AUFTRAG_283_w.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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RELIGION UND GESELLSCHAFT<br />
ten getan werden sollte. Als Ergebnis<br />
dieser Diskussion wurde sowohl in der<br />
Vorbereitungskommission als auch<br />
auf dem Konzil der Punkt Religionsfreiheit<br />
auf die Tagesordnung gesetzt.<br />
Es war auch ganz offensichtlich,<br />
dass nur wenige Delegierte aus den<br />
Ostblockstaaten und der kommunistischen<br />
Welt zum Konzil nach Rom<br />
kamen, während Delegierte aus der<br />
so genannten westlichen Welt Vorbereitungskommission<br />
und Konzil<br />
beherrschten. Realpolitisch wurde<br />
die katholische Kirche der westlichen<br />
Einflusssphäre zugeordnet, da<br />
sie den Kommunismus im Prinzip<br />
strikt ablehnt, wenngleich es in einzelnen<br />
westlichen Ländern bis heute<br />
auch kommunistische Parteien gibt.<br />
Jedem Katholiken, der sich zur kommunistischen<br />
Ideologie bekennt oder<br />
Mitglied in einer kommunistischen<br />
Partei ist oder mit einer kommunistischen<br />
Partei zusammenarbeitet, droht<br />
seit 1950 das Heilige Offizium, also<br />
die heutige Kongregation für Glaubensfragen,<br />
mit dem Ausschluss aus<br />
der katholischen Kirche (Exkommunikation).<br />
Diese ablehnende Haltung<br />
der Kirche gegenüber dem Kommunismus<br />
wurde auf dem II. Vaticanum<br />
sogar noch vor dem Hintergrund des<br />
Ost-West-Konflikts gestärkt.<br />
N<br />
Vorbereitungskommission<br />
achdem am 25. Januar 1959<br />
Papst Johannes XIII. das Konzil<br />
öffentlich angekündigt hatte, erfolgte<br />
am 17. Mai 1959 die Einsetzung der<br />
Vorbereitungskommission (commissio<br />
antepraeparatoria). Diese Vorbereitungskommission,<br />
aus der die Zentralkommission<br />
erwuchs, beschloss<br />
die Einsetzung von zehn Kommissionen<br />
und drei Sekretariaten zur Vorbereitung<br />
der Organisation des Konzils<br />
und zur Ausarbeitung eines Verlaufsplans<br />
(Schemata). Am 25. Dezember<br />
1961 wurde ein Brief des Papstes, die<br />
Apostolische Konstitution „Humanae<br />
salutis“ veröffentlicht, in der festgelegt<br />
wurde, dass das XXI. Ökumenische<br />
Konzil der römisch-katholischen<br />
Kirche für das Jahr 1962 nach Rom<br />
einberufen wird. Am 2. Februar 1962<br />
wurde der Konzilsbeginn auf den 11.<br />
Oktober 1962 festgelegt. An diesem<br />
Tag, den 11. Oktober, hielt Papst Johannes<br />
XXIII. auch seine Eröffnungsansprache<br />
„Gaudet mater ecclesia“.<br />
Am 6. August 1962 erfolgte der Erlass<br />
einer Geschäftsordnung des Konzils.<br />
Für die römischen Verhältnisse<br />
und angesichts der Widerstände in<br />
der römischen Kurie erfolgten also<br />
die Vorbereitung und die Durchführung<br />
des Konzils relativ rasch. Hintergrund<br />
bildeten der angespannte Gesundheitszustand<br />
und das hohe Alter<br />
von Papst Johannes XXIII, was die<br />
progressiven Kräfte zur Eile antrieb.<br />
Bei Themen wie der Ökumene zeigte<br />
es sich, dass Papst Johannes XXIII.<br />
sich selbst darum kümmern musste,<br />
um zu Ergebnissen zu kommen, wobei<br />
er großes Engagement und Durchsetzungsvermögen<br />
zeigte. So ließ Papst<br />
Johannes XXIII. das Sekretariat für<br />
die Einheit der Christen unter der Leitung<br />
von Augustin Kardinal Bea einrichten,<br />
um so einen innerkirchlichen<br />
Ausgleich zu den von der römischen<br />
Kurie beeinflussten Kommissionen<br />
zu leisten. Als Erschwernis erwies<br />
sich, dass am 30. Juni 1961 Kardinalstaatssekretär<br />
Domenico Tardini<br />
verstorben war und sein Nachfolger,<br />
Kardinal Amleto Cicognani, weder an<br />
