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Das Wort - Das slavische Verb

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7. <strong>Verb</strong>en<br />

‚Ereignis’: Aktionale Situation, die als genau eine Phase zwischen Vor- und Nachstadium<br />

konzipiert wird.<br />

‚Verlauf’: Aktionale Situation, die als Abfolge mehrerer Phasen zwischen Vor- und<br />

Nachstadium konzipiert wird.<br />

‚Stative Situation’: Aktionale Situation, die ohne Phase konzipiert wird.<br />

Die Unterschiede in den aktionalen Gestalten können in Form von einfachen Schemata und<br />

Beispielen der lexikalischen und anderer Beschreibungsebenen verdeutlicht werden:<br />

Ereignis = [–o–], z.B. otworzyc´ ‚öffnen’, przeczytac´ ‚lesen’, powiedziec´ ‚sagen’,<br />

pospac´ ‚schlafen’, przeczyta!em ten list ‚ich habe den Brief gelesen’, juz˙ czyta!em<br />

ten list ‚ich habe den Brief schon gelesen’, …<br />

Verlauf: [–o…o…o–], z.B. spac´ ‚schlafen’, zobacz, tam czytaja˛ ten list ‚guck, dort<br />

lesen sie den Brief’, kiedy mowili o …, ‚als sie über … sprachen, …’<br />

stative Situation: [---] z.B. znaczyc´ ‚bedeuten’, kocha!a ‚liebte’, Doroszewski mo´wi<br />

w artykule, z˙e … ‚Doroszewski sagt in dem Artikel, dass …’<br />

Stärker noch als der Begriff der Phase hat auch der Begriff der Grenze eine gewisse slavistische<br />

Tradition und eine Reihe verschiedener Interpretationen. Mit dem hier bevorzugten<br />

Begiff der Phase, der den der Grenze impliziert, können die vielen Funktionen der Aspekte<br />

besser beschrieben werden und der Anschluss zu den kognitiven Grundlagen der<br />

Aspektualität hergestellt werden. Dies gilt auch für den Begriff der Ganzheitlichkeit, der<br />

sich mit dem Strukturalismus ausgebreitet hat. Wenn ein Ereignis, wie bei uns, als genau<br />

eine Phase konzipiert wird, dann heißt dies, dass die Situation als Ganzheit aufgefasst wird.<br />

Dies entspricht der Wahrnehmung konkreter, punktueller Ereignisse, die am Beginn der<br />

Herausbildung der konzeptuellen Kategorie Ereignis steht. Über einen solchen Begriff der<br />

Ganzheitlichkeit kann insofern der Anschluss an die geistigen Grundlagen der Aspektkategorie<br />

hergestellt werden. Dem Begriff der Ganzheitlichkeit als Definiens für Ereignisse<br />

kann nur der Begriff der Nicht-Ganzheitlichkeit als Definiens für Nicht-Ereignisse gegenübergestellt<br />

werden. Der Begriff Phase ist insofern brauchbarer, als damit nicht nur der<br />

Unterschied zwischen Ereignis und Nicht-Ereignis, sondern auch der Unterschied zwischen<br />

den Nicht-Ereignissen Verlauf und stativer Situation definiert werden kann. Abgesehen<br />

hiervon wurde Ganzheitlichkeit im Strukturalismus als die ‚Gesamtbedeutung des pf. Aspekts’,<br />

verstanden, so dass u.a. für Ereignisse, die mehrfach auftreten, vgl. cze˛sto zamyka!em<br />

drzwi ‚ich habe oft die Tür zugemacht’, nicht der Begriff der Ganzheitlichkeit verwendet<br />

werden kann.<br />

In der Polonistik ist als Äquivalent zu den Begriffen Phase und Grenze oder Ganzheitlichkeit<br />

der Begriff Zustandswechsel weit verbreitet. Der Begriff Zustandswechsel ist<br />

nur dann als Grundlagenbegriff geeignet, wenn er im Sinne von Phase oder Grenze interpretiert<br />

wird. In dieser Grammatik wird der Begriff Zustandswechsel in einem engeren<br />

Sinne gebraucht.

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