LIMESENTWICKLUNGSPLAN BADEN-WÜRTTEMBERG ...
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ANHANG 1 – MANAGEMENT-PLAN<br />
des Denkmals, seine Lage in völlig unterschiedlichen<br />
Landschaften sowie die Aufteilung der Eigentumsverhältnisse<br />
und Zuständigkeiten machen Absprachen<br />
für seinen Schutz, seine Pflege und seine<br />
Entwicklung notwendig.<br />
4.1.2 Als zusammengehöriges Denkmal von weltweiter<br />
Bedeutung sind bei künftigen Maßnahmen<br />
an jedem Einzelbereich des ORL einheitliche Maßstäbe<br />
anzulegen, die den internationalen Standards<br />
entsprechen. Sie haben ferner unter den verschiedenen<br />
Interessen entlang des ORL genau abzuwägen.<br />
4.1.3 Das Hauptaugenmerk muss dabei auf dem<br />
Erhalt der Denkmalsubstanz liegen. Die authentisch<br />
überkommenen Areale und Einzelelemente<br />
des ORL bilden die Grundlage für alle Maßnahmen<br />
zur Erforschung und Erschließung. Hier bieten die<br />
bestehenden rechtlichen und administrativen Vorgaben<br />
eine ausreichende Basis.<br />
4.1.4 Den zweiten wesentlichen Faktor bei allen<br />
künftigen Maßnahmen am ORL bildet das Einvernehmen<br />
und die Zustimmung der vor Ort an und<br />
mit dem Denkmal lebenden und arbeitenden Menschen,<br />
insbesondere dort, wo neben dem öffentlichen<br />
Interesse am Erhalt des Kulturdenkmals andere,<br />
widerstrebende bestehen.<br />
4.1.5 Vielerorts war die traditionelle Landnutzung,<br />
insbesondere die Land- und Forstwirtschaft, Voraussetzung<br />
für den Erhalt der archäologischen<br />
Denkmale und macht bis heute ihre Erfahrbarkeit<br />
innerhalb der modernen Kulturlandschaft möglich.<br />
4.1.6 Stärker als bisher ist in vielen Teilbereichen<br />
des ORL auch der Bedeutung des Fremdenverkehrs<br />
Aufmerksamkeit zu schenken. Dies gilt zum<br />
einen für die Ansprüche der Besucher an Erfahrbarkeit<br />
und Vermittlung des Denkmals, zum anderen<br />
für deren Rolle als Wirtschaftsfaktor vor Ort.<br />
4.1.7 Schließlich gilt es, Wünschen und Erfordernissen<br />
der wissenschaftlichen Auseinandersetzung<br />
mit den archäologischen Denkmalen der römischen<br />
Reichsgrenze Rechnung zu tragen. Die unmittelbaren<br />
und mittelbaren Ergebnisse der Forschung<br />
fließen in die Inhalte der touristischen Darstellung<br />
ein und beeinflussen auch die Strategien der Denkmalpflege<br />
am ORL.<br />
4.2 Bedrohungen<br />
4.2.1 Einzelne Streckenabschnitte oder Teilbereiche<br />
der Kastellplätze am ORL werden von einer<br />
Vielzahl unterschiedlicher Faktoren bedroht. Diese<br />
Gefährdungen schaden gleichermaßen dem Erhalt<br />
des Denkmals wie seiner wissenschaftlichen Erforschung<br />
und touristischen Nutzung.<br />
4.2.2 Die nachhaltigsten Schäden entstehen überall<br />
dort, wo Teile des ORL von Baumaßnahmen betroffen<br />
sind. Die Nutzung von Freiflächen für die<br />
Anlage neuer Verkehrswege, Industrie oder Wohnhäuser<br />
führt in der Regel zu einem Totalverlust der<br />
Denkmalsubstanz in den betroffenen Bereichen sowie<br />
zu einer dauerhaften und erheblichen Beeinträchtigung<br />
unmittelbar angrenzender Bereiche.<br />
4.2.3 Die landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere<br />
die Bodenbearbeitung mit dem Pflug, führt an<br />
zahlreichen Abschnitten des ORL fortlaufend zu<br />
Eingriffen in die Denkmalsubstanz. Die daraus resultierenden<br />
Beeinträchtigungen sind dort besonders<br />
gravierend, wo im Zuge der Feldbestellung<br />
bestehende Flureinteilungen verändert werden, die<br />
zuvor auf Lage und Verlauf des ORL Rücksicht<br />
nahmen.<br />
4.2.4 Vergleichbare Gefahren bestehen in zunehmendem<br />
Maße auch in Waldgebieten. Hier führen<br />
der Einsatz schwerer Maschinen und die Anlage<br />
neuer Wirtschaftswege zu Zerstörungen an Abschnitten<br />
des ORL, die aufgrund einer jahrhundertelangen<br />
schonenden Wirtschaftsweise häufig oberirdisch<br />
noch besonders eindrucksvoll erhalten sind.<br />
4.2.5 Gegenwärtig eher gering sind die Gefährdungen<br />
an den Denkmalen, die unmittelbar durch Besucher<br />
verursacht werden, wie Vandalismus oder<br />
Schäden durch das Begehen sensibler Denkmalabschnitte.<br />
Verstärktes Augenmerk ist jedoch auf Gefährdungen<br />
zu richten, die mittelbar mit dem Fremdenverkehr<br />
am ORL zusammenhängen. Zu nennen<br />
sind hier die Anlage von Wanderwegen und Parkplätzen<br />
ebenso wie Maßnahmen zur Rekonstruktion<br />
oder dem Wiederaufbau einzelner Objekte, für<br />
die Eingriffe in die Denkmalsubstanz notwendig<br />
werden.<br />
5 Zielvorstellungen<br />
5.1 Prozess der Bewusstmachung<br />
5.1.1 Bei den entlang des Limes lebenden und arbeitenden<br />
Menschen bestehen, wie in der Bevölkerung<br />
generell, die unterschiedlichsten Vorstellungen<br />
über die historische Bedeutung des ORL, über<br />
seine heutige Beschaffenheit und den Umgang mit<br />
ihm in der Zukunft.<br />
5.1.2 Zu den vordringlichsten Zielen des Management-Plans<br />
gehört es daher, in der Gesellschaft und<br />
speziell entlang des ORL ein Bewusstsein zu schaffen,<br />
das den Inhalten dieses Rahmenwerkes gerecht<br />
wird.