie, ich hatte Sie nicht<br />

gesehen.<br />

Conte:<br />

Ich hätte e<strong>in</strong> Wörtchen mit Ihnen zu reden.<br />

Susanna:<br />

Bitte, Signor, treten Sie näher. Es steht alles zu Ihrer<br />

Verfügung.<br />

Conte:<br />

Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>. Signora Geltruda, ich muß Sie unter vier<br />

Augen sprechen. Entschuldigen Sie, aber ich muß Sie<br />

bitten, sich hierher zu bemühen.<br />

(Er zeigt auf die Stühle an se<strong>in</strong>em Tisch)<br />

Geltruda:<br />

Ich b<strong>in</strong> sofort für Sie da.<br />

(Sie zieht demonstrativ umständlich ihre Geldbörse<br />

hervor)<br />

Erlauben Sie mir nur, erst das Käppchen zu bezahlen,<br />

das wir gekauft haben.<br />

Conte:<br />

(für sich)<br />

Sie will erst noch bezahlen, was sie gekauft hat. Sofort<br />

bezahlen! Das ist e<strong>in</strong> Laster, das ich nie besessen habe.<br />

Fünfte Szene<br />

(Die Vorigen. CORONATO kommt aus der Osteria. H<strong>in</strong>ter<br />

ihm SCAVEZZO, der e<strong>in</strong> We<strong>in</strong>fäßchen auf der Schulter<br />

trägt)<br />

Coronato:<br />

Exzellenz, hier ist e<strong>in</strong> Fäßchen, das zu Ihnen möchte.<br />

Conte:<br />

Und das zweite?<br />

Coronato:<br />

Erst das e<strong>in</strong>e, dann das andere. Woh<strong>in</strong> soll es kommen?<br />

Conte:<br />

In me<strong>in</strong>en Palazzo.<br />

Coronato:<br />

Und wem sollen wir es dort übergeben?<br />

Conte:<br />

Me<strong>in</strong>em Verwalter natürlich.<br />

Scavezzo:<br />

(für sich)<br />

Hähä. <strong>Der</strong> hat doch schon seit Jahren ke<strong>in</strong>en Verwalter<br />

mehr.<br />

Coronato:<br />

Und, äh, falls Ihr Verwalter gerade nicht, äh, anwesend<br />

se<strong>in</strong> sollte?<br />

Conte:<br />

Dann geben Sie's irgendjemandem, der da ist!<br />

Coronato:<br />

Sehr wohl, Exzellenz. Gehen wir.<br />

Scavezzo:<br />

Gibt mir der Signor Conte ke<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kgeld?<br />

Conte:<br />

Paß du lieber auf, daß du unterwegs nichts von dem<br />

We<strong>in</strong> tr<strong>in</strong>kst! Und untersteh dich, zwischendurch Wasser<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zugießen!<br />

Coronato:<br />

Sie können ganz ohne Sorge se<strong>in</strong>, Exzellenz, ich b<strong>in</strong> ja<br />

bei ihm.<br />

(Er geht ab)<br />

Scavezzo:<br />

(für sich)<br />

Ja, ja, da kann er ganz ohne Sorge se<strong>in</strong>. Das Wasser hat<br />

der Wirt selber schon vorher re<strong>in</strong>gekippt.<br />

(Er folgt CORONATO. GELTRUDA geht, nachdem sie<br />

bezahlt hat, zum CONTE. SUSANNA und CANDIDA sitzen<br />

22


zusammen, SUSANNA zeigt ihr e<strong>in</strong>en Stricktrick)<br />

jungen Mann vor, und wenn ich ihn vorschlage, ist er<br />

Geltruda:<br />

auch anständig.<br />

Da b<strong>in</strong> ich, Signor Conte. Was wünschen Sie von mir? Geltruda:<br />

Conte:<br />

Davon b<strong>in</strong> ich überzeugt, Signor Conte. Ich hoffe<br />

In wenigen Worten: wollen Sie mir Ihre Nichte geben? trotzdem, Sie werden die Güte haben, mir zu sagen, wer<br />

Geltruda:<br />

es ist.<br />

Geben? Was me<strong>in</strong>en Sie mit "geben"?<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Es ist e<strong>in</strong> Standesgenosse von mir.<br />

