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Das Wort - Das slavische Verb

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7. <strong>Verb</strong>en<br />

Dieser Effekt der Aspektsynonymie beruht darauf, dass im Präsens die Aspekt-Opposition<br />

aufgehoben ist, im Präsens ist der ipf. Aspekt Standard, so dass bei neutralem Kontext die<br />

Lexikalische Aktionale Funktion auftritt. Bei telischen Lexemen ist es die Funktion ‚Ereignis’.<br />

Diese Lexeme weisen bei neutralem episodischem Kontext konkret-faktische Satzfunktion<br />

(‚episodisches Ereignis’) auf. Man kann sich den vorgenannten Beispielsatz mit<br />

den ipf. <strong>Verb</strong>en auch in anderen Textumgebungen vorstellen, etwa in Bühnenanweisungen<br />

oder Direktreportagen.<br />

Die Frage, ob für eine bestimmte Redeabsicht ein pf. oder ein ipf. <strong>Verb</strong> verwendet<br />

wird, hängt von vielen Faktoren ab, die nicht selten auch im Widerspruch zueinander stehen.<br />

Polnische Muttersprachler geben für einen Kontext häufig beide Aspektmöglichkeiten<br />

an. Gibt es nicht bestimmte Gründe für die Aspektsetzung (z.B. der ipf. Aspekt für Lexeme<br />

in Präsensfunktion) oder sind sie unbekannt, dann kann als generelle Präferenzregel für<br />

die Aspektverwendung – gerade auch für Deutschsprachige – Folgendes gelten:<br />

Wenn nicht wegen einer bestimmten Satz- oder Textfunktion ein bestimmter Aspekt<br />

gebraucht werden muss, dann wähle bei telischer Funktion im Satz den pf. Partner,<br />

bei nicht telischer Funktion den ipf. Partner.<br />

7.7. <strong>Das</strong> Tempus<br />

<strong>Das</strong> Tempus (czas) ist eine flexivische Kategorie und insofern unabhängig von der lexikalischen<br />

Bedeutung des <strong>Verb</strong>s. Bereits auf der morphologischen Ebene steht es jedoch in so<br />

enger <strong>Verb</strong>indung zu Aspekt und Genus verbi, dass morphologische Tempus-Paradigmen<br />

hier am besten in Kombination mit diesen beiden anderen Kategorien dargestellt werden.<br />

Diese Beziehung wird auf der syntaktischen und textuellen Ebene noch verstärkt. Hier ist es<br />

ebenfalls notwendig, Tempusfunktionen in der Kombination mit den Aspekten und den<br />

Genera verbi zu beschreiben.<br />

7.7.1. Zeitliche Lokalisierung<br />

Zeitliche Lokalisierungen werden durch viele verschiedene Faktoren im Text vermittelt, im<br />

Prädikat zunächst durch bestimmte Kombinationen grammatischer Affixe. Die Tempus-<br />

Affixe bilden Paradigmen, denen jeweils grammatische Bedeutungen wie ‚Präsens’, ‚Futur’<br />

mit ihren einzelnen, umgebungsbedingten Funktionen zugeordnet werden. Für die Beschreibung<br />

von zeitlichen Lokalisierungen sind mindestens drei Parameter notwendig:<br />

a) die lokalisierte Situation – das, was zeitlich lokalisiert wird; bei Tempora und<br />

Aspekten sind es von einem <strong>Verb</strong> ausgedrückte aktionale Situationen, also Ereignisse,<br />

Verläufe und stative Situationen: ‚Aktionale Situation VOR / GLEICH-<br />

ZEITIG ZU / NACH xyz’);<br />

b) der zeitliche Lokalisator – das, in Bezug worauf die aktionale Situation zeitlich<br />

lokalisiert wird; bei Tempora und Aspekten sind es

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