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Lebensbegleitende Bildungs- und Berufsberatung in Deutschland

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<strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> im Kontext lebenslangen LernensDie Quelle für unseren Wohlstand <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> s<strong>in</strong>d unsere Menschen: Auf ihre Fähigkeiten <strong>und</strong> Kenntnisse, aber auch aufihre Potenziale s<strong>in</strong>d wir angewiesen. Lebenslanges Lernen, die volle Entfaltung der <strong>in</strong>dividuellen Kompetenzen <strong>und</strong> der Erhaltder Beschäftigungsfähigkeit jeder <strong>und</strong> jedes E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d hierfür von entscheidender Bedeutung. Dabei gilt es nicht nur,bisher erwerbslose Menschen durch Lernen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bessere Bildung <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt zu <strong>in</strong>tegrieren, sondern auch diePotenziale der Beschäftigten noch besser zu fördern <strong>und</strong> bei der eigenständigen <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Berufsplanung zu begleiten.Um diese Ziele zu erreichen, brauchen die Menschen Unterstützung durch qualitativ hochwertige Beratung für Bildung <strong>und</strong>Weiterbildung, für die Berufsbildung <strong>und</strong> den Arbeitsmarkt. Die <strong>Bildungs</strong>beratung stellt im Kontext lebenslangen Lernens e<strong>in</strong>bedeutendes B<strong>in</strong>deglied dar zwischen den Anliegen der Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger <strong>und</strong> den Erfordernissen des Arbeits- <strong>und</strong><strong>Bildungs</strong>marktes. <strong>Deutschland</strong> blickt auf e<strong>in</strong>e lange Tradition e<strong>in</strong>er gut ausgebauten Schul- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> zurück. Gesellschaftliche<strong>und</strong> ökonomische Veränderungen br<strong>in</strong>gen jedoch auch neue Herausforderungen für e<strong>in</strong>e permanente Weiterentwicklungder Beratungsstrukturen mit sich. Der von B<strong>und</strong>esbildungsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Prof. Dr. Annette Schavan e<strong>in</strong>gerichtete InnovationskreisWeiterbildung <strong>und</strong> die „Konzeption der B<strong>und</strong>esregierung zum Lernen im Lebenslauf“ (2008) empfehlen konkreteVerbesserungen im Beratungsangebot <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Steigerung der Qualität <strong>und</strong> Professionalität <strong>in</strong> der Beratung. Die verbesserteKoord<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> Kooperation im Beratungssystem, stärkere Transparenz bei den Dienstleistungen <strong>und</strong> die regelmäßigeFortbildung der Beratungsfachkräfte gehören hier zu den wichtigsten Handlungsfeldern.Das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung hat hierzu verschiedene Maßnahmen <strong>in</strong> die Wege geleitet, die daraufzielen, sowohl die Bedeutung von Beratung für lebenslanges Lernen zu stärken als auch die nötige Infrastruktur weiter auszubauen:Um den Zugang zu Weiterbildungsberatung zu vere<strong>in</strong>fachen, hat das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung<strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>igen Ländern e<strong>in</strong> Konsortium mit der Entwicklung e<strong>in</strong>es Konzeptes für e<strong>in</strong> b<strong>und</strong>esweites <strong>Bildungs</strong>beratungstelefon<strong>und</strong> Internetportal beauftragt. Darüber h<strong>in</strong>aus soll mit dem neuen Programm „Lernen vor Ort“ das lokale <strong>Bildungs</strong>managementgestärkt werden, was die <strong>Bildungs</strong>beratung als zentrales Handlungsfeld e<strong>in</strong>schließt. Zur Verbesserung derBeratungsqualität fördern wir e<strong>in</strong> Projekt zur Entwicklung von Qualitätsstandards <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Qualitätsentwicklungsrahmensfür den Beratungsbereich. Zur Verbesserung e<strong>in</strong>er frühzeitigen Berufsorientierung <strong>und</strong> zur Erleichterung des Übergangs vonder Schule <strong>in</strong>s Arbeitsleben stellt die B<strong>und</strong>esregierung zusätzliche Fördermittel für Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter <strong>und</strong> <strong>Bildungs</strong>lotsenbereit.Zur Erreichung der Ziele <strong>in</strong> den europäischen Strategien EU 2020 <strong>und</strong> ET 2020 ist der Beitrag der Beratung unerlässlich. DasEuropäische Netzwerk für e<strong>in</strong>e Politik lebensbegleitender Beratung (ELGPN), <strong>in</strong> dem <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>en starken Partner für dieFörderung lebensbegleitender Beratung sieht, bietet den Rahmen für <strong>in</strong>ternationalen Austausch <strong>und</strong> Impulse.Gute Beratung hilft, Umwege zu vermeiden, <strong>und</strong> wirkt unterstützend auf die <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Erwerbsbiografie. In Anbetrachtunserer Zukunftsperspektiven – Stichworte s<strong>in</strong>d die ständige Veränderung <strong>in</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft, die zunehmende Notwendigkeit,sich beruflich immer wieder neu zu orientieren, der demografische Wandel, der Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt<strong>und</strong> die wachsende Mobilität als Antwort auf die Globalisierung – wird deutlich, dass e<strong>in</strong>e gut ausgebaute <strong>und</strong> professionelle<strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> bei der Lösung dieser Probleme e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielen kann. Diesen Herausforderungenkönnen wir <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> besser begegnen, wenn wir die Rolle der Beratung stärken <strong>und</strong> ihre kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserungfördern. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, die relevanten Akteure <strong>in</strong> die Gestaltung künftiger Beratungsmaßnahmenmit e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den, um e<strong>in</strong> Beratungsangebot zu schaffen, das die <strong>und</strong> den E<strong>in</strong>zelnen bei der Gestaltung ihrer <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Beschäftigungsbiografie zielführend begleitet.Ich freue mich, unseren Partnern <strong>in</strong> Europa <strong>und</strong> <strong>in</strong> anderen Teilen der Welt mit dieser Broschüre e<strong>in</strong>en Überblick über dasdeutsche Beratungssystem <strong>und</strong> die bereits erreichten Ziele ermöglichen zu können.Kornelia HauggLeiter<strong>in</strong> der Abteilung Berufliche Bildung <strong>und</strong> Lebenslanges LernenB<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung


4<strong>Lebensbegleitende</strong> <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong><strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – Strukturen <strong>und</strong> Angebote1. E<strong>in</strong>führungDamit alle Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger ihren <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Berufswegeigenständig <strong>und</strong> eigenverantwortlich planen <strong>und</strong>begründete Entscheidungen hierzu treffen können, stehen<strong>in</strong> jedem Lebensabschnitt – sei es <strong>in</strong> der Schule, <strong>in</strong> der Ausbildungoder im Studium, im Beruf, bei Arbeitslosigkeit <strong>und</strong>bei Fragen zur Weiterbildung – entsprechende Beratungsangebotezur Verfügung. Diese Broschüre will e<strong>in</strong>en Überblicküber die Gr<strong>und</strong>züge des deutschen Beratungssystemsgeben – vorrangig für ausländische Leser <strong>und</strong> andere Interessierte,die sich e<strong>in</strong>en raschen Überblick verschaffen wollen– ohne Anspruch auf vollständige Darstellung.Das deutsche Beratungssystem spiegelt die verfassungsmäßigeOrdnung des <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Beschäftigungssystems<strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik <strong>Deutschland</strong> mit se<strong>in</strong>enzwischen B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong> Kommunen geteilten Zuständigkeitenwider. Die 16 Länder s<strong>in</strong>d für Bildung <strong>und</strong> Kultur<strong>und</strong> damit auch für das Schul- <strong>und</strong> Hochschulwesensowie <strong>in</strong> Teilen auch für die Erwachsenenbildung <strong>und</strong> diedort jeweils angesiedelten Beratungsangbote zuständig.Dem B<strong>und</strong> obliegt die Verantwortung für die nicht schulischeberufliche Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie für dieArbeitsmarktpolitik <strong>und</strong> die entsprechenden Beratungsdienstee<strong>in</strong>schließlich der <strong>Berufsberatung</strong> der B<strong>und</strong>esagenturfür Arbeit (BA) mit ihren lokalen Arbeitsagenturen.Neben den Institutionen des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> den Ländern s<strong>in</strong>ddie Kommunen weitere wichtige Akteure bei der Bereitstellungvon Beratungsangeboten (z. B. durch Volkshochschulenoder im Rahmen ihrer sozialpflegerischen Aufgaben).Orientiert an den rechtlichen Zuständigkeiten beruhtdas deutsche Beratungssystem traditionell auf der Unterscheidungzwischen <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Weiterbildungsberatung(<strong>in</strong> den Institutionen des <strong>Bildungs</strong>wesens) e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong>(im Bereich von Berufsausbildung, Beruf <strong>und</strong>Arbeitsmarkt) andererseits. Angesichts der wachsenden Bedeutunglebenslangen Lernens <strong>in</strong> der modernen Wissensgesellschaft<strong>und</strong> der dafür erforderlichen Beratungsangeboteverliert diese Unterscheidung jedoch zunehmend an Bedeutungzugunsten von <strong>in</strong>tegrativen, lebensbegleitenden <strong>und</strong>bereichsübergreifenden Beratungsleistungen. Maßnahmenzur Kooperation, Vernetzung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation s<strong>in</strong>d dahere<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für mehr Transparenz <strong>und</strong> Kohärenzsowie für die Effektivität <strong>und</strong> Effzienz der vielfältigenBeratungsangebote.Die Beratung für Bildung, Beruf <strong>und</strong> Beschäftigung <strong>in</strong><strong>Deutschland</strong> orientiert sich an dem geme<strong>in</strong>sam mit denPartnern <strong>in</strong> der Europäischen Union (EU) formulierten umfassendenBeratungsbegriff (siehe Kasten), der alle Formender <strong>Bildungs</strong>-, Berufs- <strong>und</strong> Laufbahnberatung ebenso wieBerufsorientierung, Berufswahlunterricht, Kompetenzfeststellung<strong>und</strong> Selbst<strong>in</strong>formationsangebote e<strong>in</strong>schließt. AusGründen der sprachlichen Vere<strong>in</strong>fachung wird im Text derBegriff „Beratung“ oft auch synonym für <strong>Bildungs</strong>-, Berufs<strong>und</strong>Beschäftigungsberatung verwendet.EU-Def<strong>in</strong>ition„Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des lebenslangen Lernens erstrecktsich Beratung auf e<strong>in</strong>e Vielzahl von Tätigkeiten, die Bürgerjeden Alters <strong>in</strong> jedem Lebensabschnitt dazu befähigen, sichAufschluss über ihre Fähigkeiten, Kompetenzen <strong>und</strong> Interessenzu verschaffen, <strong>Bildungs</strong>-, Ausbildungs- <strong>und</strong> Berufsentscheidungenzu treffen sowie ihren persönlichen Werdegangbei der Ausbildung, im Beruf <strong>und</strong> <strong>in</strong> anderen Situationen, <strong>in</strong>denen diese Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen erworben <strong>und</strong>/oder e<strong>in</strong>gesetzt werden, selbst <strong>in</strong> die Hand zu nehmen.“(Europäische Union 2004, S. 2)2. Struktur des <strong>Bildungs</strong>systems<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Trotz zum Teil unterschiedlicher Schulformen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnenB<strong>und</strong>esländern gilt generell für das <strong>Bildungs</strong>system<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> folgende Gr<strong>und</strong>struktur: Elementarbereich,Primarbereich, Sek<strong>und</strong>arstufen I <strong>und</strong> II, tertiärer Bereich<strong>und</strong> Weiterbildung (siehe Grafik Seite 5).Alle Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler besuchen die Gr<strong>und</strong>schulevon der 1. bis zur 4. Klasse (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern biszur 6. Klasse). Im Anschluss wechseln sie <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufeI an Haupt- <strong>und</strong> Realschulen oder an Gymnasien.In vielen Ländern gibt es zusätzlich Gesamtschulen, <strong>in</strong>e<strong>in</strong>igen auch e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus verschiedenen Schultypen.Mit Abschluss der 9. oder 10. Klasse (im Alter von15/16 Jahren) ist die Schulpflicht für allgeme<strong>in</strong>bildendeSchulen beendet.Für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit sonderpädagogischemFörderbedarf, soweit er <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Schulen nicht entsprechendangeboten werden kann, gibt es verschiedeneArten von Förderschulen.