Die Hand.<br />

Geltruda:<br />

Geltruda:<br />

E<strong>in</strong> was?<br />

Die Hand?<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

E<strong>in</strong> Aristokrat.<br />

Ja, zum Teufel, begreifen Sie denn nicht? Zum Heiraten! Geltruda:<br />

Geltruda:<br />

Signor Conte, ich - - -<br />

I-h-n-e-n ???<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

(sehr laut)<br />

Nicht mir, sondern e<strong>in</strong>er Person, die ich kenne und Ihnen Machen Sie jetzt ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten, bitte!<br />

vorschlage.<br />

Geltruda:<br />

(Sie setzen sich)<br />

Ich möchte jetzt endlich e<strong>in</strong>mal ausreden, wenn es Ihnen<br />

Geltruda:<br />

recht ist. Und wenn es Ihnen nicht recht ist, dann halten<br />

Hören Sie, Signor Conte: Sie wissen, daß me<strong>in</strong>e Nichte Sie mich bitte nicht länger auf und lassen Sie mich<br />

ke<strong>in</strong>e Eltern mehr hat, und daß ich bei ihr die<br />

gehen.<br />

Mutterstelle - - -<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Aber ja. Bitte, bitte. Ke<strong>in</strong>e Aufregung. Reden Sie, ich<br />

Ja, ja, ja, das s<strong>in</strong>d doch völlig nebensächliche<br />

werde zuhören. Frauen gegenüber b<strong>in</strong> ich immer<br />

Erklärungen.<br />

gefällig. Und nachgiebig. Und höflich. Bitte - ich b<strong>in</strong><br />

Geltruda:<br />

ganz Ohr.<br />

Sie gestatten wohl, daß ich da anderer Ansicht b<strong>in</strong>, nicht Geltruda:<br />

wahr? Aber zu Ihrem Vorschlag - - -<br />

Also, <strong>in</strong> kurzen Worten, me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung: e<strong>in</strong> Adelstitel<br />

Conte:<br />

garantiert die Würde e<strong>in</strong>es Hauses, aber nicht die e<strong>in</strong>es<br />

Gut, gut. Und?<br />

Menschen. Ich glaube kaum, daß me<strong>in</strong>e Nichte <strong>in</strong> dieser<br />

Geltruda:<br />

H<strong>in</strong>sicht irgendwelchen Ehrgeiz besitzt. Und, offen<br />

Candida hat von ihrem Vater nicht so viel geerbt, um gesagt, auch ich habe nicht die Absicht, ihr Glück der<br />

standesgemäß heiraten zu - - -<br />

Eitelkeit zu opfern.<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Das spielt ke<strong>in</strong>e Rolle. Davon ist - - -<br />

Oh, man erkennt doch gleich: Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Leser<strong>in</strong> dieser<br />

Geltruda:<br />

fabelhaften Novellen!<br />

Nun lassen Sie mich doch e<strong>in</strong>mal ausreden. Me<strong>in</strong> Mann Geltruda:<br />

hat ihr etwas vermacht, und - - -<br />

Solche Haltung lernt man weder aus Fabeln noch aus<br />

Conte:<br />

Novellen. Bei e<strong>in</strong>em kultivierten Menschen gehört sie zur<br />

Ich weiß, ich weiß: sie geben ihr e<strong>in</strong>e Mitgift.<br />

Natur.<br />

Geltruda:<br />

Conte:<br />

(ungehalten)<br />

Natur, Kultur - alles, was Sie wollen. <strong>Der</strong> junge Mann,<br />

Ja! Wenn es e<strong>in</strong> anständiger junger Mann ist.<br />

den ich Ihnen vorschlage, ist der Barone del Cedro!<br />

Conte:<br />

Geltruda:<br />

Jetzt s<strong>in</strong>d wir an der rechten Adresse. Ich schlage den (ruhig)<br />

23


<strong>Der</strong> Signor Barone ist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Nichte verliebt?<br />

Gehen Sie, gehen Sie gleich. Ich warte hier auf Sie.<br />

Conte:<br />

Geltruda:<br />

Oui, Madame.<br />

Wenn Sie also erlauben, ich b<strong>in</strong> sofort wieder zurück.<br />

Geltruda:<br />

(Auf dem Weg zum Modeladen)<br />

Ich kenne und respektiere ihn durchaus.<br />

Hm. Wenn der Conte die Wahrheit sagt, und der Barone<br />

Conte:<br />

es ehrlich me<strong>in</strong>t, wäre das ke<strong>in</strong>e schlechte Aussicht für<br />

Er ist me<strong>in</strong> Standesgenosse!<br />

me<strong>in</strong>e Nichte. Aber ich denke, sie hat da etwas anderes<br />

Geltruda:<br />

im S<strong>in</strong>n.<br />

Er ist manchmal etwas frei <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ausdrucksweise. Conte:<br />

Aber das muß ja noch nichts Schlimmes se<strong>in</strong>.<br />

Ahh - mit me<strong>in</strong>em Auftreten erreiche ich von den Leuten<br />

Conte:<br />

alles, was ich will.<br />

Also, vorwärts. Wie lautet Ihre Antwort?<br />

(Er zieht se<strong>in</strong> Novellenbüchle<strong>in</strong> hervor und liest, l<strong>in</strong>st<br />

