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Das Wort - Das slavische Verb

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7.6. Der Aspekt 375<br />

ben hier also zu czytac´ ‚lesen’ mit der einen, lexikalisch diffusen, Bedeutung, mehrere<br />

Aspektpartner.<br />

Die Anwendung des Terminus Aspektpaar ist nicht nur für diffuse ipf. <strong>Verb</strong>lexeme<br />

und ihrer pf. Partner auf die syntaktische Ebene zu beschränken. Sie gilt z.B. auch für die<br />

gar nicht seltenen <strong>Verb</strong>vokabeln, bei denen verschiedenen lexikalischen Bedeutungen verschiedene<br />

Aspektpartner entsprechen wie dies bei mo´wic´ – pomo´wic´ ‚sprechen (mit)’,<br />

mo´´wic´ – powiedziec´ ‚sagen’ der Fall ist. Denn welche lexikalische Bedeutung von mo´wic´<br />

vorliegt, wird ja erst im Satzkontext klar. Damit wird auch erst im Satzkontext klar, mit<br />

welchem pf. Aspektpartner das ipf. mo´wic´ ein Aspektpaar bildet.<br />

Die Begriffe Ereignis, Verlauf und stative Situation erfassen nur einen Teil der<br />

funktionalen Unterschiede zwischen pf. und ipf. Aspekt. Ein anderer Teil betrifft die temporale<br />

Definitheit, die Funktionsopposition zwischen episodischen und nicht episodischen<br />

Situationen. Ein <strong>Verb</strong> wie zamkna˛c´ ‚schließen’ (lexikalische Ebene) oder eine <strong>Wort</strong>fügung<br />

wie przeczyta! list ‚er hat den Brief gelesen’ (syntaktische Ebene) vermitteln ein telisches<br />

Ereignis. Die genannten <strong>Verb</strong>en sind perfektiv. Bei den imperfektiven Entsprechungen, also<br />

zamykac´ ‚schließen’, czyta! list ‚er hat den Brief gelesen’ können ebenfalls telische Ereignisse<br />

vermittelt werden, obwohl die <strong>Verb</strong>en nicht pf. sind. Dies kann z.B. dann gegeben<br />

sein, wenn die jeweilige Handlung durch den Satzkontext als regelmäßig wiederholt und<br />

damit temporal indefinit lokalisiert ist, hier als ‚nicht episodisch’ dargestellt.<br />

Gleichgültig, welche Namen man für dieses Phänomen der zeitlichen Definitheit<br />

verwendet, es reicht jedenfalls nicht aus, nur Ereignisse und Verläufe zu unterscheiden, um<br />

die Opposition zwischen pf. und ipf. <strong>Verb</strong>en zu beschreiben. Ereignisse können von ipf.<br />

<strong>Verb</strong>en genauso wie von pf. <strong>Verb</strong>en bezeichnet werden. Der Unterschied zwischen ipf.<br />

zamyka!a in der Bedeutung ‚schloss regelmäßig’ und pf. zamkne˛!a besteht nicht in der Ereignis-Gestalt,<br />

sondern darin, dass das ipf. <strong>Verb</strong> mit dieser Funktion eine nicht episodische,<br />

d.h. als zeitlich indefinite Situation darstellt, das pf. <strong>Verb</strong> eine episodische, zeitlich definite.<br />

zen:<br />

Die Funktionen der temporalen Definitheit sind auf verschiedenen Ebenen anzuset-<br />

1.Lexikalische Ebene: Die Explikationen der lexikalischen Bedeutungen implizieren<br />

bei den Lexemen mit stativer Bedeutung die Funktion ‚nicht episodisch’, vgl.<br />

kochac´ ‚lieben’, wiedziec´ ‚wissen’. Die anderen lexikalischen Bedeutungen implizieren<br />

oder enthalten nicht die Funktion ‚episodisch’ bzw. ‚nicht episodisch’.<br />

2.Morphologische Ebene: Der pf. Aspekt impliziert per Default die Funktion ‚episodisch’,<br />

vgl. zamkna˛c´ ‚schließen’, przeczytac´ ‚lesen’. Dieser Default kann auf<br />

der syntaktischen Ebene aufgehoben werden.<br />

3.Syntaktische Ebene: Hier wird beschrieben, wie die Funktionen ‚episodisch’<br />

bzw. ‚nicht episodisch’ mithilfe des Kontextes konstituiert werden (wenn sie

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