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Das Wort - Das slavische Verb

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a) Formation und <strong>Wort</strong>bildungsbasis plus Formativ<br />

1. Grundlagen<br />

Die unter dem Aspekt der <strong>Wort</strong>bildung teilbaren Einheiten mit transparentem Aufbau nennen<br />

wir ‚Formation’ (formacja). <strong>Das</strong> Element, das das neue <strong>Wort</strong> vom alten unterscheidet,<br />

nennen wir ‚Formativ’ (formant). Meist ist das Formativ ein Affix. In den negativen Derivaten<br />

haben wir es jedoch mit einem Nullformativ zu tun, weil das neue Lexem hier durch<br />

das Fehlen eines Oberflächenelements von dem Ausgangswort unterschieden wird. <strong>Das</strong><br />

Ausgangswort, von dem der neue Ausdruck gebildet wird, heißt ‚<strong>Wort</strong>bildungsbasis’<br />

(podstawa s!owotwo´rcza). In den folgenden Ausführungen werden die Formative zur besseren<br />

Erkennbarkeit mit der Nominativendung Singular Maskulin gezeigt.<br />

b) <strong>Wort</strong>bildungsformation<br />

<strong>Wort</strong>bildungsformationen (formacja s!owotwo´rcza) sind motivierte Ausdrücke. Ihre Bedeutung<br />

ergibt sich aus den Einzelteilen, deren Bedeutungen an andere in der Sprache<br />

existierende Lexeme anknüpfen. Der Stamm bezieht sich auf die Bedeutung des Basislexems<br />

und das Formativ auf die Funktion, die es in anderen, bereits vorhandenen Ausdrücken<br />

mit analoger Struktur spielt.<br />

Stamm und Formativ stehen in einer bestimmten Wechselbeziehung, die den allgemeinen<br />

Rahmen für die mögliche Bedeutung der Formation bestimmt. Diese Beziehung<br />

wird normalerweise in einem bestimmten Schema erfasst, das auf alle Ausdrücke mit verwandter<br />

Struktur anwendbar ist; z.B.:<br />

badacz ‚Forscher’ ‚ten, kto´ry bada’, s!uchacz ‚Hörer’ ‚ten, kto´ry s!ucha’, biegacz<br />

‚Läufer’ ‚ten, kto´ry biega’<br />

Diese Bedeutung, die sich aus der Struktur des Ausdrucks ergibt, nennen wir ‚strukturelle<br />

Bedeutung’ (znaczenie strukturalne). Sie bildet den Rahmen der möglichen Verwendungen<br />

der lexikalischen Einheit. In der eigentlichen lexikalischen Bedeutung wird nur ein Teil<br />

dieser Möglichkeiten realisiert; z.B. biegacz ‚Läufer’ ist nicht jeder, der läuft, sondern nur<br />

derjenige, der regelmäßig läuft wie ein Sportler.<br />

Eine zentrale Rolle bei der Bildung der Formation spielt das Formativ. Seine<br />

Grundfunktion der Schaffung neuer Strukturen haben wir als ‚strukturell’ bezeichnet. Darüber<br />

hinaus kann das Formativ auch weitere Funktionen erfüllen. Beispielsweise weist das<br />

Suffix -acz in den Ausdrücken badacz ‚Forscher’, biegacz ‚Läufer’ und s!uchacz ‚Hörer’<br />

auf die Zugehörigkeit nicht nur zur Klasse der Substantive, sondern auch zur Klasse der<br />

Nomina agentis (Handlungsausführenden) hin. Die Funktion der Zuordnung in eine allgemeine<br />

semantische Kategorie nennen wir ‚Bedeutungsfunktion’. Einige Formative können<br />

pragmatisch markierte Ausdrücke bilden. Die Substantive domek ‚Häuschen’ und nosek<br />

‚Näschen’ geben nicht nur an, dass die Gegenstände klein sind, sondern auch dass der<br />

Sprecher eine bestimmte emotionale Beziehung zu ihnen hat. Entsprechend beinhalten die<br />

Ausdrücke domisko ‚Riesenhaus’ und nosisko ‚Riesennase’ eine negative Einstellung des

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