Geltruda:<br />

aber h<strong>in</strong> und wieder zum Laden h<strong>in</strong>über)<br />

Nun mal langsam. Langsam, Signor Conte. Solche D<strong>in</strong>ge Geltruda:<br />

bricht man nicht übers Knie. <strong>Der</strong> Herr Baron wird schon Candida komm, laß uns e<strong>in</strong> bißchen spazierengehen. Ich<br />

so freundlich se<strong>in</strong> müssen, persönlich mit mir zu<br />

muß mit dir sprechen.<br />

sprechen und auch mit - - -<br />

Susanna:<br />

Conte:<br />

Wenn Sie wollen, können Sie das <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Garten tun.<br />

Verzeihung, aber wenn ich etwas sage, dann hat man Da s<strong>in</strong>d Sie ungestört.<br />

dies nicht anzuzweifeln! Ich halte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Namen um (SUSANNA und CANDIDA stehen auf)<br />

die Hand Ihrer Nichte an. Er hat mich gebeten, er hat Geltruda:<br />

mich angefleht, und ich flehe nun Sie - - - äh, ne<strong>in</strong>, ich Ja, gehen wir <strong>in</strong> den Garten, das wird das beste se<strong>in</strong>. Ich<br />

flehe Sie ke<strong>in</strong>eswegs an. Ich möchte mir Ihre Nichte muß dann gleich wieder hierher zurück.<br />

dr<strong>in</strong>gend auserbeten haben.<br />

(Sie geht, von SUSANNA geführt, <strong>in</strong> den Laden)<br />

Geltruda:<br />

Candida:<br />

Angenommen, der Signor Barone me<strong>in</strong>t es ehrlich, dann Was sie mir wohl Dr<strong>in</strong>gendes zu sagen hat? Hm. Ich b<strong>in</strong><br />

- - -<br />

zu unglücklich. Mich kann nichts mehr trösten.<br />

Conte:<br />

(Sie folgt ihnen <strong>in</strong> den Laden)<br />

"Angenommen" ??? Also, das ist doch - - - Cospetto di Conte:<br />

Bacco!! Die Sache verhält sich so!! Und wenn ich sage, (h<strong>in</strong>überschauend)<br />

die Sache verhält sich so, dann - - -<br />

Die ist imstande und läßt mich hier 'ne Stunde warten.<br />

Geltruda:<br />

E<strong>in</strong> Glück, daß ich diese fabelhafte Novelle bei mir habe.<br />

Gut, dann verhält sie sich so. Trotzdem muß ich erst Literatur ist doch e<strong>in</strong>e wunderbare Sache. E<strong>in</strong> Mensch<br />

hören, ob Candida e<strong>in</strong>verstanden ist.<br />

mit e<strong>in</strong>em guten Buch als Begleiter ist nie alle<strong>in</strong>.<br />

Conte:<br />

Wenn Sie's ihr nicht sagen, wird sie nie erfahren, ob sie<br />

e<strong>in</strong>verstanden ist.<br />

Geltruda:<br />

Vielleicht haben Sie die Güte, mir zu glauben, daß ich es<br />

(Er liest)<br />

ihr sagen werde.<br />

Conte:<br />

Sechste Szene<br />

Dort ist sie, sprechen Sie mit ihr. Sprechen Sie mit ihr! (<strong>Der</strong> CONTE. GIANNINA kommt aus ihrem Haus)<br />

Geltruda:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(wie schon zuvor: mit leiser Ironie)<br />

So. Das Mittagessen ist fertig. Wenn dies Biest von<br />

Ich werde mit ihr sprechen.<br />

Bruder zurückkommt, wird er vielleicht ausnahmsweise<br />

Conte:<br />

mal nicht motzen. Hm. Niemand da, um mich zu<br />

24


eobachten. Am besten br<strong>in</strong>g ich jetzt den <strong>Fächer</strong> zu<br />

Candida. Hoffentlich kann ich ihn abgeben, ohne daß<br />

ihre Tante es merkt.<br />

(Sie geht auf die Villa zu)<br />

Conte:<br />

Hm, da ist ja Giann<strong>in</strong>a. He! Mädchen!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(dreht sich um)<br />

Signore?<br />

Conte:<br />

(sie herw<strong>in</strong>kend)<br />

Auf e<strong>in</strong> Wort, ja?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

<strong>Der</strong> hat mir grad noch gefehlt.<br />

(Sie kommt betont langsam näher)<br />

Conte:<br />

(für sich)<br />

Ich darf Coronato nicht vergessen. Ich hab ihm me<strong>in</strong>e<br />

Protektion versprochen. Und er verdient sie - - - soeben.<br />

(Er steht auf und klappt das Buch zu)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Ich b<strong>in</strong> ja schon da.<br />

Conte:<br />

Haben Sie nicht den Wunsch zu heiraten?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Wen? Sie?<br />

Conte:<br />

Ne<strong>in</strong>, überhaupt.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Na, sicher.<br />