<strong>Lebensbegleitende</strong> <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>7Beratung <strong>in</strong> Bildung, Beruf <strong>und</strong> Beschäftigung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – Strukturen <strong>und</strong> Angebote●Zuständig: Länder, Kommunen, BABeratungsangebote:●●Schulberatung●●Schullaufbahnberatung●●Schulpsychologischer Dienst●●<strong>Berufsberatung</strong> der Agenturfür Arbeit (AA)Ergänzende zielgruppen spezifischeBeratungsangebote <strong>in</strong> unterschiedlicherZuständigkeitSchule/SchullaufbahnÜbergangSchule – BerufBeruflicheErstausbildung(duales System/vollzeitschulischeBerufsausbildung)StudiumZuständig: BA, Länder,Kammern, HochschulenBeratungsangebote:●●<strong>Berufsberatung</strong> der AA●●Schulberatung●●Ausbildungsberatung●●Studienberatung derHochschulenZuständig: B<strong>und</strong>, Länder,Berufstätigkeit/Erwachsenenbildung/beruflicheBerufswechsel/Kommunen, KammernZuständig: BA, Länder,Beratungsangebote:Weiterbildung Neuorientierung/Kommunen(allgeme<strong>in</strong>e, Arbeitslosigkeit/●●Kommunale <strong>Bildungs</strong>beratung, berufliche)Rückkehr <strong>in</strong>sBeratungsangebote:VolkshochschulenBerufsleben●●Agentur für Arbeit/Jobcenter●●Kammern●●Kommunale <strong>Bildungs</strong>beratung,Volkshoch-●●Agentur für Arbeit (AA)●●Weiterbildungsanbieter schulenZusätzlich <strong>in</strong> allen Bereichenprivate BeratungsangeboteGrafik: Nationales Forum Beratung (nfb)auch an Eltern, Lehrkräfte <strong>und</strong> weitere Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen.Im Schulpsychologischen Dienst s<strong>in</strong>d diplomierte Psychologen/<strong>in</strong>nentätig, die oft e<strong>in</strong>e zusätzliche Lehramtsausbildungabsolviert haben.Berufsorientierung <strong>und</strong> Berufswahlvorbereitungim UnterrichtBerufsorientierung <strong>und</strong> Berufswahlvorbereitung ist <strong>in</strong> allenB<strong>und</strong>esländern e<strong>in</strong> fester Bestandteil des Lehrplans <strong>in</strong> derSek<strong>und</strong>arstufe. Sie verfolgt das Ziel, Schüler/<strong>in</strong>nen durchdie Verbesserung ihrer berufsbiografischen Gestaltungskompetenzen<strong>und</strong> ihrer Fähigkeiten, Informationen zurecherchieren <strong>und</strong> zu verarbeiten sowie Entscheidungenzu treffen, auf die Arbeitswelt vorzubereiten. In e<strong>in</strong>igenLändern wird dies im Rahmen des Faches Arbeitslehre angeboten.Berufsorientierung kann aber auch <strong>in</strong> anderenFächern <strong>in</strong> den St<strong>und</strong>enplan <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong> (z. B. im FachSozialk<strong>und</strong>e oder Wirtschaft <strong>und</strong> Recht). Häufig werdenzusätzlich außerschulische Aktivitäten, oft <strong>in</strong> Kooperationmit lokalen Arbeitgebern, angeboten. Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>dBetriebspraktika <strong>und</strong> Betriebsbesuche sowie der Besuch imBerufs<strong>in</strong>formationszentrum der Arbeitsagentur (BIZ) <strong>in</strong> derRegel fester Bestandteil der Berufsorientierung <strong>in</strong> Schulen.Das zwei- bis dreiwöchige obligatorische Praktikum <strong>in</strong> Betrieben,Praxen oder der Verwaltung vermittelt den Jugendlichene<strong>in</strong>en lebendigen E<strong>in</strong>druck von den Anforderungender Arbeitswelt. Die Verwendung e<strong>in</strong>es Berufswahlpasses(Portfolio-Ansatz) ermöglicht es den Schüler/<strong>in</strong>nen, ihreberufsbezogenen Erfahrungen zu dokumentieren.In ganz <strong>Deutschland</strong> werden partnerschaftliche Verb<strong>in</strong>dungenzwischen Schule <strong>und</strong> Arbeitswelt durch dieregionalen „Arbeitskreise Schule – Wirtschaft“ unterstützt.Neben Praktikumsprogrammen für Lehrende <strong>und</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen,Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte <strong>und</strong>anderen arbeitsmarktbasierten Angeboten unterstützendie Arbeitskreise „Schülerfirmen“ oder begründen partnerschaftlicheVere<strong>in</strong>barungen zwischen Schulen <strong>und</strong> lokalenFirmen, um Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern praktische Erfahrungenzu bieten.


