01.12.2012 Aufrufe

Das Wort - Das slavische Verb

Das Wort - Das slavische Verb

Das Wort - Das slavische Verb

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7.6. Der Aspekt 387<br />

präsentische – futurische Funktion, vgl. pisze˛ – napisze˛ ‚ich schreibe – ich werde schreiben’,<br />

s.u.), auch wenn damit eine geringere formale Regelmäßigkeit verbunden ist. Wegen<br />

der formalen Unregelmäßigkeit der aspektuellen Affigierung gibt es in Me˛dak (1997) ein<br />

vollständiges Verzeichnis der <strong>Verb</strong>allexeme mit den zentralen Aspektpartnern (aber ohne<br />

die meisten peripheren Aspektpartner).<br />

Auch die funktionale Seite ist komplex insofern, als die Aspekte relativ viele verschiedene<br />

Funktionen haben und diese sehr stark von der Umgebung, vor allem vom lexikalischen<br />

Stamm (dem Typ des <strong>Verb</strong>allexems), Tempus, Genus verbi und dem Satzkontext,<br />

beeinflusst werden. Viele wichtige Funktionen haben jedoch alle <strong>Verb</strong>en eines Aspekts<br />

unabhängig vom Typ des <strong>Verb</strong>allexems gemeinsam. Mit den im nächsten Abschnitt behandelten<br />

Typen von <strong>Verb</strong>allexemen werden die jeweils mit dem Lexemtyp verbundenen Arten<br />

der Affigierung und die wichtigsten spezifischen Funktionen genannt.<br />

Aus praktischen Gründen sollen in diesem Abschnitt über die funktionalen Aspektpartner<br />

auch solche behandelt werden, deren Beschreibung eigentlich die syntaktische<br />

Ebene betrifft. Bei den meisten bisher behandelten Aspektpartnern ist die lexikalische Bedeutung<br />

des formal nicht markierten <strong>Verb</strong>s so beschaffen, dass die aspektuelle Funktion des<br />

Derivats nur durch die grammatische Operation der Affigierung zustande kommt. <strong>Das</strong> ipf.<br />

Derivat zamykac´ ‚schließen’ besitzt auf der morphologischen Ebene nur die Lexikalische<br />

Aktionale Funktion des Lexems, die Funktion ‚Ereignis’ (die Satzfunktionen dieses <strong>Verb</strong>s,<br />

wie ‚iterativ’ oder ‚progressiv’, kommen, wie oben gesagt, durch die Interaktion dieser<br />

Funktionen mit dem Kontext zustande). Mit der Derivation von zamykac´ ‚schließen’ wurde<br />

also die Funktion des formal unmarkierten <strong>Verb</strong>s zamkna˛c´ ‚schließen’ ‚episodisches Ereignis’<br />

zur Funktion ‚Ereignis’ geändert. Die Veränderung beschränkt sich auf die temporale<br />

Definitheit und entspricht somit bereits auf der morphologischen Ebene der Definition des<br />

funktionalen Aspektpaars. Sie können als morphologische Aspektpartner bezeichnet werden.<br />

Daneben gibt es jedoch Fälle, in denen sich <strong>Verb</strong>en nur in einer oder mehreren grammatischen<br />

Aspektfunktionen (also in der zeitlichen Definitheit oder durch Rekategorisierung<br />

oder Profilierung) erst im für beide Partner gleichen Satzkontext unterscheiden. Sie können<br />

als syntaktische Aspektpartner bezeichnet werden. Deren Definition enthält also dieselben<br />

Bedingungen, wie die der morphologischen Aspektpartner, setzt aber einen gemeinsamen<br />

Satzkontext voraus. Damit erhalten auch solche <strong>Verb</strong>en den Status des Aspektpartners, die<br />

auf der morphologischen Ebene keine sind, weil sie mehr als nur die in der Definition erlaubten<br />

Funktionsunterschiede aufweisen.<br />

Wenn dekursive <strong>Verb</strong>en im Satz mit einer Zeitangabe kombiniert sind, dann kann<br />

eine syntaktische Aspektpartnerschaft mit einem perdurativen Derivat, tendenziell für längere<br />

Zeiträume, meist mit Präfix prze-, bestehen:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!