Conte:<br />

Wollen Sie, daß ich Ihnen e<strong>in</strong>en Mann beschaffe?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Ne<strong>in</strong>.<br />

Conte:<br />

Ne<strong>in</strong>? Was heißt "ne<strong>in</strong>"?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Ne<strong>in</strong> heißt "ne<strong>in</strong>". Ich brauch Sie nicht, um zu heiraten.<br />

Conte:<br />

Aber Sie brauchen me<strong>in</strong>e Protektion, oder?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Ne<strong>in</strong>, danke.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

(immer noch relativ weit vom CONTE weg)<br />

Wissen Sie, welche Macht ich hier im Ort besitze?<br />

Da b<strong>in</strong> ich. Was wünschen Sie?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

Im Ort me<strong>in</strong>etwegen. Aber nicht bei me<strong>in</strong>er Hochzeit.<br />

Was hatten Sie gerade vor?<br />

Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Ne<strong>in</strong>??<br />

Mich um me<strong>in</strong>e Sachen zu kümmern, Signore.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

Ne<strong>in</strong>. Ke<strong>in</strong> bißchen.<br />

He, das ist ja impert<strong>in</strong>ent! Wie reden Sie denn mit mir?! Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Sie s<strong>in</strong>d verliebt <strong>in</strong> Cresp<strong>in</strong>o?<br />

Wie soll ich dann reden? Ich rede, wie ich's gewöhnt b<strong>in</strong>. Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

Möglich.<br />

Man muß immer wissen, wen man grad vor sich hat! Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Das ist doch e<strong>in</strong> Dummkopf.<br />

Dann weiß ich eben nicht, wen ich grad vor mir hab. Giann<strong>in</strong>a:<br />

Wenn Sie was von mir wollen, müssen Sie mir's sagen. Für mich hat er Geist genug.<br />

Ich hab leider ke<strong>in</strong>e Zeit, um sie mit Euer Wohlgeboren Conte:<br />

zu verplempern.<br />

Und Sie ziehen ihn Coronato vor??<br />

Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Hochwohlgeboren!<br />

Ich würd ihn noch ganz anderen vorziehen!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

Von mir aus auch noch höher.<br />

Zum Beispiel?<br />

Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Kommen Sie her.<br />

(mit tückischem Gr<strong>in</strong>sen)<br />

25


Darüber möchte ich jetzt lieber nicht reden.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

Wünschen Sie sonst noch was, Signore?<br />

Ne<strong>in</strong>, sonst wären Sie imstande, mir irgendwelche<br />

Conte:<br />

Unverschämtheiten zu sagen.<br />

Ja. Gehn Sie zum Teufel!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Wünschen Sie sonst noch was von mir?<br />

Sofort. Wenn Sie mir den Weg zeigen.<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Nun ja. Ihr Bruder steht unter me<strong>in</strong>er Protektion. Ihr Ich schwöre Ihnen, wenn Sie ke<strong>in</strong>e Frau wären, dann - - -<br />

Bruder hat Ihre Hand Signor Coronato versprochen. Giann<strong>in</strong>a:<br />

Folglich müssen Sie Coronato heiraten.<br />

Ja? Was täten Sie mir dann?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

Euer Wohlgeboren - - -<br />

Machen Sie, daß Sie wegkommen!<br />

Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Hochwohlgeboren!<br />

Oh, da gehorch ich Ihnen aufs Wort.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(Sie dreht sich um und geht)<br />

Euer Höchstwohlgeboren protegieren also me<strong>in</strong>en<br />

Conte:<br />

Bruder?<br />

Ke<strong>in</strong> Benehmen! Ke<strong>in</strong> Benehmen! Geht weg, ohne zu<br />

Conte:<br />

grüßen!<br />

Genau so ist es.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(sich umdrehend)<br />

Und Moracchio hat diesem fetten Wirt se<strong>in</strong> Wort<br />

Oh, Verzeihung. Das hatte ich glatt vergessen. Ciao, Euer<br />

gegeben?<br />

Wohlgeboren!<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Exactement.<br />

Hochwohlgeboren!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Na ja. Wenn das so ist - - -<br />

Euer Allerhöchstwohlgeboren!<br />

Conte:<br />

(Sie verschw<strong>in</strong>det lachend <strong>in</strong> der Villa)<br />

Dann?<br />

Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(böse; zu se<strong>in</strong>em Tisch zurückkehrend)<br />

Dann muß me<strong>in</strong> Bruder eben Coronato heiraten, nicht?! Rústica prógeniás nescit habére módum, wie wir<br />

Conte:<br />

Late<strong>in</strong>er sagen.<br />

(vor Wut schäumend)<br />

(Er schaut <strong>in</strong>s Publikum, das nichts begreift)<br />

Ich schwöre Ihnen beim heiligen Himmel: diesen<br />

"Bäurische Nachkommenschaft kennt nichts von Anstand<br />

Cresp<strong>in</strong>o kriegen Sie nie im Leben!!!<br />

und Sitte"<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(Er setzt sich und s<strong>in</strong>niert)<br />

