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Das Wort - Das slavische Verb

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Relative Tempusfunktionen<br />

7. <strong>Verb</strong>en<br />

liegen vor, wenn die aktionale Situation in Bezug auf eine andere aktionale Situation lokalisiert<br />

wird, wobei der zeitliche Lokalisator ein propositionaler Akt ist, d.h. ein Sprech- oder<br />

Denkakt, mit dem ein bestimmter Satzinhalt explizit oder implizit verbunden ist (powiedzia!,<br />

mys´le˛). Solche Akte werden bezeichnet mit Hilfe von Sprechaktverben, <strong>Verb</strong>en für<br />

Gedanken, Gefühle oder Erfahrungen. Diese besitzen ein propositionales Argument, das in<br />

der Regel die Form eines untergeordneten Nebensatzes oder Infinitivs hat. Diese Art der<br />

taxischen Lokalisierung bezeichnen wir als ‚relativ’ (‚Aktionale Situation VOR /<br />

GLEICHZEITIG ZU / NACH propositionalem Akt’).<br />

Die für die relative Chronologie verwendeten grammatischen Formen sind deutlich<br />

einfacher als im Deutschen, wo bei der indirekten Rede, also der syntaktischen Unterordnung<br />

unter Sprechakt-<strong>Verb</strong>en, der Konjunktiv verwendet werden soll: Er sagte, sie sei<br />

schon gekommen. Im Polnischen werden in der indirekten Rede dieselben Aspekt-<br />

Tempusformen verwendet, wie in der entsprechenden direkten Rede. Vgl. zu<br />

Maria powiedzia!a: „Jan nie przyjdzie/przyjecha!/przyjez˙dz˙a.“ ‚Maria hat gesagt:<br />

„Jan kommt nicht/ist nicht gekommen/pflegt nicht zu kommen.“’<br />

Maria powiedzia!a, z˙e Jan nie przyjdzie. ‚Maria hat gesagt, dass Jan nicht komme<br />

(="kommen werde).’<br />

Maria powiedzia!a, z˙e Jan nie przyjecha!. ‚Maria hat gesagt, dass Jan nicht gekommen<br />

sei.’<br />

Maria powiedzia!a, z˙e Jan nie przyjez˙dz˙a. ‚Maria hat gesagt, dass Jan nicht zu<br />

kommen pflege.’<br />

Narrative Tempusfunktionen<br />

Von den relativen Tempusfunktionen sind zu unterscheiden die narrativen, z.B. in<br />

(Genowefa) postawi!a wiadra na ziemi i odgarne±!a kosmyk z czo!a. Eli (a) chwyci!<br />

wiadra i ruszy! za nia˛ kamienista± dro´z˙ka˛. Ona powiedzia!a cos´, nie odwracaja˛c sie˛.<br />

Narrative Tempusfunktionen liegen immer dann vor, wenn der Hörer oder Leser sich mit<br />

seiner Vorstellung zeitlich ‚gleichauf’ mit der dargestellten Situation, quasi in der dargestellten<br />

Welt befindet. Dies ist unabhängig davon, ob die Situationen im Präsens oder im<br />

Präteritum dargestellt werden. Bei Direktreportagen wird der Hörer ebenso in die berichtete<br />

Welt versetzt wie im historischen Präsens, also dann, wenn ein Sprecher über Vergangenheit<br />

im Präsens berichtet. Romane benutzen demgegenüber als erzählendes Tempus normalerweise<br />

das Präteritum.<br />

Während bei relativer Lokalisierung an die Stelle der Sprechzeit als dominanter<br />

Lokalisator ein Sprech-, Denkakt o.ä. tritt, tritt bei der narrativen Lokalisierung an die<br />

Stelle der Sprechzeit als dominanter Lokalisator das ‚psychische Jetzt’, die Zeit, in der der<br />

Leser oder Hörer die erzählte Situation liest oder hört und verarbeitet. Der Leser rezipiert

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