LIMESENTWICKLUNGSPLAN BADEN-WÜRTTEMBERG ...
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38 Abb. 35 | Übersichtskartegeophysikalischer Prospektionen am ORL. ERFORSCHUNG stehen jedoch auch die Rohdaten für benutzerspezifische Auswertungen zur Verfügung. Wird das Laserscanning zur Vermessung räumlich begrenzter Objekte eingesetzt, also zum Beispiel des Limes, sollten die Ergebnisse mit denen der klassischen Methoden vergleichbar sein. Es gilt jedoch einige Unterschiede in den beiden Verfahren zu beachten: Bei der terrestrischen Vermessung werden, wie oben bereits bemerkt, die Strukturlinien der Objekte, die Geländekanten, Böschungsober- und unterkanten, Grabensohle usw., durch charakteristische Punkte erfasst. Die Aufnahme erfolgt unmittelbar am Objekt, so dass zusätzliche Hinweise, wie die Art der Vegetation, die Bodenverhältnisse und Ähnliches mit berücksichtigt werden können. Liegen komplizierte Verhältnisse vor, kann die Punktdichte erhöht werden, um eine optimale Erfassung zu gewährleisten. Beim Laserscanning hingegen treffen die Messpunkte zufällig auf das Objekt, die charakteristischen Linien werden dabei im Allgemeinen nicht getroffen. Sie werden durch rechnerische Verfahren aus den aufgenommenen Punkten nachträglich generiert. Hinzu kommt, dass bei zu geringer Auflösung (wenn die Punktabstände zu groß sind) feine Formen und Strukturen verloren gehen und das Modell folglich weich und konturlos wird. Flaue Kon- turen, wie auch das Fehlen kleinerer Geländeformen, sind ein charakteristischer Hinweis auf zu große Punktabstände, die sowohl von vorneherein vorgegeben sein können, aber auch durch vegetationsbedingtes Eliminieren von gemessenen Punkten entstehen können. Damit auch kleine Formen erfasst werden, darf die Rasterweite höchstens halb so groß sein, wie die kleinste Form, die man aufzeichnen will. Bei schmalen, langgestreckten Formen gelingt es aber trotzdem, auch wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, qualitätvolle Ergebnisse zu erzielen. Nachteilig beim reinen Laserscanning ist, gleichgültig ob Reliefbilder oder Höhenlinienpläne das Ergebnis sind, dass Orientierungslinien, wie etwa das Wegenetz, nicht befriedigend zur Geltung kommen. Abhilfe kann durch eine Parallelauswertung von Laserscanning (Reliefbild und Höhenlinien) und gleichzeitig aufgenommenem digitalem Luftbild (sog. True-Ortho-Bild) geschaffen werden. Ein ganz wesentlicher Vorteil einer Laserscan-Messung besteht darin, dass die Messung, ähnlich wie bei einer photogrammetrischen Aufnahme, eine Momentaufnahme darstellt, die immer wieder – auch in größerem zeitlichen Abstand – und mit verbesserter Software ausgewertet werden kann. Die Interpretation der Laser-Daten und der daraus entwickelten Pläne erfordert jedoch weiterhin und in gleichem Maße wie bei der konventionellen Planaufnahme grundlegende Geländekenntnisse und archäologisches, geomorphologisches und topografisches Hintergrundwissen. Wird ein aus Laserscandaten gewonnener Plan als topografische Dokumentation verwendet und nicht nur als Übersichtsbild, so sind ein gründlicher Planvergleich und unter Umständen auch terrestrische Nachmessungen erforderlich. 6.2 Kastelle und Limesabschnitte: Eine Übersicht über bislang in Baden-Württemberg durchgeführte geophysikalische Prospektionen von Harald von der Osten-Woldenburg Die in diesem Beitrag aufgelisteten Ergebnisse geophysikalischer Kartierungen wurden mit vier unterschiedlichen Verfahren erzielt. Neben der Geomagnetik und der Geoelektrik, den beiden Standardverfahren in der geophysikalischen Prospektion archäologischer Denkmale, wurden ausgewählte Objekte zusätzlich mit einem elektromagnetische Reflexions- (Bodenradar) sowie einem elektromagnetischen Induktionsverfahren (EMI) untersucht.