8<strong>Lebensbegleitende</strong> <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Während Beratungsaktivitäten <strong>in</strong> der Sek<strong>und</strong>arstufe Isich auf den Übergang von der Schule <strong>in</strong> die Berufsausbildungoder weiterführende Schulen konzentrieren,fokussieren die entsprechenden Aktivitäten <strong>in</strong> der Sek<strong>und</strong>arstufeII eher auf Studienorientierung <strong>und</strong> akademische<strong>Bildungs</strong>gänge, auch wenn 11 % der Abiturienten/<strong>in</strong>nen(2008) zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e berufliche Ausbildung gehen <strong>und</strong>vorerst ke<strong>in</strong> Studium aufnehmen (BIBB, 2010).3.2 <strong>Berufsberatung</strong> <strong>und</strong> Berufsorientierungdurch die Arbeitsagenturen <strong>in</strong> derSchuleGemäß ihrem gesetzlichen Auftrag s<strong>in</strong>d die Agenturen fürArbeit (AA) für die <strong>Berufsberatung</strong> Jugendlicher <strong>und</strong> Erwachsener<strong>in</strong> allen Fragen der Berufswahl <strong>und</strong> der beruflichenEntwicklung e<strong>in</strong>schließlich der dazu erforderlichenschulischen Bildung zuständig (Sozialgesetzbuch (SGB) III,§§ 29–33). Dies schließt die berufliche Beratung <strong>und</strong> Berufsorientierungvon Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern e<strong>in</strong>.Die Berufsorientierung <strong>in</strong> der Schule wird durchBerufsberater/<strong>in</strong>nen der Arbeitsagenturen unterstützt.Diese im Vergleich zu anderen EU-Ländern ungewöhnlichePraxis ergibt sich aus der herausragenden Bedeutungdes dualen Ausbildungssystems <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> für dieberufl iche Qualifizierung der Mehrheit der Schulabgänger/<strong>in</strong>nen. Die Wahl e<strong>in</strong>es Ausbildungsberufs <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Ausbildungsbetriebskann besser gel<strong>in</strong>gen, wenn sie durchBerater<strong>in</strong>nen/Berater unterstützt wird, die Erfahrung aufdem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> direkte Kontakte zu Ausbildungsbetrieben<strong>und</strong> Arbeitgebern haben. Daher bieten die lokalenArbeitsagenturen e<strong>in</strong> komb<strong>in</strong>iertes Beratungsangebotaus Berufsorientierung, <strong>in</strong>dividueller Beratung <strong>und</strong> Ausbildungsvermittlungan. Dabei profitieren nicht nur dieJugendlichen, sondern auch die Arbeitgeber von dem Service,der ihnen die Suche nach geeigneten Auszubildendenerleichtert.Die Arbeitsagenturen bieten <strong>in</strong>dividuelle <strong>Berufsberatung</strong>nicht nur <strong>in</strong> ihren örtlichen Dienststellen, sondernregelmäßig auch <strong>in</strong> den Schulen an. Weiterh<strong>in</strong> haltensie Vorträge <strong>in</strong> den Klassen, organisieren Workshops <strong>und</strong>Sem<strong>in</strong>are <strong>und</strong> betreuen Klassen im Berufs<strong>in</strong>formationszentrum(BIZ). Im BIZ werden auch Ausbildungsmessen sowieberufsbezogene Sem<strong>in</strong>are <strong>und</strong> Vorträge veranstaltet. Außerdemunterstützen die Berufsberater<strong>in</strong>nen/Berufsberater dieLehrer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> allen Fragen der Berufsorientierung <strong>und</strong> desBerufswahlunterrichts. Diese Angebote gelten sowohl fürdie Sek<strong>und</strong>arstufe I als auch für die Sek<strong>und</strong>arstufe II. DieZusammenarbeit von Schule <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erVere<strong>in</strong>barung zwischen der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit <strong>und</strong>der Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz (KMK, 2004) sowie ergänzendenVere<strong>in</strong>barungen auf Länderebene geregelt.Neben der Kooperation mit Schulen arbeitet die <strong>Berufsberatung</strong>der AA eng mit den Kammern, den Arbeitgeberverbänden,den Gewerkschaften <strong>und</strong> anderen öffentlichenE<strong>in</strong>richtungen zusammen, wie z. B. Jugend- <strong>und</strong> Sozialämtern,den Organisationen <strong>und</strong> Fördere<strong>in</strong>richtungen fürbesondere Zielgruppen.E<strong>in</strong>e große Vielfalt von Druck- <strong>und</strong> Onl<strong>in</strong>emedien zuden Themen Berufe, Karriere, Ausbildungs- <strong>und</strong> Studienangebotesowie Selbste<strong>in</strong>schätzungstests <strong>und</strong> Informationenüber den Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt werden von derB<strong>und</strong>esagentur für Arbeit herausgegeben. Sie s<strong>in</strong>d im BIZ<strong>und</strong> im Internet zugänglich, werden aber auch an Schulenverteilt.Darüber h<strong>in</strong>aus unterhalten die Arbeitsagenturenpsycho logische <strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ische Fachdienste, diebei Bedarf psychologische Begutachtungen <strong>und</strong> Testsdurch führen oder mediz<strong>in</strong>ische Gutachten erstellen, um diekognitive, psychische <strong>und</strong> physische Eignung für bestimmteBerufe <strong>und</strong> Ausbildungen zu prüfen. Diese Fachdienstewerden auf Empfehlung der Berater/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>sbesonderevon bestimmten Zielgruppen (z. B. Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung<strong>und</strong> Benachteiligte) genutzt, um deren Berufswahl<strong>und</strong> berufliche Entwicklung zu unterstützen.Das Beratungsangebot der Arbeitsagenturen wirddurch spezielle Arbeitsförderungsmaßnahmen fürJugendliche <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Unterstützungs<strong>in</strong>strumentefür Auszubildende <strong>und</strong> für besondere Zielgruppen ergänzt(z. B. Rehabilitationsmaßnahmen, Betriebspraktika, berufsvorbereitendeKurse, f<strong>in</strong>anzielle Förderung der Ausbildungvon Benachteiligten).3.3 Studien- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong>im HochschulbereichDie Hochschulgesetze der Länder verpflichten <strong>in</strong> der Regeldie Hochschulen, die Studierenden <strong>und</strong> Studienbewerberzu <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> zu beraten <strong>und</strong> mit anderen Akteurenzusammenzuarbeiten.Zentrale Studienberatung <strong>und</strong> StudienfachberatungFast alle Hochschulen verfügen über E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>erZentralen Studienberatung, die Beratung, Information<strong>und</strong> Orientierung <strong>in</strong> allen das Studium betreffenden Fragenbietet, wie z. B. Auswahl der Hochschule, Wahl des Studiengangs<strong>und</strong> des Studienfaches, Prüfungsbestimmungen <strong>und</strong>Beratung im Falle von Lern- <strong>und</strong> persönlichen Problemen.Die Zentrale Studienberatung veranstaltet spezielle Kursezu Themen wie Prüfungsvorbereitung, Arbeitsorganisation,Stressbewältigung <strong>und</strong> Zeitmanagement. Neben der <strong>in</strong>dividuellenBeratung haben viele Studienberatungen auch e<strong>in</strong>e


10<strong>Lebensbegleitende</strong> <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>Die Beratung arbeitsloser <strong>und</strong> arbeitssuchenderMenschen wird <strong>in</strong> den Arbeitsagenturen zumeist vonArbeitsvermittlern/<strong>in</strong>nen durchgeführt, die <strong>in</strong> der Regelauch e<strong>in</strong>e Basisausbildung für die Beratungsaufgabe haben.Auf der Basis e<strong>in</strong>er Stärken-/Schwächenanalyse (Profil<strong>in</strong>g)werden Fähigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen sowie die Eignungfür bestimmte Arbeitsstellen festgestellt. In e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>gliederungsvere<strong>in</strong>barungwerden die nächsten Schritte <strong>und</strong>Pflichten des/der Arbeitslosen <strong>und</strong> des/der Vermittlers/<strong>in</strong>festgehalten. Falls die berufliche Integration e<strong>in</strong>e Weiterbildungoder andere Maßnahmen erfordert, um die E<strong>in</strong>stellungzu erleichtern, wird dies <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>gliederungsvere<strong>in</strong>barungfestgehalten <strong>und</strong> muss entsprechend umgesetztwerden.Seit 2005 wurden mit der Zusammenlegung vonArbeitslosenhilfe <strong>und</strong> Sozialhilfe (SGB II) gr<strong>und</strong>legendegesetzliche Veränderungen für die beruflicheInte gration arbeitsfähiger Langzeitarbeitsloser vorgenommen.Diese betreffen alle Menschen, die länger als12 Monate arbeitslos s<strong>in</strong>d, sowie solche, die nie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emsozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisstanden. Dem Pr<strong>in</strong>zip von „Fördern <strong>und</strong> Fordern“ folgend,ist die berufliche Beratung hierbei verpflichtend. Dies bedeutet,dass das Arbeitslosengeld nur dann gezahlt wird,wenn Unterstützungsmaßnahmen wie die <strong>Berufsberatung</strong>wahrgenommen <strong>und</strong> deren Ergebnisse beachtet werden.Meist erfolgt die Beratung <strong>und</strong> Unterstützung im Rahmendes SGB II <strong>in</strong> sogenannten Jobcentern, die geme<strong>in</strong>samvon der örtlichen Agentur für Arbeit <strong>und</strong> der Kommunegetragen werden. Hier erhalten die Langzeitarbeitslosene<strong>in</strong>e umfassende Betreuung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Case Managements.Dieses be<strong>in</strong>haltet nicht