Format noch an Erfahrung, Autorität<br />
und Arbeitsfähigkeit in dessen Fußstapfen<br />
treten konnte.<br />
Es wurden unter Leitung der Vorbereitungskommission<br />
bzw. der Zentralkommission<br />
zehn Kommissionen<br />
gebildet: die theologische Kommission<br />
(Leitung Kardinal Ottaviani), die<br />
Bischofskommission (Leitung Marcello<br />
Kardinal Mimmi), die Klerus-<br />
Kommission (Leitung Pietro Kardinal<br />
Ciriaci), die Ordenskommission (Leitung<br />
Valerio Kardinal Valeri), die Sakramenten-Kommission<br />
(Leitung Benedetto<br />
Kardinal Aloisi-Masella), die<br />
Liturgie-Kommission (Leitung Gaetano<br />
Kardinal Cicognani), die Studienkommission<br />
(Leitung Guiseppe Kardinal<br />
Pizzardo), die Kommission für<br />
die Ostkirchen und die orientalischen<br />
Kirchen (Leitung Giuseppe Kardinal<br />
Cigognani), die Missionskommission<br />
(Leitung Grégoire-Pierre Kardinal<br />
Agagianian) und die Kommission für<br />
das Laienapostolat (Leitung Fernando<br />
Kardinal Cento).<br />
Die Zentralkommission, an die<br />
alle Texte des Konzils zur abschließenden<br />
Genehmigung gerichtet werden<br />
mussten, stand unter der Leitung<br />
des Papstes selbst. Darüber hinaus<br />
sollte die Zentralkommission die Ar-<br />
beit der einzelnen Fachkommissionen<br />
verfolgen, sie nötigenfalls koordinieren<br />
und ihre Ergebnisse prüfen<br />
und dem Papst im Ergebnis vortragen.<br />
Neben dem Heiligen Vater gehörten<br />
der Zentralkommission 108<br />
Mitglieder und 27 so genannte Konsultatoren<br />
(Sachverständige) an, die<br />
vor allem die jeweiligen Kommissionsleiter<br />
theologisch berieten und<br />
Textentwürfe vornahmen. Unter den<br />
108 Mitgliedern waren 67 Kardinäle,<br />
5 Patriarchen und 36 Erzbischöfe<br />
vertreten. Außerdem gab es ein Pressesekretariat,<br />
welches Druckschriften<br />
erstellen und Anfragen von Rundfunk,<br />
Fernsehen und Film bedienen sollte.<br />
Das bereits erwähnte Einheitssekretariat<br />
sollte die Kontakte zu anderen<br />
christlichen Religionsgemeinschaften<br />
pflegen, da dem Heiligen Vater die<br />
Einheit aller Christen ein besonderes<br />
Anliegen war.<br />
DArbeitsaufträge und Arbeitsthemen<br />
ie Zentralkommission und die<br />
zehn Fachkommissionen hatten<br />
fünfzehn verschiedene Punkte zu erledigen,<br />
die zumeist organisatorischer<br />
Art waren. So sollten die Zentralkommission<br />
und die Fachkommissionen<br />
sowie entsprechende Unterausschüsse<br />
eingerichtet werden, wobei Konsultatoren<br />
den Kommissionen zuarbeiten<br />
sollten. Jede Kommission hat<br />
einen Vorsitzenden (Präsidenten) und<br />
einen Sekretär. Die Kommissionsvorsitzenden,<br />
ihre Mitglieder, die Konsultatoren<br />
und die Sekretäre werden<br />
vom Papst ernannt.<br />
Es gab im Prinzip sechs Arbeitsprojekte,<br />
die die Fachkommissionen<br />
erörtern sollten: die Seelsorge,<br />
die Einteilung der Diözesen, die<br />
Versammlung der Bischöfe, das Verhältnis<br />
zwischen den Bischöfen und<br />
der Römischen Kurie, den Weihbischöfen<br />
und den Koadjutoren. Im Ergebnis<br />
legte die Kommission für den<br />
Klerus siebzehn Berichte zu folgenden<br />
Themen vor: die Heiligkeit der<br />
Priester, die Tonsur, die kirchliche<br />
Vermögensverwaltung, die Pflichten<br />
der Pfarrer, die kirchlichen Ämter,<br />
den kirchlichen Besitz, die Pflichten<br />
in der Seelsorge, die Kirchengebote,<br />
die Messstipendien, die freiwilligen<br />
Spenden und die Priesterweihe. Die<br />
Kommission für die Ordensleute legte<br />
Berichte über die geistliche Vollkom-<br />
38 <strong>AUFTRAG</strong> <strong>283</strong> • SEPTEMBER 2011