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Das Wort - Das slavische Verb

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7.6. Der Aspekt 363<br />

Verschiedene aktionale Gestalten können sich überlagern. <strong>Das</strong> kann so vonstatten<br />

gehen, dass der Aspekt sich nicht ändert: eine stative Situation kann mehrfache Verläufe<br />

implizieren, z.B. die Gewohnheit zu lesen (wieczorem czytamy ‚abends lesen wir’). Ein<br />

Verlauf kann aber auch mehrfache Ereignisse enthalten, wie bei kiedy macha!a … ‚während<br />

sie winkte …’. Hier wird ein anderer Aspekt verwendet, als für ein entsprechendes Ereignis,<br />

die Standardform für ein Ereignis dieser Art ist das pf. <strong>Verb</strong> machna˛c´ ‚winken’. Da der<br />

Verlauf seinerseits als Ereignis darstellbar ist, vgl. pomachac´, kann auch ein Ereignis mehrere<br />

Ereignisse enthalten. Prinzipiell kann festgehalten werden, dass Überlagerungen nur<br />

möglich sind, wenn Situationen von relativ langer Dauer mehrere Situationen von relativ<br />

kurzer Dauer enthalten.<br />

Phasenprofilierung, Dauer<br />

Die Phasenstruktur in einer aktionalen Situation ist die Grundlage für die Unterscheidung<br />

der aktionalen Gestalten. Die Phasen selbst unterscheiden sich auch durch ihre Position in<br />

der Situation. Verläufe haben immer innere Phasen, Ereignisse haben diese gerade nicht.<br />

Ein Ereignis wiederum kann sein:<br />

– die ganze Situation, dies ist der Standardfall,<br />

– der Anfang einer Situation,<br />

– das Ende einer Situation, vgl. z.B.:<br />

Antek podnosi! wiadra, ale nie podnio´s!. ‚Antek versuchte die Eimer anzuheben,<br />

hob sie aber nicht an (schaffte es nicht).’<br />

Antek podnosi! wiadra i w kon´cu podnio´s!. ‚Antek versuchte die Eimer anzuheben<br />

und hob sie schließlich an (schaffte es).’<br />

Wenn also eine Situation nicht als ganze das Ereignis ausmacht, dann ist der Anfang oder<br />

das Ende eines Verlaufs (oder der Anfang einer stativen Situation) profiliert und wird als<br />

Ereignis konzipiert. Solche Phasenprofilierungen können in einer regelmäßigen Wiederholung<br />

auftreten und sind dann Bestandteile von nichtepisodischen Situationen (er begann<br />

regelmäßig zu …).<br />

In einer Verlaufssituation kann eine innere Phase profiliert werden, dann wird von<br />

der progressiven Funktion des ipf. <strong>Verb</strong>s gesprochen:<br />

Antek unosi! wiadro, kiedy Genowefa pra!a bielizne˛ ‚Antek hob den Eimer hoch,<br />

während Genowefa die Wäsche wusch.’<br />

Die aktionale Subkategorie der Dauer bezieht sich auf die reale Zeit, die ein Ereignis oder<br />

ein Verlauf einnimmt und daher fast ausschließlich auf konkrete, d.h. beobachtbare Vorgänge.<br />

Als ‚punktuell’ bezeichnen wir Ereignisse, die den Rahmen eines Beobachtungsintervalls<br />

(maximal ca. 3 sec) nicht überschreiten, als ‚durativ’ solche Ereignisse oder Verläufe,<br />

die länger dauern, deren Anfang und Ende also nicht in ein und dasselbe reale Wahr-<br />

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