nur Vermittlung <strong>und</strong> Beratungzu beruflichen Möglichkeiten <strong>und</strong> Weiterbildungen,sondern bezieht die gesamte Lebenssituation des K<strong>und</strong>en/der K<strong>und</strong><strong>in</strong> sowie die Unterstützung bei der Beantragungaller erforderlichen f<strong>in</strong>anziellen Leistungen der Gr<strong>und</strong>sicherunge<strong>in</strong>. Arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahren werden<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eigenen Organisationse<strong>in</strong>heit (Team U 25) betreut<strong>und</strong> erhalten bei multiplen Problemlagen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivereBetreuung (gesetzlich festgelegte Betreuungsrelation:1 Fallmanager/<strong>in</strong> für 75 Jugendliche). Sie haben das Rechtauf e<strong>in</strong> sofortiges Arbeits- oder Ausbildungsangebot.Beschäftigte <strong>und</strong> Arbeitslose können, wenn dies zurVerbesserung ihrer Chancen auf dem Arbeitsmarkt erforderlichist, e<strong>in</strong>en <strong>Bildungs</strong>gutsche<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e berufl icheWeiterbildung oder Umschulung von der Agentur fürArbeit beziehungsweise dem Jobcenter erhalten (SGB III,§ 77). Voraussetzung dafür ist e<strong>in</strong>e Beratung über diepersönlichen Umstände, Motivation <strong>und</strong> Eignung des/derBewerbers/<strong>in</strong> sowie das angestrebte <strong>Bildungs</strong>ziel. Da dieArbeitsagenturen oder Jobcenter ke<strong>in</strong>en bestimmten <strong>Bildungs</strong>anbieteroder Kurs empfehlen dürfen, müssen dieInhaber e<strong>in</strong>es <strong>Bildungs</strong>gutsche<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>en akkreditiertenAnbieter <strong>und</strong> Kurs entweder über die b<strong>und</strong>esweite DatenbankKURSNET (siehe S. 15) oder mithilfe von anderen Beratungse<strong>in</strong>richtungenauswählen.Weiterbildungsberatung durch die KommunenBeratungsdienstleistungen für Erwachsene außerhalb derAgenturen für Arbeit konzentrieren sich <strong>in</strong> der Regel aufdie allgeme<strong>in</strong>e <strong>und</strong> berufliche Weiterbildung. Die meistenKommunen unterhalten Volkshochschulen, die sowohlallgeme<strong>in</strong>bildende Kurse als auch berufliche Weiterbildungsmaßnahmendurchführen. Zu ihren regulären Aufgabengehören Information <strong>und</strong> Beratung zu eigenen Kursenwie auch zu persönlichen Lern- <strong>und</strong> <strong>Bildungs</strong>fragen.Diese Beratungsleistungen werden <strong>in</strong> der Regel von denDozenten/<strong>in</strong>nen neben ihrer Lehrtätigkeit erbracht.Zunehmend unterhalten Kommunen daneben auch unabhängige<strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Weiterbildungsberatungsstellen,die zum Teil von der B<strong>und</strong>esregierung oder auchdurch Länderprogramme <strong>in</strong>itiiert <strong>und</strong> gefördert werden<strong>und</strong> jedermann offenstehen.Programme der B<strong>und</strong>esregierungzur Weiter bildungsberatungDie B<strong>und</strong>esregierung <strong>in</strong>itiiert <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziert im Rahmender Strategie für Lebenslanges Lernen verschiedene Programmezur Förderung der Weiterbildung <strong>und</strong> (Weiter-)<strong>Bildungs</strong>beratung. Das Programm „Lernende Regionen– Förderung von Netzwerken“ (2001–2007) <strong>und</strong> dasaktuelle Programm „Lernen vor Ort“ (2009–2012) habenals speziellen Förderaspekt die E<strong>in</strong>richtung von <strong>Bildungs</strong><strong>und</strong>Weiterbildungsberatung vorgesehen.Um die Bereitschaft zur <strong>und</strong> die Teilnahme an Weiterbildungvon Beschäftigten zu erhöhen, fördert das BMBFdiese über e<strong>in</strong>e <strong>Bildungs</strong>prämie. Die Prämie <strong>in</strong> Höhevon bis zu 500 € wird im Anschluss an e<strong>in</strong>e Beratung zuden Zielen der Weiterbildung, zu möglichen Kursen <strong>und</strong>deren Anforderungen sowie zu den persönlichen Voraussetzungengewährt. Die Prämienberatung kann nur vonanerkannten E<strong>in</strong>richtungen durchgeführt werden (zumeistVolkshochschulen, kommunale oder private Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen,aber auch Kammern, Gewerkschaftenoder freie Träger).Darüber h<strong>in</strong>aus plant das BMBF <strong>in</strong> Zusammenarbeit mitden Ländern e<strong>in</strong> b<strong>und</strong>esweites Servicetelefon sowie e<strong>in</strong>Internetportal für Weiterbildungsberatung. In e<strong>in</strong>igenRegionen, Kommunen <strong>und</strong> Ländern s<strong>in</strong>d ähnliche Portale<strong>und</strong> Hotl<strong>in</strong>es bereits vorhanden.


