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Das Wort - Das slavische Verb

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7.7. <strong>Das</strong> Tempus 413<br />

die Textpassage so, als ob der Erzähler ‚jetzt’ über etwas Gegenwärtiges spricht und stellt<br />

sich das Erzählte so vor, als erlebe er es direkt.<br />

<strong>Das</strong>s dies so ist, kann man sich klar machen, wenn man den Inhalt von Erzählungen<br />

als Direktreportage liest (im Theater entspricht dem die sogenannte Mauerschau). Dabei<br />

ist das Präteritum durch das ipf. Präsens zu ersetzen:<br />

(Genowefa) stawia wiadra na ziemi i odgarnia kosmyk z czo!a. Eli chwyta wiadra i<br />

rusza za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. Ona mo´wi cos´, nie odwracaja˛c sie˛.<br />

Mit einer kleinen Änderung des verbalen ‚Vorzeichens’ (postawi!a) kann der Rest des Ausschnittes<br />

auch als historisches Präsens gelesen werden:<br />

(Genowefa) postawi!a wiadra na ziemi i odgarnia kosmyk z czo!a. Eli chwyta wiadra<br />

i rusza za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. Ona mo´wi cos´, nie odwracaja˛c sie˛.<br />

Nicht möglich ist eine solche Tempusersetzung, wenn das Präteritum deiktisch, also relativ<br />

zur Sprechzeit lokalisiert ist (deutsch: Perfekt). Würde<br />

– Zme˛z˙nia!es´.<br />

ins Präsens gesetzt, dann würde das, ganz anders als bei der Umwandlung des narrativen<br />

Präteriums in ein historisches Präsens, den Sinn (und den Wahrheitswert) völlig ändern.<br />

Der Grund dafür ist, dass bei den narrativen Tempusfunktionen des Präteritum und Präsens<br />

die aktionale Situation subjektiv gleichzeitig lokalisiert wird, sie wird in der Vorstellung so<br />

reproduziert, als sehe man sie, nehme sie direkt wahr. Demgegenüber fällt beim deiktischen<br />

Präteritum die subjektive und die deiktische Lokalisierung zusammen, das Präteritum hat<br />

hier die Funktion ‚vorzeitig (zur Sprechzeit und zum psychischen Jetzt)’. Im narrativen<br />

Präteritum ist die Funktion ‚vorzeitig zur Sprechzeit’ nicht dominant (auch z.B. Science<br />

Fiction oder utopische Romane werden im narrativen Präteritum erzählt), dominant ist die<br />

Lokalisierung ‚gleichzeitig zum psychischen Jetzt’.<br />

Vorläufige Zusammenfassung zu den narrativen Tempusfunktionen:<br />

Narratives Präsens (Varianten: historisches Präsens, Direktreportage/Mauer-schau,<br />

Inhaltsangabe von Erzählungen, Szenisches Präsens u.a.), fast immer ipf. Aspekt:<br />

Dominante Lokalisierung: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU psychischem<br />

Jetzt’<br />

Untergeordnete Lokalisierung bei historischem Präsens: ‚Aktionale Situation<br />

VOR Sprechzeit’; bei Direktreportage: ‚Aktionale Situation GLEICHZEITIG ZU<br />

Sprechzeit’,

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