Ne<strong>in</strong>? Warum nicht?<br />

Jetzt weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich tun soll.<br />

Conte:<br />

Wenn sie Coronato nicht will, zw<strong>in</strong>gen kann man sie<br />

Ich werde ihn aus dem Ort weisen lassen!<br />

nicht. Na ja, me<strong>in</strong>e Schuld ist es nicht. Was setzt sich<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

dieser Blödmann von Wirt auch 'ne Frau <strong>in</strong> den Kopf, die<br />

Ich werd ihn schon wiederf<strong>in</strong>den.<br />

ihn nicht mag. Als ob es nicht genug Frauen auf der<br />

Conte:<br />

Welt gäbe. Ja. Ich werde ihm 'ne andere f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e<br />

Ich laß ihn verprügeln!<br />

bessere. Er soll die Konsequenzen me<strong>in</strong>er Protektion<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

schon noch kennenlernen.<br />

Ich denke, er wird sich wehren können.<br />

Conte:<br />

Siebente Szene<br />

Impert<strong>in</strong>entes D<strong>in</strong>g!<br />

(<strong>Der</strong> CONTE. GELTRUDA und CANDIDA kommen aus dem<br />

26


Laden. Nach der Begrüßung setzen sie sich zum CONTE)<br />

Geltruda:<br />

Signore, me<strong>in</strong>e Nichte ist e<strong>in</strong> kluges Mädchen und - - -<br />

Conte:<br />

Ja, sicher. Und, um es kurz zu machen, was heißt das?<br />

Geltruda:<br />

Signor Conte! Sie s<strong>in</strong>d manchmal schon ziemlich<br />

deprimierend.<br />

Conte:<br />

Entschuldigen Sie, aber wenn Sie wüßten, was ich <strong>in</strong> der<br />

Zwischenzeit mit e<strong>in</strong>er Frau auszustehen hatte! Nun gut,<br />

es war e<strong>in</strong>e andere Frau, aber<br />

(für sich)<br />

im Grunde s<strong>in</strong>d doch alle Frauen gleich; na ja, was soll's.<br />

(laut)<br />

Und? Was sagt nun das kluge Mädchen Candida?<br />

Geltruda:<br />

Angenommen, daß der Signor Barone - - -<br />

Conte:<br />

"Angenommen"! "Angenommen"! "Angenommen"! Was<br />

haben Sie nur dauernd mit Ihrem verdammten<br />

"angenommen"??!!<br />

Geltruda:<br />

Vorausgesetzt; unter der Bed<strong>in</strong>gung, daß; gesetzt den<br />

Fall - ganz wie Euer Wohlgeboren es wünschen!<br />

Conte:<br />

(für sich; zwischen den Zähnen knirschend)<br />

Hochwohlgeboren!<br />

Geltruda:<br />

Bitte?<br />

Conte:<br />

Ach, nichts. Nichts. Fahren Sie fort.<br />

Geltruda:<br />

Wenn die äußeren und <strong>in</strong>neren Voraussetzungen<br />

zufriedenstellend s<strong>in</strong>d, wäre me<strong>in</strong>e Nichte geneigt, den<br />

Signor Barone zu heiraten.<br />

Conte:<br />

Bravo. Das ist wirklich e<strong>in</strong> kluges Mädchen.<br />

(für sich)<br />

Endlich kann ich mal e<strong>in</strong>en Erfolg verbuchen.<br />

Candida:<br />

(für sich)<br />

Ja. Aber nur aus Rache an diesem treulosen Evaristo.<br />

Geltruda:<br />

(für sich)<br />

Ich hätte nicht gedacht, daß sie e<strong>in</strong>willigt. Sie schien mir Standesgenossen.<br />

27<br />

da <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e gewisse Liebelei verstrickt - - - hm. Dann habe<br />

ich mich wohl getäuscht.<br />

Achte Szene<br />

(Die Vorigen. GIANNINA taucht auf der Terrasse der Villa<br />

auf)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

Hier ist sie auch nicht. Ich kann sie nirgends f<strong>in</strong>den.<br />

(Sie blickt h<strong>in</strong>unter)<br />

Ach, da ist sie ja.<br />

Conte:<br />

Dann wird Signor<strong>in</strong>a Candida also den Barone del Cedro<br />

heiraten?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

He, was ist das? Da b<strong>in</strong> ich aber mal auf ihre Antwort<br />

gespannt.<br />

Geltruda:<br />

Ich sagte doch, sie wird ihn heiraten, sofern die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen - - -<br />