<strong>Lebensbegleitende</strong> <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>155. Information <strong>und</strong> Beratungüber das InternetMit der Weiterentwicklung der modernen Informations-<strong>und</strong> Kommunikationstechnik <strong>und</strong> dem sich wandelndenNutzerverhalten bei der Nutzung neuer Medien <strong>in</strong> der Be-völkerung hat die Bedeutung des Internets für die Informa-tionsbereitstellung <strong>und</strong> für die Beratung <strong>in</strong> Bildung, Beruf<strong>und</strong> Beschäftigung <strong>in</strong> den letzten Jahren stark zugenommen.Entsprechend ist die Zahl der diesbezüglichen Angeboteenorm angestiegen.Im Folgenden werden die wichtigsten Internetportale<strong>und</strong> Datenbanken öffentlich-rechtlicher Anbieter aufgelistet.Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es e<strong>in</strong>e große Zahl von privatf<strong>in</strong>anzierten Webseiten, die hier nicht berücksichtigt s<strong>in</strong>d.5.1 Internetangebote aus dem <strong>Bildungs</strong>bereich (Auswahl)●●●●●●●●Der Deutsche <strong>Bildungs</strong>server <strong>und</strong> die entsprechenden <strong>Bildungs</strong>server der Länder s<strong>in</strong>d die größten Datenbankenüber <strong>Bildungs</strong>systeme <strong>und</strong> deren Strukturen. Sie be<strong>in</strong>halten auch Informationen zu <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Schulberatungsangeboten(www.bildungsserver.de) sowie das InfoWebWeiterbildung (www.<strong>in</strong>fowwb.de) mit umfassenden Suchmöglichkeiten für Kurse, Beratung vor Ort <strong>und</strong>Fördermöglichkeiten.Die Hochschulrektorenkonferenz unterhält den Hochschulkompass, e<strong>in</strong> umfangreiches Internetportal zur akademischen Bildung <strong>und</strong> Weiterbildung, zu Studiengängen sowie zu akademischen <strong>in</strong>ternationalen Studienmöglichkeiten(www.hochschulkompass.de). Die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz (KMK) bietet <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit umfassende Internetportale zur Studien- <strong>und</strong> Berufswahl für Schüler/<strong>in</strong>nen sowie Absolventen/<strong>in</strong>nen der Sek<strong>und</strong>arstufe II an, das gleichermaßen akademische <strong>und</strong> nicht akademische Ausbildungs- <strong>und</strong> Studiengänge umfasst (www.studienwahl.de <strong>und</strong> www.berufswahl.de). 5.2 Internetangebote der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit●●●●●●●●●●●●Jobbörse, e<strong>in</strong>e Börse für Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsstellen, die neben dem Match<strong>in</strong>g von Bewerbern/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Stellen auch über Tools zum Bewerbungsmanagement <strong>und</strong> zur Onl<strong>in</strong>ebewerbung verfügt (http://jobboerse.arbeitsagentur.de);E-Learn<strong>in</strong>g-Programme für Arbeitssuche <strong>und</strong> Bewerbung, z. B. für Akademiker(https://lernboerse.arbeitsagentur.de);BERUFENET, umfassende Datenbank zu Berufsprofilen <strong>und</strong> Berufsfeldern, Weiterbildungsmöglichkeiten, Karriere- <strong>und</strong> Arbeitsmarkt<strong>in</strong>formationen (http://berufenet.arbeitsagentur.de), <strong>und</strong> BERUFETV, Filme, Videos, Dias zu e<strong>in</strong>zelnen Berufen <strong>und</strong> Berufsbereichen (http://berufe.tv);KURSNET, e<strong>in</strong>e umfassende b<strong>und</strong>esweite Datenbank zu schulischen Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsmöglichkeiten, Studiengängen <strong>und</strong> Rehabilitationsmaßnahmen (www.kursnet.arbeitsagentur.de); „planet-beruf“, e<strong>in</strong> Berufswahlprogramm für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> der Sek<strong>und</strong>arstufe I, für Schulabgänger/<strong>in</strong>nen, Lehrer/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Eltern (www.planet-beruf.de);abi.de, e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>eportal für Abiturienten/<strong>in</strong>nen (www.abi.de).


16<strong>Lebensbegleitende</strong> <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>6. Qualität <strong>und</strong> Professionalität<strong>in</strong> der BeratungFragen der Qualität <strong>und</strong> Professionalität <strong>in</strong> der Beratunggew<strong>in</strong>nen im Zuge des wachsenden Bewusstse<strong>in</strong>s für dieRolle von Beratung bei der Umsetzung e<strong>in</strong>er Strategielebenslangen Lernens zunehmend an Gewicht. Die „Konzeptionder B<strong>und</strong>esregierung zum Lernen im Lebenslauf“(2008) unterstreicht daher die Bedeutung von Transparenz,niederschwelligem Zugang <strong>und</strong> Qualität <strong>in</strong> derBeratung sowie die notwendige Qualifizierung der Berater/<strong>in</strong>nen(B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung(b), 2008).6.1 Qualitätsstandards <strong>und</strong>Qualitäts sicherungUnterschiedliche Qualitätsstandards <strong>und</strong> Qualitätssicherungssystemewerden <strong>in</strong> den verschiedenen Beratungsbereichen<strong>und</strong> bei den e<strong>in</strong>zelnen Anbietern bereits angewandt.Bisher gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen b<strong>und</strong>esweitenStandards, die für alle Beratungsbereiche gültig s<strong>in</strong>d. Nurwenige rechtliche Normen garantieren e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum anQualität <strong>in</strong> der Beratung. Diese gesetzlichen Regelungenbeziehen sich zumeist auf das Recht der Bürger/<strong>in</strong>nen aufBeratung; sie wirken jedoch nicht regulierend auf das konkreteBeratungsangebot e<strong>in</strong>.Die im Sozialgesetzbuch III festlegten Gr<strong>und</strong>sätze fürdie <strong>Berufsberatung</strong> der Agenturen für Arbeit fordern, beider Beratung das Recht auf <strong>in</strong>dividuelle