Das Wort - Das slavische Verb

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420 414 Narratives Präteritum, pf. oder ipf. Aspekt: Aktionale Chronologie 7. Verben Dominante Lokalisierung: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem Jetzt’ Untergeordnete Lokalisierung (Default): ‚Aktionale Situation VOR Sprechzeit’. Die narrative, d.h. die dominante Lokalisierung ‚gleichzeitig zum psychischen Jetzt’ erlaubt auch die Erklärung für eine spezifische Art der taxischen Funktion, die ‚aktionale Chronologie’. Die Situationen in den Sätzen (Genowefa) postawi!a "pf wiadra na ziemi i odgarne±!a "pf kosmyk z czo!a. Eli (a) chwyci! "pf wiadra i ruszy! "pf za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. werden als Sequenz, als aufeinanderfolgende Vorgänge verstanden. Der Rezipient stellt sich jeweils beim Lesen des Elementarsatzes die vom Prädikat dargestellte Situation vor. Handelt es sich um ein Ereignis, so ist der vorgestellte Vorgang abgeschlossen, und wenn der nächste Vorgang ebenfalls ein Ereignis ist, dann beginnt er nach dem Abschluss des vorher vorgestellten Vorgangs. Es entsteht die Vorstellung einer Abfolge von Situationen. Ist der vorgestellte Vorgang ein Verlauf, so ist er in der Vorstellung noch nicht abgeschlossen, wenn der nächste Verlauf in die Vorstellung eintritt. Das Ergebnis ist, dass der nächste Vorgang als gleichzeitig, als zeitlich parallel, aufgefasst wird. Vgl.: Genowefa (a) pra!a "ipf bia!a˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twia!y ipf jej re˛ce. (c) Podnosi!a "ipf je wysoko do s!on´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im Czarna(fluss). Vor Kälte (b) wurden ihre Hände starr. Sie (c) hielt sie hoch zur Sonne.’ Durch den Aspekt kann unterschieden werden, ob der nächste Vorgang ein Verlauf ist wie in den Beispielsätzen oben oder ein Ereignis wie mit podnios!a "pf" : Genowefa (a) pra!a "ipf bia!a˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twia!y "ipf jej re˛ce. (c) Podnios!a "pf je wysoko do s!on´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im Czarna(fluss). Vor Kälte (b) wurden ihre Hände starr. Sie (c) erhob sie hoch zur Sonne.’ Die aktionale Chronologie ist eine zeitliche Lokalisierung, die zusätzlich zu den Lokalisierungen des narrativen Präteritum besteht (d.h. zur dominanten Lokalisierung bezüglich des psychischen Jetzt und zur nicht dominanten bezüglich der Sprechzeit). Sie ist implizit, d.h. sie beruht auf Inferenzen, also in aller Regel auf unbewussten Schlüssen, die beim narrativen Präteritum aus den Aspektbedeutungen und beim narrativen Präsens aus den Lexikalischen Aktionalen Funktionen gezogen werden. Beim narrativen Präsens ist diese Chronologie kommunikativ weniger relevant, als beim narrativen Präteritum, wo sie die temporale Dynamik der Erzählung trägt. Die aktionale Chronologie des narrativen Präteritums tritt in

7.7. Das Tempus 415 drei aspektuellen Konstellationen auf, die in einer Erzählung miteinander kombiniert werden können (vgl. Beispiele oben): • die Sequenz: pf.Verb + pf. Verb; • der Parallelismus: ipf. Verb + ipf. Verb; • die Inzidenz, pf. Verb + ipf. Verb oder ipf. Verb + pf. Verb (d.h.: Eintritt vor episodischem Hintergrund) Die Konstellationen bezeichnen wir als ‚aktionale Chronologie’, weil sie nicht nur mit einer Hauptfunktion des Aspekts – seiner aktionalen Komponente – sondern auch ohne den Aspekt, nur mit der Lexikalischen Aktionalen Funktion von Verblexemen zum Ausdruck gebracht werden. Dies wird deutlich daran, dass die zeitlichen Lokalisierungseffekte auch im narrativen (reportierenden, historischen, szenischen) Präsens auftreten, weil der ipf. Aspekt die Lexikalische Aktionale Funktion des Verbs per Default unverändert lässt. Entscheidend für die zeitliche Lokalisierung vermittels der aktionalen Chronologie sind also die aktionalen Gestalten ‚Ereignis’ und ‚Verlauf’ des Prädikats. Die stative Gestalt spielt hierbei keine Rolle, weil die aktionale Chronologie nur bei episodischen Situationen auftritt und stative Situationen per definitionem nicht episodisch sind. Die nicht episodischen Situationen sind aber für die zeitliche Struktur eines Textes insofern nicht irrelevant, als sie den nicht episodischen Hintergrund für episodische Ereignisse und Verläufe bilden können. Die aktionale Chronologie ist auch in den narrativen Verwendungen futurischer Tempora theoretisch denkbar, kommt aber dort praktisch nicht vor. Die mit dem Aspekt ausgedrückte aktionale Chronologie ist das Grundmuster in narrativen Passagen. Die Regeln der aktionalen Chronologie sind Defaults, denn die Aspektkombinationen haben keineswegs immer die angegebenen Funktionen, vgl. im folgenden Beispiel eine Sequenz, die dem Text trotz der Konfiguration ipf. und pf. entnommen wird: Na chwile˛ (a) zatrzymywali sie˛ "ipf . Eli (b) podnio´s! "pf wiadra i ruszyli dalej. ‚Sie blieben eine Weile stehen. Eli hob die Eimer an und sie gingen weiter.’ Die aktionalen Chronologie-Defaults können von verschiedenen Faktoren außer Kraft gesetzt werden, vor allem durch die natürliche Chronologie, d.h. durch nicht sprachliche Faktoren, die dem enzyklopädischen Wissen über chronologische Zusammenhänge wie Ursache–Wirkung usw. entspringen. Andere narrative Tempusfunktionen Das Rückgrat der narrativen Lokalisierung einer Textpassage ist die aktionale Chronologie mit der Lokalisierung ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem Jetzt’. Daneben gibt es auch ungleichzeitige Relationen: 421