Conte:<br />

(zu CANDIDA)<br />

Welche Bed<strong>in</strong>gungen stellen Sie denn, Signor<strong>in</strong>a?<br />

Candida:<br />

Ke<strong>in</strong>e, Signor. Ich heirate ihn auf jeden Fall.<br />

Conte:<br />

Oh, das ist ganz reizend, Signor<strong>in</strong>a Candida. Ganz<br />

reizend!<br />

(für sich)<br />

Ja-ha-ha! Wenn ich so etwas <strong>in</strong> die Hand nehme, dann<br />

klappt alles wie am Schnürchen!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Das ist ja schrecklich. <strong>Der</strong> arme Signor Evaristo! Jetzt ist<br />

es ja völlig s<strong>in</strong>nlos, daß ich ihr den <strong>Fächer</strong> gebe.<br />

(Sie verschw<strong>in</strong>det im Inneren der Villa)<br />

Geltruda:<br />

(für sich)<br />

Ich hab mich wirklich getäuscht. Sie nimmt tatsächlich<br />

diesen Baron. Ich hätte geschworen, sie liebt Signor<br />

Evaristo.<br />

Conte:<br />

(aufstehend)<br />

Wenn Sie gestatten, dann überbr<strong>in</strong>ge ich jetzt die Frohe<br />

Botschaft dem Barone, me<strong>in</strong>em lieben Freund und


Geltruda:<br />

Hm. Armes Mädchen. Sie tut mir leid. Na ja, <strong>in</strong> solchen<br />

Und wo ist der Signor Barone?<br />

Fällen ist man wohl immer etwas verwirrt.<br />

Conte:<br />

Er erwartet mich beim Apotheker. Am besten gehen Sie<br />

Neunte Szene<br />

jetzt gleich nach Haus. Ich führe ihn dann augenblicklich (Die Vorigen. GIANNINA kommt aus der Villa)<br />

zu Ihnen.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Geltruda:<br />

Oh, Signor<strong>in</strong>a Candida!<br />

Candida, was me<strong>in</strong>st du dazu?<br />

Candida:<br />

Candida:<br />

(empört)<br />

Ja. Er muß doch mit Ihnen sprechen.<br />

Was machen Sie denn da?<br />

Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(Zu CANDIDA)<br />

Ich hab Sie gesucht.<br />

Und: mit Ihnen!<br />

Candida:<br />

Candida:<br />

Sehn Sie zu, daß Sie verschw<strong>in</strong>den, und wagen Sie es nie<br />

Ich richte mich ganz nach dem, was me<strong>in</strong>e Tante<br />

wieder, Ihren Fuß über unsere Schwelle zu setzen!<br />

bestimmt.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

Was? Das ist e<strong>in</strong>e Beleidigung!<br />

Ich werde sterben. Aber nicht, bevor ich mich gerächt Candida:<br />

habe.<br />

Beleidigung? Du bist viel zu ord<strong>in</strong>är, als daß man dich<br />

Conte:<br />

beleidigen könnte.<br />

Ich gehe. Erwarten Sie uns. Äh - da die Stunde schon (ab <strong>in</strong>s Haus)<br />

etwas vorgerückt ist, wäre es vielleicht ganz dezent, ihn Geltruda:<br />

zum Essen zu bitten?<br />

(für sich)<br />

Geltruda:<br />

Also, das war e<strong>in</strong> bißchen sehr arg.<br />

Oh, gleich beim ersten Mal?<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Conte:<br />

(für sich)<br />

Ja, sicher. Nur ke<strong>in</strong>e überflüssigen Förmlichkeiten. Und Also, da b<strong>in</strong> ich sprachlos.<br />

aus Gefälligkeit werde ich mir erlauben, ebenfalls zum (laut)<br />

Essen zu bleiben.<br />

Signora Geltruda ---<br />

(Er geht ab <strong>in</strong> die Apotheke)<br />

Geltruda:<br />

Geltruda:<br />

Es tut mir leid, daß Candida Sie so gekränkt hat. Aber<br />

(sich erhebend; mit e<strong>in</strong>em Seufzer)<br />

me<strong>in</strong>e Nichte ist normalerweise e<strong>in</strong> vernünftiges<br />

Also, gehen wir, und erwarten wir sie.<br />

Mädchen. Da muß sie wohl ihre Gründe gehabt haben.<br />

Candida:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(ebenfalls aufstehend; melancholisch)<br />

(sehr lautstark)<br />

Ja. Gehn wir.<br />

Gründe??? Was für "Gründe"???? Also, ich muß mich<br />

Geltruda:<br />

schon sehr über Sie wundern!!<br />

Was hast du, Candida? Sehr glücklich siehst du nicht Geltruda:<br />

aus.<br />

Bitte, ja?! Verlieren Sie nicht den Respekt. Und schreien<br />

Candida:<br />

Sie nicht auf der Straße.<br />

Doch. Ich b<strong>in</strong> sehr glücklich.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(für sich)<br />