Selbstbestimmungzu beachten <strong>und</strong> die <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten, Interessen<strong>und</strong> Neigungen sowie das soziale Umfeld der Ratsuchenden<strong>und</strong> die Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt zu berücksichtigen.Art <strong>und</strong> Intensität der Beratung sollen den <strong>in</strong>dividuellenBedürfnissen der Ratsuchenden angepasst se<strong>in</strong>.Auch Vertraulichkeit <strong>und</strong> Unparteilichkeit gegenüber denRatsuchenden gehören zu den Gr<strong>und</strong>sätzen. Darüber h<strong>in</strong>aushaben die BA <strong>und</strong> Jobcenter detaillierte Richtl<strong>in</strong>ien fürdie <strong>Berufsberatung</strong> <strong>und</strong> für das Fallmanagement <strong>in</strong> ihrenE<strong>in</strong>richtungen formuliert.Für die wachsende Zahl privater <strong>und</strong> halbprivaterAnbieter gibt es bislang jedoch ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en Qualitätsanforderungenebenso wenig wie für die erforderlichenQualifikationen der Beratenden. Manche Anbieter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>igeBerufsverbände haben eigene Qualitätsstandardsentwickelt, z. B.:●● Der Deutsche Verband für <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong>e.V. (dvb) richtete 2001 e<strong>in</strong> BerufsBeratungsRegistere<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem Berater/<strong>in</strong>nen, die def<strong>in</strong>ierte Qualitätsstandardserfüllen, sich registrieren können. Das Registerist öffentlich zugänglich (www.bbregister.de).●●Die Deutsche Gesellschaft für Beratung e.V. verabschiedete2009 „Essentials e<strong>in</strong>er Weiterbildung Beratung/Counsel<strong>in</strong>g“. Diese be<strong>in</strong>halten auch professionelle Standardsfür die Qualität der Beratung (www.dachverbandberatung.de).E<strong>in</strong>ige Anbieter <strong>und</strong> Verbände beziehen sich auf dieEthischen Standards <strong>und</strong> auf die Internationalen Kompetenzenfür <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> Berufsberater der InternationalenVere<strong>in</strong>igung für <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Berufsberatung</strong> (IAEVG,1995/2003).Außerdem führten e<strong>in</strong>ige B<strong>und</strong>esländer, Städte <strong>und</strong>Kommunen eigene e<strong>in</strong>heitlich verpflichtende Systemefür die Qualitätssicherung <strong>in</strong> den von ihnen f<strong>in</strong>anziertenBeratungse<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>. Insbesondere die Lerner<strong>und</strong>K<strong>und</strong>enorientierte Qualitätstestierung (LQW)wird bereits <strong>in</strong> mehreren Regionen angewandt.Das Nationale Forum Beratung <strong>in</strong> Bildung, Beruf<strong>und</strong> Beschäftigung (nfb) <strong>in</strong>itiierte 2009 e<strong>in</strong>en „OffenenKoord<strong>in</strong>ierungsprozess zur Qualitätsentwicklung <strong>in</strong>der Beratung <strong>in</strong> Bildung, Beruf <strong>und</strong> Beschäftigung“,um mit den wichtigsten Akteuren aus Politik, Wissenschaft<strong>und</strong> Beratungspraxis geme<strong>in</strong>sam getragene Qualitätsstandardsfür die Beratung <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Kompetenzprofil fürBeratende zu entwickeln. Dieses Projekt wird <strong>in</strong> Kooperationmit der Universität Heidelberg durchgeführt <strong>und</strong>vom B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)gefördert. Ziel ist die geme<strong>in</strong>same Verständigung aufQualitäts standards <strong>und</strong> Qualitätsentwicklungsmaßnahmen<strong>und</strong> deren nachhaltige Umsetzung <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.6.2 Professioneller Status <strong>und</strong>Qualifi zierung des BeratungspersonalsWie für die Qualitätssicherung <strong>in</strong> der Beratung gibt esbislang auch ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en gesetzlichen Regelungenfür die Qualifikation oder die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung sowieden Berufsstatus der Beratenden <strong>in</strong> der <strong>Bildungs</strong>- <strong>und</strong><strong>Berufsberatung</strong>. Jeder Beratungsbereich <strong>und</strong> Beratungsanbieterdef<strong>in</strong>iert eigene Anforderungen <strong>und</strong> Zugangsvoraussetzungen.In der Regel setzt die Wahrnehmung derBeratungstätigkeit e<strong>in</strong>en Hochschulabschluss (Bachelor/Master/Magister/Diplom/Staatsexamen) sowie e<strong>in</strong>e entsprechendeWeiterbildung voraus.Die Schulberatung <strong>und</strong> Schullaufbahnberatung erfordert<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>en Lehramtsabschluss sowie e<strong>in</strong>eweitere beratungsrelevante Aus- oder Weiterbildung. Dieentsprechende Qualifizierung wird von den Ländern vorgegeben<strong>und</strong> organisiert.


ImpressumHerausgeberNationales Forum Beratung <strong>in</strong> Bildung, Beruf <strong>und</strong> Beschäftigung e.V. (nfb)Kurfürstenstr. 13110785 Berl<strong>in</strong>Tel: + 49 30-25 79 37 41Fax: +49 30-23 00 38 99E-Mail: <strong>in</strong>fo@forum-beratung.dewww.forum-beratung.deAutorenBernhard Jenschke, Karen Schober, Judith Früb<strong>in</strong>gIm Auftrag des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF)Verlag <strong>und</strong> GesamtherstellungW. Bertelsmann Verlag, Bielefeld (www.wbv.de)Gestaltung <strong>und</strong> SatzChristiane ZayBestellungen an den HerausgeberDie digitale Version kann als PDF von www.forum-beratung.de heruntergeladen werden.ISBN: 978-3-7639-2877-4Die Wiedergabe von Inhalten mit Quellenangabe ist gestattet.© Nationales Forum Beratung <strong>in</strong> Bildung, Beruf <strong>und</strong> BeschäftigungBerl<strong>in</strong> 2011

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