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Narratives Präteritum, pf. oder ipf. Aspekt:<br />

Aktionale Chronologie<br />

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Dominante Lokalisierung: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem<br />

Jetzt’<br />

Untergeordnete Lokalisierung (Default): ‚Aktionale Situation VOR Sprechzeit’.<br />

Die narrative, d.h. die dominante Lokalisierung ‚gleichzeitig zum psychischen Jetzt’ erlaubt<br />

auch die Erklärung für eine spezifische Art der taxischen Funktion, die ‚aktionale Chronologie’.<br />

Die Situationen in den Sätzen<br />

(Genowefa) postawi!a "pf wiadra na ziemi i odgarne±!a "pf kosmyk z czo!a.<br />

Eli (a) chwyci! "pf wiadra i ruszy! "pf za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛.<br />

werden als Sequenz, als aufeinanderfolgende Vorgänge verstanden. Der Rezipient stellt<br />

sich jeweils beim Lesen des Elementarsatzes die vom Prädikat dargestellte Situation vor.<br />

Handelt es sich um ein Ereignis, so ist der vorgestellte Vorgang abgeschlossen, und wenn<br />

der nächste Vorgang ebenfalls ein Ereignis ist, dann beginnt er nach dem Abschluss des<br />

vorher vorgestellten Vorgangs. Es entsteht die Vorstellung einer Abfolge von Situationen.<br />

Ist der vorgestellte Vorgang ein Verlauf, so ist er in der Vorstellung noch nicht abgeschlossen,<br />

wenn der nächste Verlauf in die Vorstellung eintritt. <strong>Das</strong> Ergebnis ist, dass der nächste<br />

Vorgang als gleichzeitig, als zeitlich parallel, aufgefasst wird. Vgl.:<br />

Genowefa (a) pra!a "ipf bia!a˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twia!y ipf jej re˛ce.<br />

(c) Podnosi!a "ipf je wysoko do s!on´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im<br />

Czarna(fluss). Vor Kälte (b) wurden ihre Hände starr. Sie (c) hielt sie hoch zur<br />

Sonne.’<br />

Durch den Aspekt kann unterschieden werden, ob der nächste Vorgang ein Verlauf ist wie<br />

in den Beispielsätzen oben oder ein Ereignis wie mit podnios!a "pf" :<br />

Genowefa (a) pra!a "ipf bia!a˛ bielizne˛ w Czarnej. Z zimna (b) dre˛twia!y "ipf jej re˛ce.<br />

(c) Podnios!a "pf je wysoko do s!on´ca. ‚Genowefa (a) wusch die weiße Wäsche im<br />

Czarna(fluss). Vor Kälte (b) wurden ihre Hände starr. Sie (c) erhob sie hoch zur<br />

Sonne.’<br />

Die aktionale Chronologie ist eine zeitliche Lokalisierung, die zusätzlich zu den Lokalisierungen<br />

des narrativen Präteritum besteht (d.h. zur dominanten Lokalisierung bezüglich des<br />

psychischen Jetzt und zur nicht dominanten bezüglich der Sprechzeit). Sie ist implizit, d.h.<br />

sie beruht auf Inferenzen, also in aller Regel auf unbewussten Schlüssen, die beim narrativen<br />

Präteritum aus den Aspektbedeutungen und beim narrativen Präsens aus den Lexikalischen<br />

Aktionalen Funktionen gezogen werden. Beim narrativen Präsens ist diese Chronologie<br />

kommunikativ weniger relevant, als beim narrativen Präteritum, wo sie die temporale<br />

Dynamik der Erzählung trägt. Die aktionale Chronologie des narrativen Präteritums tritt in

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