AUFTRAG_283_w.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten
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SICHERHEIT UND FRIEDENSETHIK<br />
Fazit<br />
Die Veranstalter zogen eine sehr<br />
positive Bilanz der fünf Tage in<br />
Dresden. Kirchentagspräsidentin Göring-Eckardt<br />
und Generalsekretärin<br />
Ellen Ueberschär dankten den Sachsen<br />
und insbesondere den Dresdnern<br />
für den Empfang mit offenen Armen<br />
und einer phantastischen, weltoffenen<br />
Stimmung. Göring-Eckardt bezeichnete<br />
das Laientreffen als „ersten<br />
echten wiedervereinigten Ost-West-<br />
Kirchentag“. Nach Ansicht der Kirchentagspräsidentin<br />
war das Christentreffen<br />
an der Elbe auch politisch und<br />
im Mittelpunkt habe die Friedenspolitik<br />
gestanden. Sie sprach ferner von<br />
einer neuen Lust auf Theologie und<br />
einer neuen Mitmachkultur. Göring-<br />
Eckardt lobte den Kirchentag mit seinen<br />
zahlreichen Dauer- und Tagesgästen<br />
als unvergleichlichen Umschlagplatz<br />
für neue und geistliche Ideen.<br />
In Dresden hätten Traditionen aus<br />
Ost und West zusammengefunden. Sie<br />
hoffe, dass etwas von der Stimmung in<br />
der sächsischen Landeshauptstadt in<br />
den Alltag der Gemeinden übergehe.<br />
Viel Mut machte außerdem ihr Fazit,<br />
denn sie betont ausdrücklich, man<br />
müsse um die Zukunft von Glauben<br />
und Kirche nicht bangen.<br />
Ähnliche Hoffnungen knüpft auch<br />
Sachsens Evangelischer Landesbi-<br />
33. Evangelischer Kirchentag<br />
Christliche Sicherheits- und Friedenspolitik<br />
Ein Friedensethischer Dialog<br />
VON KLAUS LIEBETANZ<br />
schof Jochen Bohl an diesen Kirchentag.<br />
Er habe ein besonderes Glaubensfest<br />
erlebt, das von ansteckender<br />
Fröhlichkeit, freundlichem Umgang<br />
und Neugier auf Unbekanntes geprägt<br />
gewesen sei, erklärte Bohl. Für ihn sei<br />
es vor allem eine Mischung aus Leichtigkeit<br />
und Fröhlichkeit gewesen. Viele<br />
Menschen hätten Kirche auf eine<br />
völlig andere Weise erlebt als sie erwartet<br />
oder für möglich gehalten hätten.<br />
Er hoffe nun, dass die Kirchengemeinden<br />
in Sachsen vom Kirchentag<br />
profitieren, sagte der Landesbischof<br />
und erklärte seine Bereitschaft, wieder<br />
einen Kirchentag in Sachsen mit<br />
auszurichten. ❏<br />
Anlässlich des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) fand am 5. Juni 2011 im Hörsaal 1 der<br />
Technischen Universität Dresden ein Gespräch zwischen dem Bundesminister der Verteidigung Dr. Thomas<br />
de Maizière und dem Vorsitzendes des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland Nikolaus<br />
Schneider statt. Der Titel dieser Veranstaltung lautete: „Wie ein Christ Friedensethik und Verteidigungspolitik<br />
zusammenbringt.“ Der Verteidigungsminister, selbst Mitglied des Kirchentagspräsidiums und Träger des bunten<br />
Kirchentagsschals, wurde von der meist friedensbewegten Zuhörerschaft mit herzlichem Applaus begrüßt.<br />
Internationale Verantwortung übernehmen<br />
Thomas de Maizière legte als erster<br />
Redner seine sicherheits- und<br />
friedenspolitischen Auffassungen wie<br />
folgt dar: Die größten Herausforderungen<br />
lägen heute weniger in der Stärke<br />
von Staaten als vielmehr in ihrer<br />
Schwäche. Durch zerfallende und zerfallene<br />
Staaten entstünden Bedrohungen<br />
für den Weltfrieden, wie Radikalisierung,<br />
Aktions- und Rückzugsräume<br />
für den internationalen Terrorismus<br />
und erleichterten den Aufbau von<br />
Strukturen der Organisierten Kriminalität.<br />
Deutschland nehme als gestaltendes<br />
Mitglied der internationalen<br />
Staatengemeinschaft sein Interesse<br />
wahr und setze sich aktiv für eine bessere<br />
und sichere Welt ein. Die Bundesregierung<br />
arbeite für die internationale<br />
Geltung der Menschenrechte<br />
und der demokratischen Grundsätze<br />
und nehme die Schutzverantwortung<br />
der Staatengemeinschaft (responsibility<br />
to protect) wahr. Menschliche<br />
Katastrophen wie der Völkermord<br />
in Ruanda und Srebrenica dürften<br />
sich nicht wiederholen. Dazu sei ein<br />
zielgerichtetes Zusammenwirken des<br />
Auswärtigen Dienstes, der Entwicklungshilfe,<br />
der Polizei, der Streitkräfte<br />
und der Nachrichtendienste auf allen<br />
Ebenen zu verstärken (gesamtstaatliche<br />
Friedens- und Sicherheitspolitik).<br />
Den Vereinten Nationen komme<br />
dabei die Hauptverantwortung für die<br />
Wahrung des Weltfriedens und der internationalen<br />
Sicherheit zu. Die konsequente<br />
Stärkung der Vereinten Nationen<br />
sei dabei vordringliches Ziel<br />
der Bundesregierung. Dies schließe<br />
die Bereitstellung von militärischen<br />
Fähigkeiten zur Friedenserhaltung<br />
und Friedenserzwingung ein.<br />
De Maizière könne sich daher unter<br />
bestimmten Umständen den Einsatz<br />
von deutschen <strong>Soldaten</strong> zur Absicherung<br />
eines Friedens an der Grenze<br />
zwischen Nord- und Südsudan vorstellen.<br />
Er strebe dies jedoch nicht<br />
an, weil eine solche Operation deutsche<br />
militärische Kräfte lange binden<br />
könnte. Die im Vorfeld des Kirchentages<br />
von Nikolaus Schneider geäußerte<br />
Befürchtung, die professionalisierte<br />
neue Bundeswehr könne zu einem<br />
Instrument einer „Kanonenbootpolitik<br />
in neuer Form“ werden, wurde<br />
vom Verteidigungsminister zurückgewiesen.<br />
Es bliebe bei einer Politik<br />
der Zurückhaltung. Gerade der Fall<br />
Libyen zeige doch, dass eher Zivilisten<br />
als <strong>Soldaten</strong> einen militärischen<br />
Einsatz forderten.<br />
In seiner friedensethischen Begründung<br />
für einen militärischen Ein-<br />
18 <strong>AUFTRAG</strong> <strong>283</strong> • SEPTEMBER 2011