Die geophysikalische Prospektion der archäologischen Denkmale erfolgte durch flächige Kartierungen mit engen Messpunktabständen. Die Messpunkt- und Profilabstände bei der geomagnetischen Kartierung betrugen in bestimmten Fällen jeweils 0,125 m, in der Regel jedoch 0,25 m. Wurde das Messgerät FEREX eingesetzt, erfolgten die Messungen in einem Raster von 0,05 m V 0,25 m. Die geoelektrische Kartierung wurde stets mit einem Messpunkt- und Profilabstand von jeweils 0,5 m durchgeführt, ebenso die elektromagnetischen Induktionsmessungen. Die Bodenradarmessungen erfolgten bei Messpunktabständen entlang eines jeden Profils von 0,025 m oder 0,04 m. Die Radarprofile hatten einen Abstand von 0,25 m oder 0,50 m voneinander. Welches Verfahren bei den besprochenen archäologischen Stätten zum Einsatz kam und welches Instrumentarium dabei eingesetzt wurde, ist zu Beginn eines jeden Abschnittes angegeben. Zusätzlich ist das Jahr der Durchführung der entsprechenden geophysikalischen Untersuchungen aufgeführt. Die geographischen Lagen der in diesem Beitrag behandelten archäologischen Stätten sind in der Übersichtskarte (Abb. 35) ersichtlich. Viele der in diesem Beitrag vorgestellten Messergebnisse werden hiermit erstmals publiziert. ERFORSCHUNG 39 Walldürn: Kastell Methode: Geomagnetik Instrument: Foerster FEREX Prospektiert: 2001 Dieses Kastell wurde zu Testzwecken des Messinstrumentes FEREX des Instituts Dr. Foerster, Reutlingen, kartiert. Die Fläche von etwa 100 m V 120 m konnte mit einer 4-Sonden-Anordnung innerhalb eines Tages prospektiert werden. Auffällig ist unter anderem der unterschiedliche Erhaltungszustand der Verteidigungsgräben (Abb. 36). Innerhalb eines Wiesengrundstückes erscheinen diese Gräben wesentlich deutlicher als innerhalb einer vormals beackerten Fläche. Innerhalb des Kastells sind die Grundrisse mehrerer Gebäude zu erkennen sowie anhand von linear angeordneten kleinflächigen, im Magnetogramm hell dargestellten Anomalien die Lage von Pfostenlöchern, aus denen sich weitere Gebäude rekonstruieren lassen. Ein Quadrant zeigt auffällig wenige Anomalien: Ob wir hier eine verstärkte Erosion oder Freiflächen innerhalb des Kastells vorliegen haben, könnte mit der Anwendung einer weiteren, die Geomagnetik ergänzenden Prospektionsmethode geklärt werden. Großflächige, starke Anomalien mit weißen zentralen Bereichen, die zumeist von einem schwarzen Saum umgeben sind, sind auf Bereiche mit Brandschutt Abb. 36 | Kastell Walldürn, MOS, Magnetogramm.