(auf die Villa zustürzend)<br />

Jetzt hab ich me<strong>in</strong> Wort gegeben. Da gibt es ke<strong>in</strong><br />

Das will ich doch jetzt wissen! Ich geh zu ihr!<br />

Zurück.<br />

Geltruda:<br />

Geltruda:<br />

Ne<strong>in</strong>, nicht jetzt. Das können Sie später tun.<br />

(für sich; nachdenklich)<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

28


(schon an der Tür)<br />

Und ich sag Ihnen, daß ich das jetzt will!<br />

Geltruda:<br />

(schiebt sie weg und stellt sich vor die Tür)<br />

Das werden Sie nicht wagen!<br />

Zehnte Szene<br />

Conte:<br />

(wütend)<br />

Was ist denn das jetzt für e<strong>in</strong> Ton??<br />

Barone:<br />

Ich verlange Satisfaktion!<br />

Conte:<br />

Von wem?<br />

(Die Vorigen. <strong>Der</strong> CONTE und der BARONE kommen aus Barone:<br />

der Apothke, um zur Villa zu gehen)<br />

Von Ihnen!<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

(Zum BARONE)<br />

Wie???<br />

Kommen Sie. - - - Nun kommen Sie schon!<br />

Barone:<br />

Barone:<br />

Wie? Mit dem Degen <strong>in</strong> der Hand!<br />

Na gut, dann werde ich wohl müssen.<br />

Conte:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Quatsch, mit dem Degen. Ich hab hier seit Jahren ke<strong>in</strong>en<br />

Und wenn ich mit Gewalt e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen muß!<br />

Degen gesehn.<br />

Geltruda:<br />

Barone:<br />

Unverschämtes D<strong>in</strong>g!<br />

Dann also auf Pistolen.<br />

(Sie tritt e<strong>in</strong> und schließt blitzartig die Tür, gerade <strong>in</strong> Conte:<br />

dem Augenblick, da der CONTE und der BARONE<br />

Na gut, Pistolen. Äh - ich geh und hol me<strong>in</strong>e Pistolen.<br />

angekommen s<strong>in</strong>d. GIANNINA entfernt sich <strong>in</strong> höchster (Er setzt sich eilig <strong>in</strong> Bewegung)<br />

Erregung. <strong>Der</strong> CONTE starrt wortlos die Tür an)<br />

Barone:<br />

Barone:<br />

Ne<strong>in</strong>, bleiben Sie schon da, Sie Feigl<strong>in</strong>g. Ich habe zwei.<br />

Wie? Sie schlägt uns die Tür vor der Nase zu?<br />

E<strong>in</strong>e für Sie und e<strong>in</strong>e für mich. Hier s<strong>in</strong>d sie.<br />

Conte:<br />

(Er zieht zwei Pistolen aus der Tasche)<br />

Vor der Nase. Die Tür. Das kann doch nicht se<strong>in</strong>!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Barone:<br />

Pistolen?? He, Leute!!! He!! Hilfe!!! Pistolen! Sie<br />

Das kann nicht se<strong>in</strong>?? Das kann sehr wohl se<strong>in</strong>! Das ist br<strong>in</strong>gen sich um!! Hilfe!!<br />

e<strong>in</strong>e Tatsache!<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

(wütend herumtobend)<br />

Mich derartig zu beleidigen!!<br />

(Sie rennt <strong>in</strong> ihr Haus. <strong>Der</strong> CONTE schaut etwas betreten)<br />

Conte:<br />

(zum BARONE)<br />

Elfte Szene<br />

Klopfen wir an, dann werden wir ja sehen, was los ist. (Die Vorigen. GELTRUDA ersche<strong>in</strong>t auf der Terrasse.<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Später: LIMONCINO und TOGNINA)<br />

(f<strong>in</strong>ster)<br />

Geltruda:<br />

Wenn die re<strong>in</strong>gehen, tu ich's auch!<br />

Me<strong>in</strong>e Herren, was ist denn das jetzt für e<strong>in</strong>e Mode?<br />

Barone:<br />

Conte:<br />

Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, lassen Sie das. Ich will nichts mehr von (zu GELTRUDA)<br />

diesen Leuten wissen. Ich will mich nicht neuerlichen Warum haben Sie uns die Tür vor der Nase<br />

