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AUFTRAG_283_w.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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ehaftete Bundeswehr sich zu einer<br />

Einsatzarmee gewandelt habe, in der<br />

Tod und Verwundung wesentlich höhere<br />

Führungsleistung verlange als<br />

früher. „Aus Üben wurde Ernst“ sagte<br />

General Munzlinger und stellte fest,<br />

dass werteorientiertes Führen gerade<br />

im Einsatz unverzichtbar sei. Am<br />

Beispiel des Flughafens Köln-Wahn,<br />

an dem links die Urlauber in ihre<br />

wohlverdienten Ferien abhöben und<br />

rechts der junge Mann in den Einsatz<br />

mit der Gefahr von Tod und Verwundung<br />

flöge, zeige sich die Diskrepanz<br />

in der modernen Gesellschaft. Dabei<br />

seien Verletzung und Verstümmelung<br />

sichtbare Zeichen der Verwundung,<br />

aber der Riss in der Seele, der sich<br />

durch die traumatisierenden Ereig-<br />

<strong>AUFTRAG</strong> <strong>283</strong> • SEPTEMBER 2011<br />

nisse ergäbe, werde erst später sichtbar,<br />

wenn sich der Betroffene verändere<br />

und kein unmittelbaren Zusammenhang<br />

in der allgemeinen Situation<br />

Bild 5: Brigadegeneral Christof Munzlinger (links) mit Thomas Artmann<br />

während der Diskussionsrunde<br />

Kurznachrichten<br />

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben<br />

nach Beobachtung des Hamburger Zukunftsforschers<br />

Horst W. Opaschowski das Lebensgefühl der<br />

Menschen nachhaltig beeinflusst.<br />

Das Gefühl der akuten Bedrohung durch den Islam<br />

sei inzwischen anderen Bedrohungen wie der globalen<br />

Wirtschaftskrise gewichen, erklärte Opaschowski. Es<br />

herrsche eine „soziale Verunsicherung“, da es keine<br />

Arbeitsplatz-, Einkommens- und Geldsicherheit mehr<br />

gebe. Eine Folge der Terroranschläge sei ein gestiegenes<br />

Sicherheitsbedürfnis. Für die Deutschen sei<br />

Sicherheit inzwischen „wichtiger als Freiheit“, so der<br />

frühere Leiter des BAT-Freizeitforschungsinstituts.<br />

zur Krankheit herzustellen sei. Hier<br />

gelte es, die Fürsorge des Dienstherrn<br />

in Anspruch zu nehmen, führte<br />

der PTBS-Beauftragte aus, durch die<br />

lange Karenzzeit dieser Erkrankung<br />

gelte es besondere Aufmerksamkeit<br />

diesen Menschen zu geben. Das gesunde<br />

Führen, führte General Munzlinger<br />

aus, sei in den Leitsätzen für<br />

Vorgesetzte für alle seit langem festgeschrieben,<br />

man müsse nur dafür<br />

Sorge tragen, dass diese auch berücksichtigt<br />

würden.<br />

In den anschließenden Fragen<br />

wurde von Prof. Möbius klargestellt,<br />

11. September hat Lebensgefühl beeinflusst<br />

BILD DES SOLDATEN<br />

dass Burnout von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) nicht als<br />

Krankheit eingestuft würde. Hier waren<br />

sich alle Vortragenden einig, dass<br />

nicht nur der Burnout sondern auch<br />

die PTBS aus der Ecke der „Sondererkrankungen“<br />

herausgeholt werden<br />

müssen. Es muss ein Bewusstsein<br />

in der Gesellschaft entwickelt<br />

werden, damit die Betroffenen nicht<br />

stigmatisiert werden, sondern Hilfe<br />

erhalten, wenn sie von der modernen<br />

Gesellschaft in Ausnahmesituationen<br />

erkranken. Für die Bundeswehrangehörigen<br />

steht da in erster Linie,<br />

dass die Angehörigen, aber auch die<br />

Gesellschaft, die zurück kommenden<br />

Teilnehmer eines Einsatzes auch<br />

„wahrnimmt“ und das Geschehen zum<br />

Beispiel in Afghanistan nicht mit einem<br />

Satz abtut.<br />

In Firmen können Programme<br />

wie Sport helfen, um ein „<strong>Gemeinschaft</strong>sgefühl“<br />

zu entwickeln. Nur<br />

müssen die Bemühungen kontinuierlich<br />

durchgeführt werden, um Erfolge<br />

zu zeitigen. In der Durchführung<br />

zeigen sich noch genügend Probleme,<br />

wie der Abholpunkt der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, bestimmte<br />

Animositäten (sich zeigen in Sportkleidung<br />

etc.) der einzelnen Teilnehmer<br />

und vor allem die aktive Unterstützung<br />

der Führungsstrukturen des<br />

Unternehmens: alle müssen es wollen.<br />

Hier hat die Bundeswehr einen deutlichen<br />

Vorsprung. ❏<br />

(Text und Fotos: Bertram Bastian)<br />

Dennoch erwartet der Wissenschaftler in Zukunft einen<br />

entspannten Umgang mit Muslimen. Vor allem<br />

in Großstädten hätten die Deutschen jeden Tag „unmittelbaren<br />

Kontakt“ zu Muslimen. Wo Begegnung<br />

stattfinde, verringere sich die Angst. Opaschowski<br />

geht nicht davon aus, dass in Zukunft mehr religiös<br />

motivierte Konflikte auftreten. Er prognostiziert,<br />

dass die Religiosität wieder verstärkt in den Alltag<br />

der Deutschen einziehen werde. Die Kirchenzugehörigkeit<br />

trete in den Hintergrund, während die Menschen<br />

„Sinnsucher“ blieben. Es entstehe eine „neue<br />

Religiosität“, die viel mit „sozialer Geborgenheit“ zu<br />

tun habe. (KNA)<br />

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