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Abb. 35 | Übersichtskartegeophysikalischer<br />
Prospektionen am<br />
ORL.<br />
ERFORSCHUNG<br />
stehen jedoch auch die Rohdaten für benutzerspezifische<br />
Auswertungen zur Verfügung.<br />
Wird das Laserscanning zur Vermessung räumlich<br />
begrenzter Objekte eingesetzt, also zum Beispiel<br />
des Limes, sollten die Ergebnisse mit denen der<br />
klassischen Methoden vergleichbar sein. Es gilt jedoch<br />
einige Unterschiede in den beiden Verfahren<br />
zu beachten:<br />
Bei der terrestrischen Vermessung werden, wie oben<br />
bereits bemerkt, die Strukturlinien der Objekte, die<br />
Geländekanten, Böschungsober- und unterkanten,<br />
Grabensohle usw., durch charakteristische Punkte<br />
erfasst. Die Aufnahme erfolgt unmittelbar am Objekt,<br />
so dass zusätzliche Hinweise, wie die Art der<br />
Vegetation, die Bodenverhältnisse und Ähnliches<br />
mit berücksichtigt werden können. Liegen komplizierte<br />
Verhältnisse vor, kann die Punktdichte erhöht<br />
werden, um eine optimale Erfassung zu gewährleisten.<br />
Beim Laserscanning hingegen treffen die Messpunkte<br />
zufällig auf das Objekt, die charakteristischen<br />
Linien werden dabei im Allgemeinen nicht getroffen.<br />
Sie werden durch rechnerische Verfahren aus<br />
den aufgenommenen Punkten nachträglich generiert.<br />
Hinzu kommt, dass bei zu geringer Auflösung<br />
(wenn die Punktabstände zu groß sind) feine Formen<br />
und Strukturen verloren gehen und das Modell<br />
folglich weich und konturlos wird. Flaue Kon-<br />
turen, wie auch das Fehlen kleinerer Geländeformen,<br />
sind ein charakteristischer Hinweis auf zu große<br />
Punktabstände, die sowohl von vorneherein vorgegeben<br />
sein können, aber auch durch vegetationsbedingtes<br />
Eliminieren von gemessenen Punkten entstehen<br />
können. Damit auch kleine Formen erfasst<br />
werden, darf die Rasterweite höchstens halb so groß<br />
sein, wie die kleinste Form, die man aufzeichnen<br />
will. Bei schmalen, langgestreckten Formen gelingt<br />
es aber trotzdem, auch wenn diese Bedingung nicht<br />
erfüllt ist, qualitätvolle Ergebnisse zu erzielen.<br />
Nachteilig beim reinen Laserscanning ist, gleichgültig<br />
ob Reliefbilder oder Höhenlinienpläne das<br />
Ergebnis sind, dass Orientierungslinien, wie etwa<br />
das Wegenetz, nicht befriedigend zur Geltung kommen.<br />
Abhilfe kann durch eine Parallelauswertung<br />
von Laserscanning (Reliefbild und Höhenlinien)<br />
und gleichzeitig aufgenommenem digitalem Luftbild<br />
(sog. True-Ortho-Bild) geschaffen werden.<br />
Ein ganz wesentlicher Vorteil einer Laserscan-Messung<br />
besteht darin, dass die Messung, ähnlich wie<br />
bei einer photogrammetrischen Aufnahme, eine<br />
Momentaufnahme darstellt, die immer wieder –<br />
auch in größerem zeitlichen Abstand – und mit verbesserter<br />
Software ausgewertet werden kann.<br />
Die Interpretation der Laser-Daten und der daraus<br />
entwickelten Pläne erfordert jedoch weiterhin und<br />
in gleichem Maße wie bei der konventionellen Planaufnahme<br />
grundlegende Geländekenntnisse und<br />
archäologisches, geomorphologisches und topografisches<br />
Hintergrundwissen. Wird ein aus Laserscandaten<br />
gewonnener Plan als topografische Dokumentation<br />
verwendet und nicht nur als Übersichtsbild,<br />
so sind ein gründlicher Planvergleich und<br />
unter Umständen auch terrestrische Nachmessungen<br />
erforderlich.<br />
6.2 Kastelle und Limesabschnitte:<br />
Eine Übersicht über bislang in<br />
Baden-Württemberg durchgeführte<br />
geophysikalische Prospektionen<br />
von Harald von der Osten-Woldenburg<br />
Die in diesem Beitrag aufgelisteten Ergebnisse geophysikalischer<br />
Kartierungen wurden mit vier unterschiedlichen<br />
Verfahren erzielt. Neben der Geomagnetik<br />
und der Geoelektrik, den beiden Standardverfahren<br />
in der geophysikalischen Prospektion archäologischer<br />
Denkmale, wurden ausgewählte Objekte<br />
zusätzlich mit einem elektromagnetische Reflexions-<br />
(Bodenradar) sowie einem elektromagnetischen<br />
Induktionsverfahren (EMI) untersucht.