Verunglimpfungen aussetzen.<br />

zugeschlagen?<br />

(scharf)<br />

Geltruda:<br />

Es war nicht sehr klug von mir, mich Ihren Diensten Ich? Entschuldigen Sie bitte, aber zu solch e<strong>in</strong>er<br />

auszuliefern. Sie hat man lächerlich gemacht. Und mich Handlung wäre ich schon aus Pr<strong>in</strong>zip nicht fähig. Noch<br />

ebenfalls: Ihretwegen!<br />

viel weniger gegen Sie oder den Signor Barone.<br />

29


Conte:<br />

Conte:<br />

(zum BARONE)<br />

(ängstlich)<br />

Da. Hören Sie's? Schon aus Pr<strong>in</strong>zip nicht fähig!<br />

Verehren Sie sie mir.<br />

Barone:<br />

Barone:<br />

Aber, gnädige Frau, Sie haben uns soeben die Tür vor Ja. Ich hoffe, Sie lehnen dies Geschenk nicht ab.<br />

der Nase zugeschlagen!<br />

Conte:<br />

Geltruda:<br />

Ne<strong>in</strong> - - - ne<strong>in</strong>.<br />

Dann habe ich Sie wohl nicht gesehen, als ich die Tür (Er nimmt sie zitternd <strong>in</strong> Empfang)<br />

zuwarf, um zu verh<strong>in</strong>dern, daß Giann<strong>in</strong>a here<strong>in</strong>kommt, Weil sie aus Ihrer Hand kommen. S-s<strong>in</strong>d sie - geladen?<br />

diese dumme Gans.<br />

Barone:<br />

Giann<strong>in</strong>a:<br />

Natürlich. Was für e<strong>in</strong>e Frage. Glauben Sie, ich laufe mit<br />

(ihren Kopf aus dem Fenster streckend)<br />

ungeladenen Pistolen herum?<br />

"Dumme Gans"? Das zahl ich dir heim.<br />

Conte:<br />

(Sie zieht sich wieder zurück)<br />

E<strong>in</strong>en Moment.<br />

Conte:<br />

(Er geht zum Café)<br />

(zu GIANNINA)<br />

Hallo! Kaffeehaus! Kaffeehaus!<br />

Halten Sie den Mund, Sie impert<strong>in</strong>entes D<strong>in</strong>g!<br />

Limonc<strong>in</strong>o:<br />

Geltruda:<br />

(kommt aus dem Café)<br />

Wenn Sie uns mit Ihrem Besuch beehren möchten, gebe Ja? Womit kann ich dienen?<br />

ich Anweisung, Sie here<strong>in</strong>zulassen.<br />

Conte:<br />

(Sie verschw<strong>in</strong>det von der Terrasse)<br />

Hier. Nehmen Sie diese Pistolen <strong>in</strong> Gewahrsam. Ich lasse<br />

Conte:<br />

sie dann später abholen.<br />

(triumphierend)<br />

Limonc<strong>in</strong>o:<br />

Haben Sie gehört?!<br />

(kommt und nimmt ihm die Pistolen ab)<br />

Barone:<br />

Immer zu Diensten.<br />

Ich sag ja gar nichts mehr.<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

Seien Sie vorsichtig, sie s<strong>in</strong>d geladen!<br />

Und was wollen Sie jetzt mit den Pistolen anfangen? Limonc<strong>in</strong>o:<br />

Barone:<br />

(spielt wie e<strong>in</strong> Westernheld mit den Pistolen herum)<br />

Oh. Verzeihen Sie: me<strong>in</strong> Ehrgefühl, wissen Sie - - - Oh, ich weiß schon, wie man mit den D<strong>in</strong>gern umgeht!<br />

(er zwängt die Pistolen wieder <strong>in</strong> die Tasche)<br />

Conte:<br />

Conte:<br />

He, Mann! Machen Sie ke<strong>in</strong>en Uns<strong>in</strong>n!<br />

Und mit den Pistolen <strong>in</strong> der Tasche wollen Sie zwei<br />

Limonc<strong>in</strong>o:<br />

Damen Ihre Aufwartung machen?<br />

(gr<strong>in</strong>send; im Abgehen)<br />

Barone:<br />

Er ist unheimlich tapfer, der Signor Conte.<br />

Ich hab sie immer zur Selbstverteidigung dabei. In dieser (Er verschw<strong>in</strong>det <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Café)<br />

Gegend hier weiß man ja nie - - -<br />

Conte:<br />

(er deutet weiträumig <strong>in</strong>s Publikum)<br />

Ich danke Ihnen, Signor Barone.<br />

Conte:<br />

(für sich)<br />

Na ja. Aber Sie wissen ja, wie Frauen so s<strong>in</strong>d.<br />

Morgen früh verkauf ich sie.<br />

Barone:<br />

Togn<strong>in</strong>a:<br />

Hm. Sie haben recht. Ich danke Ihnen für die Warnung. (aus der Villa tretend)<br />

(Er holt die Pistolen wieder heraus)<br />

Signori - die Padrona erwartet Sie.<br />

Und zum Zeichen me<strong>in</strong>er Freundschaft - verehre ich sie Conte:<br />

Ihnen.<br />

Gehen wir.<br />

(Er hält sie ihm h<strong>in</strong>)<br />

Barone:<br />

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